Donnerstag, 31. März 2016

Seidenhaut

Vierzehn Tage sind vergangen seit jenem Abend.
Jene Nacht, die mir bewusst gemacht hat, wie endlich alles ist - und dass von einem Moment auf den anderen alles so anders sein kann.
Ich dachte, ich hätte mich wieder aufgerappelt.
Ich dachte, ich hätte wieder zu der Kraft in mir zurückgefunden.

"Meinst du nicht, dass du genug eigene Probleme hast?" fragt Herr Blau ab und an, wenn ich ihm von anderen Schicksalen erzähle, von Begebenheiten anderer, die mich beschäftigen, berühren, die mir dann oft tagelang im Kopf herumgehen.
"Doch, bestimmt", antworte ich dann, "aber ich interessiere mich nicht nur für mich selbst und für mein eigenes Leben. Ich interessiere mich auch für das, was um mich herum ist oder um Menschen, die ich kenne."
Wenn ich darüber spreche, dann nicht, weil ich eine Last in mir trage, die raus muss. Sondern weil ich mich mitteilen möchte. Weil ich Gedanken aussprechen möchte, darüber sprechen möchte, was mich beschäftigt, manches mehr, manches weniger.

Seit jener Nacht vor vierzehn Tagen bin ich schlagartig ruhiger geworden. Da ist so eine Stille in mir, die ich irgendwie nicht in Worte fassen kann. Keine traurige, keine bedrückende Stille - sondern so eine Stille, die mich bewusst aufnehmen lässt, was um mich herum geschieht.
Meine Haut... sie fühlt sich derzeit unglaublich dünn an und lässt zu vieles beinah ungefiltert hindurch.
Ich lese bei Goldi und spür unwillkürlich die Tränen in mir aufsteigen. Unfassbare hilflose Anteilnahme.
Ich lese bei Wolf und bin sehr betroffen. Erinnerungen werden wach an den eigenen Vater..
Ich lese bei Summer und empfinde immer und immer wieder Wehmut, weil ich wünschte, ich könnte diese Zeit noch mal haben: der Junge vier Jahre alt und mein kleiner Goldschatz... Ich wünschte, Entscheidendes ganz anders machen zu können - und ihn wirklich beschützt zu haben.
Ich lese bei Annika und seh sie vor mir, wie sie der gleichaltrigen Obdachlosen einen Zwanzig-Euro-Schein in die Hand legt.
Alle vier Blogger kenne ich nur von ihrem Schreiben, ich kenne sie nicht persönlich. Dennoch nehme ich Anteil an dem, was sie schreiben - und im Moment geht mir das alles doppelt tief unter die Haut.
Und manchmal reißt sie, die Haut, dünn wie Seide.

Seit jener Nacht vor vierzehn Tagen nehme ich mir mehr Zeit für Gespräche, selbst die simplen beim Bäcker. Noch heute werde ich auf das Angebot der E-Mail eingehen und einer Bloggerin die E-Mail schreiben, die mir angeboten wurde, sie schreiben zu dürfen. Seit jener Nacht schaue ich weniger Krimis, höre stattdessen viel mehr Musik. Seit jener Nacht nehme ich die Menschen um mich herum, selbst die in der U-Bahn, bewusster wahr. Halte den Kopf viel öfter gerade und lächle in Gesichter, die mir begegnen. Bin so erstaunt, wie oft das Lächeln erwidert wird - und finde es so schön.

Ich bin so viel weniger ungeduldig geworden - und ich finde es schön.
Wird vermutlich eh nicht lange anhalten. Doch für den Moment... ist alles gut so wie es gerade ist.

"Erzähl deiner Mutter nichts davon, sie weint dann nur wieder", hat mein Vater vor Jahren mal gesagt.
Er glaubt, sie sei schwach, schwächer als er - weil sie Gefühl, Anteilnahme und Tränen zeigt, im Gegensatz zu ihm.
Ich aber glaube, dass sie sehr viel stärker ist als er sich vorstellen kann.

Mittwoch, 30. März 2016

"Ich habe mich umgesehen: Wir sind die geilsten hier!"

"Ich halte es für gesünder, durch ein Fenster zu schauen statt in einen Spiegel. Denn sonst siehst Du nur Dich selbst und das, was hinter Dir ist."
Bill Withers


Dieser Tage habe ich in verschiedenen Blogs oder in whatsapp Gedanken gelesen über das Älterwerden, über dick und dünn, über kranke Körper oder erkrankte Seelen.
Ich gebe zu, ich bin zuweilen ein Ego-Helikopter. Jemand, der ab und zu dermaßen um sich selber kreist, dass er froh ist, wenn er anhalten und aussteigen kann. Entweder aus eigener Kraft oder weil mich jemand rauszieht. Zwar eher nur, wenn es Kummer & Sorgen gibt - aber ich würde lügen, wenn ich nicht ab und zu auch in den Spiegel schaue und denke: "Scheiße. Letztes Jahr war das noch nicht so!"
Wer hat schon nicht dann und wann darüber nachgedacht, was das Altern mit einem macht? Mal abgesehen von den Silberfäden im Haar, den Linien, die sich zu den Lachfalten dazugesellen - und nachlassendem Bindegewebe.
Das ist sicherlich auch nicht zum ersten Mal ein Thema in meinem Blog - trotzdem komm ich dann und wann dahin zurück. Weil ich manchmal immer noch staune und mich wundere, wie viel Gewicht dem Äußeren beigemessen wird. Also dem Äußeren im Sinne von: Ich bin zwar schon 58, aber ich muss jetzt unbedingt noch wie 30 aussehen - maximal!
Seit ich hier in M wohne, begegnen mir verhältnismäßig oft Frauen und Männer (!), denen die Angst vor dem Altern unübersehbar aus dem Gesicht geschnitten, gespritzt wurde - und die noch eine ordentliche Packung Sonnenstudio obendrauf packen. Die darauf bestehen, dass sie maximal Größe 38 benötigen. Eher eine 36. Ich muss immer in mich reinschmunzeln, wenn sie ein Teil hochhalten und der Verkäuferin zurufen: "Wie, in 36 haben Sie das nicht mehr? Ja dann.... Nein, keine 38, wie sieht das aus, wenn das an mir rumschlappert."
Dann muss ich immer an den Witz über die Oma denken, die aus der Umkleide kommt, wo sie einen Bikini probierte: "Die Hose passt super!" - "Ja und das Oberteil?" - "Ach, das brauch ich nicht, hab alles in die Hose bekommen."

