Sonntag, 13. Juli 2014

"Wir kämpfen gegen die Natur, aber die Natur wird immer gewinnen"

  

Diesen Satz habe ich heute von einem Schönheitschirurgen gehört - in irgendeinem Trailer für irgendeine Sendung, die wohl demnächst im TV laufen soll. Ich hatte mir diesen Satz spontan notiert und eigentlich wollte ich etwas im einschlägigen Sinne dazu schreiben. Ich meine, ich persönlich habe nichts gegen Korrekturen: Nase, Narben, Male - was weiß ich, was es da so alles gibt. Und hätte ich eine riesige, krumme Nase mitten im Gesicht - vermutlich würde ich mir das auch korrigieren lassen wollen. Andererseits erschrecke ich mich aber auch, was solche Korrekturen zum Beispiel aus Caroline Beil gemacht haben. Und das wäre nur ein harmloses Beispiel.

...aber je länger ich über diesen Satz nachdachte, heute Nachmittag, desto mehr kam mir in den Sinn, dass dies doch nicht nur auf die Äußerlichkeiten der Menschen zutrifft, sondern mitndestens genauso - wenn nicht noch mehr - auf das (innere) Wesen eines Menschen. Wir können uns eine Weile zurückhalten, anpassen, einpassen vielleicht, zurücknehmen möglicherweise auch - aber irgendwann.. eines Tages setzt sich doch unser Wesen durch, unser Charakter. 
Wie war ich denn, als ich zwanzig Jahre alt war? Ruhig. Schüchtern. Ängstlich fast. Zurückhaltend. Still.
Wie war ich, als ich dreißig Jahre alt war? Ruhig. Immer noch schüchtern. Weniger ängstlich. Weniger still, aber immer noch zurückhaltend.
Wie bin ich, seit ich vierzig Jahre alt geworden war? Zurückhaltend, wo es aus meiner Sicht passt. Laut, wo es aus meiner Sicht passt. Energisch. Ich lache laut und herzhaft, wenn mir danach ist. Ich tue das, wonach mir ist, wenn ich möchte und wenn ich denke, dass das auch passt. Ich äußere laut und deutlich meine Wünsche und ebenso laut und deutlich, wenn mir was so völlig gegen den Strich geht. Ich lasse los, was mir nicht guttut. 
Ich brauche niemanden, der mir sagt, wie ich mich anziehen und das Haar tragen soll und der der Meinung ist, in "meinem Alter schicke sich das nicht mehr". (Nein, hiermit meine ich übrigens nicht die gelben Seiten - nur dass hier keine Missverständnisse aufkommen :)). Und ob ich für kürzere oder längere Zeit wo lebe, dann möchte ich mich trotzdem wohlfühlen, nicht rein zweckmäßig wohnen, sondern auch schön. 
Ich wünschte mir, dass nicht jede meiner Entscheidungen angezweifelt oder diskutiert wird; dass man mir das Gefühl gibt, ich könne nicht selbständig denken, agieren und damit genauso positive Effekte erzielen.
"Du bist so dominant geworden."
Bin ich das wirklich?
Oder bin ich nicht eher erwachsen geworden? Habe ich mich nicht eher zu einer Frau entwickelt, die genau weiß, was sie will und was nicht? Ist das jetzt etwas Schlimmes?
Ja vermutlich ist es das - für die Menschen, die mich von früher kennen, die mich anders kennen, die mich anders kennen gelernt haben. 
Es ist diese Erfahrung in meinem ganz persönlichen Leben, dass viele Männer sich eine starke Frau wünschen - und gar nicht wissen, wovon sie eigentlich reden. Im Grunde wollen viele doch dieses anschmiegsame Kätzchen zu Hause, das nicht viel sagt und vor allem nicht viel fordert, das ihnen das Essen serviert und ihm das Gefühl vermittelt, nur durch seine Hand gesteuert liefe das Leben in die einzig richtige Richtung.
Ich bin aber nicht so ein Kätzchen. Vielleicht war ich früher so, vor zwanzig Jahren. Und wenn ich heute anders bin, ist das einfach... meine Natur, die ohnehin in mir steckt. Mein Wesen. Mein Charakter - ohne dass ich das alles je ahnte oder dachte. Wichtig ist doch, dass man lernt, sich entwickelt - und entscheidend ist, was am "Ende" dabei herauskommt. 
Ich glaube, ich habe mich selbst nie öfter hinterfragt als seit der Zeit, seit ich allein lebe, mein Leben neu ordnete, regelte und nach 15 Jahren von vorn begann. Und in Momenten wie heute Nachmittag, wo es so hin und her geht um eigentlich ganz alltägliche Dinge, da wird dieses sich Hinterfragen neu ausgelöst. 
Und was sagt mein Bauchgefühl?
Es wehrt sich. Es wehrt sich gegen die Aussage, (zu) dominant zu sein. Auch eine Frau ist nicht zu dominant, nur weil sie sagt, was sie denkt und dazu auch steht. Ich bin kein Kätzchen - eher eine Katze. Das ist meine Natur. Und es würde mir echt weh tun, wenn man dagegen ankämpft. Es wäre die falsche Stelle.....
Afterlife... After this life I would live the same life again - ich würde nur eher zu leben beginnen, nicht erst mit Mitte 30 und keine 15 Jahre mit dem falschen Mann.

2 Kommentare:

ladybright hat gesagt…

Ha! Genau so ist es! Die wenigsten Männer vertragen "ein starke Frau auf Augenhöhe", auch wenn sie sich immer großspurig eine wünschen. Plötzlich findet man die Frau dominant, nur weil sie die selben Rechte und Möglichkeiten für sich beansprucht. Selbst im ganz kleinen, wie lautes Lachen und dreckige Witze, wo Männer nicht laut und dreckig genug sein können, empfinden sie es an einer Frau als unanttraktiv.

Nicht die Männer brauchen starke Frauen, sondern wir Frauen brauchen endlich starke Männer!

~ Clara P. ~ hat gesagt…

Liebe Helma, das kann ich alles einfach nur unterschreiben. Und wem Du zu dominant bist, der oder die soll sich dann einfach anders orientieren. Meist sagen sowas Leute, die merken, dass sie einen nicht mehr wie ein dummes Kind behandeln können und auf die kann frau auch gut und gerne verzichten, denke ich.

Sehr viele Männer behaupten, eine starke Frau haben zu wollen, aber die Realität zeigt immer wieder, dass genau solche Männer sehr oft mit einer starken Frau gar nicht umgehen können. Von solch einer Frau fühlen sie sich nämlich an ihre eigenen Komplexe erinnert ;-)

Sei stolz auf den Menschen, der Du heute bist. Die Menschen, die zu Dir passen, lieben und wertschätzen Dich nämlich genauso wie Du bist :)

Liebe Grüsse!