Mittwoch, 28. Februar 2018

Es wird mir zu laut, erneut.


Eigentlich war mir nach einem Post, mit dem ich mich selber ein bisschen durch den Kakao ziehe. Das kann ich schließlich ganz gut (im Gegenzug schätze ich es aber wiederum nicht, wenn man Witze auf meine Kosten macht; jedenfalls nicht, wenn mans übertreibt ;)).
Ich wollte mich selbst ein wenig "hochnehmen" dafür, dass seit mittlerweile 8 Wochen die Fußsohlen und mittlerweile der Rücken streiken, wobei ich mir beim letzteren noch nicht ganz sicher bin, obs wirklich Rücken oder doch eher wieder die Nieren sind. Nierchen süßsauer gibts offensichtlich nicht nur als Mittagessen, die gibts auch bei Helma Ziggenheimer im Rücken, wenn sie dem anspruchsvollen Pärchen offensichtlich wieder zuviel Käffchen und zu wenig Wasser geboten hat.
Ich wollte mich selbst ein wenig "hochnehmen" dafür, dass ich erst über die dreißig Grad im Büro herzog und jetzt hier mit den gerade mal 18,1 Grad (ja, das ging noch runter) auch nicht wirklich glücklich bin: 3 Paar Stricksocken, 2 Strickpullover, 1 Shirt, 1 Nierenschutz seit Sonntag eben wegen der irren Schmerzen und bequeme, warme Leggings. Unerotisch, unbestritten, aber warm. Man könnte ja auch einfach ein bisschen an der Heizung kurbeln, immerhin steht die grad mal knapp über 2. Aber nachdem der Mann mir erst letztens latent vorwurfsvoll berichtete, dass die Betriebskosten sich verdoppelt hätten, seit ich auch hier wohne (Sag bloß!), wage ich mich das gar nicht mehr. Ich bin ja sooo pflegeleicht! Oder einfach nur unfassbar dämlich. Wie auch immer.

Heute Morgen las ich Nachrichten. Berichte. Kommentare. Gedanken. Anmerkungen.
Ich dachte daran, wie ich letzte Nacht nicht schlafen konnte, aufgrund der Temperaturen die Finger aber inzwischen klamm und eiskalt geworden waren und ich mich demzufolge noch in eine Sofadecke wickelte und ein Lammfell noch darüber ausbreitete - und den Mann insgeheim nur ein ganz klitzekleines Bisschen verfluchte.
Heute Morgen dachte ich dann aber... "Du hast ein Zuhause. Ein richtiges Zuhause mit Heizung, Warmwasser und einem Kühlschrank, der nicht an Unterfütterung sterben wird. Du führst ein Leben, das für unfassbar viele andere Menschen ein purer Luxus ist, weil du jederzeit essen, trinken, baden, Auto fahren oder auch ins Kino gehen kannst. Weil du dich nicht fragen musst, wo du nachts unterkommst, ob du vielleicht im Freien schlafen musst und ob du dann morgen früh überhaupt noch erwachst. Weil du dich nirgendwo anstellen musst, wo andere Menschen ihre Lebenszeit und ihre Freizeit dafür aufwenden, um Hilfsbedürftigen Essen und Kleidung und vielleicht ein Dach für die Nacht zu geben. Weil du nicht miterleben musst, wie die Ärmsten unter uns, die sowieso schon nichts mehr haben, auch noch ihre allerletzte Würde aufgeben und aufeinander losgehen. Sich um das Essen zanken wie in den ersten Nachkriegsjahren, von denen mir meine Großmutter früher so eindrucksvoll erzählt hatte. Weil du eben genau diese Erfahrungen nicht selber machen musstest, sondern nur aus Geschichtsbüchern und den Erzählungen der Großeltern kennst."
"Warum öffnen wir nicht unsere Heizungskeller und lassen die Obdachlosen dort schlafen?" fragte heute jemand und irgendwas in mir krampfte sich zusammen. Unbestritten ist ein warmer Heizungskeller immer noch besser als eine Nacht draußen bei den aktuellen -10 bis -15 Grad unter irgendwelchen Zeitungen, Pappe und Decken. Aber wohin ist ein Land wie unseres, das zu den reichsten Ländern zählt, das sich Sozialstaat nennt (ich kotz gleich), gekommen, wenn es ernsthaft darüber nachdenkt, Menschen in Heizungskellern schlafen zu lassen und sich auch noch gut damit fühlt? Wenn es darüber diskutiert, wie berechtigt oder unberechtigt Entscheidungen einer Tafel sind? Wenn billigend in Kauf genommen wird, dass selbst die Menschen in Armut in zwei Klassen aufgeteilt werden - und man dies dann auch noch kritisiert, obschon man selbst jahrelang nichts dagegen getan hat?
Der Wahnsinn um Aleppo - gerade erst sind die Nachrichten darüber verebbt, angeblich sollte dort wieder Frieden eingekehrt sein. Jetzt Ghouta - und die Bilder, die ich heute sah, das Flehen der Ärzte ohne Grenzen, endlich aufzuhören, die medizinische Versorgungsmöglichkeit sei am Kollabieren... Bilder von Frauen, Kindern, toten Kindern, von denen ich weiß, dass ich sie nie wieder aus meinem Kopf bekommen werde. Man kann aber die Augen nicht verschließen, man kann sich der Realität nicht verschließen - und dennoch überkommt mich einmal mehr das Gefühl... dass es zuviel wird, zu laut, zu brachial, das Geschrei hier im Land, Schuldzuweisungen, Rechtfertigungen - aber keine Lösungen..
Tausend Gedanken schwirren in meinem Kopf, wühlen in meinem Magen.
Nachts schlafe ich kaum und dann ist es die Musik, genau diese Art von Musik, die etwas Ruhe in meine Seele zurückbringt, ein Gleichgewicht, das ich unbedingt brauche.
Einmal mehr denke ich darüber nach, meine Zelte noch einmal komplett abzubrechen, woanders hinzugehen, dahin, wo ich aktiv etwas tun kann. Und sei es erstmal nur beruflich. Nicht ehrenamtlich, sondern wirklich voll und ganz. Mich einbringen mit dem ganzen Herzblut für den, auch wenn ich mehr und mehr an ihm zweifle: dem Menschen.