Erst heute habe ich meine Gedanken zum Thema in einen Blog geschrieben:

Ich kenne zumindest keine Frau, die nicht mal darüber nachdenkt und gewisse Zahlen große PipiKaka findet.
Als ich 16 wurde, fühlte ich mich richtig geil.
Als ich 18 wurde, fühlte ich mich uralt.
Als ich 30 wurde, dachte ich: Mal sehen, was kommt!
Als ich 33 wurde, fühlte ich: Das ist die beste Zeit meines Lebens – weil, nach der Ehe und endlich mal ganz für mich alleine, wenn man mal vom Irrsinn dieser Trennungszeit absieht.
Als ich 40 wurde, dachte ich: Nu ja – und hatte das Bild einer 42jährigen vor Augen, die nach 19 Jahren zum zweiten Mal schwanger war und nicht nur ganz toll aussah, sondern einfach vermittelte: Auch mit 40 is noch nix zuende :)
Als ich 43 wurde, dachte ich: Hmmm.
In ein paar Wochen werde ich nun 47 und denke: Ja dat is schon man büschen scheiße irgendwie.
Aber weißt Du was? Ich hab mir nie wirklich den Kopf darüber zerbrochen oder mit Zahlen gehadert, die ich eh nicht ändern kann. Ich habe einfach drauflos gelebt, in jedem Lebensjahr.
Und nur darauf kommts an. Völlig wurscht, was im Pass steht.
Und die junggebliebenen Ommas sind sowieso die coolsten!
Als ich heute noch nackt in den Spiegel schaute, dachte ich nicht "Huch, das Kleid muss aber noch gebügelt werden" - nein, ich dachte: "Waaah, es ist sooo geiles Wetter - was ziehe ich an? Kleid oder Jeans? Ballerinas oder Chucks? Haare auf oder Knoten oder nur bisschen zusammenstecken?" Weil es mich einfach vor die Tür zog. Ich wollte raus, ich musste raus. Sah mich schon im Straßencafe sitzen, die Beine entspannt von mir gestreckt, in den Ohren die Musik, vor mir einen leckeren Milchkaffee und übers Handy Blogs lesen.

Man sagt, man wird mit dem Alter immer entspannter - und vielleicht ist das auch so?
Ich zerbreche mir nicht den Kopf über (nicht elementare) Dinge, die ich nicht ändern kann - aber das habe ich sowieso noch nie.
Ich habe keine Vorbilder und keine Idole, aber die hatte ich auch nie.
Mir ist sowas von egal, wie man mit 20, mit 30, 50 oder 80 zu sein hat; schon meine Mum hat immer gesagt: "Solange die Leute über dich reden, bist du interessant für sie."

Auch glaube ich, dass es völlig egal ist, was man tut oder wie man lebt; entscheidend finde ich nur, dass man das, was man tut und lebt, mit Herzblut macht. Dass man es gern tut.
Wer bügelt schon gern oder putzt gern das Klo? Gemacht werden muss es trotzdem - und dann dreh ich die Mucke auf und lasse mich von den stimmungsgerechten Songs berieseln. Manchmal so arg, dass meine Haut vibriert - und dann tanze ich, dann springe ich durch die Wohnung - und genieße ein so geiles Lebensgefühl.
Das ist es auch, was ich am Home Office so liebe: Ich stehe um halb acht auf und bin trotzdem Punkt acht Uhr am Arbeitsplatz. Kann in Pausen, wenn Chefs im Meeting sind, die Musik aufdrehen, die Tür zur Terrasse öffnen, Licht und Luft hineinlassen oder auch mal auf eine Kaffeepause mit nackten Beinen auf den Holzdielen der Terrasse sitzen und einfach mal... an gar nichts denken.
Oder daran denken, wie schön es ist, jetzt gerade hier zu sitzen, die Kaffeetasse zwischen den Händen und den angewinkelten Beinen.
Daran denken, wie schön es ist, dass jetzt der Frühling angekommen ist.
Daran denken, wie sehr ich den Moment genieße.
Daran denken, wie gut es mir tut, mich gerade ein wenig entschleunigt zu haben.
Und was für ein Glücksgefühl es ist, wenn der Mann nach Hause kommt und mich anlächelt.

Was interessiert mich meine Kleidergröße, die vor 10 Jahren noch eine andere war als jetzt?
Was interessiert mich die Zahl in meinem Pass?
Ich lebe und ich genieße, so gut ich das kann, so gut man mich lässt. Ich bin fast angekommen da, wo ich hin wollte - und nur das ganz allein zählt für mich. Für das, was noch fehlt, kommt auch noch die Zeit, davon bin ich überzeugt. Aber auch bis dahin will ich gelebt, genossen und ausgekostet haben.

Es gibt Menschen, die schaue ich an und bewundere sie für ihre unfassbare Ruhe, die in ihnen liegt. Die sich mit allem Zeit lassen, weil sie einfach daran glauben, dass sie diese Zeit auch haben. Die an sich glauben und an das, was sie tun. Die lieben und genießen, was sie tun - und nicht ihre Zeit damit vertun, Dinge zu beklagen, die sie sowieso nicht ändern können; die aber ihre Energie dafür einsetzen, alles ein wenig schöner machen zu wollen.
Das sind sie für mich, diese wunderschönen Menschen. Egal wie alt sie auch sein mögen, wie faltig sie sind oder ob ihre Brüste in der Bikinihose stecken.





Sonntag, 27. März 2016

Seifenblasen



Es gibt nur sehr wenige Filme, die mir, die uns das Gefühl zurückgeben, wir wären noch mal 15, erlebten noch mal die erste große Liebe, das große Herzflattern, die schlaflosen Nächte und die zertanzten Schuhe.
Und trotzdem die Unbeschwertheit, diese Unbekümmertheit, die wir auf dem langen Weg von damals bis heute irgendwie zurückgelassen haben, so ein bisschen zumindest.
Ich bin tief gefallen vor einigen Tagen. Nach der Anspannung der freie Fall.
Und habe mich verloren in Wortlosigkeit. Jede Silbe zerplatzt wie eine Seifenblase, bevor ich sie überhaupt zuende denken konnte.
Mich verloren in Stille. In einen Hang aus zu weiten Klamotten, in denen ich mich am allerbesten verstecken kann. Hinter der Sonnenbrille. Gefühle gebündelt und im straffen Haarknoten versteckt, das Haar komplett aus dem Gesicht gekämmt. So wie ich mein Haar für gewöhnlich überhaupt nicht trage.
Tagsüber stark und unbezwingbar. Der Clown, der Fels für die anderen. Der Clown, der im Inneren weint.

Bis wir vor zwei Tagen beide Filme sahen.
Wir haben uns an den Händen gehalten, unsere Augen haben geleuchtet und wir haben beide gelächelt. Uns überkam die Lust, in den Urlaub zu fahren, weg aus dem Hier & Jetzt.
Ans Meer.
Auf Pferden am Ufer entlangreiten.
...wenn nicht jetzt, wann dann? Warum immer alles aufschieben, bis es vielleicht doch zu spät geworden ist?

Der unterschriebene Mietvertrag ist geplatzt. Wie eine Seifenblase.
Einen Abend lang habe ich beinah getrauert. Nicht verstanden und nicht verstehen wollen. In Gedanken war ich dort schon eingezogen, hatte eingerichtet, gestaltet.
Und nun doch nicht - aus Gründen, die ich hier nicht niederschreiben möchte.
Es ist nun so.
Alles wieder auf Anfang.

