Freitag, 30. Januar 2015

Was man nicht im Kopf hat

Es gibt so Tage, da möchte man die Augen schließen und hoffen, dass diese ganz schnell vorbei sind. Bei mir war es dieses Mal gleich die ganze Woche, die ich am liebsten wegschnipsen würde.
Die zwei Tage vor Ort im Büro sind immer Stress. Immer. Der Tag beginnt viel zu früh und endet zu spät nach meist 17 Stunden. 17 Stunden, die derart angefüllt sind, dass die Synapsen kollern und vibrieren, wo ich kaum zum Nachdenken, eher nur zum Reagieren komme. Ein guter, handfester Plan gibt so ein bisschen wie Struktur, der Rest ist Improvisation.
An diesen beiden Tagen gibt es einen derartigen Informationsfluss, dass ich Mühe bekomme, diese Informationen zu sortieren in "Wichtig" oder "Nebensächlich". Rechnet man dann doch die Komponente hinzu, dass ich eben ein Mensch bin und keine Maschine, kommt irgendwann doch mal, was kommen muss: Ich mache einen Fehler.
Diesen Fehler einer unglücklichen Aneinanderkettung von Zufällen (an die ich ja eigentlich nicht glaube) zuzuschreiben, macht ihn vielleicht nachvollziehbar (was ich können muss, um zu verhindern, dass mir sowas noch mal passiert), aber eben nicht ungeschehen.
Ergebnis war, dass Chef derart an die Decke ging, dass ich ihn zwar verstand und auch seiner Argumentation folgen konnte: "Das ist eigentlich eine Abmahnung wert!", ich dann aber doch abseits ein paar Tränen nicht aufhalten konnte. Tränen über die eigene Trotteligkeit, Tränen der Wut auf mich selbst und Tränen der Fassungslosigkeit. Gepaart mit der Erkenntnis: Ich lasse mich einfach immer zu leicht ablenken, dann wird es in Zukunft kein "Guck mal hier mit drauf" geben, während ich gerade was anderes mache (vorzugsweise Online-Überweisungen oder Versenden von E-Mails mit nicht unwichtigem Teilnehmerkreis), oder "He, hör du mal mit zu, du verstehst doch auch was davon", während ich eben mit anderen, nicht unwichtigen Dingen beschäftigt bin. Dann wird eben auch der Chef in Zukunft mal warten müssen, bis ich zumindest einen wichtigen Geschäftsakt erledigt habe. (Gerade überkommt mich so die Idee, ob solche Dinge die Firmen veranlasst, junge, dynamische, geistig bewegliche und vor allem flexible Leute einzustellen? Vielleicht werde ich doch langsam zu... äh... unbeweglich? Na ja nee, eigentlich nicht, aber vielleicht werd ich mich das wohl doch mal fragen müssen?)
Er hat sich noch am Abend und auch noch mal am nächsten Tag bei mir entschuldigt, doch wie gesagt: Vom Grundsatz her hatte er vollkommen recht, das hätte mir nicht passieren dürfen.
Am nächsten Tag dann bin ich heimgefahren. Meine erste Erfahrung mit dem ADAC-Reisebus für 12,90 Euro. Mein Fazit? Kann man durchaus empfehlen gerade für Zeiten wie diesen, wo es wahlweise draußen gefriert oder - wie heute morgen - Schneesturm gibt. Punktgenaue Abreise, punktgenaue Ankunft, zwei Pausen zwischendrin von jeweils ca. 12 min, es gibt Kaffee für 1 Euro und Snacks für rund 3 Euro. Leider nur in den beiden Pausen, ansonsten ist die Kaffee-Küchen-Bar leider verschlossen. Aber wenn mans weiß, ist es okay. Auch die Sitzlehnen verstellbar, was wirklich angenehm ist bei immerhin sechs Stunden Fahrt - und das ist der einzige Wermutstropfen: Die Reisezeit, die mit bis zu 2,5 Stunden länger ist als mit dem Auto. Dafür aber reist man unerreichbar günstig und vor allem sicher. In M selbst kriegte ich fast einen Koller: Der ZOB grottig ausgeschildert, die Straßenbahn mit nur zwei Waggons derart brechend voll, dass sie nicht alle Fahrgäste mitnehmen konnte. Mit so nem schweren Seesack (da war unter anderem ein neuer Laptop mit an Bord) auf dem Buckel wird das für jemanden wie mich dann doch zu ner... nun sagen wir... Nervenprobe. Was hilft dagegen? Genau - ein Coffee to go. 
Nach sieben Stunden endlich zu Hause angelangt, hatte ich mich bereits eine Stunde später ins Nirvana hinübergeschlafen - für geschlagene 12 Stunden. 
Gestern und heute hätte ich eigentlich frei, das Stundenkonto ist bereits voll, aber na ja, wenn man weiß, da gibts noch was zu tun... Ich drücke mich da nicht. Was jedoch im konkreten Falle bedeutete, dass ich gestern den Rechner erst am Nachmittag startete. Und sah, dass jemand Geburtstag hatte. 
Als der Chef aus seiner Besprechung raus war und sich auf den Weg zur nächsten machte, befragte ich ihn, ob er über diesen Termin von meiner Vertretung schon informiert sei. War er nicht.
"Das ist jetzt nicht euer Ernst, oder?"
"Doch... Hast du ihn denn heute schon gesehen?" fragte ich beklommen.
"Nein, aber trotzdem!"
Hmpf. Nu ja. Aber es war ja immer noch Geburtstag, war also noch nix passiert? 
Heute musste ich dann zu meinem Entsetzen auch noch feststellen, dass ich, um Rechnungen bezahlen zu können, ein entscheidendes Utensil in der fernen Stadt liegenlassen hatte. Ohne dem ist eine Ausführung nicht möglich - aber man kanns hier in jedem Technikladen kaufen. Was ich morgen auch machen werde - auf eigene Rechnung freilich. Da lasse ich mir nix nachsagen. (Genauso wenig wie "Euer Geld wollt ihr alle immer pünktlich haben, aber dann nur so Scheiße machen!" Pffff. Die Gehälter der Kollegen habe ich, soweit möglich, überwiesen. Meins noch nicht. Das sitze ich aus. Da habe ich meinen Stolz. Denn wenn ich mich fürs Pünktliche stark mache, dann vor allem auch für die Leute, nicht für mich allein. Wenn die Leute ihm abwandern, weil sie unzufrieden sind, hat keiner was gekonnt.) 
Prompt (Papa sagt zu sowas immer: "Der kann Katzenscheiße im Dunkeln riechen", was bedeutet, dass jemand das Timing beherrscht, genau dann was zu wollen, wenn es eben gerade nicht geht) rief Chef noch an und fragte, ob ich mal eine Überweisung für ihn ausführen könnte, trotz des freien Tages. Trotzdem ich heute noch ein Projekt korrekturgelesen und ein Leistungsverzeichnis geprüft und für die Unternehmer versandbereit hergestellt hatte. Was man eben so macht an freien Tagen. (Chef sagt immer, er sei viel zu gut und viel zu blöd, und so falsch ist das nicht - aber für einige seiner Mitarbeiter gilt das auch, aber das zählt dann eben nicht.) Und nein, ich konnte es eben nicht, weil ich eben noch nicht in der Stadt gewesen war, um besagtes Technikteil zu kaufen.
"Also Mensch, ganz ernsthaft, du musst dich auch mal bisschen konzentrieren!"
Ja genau. Weil ich jeden Tag 10 Stunden lang Arbeit und Kollegen und Chef im Kopf rumtrage, selbst an Wochenenden, wo der Liebste immer schon fragt, ob ich wirklich glaube, dass das alles gut so sei. Weil mein Job nicht nur zum Geldverdienen ist, sondern auch mein Herzblut mit drin steckt. Weil mir ja jeden Tag die Sonne aus dem - sorry - Arsch scheint, mit oder ohne Home Office.
Ich, die gerade vollgepackt nach Hause gekommen war, auf dem Telefon zwei unbeantwortete Anrufe, die noch Arbeit bedeuteten, im Kopf dazu die Sorge um beide Eltern, denen es beiden aktuell überhaupt nicht gut geht (Mum, du kannst reden wie du willst, ich kann zwischen deinen Zeilen lesen und vor allem kenne ich den Klang deiner Stimme aus dem Effeff, da weiß ich genau, was die Uhr geschlagen hat - und auch der Papa war ungewöhnlich still, viel zu still!), die Gedanken um Junior II, der ernsthaft erwägt, so kurz vorm Ziel die Ausbildung abzubrechen, und die Gedanken an Junior I, der am Dienstagabend so am Boden zerstört war, dass er fast geweint hatte. Eine ganze Stunde lang hatte ich ihm zugehört und ihn dann dazu gebracht, doch etwas zu Abend zu essen. Essen und Trinken hält eben doch manchmal Leib und Seele zusammen - und anschließend ging es ihm dann auch wieder viel besser. 
Und dann: "...du musst dich auch mal bisschen konzentrieren!" Als wäre ich so eine Schluse, die sich hier nen faulen Lenz macht und der alles nicht so wichtig ist, das nichts mit ihr zu tun hat.
Da bin ich - zugegeben - heftig geworden. Garantiert unangemessen heftig, und ich habe mich anschließend auch entschuldigt. Doch Chefs Argument "Es ist mir einfach zuviel Arbeit" betrifft auch uns. Auch für uns wird es mehr und mehr und man fragt sich, wie man alles koordinieren kann, ohne eben Stockfehler zu wiederholen. Neues Personal wurde eingestellt und wird auch weiter eingestellt, aber das muss sich auch erst warmlaufen. Es ist viel - ja, aber das ist es für uns alle.
Na ja... Wir haben uns dann gegenseitig gesagt, dass wir am Limit seien und dass wir es beide nicht so meinten. Auch habe ich mich für meine Heftigkeit entschuldigt, die mir einfach auch nicht zusteht. Und dann habe ich noch seine Frau zurückgerufen und ein paar Dateien nach ihren Wünschen umgeändert. Danach habe ich meine Waschmaschine bestückt und mir einen Kaffee gemacht.
Besser fühle ich mich immer noch nicht.
Im Gegenteil.
Irgendwie fühle ich mich total beschissen.
Eine scheiß kack Dreckswoche. Die nur ein was Gutes hat: Sie ist zuende. Morgen kommt der Liebste nach Hause. Dann ist Wochenende, und wehe, das funzt nicht. 

Montag, 26. Januar 2015

Ich kann grüne Pilze riechen!

Nun, vielleicht ist das ja immer noch ein Vorteil - andere sehen grüne Männchen und werden in Zimmer gesperrt, aus denen sie so schnell nicht wieder rauskommen.
Wiederum andere rauchen Pilze und werden auch in Zimmer gesperrt, aus denen sie so schnell nicht wieder rauskommen.
Und ich... Betrete das Zimmer, aus dem ich allerdings auch nicht so schnell wieder rauskomme. Und zwar aus dem einzigen kühlen Grunde, weil mir grüne Pilze sowohl aus dem Spülbecken als auch dem Kühlschrank entgegenwachsen. So mag ich das nicht, so fühle ich mich nicht wohl, auch dann nicht, wenn ich nur drei Tage hier bin. Da muss ich was tun, ja und das kann dauern. Mitunter.
Entweder werde ich einfach nicht müde, die Jugend zu befragen, wieso sie unbedingt einen Geschirrspüler haben wollten - oder aber die Pausen meiner Heimkehr sind doch lang genug, dass mir selber immer wieder aufs Neue dünkt, ich stellte diese Frage zum allerersten Mal. Oder erwartete ernsthaft eine seriöse, glaubhafte Antwort.

Kennt Ihr eigentlich die Werbung für "KNUT - die fliegenden Weihnachtsbäume"? Zu früh und zu spät?
Nun - zu spät können wir auch, wie sich unschwer erkennen lässt. Wobei diese Art der Nachlässigkeit mir maximal ein müdes Lächeln entlockt: Das macht wenigstens nicht krank und auch nicht.. äh.. süchtig.

