Samstag, 12. Dezember 2009

Oh Du Fröhliche

Nun sitze ich hier in einer Klinik für Psychosomatik und Probleme des Bewegungsapparates (cooles Schlagwort, oder?) und bevor es zur allgemeinen mittäglichen Fütterung geht, nutze ich die Zeit, hier ein paar Zeilen zu schreiben.

Wenn ich ehrlich sein soll, so dachte ich in den letzten Wochen mehrfach daran, diesen Blog zu schließen - aus verschiedenen Gründen. Genau genommen dachte ich das bis heute Morgen. Doch dann... stöpselte ich mir nach dem Frühstück den iPod in die Ohren, machte mich auf den Weg zu einer kleinen Besichtigungstour des Städtchens, in das es mich nunmehr verschlagen hat - und irgendwie fühlte ich mich mit einem Mal besser. Wohler, ausgeglichener.
Und ich sagte mir: Wieso soll ich mit dem Schreiben aufhören, wenn es mir doch guttut? Und solange Ihr noch lesen wollt... schreibe ich eben einfach auch weiter.

Anfangs, als es hieß, dass ich wieder einmal ein Weihnachten in einer Klinik verbringen sollte (wahrscheinlich werden dann umso mehr Plätze frei, weil kein normaler Mensch um diese Zeit hierher finden will ;-)), war ich schon ziemlich... ja... bestürzt und hab selbstverständlich auch versucht, zumindest den Zeitpunkt zu verschieben. Eher oder später, Hauptsache, nicht an Weihnachten, der wohl innigsten, besinnlichsten und irgendwie auch... intensivsten Zeit eines Jahres (jedenfalls gilt das für mich). Aber wie sagte doch die Dame am anderen Ende der Welt: "Was Sie wünschen, danach geht es hier nicht." Und die andere, wesentlich freundlichere Dame der Krankenkasse sagte mir: "Frau Ziggenheimer, Sie können gern versuchen, den Termin zu verschieben. Aber dann gibt es Probleme mit Ihrer Wiedereingliederung, Sie müssten dann vor der Reha wieder vollzeit arbeiten - und Ihr Krankengeld endet doch auch bald."
Ja. Wo sie recht hatte, hatte sie recht.
Also in den sauren Apfel gebissen - Augen zu und durch. Schließlich gehts ja in der Tat um mich. Endlich gesund werden oder wenigstens einen weiteren Schritt in diese Richtung tun.

Und was soll ich sagen: Ich bin jetzt erst wenige Tage hier - und dieses Mal fühlt sich der Aufenthalt in so einer Klinik wesentlich besser an. Unsere Seelen werden behandelt, ja, immerhin... toben darin genug Kämpfe :-(
Doch auch unsere Körper werden behandelt und ich kann hier endlich DEN Sport machen, der mir auch wirklich guttut. Nicht so ein bisschen Tanztherapie, sondern wirklich gelenkschonendes Training, das die Muskeln aufbaut, die ich zu lange geschont habe.
Ich kann Euch sagen, das tut schweineweh - aber irgendwie... habe ich auch das Gefühl, das ich weiterkomme. Diesen berühmten Schritt nach vorn. Und das Beste daran ist: Jeder Patient hier bekommt das auf ihn speziell zugeschnittene Sportprogramm, auf sein individuelles Problem bezogen. Das ist echt cool! Endlich weiß ich, was ich "richtig" mache. Wie ich es "richtig" machen kann, ohne mir noch mehr zu schaden.
Ab nächster Woche wird Helma dann auch wieder unter Strom gesetzt, Dauerimpulse quasi. Hoffentlich stehen mir nicht die Haare zu Berge wie beim Struwwelpeter - oder aber ich kriege damit die Dauerwelle frei Haus ;-)
Was mir hier echt auch gefällt, ist, dass jeder Patient sein eigenes Zimmer hat. Gemeinschaft ist gut für soziale Kontakte, aber ich bin auch echt dankbar dafür, dass ich gerade jetzt auch meine Rückzugsmöglichkeiten habe. Ich kann heulen, schreiben, Musik hören wie ich will - oder einfach mal ganz ungeniert einen Pups lassen.
Dank Laptop und Surfstick bin ich auch irgendwie beteiligt an der Außenwelt, auch wenn es dank des "es gibt nur das GPRS-Signal" (so ist das nun mal hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen ;-)) nur sehr eingeschränkt und manchmal eben auch gar nicht funktioniert. Doch in den lichten Momenten nutze ich diese Möglichkeit der Kommunikation bzw. des Betrachtens der Außenwelt vom Arsch der Welt aus.
Und die "sozialen Kontakte" hier... Also wenn Ihr mich fragt, ich unterhalte mich gern bei Tisch über dies und das und hab da echt auch schon lustige, kurzweilige und auch interessante Gespräche geführt. Zu mehr aber fühle ich mich nicht bereit. Noch nicht jedenfalls. Auch eine Zwillinge-Geborene wie ich braucht Zeiten, in denen sie sich zurückziehen und ihre Ruhe haben kann.

Und wenn es das GPRS-Signal zulässt und Ihr überhaupt auch Interesse dran habt, dann lass ich Euch gern über die Fortschritte hier auf diesem Wege wissen.
Das Tolle ist ja, dass ich nicht allzu weit weg von daheim bin und dass ich Weihnachten nach Hause darf, wenn ich denn will.
Ja, ich will.
Da bin ich zwar auch bloß alleine, aber wenigstens in meinen eigenen vier Wänden, kann in meinem eigenen Bett schlafen. Und vielleicht findet sich ja doch noch die eine oder andere Möglichkeit, sich irgendwo anzuschließen. Schaun mer doch einfach mal :-)

Eure Helma, die sich im Leben nicht unterkriegen lässt

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Du bist nicht allein zu Weihnachten ! Konz