Aber alles ist gerade irgendwie... wieder leichter. Leicht. Einen Hauch von Unbeschwertheit.
So als wäre wirklich... ALLES wieder auf Anfang.
Schön ist das, gerade.


Samstag, 19. März 2016

Das Isarfräulein



Wen hat die wunderbare Sonne heute nicht gelockt?
Dankbar dafür, die Hände ineinander verhaken zu können und die ersten vorsichtigen Schritte hinaus in den zaghaften Frühling gehen zu können, haben wir uns für einen Besuch beim Isarfräulein entschieden.
Das Lokal heißt tatsächlich so und glaubt man der Homepage, so hat sich die Besitzerin hier ihren Traum verwirklicht. Es erinnerte mich an jemanden, die auch davon träumt(e), eines Tages ein kleines Café zu führen, in dem man Kaffee trinken, den Lieblingskuchen essen und ein Buch ausleihen kann.

Mir gefiel auf Anhieb der Stil des bunt zusammen gewürfelten und dennoch in jeder Hinsicht zusammenpassenden Inventars, drinnen wie draußen. Wer es lieber schlicht und geradlinig mag, dem dürfte es dort eher nicht gefallen.
Ein kleines putziges Lokal mit etwa sechs Angestellten, die wir dort herumwuseln sahen. Bereit, ihre Gäste zu bewirten und trotzdem war mein Kaffee nur noch handwarm, als er endlich vor mir stand.
"Ich hab vergessen zu rufen", lautete die Entschuldigung.
Ich hab ihn trotzdem getrunken, statt ihn zurückzugeben. Kalter Kaffee soll schließlich schön machen und außerdem hatten wir die Tage ganz andere Sorgen, da wird man doch nicht über so kleine Dinge lamentieren. Erst recht nicht an so einem wunderbaren Sonnentag.
Das Essen wirklich lecker und als der Mann beim Abräumen anmerkte, dass er in seinem Salat einen halben Avocadokern gefunden habe, worüber sich im worst case seine Zahnfee gefreut hätte, da lachte die Bedienung entschuldigend: "Hach und ich hab noch gewitzelt, ob ich den Kern drinnen lassen soll!"

Wir werden im Sommer sicherlich noch mal dort vorbeischauen. Das Essen selbst war wirklich sehr lecker, der Kaffee klasse, wenn er dann nur noch heiß ist (man denkt ja immer, kann man im Grunde nicht viel falsch machen, aber ich als Junkie hab schon verschiedensten Kaffee serviert bekommen), die Rharbarberschorle super lecker, aber irgendwie... hielt sich hartnäckig das Gefühl eines Hinterhofs, an dem der BOB vorbeirauscht und der Ausblick insgesamt sich einer gewissen Tristesse nicht erwehren konnte. Aber das mag in einigen Wochen, wenn die Bäume in sattem Grün erstrahlen, auch wieder ganz anders wirken. Dann schauen wir uns das noch mal an. Mit hoffentlich dann heißem Kaffee :)

Freitag, 18. März 2016

...As If You Have A Choice



Als Kind haben wir aus Spaß getestet, wer am längsten den Atem anhalten kann.
Als Kind habe ich mich aus Spaß in das Badewasser gleiten lassen, die Augen geöffnet, den Blick von unten nach oben in das Licht gerichtet.

Einatmen.
Nicht mehr ausatmen.
Nicht mehr atmen, bis das Blut in den Schläfen klopft.
Bis auf einmal alles ganz federleicht wird.
Dann lachen und atmen, atmen und lachen und der Brustkorb pumpt.
Ich hatte immer die Wahl, wann ich damit aufhören wollte.

Einatmen.
Nicht mehr ausatmen.
Aufstehen. Reden. Schreiben. Einschlafen.
Immer noch nicht ausatmen.
Du wartest auf das Federleichte, aber das kommt nicht.
Das Leben wie hinter Glas.
Verdammt, wo bleibt meine Wahl, damit aufzuhören?

Bis einer sagt, dass alles gut wird.
Endlich.
Ausatmen.
Einatmen.
Du glaubst, dass Dir gleich der Kopf zerspringt - und dann weinst Du.
Minutenlang.
Hemmungslos.
Und so befreiend.

Ausatmen
Einatmen
Immer schön gleichmäßig.
Alles wird gut.

Mittwoch, 16. März 2016

"I'm Young And I Love To Be Young"



Ich kenne niemanden, der ewig leben möchte.
Ewige Jugend.
Ewiges Sein, ohne zu ermüden.

Aber der Moment hier, den Moment genießen. Können. Dürfen.
"Wenn sie erst mal groß sind", solange sie klein sind.
"Jetzt bin ich dran", wenn sie erwachsen geworden sind.

Pläne schmieden.
Träume entwickeln.
Träume in den Nachthimmel buchstabieren.

Und dann ist von einem Moment zum anderen alles anders.
Sich wiederfinden neben piepsenden Geräten. Fremden Menschen.
Untersuchungen.
Warten.
Mit zitternden Händen Rufnummern wählen.

Schlaflos.
Der Morgen danach, verschmiertes Mascara um die Augen.
Den Mantel hast Du noch immer an. War doch auch viel zu kalt.
Nicht mal abgeschminkt, und nun bist du noch mal einhundert Jahre älter.
Fuck the hundred.
Worte erbrechen, weil raus muss, was raus muss.

Wir sind so jung, wie wir uns fühlen.
Wir schauen in Spiegel und verstehen die Silberfäden im Haar gar nicht, die zarten Linien um die Augen, um den Mund, weil wir uns keinen Tag älter fühlen als wir uns mit dreißig fühlten.
Die Hände ineinander legen und sich sicher fühlen. Sich geborgen fühlen.
Nachts nah beieinander liegen und das Glücksgefühl tief in sich genießen.
Morgens die Augen öffnen und das Glücksgefühl tief in sich genießen.
Nichts ist selbstverständlich.
Nichts ist für die Ewigkeit.
Wir vergessen das viel zu oft. Wir vergessen das viel zu sehr. Wir genießen zu wenig.

Ich will das nicht.
Nicht die Chance vertan haben, Dir zu sagen, wie sehr ich Dich liebe.
Nicht die Chance vertan haben, Dir zu sagen, wie sehr ich es liebe, mit Dir zu sein.
Nicht die Chance vertan haben und alles auf später zu verschieben, auf zu spät.
Ich habs kapiert.
Tut das nicht.


Nein, der Song passt nicht heute nicht. Aber ich empfinde ihn als wohltuend kraftvoll.

...

Pläne machen ist doch irgendwie für den Arsch.
Habe ich nicht immer so gewusst, aber immer so gelebt.
Aber am Ende...
Hat nicht schon John Lennon gesagt, dass Leben das ist, was passiert, während du gerade dabei bist, ganz andere Pläne zu machen?