Anfangs war ich regelmäßig erschüttert, peinlich berührt und auch fassungslos, wenn ich das Chaos in meiner einstigen Wohnung erlebe. Nachdem ich mich aber doch hier und da umgehört hatte und auch in verschiedenen Blogs immer wieder zu lesen bekomme, dass meine Söhne keine Ausnahme darstellen, sondern dieses Grauen einfach Ü-BER-ALL weilt, entspanne ich mich sichtlich und hoffe auf bessere Zeiten.
Letztens meinte jemand, es müsse nur die richtige Frau kommen, dann würden sie schon Ordnung machen und auch halten.
"Nun", habe ich trocken geantwortet, "das wird vermutlich eine Milleniumsaufgabe. Denn die Prinzen hinter den sieben Müllbergen zu finden, dürfte für eine zarte Prinzessin schier aussichtlos werden."
Wobei.... Als ich Junior II gestern fragte, wie es denn in der Liebe so aussehe und er nach dem letzten Desaster wieder jemand Neues kennen gelernt hatte, da lachte das Früchtchen frech und meinte: "Eine?"
Als ich etwas später beim Staubsaugen einen gestrickten Hausschuh im Norwegerlook unter seinem Bett hervorholte, sagte er: "Hab ich auch schon gesehen, haste beim letzten Mal vergessen."
"Hä? Das ist nicht meiner, ich hab doch sowas gar nicht."
"Ach echt? Das ist gar nicht deins?"
"Nein?"
"Äh... Also ich weiß nicht, wem die gehört."
"Na sage mal, junger Mann, herrscht hier so ein rascher Wechsel, dass du nicht mal mehr siehst, was die jeweilige junge Dame anhat??"
"Äh.." Es folgten sein Lachen und seine Idee, eine Whatsapp-Gruppe zu gründen und das Foto herumzureichen "Wem könnte dieser Schuh gehören?"
"Junge Junge", knarrte ich, "Gedanken solltest du dir dann machen, wenn deine Whatsapp-Gruppe eine neue Gruppe eröffnet und dir schreibt: Wir haben deine Anfrage mal weitergeleitet an andere mögliche Prinzessinnen."
Er lachte, aber so witzig fand ich diese Sache nicht.
"Bitte pass doch ein bisschen mehr auf dich auf. Verlass dich nicht darauf, dass das Mädchen sich um die Verhütung kümmert und außerdem schützt kein Gummi dich auch nicht vor Krankheiten."
"Ach Mum, du machst dir immer viel zu viele Gedanken."
"Ich wünschte, DU würdest dir welche machen", murrte ich.
Nun ja, steter Tropfen höhlt den Stein. Und ich als unverdrossene Optimistin hoffe jeden Tag neu, dass eines Tages auch nur i-r-gend-was hängenbleibt von dem, das ich ihnen regelmäßig ans Herz lege. Besser spät als nie, sage ich ja immer. Hoffentlich nicht zu spät, so in der einen oder anderen Hinsicht.

Sonntag, 25. Januar 2015

Auf die Größe kommt es an!

Manche Dinge kann man oder muss man beim Namen nennen und ich habe mich nie geziert, offen zu bekennen, dass es eben auf die Größe ankommt.
Wie sehr allerdings, ist mir in einer Hinsicht erst in den letzten Wochen bewusst geworden.
(Für alle die, die sich jetzt einen pornografischen oder wenigstens sexistischen Artikel erhoffen, erwarten oder was auch immer: Tut mir leid, dieser Blog ist... äh... FSK 0. Oder wenigstens 6. 6! Nicht Sex :))
Worums mir heute geht: Jede Frau kennt das ja: Man ordert online ein paar Klamotten, mehr oder weniger, und bei Nichtgefallen jeder Art schickt man sie wieder zurück. Immer wird man dann gefragt, warum. Zu groß, zu klein, zu kurz, zu lang, das sind ja so die gängigen "Nein vielen Dank, bei Ihnen kaufe ich nichts"-Aussagen.
Ich bin die Queen des Online Shoppings, seit es Internet gibt. Na ja so ungefähr. Na gut, vielleicht doch nicht gar so lange, aber immerhin hatte auch ich die Vorzüge dieses Orderns vom Sofa aus entdeckt. Das Einkaufen ist in ca. 30 Minuten erledigt (wenn man denn weiß, was man sucht und wo man dieses finden kann), man rennt nicht gestresst an gefühlt zwölfunddrölfzigtausend Menschen vorbei und kriegt ob der denkwürdigen Beleuchtung einer Umkleidekabine auch keinen Kotzkrampf. 
Man kann sogar nebenbei in der Badewanne liegen und sich die Füße massieren lassen. Theoretisch. (Praktisch, und das weiß jedes Kind, massiert sich die Frau ihre Füße in der Regel selbst. Leider.)
Mal Hand aufs Herz: Wenn man in der Größe 36 angibt, dass einem die Klamotte zu klein ist, kann die weibliche Eitelkeit gut damit leben, oder? Wie aber fühlt sich das an, wenn es... sagen wir... ein bisschen weiter weg von der 36 ist? Sagen wir... noch ein bisschen weiter? 
Ich bin mir, aus Gründen!, relativ sicher, dass die Frauen auch hier schummeln. Dass sie mit Alters-Gewichts-Angaben nicht nur auf Dating-Portalen schummeln, sondern auch im Online-Kaufhaus. 
(Männer, daran seid Ihr übrigens schuld, dass das mal klar ist! Ein Beispiel? Es ist rund zehn Jahre her, als ich in einem Profil freimütig daherredete, dass ich mit 65 Kilo bei 1,78 m gut im Futter stünde - was ja auf Deutsch nix anderes heißen sollte als dass ich durchaus selber in der Lage war, mich zu versorgen -  und dass ich wunderbare 35 Jahre alt sei. Da schreibt mich doch einer an mit den Worten: "Weißt du, ein paar Kilo weniger würden dir besser stehen!" Dass wir uns trotzdem trafen - in der Sauna, ich Hirni! Allerdings war ich die einzige dort im Bikini *ha ha* und als der Saunawart mich aufforderte, in Rücksicht auf die anderen mich meiner Kleidung zu entledigen, bin ich gegangen. Danach jedenfalls war ich dem Guten zwar doch nicht mehr zu dick, aber... zu alt! Er rechnete mir schriftlich vor, dass man sich ja jetzt gut 2 oder 3 Jahre lang kennenlerne inklusive Zusammenziehen und Kinder machen, und dass ich dann ja aber schon fast 40 sei - oh mein Gott! - und damit leider, leider zu alt für ihn. Tadaa! Was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht, wir haben uns respektvoll alles Gute gewünscht (ok, ich gestehe, ich hatte hinterm Rücken die Finger gekreuzt und gedacht: "Mach dich vom Acker, du Arsch"), aber ich hoffe doch, er hat seine junge knackige Braut gefunden, die sich ihre Jugendlichkeit ordentlich was kosten lässt, sein Geld freilich, weil sie ja nicht arbeiten kann, sondern die selbstgemachten Kinder hüten muss.)
Jedenfalls, das Schummeln - es MUSS so sein, es geht doch gar nicht anders. Oder wie ist zu erklären, dass eine 44-46 heutzutage als Größe L deklariert wird? Wie ist es zu erklären, dass mir manchmal eine 40 passt und manchmal nur eine 44? Wie ist es zu erklären, dass ich Jeans zwischen 30 und 34 kaufen kann? (Also amerikanische Größen, kein Geschrei bitte). 
Das einzige, was mir in all den Jahren treu geblieben ist, ist meine Schuhgröße. 
Und da sage noch mal einer, auf die richtige Größe käms nicht an! 

Samstag, 24. Januar 2015

Der frühe Vogel interessiert mich nicht

...solange er nicht meinen Kaffee trinkt. Sowas Ähnliches las ich die Tage mal und fand das richtig gut. Wie für mich gemacht!
Ist der Mann nicht im Haus,  bedeutet das für mich vor allem eins: Hemmungslos lange ausschlafen, lesen, Frühstück im Bett, hach ja, diese guten alten Zeiten, als wir noch nicht zusammen wohnten und die Wochenenden, an denen wir uns nicht sahen, mir ganz allein gehörten.
Nachher gönne ich mir ein Wohlfühlbad und dann werde ich mal durch die City flanieren, mal hier und da reinschauen, auf jeden Fall einen Kaffee mitnehmen oder vielleicht vor Ort trinken und dann irgendwann nach Hause kommen, die Wollsocken anziehen, den dicken Strickpullover und entweder lesen oder schreiben oder mich durch Programme zappen... So einen richtigen typischen Mädelstag also, und ja, ich genieße das verdammt total. Ich bin so dankbar, dass die private und berufliche Konstellation es erlaubt, Zeit zu haben, Ruhe zu haben, viel mehr als in all den Jahren, seit ich von meiner Insel wegging.
Wahrscheinlich sollte ich diese Ruhe ausgiebig genießen, denn wenn ich morgen bei der Jugend einfliege, ahne ich schon jetzt, was mir bevorsteht. Oder soll ich sagen, ich befürchte es?
Laut Wetterprognose kommt in der nächsten Woche Schnee, mehr Schnee als womöglich in den letzten Tagen, und so habe ich dankbar die Möglichkeit angenommen, mit einer Kollegin, die just auch hier in M weilt und Sonntag wieder zurückfährt, mitzufahren. Für meine Rückreise habe ich mich dann trotz Fahrzeit für den Bus entschieden. In den Zeiten der Fernbeziehung bin ich schon mal mit dem Fernbus gefahren und muss ehrlich sagen: Schlecht ist diese Art des Reisens nicht!
Es gibt eine kleine Küche und ein winziges Bad an Bord und ich war erstaunt, wie sauber es dort war.  Auch den Preis von 18 Euro finde ich unschlagbar. Ich gebe ja zu, über die Rentabilität habe ich mir nie Gedanken gemacht, ich habe einfach das Angebot genutzt, das sich bot.
Man reist bequem von A nach B, zeitmäßig genau wie die Deutsche Bahn, sofern diese nicht wieder eine ihrer üblichen Verspätungen hat. Eine halbe bis eine gute Stunde waren da keine Seltenheit, sondern eher die Tagesordnung, man zahlt jedoch mindestens das Doppelte, in der Regel aber das Dreifache.
Gestern wollte ich wieder den Fernbus buchen, stellte jedoch fest, dass es nur zwei Abfahrtszeiten gibt: Eine mitten in der Nacht, die andere am späteren Nachmittag, so dass ich inklusive Anschluss-S- und U-Bahn nicht vor 21 oder 22 Uhr zu Hause wäre. Für jemanden, der sich mit mindestens 78 Schlössern verriegelt und verrammelt, sobald er nachts alleine zu Hause ist, der im Halbdunkel des Zimmers nur knapp einer Herzattacke entgeht, weil er denkt: "Oh GOTT, was will der Typ mit der Felljacke hier??", nur um dann festzustellen, dass "der Typ mit der Felljacke" die hohe Lehne des Bürostuhls ist, über die das Lammfell ausgebreitet wurde - der wird sich nicht mitten in der Nacht durch Straßen, S- und U-Bahnhöfe schlagen, nur um nach Hause zu finden. Never ever in this life.
Ich entwickle ja schon Paranoia, wenn in den Suchbegriffen, die zu meinem Blog führen, auftaucht "Du wirst sowas von sterben" - weil ich ja inzwischen auch weiß, dass man Suchbegriffe gezielt platzieren kann, um die Leute auf gewisse Seiten zu führen.
(Ich sollte wohl wirklich weniger Nachrichten schauen und vielleicht doch nicht so viel allein sein!)
Jedenfalls habe ich mir dann einen Platz im ADAC-Bus gebucht. 12,90 Euro - mir ist echt schleierhaft, wie sich das rechnen soll. Wirtschaftlichkeit, Umweltbeeinflussung. Bin ich so öko-bewusst oder reizt mich doch der mehr als günstige Preis? Ich gestehe, mich reizt der Preis. Und die Aussicht auf keine fragwürdigen Verzögerungen, wo der Zug mitten in der Pampa stehenbleibt und das Lieblingsargument der Bahn (Personenschaden nennen die das) gezogen wird. Tragisch mitempfunden beim 1. oder 2. Mal, unglaubwürdig ab dem 6. Mal innerhalb eines Jahres.
Und der ADAC-Bus fährt 11 Uhr, eine für mich in jeder Hinsicht super Zeit. Also alles geregelt und geklärt und so muss ich auch keine Angst vor dem angekündigten Schnee entwickeln, sondern kann diesen Samstag voll und ganz genießen. Nach Herzenslust. Na dann mach ich das doch mal! Und dazu gehört... erst mal noch ein Kaffee!

