Mittwoch, 31. Dezember 2014

So kurz davor

 

In einem Jahr passiert viel.
Es kommt viel. Es geht viel.
Manches planen wir, anderes überrascht uns.
Wir machen aus allem das Beste, oder wenigstens versuchen wir es.
Wir leben.
Ich wünsche Euch allen ein neues Jahr voller Leben, Lieben und Glücksgefühlen.
Wir sind so kurz davor, das neue Jahr ist nur noch wenige Stunden weit...
(Mir selbst wünsche ich das natürlich auch. Bin ja nicht Mutter Theresa.)

Wir lesen uns in 2015? Ich wünsche es mir.

Dienstag, 30. Dezember 2014

Schöne Bescherung!

Seitdem ich zuletzt hier über meine aktuellen Träume schrieb, wie fremd sie mir vorkämen und so, hat sich das völlig gewandelt, sozusagen ins Gegenteil umgekehrt: Seit genau jenem Post träume ich sehr persönlich, sehr plastisch und anschaulich und vor allem: Es gibt mich wieder in meinen Träumen. Also ich meine: Ich sehe mich nicht nur (eher sinnbildlich gemeint), ich FÜHLE mich vor allem wieder.
Der Mensch ist schon komisch.
Draußen schneits übrigens, seit Tagen schon, und der Liebste ist sauer mit mir, weil ich sage: "Bei diesem scheißkackdrecks Wetter hole ich meinen kleinen Weißen nicht aus dem Stall." Ich meine, wäre der Winterdienst auf Zack - ok, wir könnten drüber reden. Ist er aber nicht, auch in einer großen Stadt wie M nicht - und warum sollte ich unnötigerweise noch mal was riskieren? Ich habe erst vor gut einem dreiviertel Jahr den Blauen eingebüßt, wo ich nicht selbst am Steuer saß, ja nicht mal mit im Auto saß. Kann ich mir jetzt schon wieder einen Crash leisten, selbstverschuldet oder nicht? Nein. Kann ich nicht. Will ich auch nicht.
Außerdem tue ich der Allgemeinheit so auch was Gutes: Ich bin seit 2006 bekennender Angst-Fahrer, auch wenn dieser unglückselige Unfall mitten im August passierte und ergo keine einzige Schneeflocke mit im Spiel war. Doch wenn du fährst und feststellst: "Huch, was n hier los, wieso geht mein Lenkrad nicht mehr?", dann ist es vielleicht... nun sagen wir... ein bisschen nachvollziehbar, dass seither (unaufgearbeitete) Angst mitfährt, noch einmal einer "fremden" Gewalt ausgeliefert zu sein und nur noch "zugucken" zu können, was passiert. Abwarten zu müssen, was nun kommt und zu hoffen, dass man lebend und möglichst unbeschadet aus dieser kleinen Blechkiste wieder rauskommt.
Nun hat sich der Liebste ins Badezimmer zurückgezogen und repariert den Spülkasten. Innenliegend. Hinter der Wand  verbaut. Das dürfte (hoffentlich) ein Weilchen dauern, und mal gucken, wie anschließend die Stimmung ist.
Inzwischen liege ich hier und denke an meinen Traum von letzter Nacht. Sogar in Farbe übrigens, was auch echt selten vorkommt.
Ich träumte, ich hätte mich mit zwei Versicherungsvertretern angelegt - und sie richtig angebrüllt, sie mögen jetzt sofort und auf der Stelle das Zimmer verlassen. Ach was, das Zimmer - das Haus! Und zwar ein bisschen pronto!
Im realen Leben bin ich jemand, der es mit schreien nicht hat. Also nicht unbedingt. An der richtigen Stelle gepackt jedoch kann es durchaus vorkommen, dass auch ich mich mal vergesse. Vielleicht schrei ich ja nicht. Vielleicht werde ich ja nur ein wenig... laut. 
Zwei Versicherungsvertreter.... Im Wachzustand musste ich ein wenig schmunzeln: Wenn das für das kommende Jahr stehen soll, dann ist so abwegig diese Sache vielleicht nicht.
Junior I hat einen Freund. Nicht nur den einen, doch dieser eine... Was soll ich sagen. Ich fand ihn immer ziemlich... glatt. Wenn ich das so formulieren darf. Aalglatt. Ein Typ Mensch, der Zeit seines Lebens alles vorn und hinten reingeschoben bekommen hat. Klamotten dürfen nur gewissen Marken angehören. Gewisse Defizite werden in der Muckibude kompensiert und über all das der braune Schleier von gewissen Neonröhren gelegt. Ich verurteilte und verachtete diesen jungen Mann nicht, weil mir immer bewusst war: Niemand kommt so zur Welt wie er ist, er wird so gemacht, er wird so erzogen. Außerdem ist er einer von Juniors Freunden - und diesen Umstand versuchte ich immer zu respektieren, wenngleich ich Junior immer mit auf den Weg gab: "Bitte pass auf dich auf. Freundschaft ist nicht, dass einer für den anderen immer bezahlt."
Als ich zuletzt in L zu Besuch war, erwartete mich etwas, das mit der Bezeichnung "Räuberhöhle" durchaus besser weggekommen wäre als es die Realität war. In der Küche begann ich übrigens zuerst, mir einen Weg zu bahnen, um Ordnung zu schaffen. Und fand in all dem Wust einen handgeschriebenen A4-Bogen, wo mir bereits ab der dritten Zeile "Bausparvertrag" der Atem stockte und in meinem Kopf das Blut pulsierte: "Junge. Was hast du denn da gemacht?"
(Ich weiß nicht mehr, wie viele Zeitungs-, Versicherungs- und Automobilclub-Policen wir seit 2006, also mit Beginn seiner 1. Ausbildung, widerrufen haben, weil er einfach nicht Nein sagen konnte. Nicht mal zu fremden Vertretern, Herrgott. Nichtsdestotrotz hielt ich mich mit klugen Reden mehr oder weniger immer zurück: Er hat das von mir. Also ich meine, in seinem Alter... war ich genauso. Sehe ich ihn, sehe ich mich - vor zwanzig Jahren. Und ich - ich habe ja mit den Jahren auch dazugelernt, immerhin. Besser spät als nie, sag ich ja immer.)
"Du sollst nicht in meinen Sachen rumwühlen", knurrte Junior mich an, als ich ihm diesen Bogen zeigte und fragte, was das bedeute.
"Äh... Sorry, ich wühlte nicht in deinen Sachen, ich habe die Küche aufgeräumt."
Er hatte alles abgeschlossen. Eine Unfallversicherung. Ob die aktuell soooo notwendig ist, weiß ich nicht genau. Er ist fährt seit dem Unfall im April kein Auto mehr (weil er keins mehr hat), der Weg zur und von der Arbeit ist versichert - und in der knappen Freizeit... Es könnte maximal passieren, dass er sich den Daumen an der Konsole bricht, aber seien wir ehrlich: diese Wahrscheinlichkeit....
Eine Privathaftpflicht. Die finde ich schon sehr notwendig, bei meinem Unglücksraben. Jedoch - er hat eine solche bereits, und der Jahresbeitrag war auch längst bezahlt. "Hast du das denn vergessen?" "Äh...

Einen Bausparvertrag. "Was willst du denn damit?" "Na Geld ansparen vielleicht? Mir mal was zur Seite legen?" "Und wofür? Für ne neue Küche? Für ne Eigentumswohnung?" "Ne, aber ich würde mir irgendwann auch mal wieder ein Auto kaufen wollen. Ist scheiße ohne Auto." "Du weißt aber, dass du dann die vom Staat erhaltene Prämie zurückzahlen darfst? Und du weißt auch, dass du NICHT jederzeit und im Bedarfsfall sofort an dein eigenes eingezahltes Geld kommst? Du weißt schon, dass du im Fall einer Kündigung trotzdem drei Monate auf dein Geld wartest, abgesehen von den Gebühren, die du dann extra noch zahlst?" "Äh..." (Inzwischen wurde ich darüber aufgeklärt, dass er, weil er bei Abschluss des Vertrages noch nicht 25 Jahre alt war, das Geld verbrauchen kann für was immer er will. Das ändert für mich jedoch nichts daran, dass diese Form des Sparens aus meiner Sicht überhaupt nicht zu ihm passt, weil er nichts hat und nicht soviel verdient, als dass er für die nächsten 7 Jahre locker darauf verzichten kann.)