Und dann kommt man nachts nach Hause, sitzt im Mantel im dunklen Zimmer auf dem Sofa und starrt die Wand an, auf der die Laternen ein schwaches Licht malen, während die Schneekristalle zerfließen und die erhitzten Wangen kühlen.

Montag, 14. März 2016

Und so geht's schon los!


Am Wochenende bekamen wir per E-Mail den Mietvertrag zugeschickt: Allem Anschein nach (ich wills ja eigentlich nicht beschreien) bekommen wir ein sehr entspanntes Vermieterpaar - also ähnlich wie schon hier. Am Ende wollen ja beide Seiten ihre Ruhe.
Und kaum hatten wir die Zusage und dann auch den Mietvertrag zur Unterschrift, da begannen wir, Pläne zu schmieden, in Gedanken die Möbel aufzustellen, hin und her zu schieben und so weiter.
Ich finde ja auch - wie Frau Vau - dass das im Grunde das Schönste am Umziehen ist: das Gestalten, Dekorieren, der Nestbau an sich.
Vieles, mit dem ich mich in der aktuellen Wohnung arrangierte und das insofern "eingeschlafen" war, erwachte neu: Ich will etwas Farbe an der Wand, nicht alles krankenhausweiß. Als ich das Herrn Blau in Erinnerung rief, entwich ihm die Farbe ausm Gesicht: "Aber krietschbunt will ich das nicht!"
Sein Puls normalisierte sich aber rasch wieder, nachdem ich ihm versicherte, dass ich lediglich eine Wand im Wohnzimmer (die größte, ha ha!) hellgrau und die im Arbeitszimmer macchiatofarben gestrichen haben möchte. Dass ich die Vermieterin fragen möchte, ob man die Einbauschränke im Arbeitszimmer weiß streichen darf. Die sind nämlich im satten Honigbraun - und passen zu nix von dem, was wir haben bzw. einbringen wollen. Außerdem ist das Zimmer wirklich klein - und dunkle Möbel machen das Ganze noch kleiner. Um nicht zu sagen: Es erdrückt mich noch.
Es muss bei mir nicht alles zu jedem passen - Stilbruch finde ich wesentlich interessanter als ein perfektes Zuhause wie aus dem Möbelkatalog. Aber wenn schon Stilbruch, dann eben mit Stil.
Wohnlicher, luftiger, gemütlicher mit Lichteffekten, die dann der Herr Blau bauen darf.
Ich die Farben, er die Lichttechnik.

Im Laufe des Wochenendes stellten wir dann fest, dass wir offensichtlich weitaus mehr Ideen als Platz dafür haben. So wie er murrend feststellte, dass ich über ein Jahr lang sein pottenhässliches Regal hier geduldet habe, dieses aber niemals nicht den Weg in die neue Wohnung finden würde. Maximal in den Keller, aber der ist glücklicherweise zu klein dazu. Also weg mit dem alten Mist. Ich bin ja jetzt nicht so, dass ich alles neu machen bzw. haben muss oder so - im Gegenteil. Aber manchmal frage ich mich schon, was der Mann alles so aufhebt und.. äh.. hortet. Die ganzen Gläser, das ganze Geschirr, tausend Teller - da kann ich nie draus trinken oder von essen, es sei denn, ich spüle eine Woche lang kein Geschirr! Wer braucht soviel Kram? Genauso die Küchenmaschinen in allen möglichen Varianten! Braucht kein Mensch! Nutzt kein Mensch!
Insofern war er hocherfreut zu sehen, dass die neue Küche genug Stauraum bietet, während hingegen ich überlegte, wie ich heimlich, still und leise das eine oder andere um die Ecke bringen kann - auf Nimmerwiedersehen! Und Ihr müsst mich da gar nicht unmenschlich finden - ich weiß nämlich aus sicherer Quelle, dass er dasselbe von meinem Kleider- UND meinem Schuhschrank denkt.
Apropos Kleiderschrank: Von seinem muss er sich trennen. Ein Raumwunder von IKEA, der ist wirklich schön - aber über zwei Meter hoch und da sich die entscheidenden Räume im Dachgiebel befinden.... "Sag tschüss zum Schrank. Sag tschüss zum Regal", erklärte ich also gestern eiskalt und herzlos.
"Wieso muss ich mich von meinen Sachen trennen und du darfst alles mitnehmen?" murrte er entsprechend.
"Weil dein Regal hässlich ist. Und weil dein Kleiderschrank zu hoch ist, aber da kann ich ja nix für."
"Gut, dann bleiben wir eben hier und ziehen nicht um."
"Okay."
Dann schlugen wir den Online-Katalog auf und während er nach Jalousien für runde Fenster schaute, informierte ich mich über coole Schlafsofas.

Freitag, 11. März 2016

Synapsenkoller

An diesen von einem Freund "adoptierten" Begriff musste ich gestern denken, als ich mich von L Richtung M bewegte. Der recht bewegte Wellengang meines Lebens, das ständige Auf & Ab in jeglicher, vor allem aber emotionaler Hinsicht lässt mich manchmal tatsächlich wie einhundert Jahre alt fühlen UND auch aussehen. Herr Blau formuliert das dann zumeist recht diplomatisch: "Du schaust müde aus heute" und ich nicke dann nur kurz und knapp und wissend.
Aber wenn diese Form eines Synapsenkollers, dem ich schon längerfristig unterliege, ein was Positives bewirkt, dann eben zumindest die Geschmeidigkeit des Denkens. Einrosten jedenfalls werde ich vermutlich so schnell in meinem Oberstübchen nicht.

