Montag, 13. Juni 2016

"Kein Werben für das Sterben"

Dieser Satz war mit weißer Farbe sorgfältig auf die Straße gemalt.
Ich las ihn, als ich mir Sohnemanns Stube ansah, seinen Bettenbau und auch das Innenleben seines Spinds begutachtete und mir dies und das erzählen ließ.

Sohnemann ist vereidigt worden letzten Samstag - und wir waren dabei. Sohn I, Herr Blau und ich.
Geschätzte fünfzehn Fotos hatte ich "im Kasten", als Herr Blau mich fragte:
"Bist du sicher, dass das dein Junge ist?"
"Na klar! Guck doch mal - der Rundrücken, den hat nur einer, das ist meiner. Und die Finger! Und das Profil! Und die Ohren! Na klar ist das mein Sohn, ich kenne doch mein Kind!"
Erst als die Eltern und Angehörigen auf den Platz durften, um ihre Kinder zu fotografieren ("Habt ihr euch nicht wie die Affen im Zoo gefühlt?" - "Na klar und wie!"), realisierte ich: "Huch! Jetzt habe ich fuffzehn Fotos von nem Fremden!"

Sohnemann war dankbar, dass wir da waren. Dass er in Herrn Blau einen interessierten und auch kundigen Gesprächspartner fand, dem er alles zeigen und mit dem er fachsimpeln konnte. Erst zum Abschied sagte er: "Habt ihr mitbekommen, dass es eine Bombendrohung gab? Drei Verdächtige sind festgenommen worden."
Nein, das hatten wir nicht. Ich hatte auch erst im Zuge der Veranstaltung realisiert, dass es sich hier nicht um den reinen Akt der Vereidigung handelte, sondern um einen Tag der offenen Tür, mit dem die Bundeswehr Interessierte für sich zu gewinnen versuchte. Später las ich in den Nachrichten und auch auf Facebook, wie kritisch dieser Werbeversuch aufgenommen wurde.

Ich habe meine Meinung nicht geändert, was Auslandseinsätze betrifft. Ich will nach wie vor nicht, dass mein Kind in einen Krieg zieht und geopfert wird für das Machtgebaren irgendwelcher Typen, die daheim gesichert in ihren weichen Sesseln sitzen, während so sinnlos für ihre Gier nach mehr und immer mehr Macht und Reichtum "da draußen" gestorben wird. Dass unsere Kinder den Preis für andere zahlen.
Aber mir ist durchaus bewusst, dass es nicht die Bundeswehr ist, die den Krieg veranstaltet.
Mir ist durchaus bewusst, dass die Bundeswehr nicht nur in die Kriege zieht, sondern auch im eigenen Land ordentlich mit zupackt, wenn zum Beispiel Katastrophen über uns hereinbrechen, so wie jüngst, als Schlamm und Geröll lawinenartig in die Ortschaften gestürzt sind.
Als ich noch klein war, glaubte ich, dass das Leben voller Sonne und auch friedlich wäre. Dass es keinen Krieg mehr gab, in dem Söhne, Väter, Großväter auf dem Feld blieben und nie wieder heimkehrten. Dass das alles lange her und vorbei war. Nicht vergessen - aber vorbei, für immer.
Später in der Schule kritzelten wir die Schulbänke voll "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!"
Wir lagen im Gras, den Halm oder die Blume im Mund und die einzige Sorge, die ich hatte, war die, ob mich kein ekliger Käfer bestieg.
Wir waren so unglaublich sorglos!
Erst mit dem Krieg in Jugoslawien realisierte ich: "So weit weg ist das alles nicht. Das war doch ein Land wie wir es sind."
Gibt es eigentlich auch nur einen einzigen Staat ohne eine intakte Armee?
Wie realistisch ist ein Staat ohne Armee?
Wie realistisch ist ein Staat ohne Verteidigung in einem Ernstfall?
Wie angreifbar ist ein Staat ohne Verteidigung?
Diese Fragen stellte ich mir gestern Abend, nachdem ich das Posting einer Politikerin las:


