Samstag, 25. Januar 2014

...und der Samstag ist Mein



Die Seele eines Menschen ist für mich das Überirdische. Da, aber nicht greifbar.
Es gibt aber auch noch die irdischen Dinge - und dazu zählt für mich der guten-Morgen-Kaffee, den ich mir vor zwei Stunden in mein Bett geholt habe.
Wisst Ihr eigentlich, wie geil das ist, wenn du auf dein Thermometer schaust, das dir minus 10 Grad entgegenhält, und du stehst nur auf, um dir einen Kaffee zuzubereiten und wieder in den warmen Kissen und Decken versinken zu können? Ich finds geil :)
Eigentlich hätten die Söhne das Wochenende bei ihrem Vater verbracht. Junior I ist auch dort geblieben. Er muss an diesem Wochenende nicht arbeiten und sich stattdessen mal wieder sehr viel Zeit mit seinen Leuten dort eingeplant. Und Junior II? Der Knabe mit dem Praktikum im Pflegeheim, das so.. äh.. holprig begann.
Am Montag hatte er im neuen Bereich begonnen und ich beäugte, kaum das er das Haus verlassen hatte, mein Handy: "Hoffentlich kommt jetzt nicht gleich wieder eine sms, von wegen dass alles nur Scheiße ist und so" - und unmittelbar danach dongelte es schon "Weißt du zufällig noch, wohin genau ich eigentlich muss?"
Dieser Kindskopf!
Dann aber hörte ich für den Rest des Montags nichts mehr von ihm und als ich abends heimkehrte, lümmelte der Knabe entspannt in seinem Sitzsack und schaute nur kurz auf, als ich das Zimmer betrat: "Na hi! Was gibts heut zu essen?"
Hui. Keine explosive Laune, keine Gefahr darin, ihn anzusprechen. Das machte mich mutig und ich wagte mich vor ins Kampfgebiet: "Selber hi! Heut gibts Hühnchen mit Gemüse. [Kunstpause Mutter] Und? Wie war das Praktikum?"
"Cool!"
"Echt jetzt?"
"Ja echt."
"Äh.. Gehts vielleicht.. doch ein bisschen genauer?"
Augendrehen Junior.
"Was du immer alles wissen willst."
"Junge Junge.... Immerhin durfte ich letzte Woche zum Gespräch, da würde mich schon interessieren, ob ich mich auf ein nächstes einstellen muss."
Er lachte. "Nein, alles gut, wirklich. Da ist so einer, drittes Ausbildungsjahr, der ist echt cool."
Spontan sah mein inneres Auge so einen Typen, groß, schlacksig, schwarzes Tank-Top, Tattoos auf dem Arm, kurzgeschorenes Haar, Tunnel im Ohr. Mein Sohn amüsierte sich köstlich: "Mum, der sieht ganz anders aus, eher wie ein Bubi. Aber ich finde den cool. Der ist auch cool." Na ja gut, hätten wir auch das geklärt.
Ich und meine Vorstellungskraft...
Aber es beruhigt mich nicht nur ungemein, dass er nun wohl so richtig unter die Fittiche genommen wird, dass er seine Scheu abgelegt hat, ältere Menschen anzufassen, zu waschen, auf sie einzugehen, sie zu füttern oder ihnen auch eine frische Windel einzulegen. Die schweren Pflegefälle braucht er nicht und darf er vor allem nicht betreuen - ganz im Gegensatz zum ersten Bereich. Ja da fragste dich ja auch: Ein Heim  und zwei Strategien? Schon komisch, aber ich freu mich, dass die erste blöde Woche vergeben und vergessen ist und dass alles grad so gut läuft. So gut, dass er heute einen Tag nacharbeiten muss, den er nun in der letzten Woche nicht ausführen sollte. Er hat nicht mal gemurrt, im Gegenteil, es war ja sein eigener Vorschlag. Er hatte nur eine einzige Bitte: "Stehst du früh mit mir auf? So wegen Frühstück?" Hab ich natürlich gemacht, mein Mutterherz ist sooo groß! So groß, dass ich gestern nach der Arbeit gleich noch im Supermarkt um die Ecke einkaufen war - allein und ohne Auto. Heißt: Schleppen, Mutter! Schätzungsweise dreißig Meter nach Verlassen des Supermarkts hielt ich an einem Hähnchenstand, bestellte zwei Hälften (selber kochen ist heute aus, ich war einfach nur müde und fertig) und fingerte mit klammen Händen das Telefon aus der Tasche.
"Bist du zu Hause? OK. Dann komm mal vor zum Supermarkt, ich kann das doch nicht alles allein tragen."
Anschließend hielt ich das Telefon einen Meter weit weg, so dass die Einwände von wegen "...ich hier in kurzer Hose... erst anziehen... chillen...." mich nicht wirklich erreichten. In seine Pause von zwei Sätzen sprach ich hinein: "Ist mir jetzt egal, ich schaffs nicht alleine, beeil dich" und legte auf. Soweit kommts noch, dass ich hier das Betteln anfange, dass die Jugend gebettelt werden muss, dass man ihnen das Zeug ins Haus holt und sie sich gefälligst zu beteiligen haben. Ein netter kurzer Plausch mit dem Hähnchenwagenbesitzer, dann wurde ich schon wieder unruhig: Ich wollte einfach nach Hause. Es war Freitagabend, es war scheißkalt - und ich war müde. Hundemüde.
"Ich geh schon mal los, damit s Kind es nicht so weit hat", sagte ich verabschiedend und er lachte: "So eine Mum hätte ich auch gerne."

Ja und nun ist es halb zwölf, das Kind kommt in drei Stunden nach Hause und ich... war bis jetzt so richtig schön und herrlich fa... äh.. chillig. Draußen schneits ein wenig vor sich hin, es sind immer noch minus zehn Grad und ich... überlege noch, ob ich jetzt aufstehe oder.. ähm... später. Ich liebe solche Tage, die echt mir ganz allein gehören. Pause vom Input :)
Obwohl... die Musik belebt mich grad... Mir zuckts in den Beinen. OK, überredet.

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