Montag, 9. Januar 2012

Endlich wieder Privatsphäre

Als mich vor über zwei Monaten mein Jüngster im Büro anrief, nur um mir mitzuteilen: "Mudder, ich wollt dir nur sagen, dass ich mir grad das Bein zerschnitten hab" und er auf meine überraschte Nachfrage, wie er denn das jetzt geschafft habe (immerhin weiß ich, dass er nie und nimmer das Küchenreich freiwillig betreten würde, wo Messer und andere scharfe Wurfgeschosse lagern; nicht umsonst immerhin werden alle mehr oder weniger süßen Naschigkeiten in der Kommode außerhalb dieser Active-Zone aufbewahrt) hinzufügte: "Ich bin grad durch die Kinderzimmertür gestürzt", so habe ich nach dem ersten Schreck zunächst die Schadensmeldung an die Versicherung gemailt und alsdann aus den Gelben Seiten einen Fensterbauer gesucht. (Immerhin weiß ich seitdem, dass Zimmertüren nur durch Fensterbauer instand gesetzt werden. Ist ja auch nicht gerade naheliegend, finde ich.)
Noch Mitte November lud ich die Firma zum Begutachten und Ausmessen ein, habe ich anschließend flugs einen entsprechenden Auftrag ausgelöst; immerhin fühlte nicht nur das Kind sich wie auf einem Präsentierteller. Schon blöd, wenn du nicht mal eben so unerkannt ins Bad huschen kannst.
Blöd allerdings auch für das Kind, das nun nicht mal eben heimlich und unerkannt nachts irgendwelche Horrorgeschichten im TV schauen kann oder sich eben so ungesehen über Muttis mahnendes "Mach endlich die Playstation aus, ich weiß schließlich, wo der Sicherungsschalter ist" hinwegsetzen kann.
Dank fehlender Scheibe: Big Mama is watching you!
Und was noch schlimmer für ihn war: Mutti HÖRTE jetzt auch alles. Egal, ob geflucht oder geflüstert!
"Ein bis zwei Wochen, wir müssen die von Ihnen gewünschte Scheibe erst bestellen, aber das klappt in jedem Fall noch vor Weihnachten", wurde mir auf meine erste höfliche Nachfrage seitens der Firma versichert und als trotz meiner weiteren Nachfrage die Reparatur bis vergangenen Freitag nicht erfolgte, konnte ich nur schwer die Frage unterdrücken, ob möglicherweise das Ersatzteil mundgeblasen würde und hätte in diesem Falle offiziell auf die AGB's meiner Hausratversicherung verweisen müssen, inoffiziell aber den Handwerksmeister auf ein Käffchen eingeladen.
Anyway - dem kranken Kind und damit einer zeitlichen Flexibilität sei dank - wurde das gute Stück heute geliefert, nur um ein paar Minuten später mitgenommen zu werden: Die Scheibe war zu groß. Messen können die also auch nicht und nun widerstand ich nur schwer der Versuchung, eine entsprechende Karikatur über die Arbeitsmoral des Ostens anzufertigen. Damit mich niemand falsch versteht: Ich bin selber ein Ossi und immer noch stolz drauf. Aber selbstkritisch muss man schon auch bleiben. Und über sich selber lachen können :)
Jedenfalls - seit heute Abend sitzt die Scheibe, und sie sitzt auch sehr fest in ihrer neuen Einfassung. Gute deutsche Wertarbeit. Und so kann das Kind wieder lästern und fluchen über Muttern und ich... Ich kann wieder naggisch ins Badezimmer huschen und auch meine Mucke aufdrehen, wie ick datt will :)

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