Freitag, 23. Januar 2015

Die goldene Mitte

Nun hab ich wieder ein paar Tage nichts geschrieben. Es ist ja nicht so, dass ich nichts zu schreiben hätte (na gut, vielleicht ein bisschen, ich meine, dem schnöden Alltag etwas poetischen Pep zu verpassen und dies dann auch so niederschreiben - deshalb bleibt es dann trotzdem immer noch schnöder Alltag, den man auch nicht unbedingt lesen will).
Gleichwohl ist mir aufgefallen (aber vielleicht kommt es mir auch nur so vor?), dass ich, seit ich in M lebe, weniger blogge. Bösen Zungen ist auch aufgefallen, dass ich mich zugleich auch weniger in FB und whatsapp aufhalte - und schieben dies dem nunmehrigen eheähnlichen Leben hier in M zu.
Anfangs habe ich mir diesbezügliche Frechheiten anderer ja kommentarlos unterschieben lassen, inzwischen aber wird selbst für mich etwas deutlicher, dass sich meine ganz persönliche Uhr hier in M.. nun sagen wir.. langsamer dreht. Geruhsamer. Entspannter womöglich. Und immer mehr überkommt mich so der Eindruck, dass das nichts mit eben diesem eheähnlichen Leben zu tun hat, sondern irgendwie... einfach nur mit mir selbst.
In einem Dialog mit einer Bekannten letztens wurde mir bewusst: Ich bin jemand, der entweder zuviel oder zu wenig ist - und dem offenbar das Mittelmaß fehlt.
Entweder bin ich ganz da oder gar nicht.
Entweder bin ich hundert Prozent interessiert oder gar nicht.
Halbherziges gibt es irgendwie nicht, und manche Dinge, die mich eben nicht interessieren, die erledige ich entweder aus Verpflichtung heraus oder aufgrund einer emotionalen Verbundenheit zu jemandem - also auch eine Art Verpflichtung, wenn auch eine andere. Klingt vielleicht grad bisschen konfus oder auch einfach nur blöd, aber ich weiß grad nicht, wie ich es anders beschreiben soll.
Auch habe ich festgestellt, dass ich weniger kompromissbereit geworden bin: Was ich nicht will, was ich nicht mag, das tue ich auch nicht. Kommuniziere stattdessen offen: "Nein, mit mir nicht, ich will es nicht." Wobei ich diesen Punkt noch nicht so festzimmern möchte: Ich bin noch nicht sicher, ob das tatsächlich mangelnde Kompromissbereitschaft ist oder einfach nur der Lerneffekt, dass ich auch dann liebenswert bin und bleibe, wenn ich Nein zu etwas sage bzw. etwas ablehne, von mir weise.
Ich bin allerdings auch nicht sicher, ob ich mich auch hier noch zu wenig mittig verhalte. Ob ich zu sehr an mich und meine Bedürfnisse oder Vorlieben denke oder ob ich einfach nur bewusster geworden bin, was meine eigenen Bedürfnisse oder Vorlieben denn überhaupt sind.
Als ich mich vor 12 Jahren von meinem damaligen Mann trennte, sagte mein Vater etwas zu mir, das ich bis heute nicht vergessen habe: "Und komm du mir jetzt bloß nicht mit so einem Quatsch von wegen, du müsstest dich jetzt selber finden und so!"
Damals habe ich nichts darauf geantwortet, und vermutlich hätte diese Antwort eher auch klebrig klischeebeladen geklungen. Doch wenn ich es mir genauer betrachte: Im Grunde genommen ist genau das in den folgenden Monaten und Jahren passiert: Ich habe zu mir selber gefunden.
Jeder, der mich von früher, auch von ganz früher kennt, weiß, wie ich war.
In der Schule hatte ich nicht viele Freundinnen, manchmal hatte ich auch gar keine.
(Manchmal dachte ich, ich hätte eine sogenannte beste Freundin - bis die dann mal hinter meinem Rücken über meinen Arsch lästerte, der im Alter von 15 vielleicht nicht dem gängigen Dürre-Maß entsprach, im Alter von 19+ von den Jungs und späteren Männern als Apfel- oder J-Lo.-Arsch bezeichnet und geliebt wurde. Nu ja, kann man sehen, wie man will.)
Ich glaube, in dieser Zeit hat sich entwickelt, was sich später immer tiefer grub und in den folgenden Jahren fortsetzte: Der unbedingte Wunsch nach Liebe, Zuwendung, Anerkennung.
Vielleicht wollte ich nicht unbedingt jedem gefallen, nicht Everybody's Darling sein - aber ich habe um jede Liebe, Zuwendung und Anerkennung gekämpft, die für mich wichtig war.
Vielleicht habe ich nicht alles so gemacht, wie man(n) es sich vorgestellt hatte, zugleich aber habe ich mich derart angepasst, dass ich selber nicht hätte sagen können: Was will ICH denn eigentlich? Was gefällt MIR? Bestimmt war mein Ich immer da, aber so tief vergraben, dass das gar nicht bis ins Bewusstsein gelangte. Von dem "sich durchsetzen" ganz zu schweigen. Was wollte ich denn durchsetzen, wenn mir selbst nicht klar was, was ich denn überhaupt wollte?
Und wer bin ich? Im Herzen irgendwie immer das Hippie-Mädchen, das sich Blumen ins Haar stecken und barfuß im Kleid über die Wiese laufen will. Das Stilbruch liebt, wenn er gut ist. Das Landhaus mag, solange sich auch Modernes dazwischen mischt. Das Musik und das Meer als ihre Leidenschaft bezeichnet, das gerne (nur zu wenig) malt und schreibt. Das nicht mag, wenn Leute sich anschreien und trotzdem selber auch mal laut und energisch werden kann. Das lange braucht, um eine wirkliche tiefe Bindung zu jemandem aufzubauen und sich diese dann aber für den Rest ihres Lebens bewahrt.
Das ungeduldig, ungerecht und selbstgerecht auftreten kann.
Das nicht mehr jedem zuhören mag und das gerne allein ist.
Das nicht gerne im Mittelpunkt steht, aber beachtet werden möchte.
Das genau weiß, dass sie eines Tages wieder am Meer leben wird - und das auch durchsetzen wird.

Menschen interessieren und faszinieren mich nach wie vor - und trotzdem habe ich manchmal das Gefühl, mich zurückziehen zu wollen. Entwickle ich mich zum Misanthropen oder wenigstens zum Soziophobiker? (Hier schlägt mir die Rechtschreibung gerade Biophysiker vor, ha ha!)
Manchmal kommt es mir so vor, als würde mich das Leben erdrücken. All die Habgier, die Gewalt, diese Besessenheiten, dieser Neid, diese Missgunst.
Manchmal denke ich, meine Haut sei zu dünn, zu durchlässig geworden und all das Kranke, das Falsche in der Welt würde mich zerbrechen. Dann wieder gibt es Momente, wo ich mich bewusst zurückziehe, abwende, nicht weil ich das Leid, die Sorgen anderer nicht wertschätze, aber wo ich für mich weiß, nicht JETZT, weil ich JETZT gerade nicht genug in mir ruhe, um damit umgehen zu können. (Wenigstens gibt es diese Momente heute, ein Selbstschutz, der mir wichtig geworden ist.)
Manchmal erinnere ich mich an die junge Französin, die zu mir sagte, sie schaue keine Nachrichten, weil das ihre Seele verderbe - und ich frage mich zuweilen, ob das nicht doch manchmal der bessere Weg sei? Lieber uninformiert durchs Leben kommen, dafür unbeschadet? Mit ganzer heiler Seele?
Heute las ich nur kurz bei FB eine Statusmeldung. Da wurde in einem Asylantenheim in Dresden ein Mensch erstochen und die Leute überschlagen sich. Eigentlich kann es auch hier nur falsch enden: Wird berichtet, dass ein Asylant den anderen umgebracht hat, schreien alle: "Glaubt ihnen kein Wort, da freuen sich wieder die P-Anhänger, da soll nur was vertuscht werden"; würde sich rausstellen, dass der Asylant durch einen Deutschen umgebracht wurde, beginnt die Diskussion um Fremdenhass erneut. Egal, was die Wahrheit ist - die Köpfe werden heiß (gemacht). Die wahren Hintergründe, so kommt es mir vor, interessieren niemanden. Der Mensch, der dort zu Tode kam - so kommt es mir vor, interessiert dabei niemanden.
Ehrlich? Ich mag irgendwie nicht mehr. Es ist so unfassbar viel Hass und Aggression unter den Menschen, egal auf welcher Seite, ich kann es einfach nicht begreifen, nein, ich will es auch nicht begreifen. Gerade bin ich an so einem Punkt, wo ich gar nicht mehr verstehen will, wer was schürt, sondern wo ich mich diesem ganzen Scheiß einfach nur entziehen will. Weg will. Weg von all dem.
Ich will meine Seele schützen, das Blumenmädchen in mir, das an das Gute glaubt und darauf vertraut, dass auch alles gut wird.
Und ich habe so gar keine Ahnung, ob das gerade wieder ein Zuviel oder ein Zu wenig von mir ist.

Sonntag, 18. Januar 2015

Immer dasselbe!

  Sind Weihnachten und der Jahreswechsel vollzogen, verliert der Winter irgendwie seine... äh... Berechtigung. Beginne auch ich, mich bereits im Januar nach dem Frühjahr zu sehnen. Mehr Licht. Viel mehr Wärme. Kleidchen. Sandaletten. Weißweinschorle im Korbstuhl, während die Sonne die Haut streichelt und der Wind zärtlich durch das Haar wuselt (vorausgesetzt, ich habs mir nicht wieder kurz schneiden lassen; aktuell liebäugel ich schon wieder mit so was Radikalem.) Und wenn ich so die Statusmeldungen bei Facebook oder whatsapp sehe, dann geht es den meisten anderen auch so. Was macht man also, wenn man sooo Lust auf Frühling hat und der ist noch weit? Genau: Man holt ihn sich ins Haus : Tadaa - meine ersten Tulpen in diesem Jahr! Immer, wenn ich sie anschaue, bin ich derart von Kopf bis Fuß auf Frühling eingestellt, dass ich bereits beginne, die Winterklamotten im Schrank gegen die Sommerwäsche zu tauschen - und dann gucke ich ganz bedröppelt, wenns draußen mit Mal dicke Flocken schneit. So wie gestern. Den ganzen Tag lang Schnee. Na gut, ich weiß, der Januar darf das. Trotzdem. 
Wenns also draußen noch nix is mit Wärme, muss man sichs eben drinnen schön machen. Ein schönes heißes Bad zum Beispiel. Mit Kerzen und so. Knisterstimmung! Knisterstimmung pur!
Moment... Das knistert aber lange! Was riecht hier eigentlich so komisch?!
Scheiße, meine Haare!
Abgetaucht, Feuer gelöscht, stundenlanges Lüften im Bad - habt Ihr ne Ahnung, wie fies verbrannte Haare stinken? Ne fette Strähne fehlt jetzt, aber glücklicherweise hab ich noch genug davon. Oder jetzt doch nen guten Grund für ne neue kurze Friese?

Donnerstag, 15. Januar 2015

Mit freundlichen Grüßen - Ihre Packstation Ziggenheimer!

Gestern Abend hats gestürmt im Hause Ziggenheimer/Yellow Pages. Mächtig gewaltig, Egon, wie Kjelt immer zu sagen pflegte.
Die gelben Seiten sind ja im allgemeinen sehr friedlich, harmoniebedürftig und relativ ausgeglichen. Es sei denn, er gerät an einen Punkt, wo etwas ins Stocken gerät. Nicht so läuft wie er will. Und wo haben wir das zu gern? Genau, bei der Technik.
Hatte er doch für seinen Sohn ein Technik-Teil via Kleinanzeigen und so ergattert, mit U-Bahn schlecht zu erreichen und außerdem wollte, nein, musste man(n) vorher noch zur Post. Also schnell aus dem Schluffi-Modus gesprungen, kaum dass er heimkam, in den kleinen Weißen gesprungen und auf gings. Das mit der Post haben wir gerade noch so geschafft, bevor diese schloss.
Doch als es weiterging zu dem Nochbesitzer des Technikteils, da stellten die gelben Seiten fest: Scheiße - ich hab den Zettel mit den Kontaktdaten vergessen!
Zurück nach Hause im Feierabendverkehr von M, nur um besagten Zettel zu holen, das wäre - wie mein Vater immer zu sagen pflegt - mit dem Schinken nach der Jagdwurscht geschmissen.
Wir sind beide nicht sofort auf die Idee gekommen, dass er sich via Handy doch schnell ins Kleinanzeigen-Konto einloggen hätte können (ich wusste übrigens bis gestern Abend nicht, dass er überhaupt eins dort besitzt, sonst hätte ich ja in der Tat gleich sofort vorschlagen können und so, nicht wahr?) Also wurde versucht, sich über den Handy-Browser ins besagte Postfach zu loggen. Fehlanzeige. "Geht nicht", knurrte der Liebste, "Apple blockt das." Konnte ich mir zwar nicht vorstellen, aber ich sagte erst mal nix, probierte es heimlich und stur weiterhin auf meinem eigenen Handy.
Und da war in Nullkommanix der Punkt erreicht, wo er hoch oben auf Palme 380 saß. Was er auch probierte, nix ging (und ich vermute ja: Je hektischer und frustrierter du wirst, desto mehr lacht sich die Technik ins Fäustchen und summt sich eins.)
"Ich kann mich da nicht einloggen, so eine verdammte Scheiße! Ich mach das nie wieder, sowas!"
Dafür konnte ich mich einloggen und hielt ihm mein Handy hin: "Hier, tipp mal deine Daten ein."