"Sobald es um deine Kinder geht, kratzt und beißt du um dich", wurde mir vor zwei Tagen gesagt. Ja vielleicht ist das so. Da unterscheide ich mich wohl kaum von einer Mama, die ihre Kinder nicht nur dafür auf die Welt gebracht hat, um das Kindergeld zu kassieren. Manchmal denke ich dann an meine Großmutter väterlichseits, von der mir meine Mama erzählte, dass die ihre drei Jungen wie eine Löwenmutter verteidigt und für sie gekämpft hatte, damit sie überleben. Andererseits aber denke ich eben auch, dass es nicht allein die Tatsache ist, für wen ich kämpfe - ob für die eigenen Kinder oder auch für andere. Meine Schwäche, glaube ich, liegt bei den (vermeintlich) Schwachen. Eine starke Persönlichkeit behauptet sich von allein, die richtet sich auch von allein auf, wenn es unfair wird. Hingegen die schwächere Persönlichkeit zuckt zusammen oder zurück - und wenn es dann unfair wird, dann mutiere ich zu Mrs. Hulk.
Vor zwei Tagen führte ich ein etwas längeres Gespräch mit meiner Mum.
Als mein Sohn noch kleiner war, etwa 5. Klasse, da sprach er viel mit sich selbst. Die von einer Lehrerin vermutete Schizophrenie bestätigte sich nicht: "Deutlichstes Merkmal der Schizophrenie ist, dass der Patient mit Menschen spricht, die gar nicht da sind, von denen er aber glaubt, dass sie da sind. Ihr Sohn jedoch hat in seinem Kopf eine eigene Welt aufgebaut, in derer sich die Figuren darin unterhalten. Das entspricht zum einen einer sehr großen Phantasie und Vorstellungskraft und zum anderen einem großen inneren Druck, von dem er sich in dieser Form freimacht."
Er besitzt die feinsten Antennen, die ich je an einem Menschen kennen gelernt habe; er spürt sofort, wer ihm "wohlgesonnen" ist und wer nicht - und zieht sich sofort innerlich entsprechend zurück. Verträumt ist er wie ich. Zurückhaltend am Anfang, so wie ich. Er wollte mir gar nicht glauben, dass ich damals, als ich mit 20 Jahren nach Sachsen kam, volle drei Monate mit keinem einzigen Kollegen auch nur ein einziges Wort sprach - weil ich mich das nicht traute. Bis eine etwa gleichaltrige Kollegin zu mir kam und mich ansprach: "Na sag mal, was bist du denn für eine?" Erst danach taute ich nach und nach auf. Weil man auf mich zugegangen war. 
Wiederum ein paar Jahre später bescheinigten mir meine Kollegen: "Deine Kinder haben dir gut getan. Du hast dich durch deine Kinder erst richtig entwickelt."
Heute kann sich keiner, der mich von damals nicht kennt, vorstellen, dass ich mal so ein Mäuschen war, das keinen Piep von sich gab.
Unsere Gesellschaft heute ist laut und schnell. Wer in diesem Strom nicht mitschwimmt, geht zumeist unter und ertrinkt - oder er findet einen Halm, an dem er sich festhalten kann.
Und ich frage mich: Müssen wir alle denn laut und schnell sein? Wollen wir niemandem mehr die Zeit lassen, anzukommen, sich zu entfalten, einander zuzuhören? Können wir keine Geduld und Gelassenheit mehr aufbringen, weil die Zeit heute eben eine andere ist? Time is Money?
In Blogs lese ich immer wieder mal "er/ sie denkt zu langsam, bewegt sich zu langsam, passt nicht".
Als ich Herrn Blau kennen lernte, wirkte er auf mich ziemlich angespannt und rastlos. Oft habe ich gesagt: "Lass doch mal los" und er antwortete: "Kann ich nicht, ich weiß nicht, wie das geht."
Im Grunde kann er es heute noch nicht, aber er ist spürbar gelassener geworden.

Ist eine Kindheit noch eine Kindheit, wenn wir mit 3 Jahren schon erste englische Begriffe lernen, in den Vorschulkindergarten gehen, ein Instrument spielen und tanzen oder singen lernen und die Freizeit so vollgepackt ist, dass bereits das Grundschulkind einen Kalender braucht?
Wie oft habe ich letztes Jahr bei Facebook Postings gelesen, in denen die Kindheit von früher vermisst wird. Dann denke ich an meine Brüder und mich. Als wir draußen herumtobten, auf Bäume kletterten, vom Rad stürzten oder in Jauchegruben fielen. Uns hat keiner gleich zum Logopäden oder Therapeuten geschickt und für alles, was irgendwie anders war, eine Diagnose gestellt. Man hat uns einfach Kind sein lassen, mehr oder weniger wild. Die Pubertät hat dann eh vieles reguliert, das nächste der erste Freund, die erste Freundin und das Leben den Rest.
Wir hatten die Zeit.

Ist mein Sohn Autist? Besitzt er autistische Züge? "Ich denke das nicht", sagte meine Mum, die meinen Sohn bis zur 6. Klasse jeden Sommer in den Ferien bei sich hatte. "Er ist nur sehr schüchtern, solange er denkt, dass er nicht dazugehört. Da kann man nicht drauf warten, dass er auf einen zukommt. Da muss man hingehen, auf ihn zugehen. Oder sich aber nicht darüber beklagen, dass er so still ist. Denke mal dran, wie du früher warst."
Ich habe es ja nicht vergessen.
Und ihre Worte bestätigten mein eigenes Bauchgefühl.
Bestätigten auch die Auseinandersetzungen, die Herr Blau und ich zuweilen führten und in denen ich ihm sagte, dass es einfach sei, eine Nuss zu knacken, die eh schon halb offen ist. Dass sich aber niemand die Mühe macht, auch eine geschlossene Nuss knacken zu wollen. Weil jeder nur noch mit sich selbst beschäftigt sei. Und das sei es nun? Die Gesellschaft aus offenen oder halboffenen Nüssen - und der Rest geht auf die Halde?

Mir gings nicht so gut die Tage. Ich schlief schlecht und bei geringsten Anlässen brach der Juckreiz erneut aus. Ja, ich glaube, dagegen hilft letztlich auch kein Kokosöl. Seit Anfang Dezember habe ich schlappe 7 Kilo abgenommen, eine Erkrankung folgt der anderen, sei es Lunge, sei es Niere.
"Du musst zur Ruhe kommen", werde ich oft von mehreren Seiten gemahnt, und dann möchte ich mittlerweile am liebsten aufschreien "Ja dann lasst mich doch auch verdammt noch mal zur Ruhe kommen!"
Einen Tag ist es so, den nächsten Tag wieder anders.
Synapsenkoller vom Feinsten - der Kopf läuft auf Hochtouren. Kein Wunder irgendwie, dass ich total durcheinander träume und Herr Blau mich manchmal weckt, weil ich im Schlaf hyperventiliere oder weine.

