Montag, 17. Januar 2011

Oh Du Böses, Böses Übersetzungsprogramm

Als ich noch zur Schule ging, bescheinigte mir zunächst die Russisch-, anschließend die Englischlehrerin eine gewisse Begabung für Sprachen.
"Wenn Sie nur ein bisschen mehr die Vokabeln lernen..."
"Also Ihre Endnote ist eine Drei, aber ich geb Ihnen eine Zwei, weil Sie einfach gut sind..."
Wobei ich heute natürlich weiß, dass es damals wie heute lediglich um Statistiken ging.
So wie ich am Ende meiner Ausbildung in dem Fach "Staatsbürgerkunde" auf Herz und Nieren geprüft wurde, nur um mir am Ende einen Einser zu geben, den ich meiner Meinung niemals im Leben verdient hatte, für den ich mich aber heute noch schäme. Ich meine, ich hatte in all den Politstunden immer nur die große Klappe, ich habe ungefragt dazwischengequatscht oder mit der Banknachbarin zwei Tische hinter mir das letzte Discowochenende ausgewertet. Wen von uns hat schon der kalte Krieg interessiert? Wir fanden Levis fetzig und mussten stattdessen "Wisent" tragen, wir liebten den süßen Geruch all der bunten Süßigkeiten - in den fünf Minuten, in denen wir uns im Intershop die Augen überquellen lassen haben und standen dafür murrend in der dritten Reihe, wenn es wieder mal Bananen auf Zuteilung gab.
Ich weiß noch, was die für einen Aufhebens machten, als die Jugend aus dem verbotenen Land in einem Sonderbus aufs Fischland gekarrt wurde - unsere Mädchenklasse ebenso und mit der vorherigen sorgsamen Instruktion:
"...und denkt dran: Ihr nehmt nichts von denen an und ihr gebt aber auch nichts von euch!"
Woraufhin ich mir den ungefragten Kommentar: "Wieso geben? Wir haben doch nix!" partout nicht verkneifen konnte.
Na jedenfalls verließ ich die Schulbank mit recht guten Noten in den Sprachen Russisch und Englisch (Französisch erschien mir damals als zu schwierig, ich mein, ich wussts ja nicht besser *hä hä*, und Spanisch wurde - zu meinem persönlichen großen Leidwesen - nicht angeboten. Spanisch, so finde ich, ist die wohlklingendste, erotische Sprache, die es gibt, irgendwann tu ich mir einen solchen Lehrgang noch mal an, das weiß ich genau.) Letztlich ist es ja aber auch so, dass unsereiner recht viel vergessen kann, gerade wenn man sich des Wissens nicht bedient. Aber wann hätte ich zum Beispiel auch schon Englisch reden oder schreiben sollen? Im normalen sozialistischen Kleinbetrieb jedenfalls nicht, nicht mal im Kombinat - also was solls. Dafür drückte ich dann nach der Wendezeit als junge Frau und Mutter noch mal die Auffrischungsbank und unser damaliger junger, schmucker Lehrer (ein Student aus London, der sich hier nur etwas dazuverdienen wollte, vom Lehren aber auch nur keinen blassen Schimmer hatte) hatte sich mehr als einmal kaputtgelacht: "Ihr Doitschen rädät fiiiieeel sssu wöhrtlisch!" Ja. Wissen wir. Wissen zumindest wir, die nicht regelmäßig im - sagen wir mal - Fluss standen.
Und wie geht das heute? OK, inzwischen haben wir noch ein wenig mehr aufgefrischt, inzwischen haben wir Kinder großgezogen, mit denen wir Englischvokabeln paukten ("Echt? So sagt man heute?" - "Mutter, ich denke, du hattest Englisch?" - "Hatte ich ja auch! Aber das Wort haben wir nicht gelernt, das weiß ich genau!") Und für alles das, was wir nicht (mehr) beherrschen, hilft uns das Übersetzungsprogramm. Also zumindest so als Stütze, so als Gerüst, aus dem wir dann noch etwas Ordentliches machen können.
Oder könnten.
Ich mein, ich möcht gar nicht wissen, wie köstlich sich die Engländer oder Amerikaner über unsereiner amüsiert haben. Vielleicht sollten wirs ja wirklich wie die Holländer machen: keine synchronisierten Filme, von Kindesbeinen an vertraut mit Wort und Ton in eben zum Beispiel Englisch. Ja... Machen wir aber nicht. Und wenn ich ehrlich sein soll, ich bin auch zu faul dazu - mir ist es zu anstrengend, bei jedem dritten Satz zu überlegen: "Watt hatt der denn nu eigentlich gesaacht?" Da könnteste nebenbei nicht mal Erdnüsse schnurpsen oder gar Kartoffelchips naschen: Satz verpasst, Sinn verpasst. Neee.... Da nehm ich doch lieber im Ernstfall das Übersetzungsprogramm.
Denn was uns heut Abend beim Herumstöbern und Finden eines lauschigen Urlaubsplätzchens in die Finger fiel, war einfach nur soooo goldig, dass man allein schon dafür das Häuschen buchen sollte. Oder könntet Ihr Euch dem Charme folgender Zeilen entziehen?:
"Ein hause mit erwachsenen garten mit sonne die ganze Tag in den Terrassen mit Marineansicht. Das Haus ist ein Jahr um Häuser über das 64 neues renoviert Quadratmeter, mit völlig ausgerüsteten Küchen mit Nahrungsmittelplatz und Kühlraum/sind- kalter"...
Köstlich - oder??
Oder diese Zeile hier:
"tägliche Wohnzimmer, Schlafzimmer für 2, faules Badezimmer des gesamten Plätzchens mit Waschmaschine"
Wie geil - echt - ich hab so gelacht!!
Das beste an allem war jedoch der Abschluss der Anzeige:
"Hinterlegen 1500 SEK. Sie bekommen es zurück, wenn Sie das Häuschen lassen"


Was soll ich sagen? Gebucht! Wenn das Häuschen nur halb so köstlich ist wie dessen Besitzer und der Blick aufs Meer genauso ist wie auf dem Foto - dann wirds der mit Abstand wunderschönste, entspannteste Urlaub seit Jahren :-)

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