Eine Riesterrente. Ich meine, es ist ihm wirklich zu wünschen, dass er nicht ewig und für immer auf dem aktuellen Lohnniveau bleibt. Und wie hoch die vom Staat garantierte Mindestrente sein wird, weiß niemand - auch nicht, obs diese überhaupt eines Tages noch gibt. Gehen wir davon aus, dass es eine Mindestrente immer geben wird, gehen wir auch davon aus, dass er "dank" seines Lohnniveaus darunter bleiben wird - dann würde doch sein Rentenanspruch ohnehin durch Papa Staat auf Mindestrente angeglichen. Und leider, leider greift die Riesterrente im Falle einer Differenz nicht ab der Mindestrente, sondern vorher - und fehlt dann noch was zur Mindestrente, hilft ihm der Staat. Also nein, wir, wir Steuerzahler. Das heißt, er bezahlt im worst case 40 Jahre in einen Topf, von dem er persönlich nichts hat. Das mag jetzt die-Hausfrau-hat-ja-gar-keine-Ahnung-Logik sein - aber was für mich am schwersten wiegt: Er ist trotz Übernahme von der Zeitarbeitsfirma zum eigentlichen Arbeitgeber immer noch in der Probezeit. Und mich interessiert an dieser Stelle nicht, ob man einen Versicherungsvertrag ruhen lassen kann: Fehlbeträge muss er nachzahlen, und unbefristet ruhen lassen kann er sie auch nicht. Er hat 2 Ausbildungen gemacht, war anschließend gut ein Jahr arbeitslos (von den wenigen Arbeitswochen dazwischen abgesehen), seit August hat er diesen Job und bekommt aufgrund der arbeitsvertraglichen Regelungen erst seit Oktober volles Gehalt. Wäre es dann also nicht besser gewesen, sich erst mal ein kleines Polster zu schaffen und vor allem erst mal die Probezeit hinter sich zu bringen? Natürlich gibt es auch anschließend keine Garantie auf lebenslange Beschäftigung - aber zumindest könnte er sich ein wenig sicherer fühlen?
"Wie viel zahlst du denn jetzt monatlich?" "Äh..." Diese Antwort zeigte mir, was ich hier befürchtet hatte: Er hatte sich von seinem "Freund", der seit Neuestem der Deutschen Vermögensberatung zugehörig ist, alles mögliche aufschwatzen (ja, so wars und dabei bleibe ich!) lassen in dem Vertrauen darauf, dass es ja eben sein Freund sei. Was er da  wirklich und in welchem Umfang abgeschlossen hatte, war ihm überhaupt nicht gegenwärtig. Ich könnte da im Kreis kotzen!!! Und den letzten Dolchstoß versetzte Junior mir, indem er erst herumdruckste und dann meinte: "Ich finde eigentlich nur schlimm, dass er meine Handykontakte durchgeguckt und sich welche rausgeschrieben hat." Da glaubte ich echt, an die Decke springen zu müssen, aber ich war so fassungslos, dass ich ganz ruhig blieb: "Das ist nicht dein Ernst. Sag mir bitte, dass das nicht dein Ernst ist."
Doch. Leider. Sein Freund übrigens ist aktuell mit der Freundin für 3 Tage in ein paar-Sterne-Hotel gefahren - bezahlt von der Deutschen Vermögensberatung. Spuckeimer bitte, schnell.

Ich kenne meinen Jungen seit 24 Jahren. Mir ist bewusst, dass er erwachsen ist, eigene Erfahrungen machen und die Konsequenzen selbst ausbügeln muss. Ich unterstütze jedoch meine Kinder auch finanziell, aber doch nicht dafür, dass das Geld an dieser Stelle sinnlos wieder rausfließt? Also habe ich - in Abstimmung und mit Wissen meines Jungen - eine E-Mail an diesen Verein geschrieben, einen Anruf des Vorgesetzten angenommen (bin übrigens nicht auf Deiner Schleimspur ausgerutscht. Arschloch!) und anschließend mit Junior den Widerruf aufgesetzt und abgeschickt. Gerade noch rechtzeitig. Wegen Fristen und so. Einen Widerruf, den Junior letzte Woche nach einem persönlichen Gespräch zwischen Freund und Vorgesetzten... widerrufen hat. Ja was willste da noch sagen.... Da kannste nur noch sagen: OK Kind, du bist erwachsen, deine Entscheidung, dann trage jetzt die Konsequenz...

Zu Weihnachten übrigens fand sich die Jugend auf eigenem Wunsch beim Vater ein - und hier schließt sich der Kreis: Besagter "Freund" ist der Sohn der Lebensgefährten meines Ex. Ex hat sich "Freund" zur Brust genommen. Ich hoffe, nachhaltig, aber ich hinterfrage es nicht: Ich bin jetzt raus aus dieser Nummer. Dachte ich jedenfalls - bis zum Traum letzte Nacht! Hallelujah und Prösterken!

Montag, 29. Dezember 2014

Feuer frei!

Oh bitte nicht falsch verstehen: Hier brennt nix (an). Ich bin nur grad ziemlich begeistert. Lag doch unterm Weihnachtsbaum ein schmales Päckchen, von dem mir gesagt wurde: "Du errätst nie, was drin ist!" Bei uns ist es nämlich  Brauch, das man erst erraten muss, was das Geschenk sein könnte, eh man es öffnen darf.
In diesem Falle durfte ich es auch so öffnen, weil eben... wie gesagt und so.
Zum Vorschein kam.... ein iPad. Ich nehme an, ich habe ziemlich ratlos, um nicht zu sagen: dumm aus dem roten Kleid (jaaaa, zu Weihnachten passt es allein schon der Farbe wegen) geguckt. Ein iPad? Für mich? Äh... Wieso? Warum? Wofür  brauch ich das? Erzählt mir jetzt nicht: na zum Surfen, du dumme Nuss - denn das ist mir schon klar! Aber wozu braucht man ein iPad in Zeiten von iPhone, Smartphone und Laptop?
"Schau es dir in Ruhe an", meinten die gelben Seiten, "wenns dir nicht gefällt, können wir es auch gegen was anderes tauschen. Meine Mum nimmt es sonst sehr gern."
Spontan hätte ich ja gesagt: "OK, schenken wirs deiner Mum!" Immerhin mag ich sie sehr, von Schwiegermonster kann da so gar keine Rede sein.
Doch dann fand ich mich ziemlich undankbar und überhaupt - nein, sowas tut man dem Schenkenden nicht an. Er will ja eine Freude machen und hat sich (das hofft man jedenfalls immer) etwas dabei gedacht! Außerdem - sagte ich mir - ist es schon auch ganz schön dekadent, sich über ein iPad NICHT zu freuen. Manchmal erschließt sich der Sinn eben... nicht sofort... bisschen später... Ich meine, es gibt Frauen, die werden nach ihrem Halsumfang gefragt und bekommen - tadaaaa - ein Windlicht!
Also sagte ich mir: "Während andere für den Rest ihres Lebens vergeblich nach dem Sinn suchen, freu du dich und befasse dich einfach mal näher mit deinem Geschenk. Pissige Pissnelke (also ich)."
Noch am selben heiligen Abend-Abend jedenfalls war dank iTunes Backup meine fast komplette Musik auf dem iPad geladen, waren die wichtigsten Apps installiert (FB und Blogger - und seit heut die On Air-Programmzeitschrift mit meinen favorisierten Sendern (Sixx - montags ist doch Mädelsabend!), muss ich alle 2 Tage den Akku laden ("Wir weisen höflich darauf hin, dass die Angabe der Akku-Leistung auf den normalen Hausgebrauch hin errechnet wurde.") und bereits am Wochenende hätte ich fast online eine Tastatur bestellt (Die integrierte ist leider nix für mich, das ist wie Bloggen auf dem Handy - woaarr nee! Viel zu mühsam!) und ließ mich dann doch überreden, lieber heut in die Stadt zu fahren und vor Ort live und in Farbe auszuprobieren, was meine zehn Finger auch wirklich mögen. "Du musst nur wissen, was dir wichtig ist!" mahnten die gelben Seiten - und wie aus der Pistole geschossen kam meine Antwort: "Ü und Ä!"
So. Und jetzt sitze ich hier, genieße meine Tastatur am iPad, ich kann meine Worte dank 10-Finger-Schreibsystem abfeuern und bin... schwer begeistert! Frisch verliebt sozusagen! Zum Couchsurfing nämlich eignet sich das Teil hervorragend: Aufgeklappt - sofort an - sofort lossurfen. Nix umständiches Hochfahren des Laptops, wo du nebenbei noch die Fußnägel lackieren und einen Blaubeerkuchen backen kannst. Kein stundenlanges Laden des Browsers, bloß weil du ein paar Tabs mehr geöffnet hast.
Vielleicht heirate ich demnächst mein iPad. Dann lade ich Euch herzlich ein.

