Donnerstag, 10. Oktober 2013

Schubladendenken

Lieber Nono, Deinen letzten Kommentar in "Anekdoten" nehme ich jetzt mal zum Anlass, um auch noch einen zum Besten zu geben, das mir Anfang letzten Jahres "widerfahren" war. Aber dann ist auch Schluss mit diesen Geschichten, sonst glaubt Ihr noch, der Blog ist kein Blog, sondern ein Jammer-Krankentageblatt.

Jedenfalls - das Schubladendenken ist mir derart oft begegnet, dass sogar ich eines Tages gelernt habe: "Wenn ich mal zu irgendeinem Arzt muss - dann sag ich nie nie wieder was von meiner Schmerzerkrankung!"
In meinem damaligen Beitrag hatte ich es nicht erwähnt (wie ich schon sagte, ich bin richtig gut im Verdrängen der meisten negativen Erfahrungen bzw. Erlebnisse), aber Dank Nonos letztem Kommentar erinnerte ich mich wieder daran (was bitte NICHT als Schuldzuweisung zu verstehen ist und keine entsprechenden Miesmuschelgefühle hervorrufen soll, Nono :)).
Nachdem mich die SMH, die mich aufgrund akuter Atemnot in die Klinik brachte, so richtig mit Blaulicht und Martinshorn (mir war das echt dolle peinlich) an eine Notfallärztin abgab und die erst mal in aller Seelenruhe die ganz wichtigen Dinge abfragte: "Ihre Chipkarte bitte!" und "Was haben Sie für Vorerkrankungen? Irgendwelche Erkrankungen in der Familie?" und während mir die Luft immer knapper wurde und der Hals fühlbar enger, erwähnte ich dusselige Kuh etwas von meiner Schmerzerkrankung. DEN Blick dieser blondondulierten Tussi mit der Perlenkette werde ich nie niemals im Leben vergessen. Es war genau dieser Blick "BONG-BINGO, Sie haben soeben einen Stempel auf der Stirn gewonnen!", alsdann schob sie mir jene Sonde mit Kamera durch die Nase bis hinunter zum Kehlkopf und provozierte damit einen derartigen Hustenanfall, von dem ich glaubte: Erst reißt mir die Lunge, dann platzt mir der Kopf - und IHR wischt die Sauerei dann aber auf!
und dann nickte sie befriedigt  und sagte: "Hopp Helma, rein in deine Schublade! Alles in Ordnung. Ihre Atemnot ist rein psychisch bedingt."
Ich schwöre: Selbst wenn ich es körperlich vermochte hätte - in DEM Moment hätte ich ihr weder die Meinung geigen noch ihr wenigstens eine reinhauen können: Ich war so verdattert, dass in genau dieser Sekunde - nach Abebben des Husten-Würgereizes inklusive Tränen-Rotz-Fluss - mein Kopf zu einem dunkelschwarzen Vakuum mutierte. Da fand nichts mehr statt: Kein Denken, kein Fühlen - nix.
Davon ließ sie sich auch nicht abbringen, als der Notarzt aus dem Krankenwagen in der Ambulanz erschien und nach mir fragte. "Es ist alles in Ordnung", hörte ich die Pissnelke seelenruhig reden, "ihre Atemnot ist rein psychisch." Ich habs nicht sehen können, aber vermutlich hat er genauso geguckt wie ich, denn nach einer kurzen Pause hörte ich ihn sagen: "Bei aller Liebe, DAS glaube ich nicht. Ich nehm sie mir mit rüber, ich guck mir das noch mal genauer an."
Ich bekam noch mal reinen Sauerstoff unter die Nase geklemmt und noch mal irgendwelches Zeug gespritzt und sechs Stunden später konnte ich nach endlich wieder abgeschwollenen Schleimhäuten und mit wieder ausreichend Luft in der Lunge auf eigene Verantwortung die Klinik verlassen.
"Melden Sie sich bitte umgehend bei Ihrem Hausarzt", gab er mir mit auf den Weg, nachdem ich partout nicht davon abzubringen war, nach Hause zu wollen, "Sie haben eine handfeste Lungenentzündung und mit dem Grippostad eine allergische Reaktion hervorgerufen."

So. Und jetzt ist Schluss mit solchen Geschichten. Ich gucke jetzt "Christine - Perfekt war gestern!"
Eine schöne Serie. Passt zu mir. Wie der Arsch auf den Eimer :)



4 Kommentare:

Nono hat gesagt…

Viel Spaß mit der Serie ! ;)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Danke :)

Claudia hat gesagt…

Na, was war das denn für ne Tussi????

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

...eine Ärztin mehr, die Patienten dazu bringt, sich lieber zu Hause und aus eigener Kraft zu kurieren als zu einem Doc zu gehen und sich abwatschen zu lassen...