Montag, 24. April 2017

Ich bin verlieeebt!! Ach ne, doch nicht.

Letztens aus Gründen fragte ich Herrn Blau, was für ein Weltbild ich seiner Meinung nach außen vertrete und er sagte: "Weiß ich doch nicht?!" Ich fand das komisch, schließlich kennen wir uns persönlich jetzt seit 13 Jahren, 6 Monaten und 10 Tagen. Gut, es gab lange Auszeiten dazwischen, aber... Na gut. Er sagt ja auch nicht umsonst, dass ich ihn besser kennen würde als er sich selbst - wie sollte er da erst mich kennen?
Dafür weiß ich zum Beispiel, dass ich auf bestimmte Antikmöbel steh und er auf bestimmte Antikfahrzeuge. Hat zwar jetzt nix mit Weltbild zu tun, macht jetzt aber auch nischt.
Und während ich einige ausgewählte Schmuckstücke mit in diese Beziehung brachte, für die uns hier aber irgendwie ein bisschen Platz fehlt (fragt bloß nicht, was die Wohnungssuche macht), fügte er im Sommer vor drei Jahren (nach ausgedehnter, wohlüberlegter Suche) sein Schmuckstück hinzu, das winters sein Dasein in der Tiefgarage fristet und sommers gerne ausgeführt wird. Mir wäre das ja nix! Das wäre ja so, als würde ich mir ein Paar Manolo Blahniks gönnen und dann nicht ausführen, damit die rote Sohle nicht zerkratzt. Ausgedehnte, wohlüberlegte Suche ist bei mir aber auch eher nicht so. Ich bin da eher der Affektmensch: Sehen, gefallen, mitnehmen.
Habe ich jedenfalls mit dem Mann so gemacht, damals.
Aber er hat ja recht: Ab einem gewissen.. äh..  Budget wäre dieses Verhalten durchaus fatal.
Jedenfalls - er liebt sein Antikschnittchen. Er liebt es so sehr, dass er gerne auch einmal im Jahr auf die Wiese fährt, wo alle Freaks ihre Schnittchen zeigen. Und wenn ich nicht will, dass wir auch die Wochenenden getrennt voneinander verbringen, ja dann lasse ich mich halt mitschleifen, friere mir den Arsch ab trotz des Mantels (wie kann es von einen auf den anderen Tag glatte zehn Grad kälter sein?), atme irgendwann nur noch flach und kurz, weil ich von der benzolgeschwängerten Luft irgendwie schon ganz kirre geworden bin - und dann verliebe ich mich auch noch!



Hach! Das wäre mal ein Traum! N flotter Roter wäre mir ja zwar lieber, aber hey, in der Not...
Ich schlich um den Kleinen rum wie einst um Herrn Blau: "DER wäre doch was! Für den Sommer! Für Italien! Für das Meer! Für Südfrankreich! Für..."
Aber ich gab mich geschlagen: Fahrspaß auf der Autobahn ist bei mehreren hundert Kilometern dann vielleicht doch was anderes (man ist ja doch nicht mehr die Jüngste!), Spaß im Auto wäre vielleicht auch nur mit tollkühnsten Verrenkungen irgendwie so halbwegs möglich (wahrscheinlicher wäre aber dann eher ein anschließender Termin beim Chiropraktiker), aber das entscheidende Kriterium:
Der kleine Knaller hat keine Musik drin. Nix. So gar nix. Nicht mal Radio. Dafür einen Feuerlöscher. Ernsthaft jetzt. Da, wo neue Autos ihre Mittelkonsole haben, trägt dieser Kleine einen Feuerlöscher. Ich vermute mal, aus Gründen.
Ja sorry.
Dann geht das leider nicht mit uns.

8 Kommentare:

Goldi hat gesagt…

Danke für den Lacher :-D

Nelly aus Sachsen hat gesagt…

Ich bewundere Menschen die sich trauen alte Autos zu fahren. Ich habe so Schiss vor dem liegen bleiben auf der Autobahn...

