Dienstag, 9. Dezember 2014

Oh Du Besinnliche... Oder so.

Ich bin wieder fit. Im Großen und Ganzen jedenfalls. Auf jeden Fall um vieles besser als noch einige Tage zuvor. Die Nächte, in denen ich kaum schlief, auch weil ich Angst hatte, ich würde vielleicht nicht mehr erwachen. Die Tage, an denen mir zu Brei gewürgter Apfel zwischen die Zähne geschoben und Wasser über Trinkhalm verabreicht wurde - und ich so bei mir dachte "Oh. My. Goodness. So wirds in fünfzig Jahren sein - sing schon mal dein Hallelujah!" Noch ein großes Blutbild und ein EKG und dann sollte alles überstanden sein. Hoffe ich. Denke ich.
Und nunmehr beginnt also die Zeit, mich noch einmal auf Reisen in die Heimat zu begeben - dieses Mal für eine ganze geschlagene Woche! (Ich weiß zwar nicht, ob die Jugend sich tatsächlich über so viel Mutti freut, aber ich geh jetzt einfach mal davon aus. Immerhin wird in dieser Zeit regelmäßig gekocht und gebügelt, ganz zu schweigen von beständiger Ordnung, die übrigens der Jüngere anklagend in einigen whatsapp-Nachrichten so beschrieb: "...Das Ding ist, dass ich nicht die Kraft habe, jeden Tag aufs Neue die scheiß Küche und Bad aufzuräumen, seinen Dreck hinterherzuräumen, damit ICH MICH WOHLFÜHLEN KANN [...] Ich verpiss mich hier bald! [...] Wenn ich nicht wäre, würde die Wohnung leben und seine Mitbewohner wären Keime und Käfer! [...] Koche gerade! Und damit meine ich kein Essen! ..."
Mit Verlaub - aber da musste ich dann doch richtig RICHTIG schmunzeln: Es sind dieser Art Aufreger, wie ich sie beinah täglich lebte, als wir noch zu dritt in der Wohnung wohnten und Graf Pimpf keine Muße verspürte, wenigstens mal den Müll wegzubringen oder die Handtücher nicht zusammengeknüllt im Bad liegenzulassen - nach dem Duschen oder Baden wohlgemerkt.
Und denke ich an meinen ersten Besuch nach meinem Weggang, als die Lebensmittel sich dank des "unsachgemäßen Bedienens des Kühlschrankes" in flüssige Soße verwandelt hatten und munter unten rausliefen, dann würde ich doch sagen: Sie nehmen sich beide nix.
Wobei ich zur Ehre des Jüngeren hinzufügen muss: Er ist in der Tat der Ordentlichere von beiden. Und er liebt es, es ordentlich und gemütlich, es einfach schön zu haben. Auch wenn er sich nur einmal pro Woche dazu aufraffen kann. Er hofft ja immer, dass, wenn er einmal Ordnung gemacht hat, es auch so bleibt. Aber da wiederholen sich wohl Gedanken der Hausfrauen und Hausmännner: Da steht man stundenlang in der Küche und bereitet das Essen für sich und/ oder andere - und in nullkommanix ist alles weggefuttert und türmt sich lediglich noch das benutzte Geschirr.
(Übrigens, der extra vorm Umzug noch schnell gekaufte Spüler versagte unlängst seinen Dienst - aber inzwischen wissen wir, dass lediglich der Klarspüler fehlt. Pffff. Mein treues Maschinchen zuvor brauchte solchen Kokolores nicht, der lief auch ohne. Alles Geldschneiderei, sach ich immer.)
Du räumst auf und putzt und machst und tust - mitunter einen halben Tag lang, freust Dich den Sonntag über Deine schöne Wohnung - und nach zwei Tagen liegt überall neuer Staub, liegen Bücher und Klamotten rum, Zeitschriften vielleicht noch, Briefe, geöffnet oder noch ungeöffnet, Werbekram (trotz wiederholt angebrachtem Sticker, dass man uns doch BITTE mit Werbezeitschriften verschonen möge!), muss die Toilette neu geschrubbt, der Badeteppich nach jedem WC-Besuch der Jugend neu gerichtet werden....
Wie das eben so ist, wenn man eben nicht alleine wohnt.
Da ist halt... Leben in der Bude, und ich meine jetzt mitnichten besagte Käfer und Keime. Ich bin zwar keine Sagrotan-Tante, ich habe auch als Kind nach Herzenslust in Modder und anderen.. äh.. Dingen herumgematscht und wenn ich noch an die Weihnachtsplätzchen-Back-Aktion denke, als die Kinder und ich gemeinsam buken und ich sie allein ließ mit der Maßgabe: "Verziert nach Herzenslust, wie es euch gefällt" - und anschließend feststellte, dass man sich mit Mehl, Deko-Streuseln und Dekokugeln beworfen und die verflüssigte Schokolade überallhin, nur nicht aufs Backwerk getropft hatte - da war ich in schallendes Gelächter ausgebrochen! Leider besaß ich zu diesem Zeitpunkt noch kein Handy mit integrierter Kamera - und so frisch nach der damaligen Trennung vom Ex besaß ich erst recht keine Kamera oder sonstige  Luxusgüter.
Dafür habe ich diese wunderbare Erinnerung - und kann auch noch heute darüber lachen.
Geputzt haben wir freilich zu dritt.