Montag, 26. Februar 2018

La Buerana Tropicana

Letzte Woche gondelte ich nach L. Das ist nichts Ungewöhnliches, schließlich mache ich das relativ regelmäßig. Ebenso ungewöhnlich ist nicht, dass es dort im Moment nicht wirklich einen Platz für mich gibt.
Meinen einstigen festen Platz überließ ich nach meinem Umzug von L nach M dem Azubi und inzwischen haben wir, weil eine von den Mädels uns außerdem in rund vier Wochen für die Dauer von Mutterschutz und Erziehungsjahr verlassen wird, seit Januar eine personelle Verstärkung. Was bedeutet: Das Office ist "voll", kein Platz für Leute für mich, die nur selten vor Ort sind und sowieso lieber von zu Hause aus arbeiten ("Sieh mal zu, dass du wieder nach L zurückkommst, dein Platz ist hier und wir brauchen dich hier!" - "Chef, fünf Tage die Woche ertrage ich dich gar nicht mehr.")

Eingedenk der zuvor sorgfältig studierten Wettervorhersagen brauchte ich mir dieses Mal auch gar nicht so viel einzupacken. Nicht mal ich als Frau. Zwei coole Strickpullover, einen Rock, eine Hose, Stiefel - thats it. Angesichts von Tageshöchsttemperaturen um minus 6 Grad (ich muss das Minus ausschreiben, sonst überliest das noch einer und wundert sich vielleicht ;)) braucht auch eine Frau nicht großartig zu überlegen, was sie anziehen soll: Hauptsache warm.
Mir wird ja gerne unterstellt: "Du brauchst doch gar nichts mehr zum Anziehen zu kaufen, du sitzt doch höchstens im Schlafanzug oder der Jogginghose am Schreibtisch."
Nun.
In den Sommermonaten könnte das vielleicht sogar durchaus mal vorkommen. Obwohl... Da eigentlich auch nicht, weil, da schlafe ich bevorzugt unbekleidet.
Und in den Wintermonaten - als wie jetzt - verkneife ich mir das angesichts von Zimmertemperaturen von maximal 19,2 Grad (ja, ich habe extra abgelesen, Herr Blau, falls Du das liest. Und sag nicht: "Du kannst ja höher drehen!" Verglichen mit einem ICE besitzt unsere Heizung die Mentalität allerhöchstens einer Bäderbahn!).
Aber ich muss sagen: Nach nunmehr 3,5 Jahren Home Office habe mich an diese Umgebungstemperatur gewöhnt. Zwar nicht für die Ewigkeit, aber ich weiß ja, dass irgendwann auch mal wieder Frühling und Sommer wird, auch wenn man sich das aktuell gar nicht vorstellen kann. Außerdem habe ich einen positiven Nebeneffekt festgestellt: Wenn der Körper permanent damit beschäftigt ist, mich bei Laune zu halten (also die Körpertemperatur konstant zu halten), dann kann das auch gut und gerne mal ein oder zwei Kilos kosten. Jedenfalls bei mir.

