Samstag, 15. Dezember 2012

Wenns mal wieder länger dauert

Heute habe ich es doch endlich fertiggebracht, auch die letzten Weihnachtskarten zu versenden (ich hatte mich verzählt, eine fehlt noch; ich bin glatt überrascht, wie ungewöhnlich viele es in diesem Jahr sind :)) und nachdem auch der Rest des Bürotages relativ entspannt und locker blieb, schritt ich wohlgemut in den Feierabend - dem angekündigten Blitzeis immer eine Reifenlänge voraus. Bis heute Abend ist übrigens kein Blitzeis eingetroffen und sollte ich mich am Wochenende außer Haus begeben, dann nehme ich einfach die Bahn.
Jedenfalls war ich, als ich heimkam, immer noch recht beschwingt und locker-flockig aufgelegt und in diesem Überschwang und mit einer neuen Tastatur für mein Laptop in der Tasche sprach ich mir mein heutiges Tschaka zu: "Tui - du schaffst das!"
Möglicherweise hatte ich da ja auch etwas missverstanden, trotzdem schraubte ich in einer mir eigentlich nicht eigenen Engelsgeduld gefühlte hundertzwanzig Millionen Schräubchen von Laptops Hinterwand, zerlegte mit beinah zärtlicher Sorgfalt das Elektronikteil in seine taiwanesischen Bestandteile - immer frohen Mutes, am Ende wieder ungehindert darauf herumklimpern und mir selber auf die Schulter klopfen zu können: "Na bitte, du kannst das doch."
OK.
Elektronik ist nicht unbedingt mein Steckenpferd.
Auch nicht mein Lieblingspferd.
Aber nur, weil ich eine Frau bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nur in die Küche gehöre und vielleicht was von Kunst, aber eben nicht von Technik versteh.
Ich habe mir sogar gemerkt, an welchen Platz alle Schrauben gehören - und nach dem erfolgreichen Wechsel der Tastatur und dem Zusammensetzen blieb nichts übrig. Außer eine kleine Schraube, aber na ja... Bei wem ist schon keine locker!
Jedenfalls - ich war euphorisch, ich war extatisch - und mit einem gekonnten Schwung auf den ON-Button entlockte sich mir beinah dieser Jubeljuchzer... na ja eben nur beinah. Denn selbst mit Nachdruck auf ON gedrückt, gab MacLaptop keinen Ton von sich. Er schwieg. Stumm und schwarz gähnte mich der Bildschirm an.  Stumm starrten wir einander an, der eine hilflos, der andere tonlos.
Tja.
Und nun?
Gelbe Seiten?
Ich versuchte es erst mal mit einer mir bekannten Rufnummer - und dankte dem Erfinder von whatsapp & Co., das es mir ermöglichte, in Windeseile ein paar Fotos vom geöffneten Patienten zu versenden mit der Frage: "Und du meine bunte Kuh, was sagst du dazu?"
Die sagte nix. Die lachte.
Stimmt, ich habe nicht gewartet, bis jemand kam, der sich damit auskennt.
Stimmt, ich habe von Elektronik keinen blassen Schimmer. Na ja fast keinen. Ich weiß, dass man bestimmte Bauteile nicht anfassen sollte. Hab ich aber trotzdem gemacht - beim Zerlegen. Und mit meiner Hochspannung vermutlich des Computers Restspannung dezimiert. Ihm vielleicht sogar - wenn ich großes Pech hab - sein letztes Lebenslicht gelöscht.
Worauf ich jetzt schreibe? Auf des Knaben Laptop - denn der ist an diesem Wochenende nicht zu Hause. Ich vermute übrigens, die kommende Woche bringt anstrengende Verhandlungen mit Junior, wer wann den Laptop nutzen darf. OK, ich bin die Mama, ich könnte mich durchsetzen. Ich könnte pädagogisch wertvolle Argumente aufführen, warum ein Knabe nach 18 Uhr keinen Laptop mehr betätigen sollte. Jedenfalls nicht, wenn Playstation und TV gleichzeitig auch noch eingeschalten sind. Ich kenn mich: Mir wird schon was einfallen. Zur Not bekommt er 10 Euro fürs Kino.

Ich hätte mir zumindest gewünscht, dass man einfach nur zu mir sagte: "Cool, du hast es wenigstens versucht. Und jetzt kommen die, die sich damit auskennen. Schauen wir doch mal, ob der Patient noch gerettet werden kann."
Wenn das so gelaufen wär, hätte ich darüber gelacht und mich nicht so belämmert gefühlt. Ich finde es jedenfalls nicht gerade erhebend, sich ausgelacht zu fühlen und dann noch gefühlte zehnmal darauf hingewiesen zu werden, dass man eben nur das machen sollte, was man auch kann. So wird man ja dazu gebracht, immer nur das zu tun, was man schon weiß und kann. Man wird sich nie entwickeln und immer hübsch auf der Stelle treten. Jeder muss Erfahrungen machen dürfen. Du darfst das. Aber auch ich, verdammt noch mal!

Ich geh erst mal zu Bett. Wann dieser Laptop wieder schnurrt, weiß ich noch nicht. Bis dahin könnte ich schlafen. Obwohl... Dann würde aus mir vermutlich ein zweites Dornröschen.Aber wer hat schon Lust, hundert Jahre zu schlafen?
Dann vielleicht doch lieber Frustschokolade?

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2 Kommentare:

Wilder Mohn hat gesagt…

Hallo Helma, nachdem ich den Eintrag vom 16.12. gelesen und ständig genickt habe (insbesondere beim letzten Satz), musste ich bei diesem Post in Sachen Überschrift und letztem Absatz schlucken.
Mit der Stimmung vom vorher gelesenem Post, wirkt das Geschriebene irgendwie seltsam beklemmend.

Lieber Gruß
Sylvie

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Sylvie, haargenau denselben Gedanken hatte ich auch, als ich meine Posts so nacheinander sah. Auch hatte ich überlegt, den Eintrag zum Laptop wenigstens zu ändern. Die Überschrift "und bist Du nicht willig..." Ist ein Zitat von Goethe, und mit dem übrigen habe ich meine Frustration zum Ausdruck bringen wollen über eine Reparatur, die völlig danebenging. Mit einem Augenzwinkern, denn Gewalt verabscheue ich wirklich, in jeder Form. Doch so unmittelbar nacheinander.. Sollte das wirklich nicht so stehen. Ich danke Dir.
Viele Grüße