Ja was soll ich sagen. An die Kontaktdaten ist er gekommen, das Teil hat er gekauft - aber der Abend war, gelinde gesagt, im Arsch. Und zwar nicht wegen dem Hin & Her des vergessenen Zettels - sondern weil ihn nervte, dass ich Sohnemann zugesagt hatte: "Ich helf dir heut bei deiner Aufgabe, aber wir teilen uns das." [Er bereitet sich intensivst auf seinen Test bei der Polizei am Freitag vor, inklusive Joggen, Bundeswehrliegestütze und Lerntests; er sagt, diese Aufgabe habe er von heut zu morgen aufbekommen, da er ja nun am Freitag zum Polizeitest und nicht in der Schule sei, und er sei so erledigt, dass ers nicht mehr schaffe. (Meine Mum, die mich gestern Abend just auch noch anrief, hat an dieser Stelle herzlich gelacht und gesagt: "Der faule Hund!")
Und Auslöser war ebenfalls, dass ich den Liebsten gefragt hatte: "Wenn du dich immer aufregst, dass ich alles für meine Söhne mache, warum organisierst du dann für deinen Sohn das Technikteil, obwohl er das auch selber kann? Mit 24?"
Nu ja. Wenn zwei das gleiche tun, ist es immer noch nicht dasselbe, habe ich schon in der Vergangenheit gelernt.
Und Juniors Aufgabe: Fach Gemeinschaftskunde, Thema "Muslime in Deutschland". Er fertigte ein Handout und einen Vortrag an, ich fasste dafür die zwei Seiten Bericht mit eigenen Worten zusammen (das war Aufgabe 2) und erstellte anschließend ein Konzept, wie sich seiner Meinung nach Deutschland mit dem Fundamentalismus auseinandersetzen solle (Aufgabe 3). Am liebsten hätte ich bei 3. ja hingeschrieben: "Na ganz klasse: Der Staat hat jahrelang seine Hausaufgaben nicht gemacht und jetzt soll ich denen ne Idee liefern, wie sies machen sollen?"
Ich habe keine dreiviertel Stunde für die Hausaufgabe gebraucht. Und die Musik, die ich dazu hörte (ich kann dann irgendwie besser denken und schreiben, ist Tatsache!) kam aus meinen Kopfhörern. Vermuteter Tinnitus und allgemeine Gereiztheit sind schon explosiv genug, da muss ich nicht noch Öl ins Feuer gießen (auch wenn mein Vater in dem Zusammenhang ja immer behauptet hat: "Helma ist wie ihre Oma: Wenn du mit ner offenen Wunde auf der Straße liegst, geht die noch hin und schmiert Dreck rein!") Pfff. Jedenfalls - die gelben Seiten verließen trotzdem demonstrativ das Zimmer. Ihn habe das Klackern der Tastatur gestört, erklärte er später. Noch mal Pfff. Also ehrlich mal. Warum sagte er nicht einfach, was ihn wirklich nervte?
Das kam dann auch noch, viel später, als man sich eigentlich zur Ruhe begeben wollte.
Dass ich immer für alle anderen da sei, so vieles für andere mache und damit weniger Zeit für uns bliebe. Da wurden meine Augen ziemlich groß und rund: "Hä? Also für deinen Jungen sind wir heute rund zwei Stunden unterwegs gewesen inklusive Stimmungsbruch, für meinen habe ich nicht mal eine Stunde gebraucht."
Das gab ein Hin und Her und heute Morgen stolperte er dann beinah noch über die restlichen zwei Pakete, die ich gestern für Nachbarn angenommen hatte. Ich meine, ich fühlte mich schon auch bisschen missbraucht, als der DHL-Fritze mich erwartungsvoll anschaute: "Ich hab ne Sendung für Sie! Würden Sie dann die anderen fünf auch noch mit annehmen?"
Äh... Ich kann ja immer so schlecht nein sagen, grad wenn ich selber ja auch was vom Kuchen abkriege. Und dass die Postboten nen undankbaren Job haben, weiß ja auch jeder.
"Gebense her."
Unser Flur ist nun zugegeben nicht der größte. Wenn dann da noch fremde Pakete stehen und auf Abholung warten (gerne auch mal paar Tage lang), dann kann ich den Unmut des Liebsten schon verstehen.
"Ich weiß, du meinst das immer nur gut, aber wir sind hier auch nicht die Packstation für das ganze Haus!"
Ich weiß auch, dass ich nicht zu gut bin für diese Welt, sondern blöd, ganz einfach nur blöd. Noch nicht eiserne Lady genug.
Daran musste ich heute Morgen denken, als es an der Tür klingelte. Ich meine, in dem Paket für mich von gestern war noch nicht alles drin, der Rest steht für heute als Nachlieferung drin...
"Ich hab ein Paket für D., der wohnt eine Etage über Ihnen, würden Sie mir das bitte abnehmen?"
Hach, der ist ja immer so freundlich, damit hat man mich ja meist ohnehin schon gewonnen. Aber... Moment mal... Wo bleibt eigentlich mein Paket?
"Tut mir leid, ich habe heute leider keine Post für Sie."
Äh...
WTF???
Für mich nicht, aber für den Dussel von über mir, der nicht mal auf den Trichter kommt, sich das eventuell an die Firma schicken zu lassen, da soll ich es annehmen?
Ich habs trotzdem angenommen, den Flur anschließend bisschen umgeräumt, damit der Liebste nicht doch noch drüber fliegt (und damit der nächste Krach ins Haus steht) - und in mich reingegrummelt.
Der Liebste hat schon recht: Ich sollte echt wirklich an mir arbeiten. Mistkackeverdammter.

Dienstag, 13. Januar 2015

Ist Tinnitus vererbbar?

Ich habe keine Ahnung. Klar könnte ich jetzt googeln, mich belesen und so - aber letztendlich spielts auch keine Rolle, obs vererbbar ist oder nicht: Wenns im Ohr pfeift und singt ohne Unterlass, kommts für den Geplagten auch nicht mehr drauf an, ob er es von Mutter oder Vater oder doch woanders her hat.
Als ich noch ein Kind war und das Lesen erlernt hatte, las ich ständig und überall. Gerne auch bis in die Nacht rein. Meine Oma hat immer gesagt: "Kind, mach dir doch wenigstens richtig Licht dabei, du siehst doch gar nichts mehr! Wenn du so weitermachst, brauchst du eine Brille."
(Inzwischen brauche ich die tatsächlich - wenn auch nur zum Lesen.)
Später kam dann der "tragbare Walkman" in Mode - kennt Ihr den noch? Hach, was habe ich meine Kassetten rauf und runter gedudelt, s konnte gar nicht laut genug sein.
Meine Oma sagte dann immer: "Kind, mach doch nicht so laut, du machst dir deine Ohren kaputt!"
Auch zu Hause sind meine Eltern oft in mein Zimmer gestürzt, wenn die Wände vibrierten und mein Vater noch lauter versuchte zu schreien als es die Musik schon war. (Hat er nicht geschafft, übrigens, irgendwann hatte  er den Dreh raus und drückte erst mal auf den Aus-Knopf meines Kassettenrecorders, bevor er dann losbrüllte.)
Mein Ex-Mann hat immer gesagt, ich solle in der Öffentlichkeit bitte sehr nicht so laut lachen - oder ob ich denn immer und um jeden Preis auffallen wolle? (Wenn eins nicht nicht die Intention war, dann das Auffallen. Dass das Lachen einfach nur Ausdruck -m-einer Lebensfreude war und ist, hat er sowieso nie kapiert - aber ich muss wohl auch nicht großartig anfügen, dass es in dieser Ehe eh nicht viel zu lachen gab. Nicht mal leise.)

Nun wohne ich seit wenigen Monaten mit einem Mann zusammen, der bis zu diesem Wagnis rund zwölf Jahre allein gelebt hatte. Der zwar tun und lassen konnte, was er wollte, der aber auch eines nicht hatte: einen Geräuschpegel. Ja, das darf man nicht unterschätzen, finde ich. Niemand spricht hier mit dir, niemand dudelt dir Musik vor und wenn du selber zu nix Lust hast, dann bleibt hier auch alles still. Mucksmäuschenstill. OK, er ist ja auch nicht mehr der Allerjüngste, muss man fairerweise so sagen (ich schätze, diese Zeile kostet mich mehr als ein paar Kissenklatscher auf den Allerwertesten) und dass er aktuell am liebsten nach Hause kommt, keinen TV und nur ganz leise Musik, wenn denn überhaupt, mag, liegt wohl zum einen daran, dass er genau das so gewohnt ist, und zum anderen, dass er seit wenigen Wochen einen kleinen Mann im Ohr hat, der ihm bisschen was pfeift und singt. Seine Mum leidet seit Jahren drunter und erlitt auch schon mehr als einen Hörsturz - daher die Frage nach der Vererbung? (Ich vermute ja, dass Tinnitus an sich nicht vererbbar ist, aber möglicherweise die Neigung dazu?) Allerdings ist beim Liebsten noch nicht geklärt, ob es sich tatsächlich um Tinnitus handelt oder möglicherweise um.. äh.. eine Ansammlung körpereigener Stoffe (klingt doch besser als Ohrenschmalz oder? ha ha!), die er sich selbst dank Wattestäbchen an eine Stelle geschoben hat und nun wiederum dank  der Anatomie seines Gehörganges nicht mehr ohne weiteres zu entfernen sind. Er sagt auch, er höre auf diesem Ohr ein wenig anders (ich nenne es "schwerer", würde ich auch behaupten, ich höre auch nur selektiv, dass das mal klar ist) und er vermute, dieses Geräusch im Ohr könne auch sein eigenes Blut sein, dass er nunmehr rauschen höre.
Was auch immer - Fakt ist: Er ist geräuschempfindlich. Oder sagen wir: noch geräuschempfindlicher.
Jeder kennt das: Wenn man telefoniert und die Verbindung ist grottig, wird man automatisch lauter.
Auch das kennt jeder: Wenn man telefoniert und scherzt, wird es gerne lebhaft. Und damit lauter.
In den vergangenen Wochen musste ich mir ergo öfter anhören: "Wieso redest du so laut?"
Na ganz einfach. Ich bin still und ruhig - und dann wieder bin ich lebhaft, laut und leidenschaftlich. Ich kann halt beides. Dass er nur eins kann, dafür kann ich doch nix.
Ohnehin bin ich ja verwundert, dass dieses mutige Zusammenziehen, das wir nach jahrelangem Single-Dasein und entsprechendem Allein-Leben exerzieren, so ohne bisherige Kollateral- oder sonstige Schäden abläuft. Dass es im Großen und Ganzen vor allem friedlich abläuft! Ob das jetzt meiner Kompromissfähigkeit und seiner Harmoniesucht oder einem Mix aus beidem oder gar der Gelassenheit des Alters zuzuschreiben ist, vermag ich noch nicht einzuschätzen.
Eins von dem wird es aber vermutlich sein, warum ich demnächst doch zum Lachen in den Keller gehen muss. Nicht weil ich einen Stock im Arsch hätte, nein. Sondern weil wir in der 3. Etage wohnen und ich davon ausgehe, dass damit ausreichender Sicherheitsgeräuschpegelabstand eingehalten wird.
Er meint übrigens, er habe sein Ohr letztens gespült und es sei schon viel besser geworden. Gestern Abend zum Beispiel kam er heim und was sah ich? Klar: Kopfhörer in seinen Ohrmuscheln. Pfffff. Als ich dann im Blog den Timberlake-Jackson-Titel einspielte und er sich meiner Kopfhörer bediente, um sich das auch mal anzuhören, riss er sie zunächst erschrocken wieder runter: "Mach mal leiser!" und dann, nach ein paar Minuten: "Jetzt ist das Geräusch im Ohr wieder da."
Ja ne is klar.
Vielleicht sollte ICH ja mal sein Ohr spülen!

Montag, 12. Januar 2015

...und es hat sich nie zuvor so gut angefühlt

  

...das Miteinander. 
Vor zwei Tagen habe ich - mal wieder - meine Lieblingsblogs gestöbert und ohne überhaupt erst mal richtig gelesen zu haben, worums bei dem einen Foto eigentlich ging, las ich drei Wörter - spontan und in dieser Reihenfolge: Verbundenheit, Lachen und Zusammenhalt.
Wenn das die Aussichten für 2015 sein sollen, stehen die Zeichen doch gut, oder? Jedenfalls interpretiere ich das jetzt so.
Und kümmere mich also jetzt nicht um den Schmerz, der da immer heftiger wühlen will, sondern "stinke" mit ein paar Dance-Moves gegen an. Schließlich naht die Heimkehrzeit des Liebsten. Der darf mich zwar so sehen, der kann nur die Lautstärke meiner Musik nicht ertragen. Aber mal ganz ehrlich: Bei leiser Musik tanzen ist doch auch nix. 
Fetzt nicht.
Groovt nicht.
Macht nix.
(Ich mochte zwar die Musik vom Jackson und auch vom Timberlake nicht, aber das hier hat wirklich was.)
So ich muss dann mal, die Zeit läuft. 

So weit kommts noch!