Nun kam ich also letzte Woche im Office an und wählte aus Ermangelung eines Platzes den im Nebenzimmer, weil dort eine von dreien erkrankt war. Die haben dort nicht nur eine riesige Palme stehen - die haben auch eine Zimmertemperatur von sage und schreibe 30 Grad. Ja wirklich, 30 Grad. Ich konnts gar nicht glauben. Aber wenn du ein Zimmer betrittst und hast das Gefühl, zugleich gegen eine Wand zu prallen; wenn du außerdem das permanente Bedürfnis nach Wasser trinken hast; wenn dir dein Lieblingsdeo irgendwann aussteigt und du heimlich duschen gehst (wozu installiert man eigentlich eine Dusche im Badezimmer, wenn die keiner nutzen darf??), wenn dir trotz allem irgendwann die Zunge am Gaumen anklebt und du das Gefühl hast, keine Luft mehr zu kriegen, dann.. muss auch mal die Frage erlaubt sein dürfen, ob man nicht mal ein wenig die Heizung runterregulieren könnte (Fußbodenheizung! Latenzzeit: 24 Stunden!) oder wenigstens mal das Fenster öffnen dürfte.
Zwei Paar Augen schauen dich etwas pikiert an: Wie jetzt? Du willst allen Ernstes bei Minusgraden das Fenster öffnen?
"Mädels... Ich kriege keine Luft mehr", greinte ich ein wenig, "aber was noch viel schlimmer ist: Mir zerläuft die Schokolade, weil ich sie so schnell gar nicht genießen kann!"
Außerdem bereute ich zutiefst, die Strickpullovervariante gewählt zu haben. Ausziehen ging aber leider auch nicht - hatte nur ein knappes Top drunter. Und ich sitze ja nicht NUR in diesem Büro. Beim Chef zwei Zimmer weiter friert man gerne auch mal im Strick - so wie hier zu Hause.
Kollegin II des Zimmers - wohlgemerkt: ihr Strick war noch dicker als meiner - wandte ein: "Findest du das zu warm? Was du nun wieder hast! Für mich könnte ruhig noch mehr."
Die andere schlug einen Kompromiss vor: "Über Mittag, wenn wir alle essen sind, machen wir mal das Fenster auf." Und bevor ich mich hätte freuen können: "Aber danach drehen wir die Heizung hoch!"
Unglaublich. 30 Grad im Büro, das ist doch nicht gesund. Erst recht nicht im Februar.
Wie soll man da arbeiten? Sich konzentrieren?
"Morgen komm ich im Bikini", beschloss ich. "Und meinen Kaffee lasse ich ab jetzt nur noch kalt werden, dann habe ich wenigstens sowas wie Eiskaffee."

Inzwischen sitze ich nun also wieder hier in meinem heimischen, latent unterkühlten Zimmerchen, einsam und allein an meinem Schreibtisch, genieße aber zugleich die himmlische Ruhe und vor allem, dass ich wieder atmen kann!
Glatt fühle ich mich erinnert an den Indien-Urlaub 2016: Wie bin ich da nach den 3 Wochen in Indien aus dem Flughafen München raus in die Eiseskälte gestürmt, nur um endlich mal wieder frische, klare, herrliche Luft atmen zu können! Und wie sehr habe ich DAS genossen! Ich! Ich, die nichts mehr liebt als Sommer, Sonne, Wärme, Licht und Farben! 30 Grad im Büro aber haben einfach nichts mehr mit Wärme zu tun, auch nichts mit tropischer Wärme. Da hilft auch deren überdimensionale Palme in der Ecke nix.

