Donnerstag, 29. Oktober 2009

...You Can Always Count On Me...

...Manchmal ist es nur eine einzige Zeile in einem Song, die mich berührt, die mich erinnert an Zurückliegendes. An schlimme, an traurige und auch an fröhliche Momente.

Als ich heute diesen Song hier hörte...




hat es... mich irgendwie nachdenklich gemacht.
Es ist nicht die Intention dieses Songs, dieses Abschiednehmen müssen auf jene unwiderrufliche Weise, die mich gedankenvoll stimmt. Es ist eben... eher diese eine Zeile "...you can always count on me...", die mich so berührt.
Ich weiß nicht, wie Euch das geht, aber... ich hab mich immer total über die Dinge gefreut, die mir ein anderer Mensch von sich gab und in dieser Geste die Freude des anderen über das Geben zu lesen, zu entdecken war.
Aber noch schöner finde ich es, etwas von mir zu geben, das den anderen überrascht.

Manchmal denke ich lange darüber nach, wie ich jemandem eine Freude machen kann, manchmal kommen die Ideen ganz spontan. Manchmal dauert auch die Umsetzung ein Stück länger und manchmal wird die Freude daran verdorben, bevor es überhaupt vollendet ist - und dann lasse ich es sein.
Schon vor einigen Jahren als auch jetzt wieder im Netz lese ich beinah überall "...mein Traummann/ meine Traumfrau soll mich so nehmen wie ich bin..." Klingt gut, ja ja... Aber die Realität ist zumeist eine andere...
Jeder Mensch bringt seine Ideen, seine Wünsche, seine Vorstellungen mit - und auch seine Erwartungen.
Das Kreuz mit den Erwartungen...
Auch für mich selbst war genau das eine verdammt harte Nuss - und sie zu knacken hat mich extrem viel Kraft gekostet. Vor allem, wenn man in einen solchen Prozess hineingerät und kaum etwas hat, an das man sich halten oder auch... festklammern kann.
Ich kann mich noch bis ins Detail an jenen Tag erinnern, als ich meine erste eigene Wohnung bezog, meinen ersten eigenen Mietvertrag unterschrieb - und da war ich bereits einiges über dreißig Jahre alt... und erschrak dennoch vor der eigenen Courage. Bereut habe ich diesen Schritt niemals, nicht einen Atemzug lang - und ich habe es geliebt, allein zu leben, mein Nest zu bauen, mich allein darin wohlzufühlen. Ich habe es geliebt, weil ich endlich atmen konnte. Frei - so gut es die damaligen Umstände zuließen.
Das war vor gut sieben Jahren.
Auf meiner Reise von damals bis heute ist es mir immer wieder passiert, dass der wirkliche Halt von den Menschen kam, die es nicht versprachen und von denen ich zuweilen nicht einmal ahnte, dass sie da sein würden.
Ich habe Freundinnen "wiederentdeckt", deren Freundschaft ich verloren glaubte.
Und... Zwischen Frauen und Männern kann doch eine tiefe Freundschaft entstehen, die so ganz ohne Sex auskommt - und sie ist wunderschön!
Vor gut fünf Jahren überfiel mich Freund Schmerz, von einem Februartag auf den anderen - und wie lange hat er mich gequält, ehe ich darüber sprechen und vor allem... um Hilfe bitten konnte... Ja, ich gebe zu, ich tue mich ziemlich schwer damit, jemanden um Hilfe zu bitten. Es gab lange Zeiten, in denen niemand da war - niemand für die Antworten auf meine Fragen; niemand für einen Dialog; niemand mit einer Schulter zum Ausweinen; niemand mit beiden Armen zum Anlehnen - und auch in diesen Zeiten musste es ja weitergehen. Ich glaube, daran habe ich mich irgendwann ein Stück weit gewöhnt. So wie ich mich auch ein Stück weit daran gewöhnt habe, weniger über die Dinge zu sprechen, die ich empfinde, die mich bewegen. Glich ich früher einem offenen Buch, dem jeder Zeile ein neuer Impuls entsprang, so fühle ich mich bis heute eher... geschlossen... verschlossen... und nur vorsichtig lasse ich mich öffnen und in mich hineinschauen und nachlesen... Manch einer übrigens mag den Blog nicht lesen, weil er zu allgemein geschrieben ist ;-)

Meinen körperlichen Schmerz kann ich mit doch recht viel Fassung (er)tragen, doch mentaler Schmerz kann mich schnell zerbrechen. Dann ertrage ich den körperlichen Schmerz auch nicht mehr, aber ich glaube, das ist wohl völlig natürlich. Ist es dann ebenso natürlich, dass ich manchmal überhaupt nichts tun möchte, dass ich mich manchmal einfach nur fallenlassen möchte - ohne dabei auf den Arsch zu fallen?
Was für die meisten von Euch eine Selbstverständlichkeit ist - morgens aufstehen, in die Arbeit gehen, abends heimkehren, den Alltag bewältigen und abends die Seele baumeln lassen - das kostet mich inzwischen extrem viel Kraft. Jeden einzelnen Tag. So wie es mich irrsinnig Kraft kostet, mich jeden Tag selbst immer wieder auf die Beine zu stellen und nicht den Mut zu verlieren, selbst meinen Lieben Mut zuzusprechen, obwohl mir im Grunde zuweilen ihr Zuspruch fehlt... Was es bedeutet, jeden einzelnen Tag mit dem Schmerz im Körper zu leben, das... kann eben wirklich nur verstehen, der es selber durchmacht(e). Irgendwie verstehe ich Euch Gesunde sogar.

Trotzdem...
Im Grunde ist es doch traurig, dass man nur dann liebenswert ist, wenn man auch genug geleistet, gegeben hat.
Wenn ich so zurückschau, dann kann ich sagen, dass ich den einen oder anderen Menschen liebte einfach nur für den Respekt, den er mir entgegenbrachte. Für mich geht kaum etwas über die aufrichtige Beziehung zu einem anderen Menschen, die davon lebt, dass man auch im Alltag liebevoll miteinander umgeht.
Und über alles das, was ich dafür von mir gegeben habe, hab ich niemals nachgedacht. Ich wollte es doch so und es hat mir immer Freude bereitet! Vorgerechnet zu bekommen, was einer für den anderen tut, damit kann ich nur schwer umgehen. Wenn man etwas tun möchte, dann aus eigenem Bedürfnis heraus. Oder nicht?
Jedenfalls... bis heute habe ich es gelernt, um Hilfe zu bitten. Zu erkennen, dass ich nicht alles allein schaffen, nicht alles allein bewältigen muss. Ich muss nur noch lernen, genauer hinzuhören, wer auch wirklich meint, was er sagt.
So, und jetzt ist es 1:17 Uhr, ich beende meinen Blog, die Arme werden wieder schwer, die Spritzen wirken anders wie sie sollten und die Nacht wird hoffentlich nicht so alptraumbelastet wie zuletzt. Das Kind hat sich nämlich schon gewundert, dass die Mama heute morgen auf seinem Kinderzimmersofa schlief. Doch das Lauschen auf seinen gleichmäßigen ruhigen Atem ließ mich wenigstens alle Angst zurückdrängen und noch ein wenig Schlaf finden bis zum Morgengrauen - nur mich mit in sein Bett zu legen, also DAS wäre mir nun doch zu albern geworden;-)
"Du bist halt ein Familienmensch, du kannst auf Dauer eben doch nicht alleine leben - sei doch froh!" war die Auskunft meines selbsternannten Therapeuten. Na wenn das so ist... dann ists ja gut ;-)

Good Night.









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