Im ersten Moment dachte ich, ich hätte mich verlesen.
Glaubt sie allen Ernstes, dass die Frauen und Männer, die sich freiwillig zum Bund gemeldet haben, auch freiwillig in einen sinnlosen Krieg ziehen wollen?? Als gäbe es nichts anderes, für das man sich einsetzen wolle?
Glaubt sie allen Ernstes, es ist die Bundeswehr, die die Kriege macht und die verantwortlich ist für all den Schwachsinn, der in der Welt geschieht?
Ist es nicht eher so, dass gerade in den oberen weichen Sesseln darüber entschieden wird, was passiert und woran man sich beteiligt?

Dann wieder fiel mir der Satz von der Schulbank ein "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!"
Wie wäre es denn, wenn die Bundesregierung befiehlt "Ab morgen seid ihr da und dort" und alle Soldaten wären sich einig: "Nicht mit uns!" ?
Die Bundeswehr entlassen ginge ja nicht - ein Land braucht doch ein Verteidigungsorgan, oder?
Und als ich am Samstag den Platz betrachtete, auf dem ein verschwindend geringer Teil des Platzes eingenommen wurde von denen, die sich rekrutieren ließen, da dachte ich an die früheren Jahre, als der Vater, der Mann vereidigt wurden. So viele, dass der Platz kaum reichte. Weil sie mussten. Weil sie gar keine Wahl hatten.
Heute sehen wir die, die eine Wahl hatten. Wir sehen die, die wollten.
Die etwas beitragen wollen zur Stütze, die etwas beitragen wollen zur Verteidigung, wenn es sich zu verteidigen gilt.
Die aber nicht in einen Krieg ziehen wollen.

Zu Schröders Zeiten, das gebe ich zu, war ich wesentlich weniger politikinteressiert als ich es heute bin. Aber eins ist mir hängengeblieben: Schröder hat unsere Söhne, unsere Männer nicht in den Krieg geschickt. Der hat sich durchgesetzt, egal, was der Ami sagte.

Mein Sohn will nicht beim Bund bleiben, der will es noch mal bei der Polizei versuchen - in ein paar Monaten. Ob er etwas dadurch gewinnt oder verliert, vermag ich nicht zu beantworten.
Vor wenigen Wochen haben wir eine vierstündige Reportage über die Polizei, über die Menschen dahinter gesehen. Von beiden Seiten wird auf sie gespuckt, mit Flaschen geworfen, mit Steinen, mit was-weiß-ich.
Ich bin eine Mama, die genauso wie jede Mutter, wie jeder Vater Angst um das eigene Kind hat.
Die sich die Blümchenwiese-Mentalität von einst zurückwünschte.
Und die im Gegenzug genau weiß, wie unrealistisch das war und ist.

Ja Frau Wagenknecht, vielleicht wäre es besser, weniger Parolen zu posten als das zu tun, wofür sie eigentlich bezahlt werden: eine ordentliche Politik mit und für den Menschen. Aber wem sage ich das!

15 Kommentare:

Orlando Gardiner hat gesagt…

Das Traurige an der ganzen Sache ist ja, dass es nicht einen Politiker im Bundestag gibt, der irgendetwas aktiv für das Volk verbessert. Es ist ein großer Selbstbedienungsladen, wo nur Reden geschwungen werden. Mit unseren Politikern wird nichts für dieses Land zum Besseren wenden. Sie sind bspw. so kriminell, dass es sie nicht interessiert, dass die Bundeswehr lt. Grundgesetz eine VERTEIDIGUNGSarmee ist. Dafür waren wir die letzten 20 Jahre aber an vielen völkerrechtswidrigen NATO-Auslandseinsätzen beteiligt.