Sonntag, 28. Dezember 2014

Zwölf Nächte

Vor vielen Jahren sagte meine damalige Schwiegermutter zu mir: "Achtet auf eure Träume ab Heiligabend. Sie sind symbolisch für die kommenden zwölf Monate."
Interessanterweise konnte ich mir nie merken, was ich in diesen Nächten träumte. Entweder tatsächlich nix oder aber ich hatte es bereits vergessen, wenn ich morgens die Augen aufschlug.
Nun, Aberglaube hin oder her: Wenn man einmal so einen Floh ins Ohr gesetzt bekommen hat, ist es relativ schwierig, sich wieder zu entlausen. Jedenfalls für jemanden wie mich, der schon daran glaubt und irgendwie auch darauf vertraut, dass es sehr viel mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die sich nicht logisch erklären lassen. (Ich finde, das hat sowas... Beruhigendes. Hoffnungsvolles. Oder so.)
Übers Jahr vergesse ich diese Worte (klar, ich brauch sie dann ja auch nicht; ich merke immer wieder, wie selektiv ich in meinen Wahrnehmungen werde... Ich merke mir nur das, was für mich wichtig ist bzw. was ich mir merken WILL.) Und pünktlich in der Weihnachtszeit erinnere ich mich wieder daran. Na ja - fast pünktlich.
Jedenfalls ist mir in diesem Jahr aufgefallen: Ich erinnere mich morgens an jeden einzelnen Traum. Ich vergesse ihn im Lauf des Tages, aber morgens, im entscheidenden Moment, weiß ich immer noch, was ich geträumt habe. Und was ich wirklich interessant finde: Ich träume überhaupt nicht von mir. Ich sehe irgendwelche Figuren, Handlungen, die mit mir so gar nichts zu tun haben.
Ja, jetzt könnt Ihr mir was erzählen von Symbolik und so. (Hab mal vom leeren Haus ohne Fenster geträumt und wusste auch ohne Aufklärung, dass das was mit mir zu tun hatte.)
Diese aktuellen Träume... fühlen sich anders an. So fremd. Als würde ich durch die Stadt gehen und Menschen betrachten, die mir völlig fremd sind, zu denen ich keinerlei Bezug habe und vermutlich auch nie haben werde. Ich sehe sie und gut. Ich sehe sie, fahre wieder nach Hause und habe sie schon vergessen, bevor ich den Schlüssel in die Haustür stecke.
Die Träume, die ich normalerweise habe.... sind manchmal flach, manchmal intensiv, manchmal beängstigend und nur selten lustig: Mein reales Leben ist nicht so. Also mal flach und mal intensiv, doch, schon, aber öfter lustig als beängstigend. Oder empfinde ich es nur so, weil ich mir und dem Leben gerne auch mit Galgenhumor begegne? Weil sich so das eine oder andere besser aushalten lässt? Aber ich habe irgendwie immer einen Bezug zu ihnen, ganz gleich, ob ich sie verstehe oder nicht. Oft kann ich im Traum bewusst fühlen und denken: "Wach auf! Mach die Augen auf!" (Und oft öffne ich dann auch meine Augen.)
Die ersten der zwölf Nächte  in diesem Jahr sind herum - und jeder Traum ist flach, leer - und fremd. Ich fühle mich darin nicht. Ich sehe mich darin nicht. Es ist, als gäbe es mich gar nicht.
Ich dachte immer, ich würde vor allem auch beeinflusst durch die Abende, die vor der jeweiligen Nacht liegen. Manchmal haben wir einen Krimi gesehen. Manchmal haben wir gestritten. Manchmal haben wir noch in den Kissen gelacht.
Mit einer Erinnerung in meinem letzten Post habe ich mich selbst angetriggert: Jene Nacht. Jener Mensch, der mich gegen Mitternacht anrief. Dieses Scheppern und Poltern, als die Wand rausflog. Sein furchtbares Schreien und Röcheln. Das Abreißen der Telefonverbindung. Die zitternden Hände, mit denen ich die 110 wählte. Den Therapeuten und den Liebsten, denen ich auf ihren AB sprach... Die Embryohaltung, in der ich bis zum Morgen lag, nachdem die Polizei fort war - und nicht schlief, nicht mehr weinte,  völlig erstarrt in mir selbst.
Noch heute verfolgt es mich. Aber ich habe gelernt, was mir beigebracht wurde: Tu all das, was hochkommt, in Pandoras Box zurück - und verschließe diese Box. Ganz fest. Und das funktioniert.
Vorletzte Nacht bin ich erwacht - wovon, weiß ich nicht mehr. Ich habe irgendwas anderes, irgendwas Belangloses geträumt. Aber jene Nacht - die war sofort da. Vor meinen Augen. In meinen Ohren. Stimmen. Bilder. Ereignisse. Eine gefühlte Ewigkeit lag ich wach, wälzte mich ruhlos hin und her und bemühte mich, diese Box wieder zu schließen. Es ist nur die Nacht, die alles so intensiv macht. Wenn du morgen früh erwachst, ist alles vorbei.
Irgendwann schlief ich wieder ein. Und träumte irgendwas... Nichtssagendes. Fremde Gestalten ohne eine Aussage, ohne eine Empfindung. Nichts ist wie sonst. Nichts von all dem ist in meinen Träumen widergespiegelt worden.
Vier Nächte von zwölf sind rum.
Acht Nächte bleiben.
Ich bin gespannt, wie diese acht Nächte werden. Ich finde es hochinteressant, und dabei verstehe ich es nicht einmal.
2015 steht kurz bevor. Ich habe keine Ahnung, was dieses Jahr bringen wird. Wird es fremd, belanglos, oberflächlich - so nichtssagend wie meine Träume?
Vielleicht bin ich ja ein bisschen abergläubisch. So ein ganz kleines bisschen vielleicht. Aber ich glaube.... 2015 wird alles andere als fremd, belanglos und oberflächlich.
Hm. Kaffee. Ich brauche jetzt einen Kaffee. Einen richtig... guten. 

Freitag, 26. Dezember 2014

...mit Ruhe und Gemütlichkeit

Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen. Ist mir in den letzten Wochen eher selten passiert. Und dabei dachte ich noch nach dem Gaumenschmaus zur Kaffeezeit, dass es vermutlich nicht mehr all zu lange dauern würde, bis ich mich ins Nirvana hinübergeschlafen hatte. Nun. Zu Bett tappte ich heute Morgen gegen vier Uhr. Irgendwann nachts zappte ich mich durch die Sender und blieb bei "Das Lächeln der Sterne" hängen. Ich kenne den Film bereits.. mehrfach, zuletzt aber vor wenigen Jahren gesehen und nun... blieb ich hängen und schaute. Und fühlte. Und erinnerte mich. An Zeiten, die ausgesprochen intensiv waren. Nicht immer positiv, aber immer intensiv.
Ich fühlte mich erinnert an eine Zeit, die ich gerade heute so in etwa beschrieb: "Niemand bleibt lange allein. Es ist nur die Zeit dazwischen, die einem so zäh und ewig vorkommt."
Und so kam es, dass ich auf dem Sofa lag, den Film schaute, die Beine wahlweise angewinkelt und die Arme um die Knie geschlungen - oder lang ausgestreckt und entspannt. (Mir ist übrigens mal aufgefallen, dass ich dazu neige, ein Kissen auf dem Bauch zu haben und die Arme darum zu schließen. Soll das einen Schutzpanzer demonstrieren oder zumindest den Wunsch nach Schutz, nach Geborgenheit? Oder ist es schlicht und einfach das Verstecken der Weihnachtsgans und ähnlichen Attacken?)

