Freitag, 20. Mai 2016

"Es könnt' alles so einfach sein - ist es aber nicht!"

...sangen ja schon die Fantastischen Vier - und das war so'n Spruch, der mir heute durch den Kopf ging, als ich mich - nicht zuletzt eben durch den gesehenen Film "Frauenherzen" - erinnerte, dass ich da ja auch noch auf dem Amt einen Reisepass zu liegen hatte, der noch immer auf seine Abholung wartete. Nachdem das mit der Indienreise im Februar nicht mehr geklappt hatte und die nunmehr fix geplante und gebuchte Reise noch auf sich warten lässt, hatte ich ja auch keine Eile mehr damit.

Heute nun habe ich mir ab Mittag frei genommen (manchmal zahlt es sich eben doch aus, mehr als genug Überstunden auf dem Arbeitszeitkonto zu haben), um ein paar Besorgungen zu erledigen - und eben diesen Reisepass mit abzuholen. Ich Naivling dachte ja allen Ernstes, ich hätte ne gute Zeit abgepasst - gewöhnlicher Wochentag so kurz nach dem Mittag, wird sicherlich nicht sooooo wild, aber was mich dann heute dort erwartete, verschlug dann selbst mir den Atem. Das allerdings nicht zuletzt auch der schlechten, abgestandenen Luft wegen. Dass ich mir zwischendurch einen heißen Kaffee vom Serviermädchen geben ließ, habe ich relativ schnell bereut. Kaffee treibt! Und wer einmal auf so einem Klo eines Verwaltungsamtes gewesen war, der weiß: NIE NIE NIE WIEDER - solange es nicht wirklich und unbedingt sein muss!
Aber ich war trotz all der Wartezeit super entspannt - nicht zuletzt auch wegen einem Spiel, das ich mir gerade erst aufs Handy geladen hatte: Mahjong. Spiele ich phasenweise so gern, dass ich Abende und halbe Nächte lang nicht davon wegzubringen bin. Blöd war nur, dass ich vergessen hatte, die Brille einzupacken. Es ist ja einfach alles sooo klein auf so nem kleineren Display - aber mich mit iPad irgendwo hinzusetzen, fände ich auch scheiße. Wenigstens aber hatte ich schon mal die Sonnenbrille dabei - an einem hoffnungslos verregneten Tag! Ja ich weiß, manchmal bin ich sowas von verpeilt, dass ich froh sein kann, wenn ich abends noch weiß, wie ich eigentlich heiße :)

Jedenfalls, als tatsächlich nach gut drei Stunden der Zähler auf die Nummer 296 klackte, nämlich meine, da sprang ich frohgemut auf und stürmte mit wehenden Haaren zur erlösenden Tür Nummer Drei. Nur um hinter dieser Tür gesagt zu bekommen: "Haben Sie jetzt echt drei Stunden gewartet?"
"Na freilich. Pass abholen ist ja leider nix, das man online erledigen kann", grinste ich breit und deutete auf das entsprechende Hinweisplakat.
"Das stimmt zwar, aber den Pass bekommen Sie nicht bei mir. Da müssen Sie zur Passausgabestelle."
"Ach so? Ist die wenigstens hier im Haus?"
"Ja, das schon - aber die haben jetzt geschlossen!"
WAAAAAAHHHH!
Da sitzt man sich drei Stunden lang den Allerwertesten breit, spielt in aller Seelenruhe eine Runde Mahjong nach der anderen, telefoniert sich nen Ast, um die Zeit rumzukriegen - und nebenan fallen inzwischen die Rollos.
Das nennt man dann wohl ganz blöde gelaufen.
"OK, nicht zu ändern", sagte ich, "aber dann will ich hier wenigstens noch mal aufs Klo."
Bis nach Hause hätte ich es nämlich nicht mehr unfallfrei geschafft, soviel war mal klar.
Und dort vor der WC-Tür begegnete mir eine fein gekleidete, adrette Frau, die mit mir und ihrer Freundin im Wartebereich geduldig ausgeharrt hatte - und die wedelte stolz mit ihrem frischen Pass vor meiner Nase.
"Na? Auch endlich geschafft?" schrie die mich fröhlich an.
"Ich BIN geschafft, ja, leider erfolglos."
"Echt? Erfolglos?"
"Joar. Habe nicht gewusst, dass ich meinen Pass woanders abholen muss und als ich das erfuhr, hatte der Schalter leider schon geschlossen. Na ja, dachte ich mir, gehste hier wenigstens noch mal fix aufs Klo."
"Recht hamse!" schrie die wieder fröhlich, "scheißen Se denen das Klo ruhig richtig zu!"
Ups.
So ne feine Frau war sie dann wohl doch nicht - aber irgendwie hatte sie trotzdem recht, fand ich.
Ich konnte nur nicht!  Es ging einfach nix! Aber nu ja - 's Läbbe is hart, sagt ja immer schon die Hessen-Waage. So hart wie meine Muskulatur, die sich verschreckt zusammengezogen hatte beim Anblick, der sich mir hinter der Tür bot - und nix mehr hergab. Bin ich halt wieder gegangen. Ergebnislos. Sowohl als auch.
Wäre ja sonst alles auch viel zu einfach gewesen! Isses aber eben nich.

4 Kommentare:

ganga hat gesagt…

Guten Morgen Helma,
Was für eine Geschichte! Ich bin platt über das Erlebte. Die Sache mit der Toilette .... ich empfinde mit dir.
Zum Glück ist Wochenende und der Alltagswahnsinn wird unterbrochen.
LG
Ganga

Goldi hat gesagt…

Was für eine Seelenruhe, ich beneide Dich. Ich hätte wahrscheinlich einen mittleren Tobsuchtsanfall bekommen und weiß schon, warum ich mir für solche Sachen immer Termine hole...

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Ganga, nicht nur Herr Blau meinte zu mir: "Da sind so viele Nationalitäten, die mitunter nicht mal wissen, was eine europäische Toilette ist" - aber so recht mag ich mir das gar nicht vorstellen. Soll das der Grund sein?

Ja Goldi, woher ich aktuell diese Arschruhe nehme, weiß ich auch nicht so genau. Es kam irgendwie nach jenen Ereignissen vor ein paar Wochen. Aber ich genieße immer noch, dass es so ist, bevor sich das wieder ändert. Es tut irgendwie... gut, so aus der Überholspur gekommen oder genommen worden zu sein.

Fedders, Streetart und Kaffeebecher Fan hat gesagt…

so lustig ... für den Leser. ..... und was ist mit dem Klo passiert?