Wir können nicht mehr einfach unsere Selbstverantwortung an der Wahlurne abgeben. Eine vernünftige Lösung habe ich allerdings nicht in petto. Meine Lösungen bräuchten eine starke Gemeinschaft und davon sind wir Galaxien entfernt...

Anonym hat gesagt…

Zugegeben, ich war auch befremdet, wenn nicht sogar abgestoßen davon, wie zwei Lehrlinge sich heute unterhielten, wie sie das Schießen ausprobiert hatten und wie "geil" das war. Und auch die Ernstfall-Vorführung mit einem fiktiven Schauplatz in Afghanistan, bei dem zwar mit Platzpatronen geschossen wurde, aber das Mündungsfeuer doch ganz echt aussah und wie der Offizier die Soldaten hinterher für den erfolgreichen Einsatz beglückwünschte und ehrte.
Es macht mir Angst, dass ich weiß, dass mein Sohn das ähnlich empfunden hätte und dass ich weiß, dass auch er seinen Grundwehrdienst ableisten möchte.
Und es geht mir gehörig der A. auf Grundeis, wenn ich daran denke, dass er sich vielleicht länger verpflichten könnte.

Das Posting von Sarah Wagenknecht seh ich ähnlich wie du. Es ist nicht die Bundeswehr, von der ein Krieg ausgeht, sie stellt es aber genau so dar. Es sind Regierungen, die Kriege befehlen und die mit Waffenlieferungen Kriege unterstützen - und die sich dann im schlechtesten Fall mit unseren Kindern gegen die gelieferten Waffen verteidigen müssen.

Ich hatte für meinen Sohn ein Kinderbuch von einem kleinen Soldaten, der von seiner Einheit getrennt wird und der loszieht um den Krieg zu suchen - und dabei den Frieden findet. Ich denke auch SO sollten Werbemittel der Bundeswehr sein. Schießen ist niemals "geil", schon gar nicht, wenn man auf Menschen zielt - zielen muss...

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Auf FB wurde unter anderem der Austritt aus der NATO gefordert, damit man sich nicht immer wieder zu Kriegseinsätzen zwingen lassen müsse.
Aber wir beteiligen uns ja auch, wenn wir nicht in Auslandseinsätzen sind: Wir verkaufen Kriegsmittel - und tun dann erstaunt, dass dort doch tatsächlich gekämpft und gemordet wird...

Nur deshalb konnten Parteien wie die AfD so einen Aufwind erleben: Weil zuviel geredet und zuviel für Eigeninteressen getan wird. Oder sollte ich besser sagen: Man lässt sich zu gut dirigieren? Da, wo das Geld sitzt, da sitzt die Macht und dort wird sie ausgespielt. Dort werden die Fäden gezogen. Und die Politiker sind die Marionetten, aber keine Agierenden.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ja Amorsolalex - das möchte ich zu gerne unterschreiben!

gretel hat gesagt…

Die Grünen Politikerin Marieluise Beck hat mal den sensationellen Satz gesagt "Auschwitz wurde von Soldaten befreit" Genau so ist es. Es geht doch überhaupt nicht darum, dass Deutschland Kriege führen will oder soll. Es geht um die Bewahrung demokratischer Werte, um Schutz.
Ich fühle mich mit einer momentan bis zur Handlungsunfähigkeit kaputt gesparten Bundeswehr nicht wirklich wohl bei den vielen Irren auf der Welt.
Es sind nicht alle Menschen gut und lieb und teilen friedliche Absichten, das ist nun mal die Realität.
Als Mutter hat man natürlich noch einen ganz anderen Blick. Ich persönlich bin dankbar für jeden, der sich bei der Bundeswehr einsetzt, aber der eigene Sohn ? Mhhh, da setzt dann der ganz persönliche Schutzmechanismus ein.
Deinem Sohn wünsche ich alles Gute und definitiv keinen Auslandseinsatz!
Lieben Gruß