Wie dem auch sei. Ich hab ja nun schon öfter - auch angesichts der Weihnachtszeit - geschrieben, wie dankbar ich bin für das, was mir in meinem Leben so begegnet ist (und ja, ich zähle auch die schwierigen Zeiten dazu, weil das die Momente sind, in denen Du am meisten sowohl über Dich als auch die Menschen lernst, die Dich vorher, bis dahin begleitet haben bzw. seither begleiten - und Du erkennst insbesondere im Moment des Loslassens, wen Du wirklich vor Dir hast) - und seit ich von L zurückgekommen bin, den Schlüssel zum Büro in den Schreibtisch verwahre (symbolisch, freilich), da kam sie etwa ab dem vierten, fünften Tag über mich: Ruhe. Tiefe, unendlich wohltuende Ruhe in mir selbst, die mir bis in die gespaltenen Fingerspitzen und unter die Haarwurzeln strömt.
Am Weihnachtsmorgen erinnerte ich mich an eine Tradition, als ich noch klein war: Es ging in die Badewanne. Die Badezimmertür musste sorgsam verschlossen werden, in der Zwischenzeit legte der "Weihnachtsmann" seine Gaben unter den Tannenbaum und, bevor er wieder von dannen schritt, schlug er noch mal mahnend mit der Rute an die Tür.
Nun, gut vierzig Jahre später, ließ ich mir heißes Badewasser ein, verteilte darin "Winterbad" und "Schokolade", stellte mir Kerzen auf und legte mir ein kurzweiliges Buch ("Kein Kuss unter dieser Nummer", kann ich nur immer wieder empfehlen, wenn man Lust und Laune zum Lesen hat und alles Schwere und Beschwerende mal für einen Moment von sich legen will) zurecht: Wenn ich will, kann ich manche Augenblicke regelrecht zelebrieren. Auch dann, wenn die Brille beschlägt (gut, sieht man jetzt nicht sooooo dank des über das Foto gelegten "Mauerwerks" (hat übrigens keine Bedeutung, war halt nur das einzige, das nicht zuviel zeigt. Wir sind hier schließlich nicht im Playboy.)
Als ich nach gut einer Stunde immer noch nicht dem wunderbar duftigen, inzwischen nur spürbar erkaltetem Wasser entstiegen war, schaute der Liebste zur Tür rein: "Also... ich muss schon sagen: Du hast ja wirklich echt die Ruhe weg. Es ist ein Uhr, die Kinder kommen halb vier. Der Salat muss noch gemacht werden, die Plätzchen müssen noch gebacken werden - wie willst du das alles schaffen?"
Und ich schaute vergnügt von meinem Buch auf und sagte: "Und bevor ichs vergesse: Ich müsste noch das Geschenk einpacken." Sprachs und blätterte gemütlich die nächste Seite um.
"Du hast jetzt übrigens die Maske an deinem Telefon."
"Ich weiß." Umblättern.
"Und dein Buch schmierst du bestimmt auch noch voll."
"Ich weiß." Umblättern.
Wenn ich sage, dass ich mich nicht aus der Ruhe bringen lasse, dann lasse ich mich auch nicht aus der Ruhe bringen. Ich weiß nicht, ob das die 50 Prozent Norden ausmachen oder die 25 Prozent Holland oder gar die 25 Prozent Frankreich in mir. Gene halt - kann man nix dafür, so wird man geboren, so ist man. Als ich noch ein Mädchen war, war ich so. Als ich Mitte, Ende Zwanzig war, war ich gestresst, hektisch und vor allem immer angespannt. Sah man mir vielleicht nicht an, war aber so. Jetzt kehre ich zurück zu meinen Wurzeln, zu meinem eigenen Ich - oder ist es am Ende doch die sogenannte Altersgelassenheit, die mehr und mehr Besitz von mir ergreift? Am Ende ist das alles ja auch völlig wurscht: Fakt ist nämlich, es fühlt sich verdammt gut an. Wo andere gehetzt, genervt, gestresst durch die Welt jachten, stehe ich mittendrin im Pulk, schließe meine Augen und breite meine Arme aus. Wie damals, vor gut zehn Jahren, auf dem Marktplatz mitten in der großen Stadt. Nur die Musik und ich, damals nach dem schlimmen Unfall, von dem die äußerlichen Verletzungen heilten und nur die inneren einen wohl immer währenden Heilungskampf führen - und doch stand ich da, die Augen geschlossen, über mir der blassblaue Septemberhimmel und irgendwie wurde mir so frei und leicht, so als wäre in diesem Moment die Gewissheit über mich gekommen, dass am Ende alles gut würde.
Vielleicht war es einfach nur die Zuversicht?
Inzwischen habe ich gelernt zu akzeptieren, dass Liebe und Freundschaft nicht immer einen Bestand für das Leben haben müssen. Menschen kommen und gehen, vielleicht hat es eine Bedeutung, dass sie kommen, vielleicht hat es eine Bedeutung, dass sie wieder gehen? So wie in dem Song von Andreas Bourani, den ich letztens hier im Blog hatte ("...wir leuchten heller allein, vielleicht muss es so sein?") Vielleicht liegt es auch daran, dass nicht alle Freundschaften auch wirkliche Freundschaften sind? Vielleicht sind es Zweckbündnisse, weil etwas angestrebt wird, das möglicherweise nur mit Hilfe des anderen erreicht werden könnte - und wenn sich dieses Bestreben als aussichtslos oder nicht hilfreich zeigt, wird dieses Zweckbündnis aufgelöst? Ich habe gelernt, mit diesen Erfahrungen zu leben. Ich habe gelernt, mit dieser Form eines Schmerzes zu leben und auch darin etwas Positives für sich selbst mitzunehmen - und ich habe gelernt, dass mich diese Erfahrungen, dieser Schmerz nicht zerfrisst.
Und ich habe gelernt, selbst Grenzen zu setzen. Zu wissen, dass eine Freundschaft nicht alles darf. Nicht alles kann - und nicht alles muss. Wer einmal einen Menschen am Telefon schreien hörte, dem gerade das Haus um die Ohren flog und der brannte wie eine Fackel, wer einmal die Polizei rief und nachts dem Therapeuten den AB vollquatschte: "...kümmern Sie sich um ihn, verdammt" - der weiß, wenn auch erst viel viel später, dass nicht alles DARF. Aber dass er sich abgrenzen darf. Dass er Nein sagen darf, ohne sich schlecht zu fühlen, ohne sich wie ein Verräter, wie ein Versager zu fühlen.
Vielleicht habe ich hier als Freundin versagt.
Vielleicht habe ich dort als Partnerin versagt.
Vielleicht habe ich vieles falsch und trotzdem auch vieles richtig gemacht.
Vielleicht ist der Platz, an dem ich heute stehe, nicht der letzte Ort, an dem ich stehe.
Vielleicht bin ich morgen an einem ganz anderen Platz, irgendwo am Meer, wo tagsüber die Sonne scheint und nachts das Murmeln der Wellen durch die geöffneten Fenster zu mir ans Bett dringt.
Vielleicht ist nichts für die Ewigkeit und trotzdem für ein Leben lang?
Ich weiß nur eins: Im Augenblick empfinde ich unglaublich viel Liebe und Zugehörigkeit, eine tiefe innige Verbundenheit - nicht zuletzt auch für mich und mit mir selbst. Es klingt so klischeebeladen und ist doch so wahr: Solange du dich selbst nicht liebst, kannst du auch niemanden anderen (aufrichtig) lieben. Vielleicht hältst Du es nur für Liebe, doch in Wahrheit bist Du immer nur auf der Suche. Und solange Du nicht bei Dir selbst angekommen bist, kommst Du auch nirgendwo anders an.
Das zumindest in mein Verständnis vom Leben und von der Liebe. 
Ich genieße den Moment. Ich genieße den Augenblick. Ich erinnere mich an Jahre, in denen mich die Frage nach dem "Was wird morgen sein?" zerfressen hat. Ich erinnere mich an den Hunger, an den Durst und an das Gefühl der Unvollkommenheit. Ich wollte die Sicherheit, die Beständigkeit, die Geborgenheit; ich wollte wissen: Alles IST gut für die Ewigkeit. Ich wollte ein Netz mit doppeltem Boden und keinen Absturz mehr, dessen Aufprall für ein Leben lang schmerzt.
Aber das gibt es nicht. So ein Netz gibt es nicht. Und wenn, dann ist es kein echtes. Kein inniges. Kein aufrichtiges. Es wäre ein Netz aus Schein statt Sein. Doch wer einmal das Sein erfühlt und begriffen hat, der kann nicht mehr mit weniger leben. Der will es auch nicht mehr.
Und so geht es mir.
Und so empfinde ich es.
Ob ich zuviel vom Leben erwarte und erhoffe, weiß ich nicht, aber ich glaube es eigentlich nicht. Ich weiß, dass ich bei allem Kack im Leben immer noch verdammt viel Glück hatte. Dass ich trotz allem immer noch ein Glückskind war und bin. Es gibt nur sehr wenige Menschen, für deren Begegnung ich heute noch sehr sehr tiefe Dankbarkeit empfinde. Ganz gleich, ob sie noch da sind oder nicht. Ganz gleich, ob sie noch an mich denken oder nicht.
Die Unrastigkeit in mir hat sich gelegt, nicht jedoch die Neugier, die Wissbegier, das sehen, fühlen, erfahren wollen. Immer öfter kann ich es beinah körperlich fühlen: die Ruhe in mir. Das Gleichgewicht in mir.
"Probiers mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit..." oder so ähnlich hat er gesungen, der Balu. Ich probiers vor allem mit Ruhe. Und genieße auch darum diese Tage im Jahr umso mehr. Umso intensiver. Gehe bewusst langsamer, wenn alles um mich herum rennt und hastet. (Okay, das klappt natürlich nicht immer so, aber wenn man es will, funktioniert es.) Und liege auch am Weihnachtstag eine Stunde in der Badewanne - und habe den Salat fertig, die Plätzchen gebacken, die Geschenke eingepackt und ein zartes Kleid übergestreift, etwa fünfzehn Minuten, bevor die Gäste kamen. Öffne die Tür, lächle und breite herzlich die Arme aus.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Ricke Racke voller Tücke in die Finger eine Lücke

