Sonntag, 28. Oktober 2012

Zugvogel



In meinem  Leben bin ich - jetzt muss ich kurz nachrechnen - sechsmal umgezogen. Zuerst waren die Abstände länger, zuletzt drei mal in drei Jahren. Ich mochte es, wie nach und nach das Heim wuchs, die Zimmer nach und nach gestaltet wurden, eingeräumt, Platz geschaffen für die Seele.
"Ich erkenne dich in jedem Winkel hier", hat mir mal jemand gesagt. Ganz im Gegensatz zum Lebensraum vor nunmehr über zehn Jahren.
Ich habe aber beispielsweise nie die Wände bemalt. Ein stoisches Weiß ertragen und lieber Bilder an die Wand gepinnt. Obwohl Weiß an der Wand... ja eher ausgesprochen nichtssagend ist. So wie weiße Westen nicht wirklich von einem Leben zeugen. Weiß verbinde ich mit Reinheit, Unschuld - und Langeweile.
Dennoch bemalte ich sie nicht - weil ich ahnte: "Hier werde ich nicht lange sein."
Erst in der letzten Wohnung, in die ich einzog, begann ich damit, die Wände zu bestreichen, einmal, mehrmals und es schien, als würde ich mir hier den Platz für den Rest meines Lebens einrichten...

..Nur um eines Tages festzustellen: Es zieht mich weiter. Genug eingeräumt. Genug bemalt. Genug gelebt.
Sollen andere die Wände wieder weißen...

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