Montag, 19. Februar 2018

Vegetable Detectives oder: Dem Übeltäter auf der Spur

Meine kratzige Stimme aus Hessen hat früher öfter mal wohlwollend über mich gespottet, wenn ich im Dialog in irgendwelchen Zusammenhängen erwähnte, dass ich gerne ein gemütliches, ordentliches Zuhause habe (Er bezeichnete das gerne mal als waschechten Putzfimmel, hingegen denke ich ja: Wer einen echten Putzfimmel hat, der bekäme bei mir vermutlich eher Schnappatmung.) und dass sich auch mein Essverhalten in den letzten Jahren deutlich veränderte.
Manchmal denke ich mich in das Jahr 2002 zurück, in dem ich erstmals entdeckte, was ein Milchkaffee ist und dass mit einer Latte durchaus Kaffee gemeint sein kann.
Das Jahr, in dem ich die Stadt entdeckte, an deren Rand ich bereits seit 14 Jahren wohnte, wundervolle Ecken, Studentenkneipen, Nachtbars - und eben wirklich gutes Essen. Anderes Essen.
Fingerfood. Tapas. Bruschetta. Antipasti. Kapernbeeren. Italienisches Essen, französisches Essen - bis heute meine unangefochtenen Favoriten, auch wenn ich hier noch ganz viel Entdeckungsbedarf habe.
Ein Jahr später jedenfalls wohnte ich dann allein mit meinen Söhnen - und ganz langsam begann ich auszuprobieren: Wie schmeckt dies und jenes, wenn man es selbst und frisch zubereitet? Wie schmeckt gesundes Essen?
"Du Müsli!" spottete die Hessenkratze ein ums andere Mal - und ich lachte nur darüber.
Ich muss aber auch zugeben, dass ich diese Ideen und Inspirationen erst wirklich umzusetzen begann, nachdem ich mich halbwegs aus den finanziellen Sorgen herausgewühlt hatte. Also relativ spät während meiner Singlezeit. Da ist also noch ganz viel Luft nach oben zur Perfektion. Wobei... Nach Perfektion strebe ich gar nicht, nie, denn Perfektion finde ich gähnend langweilig.

Mit dem Kennenlernen von Herrn Blau entwickelte ich dann erst so richtig die Liebe zum Essen zubereiten, ich entdeckte, wie viel Spaß es machte, auszuprobieren, zu überraschen - und dass er manchmal nur tapfer nickte "Hm, ja, doch, ist gut." Ich hab nichts gegen ehrliche Aussagen, aber ich bin doch schon froh, dass bei mir noch nicht wie bei einem meiner Ex-Freunde der Ehemann wortlos aufstand und das Essen im Klosett versenkte.