Wilhelm Busch möge mir diese kleine "künstlerische Abwandlung verzeihen. Als ich gestern jedoch in der Küche stand, um das Abendessen zuzubereiten, das aus Fisch, Garnelen, Reis und Gemüse bestehen sollte, da bemühte ich mich als erstes, dem noch halb gefrorenen Lachs das Fell über die Ohren zu ziehen. Der Liebste besitzt da ja so ein schönes, großes Messer, das zu meinem Lieblingsutensil in dieser Küche geworden ist: An manchen Dingen liebe ich es, wenn sie scharf sind. 
Nun ja. Scharfes Messer. Halb gefrorener Fisch. Einmal von rechts nach links säbeln. Kann man sich also ausrechnen, was passiert. Mussten der Zeige- und der Mittelfinger dran glauben - einmal oben in die Fingerkuppen gehackt. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass die Fingerkuppen eine der am stärksten durchbluteten Körperbereiche sind (ja, woanders gibts auch welche, aber das ist ja temporär und zählt somit an dieser Stelle nicht). Insofern tat der Hack nicht weh, weil die Finger dank Frostfisch eh halb angefroren waren, aber es mochte nicht mehr aufhören zu bluten. Musste der Liebste mir also erst mal ein Pflaster draufkleben und als er dann noch fragte, obs nicht besser sei, wenn er das Essen weiter zubereite, murrte ich: "Ich hab mir nur IN die Finger gehackt, ich hab sie mir ja nicht ABgehackt." Als ich anschließend beherzt in den Garnelenring griff und mir dann mit dem noch tief gefrorenen Schwanz in den Daumen stach, da begann ich herzhaft zu lachen und das Lied von Dornröschen anzustimmen: Ich steh halt auf moderne Märchen! Früher stach man sich an der Spindel, heute halt an nem gefrorenen Garnelenschwanz. Nur das mit dem hundertjährigen Schlaf muss ich noch üben.
Als der Liebste nicht aufhörte zu sticheln von wegen "Ich versteh nicht, dass du da lachen kannst! Ich hab dich immer gewarnt, pass mit dem Messer auf!", da erwägte ich kurz, ein extra breites Stück Pflaster für seinen Mund abzuschneiden. Wenigstens verließ er die Küche, nachdem ich es ihm immerhin angedroht hatte.
Ich meine, ich habe mich heute schließlich auch ruhig verhalten, als er sich beim Tannenbaum zurechtsägen in den Handrücken säbelte. Was helfen einem noch da kluge Sprüche? Passiert ist halt passiert.
Ich geh jetzt aber mal davon aus, dass Murphy uns für den klitzekleinen Rest des Jahres in Ruhe lässt. Er hat seinen Spaß gehabt, hoffe ich. Damit wir jetzt auch ungestört unseren Spaß haben können. Sind doch nur noch paar Tage bis zum neuen Jahr, immerhin.

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Alles eine Frage des Blickwinkels?

Der Reus darf zahlen - 540.000 Euro Strafe für das Fahren ohne Führerschein innerhalb einiger Jahre. Vorbestraft gilt er damit nicht. Sieht das deutsche Gesetz so vor - hat er Schwein gehabt, ist aber auch ok, finde ich. Die Geldstrafe finde ich satt genug. Die Diskussion, ob er mit jeder Fahrt wissentlich sich und andere in Gefahr brachte, würde ich so nicht mitführen wollen: Jeden Tag passieren schlimme und schlimmste Unfälle (wie eben dieser Unfall von Juniors Freund, mir ging das echt unter die Haut und an den Jungen und die Eltern des Mädchens wag ich gar nicht zu denken) - und die wenigsten passieren, weil einer keinen Führerschein hatte. Eine Entschuldigung ist das selbstverständlich nicht - kann ja nicht jeder kommen und machen, was er will, auch dann nicht, wenn ich Reus heiße und Fußballnationalspieler bin!
Zitat Reus: "Ich habe mich damals leider entschieden, diesen Weg zu gehen. Die Gründe kann ich heute selbst nicht mehr nachvollziehen." Ich würde ja sagen, er hat sich jeden Tag dazu entschieden, diesen Weg zu gehen, Kraft seiner Wassersuppe!

Der Hoeneß, so las ich letztens, darf Weihnachten bei seiner Familie sein. Die gut drei Jahre sitzt er sicherlich nicht unbedingt auf einer Arschbacke ab - wenn man bedenkt, in welcher Welt er vorher lebte. Aber dass es ihm im Knast wesentlich besser geht als dem "Normalo", war immer klar. Nun also Weihnachten bei Mutti. Wenn es denn stimmt.
Mit einem Freund habe ich mich damals herumgestritten, weil ich der Meinung war, dass auch ein Promi wie Hoeneß bei Steuerhinterziehung zu bestrafen ist, auch wenn er noch so viel für den Bayern-München-Nachwuchs und von mir aus nicht nur dafür was getan und gegeben hat. Ich meine, wenn mir jemand Geld schenkt oder sponsert und sich dann rausstellt, dass dieses Geld geklaut war - dann ist es doch wie einen Drahtigel schlucken müssen. Das rechtfertigt aus meiner Sicht nicht das Fehlverhalten. Ich meine, zahle du als Normalo nicht mal einen läppischen Bußgeldbescheid über 15 Euro - nach ein paar Mahnungen mit saftigen Geldbußen und anderen erfolglosen Mitteln droht einem die Erzwingungshaft. Für 15 Euro wohlgemerkt - und Sonderbehandlung gibt es freilich keine. Und beim Hoeneß reden wir immerhin nicht von 15 Euro.

Der Fall Diren - der Austauschschüler aus Hamburg, der in Amerika erschossen wurde, weil er in eine Garage einbrach. Der Besitzer habe aus Notwehr gehandelt, sagte er immer wieder - und Zeugen sagten, der Junge habe nachweislich immer wieder "bitte nicht schießen!" gerufen. Es sei "nur" eine Mutprobe gewesen, in diese Garage einzubrechen.
Für mich ist immer schon mein ganz persönlicher Horror, dass meine Wohnung abfackelt, weil ich entweder das Bügeleisen eingesteckt ließ oder den Herd nicht ausstellte (Ihr erinnert Euch? Das Kohle-Huhn?) Es ist auch mein persönlicher Horror, dass jemand in mein Zuhause einbricht, alles durchwühlt und mitnimmt, was ihm gefällt. Worst case ever: Ich bin DA, wenn jemand einbricht.
Vermutlich wäre ich wie gelähmt vor Angst. Ich träume ja oft davon, dass mich jemand körperlich angreift, attackiert: Da bin ich immer wie gelähmt! Kann mich nicht wehren und nicht wegrennen.
Könnte ich in so einer Situation schießen? Auf einen Menschen?? Ich weiß es nicht. Gut denkbar, dass ich mir vor lauter Nervosität ins eigene Knie schieße. ABER: Bei uns zu Hause gibt es keine Waffen. Ich HASSE Waffen. Eine Welt ohne Waffen... wäre wohl das Himmelreich.
Nun wurde der Besitzer verurteilt. Er wurde schuldig gesprochen - und ich persönlich halte das für richtig. Es war so falsch, dass der Junge dort eingebrochen ist - aber er hat weder den Hausherrn noch andere in Gefahr gebracht. Vermutlich hätte der Junge nach dieser Lektion keine derartige Mutprobe mehr mitgemacht. Ich habe versucht, mich an die Stelle der Eltern des Jungen zu versetzen: Wie würde ich mich fühlen, wenn es einer meiner Söhne gewesen wäre? Der erschossen wird, weil er in eine Garage einbrach, der unbewaffnet war und die Hände erhob und mehrfach flehte: "Bitte nicht schießen!"?

Es ist natürlich ziemlich... einfach, so vom heimischen Sofa aus auf etwas zu schauen, nebenbei einen Schluck Kaffee zu trinken und vielleicht noch ein Stück Bambina der Seele zu gönnen.
Ich maße mir nicht an, etwas zu be- oder verurteilen, das ist der Job anderer.
Aber ich habe eine Meinung.
Beziehungsweise einen Blickwinkel.

Oh du fröhliche... verf**t noch eins!

...oder soll ich sagen "Der Countdown läuft - noch 6 Tage"? Fakt ist jedenfalls: Ich bin gestern Nachmittag wieder in M eingetrudelt mit dem wirklich guten Gefühl: Ab morgen mache ich nichts mehr - für dieses Jahr bin ich durch mit dem Arbeiten. Sollte ich heute und morgen doch noch was machen, dann nur absolut freiwillig, weil ich vielleicht grad nix Besseres zu tun hab oder so.
Jetzt ist es Mittag, ich habe zwei Kaffee getrunken, ein bisschen gesurft und gelesen - und mir ein paar warme Socken angezogen. Eigentlich wollte ich mich ja auch gleich noch ein paar Minuten aufs Ohr legen, aber im Kopf dreht sich noch so einiges.
Bereits am Dienstag war für meine Söhne schon Weihnachten: Nachdem die Wohnung wieder strahlt, Behaglichkeit und Wohlfühlen atmet und auch in dezente Weihnachtsstimmung versetzt wurde, übergab ich ihnen das, was ich mir für sie ausgedacht hatte. Die Reaktion von Junior I erinnerte mich spontan an Otto: "Ist das alles? Aber das kann ich doch nicht annehmen! Ich kann doch nicht annehmen, dass das schon alles gewesen sein soll?"