Und nun ist wieder Weihnachten.
Inzwischen ist die Jugend groß und ob ich sie noch mal zum Backen überreden kann, weiß ich nicht. Ich weiß allerdings auch nicht, ob ich überhaupt alles schaffen kann, wenn ich erst mal wieder da bin.
Die Tage in L sind immer derart vollgepackt und komprimiert, dass ich anschließend immer erst mal ein, zwei Tage Urlaub brauchte, um mich von diesem Kraftakt wieder zu erholen. Insofern freue ich mich doppelt, dass ich dieses Mal morgen runterfahre, übers Wochenende bleibe und dann erst kommenden Mittwoch wieder zurückfahre. (Und bitte, Petrus, lass mich bitte bitte nicht im Stich - BITTE KEIN SCHNEE UND EIS IN DIESEN TAGEN!! - Du weißt doch, meine Unfallstatistik ist nicht von Pappe und noch ne Bescherung....) Über impressionen.de (im Sales-Bereich kann man wunderbar einkaufen - eigentlich! Wenn ich nämlich was ordere, die Bestellung bestätigt wird und mich zwei Tage später eine E-Mail erreicht, dass dieser und jener Artikel leider vergriffen ist, dann vergriesgnaddelt mich das jetzt aber wirklich!) habe ich ein paar kleine, aber akzentuierte Artikel geordert. Nicht allein typisch zu Weihnachten (die Weihnachtsmänner aus Glas waren leider auch vergriffen, menno) . Aber zum Beispiel 40 x 30 cm Bilderrahmen im Shabby-Look (i love it!), die kriegst Du normalerweise nicht für knapp 10 Euro (und jetzt schwanke ich noch, wie viel ich davon Juniors Zimmer überlasse). Und ich habe Junior versprochen: Der Samstag gehört uns dreien allein, dann fahren wir mit der Bahn in die City (mit dem Auto wäre es in Tagen wie diesen eher ein motorisiertes Harakiri) und schauen uns noch ein wenig um, wie man mit kleinen, wenigen Dingen viel lässige Gemütlichkeit in die beiden Zimmer bringen kann. Junior II fehlt da so ein bisschen das Händchen dafür, sein Zimmer sieht noch genauso aus wie ich es im August verließ (aufgeräumt, aber nackig) - und irgendwie bedeutet es mir in den Weihnachtstagen noch etwas mehr, ein bisschen mehr Behaglichkeit hineinzubringen. Es ist meine Leidenschaft! (Ich wäre ja früher gerne auch - bei uns hieß das noch: Dekorateur - geworden, aber zu Ost-Zeiten... Watt wollteste da dekorieren? Drei Reihen Senf und fünf Reihen Essig in Plastikflaschen?) Und heute gibt es soooo unsagbar viele Möglichkeiten, mit wenigen, aber eben akzentuierten Artikeln so vieles zu erreichen.