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was Frau Wagenknecht mit ihrem Posting erreichen wollte. Ein bisschen Musche-Bubu-Stimmung für die nächsten Wählerstimmen? Weil sich ja mit sowas immer ein paar Stimmen gut machen lassen? Weil niemand einen Krieg will und keinen, der in einen zieht?
Allerdings begreife ich dieses Bundeswehr-Basching nicht. Dass man es so darstellt, als läge es an der Bundeswehr - nur weil sie da sind, können sie auch in den Krieg geschickt werden.
Klar, wer keine Soldaten hat, kann auch keine in den Krieg schicken - aber wer keine Soldaten hat, hat auch keinen Schutz - und was machten wir denn ganz ohne einen Schutz?

Mir ist schon bewusst, dass, wer sich für die Bundeswehr verpflichtet, derjenige dann auch damit rechnen muss, dass er eines Tages für den Ernstfall eingesetzt wird. Und genau da zucke ich zusammen - als Mama, die um ihren Jungen bangt. Beschütze uns, aber lass dir nicht weh tun... Ich weiß, dass das nicht geht - und so fühle ich mich nach wie vor komplett zerrissen, wenn ich daran nur denke. Einerseits möchte ich ihn wohlbehalten und sicher wissen, aber andererseits muss es dann auch jemanden geben, der eben für diese Sicherheit sorgt... Also versuche ich, diesen Zwiespalt mit mir selber auszumachen und ihn den Weg gehen zu lassen, den er für sich als den richtigen empfindet.

Luna hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
gretel hat gesagt…

Persönlich würde ich jeden Euro befürworten, der in die Bundeswehr zum Schutz der Soldaten gesteckt wird. Wenn die jungen Männer uns beschützen (und so sehe ich das unbedingt) müssen sie wenigstens eine gute und sichere Ausrüstung haben. Nicht unbedingt das modernste Kriegsgerät, sondern eine Ausstattung zum Schutz des eigenen Körpers.
Das gilt auch für die Polizei. Wenn man da manchmal hört, dass es sogar an schusssicheren Westen fehlt..... Auch da wurde ja gespart bis zum Notstand.
Dabei sind die Gefahrenlagen für Polizisten auch immer gestiegen.
Als Mutter muss man wohl die Ängste nur mit sich ausmachen und ansonsten unterstützen wo man kann - auch wenn es furchtbar schwer fällt....

waage0310 hat gesagt…

Ach Spatzl...Frau Wagenknecht ist doch ein übriggebliebenes Fossil aus alten DDR-Zeiten, nach wie vor stramme Kommunistin und zwar im stalinistischen Sinne.
Es hat sich nichts geändert..im Westen sind Armeen böse..und im Sozialismus greift man freudig zur Waffe um die Arbeiterklasse zu verteidigen...
Frau Wagenknecht versucht schon immer, getreu ihrer Ideologie, die Verteidigungsfähigkeit der demokratischen Staaten zu schwächen...die russische Aufrüstung wird nicht kritisiert..nein dafür müssen wir Verständnis haben..
auch das die Russen fremde Länderwie z.Bsp. die Ukraine, Syrien usw. bekriegt besetzt und die Leute dort niedermetzelt...das ist die Friedenspolitik von Frau Wagenknecht...

in diesem Sinne...Seid Bereit....:-))))))))))))

Goldi hat gesagt…

Das Thema ist nicht einfach. Als "BW-Kind" bin ich mit dem Laden und seiner "Notwendigkeit" aufgewachsen. Hab vieles hinter den Kulissen kennengelernt, den kalten Krieg auf andere Art und Weise erlebt als meine Mitschüler. Nato-Alarm, umziehen, Russen im Sperrgebiet usw,. usw. - mit der Wichtigkeit dieser Institution bin ich also aufgewachsen und hab dennoch auf der Wiese gelegen und mit den Freunden darüber geredet wie es wäre wenn eben keiner Krieg spielt.