In etwa vier Wochen wäre Jubiläum - wenn es denn etwas zu feiern gäbe. Doch an dieser Stelle ist nix mit Partyhütchen, Knallbonbons & Co.
Vor nunmehr zehn Jahren hat alles angefangen, der Schmerz in meinem Körper, in allen Gelenken meiner ausschließlich linken Körperhälfte.
Glaube ich meiner Ärztin vor rund fünf Jahren, war ihre Theorie diese: "Nach zehn Jahren entscheidet sich: Entweder Sie habens überstanden oder es bleibt für immer."
Aber gelingt mir das auch? Betrachte ich die letzten Wochen, dann war ich da schon sehr optimistisch gestimmt: Der Schmerz würde weichen. Mir ging es echt immer besser, abgesehen von ein paar kleinen Schüben insbesondere in der Zeit, als es draußen kälter wurde. Und bis auf den Umstand, dass mir das mittlere Gelenk des rechten (!) kleinen Fingers schmerzte. Weils eben der rechte war, die Seite, die mir in all den zehn Jahren verschont geblieben war, habe ich mir auch nicht wirklich Gedanken drum gemacht. Vermutet, dass ich mich irgendwo gestoßen haben würde oder so. Würde schon irgendwie auch wieder weggehen, so wies gekommen war.
Hm. Das ist jetzt gute drei Monate her. Es ist nicht weggegangen, und lustigerweise fing das mittlere Gelenk des kleinen Fingers der linken Hand an zu schmerzen. Also genau spiegelverkehrt. Und hier dasselbe: Man sieht nix außer zu Beginn eine klitzekleine Schwellung und Rötung des Gelenks.
Nur leider mit dem Unterschied, dass mir inzwischen alle Fingergelenke der linken Hand schmerzen. So sehr, dass mir auch das Schreiben hier weh tut. Jede Beugung schmerzt und halte ich meine Hand ruhig, beruhigt sich auch der Schmerz. Drücke ich das Gelenk des linken kleinen Fingers, springe ich an die Decke. Der Ellenbogen tut mir weh und in der Schulter wühlts. Hüft- und Sprunggelenk sind aushaltbar und die Zehen sind relativ... ruhig.
Ach Mensch. So kurz vor Ablauf meiner ganz persönlichen Galgenfrist. Das hätte ich mir vielleicht schon mal noch ein bisschen anders gewünscht. Dennoch will ich nicht jammern: Es ist zumindest klar, dass, was auch immer da jetzt wühlt, ich nicht dran sterben werde. Vielleicht ein neuer, anderer Rheumaschub oder irgendsowas in der Art, aber eben nichts Lebensbedrohliches.
Und dann sage ich mir: Der Schmerz wird ja keinen Geburtstag feiern oder sich merken, ihm wirds auf ein paar Wochen oder Monate früher oder später nicht ankommen, und ich bin trotz allem immer noch zuversichtlich, dass es dieses Jahr mit dieser ganzen Schmerzkacke aufhören könnte. Dass ich es hinter mir lassen könnte.

Vorhin, als ich mir ein Käsebrot machte, fiel mir so n Arzt wieder ein, vor Jahren irgendwann, der mich mal ziemlich ausgefragt hatte. Ob ich morgens immer aus dem Bett aufstehen und zur Arbeit gehen könnte. Ob ich auch am Wochenende rausfinde und wer den Haushalt bei uns macht, das Essen zubereitet und solche Sachen. Ob ich zu diesem und jenem noch Lust hätte. Ich gab schon zu, dass ich meinen Laden schon noch alleine wuppe und ich denke, auch ganz anständig (macht ja sonst eh keiner) und dass mir als einzige "Ausweichhandlung" eine sogenannte Schonhaltung einfiel, die ich manchmal einnehme, wenn ich nicht mehr sitzen oder stehen kann.
"Sie sind in einer Partnerschaft?"
"Ja."
"Und wie ist das mit dem Sex?"
Da war ich dann doch etwas... sagen wir: verwundert!
"Äh... Mir tun die Gelenke weh, Herr Doktor. Mir ist nicht bekannt, dass ich da auch ein Gelenk hätte?" [Wenn der gedacht hatte, dass ich mich über ausgefallenere Praktiken und so hätte aushorchen lassen, nee mein Freund, da musste schon bisschen früher aufstehen!]
"Nein nein, ich wollte nur wissen, wie das mit Ihrem Lustverhalten ist."
"Ist das jetzt eine medizinische oder eine persönliche Frage?"
War sehr lustig, jener Nachmittag, kann ich nur sagen. Patienten, die nicht nur zum Zahnziehen oder einer Schutzimpfung kommen, brauchen entweder ein dickes Fell oder eine ordentliche Prise Galgenhumor. Ich schätze, mir gelingt eher letzteres. Irgendwie halte ich diese ganze Scheiße so doch besser aus. Auch wenn mir das nicht immer sofort gelingt. Die große Klappe aber kommt irgendwann dann doch immer wieder durch.
Hat schon mein Vater über mich gesagt: "Wenn Helma mal stirbt, muss man ihr Mundwerk extra totschlagen." So wirds wohl kommen!

Szenen einer Partnerschaft

Er: "Ich habe eine neue Übung für straffere Oberschenkel gefunden!"
Sie: "Bitte nichts mit Kniebeugen, ich bin schon mal gestürzt dabei!"
Er: "Nein nein! Nimm dein iPad nicht mehr auf den Schoß, sondern klemm es zwischen die Knie. Nach etwa zehn Minuten merkst du die Muskulatur!"
Als sie frech zu kichern begann, schlug er ihr mit dem Kissen auf den Hintern. Mehrfach, übrigens.
Sie hat nur noch lauter gelacht.


Sonntagnachmittag. Sie aalt in der Badewanne und liest gemütlich ein Buch.
Er kommt ins Badezimmer, typische "Wenn du nicht... dann..."-Situation (habe leider den Anlass vergessen).
Sie erwartungsvoll: "Gibt es jetzt Straf-Sex?"
Sie bekommt einen Becher eiskaltes Wasser übergegossen. Nein, das ist keine Ice-Bucket-Challenge, sondern ein versteckter Hinweis darauf, dass die frechen Zeiten wohl besser den anständigen weichen sollten. Öde Zeiten kommen auf sie zu, vermutlich. So und so.

Sonntag, 11. Januar 2015

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

...das war Frau Ziggenheimer auf ihrem weißen Pferd und ohne Kind.
Wer auch immer mich da erhört hatte, Schnee gabs tatsächlich keinen, auf der Fahrt nach L zwar fiesen Schneeregen auf halber Strecke, auf der Fahrt zurück nach M war alles trocken und so - dafür hat es gestürmt ohne Ende. Tatsächlich die ganze Fahrt lang, ganze vierhundertfünfzig Kilometer Anspannung pur. Gedankenloserweise hatte ich mir unterwegs noch einen Kaffee geholt, aber wie trinkt man den, wenn man besser beide Hände am Lenkrad halten sollte?
Und mein Fazit: Ich bin dann doch lieber bei Sturm unterwegs als bei Schnee und Eis.
Und gut angekommen bin ich dann auch, das ist es ja, was letztlich zählt.
Nun hab ich erst mal wieder Ruhe, komme vor allem in den Genuss dessen, dass hier nicht mehr alles nur an mir hängt. Manchmal wird mir hier das Frühstück und das Mittag serviert und ich muss nicht mal was dazu tun. Das finde ich cool! Bin ich in L, habe ich nicht nur einen schier unendlich langen Arbeitstag, dann wartet außerdem noch genug Arbeit auf mich zu Hause bei der Jugend. Abgesehen von den üblichen Aktionen des Wäsche machens und Essen zubereitens und so hatte dieses Mal vor allem eines Priorität: Papiere ordnen. 
Junior I war bereits zum zweiten Mal von der GEZ angeschrieben worden und Fakt ist: Um die Zahlungspflicht herum wird er nicht kommen (und ich glaube auch nicht, dass die jemals abgeschafft werden wird. Sie wird nur eines Tages anders heißen.) - und je länger er wartet (bzw. einfach die Post ignoriert), desto teurer wirds für ihn werden. 
Überhaupt hatten sie wer-weiß-wie-lange nicht mal den Briefkasten geöffnet. Gefühlte zwanzig Briefe waren für Junior I, drei oder vier Werbebriefe für mich - und eine Weihnachtskarte auch für mich von einer Freundin, der ich sträflicherweise noch nicht mal gesagt habe, wo ich seit August zu finden bin. Was konkret bedeutet: Ich habe ihr noch nicht geschrieben, nicht mal zu Weihnachten. Baahh, ich schäme mich! Morgen rufe ich sie erst mal an.
Was mich übrigens echt erleichtert hat: Die Bestätigungen der Versicherungsrücknahmen sind schriftlich eingegangen. Junior hatte den Widerruf ja zurückgenommen, doch als der Vater davon erfuhr und Juniors Freund offenbar nachdrücklich ans Herz gelegt hatte: "Finger weg von der Familie oder du kriegst echte Probleme mit mir", hatte dieser - ich nehme mal an, des Friedens willen, immerhin ist seine Mutter mit meinem Ex zusammen - das Entsprechende veranlasst. Jetzt besitzt Junior nur noch die Privathaftpflicht, die ich ihm vermittelt hatte und die trotz gleicher Leistung nur die Hälfte kostet, und die Unfallversicherung. Wobei dann noch zwei oder drei Briefe einer Bank auftauchten. "P. meinte, ich soll das machen, da könnte ich alles online machen und muss nicht mehr wegen jedem auf die Bank." - "Aber Online-Banking kannst du doch bei jeder Bank beantragen, auch bei deiner?" - "Ja, aber bei der hier soll alles kostenlos sein." - "Wo steht das?" - "Das hat P. gesagt." - "Hast du Unterlagen dazu?" - "Äh..." Junge, Junge. "Wenn man wissen will, ob etwas kostengünstiger ist oder nicht, muss man Preise und Leistungen vergleichen können. Dazu musst du doch erst mal wissen, was von allen Seiten geboten wird, und dann suchst du dir raus, was zu dir passt. Bloß weil P. sagt, du sollst das nehmen, weil du keine Kontoführung bezahlst, ist es deswegen nicht alles kostenlos." 
Aber ok: Wichtiger war für mich, dass diese blöden Versicherungen vom Tisch sind. Und dass er sich vor dem nächsten Abschluss hoffentlich erst mal mit anderen berät, wenns schon nicht die Eltern sein sollen. Selbständig sein wollen ist doch gut und richtig. Aber sich einen Rat von anderen holen, ist nichts Unselbständiges, finde ich.

Und Junior II? Seit eineinhalb Jahren ist er in der Ausbildung zum Sozialassistenten (die abschließende Erzieherausbildung ist wohl nun endgültig vom Tisch, schade, sehr schade, finde ich immer noch) und hat trotz 8 Lernfeldern und einem Wahlfach bis heute zwar in jedem Fach mitgeschrieben, jedoch nicht ein einziges Blatt davon abgeheftet. Was nichts anderes bedeutet als eine Kommode voller loser Blätter, wild durcheinander - und in einem halben Jahr steht die Abschlussprüfung an. Ich habe ihn schon oft gefragt, wie er sich denn eigentlich darauf vorbereiten will, wenn er so gar keine Ordnung, gar kein System hat? Also haben wir uns gemeinschaftlich Freitag nach der Arbeit rangesetzt. Wir saßen bis nachts 1 Uhr und am Samstagmorgen, den ich eigentlich entspannt mit ihnen frühstücken und mich dann in Ruhe auf den Weg nach M machen wollte, saßen wir auch noch mal gute eineinhalb Stunden, bis wenigstens halbwegs Ordnung in seinen Papieren war. Am 16. beginnt der Einstellungstest bei der Polizei und aus seinem Vorhaben, morgens zu joggen und anschließend vernünftig zu frühstücken (Müsli und frisch gepressten Orangensaft und Tee), bevors dann in die Schule geht, ist natürlich nichts geworden. "Eins versteh ich nicht", habe ich gesagt, "du willst das soooo sehr, und trotzdem tust du nichts wirklich dafür?" - "Ich hab mich ja vorbereitet." - "Wie denn? Nur weil du paar Onlinetests gemacht hast?" - "Die hab ich alle bestanden." - "Das ist toll, aber glaubst du, dass das alles ist?" - "Nein. Deswegen bin ich auch nicht sicher, ob ich das schaffen werde." - "Und warum tust du dann nicht noch mehr? Gibst alles?" Schulterzucken. Ob er es zwar wirklich will, aber eher doch noch auf der Suche ist? Nach sich, nach seinem Platz, nach dem Punkt, wo er wirklich hin will? "Was willst du denn machen, wenn es nicht klappt? Was ist die Alternative?" - "Keine Ahnung. Vielleicht geh ich ein Jahr zum Bund und bereite mich da noch mal auf die Polizei vor. Ich hatte auch geschaut wegen Fachabi in Richtung Sport, aber das gibts da leider nicht. Ich müsste ein normales Abi nachholen und könnte dann Sport studieren." Abi nachholen würde bedeuten, dass er kein Bafög mehr bekäme. Er wäre weiter auf mich angewiesen und müsste spätestens dann arbeiten gehen. Schlimm fände ich das nicht, aber es würde etwa sechs weitere Jahre dauern, ehe er "fertig" wäre und eigenes Geld verdienen könnte. Dann ist er 25, das wäre ja auch noch ok. Aber was ist, wenn mir mal was passiert, bevor er soweit ist? Wer hilft ihm, wer unterstützt ihn? Fragen über Fragen, die ich nicht alle momentan beantworten kann. Aber vielleicht warten wir ja auch erst mal den 16. Januar ab. Und den 17. und den 18., so Gott will. Der 3. Tag des Tests ist nämlich die ärztliche Kontrolle und spätestens hier spielt es keine Rolle mehr, wie gut er sich vorbereitet hat: Hier braucht er nur noch Glück - und das wünsche ich ihm von Herzen.