Vor drei Wochen waren wir abends zu Gast bei Freunden des Mannes. Zum ersten Mal wagte ich mich an einen Flammkuchen heran, mit selbst angerührtem Hefeteig und so. Mit Hefe habe ich übrigens noch niemals experimentiert, aber ich hatte doch recht gehörigen Respekt davor.
Egal. Nur den Mutigen gehört die Welt, sagte ich mir und griff beherzt ins Regal und zur Hefe.
Es hatte auch alles super funktioniert - bis zu dem Moment, wo es hieß: "Verkneten Sie den Teig gut und rollen Sie ihn aus." Nun. Das, was mir aus der Schüssel mit einem Plopp! entgegensackte und sich leicht fließend auf dem bemehlten Brett ausbreitete, ließ sich ja nun nicht wirklich kneten und erst recht nicht ausrollen. Das war der Moment, wo mir erstmals kleine Schweißtröpfchen auf die Stirn gerieten: "Was, wenn ich DIESEN Versuch komplett versemmle und wir dann nix anderes haben als den Salat der Gastgeber?"
Was soll ich sagen: Der Flammkuchen gelang, wir hatten ein leckeres Abendmahl, ein Glas Wein dazu - und dazu eben jenen Salat, der mich faszinierte: Babyspinat, geraspelte Möhren und Äpfel, große knackige Heidelbeeren und gehackte Nüsse dazu. Ich erlaubte mir, zweimal davon zu nehmen, war ja auch genug da. Und die Gastgeber freut es schließlich, wenn aufgegessen wird. Loben kann man ja viel...
In der folgenden Nacht erwachte ich, geschüttelt von Magenkrämpfen, verbrachte ich eine geschlagene halbe, dreiviertel Stunde im Badezimmer, bis ich mir völlig sicher sein konnte: Da kommt jetzt nix mehr, egal aus welcher Öffnung.
Der Sonntag und der Montag waren gelaufen, ich fühlte mich wie im Würgegriff einer mittelschweren Grippe und erfuhr so nebenbei von einer Freundin, dass ihr und ihrem Kind es gerade ähnlich zu gehen schien. Jetzt fragt mich nicht, wo man sich anstecken kann, wenn man im Home Office arbeitet - aber irgendwo schien ichs doch mit aufgeschnappt zu haben.
Kaum erfolgreich genesen, beschlossen der Mann und ich beim nächsten Einkauf: Den Salat basteln wir uns nach - der war lecker!
Samstags eingekauft, montags zubereitet und genüßlich verspeist, mit Nachschlag, weil der Mann bereits satt war - und in der folgenden Nacht dasselbe Szenario: Magenkrämpfe, Badezimmer, ganze zwei Tage völlig außer Gefecht gesetzt und noch mal zwei, drei weitere Tage bis zur völligen Genesung.
"Mir gehts auch noch nicht so gut und der Kleinen auch grad nicht", vermeldete die Freundin und ich dachte noch so bei mir: "Was ist hier los im Staate, das is aber vielleicht mal hartnäckig, der Scheiß!"
Beinah quer durchs ganze Land häuften sich inzwischen die Meldungen von Freunden, Bekannten und aus der Familie: alles krank. Magen-Darm-Befindlichkeiten oder grobe Erkältung.
Also beschlossen wir: Wir müssen uns wappnen. Mit frischem Obst und Gemüse und - ich kanns langsam weder hören, geschweige denn schmecken: Ingwer. Ja verdammt, das ist schon gut. Aber ich tät schon auch ganz gerne mal wieder etwas genießen, das eben NICHT nach Ingwer brennt.
Also gab es vergangenen Samstag ein Smoothie unserer Wahl: Babyspinat, rote Bete, Äpfel, Mango - und der unvermeidliche Ingwer.
Ihr ahnt es, oder?
Genau. Es sah ja auch ein bisschen.. gewöhnungsbedürftig aus, das Ganze. "Wie Kacke in der Schüssel", grinste der Mann noch, als er servierte. Ich habe mir dennoch ein zweites Mal genommen.
Hätte ichs mal besser gelassen!
Wenn man nachts um drei Uhr schätzungsweise fünfundvierzig Minuten nicht aus dem Badezimmer wieder herauskommt, dann hat man dort nach den ersten Anfällen genug Zeit und Muße zu rekapitulieren: EY WAS GEHT HIER EIGENTLICH AB???
Also mit zittrigen Händen zum Telefon gegriffen und mal ein wenig gegoogelt und an folgender Aussage unter www.christine-knauf.de hängengeblieben: "Wussten Sie schon, dass Oxalsäure zu Befindlichkeitsstörungen oder schweren Erkrankungen führen kann?" Ähm. Ne. Ich wusste nicht mal, dass es Oxalsäure überhaupt gibt. Enthalten unter anderem in frischem Spinat und in roter Bete. A-ha!
"Diese Substanz ist für viele Personen völlig ungefährlich, bei entsprechender Disposition kann sie aber zu vielfältigen Beschwerden und Nierenerkrankungen führen." und "Die Aufnahme größerer Mengen kann auch zu heftigen Magen-Darm-Beschwerden führen."
Das war ja so klar.
Wie sagte einst doch der Kinderdoc? "Ich denke immer, alles bei Ihren Jungs ist das und das und kann ich so und so behandeln - und dann kommt alles IMMER ganz anders."
Nun. Sie werdens wohl von mir haben.
Da willste einmal gesund leben...
"Rauch lieber mal eine, du Müsli, und du wirst sehen, du bist so fit wie ich", hat die Hessenkratze immer geschmunzelt. Denke ich an meinen Vater und dessen fünffachen Bypass vor elf Jahren, dann glaube ich ihm eher nicht. Aber auffallend ist schon, dass die Hessenkratze immer gesund ist - und ich nicht!
Was übrigens die beste Therapie ist im aktuellen Fall? Na das wusste ich dann auch ohne www.
Den Anfall aushalten und in Zukunft die Zutaten meiden oder wenigstens vorher kochen.