Dann kam die Zeit als die ersten aus dem Freundeskreis eingezogen werden sollten und alle, sofern sie nicht ausgemustert wurden, verweigerten, ich konnte es verstehen. Der Blick auf den Haufen hatte sich von "notwendig" in "die lernen da sowieso nur saufen und rumhuren" geändert.

Dann kam die Zeit in der ich die Folgen von Einsäten in Somalia kennenlernte, damals noch als "haben schlimmer erlebt" und wie schwer besonders der Eine es hatte wieder hier Fuß zu fassen.

Heute lese ich Dich und Deine Sorgen, kann sie verstehen, kann Deinen Sohn verstehen und bin dankbar dafür, dass es eben doch noch Frauen und Männer gibt, die zur Bundeswehr und Polizei gehen.Die Blumenwiese blüht immer noch, aber nebenan wird nun mal gerne mit Schlamm geschmissen und genau für den Schutz der Blumen benötigen wir eben doch Polizei und Bundeswehr.

Das sie besser ausgerüstet werden, besser geschult werden und auch besser auf ihre Einsätze vorbereitet werden wünsche ich mir für alle. Das sie Bilder von Einsätzen verarbeiten können ebenfalls und wenn nicht, das sie in einem Sozialsystem aufgefangen werden, das sie eben nicht nur "ausmustert" und in dem Therapeuten ihre Behandlung ablehnen mit der Aussage "sie hätten ja einen anderen Beruf wählen können" (O-Ton eines Therapeuten über Polizisten und Soldaten mit PTBS)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ja Waage, für n Fossil hat se sich aber noch gut gehalten :D
Nee Spaß beiseite: Ich finde es bedenklich und fragwürdig, wenn man als Politiker solche Parolen in die Welt setzt. Halten sie die Menschen tatsächlich für so dämlich?
Ja vermutlich, sonst wärs ja anders.
Aber dann ist es auch nicht verwunderlich, wenn die Leute mehr und mehr resignieren nach dem Motto: "Wofür sich einsetzen, wenn eh nix bei rauskommt?"

Ja Goldi, die Blümchenwiese gibt es noch, aber eines Tages, wenn man im Gras liegt mit der Summe seiner ganzen Erfahrungen und Erkenntnisse, dann schmeckt der Grashalm nicht mehr. Und dann fragt man sich nicht, ob irgendein Käfer auf einen krabbelt, sondern man fragt sich, wie lange man hier so ruhig liegenbleiben darf. Ist jetzt etwas überspitzt ausgedrückt, aber ich kanns grad irgendwie nicht anders ausdrücken.
Was die Soldaten mit PTBS betrifft: Ich würde es mir wahnsinnig wünschen, dass man sich um alle seine Menschen kümmert, ganz gleich, welcher Art die Belastung ist. Der eine kann mit seinen Belastungen umgehen, der andere zerbricht daran.
Verzeihung - Arschlöcher von Therapeuten gibt es leider überall, so wie es Menschen gibt, die einfach nur Arschlöcher sind. Auch ich habe in 11 Jahren Schmerz so einiges gehört, über das mir allein beim Gedanken der Kamm schwillt. Aber zum aufregen bin ich inzwischen zu müde.
Ich bin immer noch froh und auch dankbar, wenn es Menschen gibt, die sich freiwillig dazu entschließen, sich für den Menschen einsetzen zu wollen, da oder dort. Was wären wir ohne diese Menschen? Wo wären wir? Wie wären wir? Es erschüttert mich immer wieder neu, wie tief der Respekt ihnen gegenüber gesunken ist - und dass es Kriminellen überhaupt möglich ist, in eine Kamera zu grinsen und zu sagen: "Was wollt ihr eigentlich, mir kann doch eh nichts passieren."

