Freitag, 26. April 2013

Machst du die Motte?

...fragte mich heute mein hurra-er-ist-wieder-da-Jüngster, der - sichtlich gezeichnet von Hollands Sonnenschein und Amsterdams Nächten - heute Abend wieder eingetrudelt war und argwöhnisch den Backofen beäugte, in dem zwei Pizzen brutzelten.
"Ich mach was?" hatte ich die Frage nicht verstanden.
"Die Motte?"
"Hä?" nochmals ein geistreiches Nachhaken meinerseits.
"Na ob du heute die Motte machst."
Ich kratzte mich kurz am Kopf.
"Ich weiß nicht, was du meinst."
Augenverdrehen.
"Ach Mutsch. Die Motte! Die Fliege!" und dann, als es immer noch nicht klickte: "Gehst du noch mal aus, weils heut nur Pizza gibt?"
Pah. Da denkt man, man macht der Jugend eine Freude - weil sie nämlich ultra gern die Nudelpizza vom Doktor essen, aber es die so selten bei mir gibt - da wirste gleich verdächtigt, dass du hier lediglich eine Notlösung präsentierst, damit du davonflattern kannst.
"Nee", entgegnete ich entwaffnend ehrlich, "ich hatte heut echt einen langen, anstrengenden Tag und bin einfach zu faul, um jetzt noch was zu kochen." Immerhin hatte die Uhr irgendwas nach sechs geschlagen und für einen Freitag, der normalerweise etwas zeitiger als sonst endet (nur eben heute nicht), war das doch ausgesprochen spät. Es zog mich auf mein Sofa, ich wollte den eingekauften Joghurt essen plus Banane plus Käffchen - und ich wollte meine Ruhe haben.
Ich mache also nicht die Motte, sondern mime das Faultier ;)
Ansonsten muss ich sagen... Die meisten Unfälle passieren in der Freizeit bzw. zu Hause, oder? Na ja oder sagen wir, kleine Missgeschicke halt. Die eine Hand ist versehen mit kleinen Schnittwunden (einmal beim Dose öffnen nicht aufgepasst und einmal am Papier gewetzt), die andere mit Schürfwunden vom Fensterputzen (ich sage nur Mond und Window Color). Ich liebe ja auch das barfuss laufen, in der Wohnung jedenfalls, und zack, hatte ich mir gleich zu Beginn der Woche einen halben Fußnagel weggerissen, als ich über eine Reisetasche stolperte. Ich konnte nicht mal meckern, ich selbst hatte sie dort stehenlassen, weil ich dachte: "Morgen ist auch noch ein Tag." Tja. Übermorgen eben auch - und bis dahin hatte ich mir dann beim zweiten Stolpern den Nagel ganz weggerissen. Glücklicherweise nur vom mittleren Zeh, der is ja nich so groß.
Ja und sonst? Ich suche mal wieder. Die Nagelschere. Die TAN-Liste. Meinen iPod. Die Kopfhörer der gelben Seiten. Eigentlich ist mein Zuhause wirklich nicht groß. Aber irgendwie.. findet sich augenscheinlich immer noch ein Winkelchen, wo sich was verstecken kann. Ja, gerne auch Langbeiniges - da kriege ich das große Rennen. Aber da ich mit Provisorien ausgezeichnet leben kann, habe ich
1. die TAN-Liste gesperrt
2. Junior die Nagelschere abgenommen, die er nach Holland entführt, aber glücklicherweise wieder mitgebracht hat
3. statt iPod höre ich über das inzwischen gut bestückte Handy und
4. Kopfhörer gab es erst mal im Elektronikmarkt.
Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass ich eins der vier Dinge garantiert wiederfinde, wenn ich gerade
1. meinen Lieblingsfüllfederhalter
2. eine ganz bestimmte CD, die es ausgerechnet heute, jetzt und hier sein muss
3. meine 8 GB-SD-Karte oder den 8 GB-USB-Stick suche (ich muss das so betonen, weil die 2-GB-Dinger sind irgendwie immer da, nur die großen wollen sich nie finden lassen) und
4. einen ganz bestimmten Lipgloss
suche. Ich finde immer das, was ich gerade nicht suche.
Na ja. Aber jetzt ist Wochenende. Zeit zum Schlafen gerade. Ich bin so müde, dass ich stehend einschlafen
Quelle Foto: http://www.wandkleber.de/schlafzimmer-rg075-15-stille.jpg
könnte - aber irgendwie brannten mir doch noch die Worte unterm Fingernagel, dass ich sie noch aufschreiben musste. Junior I ist zur Arbeit gefahren und Junior II stand gerade mitten im Raum: "Hier is ja üüüüberhaupt nüscht los! Man merkt ja nicht mal, dass einer da is!"
"Hä?"
"Na es is so stille hier! Keine Mucke! Kein TV! Keiner, der übern Flur latscht."
Ich beginne laut zu lachen: "Junge, du bist wieder zu Hause und nicht mehr zu sechst auf einem Zimmer wie in Amsterdam!"
Er guckt. Er staunt. Er wundert sich.
"Ich lass mal alle Türen offen", sagt er dann beim Hinausgehen. "Es is mir echt zu unheimlich still."
"Ich kann ja was singen!" rufe ich hinterher.
"Lass mal! Wenn du übern Flur gehst, reicht mir das auch!"
Schön, dass er wieder da is! :)

1 Kommentar:

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Schön, wenn sich alle freuen, wenn alle wieder dort sind, wo ie immer sind - nämlich zu Haus.
Das barfuß-ohne-Socken gehen habe ich mir weitestgehend abgewöhnt. Dünne Metallstuhlbeine (hatten wir früher solche Stühle in der Küche) mit Wucht zwischen ersten und zweiten Zeh gerammt, lässt dich nicht nur singen, sondern Arien flöten.