Jetzt schau ich noch ein bisschen dem Schneetreiben zu (jawohl, Schneetreiben: Gestern 14 Grad und Sonne mit Sturm, heute 4 Grad und abwechselnd Sonne mit Schneesturm. Da MUSS man ja bekloppt werden im Kopp) und mach mir zur Abwechslung erst mal einen schönen lecker Kaffee. Hatte lange schließlich keinen. Vier Stunden können manchmal schon... eine Ewigkeit sein. Prost.

Freitag, 9. Januar 2015

Tabula Rasa

Wenn ich seit meinem letzten Post noch nicht wieder schrieb oder auf Kommentare antwortete, lag das einzig und allein daran, dass ich mich wieder im Reich meiner Jungen befinde. Genauer gesagt: im Spagat zwischen Office vor Ort und einer eigentlich süßen Zweizimmerwohnung, die von der Jugend beherbergt wird und die es gilt, innerhalb der 3 Tage, die ich hier verweile, stets wieder in diesen "süßen" Zustand zurückzubringen.
"Lass doch die Jugend das machen", höre ich oft und inzwischen nicke ich dazu und fühle vor allem auch: Ja, solln se.
Fakt ist jedoch, dass ich gestern Abend, als ich mich nach dem Abendessen gemütlich ausbreiten und ein wenig in die Ferne schauen wollte, feststellen musste, dass eben dies nicht ging: Nach ungefähr zwei Stunden des Probierens, Sendersuchens und Kanal einstellens blieb nur noch die Vermutung, dass die Empfangsstörung der digitalen Sender auf einem Defekt des Antennenkabels beruhen kann. Zumal Sohnemann I in seinem Zimmer alle Programme wie gehabt empfängt - nur Sohnemann II nicht. (Nur wenn Sohnemann I seine Playstation knechtet, egal ob ich da bin oder nicht, hab ich leider nix davon, dass er alle Sender empfängt.)
Ja und irgendwie muss ich mich ja dann auch beschäftigen, zumal ich nicht müde genug war fürs Zubettgehen.

Ungeachtet dessen habe ich mir Eure Kommentare zu meinem letzten Post sehr aufmerksam durchgelesen und möchte hier noch mal etwas zusammenfassen, um vor allem eines deutlich zu machen:
Ich als Privatmensch, als eine Frau, die nicht von sich behaupten würde, dass sie sich politisch auskennt (auch wenn ich mich dafür interessiere), verwahre mich dagegen, mit Pegida in einen Zusammenhang gebracht zu werden - und ich lehne das, was da hinter deren Fassade steckt, absolut ab.

Genauso bin ich IMMER dafür, Menschen in unserem Land willkommen zu heißen, die entweder auf der Flucht sind oder selbst einfach nur den Wunsch hatten, ihr Land zu verlassen, selbst wenn "nur" aus wirtschaftliche Gründe der Anlass waren. Was Grauen des Kriegs bedeuten, hat meine Generation hier in Deutschland Gott sei Dank nicht mehr erfahren müssen - und mittlerweile bete ich fast täglich darum, dass das auch so bleibt! Es erschüttert mich, wie wenig das Leben eines Menschen gewürdigt ist und wird, wie wenig zufrieden der "satte" Mensch ist, der immer noch mehr will - und was er dafür in Kauf nimmt.
Ich persönlich denke, dass die meisten derer, die z. B. in Dresden mitgelaufen sind, gar nicht gegen den Ausländer an sich sind. Es macht jedoch einen Unterschied, ob ich pro Jahr 500 oder 500.000 Menschen willkommen heiße. Da muss ich doch einen Plan haben, wie ein Miteinander auch wirklich gelebt werden kann! Es muss doch klar sein, nach welchen Regeln hier miteinander gelebt wird - und dass es immer das Gastgeberland ist, das diese Regeln vorgibt. Es stellt sich doch gar nicht die Frage, OB ich jemandem helfe - es stellt sich doch aber ab einer Größenordnung die Frage, WIE diese Hilfe aussehen kann? Inzwischen ist für mein Empfinden jedoch die Stimmung derart hochgeheizt worden, dass man sofort, kaum dass man hinterfragt oder überhaupt Fragen stellt, in eine Ecke bewertet oder auch gedrängt wird, die man überhaupt nicht vertritt und die man vor allem auch ablehnt!
Und wenn ich sage, dass mich Pauschalierung auch im Hinblick auf Pegida zu nerven beginnt, dann meine ich NICHT die Pegida selbst bzw. deren Initiatoren - sondern ich meine die Tausenden Menschen, die da mitgelaufen sind, weil sie durch diese ich-habe-keinen-Plan- und dieses nicht-Stellung-beziehen-und-vertreten der Politik vor allem eines sind: verunsichert! Es muss einen doch stutzig machen, dass innerhalb kürzester Zeit Tausende (!!) Menschen auf die Straße gehen - Tausende, die weder rechts denken noch fühlen und die nicht alle hirn- und meinungslos der Schlachtbank hinterherlaufen!
Es ist immer so einfach, etwas zu verurteilen, anstatt etwas ernst zu nehmen, die Gründe herauszufinden und sich damit auseinanderzusetzen! Nicht alles kann man aussitzen, verdammt noch mal!
Und so ist es auch gar nicht hilfreich, wenn die Politiker losschreien "Schande über euch Demonstranten!", denn das ist nur blankes Ablenkungsmanöver vom eigenen Versäumnis! Anstatt drei Jahre darüber zu sinnieren, WANN man die Maut denn nun einführt trotz Merkels Aussage "In meiner Amtszeit wird es keine Maut geben!", hätte man sich viel mehr einer Integrationspolitik zuwenden müssen, die transparent und nachvollziehbar bleibt, damit eben nicht durch fragwürdige Medien und Institutionen ein Fremdenhass geschürt und ihnen erst gar nicht Raum und Stimme gegeben wird!

Der Mensch aus einem fremden Land ist doch gar nicht das Problem - jedoch auf ihn ist diese ganze Scheiße projiziert worden. Er wird verantwortlich gemacht dafür, was die hauseigene Politik hier versäumt hat, warum die Menschen hier immer unsicherer wurden.

Mehr möchte ich jetzt zu diesem Thema nicht mehr sagen - ich hoffe und wünsche mir nur sehr, dass wir alle klug genug sind, Lösungen zu gestalten und dass es nicht zu Eskalationen kommt. Mein Sohn hat mal zu mir gesagt, dass er unheimlich froh und dankbar ist, dass er hier in Deutschland lebt, wo es keinen Krieg gibt, wo er sich wohl und sicher fühlen kann. Ich bete darum, dass das bitte immer so bleiben möge! Und erinnere mich an einen Spruch aus meiner Schulzeit:
"Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin."

Dienstag, 6. Januar 2015

Es ist jetzt 22 Uhr

 ...und ich bin nicht sicher, ob es - für mich - gerade der richtige Zeitpunkt ist, um über ein Thema zu schreiben, das mich schon seit einiger Zeit beschäftigt - und das momentan ja auch täglich zu lesen oder zu hören ist. Vielleicht werde ich es bereuen, dass ich jetzt doch hier schreibe, anstatt einfach zu Bett zu gehen.
Gleichwohl... Mir gärts grad irgendwie im Magen.
Ums gleich vorweg zu sagen: Ich habe dieses 19-Punkte-Programm der Pegida gelesen, auch die Meinungen dazu, nach der die Initiatoren dieser... ja wie soll ichs nennen... Gruppe? gar nicht gesprächsbereit sind, dass sie selbst nicht wissen, wie man dieses Programm umsetzen wollte - und dass es sie letztlich auch gar nicht interessiere. Worum es einzig und allein gehe, sei Stimmungsmacherei, Hetzerei- vor allem Ausländerfeindlichkeit und so weiter.
Und um hier gleich anzufügen: Ich bin KEIN Anhänger dieser Pegida, ich bin auch kein Anhänger auch nur irgendeiner politischen Richtung in unserem Land - aber wenn mich eines - mittlerweile auch beim Thema Pegida wirklich nervt - dann ist es Pauschalierung.
Warum ist ein Mensch gleich ein Rassist, ein Nazi, ein braunes Schwein, wenn er sagt, dass er sich deutsche Kultur bewahren möchte? Wenn er sagt, dass er Angst bekommt im eigenen Land? Und wenn ich schon dieses Argument höre: "Da gehen die Dresdner zu Tausenden auf die Straße und dabei hat Sachsen mit den geringsten Anteil an Ausländern" - dann möchte ich mittlerweile schreien: "Herrgott noch mal, den Leuten gehts doch nicht um Dresden oder Sachsen!"
Gibt es Deutsche mit Stolz auf ihr Land - oder sind die Deutschen eher nur froh, dass sie eben hier leben und nicht woanders, wo ich jeden Tag, jede Nacht Angst um das Leben meiner Liebsten haben muss und nicht weiß, ob ich morgen etwas zu essen auftreiben kann? Darf man überhaupt stolz auf seine Kultur sein und das auch vertreten -  oder ist man dann gleich eine Nazisau? Ich liebe es, hier zu leben, ich liebe die deutsche Sprache und Kultur und ich glaube, dass ich in anderen Ländern vor allem eines vermissen würde: die deutsche Pingeligkeit, alles genau zu dokumentieren, zu ordnen, zu regeln. (Das ist mir mal bewusst geworden, als ich "Mein Auslandstagebuch" sah, wo eine Familie recht entnervt war, weil sich Behördenwege aufgrund nicht vorhandener Daten, Fakten und dem nicht vorhandenen Sozialsystem als unwegbar gestalteten.)
Bin ich deswegen... rechts? Um Gottes Willen! Mich interessiert nicht, welche Hautfarbe ein Mensch besitzt und an welchen Gott er glaubt: Er ist ein Mensch, so wie wir alle. Er lebt und denkt und fühlt, nachts schläft er und am Tag kocht er sich sein Essen: Wir können so vieles voneinander lernen, aus fremden Töpfen essen und aus bisher ungekannten Blickwinkeln schauen! Und wäre hier Krieg, würde ich genauso versuchen, meine Familie und mich zu schützen, zu retten - und wäre unheimlich dankbar für jede Hand, die mir gereicht würde, egal ob sie weiß, schwarz oder gelb ist!
Ab wann hat es angefangen, dass ein Deutscher sich bedroht fühlt? Ist diese Bedrohung überhaupt echt oder ist sie geschürt? Ab wann und von wem? Wem soll ich glauben, was ist Wahrheit und was nicht? Bis wohin ist es Berichterstattung und ab wann ist es Stimmungsmacherei?
Wie zahlungsfähig ist Deutschland wirklich und wie viel Sozialschmarotzer können wir finanzieren? 
Warum lese ich tagelang vom türkischen Mädchen, das zu Tode kam, nur weil sie jemandem helfen wollte, aber vom jungen Deutschen, der erschossen wurde, als er eine Kassiererin beschützen wollte, nur in der Randnotiz? 
Wagen die Flüchtlinge aus Kriegsgebieten wirklich nur den Weg nach Deutschland oder hören wir nur nichts davon, dass sie auch nach Polen, Tschechien, Griechenland oder Spanien einreisen? Ist unser Sozialsystem wirklich so gut, dass die Menschen lieber hierher kommen? Und wie stabil ist es wirklich? Bin ich ein Gutmensch, wenn ich sage:"Scheißegal, obs reicht, Hauptsache, wir helfen euch" - und ein Arschloch, wenn ich befürchte, dass es nicht reicht? Kann das überhaupt passieren, "dass es nicht reicht"? Darf mich diese Frage überhaupt interessieren angesichts der Tatsache, dass anderswo Menschen regelrecht verrecken? Wie viel Flüchtlinge kommen auf einen deutschen Sozialschmarotzer - oder ist es andersrum?
Warum ist es falsch zu schauen, inwieweit man selber helfen kann oder aber auch nach Alternativen zu schauen? Der Deutsche ist ein Pingelfred, er koordiniert und regelt gern - aber ist er deswegen ein Rassist, der einem Suchenden die dringend notwendige Hilfe versagt? Nur weil er befürchtet: "ALLE bei uns aufzunehmen, schaffen wir nicht, wir müssen auch andere Lösungen finden"? Ist es unangebrachtes Jammern auf hohem Niveau, wenn man leise anmerken möchte: "Wir dürfen aber auch unsere eigenen Menschen nicht vergessen"? Menschen ohne Job und Wohnung und auch ohne Krankenversicherung (ich persönlich kenne zwei davon), Menschen mit Wohnung und 83 Tage ohne Geld, weils ihm zwar zusteht, aber huch na ja, da gibbet paar kleine Probleme, wird schon, nicht wahr, andere krepieren auf offener Straße, da schaffst du auch noch die nächsten 20 Tage, hast doch bestimmt solvente Freunde, na klar.
Welchen Wert besitzt eine Religion, die sich mit Mord, Terror und offenen Kampfansagen in der Welt verbreiten will?  Wenn sie nicht in der Lage ist, durch Dialoge zu überzeugen? Gibt es da eine echte Bedrohung für Deutsche in Deutschland - oder wird diese nur geschürt? Muss ich wirklich Angst haben, wenn in der U-Bahn mehr als ein Araber zusteigt? Muss ich wirklich Angst haben, in einer Stadt wie M zu leben - oder wäre ich in einem kleinen Dorf... "sicherer"? Bin ich nichts wert, weil ich mich nicht unter einem Tuch verberge, vor der Ehe Sex hatte und mich dann auch noch scheiden ließ? Bin ich nichts wert, weil ich eine Frau bin, die nicht nur zum Essen kochen und Wohnung putzen und Kinder produzieren da ist und auch nicht nur dazu, um die Lüste zu befriedigen, wenn ER Lust dazu hat?
Ich finde es so KRANK, dass man eher Angst als Neugier entwickelt: "Hey, wer bist du und woher kommst du? Wie ist es da, wo du lebst und was brachte dich hierher? Echt, du magst auch gerne Fisch? Isst du ihn genauso wie ich oder wie machst du das? Wie bereitest du deinen Kaffee oder magst du lieber Tee?" 