Anonym hat gesagt…

@ waage 0310
...ganz, ganz falsch.Frau Wagenknecht, man kann von ihrer Meinung halten, was man will, wurde zu DDR-Zeiten nicht zum Studium zugelassen, weil sie sich erst weigerte, an einer der üblichen vormilitärischen Ausbildungen teilzunehmen und nach erzwungener Teilnahme psychisch derart angegriffen war, dass sie kein Essen zu sich nehmen konnte. Dies wurde als Hungerstreik ausgelegt und dementsprechend geahndet.
Wie sie selbst letztens in einem Fernseh-Interview sagte, äußerte sie zu Beginn ihrer Politkarriere mitunter aus Zorn über "Wendehälse" erst recht kommunistische Parolen, um diese zu brüskieren. Das findet sie heute selbst doof.Im übrigen trägt sie derzeit keine Regierungsverantwortung.....
Ich finde es durchaus bedenkenswert, dass die Bundeswehr u.a."notwendig" ist, um sich gegen potentielle Angreifer zu schützen, die mit Waffen kämpfen, die wir ihnen erst geliefert haben.

Petra

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Petra, zum letzten Absatz gäbe ich Dir absolut recht - gleichwohl: Gibt es einen einzigen Staat auf dieser Welt, der keine intakte Armee besitzt? Gibt es einen einzigen Staat auf dieser Welt, der sich keine Armee aufgebaut hat, um sich in einem Ernstfall verteidigen zu können? Ich frage das eher mich als Dich.
Wie auch Gretel schon schrieb: "Es sind nicht alle Menschen gut und lieb und teilen friedliche Absichten, das ist nun mal die Realität."
Ich verabscheue Krieg, Kriegstreiberei und ich kann nicht aufhören, Kotzkrämpfe zu bekommen, wenn man nachliest, mit welchen Mitteln bestimmte Staaten ihr Einschreiten in fremde Länder zu legimitieren versuchen.
Prinzipiell möchte ich als Mensch mich "behütet und beschützt" fühlen - eben wegen siehe Zitat Gretel. Aber ich will meinen Sohn nicht verlieren dadurch, dass man ihn "als Kanonenfutter" vorschickt. Ich will nicht, dass überhaupt ein Mann, ein Sohn, ein Vater in den Krieg geschickt wird. Das zu ordnen, dafür zu sorgen - das ist Aufgabe der Politik. Oder sehe ich das falsch?

Es mag sein, dass Frau Wagenknecht keine Regierungsverantwortung besitzt. Aber sie besitzt eine Stimme. Sie war Parteivorsitzende und sie ist Bundestagsabgeordnete. Wenn jemand wie sie auf die Politik verweist und dabei mit verlängertem Zeigefinger auf die Bundeswehr, dann frage ich mich, was konkret sie - in dem Falle mir - damit sagen will. Dass die ohnehin kaputtgesparte Bundeswehr am besten ganz aufgelöst würde? Weil wir keine Bundeswehr bräuchten, wenn wir aufhörten, Waffen ins Ausland zu verkaufen? Ist es tatsächlich so einfach?
2,4 Millionen Euro - es ist so unvorstellbar viel Geld, ja. Gäbe es keine Kriege in der Welt, könnte man dieses Geld tatsächlich anders verwenden - es gäbe genug zu tun. Interessanterweise jedoch höre ich keine einzige Abgeordnetenstimme über zum Beispiel die verprassten Millionen am eigentlich-schon-längst-aber-doch-noch-nicht-fertiggestellten Flughafen in Berlin. Ich möchte, glaube ich, gar nicht wissen, wie viel Geld dort so unsinnig verbrannt worden ist.
Über die Gelder, die z. B. nach Griechenland geflossen sind, wurde heiß debattiert und kritisiert - aber im Volk. Und in der Politik?
Mir ist durchaus bewusst, dass eine Opposition zwar eine Stimme trägt, aber deshalb noch lange nichts bewegen können muss.
Aber ich frage mich dennoch, was ein solches Statement mir persönlich sagen soll.
Ich fühle mich bei solchen Worten wie von Frau Wagenknecht veralbert, Petra. Nicht zuletzt auch der Tatsache wegen, dass nicht die Bundeswehr die Waffengeschäfte abschließt. Und nicht die Bundeswehr sich meldet und sagt: "Wir müssten mal jetzt nach A und S."

