Sonntag, 29. Juli 2012

Nach Tagen der Ruhe

In den letzten Tagen bin ich irgendwie überhaupt nicht richtig zum Bloggen gekommen. Irgendwie war einfach immer etwas los, na ja, der Wahnsinn des Alltags eben. Viel Stress, viel Arbeit, viel (nicht eigener) Kummer, viel Steuererklärung, die ich nun immer noch nicht final zusammenstellen konnte (ich habe sorgsam jeden Tag die Dokumente in die Arbeit und wieder zurückgetragen, ohne auch nur den finalen Pinselstrich setzen zu können), viel Bafög-Antrag für Sohnemann I, wo Frau Mutti ja auch noch ihre Einkommenserklärung abzugeben hat - ja und dann war da noch nach all den Regentagen der plötzliche Hitzschlag da, der mich fast bis zur Bewegungsunfähigkeit verurteilte (jedenfalls nach Dienstschluss) und überhaupt...

"Befragen wir doch das Orakel -
bewegen wir uns heute noch?" 

Also da waren schon Events, über die ich ganz gerne Anekdötchen geschrieben hätte; der Berlin-Trip mit der Freundin vor zwei Wochen zum Beispiel oder die Geburtstags-Party im sonnigen Süden vor einer Woche oder die Reise im September nach Italien, auf die ich mich wahnsinnig freu, die Cartoons, die ich wieder beginne zu malen; das Buch, an dem ich weiterschrieb oder auch die Idee für "richtige" Bilder, die ich wieder malen möchte... Irgendwie aber fehlte mir die Muße zum (Auf)Schreiben und wenn sie mich dann doch mal überkam, passierte irgendetwas, das mich aus dem Gleichgewicht brachte...
All das hier zu erzählen, nein, das schenke ich mir an dieser Stelle.
Nur soviel: Natürlich ging es um Liebeskummer, verletzte Gefühle und riesengroße Lügen, die endlich zutage traten. Und es ging um meine Söhne, von denen ich mir einfach ein wenig mehr wünsche als nur ihr Essen kochen, ihre Wäsche bügeln oder ihre Wünsche erfüllen zu dürfen, während meine Wünsche entweder mit einem mauligen: "Och nööö, du weißt genau, dass ich das nicht mag!" oder mit einem lautstarken: "Jetzt nicht!" beantwortet werden und ich auch nach beinah zwei Monaten immer noch auf das Geburtstagsgeschenk warte... Nein, immer ist das nicht so. Aber wenn, dann eben in genau dem Moment, wo ich es gerade NICHT brauchte... Und es ging um Kollegen, die ihren privaten Stress ins Büro bringen und glauben, wir anderen hätten auch eine Firewall und alles pralle an uns ab.. Nee, so isses nicht. Auch Kollegen sind Menschen und ihre Nerven ein WLAN-Netzwerk, über dessen Drähte man tatsächlich stolpern kann.

Gestern nun war ich mit Miss Berlin auf dem hiesigen Antikflohmarkt und trotz der anfänglichen unglaublich brütenden Hitze und dem anschließend einsetzenden Regen hatte ich endlich das Gefühl, dass ich mich irgendwie befreite... Befreite von beklemmenden Gedanken, schlaflosen Nächten und Nächten, in denen ich wenig schlief und umso eindringlicher träumte. Wieso auch immer, aber mich überkam dieses Empfinden, dass Knoten sich beginnen zu lösen und das Atmen wieder leichter würde, Stück für Stück.
Und dann las ich heute Abend bei Fratzenbuch, dass jemand gestorben war. Jemand, den ich nicht so gut kannte, dafür aber dessen Frau und seine Tochter umso besser. Und ich war schwer geschockt. Dass er schwer krank gewesen war, das hatte ich nicht mal gewusst, und hatte er nicht gerade noch die EM fleißig kommentiert? Und jetzt ist er tot? Das konnte ich nicht fassen, nicht glauben, und auch Sohnemann, der mit der Tochter gut befreundet war, musste erst mal auf der Terrasse eine Zigarette rauchen gehen...

Meine Freundin fragte mich heute Abend, was ich machen würde, wenn ich jetzt Geburtstag hätte und alleine wäre. Und ich sagte spontan: "Ans Meer fahren. Eine Strickjacke mitnehmen, FlipFlops und ein Buch. Und natürlich Musik. In Straßencafes sitzen, auch abends, mit von Sonne gebräunter Haut, mich zurechtmachen und mich darauf freuen, fremde Menschen kennenzulernen. Oder einfach auch nur stundenlang barfuss durch den Sand am Ufer des Meeres laufen, dem Tosen der Wellen lauschen und einmal mehr die unendliche Weite fühlen. Oder eben auch in eine mir noch fremde Großstadt fahren, eintauchen, erkunden. Irgendwas sehen, das ich noch nicht gesehen habe, und damit irgendwas tun, das mir guttut."
Als sie mir daraufhin lediglich ein Datum schrieb, an dem ich mich bereitzuhalten hatte, verschlug es mir für einen Moment die Sprache - und dann sagte ich ihr und auch mir: "Ja, so machen wir das. Wir fahren. Wir genießen das Leben, weil wir viel zu wenig genießen, dass es uns doch gut geht, und dafür aber darüber jammern, was wir gerade nicht haben. Damit muss einfach Schluss sein."
"So machen wir das", war ihre knappe Antwort - und mehr musste auch nicht mehr gesagt werden.


Und dann las ich - passenderweise - noch dieses Zitat heute in einem Blog:

"Leben allein genügt nicht.",
sagte der Schmetterling, 

"Sonnenschein, Freiheit und 

eine kleine Blume muss man auch haben." 

(Hans Christian Andersen)





1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

... so machen wir das ...