Vielleicht hätte mir als Rabenmutter klar sein müssen, dass man einem 19- und 24jährigen nicht unbedingt mit einer neuen Bettdecke samt Kuschelbettwäsche (wovon sie bislang nur eine einzige besitzen) eine Freude machen kann. Auch dann nicht, wenn man alles vorher wäscht und "sofort anwendungsbereit" zusammenstellt. Wobei der 19jährige sich schon darüber gefreut hat: "Endlich auch so eine schöne Bettdecke wie du!" Und als er beim Süßkram die gute alte Bambina entdeckte, sprang er mir an den Hals. Echt, ist Tatsache. Seine Lieblingsschokolade - und ich weiß das. Da kann kein noch so toller Weihnachtsmann anstinken.
Den Großen juckte das alles herzlich weniger - auch die Knusperflocken in weißer Schokolade (eine Kombi, die er liebt), rissen da nix raus und auf meine Nachfrage "Ja hast du mir denn überhaupt mal einen Wunsch zu Weihnachten gesagt?" wippte er nur mit dem Fuß und kratzte sich am Kopf.
Grundsätzlich habe ich sie dann aber auch gefragt: "Was ist Weihnachten für euch? Dass es lediglich Geschenke gibt? Dass der bunte Teller überläuft? Dass es Gänsebraten gibt und drei fette Tage? Ist es nicht viel wichtiger und wertvoller, dass man etwas bekommt, das mit Liebe geschenkt wird? Weil man sich etwas dabei gedacht hat - und nicht um des Geben willens?"
Für mich ist Weihnachten etwas anderes.
Ich lasse mich vom Konsumdenken und Konsumrausch nicht anstecken. Na klar ist es nicht so, dass die Jugend noch kein Bettzeug hatte. Aber eben aus Gründerzeiten mit entsprechenden... nun... Nachteilen. Ich möchte es nicht nur für mich schön haben - ich möchte es auch für die schön haben, die ich von Herzen liebe. Als ich gestern Mittag die Tür hinter mir ins Schloss zog, ging ich mit diesem guten Gefühl, dass beide, wenn sie heimkommen, in eine kleine niedliche Behausung zurückkommen, wo es nach Äpfeln und Apfelsinen duftet und nicht nach... ach lassen wir das.
Dass sie sich nachts in ihrem frisch gemachten, duftigen Bett ausstrecken und das Gefühl haben: "S is wie früher, als ich noch klein war." Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht - aber wenn ich heute so manches Mal angetriggert werde an Zeiten, die mich an meine eine Großmutter erinnern, dann fühle ich mich unendlich wohl und lächel vor mich hin. Und als meine Söhne klein waren, war ihre Welt auch noch rundum in Ordnung.... Nicht umsonst, denke ich, hängt Sohnemann I so wahnsinnig an zwei kleinen Hunden aus Plüsch aus jener Zeit, die schon zerfallen könnten, wenn man sie nur anschaut, die er aber um nichts in der Welt hergeben möchte. Nicht umsonst, denke ich, besitzt Junior II, der nach außen Coole, einen Hund aus Fleece, den er zum 2. Geburtstag geschenkt bekam - und der auch dann nicht verbannt wird, wenn das nächste Mädchen durch die Tür schreitet.
Man könnte jetzt sagen "Das wissen die Jungen noch nicht zu schätzen, sowas, das kommt erst noch."
Gleichwohl: Der 19jährige weiß es durchaus zu schätzen und hat sich auch wirklich gefreut.
Der 24jährige kam am nächsten Morgen zu mir: "Tut mir echt leid, meine Reaktion von gestern. Das war total undankbar und unangebracht, das wollte ich nicht."
Als ich dann mittags, als sie in Schule und Job waren, zurück nach M fuhr, durch stundenlangen Schneeregen und Schietwetter vom Feinsten, umgeben von motorisierten Vollpfosten, die nicht wissen, dass sie auch einen Blinker besitzen oder aber nicht wissen, dass das Blinker setzen NICHT bedeutet, dass sie auch sofort ausscheren dürfen ohne Rücksicht auf Verluste - und du als gerade in dieser Spur Befindlicher gucken darfst, wo du - möglichst unbeschadet - bleibst. Einen Moment nicht aufgepasst und schon kann alles vorbei sein. Von einem Moment auf den anderen kann alles anders kommen - wie bei einem Kollegen, dem vor zwei Wochen ein Blutgefäß im Hirn platzte.
Oder der Freund von Junior II, der vor wenigen Tagen mit seiner 17jährigen Freundin einen Unfall verschuldete, den das Mädchen nicht überlebte.
Ich halte nichts davon, fremdes Leid und Leiden zu sehen und zu denken: "Gott sei Dank geht es uns gut!" Aber solche Momente lehren mich einmal mehr, wie vergänglich alles ist, wie schnell sich alles ändern kann, gewollt oder ungewollt - und ich denke wirklich jeden einzelnen Tag, dass alles gut so ist wie es gerade ist, dass ich mir wünsche, dass meine Söhne gesund bleiben - und wenn sie mir sagen, dass sie mich sehr lieben und wenn Junior sagt, dass ich der einzige Mensch bin, dem er vertraut, dann bedeutet mir das mehr als alles andere auf der Welt. Und wenn sie sich jetzt nachts in ihr Bett kuscheln und schnuppern und denken "Hach ja, schön!" - dann ist es genau DAS, was mir Freude macht. Und genau das wollte ich - nicht mehr, nicht weniger.

Samstag, 13. Dezember 2014

Manches bleibt wie es ist, anderes geht kaputt

Was ob des Titels etwas philosophisch anmutet, ist in der Tat diesmal... ziemlich wörtlich gemeint. Sehr wörtlich, ums mal so zu sagen.
Der Becher mit lecker heißem Kaffee zwischen den Oberschenkeln, Rauschen über den Highway, Musik so laut, dass die Haare fliegen - und mittendrin ich, die singt. Und all das frühmorgens auf dem Weg in die Arbeit (Ihr wisst ja - ich bin noch immer in heimischen Gefilden).
Es gibt eben Dinge, die werden immer bleiben wie sie sind. Egal wie oft ich mir schon das Bein verbrannte oder den kostbaren Energizer auf der Fußmatte vergoss. (In abwaschbaren Zeiten doch alles kein wirkliches Thema. Jedenfalls nicht in meinem Wägelchen.)
Andere Dinge sind da nicht so robust.
Angefangen mit der Waschmaschine, die ich so kurz vor meiner Abreise noch bestückte und die mit einem Mal so seltsam laute Geräusche von sich gab, dass der Liebste mich schockiert fragte, was ich denn da in die Maschine getan hätte, bevor er zur selbigen stürzte. (Frechheit eigentlich, oder wie seht Ihr das? Als wüsste ICH nicht, wie man so ein Teil bedient!)
Und so kurz vor dem Ende dieses doch sehr anstrengenden, aufwühlenden, entscheidungsträchtigen Jahres bildete dies den Auftakt zu einer.. äh.. zerstörerischen Serie.
Als ich hier am Mittwoch bei der Jugend einkehrte, sah es hier derart schlimm aus, dass mir glatt der Mund trocken wurde. Hatte ich gerade doch noch den Jüngeren gelobt, indem ich meinte, er wäre der Ordentlichere von beiden, so wurde ich dieses Mal eines Besseren belehrt.
Schon Suse hatte im Vorfeld zu mir gemeint: "Bloß nicht schimpfen, Leben ist zu kurz" oder so ähnlich. Schimpfen. Es sind eh Hopfen & Malz verloren, die Jugend ist erwachsen. Außerdem: Es ist jetzt ihr Reich, sie müssen hier leben und schlafen. Ich reg mich nicht mehr auf. Stattdessen sehe ich nur noch zu, dass es da, wo ich mich zur Nacht niederlege, ordentlich ist - den Rest ignoriere ich inzwischen. So gut ich es kann, jedenfalls. Also ich versuchs.
Ich war dafür froh und dankbar, dass in diesem Haushalt nicht auch wieder etwas entzwei gegangen war. Vor allem nichts, das ordentlich Geld kostete.
Bis gestern Abend. Erst fuhr mir so eine dusselige Kuh aufs Auto. Dusselig, weil wir an einer Ampel standen - und sie nicht bemerkte, dass sie rollte. Und rollte. Und rollte - bis sie auf meinem kleinen Weißen aufsaß.
"Es tut mir so leid", meinte sie, "mein Auto ist ausgegangen."
"Dann ziehen Sie doch die Handbremse, Herrgott noch mal!" ging es mit mir durch.
"Das ging ja nicht! Das ist ein Automatik, wenn der ausgeht, geht da gar nichts mehr."
Ich hab noch nie einen Automatik gefahren, ich weiß es nicht, kann mir aber nicht vorstellen, dass eine Handbremse nicht mehr bedienbar sein soll. Aber Hauptsache, ein großes, fettes Auto fahren - und es dann nicht bedienen können - sowas habe ich ja zum Fressen gern!
Sie hatte nur Glück, dass ganz offensichtlich nur das Nummernschild eingebeult war. Sie gab mir ihre Kontaktdaten: "Rufen Sie mich an, wenn doch noch irgendwas sein sollte, dann regulieren wir das natürlich." Da isser nun so klein, der Weiße, und das ist jetzt schon der zweite Schnitzer, den er hinnehmen musste. Der erste war ein Parkschaden so kurz vor dem Umzug - und da war ich schon echt dankbar, dass der Verursacher sich gemeldet und nicht klammheimlich vom Acker gemacht hatte.
Und heute? Beichtet mir Junior II, dass sein Handy kaputt ist. Er besitzt es gerade mal ein gutes halbes Jahr, dafür hatten wir extra den Vertrag verlängert, den er von mir gesponsert bekommt. "Spider App" nennt der Liebste den Schaden - und ich, ich könnte heulen. Wie kann man ein Handy in die Arschtasche der Jeans stecken und sich dann draufsetzen?? Wie kommt man auf so eine Idee? "Das habe ich doch immer so gemacht!" verteidigte er sich. "Dann gehört dir noch nachträglich was hinter die Ohren gesemmelt!"
Mal abgesehen davon, dass seine Jeans auch in diesem Bereich um ihn herumschlackern (dieser Glückskeks) - so bietet er sich doch dankbar an, dass man ihm wahlweise Handy und / oder Geldbörse klaut? Gerade jetzt auch im Gewusel auf dem Weihnachtsmarkt? Wie kann man nur so... so... blauäugig sein? Jedenfalls ist es jetzt nicht mehr am Arsch, sondern ist in Arsch - ja, ich MUSS das jetzt so drastisch formulieren, weil mir einfach danach ist und weil mein Frust ja auch irgendwo raus muss. (Hat meine Schmerzärztin mir vor Jahren gepredigt, als sie mich fragte, wie ich denn Frust und Ärger kompensiere, was ich dann tu und ich wahrheitsgemäß antwortete, dass ich die Musik brechend laut aufdrehe. "Und dann? Was noch?" - "Nichts 'und dann'. Nach ein paar Titeln ist die Wut verraucht." - "Aber so lassen Sie ja nichts raus." - "Hm. Ja also manchmal schmeiße ich auch was." - "Und was?" - "Keine Ahnung. Irgendwas. Irgendwas, das nicht kaputt geht und niemandem weh tut, wenns ihn trifft." - "Aha. Na ja. Na dann... Typisch.")
Ich denke noch heute oft an sie, in so verschiedenen Situationen, und dann denke ich mir so, dass sie gewiss ihre Freude an mir hätte. Bzw. an meiner Entwicklung, die ich seither gemacht habe. Doch, ich denke schon. Immerhin bedauert der Liebste öfter, dass ich nicht mehr so ruhig und sanft und lieb bin wie ich das mal war. Vor elf Jahren. (Manchmal unterstellt er mir bestimmt, ich hätte mich nur verstellt, um ihn "einzufangen" und später dann mein wahres Gesicht gezeigt. Aber ich schwör, dass ich damals wirklich so war. Und heute bin ich eben...  anders.)
Am 22. muss ich wieder zum Zahnarzt. Ich wohne ja jetzt in M und musste mir also eine neue Zahnfee suchen. Die Bestandsaufnahme selbst - die klang gar nicht soooo schlimm, aber ich vermute, das lag an den ausschließlich lateinischen Begriffen, mit denen die so um sich warf. Ich versteh ja nix davon. Es klang dafür weniger bedrohlich als sonst. Und ich glaubte auch, dass der Termin am 22. ähnlich entspannt werden würde. Immerhin - so kurz vor Weihnachten.
Doch seit gestern weiß ich, dass es da einen Problemzahn mehr gibt. Es ist nichts zu sehen, im Gegenteil, der sieht noch richtig schön.. äh... jungfräulich aus. Aber beim Draufbeißen geh ich an die Decke. 
Das wird noch lustig, ich ahne es. 
Und zu guter Letzt: Das versprochene Paket mit den Weihnachts- und sonstigen Deko-Artikeln ist nicht eingetroffen. (Ihr erinnert Euch? Impressionen.de? Erst bestätigen sie mir die ausgesuchten Sachen und dann schreiben sie zwei Tage später, dass manches leider doch vergriffen sei.) Bekam ich jedenfalls heute Nachmittag eine E-Mail, man würde alles bis Dienstag nachliefern. Das will ich auch schwer hoffen, denn am Mittwoch fahre ich wieder zurück nach Hause - und komme auch erst im Januar wieder. Ich will jetzt auch einfach gar nicht darüber nachdenken, wie ich reagiere, wenn sie es nicht bis Dienstag nachliefern. Ich WILL jetzt einfach davon ausgehen, dass die ihr Wort halten. So unzuverlässig habe ich die gar nicht in Erinnerung, ganz im Gegenteil!
Junior I schaute mich jedenfalls ziemlich nachdenklich an, wie ich da in der Küche stand und mir wutentbrannt erst mal einen Kaffee zur Entspannung zubereitete. Er packte gemächlich eine Zigarette aus und bevor er hinaus auf die Terrasse ging, schmunzelte er: "Hier, willste auch mal eine? Vielleicht sollteste ja einfach mal eine rauchen, wirste ruhiger."
Hat man da noch Worte?
Ich bleibe beim Kaffee und hoffe auf anständigere Zeiten.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Songs for my car

