Sonntag, 11. November 2012

Sushi in Suhl Oder: Aber ich muss doch nach Hause

Das Wochenende hatte begonnen.
Und ich hatte noch keinen Plan, was ich damit anfangen wollte.
Ich wusste nur eines: Schlafen, schlafen und nochmals schlafen. Da konnte kommen, was wolle. Wenn das nachts schon zu wünschen übrig ließ, dann musste das eben tagsüber nachgeholt werden - und warum der gesündeste allen Schlafes der Büroschlaf sein soll, wüsst ich auch gern. Nicht schlafen zu können wirkt sich auf mich nicht so frustrierend aus wie das ständige dabei-unterbrochen-werden durch hartnäckiges Telefonklingeln, durstige Kollegen oder... ach egal.
Jedenfalls, es war Freitag nach 19 Uhr, Sohn I zur Party ausgeflogen, Sohn II zur Arbeit gefahren. Zurück blieb Mutti, die bei Voice of Germany einschlief. Zeiten ändern sich. Warum ich bis heute als verrücktes Huhn und Partykracher bezeichnet werde, erschließt sich mir auch nicht: Party kann ich maximal noch buchstabieren.

Ähnlich... ähm... entspannt begann der Samstag und noch am frühen Nachmittag fehlte mir die Erleuchtung, was mit diesem Tag zu beginnen sei und ob er ähnlich verschlafen verstreichen würde wie am letzten Wochenende.
Bis Friederikes Ruf mich ereilte: "Kino!! Und wehe, du siehst besser aus als ich!"
Logisch, dass ich mich aufgebrezelt habe bis zum geht-nicht-mehr, logisch auch, dass ich im "ich-hab-den-ganzen-Tag-gerackert-und-nu-is-Feierabend"-Glanze von Miss Friederike immer noch verblasste. Egal. Sie versüßte mir diesen Umstand mit einem Stück frischen Pflaumenkuchen, schob noch eine Tüte Popcorn hinterher.... Als wir das Kino verließen, war ihre Tüte übrigens noch richtig ganz voll, während meine... ach reden wir nicht drüber. Friedrike, ick warne dir: Ich habe deine Tricks durchschaut, Frollein. Ab heute halte ich streng Diät! Ab heute nur noch Schokolade ohne Keks!

Was haben wir eigentlich geguckt? Ach ja! Die Wahl des Kinofilms! Friederike meinte noch: "Allet, aber keen Bond!" und ich war beruhigt. Wer guckt schon so'n geistigen Tiefflug, bei dem immer wieder derselbe Sülz abläuft? Mann, knackig, kernig, immer eine schöne Frau an der Seite, die gerne auch mal das Zeitliche segnet, freiwillig oder nicht, mit futuristischem Know How und vor allem aber den sieben Leben einer Katze ausgestattet - wen kann sowas ernsthaft noch faszinieren?
Im wahren Leben gucke ich ja zum Beispiel gerne Reportagen (nein, ich meine echte Reportagen, nich sowatt wie "Mitten im Leben" oder "Schicksale" oder wie der ganze *Piep*Pieppiep*Piiiieeepp* auch heißt) - und so schaue ich auch echt gern Filme, die auf einer wahren Begebenheit beruhen.
So wie dieser hier. "Sushi in Suhl!" schlug ich also begeistert vor und Friederike reagierte prompt: "Watt? Du willst nach Suhl!? Sushi kriegste doch auch bei uns!"
Klar.


Ich fand diesen Film jedenfalls kein Stück langweilig, eher ein Film der leisen, feinen, feinsinnigen Töne - und ich mag das total, auch wenn die ersten Filmminuten begleitet wurden von verzweifelten Versuchen Friederikes, die mitgebrachten Prosecco-Fläschchen zu öffnen. Tja. Dumm gelaufen. Ans Trinken hat se ja gedacht, nur eben nich an nen Flaschenöffner. Oder wenigstens an Fläschchen mit Schraubverschluss.
Blieben wir halt notgedrungen beim Wasser, immerhin mit Ingwergeschmack.

Haben gelacht, geschmunzelt und sicher auch mal ne Träne im Knopfloch gehabt bei dieser Geschichte um einen einst jungen Mann, der - das kennen wir sicher alle - den Kopf voller Träume hatte, genug von der Tristesse des ostdeutschen Alltags - und der aber HIER etwas bewegen wollte. Der nach Japan reisen durfte noch vor dem Mauerfall und der sowas wie einen Infarkt erlitt bei der Information, dass der Osten ihn nicht wiederhaben wollte.
"Aber ich muss doch nach Hause"... ist mir lange im Kopf geblieben.
Nach Hause.
Zu Hause ist da, wo mein Herz ist.
Und da, wo meine Wurzeln sind.
Ich glaub, ich könnte in so einigen Ländern der Welt wohnen. Aber nur für eine gewisse Zeit. Dann müsste ich wieder heimkommen können.

Grad hab ich mal nachgezählt: Noch 41 Tage, dann fahre ich wieder nach Hause. Zu meinen Wurzeln. Ich bin so glücklich, dass ich das kann.

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