Dienstag, 4. März 2014

Das Erschreckende sind die Kleinigkeiten im Leben

...wegen derer man sich derart in die Haare kriegt, dass man sich anschließend wochenlang nicht mehr sieht und hört. Was Junior und ich vor wenigen Jahren schon mal hatten, scheint wieder zu passieren - und ich verstehe immer noch nicht, wo mein Fehler liegt. 
Ich habe doch nur festgelegt, dass Junior I die Wohnung staubsaugt, wenn er von der Arbeit kommt. Mal abgesehen davon, dass dies eine Sache von maximal fünf Minuten ist (ja, unsere Wohnung ist so klein), war er ja auch der Verursacher gewisser.. äh.. Krümeligkeiten, die ich beseitigt wissen wollte. Oder erwartet man(n) ernsthaft von mir, dass ich, wenn ich um 23.20 Uhr nach Hause komme, noch das Gerät zücke und die "Arbeit" des Verursachers beseitige? Nicht wirklich. Junior kratzte sich noch am Kopf: "Echt? Hab ich das gemacht?" Und damit schiens für mich geklärt.
Bis ich gestern Abend nach Hause kam und feststellte: nix gemacht. Dafür lag Sohnemann vor laufendem PC und laufendem TV, weil die Lieblingssendung lief und man sich in den Werbepausen beim Kicker weiterzubilden hatte.
"Du Spatzl, wenn Werbepause ist, saugst du die Wohnung durch. Hatte ich dir heut morgen gesagt, hast du aber immer noch nicht erledigt."
Was dann folgte, lässt sich eigentlich... nur schwer wiedergeben: Erst glaubte ich, er springt mir ins Gesicht - weil er sich mit so einer heftigen Bewegung erhob. Dann entstand eine Diskussion über Für und Wider, über das, was Junior I alles tut und Junior II nicht, die faule Sau, der Kronprinz, dem alles bis sonstwohin geschoben wird.
Ich war richtig überrascht über das, was mir da entgegenwehte - aber es war kurz vor 19 Uhr, ich hatte einen langen Tag hinter mir, ich hatte inzwischen mit Junior II den Einkauf erledigt, das Abendessen wollte noch zubereitet werden - und all die tausend kleinen Dinge, die eben... zu tun sind, wenn man drei Tage nicht zu Hause ist, die Wohnung aber von der Jugend bevölkert wird. Die meisten von uns werden wissen, wovon ich rede. Jedenfalls war ICH gestern Abend weder willens noch mächtig, irgendwelche Diskussionen zu führen. Mir ist egal, wer WAS macht, für mich ist wichtig, DASS wir alle etwas tun und damit alle auch zum Familienleben beitragen. Und da will ich nicht darüber diskutieren, dass einer IMMER staubsaugt und der andere IMMER abwäscht, weil der eine das Staubsaugen hasst und der andere das Abwaschen. Ich habe auch nicht immer wieder Nerv und Kraft, über solche Banalitäten zu diskutieren - ich wills erledigt wissen und mich darauf verlassen können. Und nicht, dass die Jugend sich an die Gurgel geht, währenddessen sie einander alles vorrechnen und am Ende ICH alles mach, damits überhaupt jemand erledigt. 
Das Ende vom Lied war, dass ich nach einer dreiviertel Stunde, in der ich das Abendessen zubereitete, selber zum Staubsauger griff - und dafür aber Junior I das Auto strich: "Wenn ihr mich hängenlasst, dann darf ich das doch auch, oder nicht?" Was bedeutete: Wenn ihr mir Arbeit macht, mach ich euch auch welche - und Junior würde nicht bequem mit dem Auto zur Arbeit fahren, sondern bittschön den Bus nehmen.
Das wiederum löste etwas in ihm aus, von dem ich vermutete, dass
A) in diesem Hause schon länger etwas angestaut wurde, das sich jetzt Befreiung suchte und
B) es eigentlich nichts mit mir zu tun hatte - ich aber den Puffer bildete. 
"Ich habe das alles so satt, wisst ihr was, ich fahr morgen nach Hause und komme überhaupt nicht mehr her, mir reichts!"
Junior II hielt sich aus allem raus, schwieg zu allem und nur auf meine Frage, ob die Brüder sich möglicherweise gezofft hatten, bevor ich überhaupt nach Hause kam, sagte er: "Ja haben wir, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, worums eigentlich ging."
Das glaube ich ihm sogar. Ich weiß nicht, in welcher Welt der Junge lebt, aber es ist irgendwo im Überirdischen. Wenn er was erzählen will, vergisst er oft mittendrin, was er eigentlich wollte. Wenn ich den Müllbeutel vor die Tür stelle in der Hoffnung, er nimmt ihn mit, wenn er geht (er geht als Erster von uns aus dem Haus), schiebt er ihn mit dem Fuß zur Seite - und meints nicht mal böse oder irgendwas: Er realisierts gar nicht. Und so weiter und so fort. (Mitgenommen hatte den Müllbeutel übrigens Junior I.) Wenn ich sage: "Bring die Post weg, die liegt im Korridor auf der Kommode", liegt die tags darauf in seinem Zimmer und er antwortet auf meine Nachfrage: "Ach jaaaaa, da war ja noch was".... Ohne Worte, der Bengel.
Klar mach ich ihm genauso Beine. Ehrlicherweise sage ich aber auch: Wenns um den Abwasch geht, mach ich den lieber selbst als mich mit Junior II anzulegen. Er hasst das so wie ich das als Kind gehasst hab. Nennt mich inkonsequent, aber ich streite mich nicht um solchen Pipifax: Ich trage ihm stattdessen andere Aufgaben auf, die mich auch entlasten. 
Ja... Und nun ist Junior I weg. Gefahren heute morgen mit meinem Auto, weil er kein Bargeld mehr in der Tasche hatte, das er am Wochenende für sich und den Bruder ausgab, weil der wiederum das Geld, das ich daließ, verlegt hatte... Es war bis heute Morgen verlegt - und das erfuhr ich.. heute Morgen.
Party goes on!
Junior II musste los zur Bahn, Junior I fuhr der Bus vor der Nase weg.
Ich gab ihm meine Schlüssel: "Spatzl, hier, nimm die Schlüssel."
Er zuckte vor mir weg: "Lass mich in Ruhe! Ich komm nicht mehr hierher!"
"Brauchst du ja nicht", antwortete ich, "aber nimm wenigstens den Autoschlüssel, damit du pünktlich in der Arbeit bist."
Das hat er wohl getan, denn als ich aus der Dusche kam, war mein Auto fort. Grußlos. 
Heute Vormittag schrieb ich ihm eine sms, dass ich es schade finde, dass wir uns wegen solcher Banalitäten so zerstreiten - und ob wir drei das nicht in Ruhe lösen könnten. Eine Antwort kam nicht - aber simsen tut er generell wenig bis gar nicht.
Ich werde also bis etwa 21 Uhr warten und dann wissen, ob er heimkommt oder nicht. Oder ob wir uns jetzt wieder wochenlang aus dem Weg gehen.