 

...so heißt einer meiner Ordner in meinem iPhone - und gestern Abend habe ich mir noch ein paar (für mich neue) Titel geladen. Solche wie diesen hier. In spätestens zwei Stunden mache ich mich auf den Weg in die Heimat, back to the youth, und dass es heute nach gefühlten endlosen Regentagen herrlichen Sonnenschein gibt und sich blassblauer Himmel über mir spannt, nehme ich als ein gutes Omen für die Tage, die da jetzt kommen werden. 

"Don't be the reason why it's cold in my heart."

Dienstag, 9. Dezember 2014

The Slow Show - Dresden (Official Video)

Und dann wollte ich noch eines sagen...


Quelle Bild: http://weheartit.com/entry/150654738


Vielen, vielen Dank für über 200.000 Klicks - ich habe es leider verschlafen, mich aber nicht weniger darüber gefreut. Irgendwie... ist es doch einfach wirklich was Schönes, kann einer sagen, was er will.

Danke 
[stellt Euch hier ein Herz vor, ich kanns leider nicht einbetten - mit der üblichen Schreibweise funktionierts jedenfalls nicht.]

Oh Du Besinnliche... Oder so.

Ich bin wieder fit. Im Großen und Ganzen jedenfalls. Auf jeden Fall um vieles besser als noch einige Tage zuvor. Die Nächte, in denen ich kaum schlief, auch weil ich Angst hatte, ich würde vielleicht nicht mehr erwachen. Die Tage, an denen mir zu Brei gewürgter Apfel zwischen die Zähne geschoben und Wasser über Trinkhalm verabreicht wurde - und ich so bei mir dachte "Oh. My. Goodness. So wirds in fünfzig Jahren sein - sing schon mal dein Hallelujah!" Noch ein großes Blutbild und ein EKG und dann sollte alles überstanden sein. Hoffe ich. Denke ich.
Und nunmehr beginnt also die Zeit, mich noch einmal auf Reisen in die Heimat zu begeben - dieses Mal für eine ganze geschlagene Woche! (Ich weiß zwar nicht, ob die Jugend sich tatsächlich über so viel Mutti freut, aber ich geh jetzt einfach mal davon aus. Immerhin wird in dieser Zeit regelmäßig gekocht und gebügelt, ganz zu schweigen von beständiger Ordnung, die übrigens der Jüngere anklagend in einigen whatsapp-Nachrichten so beschrieb: "...Das Ding ist, dass ich nicht die Kraft habe, jeden Tag aufs Neue die scheiß Küche und Bad aufzuräumen, seinen Dreck hinterherzuräumen, damit ICH MICH WOHLFÜHLEN KANN [...] Ich verpiss mich hier bald! [...] Wenn ich nicht wäre, würde die Wohnung leben und seine Mitbewohner wären Keime und Käfer! [...] Koche gerade! Und damit meine ich kein Essen! ..."
Mit Verlaub - aber da musste ich dann doch richtig RICHTIG schmunzeln: Es sind dieser Art Aufreger, wie ich sie beinah täglich lebte, als wir noch zu dritt in der Wohnung wohnten und Graf Pimpf keine Muße verspürte, wenigstens mal den Müll wegzubringen oder die Handtücher nicht zusammengeknüllt im Bad liegenzulassen - nach dem Duschen oder Baden wohlgemerkt.
Und denke ich an meinen ersten Besuch nach meinem Weggang, als die Lebensmittel sich dank des "unsachgemäßen Bedienens des Kühlschrankes" in flüssige Soße verwandelt hatten und munter unten rausliefen, dann würde ich doch sagen: Sie nehmen sich beide nix.
Wobei ich zur Ehre des Jüngeren hinzufügen muss: Er ist in der Tat der Ordentlichere von beiden. Und er liebt es, es ordentlich und gemütlich, es einfach schön zu haben. Auch wenn er sich nur einmal pro Woche dazu aufraffen kann. Er hofft ja immer, dass, wenn er einmal Ordnung gemacht hat, es auch so bleibt. Aber da wiederholen sich wohl Gedanken der Hausfrauen und Hausmännner: Da steht man stundenlang in der Küche und bereitet das Essen für sich und/ oder andere - und in nullkommanix ist alles weggefuttert und türmt sich lediglich noch das benutzte Geschirr.
(Übrigens, der extra vorm Umzug noch schnell gekaufte Spüler versagte unlängst seinen Dienst - aber inzwischen wissen wir, dass lediglich der Klarspüler fehlt. Pffff. Mein treues Maschinchen zuvor brauchte solchen Kokolores nicht, der lief auch ohne. Alles Geldschneiderei, sach ich immer.)
Du räumst auf und putzt und machst und tust - mitunter einen halben Tag lang, freust Dich den Sonntag über Deine schöne Wohnung - und nach zwei Tagen liegt überall neuer Staub, liegen Bücher und Klamotten rum, Zeitschriften vielleicht noch, Briefe, geöffnet oder noch ungeöffnet, Werbekram (trotz wiederholt angebrachtem Sticker, dass man uns doch BITTE mit Werbezeitschriften verschonen möge!), muss die Toilette neu geschrubbt, der Badeteppich nach jedem WC-Besuch der Jugend neu gerichtet werden....
Wie das eben so ist, wenn man eben nicht alleine wohnt.
Da ist halt... Leben in der Bude, und ich meine jetzt mitnichten besagte Käfer und Keime. Ich bin zwar keine Sagrotan-Tante, ich habe auch als Kind nach Herzenslust in Modder und anderen.. äh.. Dingen herumgematscht und wenn ich noch an die Weihnachtsplätzchen-Back-Aktion denke, als die Kinder und ich gemeinsam buken und ich sie allein ließ mit der Maßgabe: "Verziert nach Herzenslust, wie es euch gefällt" - und anschließend feststellte, dass man sich mit Mehl, Deko-Streuseln und Dekokugeln beworfen und die verflüssigte Schokolade überallhin, nur nicht aufs Backwerk getropft hatte - da war ich in schallendes Gelächter ausgebrochen! Leider besaß ich zu diesem Zeitpunkt noch kein Handy mit integrierter Kamera - und so frisch nach der damaligen Trennung vom Ex besaß ich erst recht keine Kamera oder sonstige  Luxusgüter.
Dafür habe ich diese wunderbare Erinnerung - und kann auch noch heute darüber lachen.
Geputzt haben wir freilich zu dritt.