Gestern Mittag musste ich im Nachhinein dann über mich lachen. Wie schnell ich mich auf eine Situation einstelle. Müde nach der Nacht und den letzten Auseinandersetzungen bzw. Diskussionen im Job. Müde nach dem Frühstück mit Sohn 2 und der Klärung der letzten Formalitäten, die wir noch zu erledigen haben, bevor er ab April übergangsweise zum Bund geht. Dann klingelt das Telefon und der Vermieter der Wohnung, die wir vergangenen Samstag besichtigten und die unser absoluter Favorit war, sagt zu mir: "Ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir uns das durchaus mit Ihnen vorstellen könnten."
Ich geriet in Nullkommanix aus dem Häuschen! Gerade noch ruhig und still und maulfaul, sprudelte ich vollkommen über und so schnakten wir ungefähr zwanzig lustige Minuten lang, witzelten und redeten und er sagte: "Eigentlich will ich ja nur sicher sein, dass ich ordentliche Leute kriege, die nicht die AfD wählen" und beinah hätte ich auf meinen Blog verwiesen: "Lesens mal da und dort, da könnense ganz beruhigt sein" - hielt dann aber freilich trotz allem Überschwangs an mich.
Oder er erwähnte, dass der Vormieter gerne die Bäume vorm Haus deutlich beschnitten haben wollte, weil ihm das Licht fehle - während ich fast vom Stuhl fiel: "Lassen Sie die Bäume bloß wie sie sind! Es gibt doch eh schon viel zu wenig Grün in der Stadt!"
Und so können wir nun Ende April, Anfang Mai die Wohnung beziehen, die vor allem Herrn Blau's Kriterien entspricht: von der Lage, vom Preis und so weiter her. Das Zimmer für mich zum Arbeiten ist kleiner als gedacht, ein Ankleidezimmer gibts gleich gar nicht - aber die Wohnung selbst ist wirklich ein Schnuckel vor dem Herrn - und ich... ich war ja war Zeit meines Lebens kompromissbereit!
Jedenfalls machte ich mich so euphorisch auf Reisen, dass selbst der Krankenwagen mit Blaulicht mir Platz machte auf der Autobahn. (Ich glaube ja immer noch, dass das Auto dran schuld ist: Ich habe das gerade mal ein halbes Jahr - und schon diverse Strafzettel mit ordentlich Gebühren und auch einem Punkt einkassiert. Ist mir zuletzt 2003 so gegangen. Es muss einfach am Auto liegen!)

Und nun? Bin ich wieder hier in M, bin müde, still - aber der Juckreiz hat etwas nachgelassen. Dafür träumte ich letzte Nacht, Herr Blau hätte ein Wochenende mit einer anderen Frau verbracht - und fand das nicht mal schlimm. Während ich alle meine Sachen zusammensuchte und allein bei dem Gedanken, wie er in einer anderen Frau steckte, wahnsinnig wurde. Als ich heut Morgen durch seine Berührung erwachte, war ich so durcheinander, dass ich ihn beinah angefaucht hätte: "Nimm bloß deine Finger von mir!" - aber glücklicherweise realisierte ich rechtzeitig, dass ich eben nur wieder geträumt hatte.
Freut Ihr Euch auf das Wochenende? Ich mich auch!

Freitag, 4. März 2016

Girls just wanna have fun. Na gut. ICH will Spaß. Rätselspaß.

Gabs als Postkarte zu kaufen :)
Wenn ich noch eine Eigenschaft meiner Mum übernommen habe, dann ist es das Knobeln und Rätselraten. Es muss nur leicht und locker bleiben. Schnitzeljagden oder Rätsel über mehr als 5 Minuten öden mich an. Ist mir alles zu langwierig. (Und ja, das war schon immer so bei mir.) Vermutlich mag ich deshalb auch "Wer wird Millionär" oder Kreuzworträtsel oder sowas. Ich mag sogar Sudoku, wenns nicht zu aufwendig wird!

Vor kurzem erhob Frau Nana einen kleinen Wettbewerb.
Sie malt ein paar Karikaturen und wir dürfen raten, welches Sprichwort damit ausgedrückt wird.
Das erste war - mit Verlaub - so simpel, dass ich freilich viel zu spät kam und andere Leser die geknackte (waaahh!! Ich hatte fast das "n" vergessen!!) Nuss bereits verspeisten.
Beim zweiten lag ich falsch und beim dritten kam ich wieder Mal zu spät (passiert mir irgendwie öfter im Leben! Und ja, von Hunden gebissen wurde ich auch schon. Drecksköter)
Heute kam ihr der Gedanke, Preisverleihungen einzuführen. Der Gewinner bekommt ein eigenhändig gemaltes Porträt von ihr. Mal abgesehen davon, dass ich Deine Bilder wirklich sehr, sehr bewundere - aber ein Porträt von mir? Womöglich und am liebsten noch eins vom nach-dem-Aufstehen? Nix da mit süß verwuschelt und so! Morgens sehe ich tatsächlich verknittert, zerzaust und mindestens 100 Jahre alt aus. Die anschließenden Restaurationsarbeiten verzögern das Frühstück um mindestens eine Stunde *kreisch*

Jedenfalls... Ich persönlich rätsle auch dann gerne, wenn es nix zu gewinnen gibt. Einfach um des Spaßes willen. Dazu brauch ich nix außer ein bequemes Sofa, ein bisschen Schokolade - und das Rätsel. (Übrigens meinte Herr Blau heute morgen, dass mein.. äh.. Hautproblem vielleicht auch an den Süßigkeiten läge? Netter Versuch, Herr Blau.... Du bekommst meinen Osterhasen nicht, den ich mir erst noch kaufen werde. Mal abgesehen davon, dass ich tatsächlich weitaus weniger Süßes konsumiere als noch vor ein paar Jahren. Ernsthaft jetzt. Vielleicht leiden wir, meine Haut & ich, also eher unter Entzugserscheinungen? Nu ja.)
Und manchmal frage ich mich: Erhöhen Preise den Ehrgeiz, damit sich das Raten lohnt, und macht das ab einem bestimmten Level dann noch Spaß? Also solange man ein Einzelkämpfer á la eben "Wer wird Millionär" bleibt, macht es eben auch Spaß bis zum Ende. Aber sobald mehrere Menschen gegeneinander antreten... Da wirds manchmal richtig hässlich.
Ich schaue ja nun tatsächlich zum Entspannen oder wenns draußen kalt ist und/ oder regnet, Shopping Queen. Weil ich den Moderator tatsächlich mag, so wie er da rüberkommt. Witzig, charmant und mit kleinen "Aufziehern", die niemandem weh tun. Vier ganze Stunden lang müht sich die jeweilige Kandidatin, mit einem Outfit zum Thema einschließlich Frisur und Make up zu überzeugen und satte eintausend Euro abzustauben. So weit, so gut - eigentlich.  Wenn man dann aber am Ende den vier anderen zuhört, die einen mit Argusaugen betrachten, alles abscannen, wofür sie einen Punkt oder mehr abziehen können ("ICH will ja gewinnen, nicht sie soll gewinnen.") - dann vergehts mir oft.

Der einen isses zu wenig Klimbim an Ohren, Hals und Fingern. Hä? Weihnachten ist nur einmal im Jahr, man muss doch nicht aussehen wie ein Tannenbaum!
Der anderen passt der silberne Verschluss nicht zur vergoldeten Öse an den Schuhen. Wat? Fehlte nur noch, dass sich eine Manolo Blahniks kauft (na gut, dazu reicht der Einsatz von 500 Euro nicht, aber egal) und dann bemängelt wird, dass das Rot der Schuhsohle nicht zum Nagellack und/ oder Lippenstift passt?
Oft sind sich alle vier einig, dass alles da sein muss: Ohrschmuck, Fingerschmuck, Kette, Tasche, Strumpfhose. Auch ein neuer BH muss her, wenn man den vorblitzen oder gar durch die Bluse sehen kann.