Warum bin ich schwarz, wenn ich in Dresden mitlaufe - und warum bin ich weiß, wenn ich im Kölner Dom das Licht lösche? Warum muss ich Angst davor haben, meine  Meinung zu sagen, wenn sie nicht einfach nur weiß ist, aber auch nicht schwarz? Warum werden die Leute in Dresden oder anderswo nicht gefragt, sondern bewertet? Wieso pauschalieren statt argumentieren? Wieso ist es nicht möglich, sich mit Gedanken und Ängsten von so vielen Menschen auseinanderzusetzen - und diese vielleicht nehmen zu können? Oder ist genau das der Punkt? Dass man sie nicht nehmen kann? Weil man zu lange gewartet hat? Weil man zu lange versäumt hat und jetzt nicht mehr weiß, wie mans lösen soll?

Ständig lese ich, wie schwarz Pegida ist (nein, braun) und wie weiß und immer kraftvoller die Gegenbewegung, der Gegengedanke. Der Weiße wird beklatscht und bejubelt, wenn er sagt "Ihr Nazischweine, weg mit euch! Hier gehts um Hilfe und ihr heult wegen paar Euros." Der Graue, der kritisch dazwischen steht, muss  aufpassen, nicht ins Schwarz katapultiert zu werden. (Ich frage mich: Wie sind wohl die Berichterstattungen außerhalb Deutschlands? Wie schnell wird der Deutsche wieder in Verbindung mit der Vergangenheit gebracht und wie viel Wahrheit steckt in deutschen und fremden Darstellungen?) Aber Mensch, es geht doch gar nicht darum, für oder gegen etwas zu sein?? Geht es nicht darum, sich mit dem Kern des Ganzen auseinanderzusetzen? Wer sind die 17.000 Leute in Dresden - und warum laufen sie da mit? Was bewegt sie und warum? Wo habe ich Fehler gemacht und was habe ich versäumt? Vor allem: Was gilt es, JETZT zu tun? Heute Abend las ich einen - für mich - sehr guten Artikel im Handelsblatt, mit dem Wolfram Weimer in "What's right? Wieso wird Pegida nicht ignoriert?" in Worte fasste, was mir selber nicht möglich war, so wiederzugeben. Ich kann den Link leider nicht hier reinkopieren, weil ich diesen über FB las und nur kopieren kann, wenn ich wieder diesen blöden Messenger installiere (nein, ich weigere mich genauso hartnäckig, wie FB mich zur Installation zwingen will). Wenn Ihr möchtet, findet man den über google ganz sicher, ich habs  jedenfalls bis zuende gelesen - bis zu seinem Schlusswort: "...Und wenn Hunderttausende neuer Flüchtlinge (...) auf den gefährlichen Weg nach Europa geschickt werden - dann haben wir zwar die moralische und menschliche Aufgabe, den Notleidenden großzügig zu helfen. Aber eben auch eine Pflicht, die politische Dimension dieses Problems und seiner Folgen auf die Tagesordnung zu nehmen."

Als ich gestern sah, dass ich zwei neue Leser hatte, habe ich mich echt wirklich gefreut. Und natürlich frage ich mich, obs vielleicht nicht besser gewesen wäre, ich hätte besser nur übers Abendessen geschrieben, über das Apfel-Mango-Chutney als Dessert, gepaart mit nem netten Beweisfoto. 

Aber... es ist inzwischen 23.56 Uhr. Es ist kurz vor zwölf. Und ich hoffe und wünsche mir sehr, dass es nicht wirklich schon kurz vor zwölf ist.

Montag, 5. Januar 2015

Es ist vollbracht!

Ich kanns ja selber kaum glauben - aber ich habe den ersten Arbeitstag hinter mir. Und war sogar produktiv - doch wirklich. Also finde ich jedenfalls. Und angesichts der Tatsache, dass ich erst heut Morgen gegen drei Uhr ins Bett fand...
Ich meine, die Stimme der Vernunft hatte schon so gegen 23 Uhr geplärrt: "Sei doch vernünftig, wenigstens dieses eine Mal - du musst morgen früh raus, also ab ins Bett!" Der Liebste schiens gehört zu haben, ganz im Gegensatz zu mir, denn nicht mal eine Stunde später gähnte er: "Ich geh dann mal schlafen, kommst du dann auch?" Ich? Ich war so wach und fit, dass ich mir eher ein Partyhütchen hätte aufsetzen und einen Kaffee zubereiten wollen. Den Kaffee habe ich mir wirklich gemacht und dann weiter ein Buch gelesen, über das ich ein anderes Mal schreiben möchte.
Jedenfalls... stand ich heute Morgen ziemlich zerknautscht und etwas... nun sagen wir... langsamdenkend an der Haustür angesichts eines Typen, der Einlass begehrte: "Ja, ich will wirklich zu Ihnen. Heute ist Zählerablesung." Äh. "Welcher Tag ist heute?" - "Montag. Der fünfte Januar. Der gelbe Zettel im Haus? Was solls, Sie sind nicht die Erste, die ich heut rausgeklingelt habe."
Ich ließ den Herrn ein, noch bevor mein Hirn hinterherwabern konnte.
Immerhin hatte ich ja vor gar nicht all zu langer Zeit erst nen Tatort gesehen, wo der Typ angeblich von den Stadtwerken kam und dabei nur die junge Frau abmurksen wollte. (Überhaupt habe ich in letzter Zeit echt viele Krimis gesehen, jeden Tag eigentlich, ich weiß jetzt alles! Bin informiert!) Wenigstens war ich geistesgegenwärtig genug, den Liebsten zu wecken, sanft, zärtlich und ohne gleißendes Licht - und trotzdem zuckte der doch vor mir zurück, als wäre ich die Edda mit der 30 Zentimeterklinge an seinem Hals. Pffffff! OK gut, ich war noch nicht gekämmt und zurechtgemacht und so, aber also wirklich, angemessen war die Reaktion jedenfalls nicht.
Egal, er stand jedenfalls sofort auf und ich wiederum war schon auch sehr erleichtert, vorzeigen zu können: Einbruch lohnt sich nich und Vergewaltigung auch nich - ich bin hier nicht alleine! (Bin ich ja sowieso nie wirklich, aber das weiß ja keiner. Außer mir. Wie war das noch gleich? "Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen: Ich bin verrückt. Eine summt." Na oder so ähnlich.
(Huch, nur noch 5 % Akku, na jetze aber flink!)
Jedenfalls, der 1. Arbeitstag, die lieben Kollegen aus sicherer Entfernung am Telefon, und dann fragen die doch wirklich, ob man gratulieren dürfe. Hä? Was? Hab ich da irgendwas nich mitgekriegt?
"Na ich hab geträumt, du hättest an Weihnachten geheiratet", meinte Lieblingskollege und Ex-Chauffeur.
"Ach sooooo", antwortete ich, "ach Quark nee. Du weißt doch, aus dem heiratsfähigen Alter bin ich raus. In meinem Alter unterschreibt man keine Eheurkunde mehr, sondern eine Patientenverfügung."
Jawohl.