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Gerne, Goldi :)

Nelly, ich bewundere schon, wie er dieses Teil jedesmal aus der Tiefgarage rausbekommt. Die Ausfahrt macht nämlich so einen Bogen, da hätte ich schon alle vier Ecken komplett ramponiert. Er fragt immer, ob ich denn wirklich nicht auch mal damit fahren will - und schon allein von der Vorstellung bekomm ich Schweißausbrüche: "Ich seh doch gar nicht, wo das anfängt und wo das aufhört - da fahr ich nieeeemals damit!" Ich bin halt klein und fein gewöhnt, jedenfalls bei Autos :)
Liegengeblieben sind wir dann mal damit in Italien im Kreisverkehr bei 30 Grad im Schatten - da kam auch Freude auf ;)
Das Gute an solchen Autos ist: Man kann sie wunderbar in Einzelteile zerlegen und wieder zusammenbauen. Nix Elektronikscheiß. Das bewährt sich wirklich, wenn man eben wirklich mal liegenbleibt - und da konnte uns so eine Schrauberwerkstatt in Italien helfen. Herrlich damals die Verhandlungen mit Händen und Füßen, er kein deutsch und kein englisch, wir kein italienisch, wurde es halt ein Mix aus allem und am Ende fuhr die Kiste wieder dank eines Provisoriums Marke Eigenbau.

Fastdäne hat gesagt…

Moin, moin,
als typischer Mann möchte ich dann doch gerne wissen, was für ein Schätzchen Herr Blau da sein eigen nennt.
Gruß Frank
PS beim Kugelporsche kannst du die Ecken auch nur schätzen. Zu sehen ist da nix. Ich erinnere mich, dass in meiner Kindheit viele Käfer zur Orientierung so rot/weiße Stäbe auf den Kotflügel hatten.

Herr B. hat gesagt…

So, wie Goldi das Shopping-Gen fehlt, hat der liebe Gott (oder wer auch immer dafür zuständig ist) bei mir das Männer-Auto-Gen vergessen. Für mich muss ein Auto eines können: Fahren (und man sollte bequem sitzen können - ich bin ja nicht mehr der Jüngste). Wie es aussieht, wie viel PS es hat, wie alt es ist, spielt bei mir nur dann eine Rolle, wenn es droht, auseinander zu fallen.
Ich finde es zwar schön und beeindruckend und freue mich, wenn ich am Wochenende Männer jeden Alters sehe, die ihr (altes) Schmuckstück im Sonnenschein spazieren fahren, aber ich hätte weder Interesse noch Lust noch Ahnung, um mich mit einem Liebhaber-Auto zu befassen.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Hallo Frank, ein MB 450 SLC. Vermutlich ziehe ich jetzt die Lacher auf mich (von wegen: DER ist Dir zu groß?") - aber ich bin tatsächlich klein und handlich gewohnt :)

Ja Herr B., ähnlich sah ich das auch immer. Bis der A 1 kam. Ich lieeebe ihn!
Und einen Käfer hätte ich mir 2006 beinah gekauft: Der war knallrot, aber ein neueres Modell als der von der Wiese und schlussendlich für mich dann doch zu teuer.

Fastdäne hat gesagt…

Hallo,
naja, ein Kleinwagen ist das ja nun mal definitiv nicht. Ist aber schon ein geiles Teil. Solche Autos sind noch nicht so austauschbar wie heutige Modelle. Ford, VW, Kia oder viele andere sehen doch alle fast gleich aus.

Gruß Frank

Frau Vau hat gesagt…

Ja, das mit dem Käfer verstehe ich.... ich trauere meinem alten Käfer BJ 1967 immer noch hinterher, der Exmann hatte damals Vernunft (ich nicht..), das Auto musste getauscht werden. Aus praktischen Gründen sicher eine gute Entscheidung, emotional - gar nicht. Leider waren die Nachbesitzer wohl nicht ganz so sorgfältig. Hm.
Allerdings würde ich heute nur noch zuschlagen, wenn ich so viel Geld übrig hätte, dass ein guter Zweitwagen für Wetter und Gedöns noch mit drin wäre.. so ganz ohne Heizung, Scheibenwaschanlage und gutes Licht mag ich dann doch nicht immer und täglich.
Und der MB ist ja wunderbar.. genieß es, chauffiert zu werden. Die wichtigen Menschen sitzen sowieso niemals selbst am Steuer.