Montag, 1. Juli 2013

Manchmal hätte ich doch Lust, eine zu rauchen

....und das, was mich davon abhält, ist die Tatsache, dass ich 44 Jahre lang ohne Zigarette auskam und doch jetzt auf die nächsten Meter nicht damit anfangen sollte. Außerdem stinken die Haare, die Klamotten (doch, das ist so, Junior I ist nämlich leider noch nicht wieder von diesem Stengelzeug abzubringen und murrend wasche ich weiterhin beinah täglich seine Klamotten) - und teuer ist es auch. Wenn jetzt einer sagt: Du hast das wichtigste Gegenargument vergessen - die Gesundheit, dann sage ich: Wisst Ihr doch alle selber - und außerdem sind in meinem Umfeld die Menschen, die an Krebs starben, allesamt Nichtraucher gewesen.
Egal.
Das soll jetzt nicht das Thema sein. Könnte man auch uferlos führen. (Fakt aber ist: Ich bin wahnsinnig dankbar für die Gesetzgebung, dass in Lokalen nicht mehr geraucht werden darf. Schließlich sind wir dort zum Essen und wollen das genießen dürfen.)
Grad las ich einen Artikel in einem Blog, bei dem mir erst die Gänsehaut in Wellen über die Haut lief (obwohl ich keinen der Beteiligten kannte oder kenne) und der auch nicht wirklich was mit Rauchen zu tun hat:
http://reloadedlilly.blogspot.de/2013/06/warum.html

Hoffnungslosigkeit. Perspektivlosigkeit. Hilflosigkeit. Unfähigkeit. Oder doch nicht?
In den letzten Tagen und Wochen sind mir diese und ähnliche Dinge immer wieder in die Ohren und vor die Augen gekommen. Wo auch immer ich hinhöre, überall gibt es Streit, Zerwürfnisse, kein Aufeinanderzugehen. Eine Zeitlang stöberte ich auf blog-connect in neuen, anderen Blogs - und war erschüttert darüber, wie viele Blogs es von so jungen Mädchen gibt, die so zerrüttet sind oder aus derart zerrütteten Verhältnissen kommen, dass sie sich die Arme und Beine zerschneiden, um überhaupt wieder etwas zu fühlen. In der Schmerzklinik, in der ich war - so junge Menschen, nur noch Haut & Knochen, weil die Kontrolle über Essen oder Nichtessen die einzige Entscheidung war, die sie selber treffen konnten...
Paare, von denen ich mindestens eine Seite kenne, die sich trennen, weil Partner A stark und selbstbewusst auftrat - was er aber in Wahrheit so nicht ist - und dann springt Partner B erschrocken zur Seite, weil Partner A sich fallenlassen will... und dabei gnadenlos auf den Arsch fällt.
Liebespaare, die Streitigkeiten via sms (!) austragen und sich dann noch wundern, dass sie einander nicht verstehen - und lamentierend auseinanderrennen wollen..
Paare, die sich im Streit verrennen, weil der eine nicht (mehr) sehen kann, wie viel Gutes und Positives ihm im Leben passierte und passiert und stattdessen immer noch mehr fordert und erwartet...

Wo sind nur der Mut, die Verlässlichkeit, die Beständigkeit geblieben? Die Dankbarkeit und die gewisse Bescheidenheit, nicht zuviel zu wollen?
Ist es die Hektik der Zeit, die uns Menschen im Inneren erschüttert, an unseren Grundfesten rüttelt und uns nicht mehr zur Ruhe finden lässt, wir stattdessen überreagieren und genervt Entscheidungen treffen, die wir vielleicht so nie hatten treffen wollen? Können wir uns heute nicht mehr aufeinander verlassen und einander vertrauen, weil wir uns nicht mal mehr auf uns selbst verlassen und uns selbst nicht trauen?
Warum können wir Großen erreichen und bewegen - und zerbrechen an den Kleinigkeiten?
Ich versteh es irgendwie manchmal nicht mehr...

Und ich?
Seit einigen Nächten träume ich von Trennung und dem Verlassenwerden. Immer erwache ich dann morgens und schaue auf das Telefon, auf eine guten-Morgen-Nachricht, die mein Herzklopfen besiegt und ich auf das Foto daneben schaue: Alles ist doch gut...
Ich resümiere mein Leben und stelle mich auf den Prüfstand: Was hat es aus mir gemacht?
Bin ich noch die, die ich sein wollte?
Bin ich die, die ich immer war?
Vor einem halben Jahr hat mir eine Freundin die Freundschaft gekündigt - stillschweigend, wortlos, über diese ich-lösch-dich-bei-Fratzenbuch- und diese ich-blockier-dich-bei-whatsapp-Schiene. Eine für mich doch sehr verletzende Art & Weise - und die nicht zum ersten Mal. Vor einigen Wochen schrieb sie mir eine zweite E-Mail, in der sie versuchte, mir zu sagen, warum. Dass sie versucht hatte, es allein zu schaffen, allein ihre Probleme zu lösen. Darauf habe ich bis heute nicht geantwortet. Und ich werde es auch nicht mehr tun. In meinem Inneren - das fühle ich - hänge ich an ihr - immer noch. Weil ich hinter ihre Fassade hatte schauen können - und mich selber in ihr erkannte. So sehr wie in kaum jemandem anderen. Aber ich kann es nicht mehr ertragen, wie ein Kegel hin und hergeschoben zu werden.
Ich hatte einen Ehemann, der von sich sagte, er lebe nur für mich und die Familie - ich hatte nur zu gehorchen, dann war alles gut.
Ich hatte eine Beziehung, die sehr tief ging, und er sagte, er würde sie niemals aufgeben, er könne es nicht, er wolle es nicht und er werde es auch nicht - bis zu dem Tag, an dem er es hätte unter Beweis stellen können; aber was gut klingt, endet eben auch nicht immer gut.
Und die gelben Seiten und ich... Wir haben es uns echt nicht leicht gemacht, ganz im Gegenteil. Immer wieder gescheitert an Hilflosigkeit, Mutlosigkeit, Zerrissenheit. Heute tragen wir beide einen Ring am Finger - ein Symbol der Unendlichkeit, und ich kann mir auch nichts anderes in meinem Leben mehr vorstellen.
Aber es hat so viel gekostet... So irrsinnig viel, dieses Leben.
Gehen oder bleiben. Oben oder unten. Aufgeben oder weitermachen. Schwimmen oder untergehen.

Ja und nun würde ich gerne eine rauchen.
Stattdessen packe ich die Schokolade aus, die letzte von meinem Geburtstag. Am Raucherbein werde ich also nicht sterben, höchstens vielleicht mal an Verfettung - wenn ich mit dem Sport aufhören sollte.


2 Kommentare:

Frau K. aus P. hat gesagt…

Mensch Helma, du musst echt früher schlafen gehen, dann kommste nicht so ins Grübeln. Du hat es doch gepackt. Das Leben ist schön!!!
LG Susann

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

...ich kann so oft nicht einschlafen - ob das ein Merkmal des Alter(n)s ist? ;)