Donnerstag, 15. Februar 2018

Blöder Valentin

Es gab mal eine Zeit, da fand ich den Valentinstag schön. Einander zu zeigen, dass man sich liebt. So wie an Geburtstagen, an Weihnachten und hoffentlich dem ganzen sonstigen Jahr über auch.
Einen besonderen Tag extra auch für die Liebe zu haben, daran fand ich irgendwie nix Schlimmes. Vor allem deshalb nicht, weil die Liebe für mich immer noch zu den wenigen elementaren Dingen im Leben gehört.
Hübsche Wäsche anziehen, Kinokarten besorgen, eine gemeinsame Badewanne mit allem Drum & Dran, eine Rose ins Büro schicken lassen (und nicht wissen, dass der Mann genau ab dem 14. für drei Tage nicht dort sein wird - das arme Ding! Also die Rose! Drei Tage im Pappkarton, ohne Licht und das Wasser inzwischen... na ja.) - na ja, so Dinge halt. Nicht jedes Jahr dasselbe, e bissl Überraschungseffekt sollte schon noch sein. Aber...
Aber irgendwann wurde es mir irgendwie  zuviel: Kaum ein Medium, das einem nicht schon mindestens zwei Wochen zuvor auf inzwischen sehr penetrante Weise verdeutlichen wollte "Kauf mich! Denk dran - es ist der 14.!" Ich weiß nicht, aber irgendwie verlor es seinen Reiz für mich. Wenn ich etwas soll, dann mag ich es nicht mehr. Und je mehr ich etwas soll, desto weniger mag ich es. Etwas von sich selbst heraus zu wollen und dann den anderen überraschen, das finde ich dann doch sehr viel schöner.

Die letzten Monate waren ziemlich anstrengend für mich, beruflich und privat. Angespannt bis unter die Haarwurzeln, und dass das Jahr 2017 zuende ging, hat mich denn dann doch auch wirklich erleichtert. Schön für die, denen es anders ging - meins war trotzdem keins, das ich so bald wieder haben muss. Ich kann auch nicht sagen, dass der Januar besser wurde. Dennoch stellte ich fest: Der Januar war nicht gar so düster wie sonst. Normalerweise vermisse ich bereits im Januar den Sommer, vermisse die Wärme, die Sommerkleidchen, die Sandalen, die Sonne auf der Haut und den feinen Sand zwischen den Zehen, den Geruch von salzigem Wasser in der Nase und den Geschmack dessen auf meiner Zunge... Winter ist meine Sache nicht, kann ja auch nicht, ich bin ja ein Frühlingskind und werde wohl auch immer eins bleiben, nicht nur, weil ich in dieser Zeit auf diese Welt gekommen bin.
Gleichwohl - es ist Mitte Februar geworden und ich fühle mich immer noch so geduldig und ruhig: Alles hat seine Zeit, ich kann warten.
Vielleicht bin ich ja auch einfach nur zu müde, um angespannt zu sein, um mich aufzuregen, mich zu echauffieren, auf den Tisch zu hauen - was weiß ich. Fakt ist: In mir ist alles gerade ruhig. Sehr ruhig.
Und ich fühle mich.. anlehnungsbedürftig. Ziemlich sehr anlehnungsbedürftig sogar. Ich will zu Hause sein, in meinem Wohlfühlnest, ich will daran herumbauen und herumbasteln, ich will Wände anmalen und Möbel umstellen, ich will mich freuen können, wenn der Mann nach Hause kommt, ich brauche keine Blumen von ihm, aber ich möchte sehen, dass er... mich sieht.