Ähnlich, aber noch echt viel drastischer ging es bei den Bräuten ab, die mit ihrer Hochzeit um die Traumreise "kämpfen". Ja kämpfen. Wettstreit kannste das doch nicht mehr nennen.
Ich gestehe, auch das habe ich mal geguckt, wenn ich krank im Bett lag und mich müde und kraftlos durch die Programme zappte. Immer nur Krimis gucken geht ja schließlich nicht, sonst machste irgendwann dem Postboten die Tür auf und noch bevor der was sagen kann, schreiste den an: "Ich ruf die Polizei, wenn Sie mich noch weiter belästigen!"
Und die Bräute... Wie die Hyänen, echt jetzt, wie die Hyänen gehen die aufeinander los und bemängeln, was das Zeuch hält und dass kein Auge trocken bleibt. Der eigentlich schönste Tag (wieso ist das eigentlich der schönste? Ich finde so viele Tage richtig geil!) wird am Ende so niedergemacht und klein geredet, dass nicht selten Tränen des Frustes und der Enttäuschung flossen und gehässige Bemerkungen ausgestoßen wurden wie "Mir egal, ob ich gewinne, das wird hier sowieso nichts mehr. Aber DIE und DIE soll nicht gewinnen!" und dann reichen sie sich zum Schluss auch nicht mehr die Hand zur Gratulation oder zum Abschied oder so.

Ist es das, was man will? Wo war dann der Spaß? Was nimmt man aus solchen Wettkämpfen mit als Frust wegen dem bis zur Unkenntlichkeit zerfledderten Hochzeitstag bzw. dem tollen Outfit, für das man 500 Euro geschenkt bekam? Ist es das, was der "Preis" aus uns macht? Oder ist es das, dass Geld den Charakter nicht verdirbt, sondern erst wirklich zeigt?
Sowas will ich nicht.
Ich will Spaß.
Einfach nur Spaß haben und Freude an dem, was ich mache.
Und deshalb, liebe Nana, rätsel ich weiter gerne mit und verzichte großmütig auf ein Porträt. Ich komme ja sowieso eh immer zu spät!

Donnerstag, 3. März 2016

Birnenkuchen mit Lavendel

Nee, wer nach so einem Rezept sucht, is hier verkehrt. Hier gehts nämlich nicht ums Futtern!
Und dabei...
Ich hatte ja letztes Jahr Geburtstag. Das ist normal, haben wir alle jedes Jahr. Ich muss das aber betonen, weil mir eben zu jenem Geburtstag ein Kuchen versprochen wurde. Rote Grütze mit irgendwas. Nun bin ich ja tatsächlich ein Schleckermäulchen (habe übrigens mal gelesen, dass die Sucht nach Schokolade & Co. eigentlich den Wunsch nach Liebe ausdrückt. Nun ja. Ich lass das mal hier so stehen.) - und als meine Freundin mir letztes Jahr VOR meinem Geburtstag diesen Kuchen richtig schmackhaft gemacht hatte, so richtig in Farbe mit Bildern und so, da habe ich mir den gewünscht. Wohlgemerkt: letztes Jahr.
Ihr ahnt es? Genau. Ich vermute, die Zutaten dafür baut sie noch auf ihrer Terrasse an und melkt demnächst die Kuh für die Milch *kreisch*

Als sie mir also vor wenigen Tagen eine whatsapp schickte "Birnenkuchen mit Lavendel? Ab 10.03.?", da antwortete ich: "Hast du etwa einen neuen Lieblingskuchen? Ich will aber trotzdem den mit der Grütze!" Und sie schrieb: "Ha ha!"
Es stellte sich nämlich heraus: Birnenkuchen mit Lavendel IST JA GAR KEIN Kuchen - dat is n Film!



Und nachdem ich den Trailer gesehen hatte, wusste ich: Den Film schau ich mir auf jeden Fall mit ihr an. Ich mag so Typen wie den Protagonisten, von denen man zuweilen glaubt, sie kämen aus einer anderen Welt (was andersum betrachtet vielleicht auch hinkommt); die auf den ersten Blick etwas sonderbar erscheinen mögen - die aber dann, wenn man es zulässt, einen so wunderbaren, vielfältigen Blick auf das Leben zu lassen, dass man das Gefühl, die Arme auszubreiten und die Welt umarmen zu wollen, schier gar nicht mehr los wird.
Gut, ich habe den Film noch nicht gesehen und natürlich ist es eben nur ein Film. Ob sich ein Leben mit einem Mann wie ihm in Wahrheit auch so wunderbar gestalten würde wie ich mir das grad so vorstelle - oder ob die Realität nicht eher so aussähe, dass man genervt ist von allzu großer Genauigkeit, die vor allem Ungeduld bewirkt (ich bin echt unglaublich ungeduldig, ab und zu, fragt Herrn Blau; der weiß inzwischen gewisse zisssschhhh-Geräusche, die durch das Ziehen von Luft durch die Zähne verursacht werden, durchaus einzuordnen), das kann ich natürlich nicht sagen.
Fakt ist, wir werden diesen Film anschauen - und ich freu mich echt darauf!
Fakt ist, ich habe bald wieder Geburtstag. Ob ich dann zwei Kuchen bekomme? Ich vergesse nix, Frollein :)

Mittwoch, 2. März 2016

Be Together. Not The Same.


Wäre es denn nicht auch langweilig, wenn wir alle gleich wären? Was sollte uns dann inspirieren? Uns fordern? Uns entwickeln lassen?

Letzte Nacht bin ich gefragt worden, ob es denn überhaupt für mich OK sei, dass mir eine Bloggerin folgt, die sich thematisch mit dem von mir so kritisierten Mode-Beauty-Gedöns befasst.
Ich bin froh, dass sie mich gefragt hat - so konnte ich antworten, was ich tatsächlich gemeint hatte.
Und ich sags auch hier noch mal ganz offen: Anna, ich lese wirklich gern bei Dir, weil Du trotz "Mode-Beauty-Gedöns" viel von Deiner eigenen Persönlichkeit wiedergibst! Man erkennt Dich, ohne Dich zu kennen - und es gibt so einiges, zu dem Du mich inspiriert hast. Du lässt auch ohne Bild den Menschen dahinter erkennen - und heute Morgen, beim - mit Verlaub - Zähneputzen, als ich darüber nachdachte, was konkret ich an Deinem Blog mag, ist mir klar geworden, dass es das ist. Der Mensch hinter dem Blog.
Und nur, weil mich persönlich reine Mode-Beauty-Blogs z. B. nicht interessieren, heißt das natürlich nicht, dass sie deswegen schlechter wären. Das maße ich mir gar nicht an!! Es ist nur meine ganz ureigenste Einschätzung und Meinung. Wir alle, was wir hier tun, tun wir, weil WIR SELBER das mögen. Der eine mag es, jeden Tag sein Essen von vier Seiten zu fotografieren; der andere mag es, seine handgefertigten Artikel zu zeigen. Warum nicht?
Wens interessiert, der bleibt; wen nicht, der geht - so einfach ist das.

