Dienstag, 16. August 2011

Manchmal muss man gehen, um wiederzukommen

...und um zu bleiben.
Es ist gleich halb drei Uhr morgens und ich finde nicht in den Schlaf, im Player spielt Musik von U2 und Lifehouse und wenn in diesem Haus noch jemand ebenso ruhlos und schlaflos ist wie ich, bekommt dieser Mensch vermutlich eine Vollmeise. Nachtmusik klingt wohl ein wenig anders.




Ich kann gar nicht aufhören, Gänsehaut zu haben, in Wellen führt sie immer wieder über meine Haut, rauf und runter... Also eigentlich höre ich ja die Rockversion dieses Songs - doch den darf youtube nicht spielen. Also fand ich diese Acoustic Version und die geht mir echt sowas von unter die Haut.

Heute vor fünf Jahren... Nein, eigentlich gestern vor fünf Jahren...
Irgendwann, irgendwo habe ich mal gelesen "Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Und wenn wir das, was in uns liegt, hinaus in die Welt tragen, dann geschehen Wunder."

Mich erinnern diese Zeilen immer an einen sonnigen Samstagnachmittag in der Stadt. Ein Tag im September, getaucht in goldene Herbstsonne, wunderbar mild - und obwohl es mir gar nicht gut ging, ich gerade nicht nur erst einen schweren Verkehrsunfall überstanden hatte - irgendwie hatte sich auch überhaupt mein bisheriges Leben verändert, stand ich dort auf diesem Marktplatz mitten in der Sonne, perlte die Musik aus dem iPod in meine Ohren, schloss ich die Augen, durchflutete mich mit einem Mal ein so wunderbares, inniges Gefühl, breitete ich die Arme aus und fühlte mich... wie überschüttet von Glücksgefühlen, von denen ich keine Ahnung hatte, woher sie kamen und wohin sie wieder gingen... Aber sie waren da, einen ganzen langen Moment lang, und für diesen Moment hielt ich sie fest in mir und ließ sie über die geöffneten Arme wieder nach außen.. 


Wer kennt es, dieses Gefühl, dass Du einem Menschen zum ersten Mal begegnest und dennoch ahnst Du, dass dieser Mensch etwas Wunderbares mit sich bringen wird? Dass er etwas in Dir anschubst, manchmal mit einem sachten Pling, wie wenn zwei Gläser aneinander stoßen und Du wunderst Dich: Woher kommt der Klang, hörst du den nicht auch, geh, frag, ich muss es wissen oder lass mich selber nachschauen - und früher oder später machst Du Dich auf den Weg... Manchmal glaube ich, dass wir alle voller Sehnsucht, Träume und Wünsche sind. Und wenn wir aufmerksam mit uns bleiben, verlieren wir sie auch nicht. Manchmal aber erschrecken wir auch, wenn wir all die Träume und Wünsche und auch unsere Sehnsucht wiederfinden, weil wir nicht wissen, ob wir sie noch wollen oder ob wir uns längst anderen Träumen zugewandt haben, ob unsere Wünsche erwachsen geworden sind. Manche Menschen erschrecken, weil sie spüren, dass sie immer noch leben, atmen, fühlen und träumen - und dass ihr bisheriges Leben eigentlich zu klein geworden ist wie ein Paar Kinderschuhe - und die Konsequenz, die eigentlich folgen müsste, bereitet Angst.  
Da gibt es einen Menschen, der Dir niemals zuviel wird, dafür aber zu wenig. Einen Menschen, der Dich die Sehnsucht, die Geduld und auch die Ungeduld lehrt, die Achtsamkeit und auch den Egoismus und der mit Dir die Liebe zum Meer und die Liebe zur Musik teilt. Ein Mensch, neben dem Du nachts nicht einschlafen kannst, weil Du nicht nur einen einzigen Augenblick mit ihm verschenken möchtest. Ein Mensch, neben dem Du morgens erwachst, während sein Blick schon auf Dir ruht - und Du schaust ihn an und denkst: Es ist genau DAS, was ich sehen möchte, wenn ich morgens erwache...
Ist das denn nichts, wofür es sich zu warten lohnt? Wartest Du nicht Dein ganzes Leben auf so einen Menschen? Und wenn er Dir begegnet, erscheint es Dir, als habest Du zuvor kein ein anderes Leben gelebt – und würde auch danach kein anderes mehr folgen?


Vor genau fünf Jahren... Hat mein altes Leben geendet und ein neues hat begonnen. Auf so leisen Schritten, dass ich es fast nicht bemerkt hätte. Das Trauma ist endlich überwunden.

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