Eine Geliebte, eine Frau in einer dauerhaften Beziehung und eine Ehefrau chatten regelmäßig miteinander.
Während eines 'Gesprächs' beschließen sie, ihre Männer zu überraschen und ihr Liebesleben aufzupeppen.
Sie kaufen alle drei eine schwarze Augenmaske, eine schwarze Ledercorsage zum Schnüren, schwarze Netzstrümpfe und schwarze Lackoverknee-Stiefel bei Beate Uhse ein und verabreden sich für den nächsten Termin.
Drei Wochen später ist es soweit. Sie chatten und berichten sich ihre Erfahrungen.

Zuerst die Geliebte:
Ich habe mir das Outfit angezogen, darüber nur einen Trenchcoat getragen, die Maske in der Manteltasche, dann bin ich in das Büro meines Geliebten, habe die Maske aufgesetzt und den Mantel zu Boden gleiten lassen. Er hat mich wortlos und ebenso hemmungslos auf dem Schreibtisch vernascht, wir hatten atemberaubend guten Sex und danach hat er mir seine Kreditkarte für eine Shopping-Tour überlassen!

Dann die Frau in der Langzeitbeziehung:
Mein Lebensgefährte kam abends nach Hause, er war total begeistert, wir haben uns wundervoll geliebt in dieser Nacht und bevor wir im Morgengrauen Arm in Arm eingeschlafen sind, hat er mir gesagt, wie sehr er mich liebt und mir dann einen Heiratsantrag gemacht !

Darauf die Ehefrau:
Nimm den Antrag bloß nicht an! Ich habe die Wohnung auf Hochglanz geputzt, die Kinder zu meiner Mutter verfrachtet, das Outfit angelegt und auf ihn gewartet. Er kam heim, holte ein Bier aus dem Kühlschrank, schaltete den Fernseher an und brüllte dabei über die Schulter in die Küche :
"Hey Batman, was gibt's zu Essen !?"


Nun ja. Wir sind zwar nicht verheiratet, aber offensichtlich über die Langzeitbeziehung auch schon weit hinaus.

Blöder Valentin.


Donnerstag, 8. Februar 2018

28



28 Jahre.
Ich kann noch gar nicht glauben, dass Du 28 Jahre geworden bist, wenn Du heute Morgen Deine Augen öffnest und ganz verschlafen schaust, ob vielleicht das Frühstück schon fertig sein könnte.
Ich kann noch gar nicht glauben, dass ich Deine Mama bin, wenn ich in den Spiegel schau. Denn eigentlich... fühl ich mich kaum älter als Du es jetzt bist - und wenn ich an Dich denke, dann sehe ich Dich vor mir, wie Du als kleiner Junge warst, mit hellen Haaren, einem verschmitzten Blick und dieser unfassbaren Neugier. Alles wolltest Du wissen, alles wolltest Du erkunden und auf alles wolltest Du immer eine Antwort haben. Keine, die so dahergeredet wurde. Du wusstest genau, ob man Dir zuhörte oder nicht. Und diese unglaublich feinen, sensiblen Wahrnehmungen hast Du Dir bis heute bewahrt, vielleicht sogar noch einmal mehr verfeinert.
Doch heute versteckst Du Dein Wesen hinter einem zurückgezogenen Ich, das viel allein ist, viel zu viel allein für mein Empfinden. Eine Kostbarkeit, ein Diamant irgendwo zwischen all den Kieselsteinen, verborgen und irgendwie doch.. nicht zu übersehen..
Manchmal denke ich.. ich habe Dich lange, sehr lange mit mir herumgetragen und wenn ich mir heute wünschte, Dich in andere Hände legen zu wollen, dann nicht, weil Du mir zuviel geworden wärst. Das kannst Du gar nicht, das kannst Du nie niemals - aber ich weiß auch, dass es noch sehr viel mehr in Deinem Leben braucht als Du in diesem Moment bei Dir hast. Ich weiß, dass Du mich liebst, und ebenso weiß ich, dass Du zu Deinem Glück noch etwas anderes brauchst.
Das wünsche ich Dir so sehr, das wünsche ich Dir von ganzem Herzen - nicht nur heute, jetzt und hier, wo Du, Dein Bruder und ich gemeinsam feiern, dass Du da bist, dass Du bei uns bist, dass wir Dich haben.
Heute wirkst Du von außen manchmal unbeteiligt, manchmal ruppig, manchmal sehr in Dich gekehrt, und wenn man dies beklagt, dann denke ich immer.. dass es so leicht ist, viel zu leicht, eine Nuss zu knacken, die eh schon halb geöffnet ist. Und dann denke ich wieder, dass es eigentlich.. so einfach ist, Dich für sich einzunehmen. Solange man es ehrlich mit Dir meint. Solange man Dich ernst nimmt. Solange man DICH sieht. Und wenn man auf Dich zugeht - denn um das zu tun, bist Du selbst viel zu schüchtern.