Und außerdem wäre es ja gelogen, wenn ich sage, dass mich Mode-Beauty-Gedöns nicht interessiert. Natürlich tut es das - ich bin doch eine Frau ;) Fragt mal Herrn Blau, wie der immer das Haar rauft, wenn in unserem Winzkorridor ein neues Päckchen steht und er rausfindet, dass das nicht für den Nachbarn ist. Warum wir unser ursprüngliches Vorhaben, eine 2,5- oder 3-Zimmer-Wohnung zu suchen, nunmehr.. äh.. erweitert haben auf mindestens 3,5 Zimmer. Für zwei Erwachsene... Doch, das nenne ich wirklich Luxus, nicht nur angesichts der Mietpreise. Jedenfalls habe ich mich komplett quergelegt, als er eine 2,5 Zimmerwohnung fand und wir im Grundriss sahen, dass das halbe Zimmer gerade mal 1,irgendwas mal 1 m maß. Hallo? Wenn ich nackig drin steh, ist das "Zimmer" schon vollgestellt! Wo bitte finde ich dann Platz für die Kleider und Blusen, von denen mich jetzt schon nervt, dass aus Platzgründen drei - vier auf einem Bügel hängen und ich jedesmal erst bügeln muss, bevor ich was anziehen kann, das ich aus dem Schrank hole?? Und wie war das mit "extra Arbeitszimmer" und "Schlafstatt für Gäste"? Da war mir doch sowas von egal, dass die Wohnung gleich hier umme Ecke war und wir somit unsere beiden Tiefgaragenplätze behalten könnten. Also bei der Beschneidung von Frau Ziggenheimers Präferenzen hört der Spaß dann schon mal auf!
Annas Blog und auch das Rumstöbern in der Elle online hatten mich übrigens auch mal dahingehend inspiriert, mir gleich ein Kiloglas Kokosöl zu kaufen. Ich weiß, es ist Winter, da ist die Haut eh trockener als sonst. Aber auf die Heizungsluft kann man das hier im blauen Ziggenhaus nicht schieben! Der sehr kostenbewusste Herr Blau dreht jeden Abend sorgfältig die Heizung auf Sternchen - und Frau Ziggenheimer mit der Mentalität eines Schmetterlings vergisst zuverlässig jeden Morgen, den Knauf wenigstens auf 2 oder 2,5 zu stellen. Wundert sich zwar tagsüber ab und zu, dass "irgendwie eisige Stimmung im Hause" ist.
Jedenfalls - aktuell könnte ich phasenweise schier wahnsinnig werden, weil meine Haut so trocken ist wie echt noch nie (wagt es ja nicht, an gewisse Alterserscheinungen zu erinnern!) und ich in meiner Verzweiflung von reinen Naturprodukten (Quark mit Ei und Öl oder Avocado mit Öl oder zu Mehl verarbeitete Rügenkreide *schmacht*) nunmehr bei eben dem Öl angelangt bin. Also Fakt ist: Der Juckreiz lässt sofort nach dem Auftragen nach. Ich bin auch super begeistert davon, dass das Öl ja gar kein Öl im herkömmlichen Sinne ist, sondern ein fester weißer Klumpen, der aber allein bei der Handwärme sofort schmilzt. Hachz! Da bekommt der Ausdruck "Er/sie/es ist wie Wachs in ihren Händen" ja eine ganz neue Bedeutung! Aber entweder bin ich zu ungeduldig oder aber ich bin inzwischen schon so staubtrocken, dass ich vermutlich noch in 100 Jahren Kokosöl auftrage und auf geschmeidig zarte Haut ohne Juckreiz warte, während hingegen Herr Blau allein beim Versuch, mir körperlich nahe zu kommen, mit dem Würgereiz kämpft, weil der Kokos nun mal nicht ausstehen kann. Juckreiz vs. Würgereiz - was glaubt Ihr wohl, was gewinnt? *muhahhaa*
Als ich jedenfalls dann noch irgendwo las, dass Kokosöl das stärkste natürliche Antibiotikum sei und damit auch sehr wirkungsvoll gegen zum Beispiel die Gelenkschmerzen, ja da gab es dann gar kein Halten mehr. Habe mir diese Paste  empfehlungsgemäß auch mal aufs Brot geschmiert und festgestellt: Kann man essen! Is nix für nen Gourmet, aber das is mir genauso wurscht wie Herrn Blaus angewidertes Gesicht: "Jetzt ISST du das Zeug wohl auch noch?"
Manchmal, wenn wir unterwegs sind, dann bezahlt er mal was für mich mit oder ich für ihn und wenn wir uns das Geld dann überweisen, schreiben wir in den Betreff dann meist so Sachen: "...aber der Sex war gut!" oder "Für die Lederpeitsche" etc. Meine letzte entsprechende Betreffzeile "Für den Shopping King" war insofern ungewohnt brav, woraufhin er fragte: "Müsste es nicht wenigstens Shopping Princess geheißen haben?" und ich riss enthusiastisch die Augen auf: "Princess? Noch keine Queen? OK, DARAN kann ich noch arbeiten!"

Ihr seht also... Natürlich bin ich auch nur eine Frau, die gerne mal was einkauft, genauso gerne in Stricksocken auf dem Sofa lümmelt und sich wahlweise Shopping Queen oder ihre Möchtegernkrimis  reinzieht, die auch nicht jeden Tag in die Tiefe gehen kann und will und genauso gerne auch mal oberflächlich ist. Die genauso wie jede andere Frau selbst vor dem schnöden Einkauf oder Besuch beim Bäcker Make Up oder wenigstens die Lesebrille aufsetzt (und so ihre Augenringe kaschiert) und so tut, als seis ne Tagesbrille bzw. vorm Schrank steht und die Schultern hebt: "Irgendwie passt das grad alles nicht." Zur Stimmung zum Beispiel oder zum Wetter. Mir ist aktuell dem Schneefall zum Trotz so sehr nach Frühling, dass ich am liebsten schon Sommerkleidchen & Co. rausholen möchte. Was ich - ehrlicherweise - auch schon tat und nun steh ich da mit mal wieder ohne Stimme und Medizin morgens-mittags-abends. Immerhin habe ich mir Petrus zum Trotz letzte Woche zwei Paar Sandalen gekauft. Von denen weiß Herr Blau noch nix. Das Gute bei solchen Sandalen ist ja, dass die nicht viel Platz brauchen und sich super zwischen zwei wirklich schon lange vorhandene andere Schuhe schieben lassen. Und wenn ich die dann tatsächlich endlich mal anziehen kann, wird Herr Blau wieder die Augenbrauen hochziehen: "Schon wieder Schuhe? Aber du hast doch solche schon!" und ich werde sagen: "Ach Herzl, die habe ich doch schon sooo lange" - und das ist - in Frauenzeit gerechnet - dann noch nicht mal gelogen!