Und nun ist wieder Weihnachten.
Inzwischen ist die Jugend groß und ob ich sie noch mal zum Backen überreden kann, weiß ich nicht. Ich weiß allerdings auch nicht, ob ich überhaupt alles schaffen kann, wenn ich erst mal wieder da bin.
Die Tage in L sind immer derart vollgepackt und komprimiert, dass ich anschließend immer erst mal ein, zwei Tage Urlaub brauchte, um mich von diesem Kraftakt wieder zu erholen. Insofern freue ich mich doppelt, dass ich dieses Mal morgen runterfahre, übers Wochenende bleibe und dann erst kommenden Mittwoch wieder zurückfahre. (Und bitte, Petrus, lass mich bitte bitte nicht im Stich - BITTE KEIN SCHNEE UND EIS IN DIESEN TAGEN!! - Du weißt doch, meine Unfallstatistik ist nicht von Pappe und noch ne Bescherung....) Über impressionen.de (im Sales-Bereich kann man wunderbar einkaufen - eigentlich! Wenn ich nämlich was ordere, die Bestellung bestätigt wird und mich zwei Tage später eine E-Mail erreicht, dass dieser und jener Artikel leider vergriffen ist, dann vergriesgnaddelt mich das jetzt aber wirklich!) habe ich ein paar kleine, aber akzentuierte Artikel geordert. Nicht allein typisch zu Weihnachten (die Weihnachtsmänner aus Glas waren leider auch vergriffen, menno) . Aber zum Beispiel 40 x 30 cm Bilderrahmen im Shabby-Look (i love it!), die kriegst Du normalerweise nicht für knapp 10 Euro (und jetzt schwanke ich noch, wie viel ich davon Juniors Zimmer überlasse). Und ich habe Junior versprochen: Der Samstag gehört uns dreien allein, dann fahren wir mit der Bahn in die City (mit dem Auto wäre es in Tagen wie diesen eher ein motorisiertes Harakiri) und schauen uns noch ein wenig um, wie man mit kleinen, wenigen Dingen viel lässige Gemütlichkeit in die beiden Zimmer bringen kann. Junior II fehlt da so ein bisschen das Händchen dafür, sein Zimmer sieht noch genauso aus wie ich es im August verließ (aufgeräumt, aber nackig) - und irgendwie bedeutet es mir in den Weihnachtstagen noch etwas mehr, ein bisschen mehr Behaglichkeit hineinzubringen. Es ist meine Leidenschaft! (Ich wäre ja früher gerne auch - bei uns hieß das noch: Dekorateur - geworden, aber zu Ost-Zeiten... Watt wollteste da dekorieren? Drei Reihen Senf und fünf Reihen Essig in Plastikflaschen?) Und heute gibt es soooo unsagbar viele Möglichkeiten, mit wenigen, aber eben akzentuierten Artikeln so vieles zu erreichen.

Und Weihnachten.
Ich oute mich - ich LIEBE Weihnachten. Ich liebe diese Zeit, wo es überall in den Straßen und auch zu Hause anders riecht, nach gebackenen Äpfeln und in Seidenpapier geschlagene Orangen. Nach Zimt und Kardamom, nach süßem Tee und Gebackenem. Ich liebe unseren dunkelroten samtenen Weihnachtsstern, der sanftes Licht ausstrahlt. Ich liebe die Lichterkette mit den milchigen Lämpchen in der Bodenvase mit den Tannenzapfen. Ich liebe diesen Duft nach Heimlichkeit und Vorfreude, die roten Bäckchen der kleinen Kinder, die Wunschzettel, die die Kinder früher gemalt haben, ich liebe es, meiner Familie eine Freude machen zu können, Spaziergänge am Abend (ich gestehe: Ich bin ein Fenstergucker.), ich liebe die Stricksocken meiner Mum und die Strickjacken meiner beiden Lieblingslabel.
Als die Kinder noch kleiner waren, hatte Weihnachten für mich weniger Beruhigendes, weniger Bewusstes. Es war vor allem von Stress geprägt: Alles musste erledigt und vorbereitet sein, alles musste eingekauft und verstaut sein - alles musste passen zur Zufriedenheit ANDERER.
Spätestens mit dem Ende meiner Ehe habe ich mich immer mehr darauf konzentriert, dass es auch erst mal MIR gut geht. Der Liebste schimpfte oft, ich sei nicht Mutter Theresa - aber davon bin ich auch weit entfernt. Ich gebe gern von mir, viel von mir, einige Jahre lang sicherlich auch zuviel (wenn das schon selbst meine Mum aus der Ferne sagte, musste es wohl so gewesen sein) und oft auch über mein Limit hinaus. Und habe mich fast selbst verloren dabei.
Wie ist es heute? Der Post von Noemie hat mich einmal mehr darauf gebracht.
Ich bin glücklich und dankbar, dass alles so ist wie es ist. Dass wir unseren Platz im Leben finden und gefunden haben - und am Samstag habe ich bei einem Spaziergang den Liebsten unter einem Mistelzweig in einem Torbogen geküsst: Auf ein weiteres wunderbares Jahr mit Dir, mit uns - das wünsche ich mir sehr.
Und weil mich das TV-Programm zur Weihnachtszeit einfach nur nervt, habe ich mir ein paar Filme bestellt, unter anderem "Die zauberhafte Nanny". Ich kannte diesen Film schon - aber ich liebe ihn. Und ich mag Emma Thompson sehr. Ich liebe ihre Rollen und wie sie sie spielt. Einfach nur... zauberhaft. Und ich habe uns "Das zehnte Königreich" gekauft. Vor rund zwölf Jahren habe ich diesen Film als Serie zwischen den Weihnachtstagen geschaut - und fand es irgendwie einfach schön! Ich kann mich kaum noch an die Handlungen erinnern - aber ich weiß vor allem, wie wunderbar ich mich gefühlt habe - und wie voller Sehnsucht ich damals danach war, dass alles gut werden würde im Leben.

Ja.
Für mich ist und bleibt Weihnachten etwas Besonderes. Etwas Wunderschönes.
Ganz weitab von Konsumrausch, Konsumstress und von der allgemeinen Hektik lasse ich mich auch nicht mehr anstecken. Ich bin über vierzig. Da laufen die Uhren eh langsamer. Aber dafür bewusster. Und genussvoller.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Die Tage danach

Alles fing damit an, dass ich in der Küche stand, Gemüse schnippelte und mir furchtbar übel wurde. Was dem folgte, erspar ich Euch an dieser Stelle, war nicht so lustig - aber mein Blog soll ja auch nicht zum Blog einer alten Frau mutieren, die mit Freundinnen zusammen sitzt und wo nur über Krankengeschichten geratscht wird. Und für einen herzerfrischenden, humorvollen und vor geistreichen Ergüssen sprießenden Eintrag fehlt mir schlichtweg die Energie. Noch!
Seit gestern kann ich wieder aufrecht sitzen, seit heute steh ich wieder auf wackligen Beinen.
Telefonieren strengt mich an, Lesen und Schreiben ermüdet mich.
Aber ich wollte mich mal gemeldet haben - und mich vor allem ganz herzlich für Eure Nachfragen bedanken, egal ob hier oder über whatsapp oder FB. Seid mir bitte nicht böse, wenn ich nicht alles lesen und beantworten konnte.
Und weil ich den 1. verpasst habe, wünsche ich Euch von Herzen einen wunderbaren 2. Advent.

Bildquelle: http://weheartit.com/entry/149666823/via/Ganja_Queen420?day=03&month=12&page=21&year=2014