Ich werde mich weiterhin fragen, ob wir keine anderen, echten Sorgen oder Probleme haben. Und warum man sich das Leben so unnötig schwer macht. 

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist das Leben. Manchmal. So doof, sich wegen derartiger Kleinigkeiten zu streiten, die sich dann aber wie von Geisterhand zu einem gewaltigen Ungetüm aufbauen. Oder eben, wie du schon sagst, einfach nur Vehikel sind, um Frust abzulassen. Das renkt sich bestimmt wieder ein. Bald, hoffentlich. Am besten schon heute Abend. ;)

Anonym hat gesagt…

das heißt "erwachsen werden" - erst seit ich ausgezogen war wurde auch die beziehung zum rest der familie wieder besser.
besonders zum muttertier baute sich ein regelrechter hass auf; der kleine bruder war sowieso das hassobjekt (er war ja der kleine) und der vater zu selten da um ziel zu sein.
die situation im drang zwischen ausbrechen und alleine leben und eigentlich doch ab und zu noch mutti brauchen ist nunmal nicht einfach.. ich war glaube ich auch so ein kleines drecksbalg und bin nur ausgezogen, weil ich das nicht mehr aushielt - dabei ist nie was schlimmes passiert.

manchmal ist das leider so - ändert sich aber wieder wenn man den bogen nicht überspannt. wie damals mit 2 im supermarkt: "nein, kriegst du nicht,.. dann bleibst du halt da auf dem boden und bockst weiter, ich geh schonmal..." nur dass es nicht mehr der supermarkt und schokolade ist und das kind keine 2 mehr..

nur geduld!

Anonym hat gesagt…

helma, wie ich dich versteh!
Meiner bockt wieder, weil ich seine Mathilde am Sonntag nicht anständig gegrüsst habe. Und vorher hat er mir noch gesagt:"Mama, sprich mal mit ihr. Sag ihr mal anständig die Meinung. Ich glaub die brauch das!" Ich habe einfach nur kurz "hallo!" gesagt.Und ehe ich etwas sagen konnte, war sie auch schon aus meiner Küche verschwunden. Das scheint zu wenig gewesen zu sein. Was wollen sie eigentlich?

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Marie, Deine Worte haben gewirkt - wie am neuesten Beitrag zu sehen ;) Danke für die positive Energie *grins*

Hey "leichtlebig", ja das ist alles mitunter schon ein ziemlicher Kraftakt, und das wohl auch für alle Beteiligten. Wenn sich alles irgendwann mal eingepegelt hat, wird sicherlich alles besser, daran glaube ich auch.
Das mit dem Bocken im Laden hatte ich übrigens mit Junior I damals wirklich: Er warf sich auf den Boden und schrie, während ich über ihn hinwegstieg und weiterging, als sei das gar nicht mein Kind. Mein Ex war damals ganz konsterniert: "Du kannst ihn doch nicht so da liegen lassen." Und ich sagte ganz entspannt: "Und ob ich das kann. Wenn er uns nicht mehr sieht, kommt er sowieso gelaufen." Und so wars dann auch :)

Liebe Noemie, ich glaube, in deiner Position kannst Du nur verlieren. ER sollte ihr die Meinung sagen, finde ich. Wenn sie nämlich ein Problem mit Dir hat, wird sie sich zwischen Dich und ihn stellen. Und dagegen kommt man nur ganz schwer an.