Und Weihnachten.
Ich oute mich - ich LIEBE Weihnachten. Ich liebe diese Zeit, wo es überall in den Straßen und auch zu Hause anders riecht, nach gebackenen Äpfeln und in Seidenpapier geschlagene Orangen. Nach Zimt und Kardamom, nach süßem Tee und Gebackenem. Ich liebe unseren dunkelroten samtenen Weihnachtsstern, der sanftes Licht ausstrahlt. Ich liebe die Lichterkette mit den milchigen Lämpchen in der Bodenvase mit den Tannenzapfen. Ich liebe diesen Duft nach Heimlichkeit und Vorfreude, die roten Bäckchen der kleinen Kinder, die Wunschzettel, die die Kinder früher gemalt haben, ich liebe es, meiner Familie eine Freude machen zu können, Spaziergänge am Abend (ich gestehe: Ich bin ein Fenstergucker.), ich liebe die Stricksocken meiner Mum und die Strickjacken meiner beiden Lieblingslabel.
Als die Kinder noch kleiner waren, hatte Weihnachten für mich weniger Beruhigendes, weniger Bewusstes. Es war vor allem von Stress geprägt: Alles musste erledigt und vorbereitet sein, alles musste eingekauft und verstaut sein - alles musste passen zur Zufriedenheit ANDERER.
Spätestens mit dem Ende meiner Ehe habe ich mich immer mehr darauf konzentriert, dass es auch erst mal MIR gut geht. Der Liebste schimpfte oft, ich sei nicht Mutter Theresa - aber davon bin ich auch weit entfernt. Ich gebe gern von mir, viel von mir, einige Jahre lang sicherlich auch zuviel (wenn das schon selbst meine Mum aus der Ferne sagte, musste es wohl so gewesen sein) und oft auch über mein Limit hinaus. Und habe mich fast selbst verloren dabei.
Wie ist es heute? Der Post von Noemie hat mich einmal mehr darauf gebracht.
Ich bin glücklich und dankbar, dass alles so ist wie es ist. Dass wir unseren Platz im Leben finden und gefunden haben - und am Samstag habe ich bei einem Spaziergang den Liebsten unter einem Mistelzweig in einem Torbogen geküsst: Auf ein weiteres wunderbares Jahr mit Dir, mit uns - das wünsche ich mir sehr.
Und weil mich das TV-Programm zur Weihnachtszeit einfach nur nervt, habe ich mir ein paar Filme bestellt, unter anderem "Die zauberhafte Nanny". Ich kannte diesen Film schon - aber ich liebe ihn. Und ich mag Emma Thompson sehr. Ich liebe ihre Rollen und wie sie sie spielt. Einfach nur... zauberhaft. Und ich habe uns "Das zehnte Königreich" gekauft. Vor rund zwölf Jahren habe ich diesen Film als Serie zwischen den Weihnachtstagen geschaut - und fand es irgendwie einfach schön! Ich kann mich kaum noch an die Handlungen erinnern - aber ich weiß vor allem, wie wunderbar ich mich gefühlt habe - und wie voller Sehnsucht ich damals danach war, dass alles gut werden würde im Leben.

Ja.
Für mich ist und bleibt Weihnachten etwas Besonderes. Etwas Wunderschönes.
Ganz weitab von Konsumrausch, Konsumstress und von der allgemeinen Hektik lasse ich mich auch nicht mehr anstecken. Ich bin über vierzig. Da laufen die Uhren eh langsamer. Aber dafür bewusster. Und genussvoller.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Helma,
ja, wir sind mit über 40... hüstelhüstel*verschluckmichdran* (bin ja schon Ü50), bewusster und genussfähiger. Wie du schon richtig sagst, wir haben unseren Platz im Leben gefunden. Schön, nicht?
Alles ist im Fluss. So könnte es jetzt weitergehen. Sagen wir mal erstmal weitere 30 Jahre.
Dankbar sein und zufrieden sein.
Das Glücklichsein resultiert dann aus diesen beiden Zuständen.

Wie jetzt? Das Weihnachtsprogramm wird scheiße? Ist das was Neues? lach :)
Ich LIEBE Michel aus Lönneberga! Das kommt doch bestimmt wieder, wie jedes Jahr.
Ansonsten hab ich ein straffes Programm an Weihnachten, da komme ich eh nicht so zum fernsehen.

Wünsche dir viel Spaß in L!


~ Clara P. ~ hat gesagt…

Huhu Helma, wie schön, dass es Dir wieder besser geht! Ich liebe Weihnachten auch und finde, dass Du das wirklich sehr schön beschrieben hast. Es geht halt eben nicht um Konsum sondern um die vielen, kleinen, zauberhaften Details :-)

Der Junior tut mir auch nicht leid, da lernt er jetzt, wieviel Du immer für die beiden getan hast. Kann aber verstehen, dass er es leid ist, dem Bruder hinterher zu putzen.

Dann drücke ich Dir mal die Daumen, dass Du ohne Schneechaos an Dein Ziel gelangst und dass es noch mindestens fünfzig ;-) Jahre so schön für Dich bleibt, wie es grade zu sein scheint.

Liebe Grüsse :)

PS: Ich hab das zehnte Königreich auch auf DVD, bin ganz verrückt danach ;-)