Samstag, 2. Juli 2011

Der Tag, an dem ich beschloss, meinen Mann zu dressieren

Mein heutiges Thema: eine kleine Kunstkritik.
Zu meinem letzten Geburtstag bekam ich von meiner Mama ein Buch von Katja Kessler geschenkt. "Der Tag, an dem ich..." na und so weiter.
Bislang kannte ich die Kessler höchstens mal vom Boulevard-Fernsehen zwischen Abendessen zubereiten und dem nach-der-Arbeit-Hausputzquickie. Und war das nicht auch die, die dem Bohlen sein erstes Buch geschrieben hatte? Wie auch immer, bislang fand ich nichts Bemerkenswertes an dieser Frau, außer dass sie mich immer ein wenig an diese unmögliche Desiree Nick erinnerte, eine ebenfalls topblondierte, bemalte Tusnelda mit der spitzen Lispelzunge und dem hemmungslosen Drang, vor jede Fernsehkamera zu kommen, die nicht schnell genug außer Reichweite geraten konnte.
Bis dann dieses Buch kam.
Bücherlesen funktioniert seit einem Verkehrsunfall bei mir wie bei alten Menschen der Pipi-Gang: immer schön kleckerweise.
Insofern komme ich in regelmäßigen Abständen zu kurzweiligen Lesegenüssen und muss sagen: Ich mag Menschen, die sich selber aufs Korn nehmen und die auch selber über sich lachen können. Augenscheinlich gehört die Kessler ja auch dazu. Hätte ich gar nicht gedacht. Insofern war ich von diesem Buch nach den ersten Kapiteln nicht nur positiv überrascht, sondern auch derart angetan, dass ich es bereits nach Seite 117 von insgesamt 328 weiter empfahl.
Nun ja... Nicht umsonst heißt es: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Bis heute habe ich mich tapfer zur Seite 298 vorgekämpft und gestehe: Ungefähr ein Drittel dieses Buches habe ich eher überflogen denn gelesen. Ich meine, 328 Seiten lang einen selbstkritischen Humor durchzuhalten, das klingt stellenweise nicht mehr nur verkrampft, das IST stellenweise auch verkrampft. Überzogen. Und dann langweilig. Zu wenig Facetten, wie ich finde. Ich meine, immer nur lustig und grinsend und selbstironisch durch die Gegend zu eilen, ist doch auf Dauer ermüdend, findet Ihr nicht? Das Leben ist nicht nur so, das Leben ist auch anders!
Und außerdem, so meine ich, wen interessiert schon, wie viele Arten von Müttern es gibt? So lustig das auch sein mag - bis zur dritten Typbeschreibung reichts, ab der fünften wirds langweilig und bis zur achten habe ich mindestens drei überblättert.
Insgesamt finde ich ja, dass ihr Buch mehr... ja... einem Tagebuch gleicht, in dem sie vor allem über ihre vier Kinder und eben ihr Mama-Dasein schreibt. Mit echten Fotos von ihr, den Beinen ihrer Kinder, diverser Kunstwerke ihrer Kinder und auch der einen oder anderen Anekdote irgendwelcher Promis. Was ja wiederum auch ganz lustig ist. Aber was - und das frage ich mich nicht erst seit der bezwungenen Seite 298 - hat das jetzt alles mit ihrem Mann zu tun, den sie dressieren wollte? Ganze zweihundertachtundneunzig Seiten - und ich habe irgendwie keine Stelle gefunden, die auch nur annähernd zum Titel passt.
Nun ja.
Mein Fazit: Zum Weiterempfehlen und Ausleihen genügt es nicht, finde ich. Wer aber wie ich gerne mal auf fünf Seiten in der Badewanne liegt oder auf zehn Seiten auf seiner Kloschüssel abruht, der möge sich dieses Buch getrost schenken lassen, um genau diese Momente nicht ganz ungenutzt verstreichen zu lassen. Mehr sollte man von diesem Schinken nicht erwarten. Muss man ja aber für eben solche Momente irgendwie auch nicht.

Und wer möchte, bekommt hier eine kleine Leseprobe:
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