Samstag, 7. Januar 2012

Ich kann heut mal eben nicht die Welt retten

...ich lieg heut flach.
Und erhole mich von der ersten langen Woche des Jahres, habe soeben ein "Hallo Tag"-Bad genommen, die Frischemaske aufgetragen und die Gurkenscheiben auf die müden, schmerzenden Augen gelegt und während sich eine Aspirin neben mir im Wasserglas auflöst, versuche ich mir insbesondere den letzten Abend ins Gedächtnis zurückzurufen.
Mei, brummt mir der Schädel. Nicht nur von der Musik...




Als eine Freundin die Tage anrief und mich ganz bescheiden für Freitag zu ihrer Geburtstagsfeier einlud, dachte ich so bei mir: OK, besorg eine kleine Überraschung, geh mal so für 2 - 3 Stunden hin - und dann haste wohlverdientes Wochenende.
Ich meine, der Freitag ist so der Tag der Woche, an dem das Büro etwa zwei Stunden eher wie sonst schließt, wo ich dann den Einkauf erledige und dann für gewöhnlich auch nichts mehr geht. Dann lege ich nur noch die Beine hoch, mache absolut nix mehr und bin aber auch zu nix mehr zu gebrauchen. Einfach nur durchatmen wollen und müssen, Energielevel schön langsam wieder hochfahren, um am Samstag dann fit in das Wochenende schauen, shoppen, Käffchen trinken gehen, spazieren gehen, Freunde treffen oder auch mit den Söhnen etwas unternehmen.
Als meine Freundin dann Freitag Vormittag noch rechtzeitig anrief und mir anbot: "Lass dein Auto stehen, ich hol dich ab, dann kannst du wenigstens was trinken", schwante mir - offen gesagt - Böses.
Sie war gerade umgezogen (ach, kennt Ihr eigentlich den Brief einer ostfriesischen Mutter an ihren Sohn? Wo sie unter anderem schrieb: "...Dein Vater und ich sind jetzt umgezogen in eine neue Wohnung mit Waschmaschine. Ich tat 15 Hemden hinein, dann zog ich an der Kette. Die Hemden haben wir niemals wiedergesehen!"...) Daran musste ich jedenfalls denken, als die Freundin mich abholte und wir schlussendlich vor einem Haus... ach, was sag ich Haus - ein Schlösschen! datt war ein Schlösschen!! - stehenblieb: "Da vorn raus sind mein Arbeits- und das Kinderzimmer", und mir glattweg der Mund offen stehen blieb. Als ich das schmiedeeiserne Tor sah und die Freundin keinerlei Anstalten machte, aus dem Auto zu steigen, entrang sich mir die Frage: "...du wirst doch jetzt nicht eine Fernbedie..."
Doch.
Tat sie.
Mei.
Nobel geht die Welt zugrunde.
Ehrlich, ich kam mir vor wie in einem Film. Pretty Woman oder so. Oder wenigstens wie so ne Prinzessin, die in einer blauen VW-Kutsche aufs Schloss gebracht ward.
Allein der Fahrstuhl - so geil! So richtig wie aus alten Filmen, noch mit Holztüren und gusseisernem Gitter - und sogar einer Sitzbank!! Ich lag flach!!
Und so war dann auch die Wohnung: Ein Traum. Allein die Küche so groß wie meine eigene kleine bescheidene GANZE Hütte... Aus dem Staunen kam ich ergo gar nicht mehr heraus und während wir alsdann begannen, die Zutaten für das asiatische Menü zurechtzulegen, begannen wir (oder besser: Ich. Sie musste mich ja dann irgendwann noch fahren :)) mit Erdbeer-Limes plus Sekt, stiegen um auf Martini und... äh... ja... Was soll ich sagen... Als sie mich irgendwann fragte: "Willst du einen Kaffee zum Frühstück?" schaute ich zum ersten Mal auf die Uhr und konnte es gar nicht fassen: Es war halb sechs Uhr morgens.
Ich meine, mein Großer kommt für gewöhnlich nie vor 6 Uhr von irgendwelchen Parties - aber der ist ja auch noch jung! Und der ist das gewohnt! Bei dem ist das nicht so wie mit Mutter Ziggenheimer, die auf Silvesterparties schätzungsweise 1,5 Stunden im Badezimmer schnarcht, weil die Gäste ungezogenes Sitzfleisch beweisen.
"Dein Großer war doch auch zu ner Party. Ruf den an, ob wir den gleich mitnehmen sollen."
Ach ja. Stimmt ja. Der war ja auch ausgegangen. Also rief ich ihn an und nach mehrfachem Klingeln meldete sich eine derart verschlafene Stimme, dass ich auch ihn glattweg irgendwo in einem Badezimmer vermutete.
"Na wo biste, sollen wir dich abholen und mit heimnehmen? Sparste dir die Bahnfahrkarte."
"Boah Mudder ey, ich lieg schon im Bett und schlaf. Sach ma, wo bist denn du?"
"Ich... äh... na ja, Party ging bisschen länger, ich komm dann mal nach Hause."
Ja. So war das. Für den oder die eine oder andere von Euch ganz normal. Für mich jedoch...
Als ich heute erwachte, zeigte die Uhr 13:46, der Samstag war somit schon halb vorbei und während mein Jüngster und ich Frühstücksbrötchen backten und es uns in seinem Bett gemütlich machten, um nebenbei "Voice of Germany" zu schauen, bekam ich zum ersten Mal an diesem Tag das Gefühl, halbwegs wieder ein Mensch zu werden.
Und wenn Ihr jemanden findet, der die Welt heute gerettet hat - ich wars nicht.

2 Kommentare:

Tineke hat gesagt…

Super :-) Gönn' Dir den Wellness-Tag...die Welt, mindestens die deutsche Wirtschaft, weil 'sale in the city', habe ich heute gerettet ;-) Leider habe ich keine so coole Waschmaschine ergattern können :-D

brotbüchsenfee hat gesagt…

und die Freundin machte sicherlich nahtlos weiter... wegen Kind und so :-)?! Hey, besuch die Freundin öfter, dann kannste im Schloßpark spielen und womöglich einen Prinzen treffen (oder aber den Lift/Rasen/Stallboy anblinzeln..., auch nett). Und beim nächsten Mal kocht ihr was richtig Scharfes, dann verschwinden eventuelle Kopfschmerzen im Handumdrehen! Freu mich für dich und wünsche alsbaldige Besserung in allen Bereichen!!!