Sonntag, 4. Januar 2015

Der letzte Tag

Heute morgen ist er angebrochen - der letzte Tag. Der zum Faulenzen, der zum Surfen, so lange der Akku hält und der zum Schlafen, so oft und so lange ich will. Schon lustig, wie sich das so innerhalb von ein paar Tagen verschiebt: Morgens zwischen zwei und vier mummeln wir uns in unsere Bettdecken und schlafen dafür bis neun oder zehn. Härrlisch! Noch herrlicher, dass dieser Schnee so gut wie weggetaut ist. Bei so etwa 50 cm Schnee innerhalb von ein paar Tagen und einem Winterdienst, der einfach nur unter aller Kanone ist, könnte es einem schon übel werden, wenn man daran denkt, dass man bald wieder raus in die Welt muss.
Ich würde ja auch gerne sagen, dass die Prognosen für die kommende Woche beruhigend auf meine Autofahrerseele wirken - bloß ändern sich die eben auch täglich. Kann man also nur abwarten, Tee trinken (Schoko-Ingwer!) und das Beste hoffen. 
Dass für mich das Arbeitsleben schon morgen wieder beginnt, kommt zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Ich bin noch gar nicht soweit, dass ich schon wieder arbeiten kann. Will. Oder so. Irgendwie ist das echt blöd mit Urlaub: Kaum hab ich mich an die freie Zeit gewöhnt, isse auch schon wieder um. Hm. 
Diesen letzten freien Tag jedenfalls habe ich - wie solls auch anders sein - zum Blog lesen genutzt. Mal hier, mal da. Diese Weihnachtstage haben ja irgendwie so den "Nachteil", dass viele Blogger weniger schreiben; entweder, weil sie grad das Haus voll und Besseres zu tun haben, oder weil sie schlichtweg verreist sind. Insofern las ich nicht nur meine Lieblingsblogs, sondern hangelte mich von Blogroll zu Blogroll, um überhaupt mal was Neues und für mich Interessantes zu lesen. 
Irgendwo blieb ich dann hängen an einem Blog, wo jemand über das (nachvollziehbar) zerrüttete Verhältnis zum Vater schrieb. (Bei diesem Thema muss ich immer und sofort an meine Hamburger Freundin denken, die nicht nur von ihren Eltern derart gequält und erniedrigt wurde, dass sie noch heute - sie müsste fast 50 sein - schwerst geprägt ist davon. Sie hat sich leider nie wieder bei mir gemeldet bzw. hat sie auf keine meiner Nachrichten mehr reagiert, seit sie sich von mir Geld geborgt hatte. Ich glaube, dass sie sich aus Scham nicht mehr gemeldet hat - aber mir tut das wirklich total leid: Auf das Geld kann ich verzichten, das habe ich ihr schon damals gesagt, aber die Freundschaft zu ihr war mir echt wichtig, die hätte ich wirklich gern behalten.) 
Eltern können ihre Kinder auf die subtilste oder offene Art und Weise derart quälen und zerstören, dass ich mich immer wieder frage, warum diese Menschen dann überhaupt Kinder wollten? Warum haben sie sich dann nicht besser für ein Leben ohne Kinder entschieden? Was geht in einem Vater, in einer Mutter vor, das eigene Kind zu schlagen, zu quälen, in den Müll zu werfen?? Ich werde das nie niemals verstehen und erst recht nicht akzeptieren.
In besagtem Blog stand wohl im Fokus, dass man sich um ein besseres Verhältnis zum Vater bemühte. Dass man sich wünschte, so etwas wie eine Familie überhaupt zu haben. Was mich schon ein wenig verwunderte: wie oft dabei das Wort "Geld" und "mein Erbe" fiel. 
Was mich betrifft: Meine Eltern sind Ende 60 und Anfang 70, ich habe überhaupt keine Ahnung, ob und wie viel Geld meine Eltern besitzen - und es interessiert mich auch nicht. Mir ist nur eines wichtig: dass es meinen Eltern gut geht. Dass sie versorgt sind und sich selbst versorgen können.Wenn eines Tages einer von beiden gehen muss und der andere alles das, was er besitzt, für sich oder wen auch immer ausgibt, dann soll er das tun - er hat es sich doch in all den Jahren selbst erwirtschaftet. Ich habe da noch nie verstanden, wieso man als Kind automatisch einen Anspruch hat, wenn einer von beiden Eltern stirbt. Ich meine, wenn beide nicht mehr da sind und hinterlassen etwas - okay! Aber was berechtigt ein Kind, vom Elternteil, das zurückbleibt, (s)einen Pflichtteil einzufordern? Was hat dieses Kind je dazu getan, dass die Eltern ihr Vermögen erwirtschafteten? In den allermeisten Fällen ist es doch so: nichts. Gar nichts. Vielleicht haben die Eltern ihr Leben lang gespart, gewirtschaftet, verzichtet, um es im Alter gut zu haben, sorgenfrei leben zu können - und dann stirbt einer von beiden und das Kind darf kommen und die Hand aufhalten? Und sich darüber beklagen, dass der Hinterbliebene das Erbe "verschleudert"? "Sein" Erbe? Selbst wenns der  Vater in die "Freudenhäuser" trägt - na und??? Es ist doch seins, kann er doch machen, was er will? Sicher habens Mutter UND Vater erwirtschaftet, und wenn einer gehen muss, bevor er "seins" genießen kann, ist das natürlich schade. Aber das Kind oder die Kinder haben doch nichts dazu beigetragen? Wieso haben sie dann automatisch Anspruch auf einen Pflichtteil? Das wäre ja so, als kämen meine Söhne zu mir und zu ihrem Vater und sagten: "Achtet darauf, wofür ihr euer Geld ausgebt, das ist schließlich unser Erbe." Und wenn es "lediglich" um ein Haus und nicht um Barvermögen geht, muss der Hinterbliebene den Kindern ihren Anteil auszahlen und dazu noch einen Kredit aufnehmen. Hat es alles schon gegeben. Geld (und Macht) haben im Privaten die widerlichsten Fratzen zum Vorschein gebracht, auch da, wo man sie nie vermutet hätte, und in der Welt die schlimmsten Katastrophen heraufbeschwört. 
Dann möchte ich lieber nie was besitzen, als dass das, was man den eigenen Kindern in gutem Glauben hinterlassen möchte, zu hässlichen Auseinandersetzungen und dem Zerreißen familiärer Bindungen führt.  Auch meine Mum sagt immer: "Ich gebe lieber, solange meine Hand warm ist." Wohl von ihr habe ich diese Einstellung, dass Streit ums Geld zu den widerwärtigsten Auseinandersetzungen gehört. Auch deshalb reagiere ich immer sehr dünnhäutig, wenn der Liebste mit mir darüber diskutieren möchte, ob und wie viel ich meinen Kindern bezahle und wie viel weniger dann für uns bleibt. Ich meine, ich kanns verstehen, wenn man selbst jeden Cent dreimal umdrehen und sich überlegen muss, ob man sich eine warme Mahlzeit pro Tag leisten kann. (Wobei ich auch hier wie meine Mum fühle und handle: Lieber verzichte ich, damit es die Kinder gut haben - solange diese noch nicht selbst verdienen.) 
Nun... dieser Post, den ich heute las, er hat so einiges in mir bewegt. Natürlich zuallererst die emotionale Seite. Doch gerade deshalb passte für mich nicht dazu, wie oft das Thema Geld einfloss. Der Hinweis darauf, dass der Vater neu geheiratet und dieser neuen Familie all sein Geld zukommen lässt, dies auch den eigenen Kindern in sehr unschöner Weise vorführt. Dass das schmerzt, kann ich gut verstehen: Er kümmert sich um sie, warum nicht um mich, um uns? Warum sind wir kein Teil seines Lebens? Ja... Das kann ich nur allzu gut verstehen. Aber irgendwie passt da dieser Satz, dieser immer wiederkehrende Gedanke einfach nicht rein... "Er schmeißt ihnen das Geld in den Rachen (mein Erbe!)" 
Nein... Das will einfach nicht passen - aber vielleicht... habe ich ja auch etwas missverstanden.

Donnerstag, 1. Januar 2015

Und nun? sprach Zeus. Na nix - sagte ich. Und finde es gut so.

Ich bin grad heut, pünktlich zu Beginn des neuen Jahres, gefragt worden, ob ich denn gute Vorsätze mit in 2015 genommen hätte. Hmm, gute Vorsätze... Hab ich die eigentlich jemals gehabt? Ich weiß es gar nicht - ich glaube nicht, wenn ich so zurückdenke. Eigentlich wünschte ich mir immer "nur", dass es ein gutes Jahr würde. Eins mit weniger Tränen, weniger Schmerz, weniger... Alleinsein (ich schreibe bewusst nicht: Einsamkeit, denn wirklich einsam... war ich wohl nie. Oder nicht so lange, dass es nachhaltig wirkte.) Auch habe ich in meinem Leben nie geraucht, ich habe nie zuviel Alkohol getrunken (wenn man bedenkt, dass zwei Gläser Weißweinschorle genügen, um mich auf dem Tisch tanzen zu lassen... SCHORLE!) und mit allen anderen meiner Laster konnte ich zumindest bis heute dahingehend gut leben, dass ich nicht zwingend darüber nachdenke, vieles verändern zu wollen. Anders haben zu wollen. Außerdem ist es keine Neuigkeit, dass gute Vorsätze vor allem einem dienen: dem Umstand, dass sie spätestens am dritten Tag des neuen Jahres gebrochen werden können. 
Als wir heute morgen gegen vier Uhr ins Bett fanden, versprach der Mann: "Am 1. machen wir nichts. Absolut... nichts." Nun. Wenn das einer seiner Vorsätze war, dann hat es nicht mal 24 Stunden gebraucht, um den ersten zu brechen: Erst zerrte er mich mitten in der Nacht aus dem Bett mit der Bemerkung: "Du hast doch bestimmt auch Appetit auf frischen Kaffee und außerdem ist es gleich elf?", dann, nachdem ich nach dem Trinken dieses wahrlich leckeren Gebräus in meine Lieblingsposition fiel (lazy Koala-Stellung! Beweisfoto oben! Ungeschminkte Tatsache!), versuchte er alles, mich zu einem Spaziergang bei nun wirklich wunderbarem Sonnenschein zu überreden. Ich meine, das Wetter ist schon toll, ja. Aber meine Lieblingsposition ist auch mein ganz persönlicher Kracher! Obwohl ich das Spiel mit dem Wort liebe, ich es liebe, Situationen und Empfindungen zu beschreiben, fehlt mir an dieser Stelle einfach das Vermögen zu beschreiben, wie SEHR ich es genieße, dass ich nichts muss. Absolut... nichts! Ich kann in den Tag hinein- und mich auch wieder hinausträumen, ich KANN etwas machen, MUSS es aber nicht. Wann habe ich das jemals in den letzten 25 Jahren von mir sagen können? Eben!
In diesem nun vor uns liegenden, noch so zarten 2015 werde ich sechsmmmvrzmmmg Jahre alt. (Nein, ich bin nicht die, die jedes Jahr auf die Frage nach dem Alter mit der ewig gleichen Antwort aufwartet: "26 natürlich!" Gleichwohl verursacht die reale Zahl schon... sagen wir... ein wenig Bauchgrummeln in der Gegend da, wo ich meinen Bauch zumindest vermute.) Der Weg bis hierher hat mich vieles gekostet und mir so vieles gebracht. Las ich früher von "dankbar zu sein für das, was man hatte, auch dann, wenn es nicht mehr da ist" verursachte mir eher Groll "Oooaaarrr ey, diese Weihrauchmännchen mit ihrem Gedöns!", so wie die Worte "Das Wichtigste im Leben sind die Spuren, die wir hinterlassen bla bla" empfand ich in einer Phase meines Lebens eher als ein Hintertürchen, durch das man(n) sich verabschieden konnte und ich trotzdem nur demütig mein Haupt zu neigen hätte, ganz ohne Groll und so, klar. Da waren noch so einige kluge Sprüche, die in mir eher Wut entfachten als... Dankbarkeit. Echte Dankbarkeit. 
Nun werde ich aber eben sechsmmmvrzmmmg Jahre alt - und habe tatsächlich dazugelernt, ob ich es so wollte oder nicht. Ob ich es so sehen wollte oder nicht. Ob ich mich so fühlen wollte oder eben auch nicht. Heute weiß ich: An den Worten, die mich einst eher nervten und ärgerten, ist wirklich was dran. Letztlich bilden sich "Sprüche" wohl doch immer aus Erfahrungen, die nicht nur einer macht. Die wir alle machen, mehr oder weniger. Erfahrungen, die sich immer und immer wieder wiederholen, in wohl jeder Generation, sofern man die Zeit dazu bekommt. 
In meinem Leben hab ich öfter gehört: "Ich möchte der sein, der dich glücklich macht" - und irgendwann in den Jahren des Alleinseins begriff ich: ICH bin diejenige, die mich glücklich machen muss. Niemand ist dafür verantwortlich, es ist niemandes Aufgabe und das darf es auch nicht.
Als ich im Januar 2003 die Scheidung begehrte, sagte ich zu meinem Ex-Mann: "Es ist auch Verantwortung, für die Kinder zu sorgen, sie glücklich zu machen. Aber das kann ich nicht, wenn ich es selbst nicht bin. Und mit dir kann ich es nicht werden." Ja, ich liebte zu diesem Zeitpunkt einen anderen Mann - doch für diesen habe ich mich nicht aus dieser Ehe gelöst. Diese Trennung habe ich nur für mich vollzogen, für mich ganz allein, ganz gleich, ob und wie es mit dem anderen weitergehen würde. Ich habe mir damals nur diese eine Frage gestellt: "Wie kann ich weitermachen? Wie will ich weitermachen?" Ich hatte wahnsinnig Angst vor der Zukunft - aber noch mehr Angst hatte ich vor dem Schritt zurück. Aus gutem Grund. Also bin ich losgegangen... 
Ich sag ja: Ich hab viel falsch gemacht im Leben. Man kann mich verurteilen dafür. Und ich hab genau so vieles richtig gemacht, glaube ich. Dazu muss sich niemand äußern. Entscheidend ist, dass ich es für mich weiß. 
Ganz ehrlich? Ich bin mir nicht sicher, ob ich all das noch mal so machen könnte. Ob ich all das darin, in diesen Jahren, auf diesem Weg, noch mal aushalten könnte. Andererseits... Denke ich an die Zeit vor diesem Wendepunkt in meinem Leben, dann beginnen meine Beine ganz automatisch und von allein zu rennen... Nie nie niemals wieder möchte ich dahin zurück, wo ich damals war. Dann lieber allein als noch mal so. Denn heute.. bin ich mir wirklich selbst genug. Ich bin nicht unfehlbar und in mancherlei Hinsicht, gerade zwischenmenschlich, eher... inkonsequent. Früher dachte ich immer, wenn ich nur dieses und jenes verstehen könnte, dann würde es mir helfen loszulassen. In gewisser Weise stimmt das auch. Andererseits habe ich realisiert, dass ich mit einem gewissen Verständnis dazu neige, Menschen und ihr Verhalten zu entschuldigen. Vielleicht zu sehr? Vielleicht in genau dem richtigen Maß? Das wird sich wohl - ich nehms mal an - zeigen, wenn es soweit ist. Wie mit so vielem.
Nun hat dieses neue Jahr begonnen. Ein neues Jahr voller Möglichkeiten. Was wünsche ich mir? Gesund zu werden und zu bleiben. Glück für meine Söhne. Hier an diesem Punkt fühle ich mich irgendwie zur Ruhe kommen. Die Anspannung lässt Stück für Stück nach. In mir löst sich etwas. Und ich begreife, dass wenn ich mir wünsche, es möge zunächst so bleiben wie es ist, dann bedeutet das für mich keinen Stillstand. Nur... Ausruhen. Genießen, bis wohin man gekommen ist. Freude darüber zu empfinden, dass man es bis genau hierher geschafft hat. Zurückschauen bedeutet für mich keinen Schritt zurück, sondern nur das Erkennen, wie weit ich gekommen bin. Und dann fühle ich sie in mir: echte, tiefe Dankbarkeit. Für Menschen. Für Begegnungen. Für die Erfahrungen. Für die Spuren, die sie in mir, in meinem Leben hinterlassen haben. Ein Zurück gibt es nicht. Ein Vorwärts muss es jetzt noch nicht geben. Einfach nur... innehalten und genießen dürfen. Mich frei fühlen dürfen. Die Flügel ausbreiten dürfen. Und all das nicht nur zu dürfen, sondern auch... zu können.
Das wünsche ich nicht nur mir. Das wünsche ich uns allen. In dieser verrückten, bekloppten Welt.