Freitag, 16. Oktober 2009

George Michael

Also wenn ich ehrlich sein soll, zähle ich zu jener Gattung "Fans", die man sich erst erobern muss. So war das auch mit dem guten alten George. Vor Jahren zum ersten Mal gehört, vermochte ich mit seiner Musik nicht wirklich viel anzufangen. Mir fehlte der Pep, mir fehlte der Swing, der Move - irgendwie alles. Die Musik plätscherte seicht dahin und glattweg an meinem Ohr vorbei.
Heute ist es völlig anders.
Heute bin ich um Jahre gereift ;-) und was an meinem Ohr vorbeigeht, bleibt heut auch gern mal hängen. Oder ist es der stete Tropfen, der den Stein höhlt?
Wie auch immer - heute liebe ich seine Musik. Ich liebe es, morgens zu erwachen, die sanften Klänge durch die kleine Wohnung perlen zu lassen, im Bett zu liegen, Zeitung zu lesen oder aber auch... seit gestern auf die Ergebnisse meiner virtuellen Kontaktanzeige zu schauen, nebenbei einen ersten guten-Morgen-Kaffee zu genießen...
Hatte ich nicht dem ersten Besucher meines gesichtslosen Profiles einen Preis versprochen?
Pah, dieses Versprechen ist hiermit gebrochen.
Oder wollt Ihr vielleicht jemanden beschenken, der sich auf Euer Profil verirrt und nur die Zeilen "Melde dich mal, wenn du ein Bild hier drinnen hast" dalässt?
Was - bitte schön - ist mit meinem Kunstwerk von Fragebogen?
Was - bitte schön - ist mit dem Esprit in meinen Worten und dem Augenzwinkern zwischen den Zeilen?
Oder stimmt in der Tat das Klischee, dass Männer besser sehen wie lesen können?
Von meiner gestrigen Spontanaktion beinah ein wenig erschrocken, liege ich nun hier, schaue mich um und frage mich:
Will ich allen Ernstes mein schönes gemütliches Leben aufgeben?
Immerhin kann man sich an das allein leben gewöhnen, und ich muss sagen: Es hat schon so seine Vorteile. Du kannst kommen und gehen, wann Du willst, Du frühstückst im Bett oder auch nicht, Du wischt Staub oder lässt einfach nur die Jalousie herunter, Du kannst shoppen bis zum Exzess und nebenbei einen Milchkaffee trinken, Du kannst dich durch die Fernsehprogramme zappen, wie Du willst; auch wenn Du zehnmal bei Rosamunde Pilcher hängenbleibst, riskierst Du kein Augenverdrehen oder Stöhnen oder gar Protestgeschrei.
Andererseits... An den Wochenenden bist Du in der Regel allein.
An Weihnachten bist Du allein.
Wenn es Dir nicht gut geht, bist Du auch meist allein.
Wenn Du Dich freust und übersprudelst vor Glück - kannst Du es auch oft nicht teilen, weil da einfach... niemand ist.
Wenn Du ein neues Kleid kaufst, sagt keiner "Hey Süße, das gefällt mir."
Wenn sich Dein Bedürfnis nach Zärtlichkeit ins Unermessliche steigert... hast Du halt Pech.
Pro und Contra.
Nun, wenn ich ehrlich sein soll: Meine Pro-Liste ist länger, während ich über das Contra großzügig hinwegschau.
Seien wir doch ehrlich, ganz gleich, ob Mann oder Frau: Im Grunde unseres Herzens wollen wir alle nur geliebt und begehrt werden - und das nicht nur für gelegentliche fünf oder maximal zehn Minuten.
Im Grunde unseres Herzens wünschen wir uns alle jemanden, der jede unserer Falten liebt, der neben uns liegt und noch nach zehn Jahren zu uns sagt: "Ich liebe jedes einzelne graue Haar an dir." Ich glaube es jedem Menschen, der sagt, er sei gerne Single. Oh doch, diese Phase habe auch ich kennen und lieben gelernt. Aber ich glaube keinem einzigen Menschen, der sagt, er möchte auf immer und ewig so leben. Niemals. Eine Zeitlang - ja. Aber auf Dauer fehlt das Entscheidende: die Liebe. Die wärmende, herzliche, wunderbare, süße Liebe.
Ich habe übrigens mal gelesen, dass die Beziehung nach einer langen Beziehung, die zumeist bereits in jungen Jahren eingegangen wurde, wesentlich tiefer und inniger sei wie eben jene erste "Ehe". Eigentlich... ist das ziemlich logisch. Nach dem Ende unseres ersten Lebens wissen wir soviel mehr über uns selbst, was wir uns wünschen, wovon wir träumen, wonach wir uns sehnen. Natürlich heißt das nicht, dass jede jung begonnene Beziehung scheitern muss. Nur... oftmals stellen wir halt fest, dass der Mensch, den wir einst liebten, nicht mehr der Mensch ist, den wir heute lieben (können). Manche Menschen bleiben dort stehen, wo sie sind, andere gehen in verschiedene Richtungen. Denen, die miteinander wachsen, gehört meine aufrichtige Bewunderung.
Und ich - ich suche mir jetzt einen, der mit mir mein zweites Leben lebt. Und wehe, der will nicht ;-)
Ach George... Wenn ich früher geahnt hätte, zu welchen Gedanken du mich inspirierst... Ich hätte dich glattweg geheiratet ;-)





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