Anonym hat gesagt…

Zu DDR-Zeiten hielt ich den Satz der Bürgerbewegung 'Schwerter zu Pflugscharen'aus den gleichen Gründen für falsch, aus denen du die Bundeswehr für notwendig hälst und fand es richtig, gewappnet zu sein. Schon allein wegen der vielen Dinge, die nach der Wende (auf beiden Seite) ans Licht kamen, von denen die Bürger nichts wussten, habe ich meine Meinung geändert.Es ist eben leider nicht so, dass es lediglich um Verteidigung im herkömmlichen Sinne geht. Vielmehr ist die Armee ein Instrument der Politik zur Durchsetzung und zum Schutz eigener, wechselnder (!) Interessenlagen. Um so schäbiger ist es, den Menschen, die dafür mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit einstehen, im Bedarfsfalle keine ausreichende Unterstützung zu gewähren. Ich wünsche deinem Sohn sehr, dass er unversehrt bleibt und nichts tun muss, was sein Gewissen belastet. Weil es dich persönlich betrifft , möchte ich nicht mit dir darüber rechten, aber grundsätzlich werden Soldaten für den aktiven Einsatz ausgebildet. Wie anders sollen sie sonst behüten und beschützen?
Und nicht zu vergessen, die Bundeswehr hat Bündnisverpflichtungen....

Nichts für ungut, Petra

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Petra, wenn ich eine Meinung habe, bestehe ich nicht darauf, recht zu haben - insofern bin ich absolut offen für jede Meinung und jedes Wort und ändere ggf. auch meinen Blickwinkel. Deshalb bin ich immer für offene Diskussionen :)
Und ja: Es wäre Augenwischerei, wenn man glaubte, dass eine Armee nur Blümchen pflückt. Wofür sie ausgebildet werden, ist mir völlig bewusst. Deshalb hat es mir ja den Magen verrenkt, als mein Sohn sagte: "Ich melde mich freiwillig."
Und ich wünsche mir immer noch, dass das nur vorübergehend bleibt und er in ein paar Monaten mehr Erfolg mit seiner Bewerbung hat. Noch mehr wünsche ich mir, dass ihm Auslandseinsätze erspart bleiben und auch die Erfahrungen, die damit verbunden sein können. Ich will einfach nicht, dass ein Mensch auf einen anderen schießen muss, nur weil es die Politik so beschlossen hat.
Das ist meine ganz persönliche Meinung, weil ich Angst um meinen Jungen habe.
Mit dieser Angst will ich ihn aber nicht erdrücken - die mache ich mit mir selber aus. Und frage mich im Gegenzug eben auch: Wenns keiner mehr macht, was dann?
Denn: Auch wenn es nicht nur um Verteidigung geht - es geht aber auch um Verteidigung. Du kannst mir glauben: Ich wäre die allererste, die Waffen abschaffen würde, wenn das auch nur irgendwie durchsetzbar wäre! Aber das ist es nicht, und an dieser Stelle würde ich so weit in die Geschichte des Menschen zurückgehen wollen, um zu erfahren, ab wann ein Land geglaubt hat, sich verteidigen zu müssen und also eine Armee aufbaute.
Es ist letztlich egal, um welches Land es geht - dass jeder Mensch, egal in welcher Position - instrumentalisiert wird und ist, das ist lange schon kein Geheimnis mehr, das man erst aufdecken müsste. Und wer regiert die Welt? DA müsste man anfangen. Dann gäbe es auch keine Kriege mehr und keine Notwendigkeit, sich vor auch nur irgendwen schützen zu müssen.
Aber da wäre ich ja wieder bei meiner Blümchenwiese, die es so eben nicht gibt :(