Manchmal wünschte ich, Du würdest wenigstens weniger rauchen, wenn Du es schon nicht ganz sein lassen kannst.
Manchmal wünschte ich, Du würdest viel mehr auf Dich achtgeben, indem Du frühstückst oder wenigstens über den Tag etwas zu Dir nimmst, wenn Du Tage zu Hause verbringst. Nicht mit nackten Füßen auf die Terrasse gehst zum Rauchen, während die Minusgrade klirrend über die Haut kriechen und die Härchen aufrichten lassen. Dass Du es nicht nur versprichst, sondern auch tust.
Manchmal schmunzel ich nur, wenn ich hier bei Euch ankomme, meine Tasche abstelle, Dir durch das kurze Haar wusele und Dir einen Kuss auf das Haar gebe und Du Dich beklagst: "Jetzt geht DAS wieder los!"
Manchmal tut mir weh, wenn Du Dich inmitten einer Gruppe von Menschen mehr allein fühlst als an Tagen, die Du wirklich allein verbringst.
Manchmal tut mir weh, wenn Du über Deine Wünsche und Träume sprichst und zugleich hinzufügst: "Na ja aber wer weiß, ob das je mal was wird."
Manchmal tut mir weh, wie wenig Du an Dich glaubst und wie viel Zuversicht Du trotz alledem besitzt.
Du gibst nicht auf, das hast Du niemals - aber mir wird beklommen in der Seele, wenn Du sagst "Du kennst mich, eigentlich bin ich Optimist. Aber manchmal fällt es sogar mir schwer, optimistisch zu bleiben."
Dann sprechen wir manchmal ewig lang miteinander oder schauen Deine Lieblingsserie, deren Dialoge Du bereits im Vorfeld fehlerfrei wiedergeben kannst und worüber wir dann lachen - oder hören uns stundenlang durch die Musik, laden die Songs, die Du in Deinen Ohren haben möchtest, wenn Du stundenlang durch die Straßen oder hinunter zum und um den See läufst, egal, ob tags oder abends, sommers oder winters.
Du kommst zur Ruhe, wenn Du laufen kannst, Du findest Ruhe, wenn Du Deine Musik dabei hast - und darin bist Du mir so ähnlich: in der Liebe zur Musik, in dem Glauben daran, dass vielleicht doch eines Tages alles gut wird und in der unerschütterlichen Kraft, immer wieder neu aufzustehen, weiterzugehen, an das Gute zu glauben und irgendwie darauf zu vertrauen. Du malst so gerne wie ich, auch wenn Du es seit Ewigkeiten leider nicht mehr getan hast. Bücher sind Dir zu aufwendig, aber Sportzeitschriften liest Du so intensiv, dass Du hernach beinah alles auswendig kennst.
Dein Wissen über Fußball überrascht selbst eingefleischte Fans wie Deinen Opa.
Wenn Du nur mehr an Dich selbst glauben könntest... Mehr denn je möchte ich alles dafür geben, DIR selbst zu vertrauen. Auf das zu vertrauen, das in Dir liegt. Du Mensch mit dem Herz aus Gold, wie Dein Bruder immer von Dir sagt. Denn dann kannst Du alles erreichen, alles, was Du möchtest. Lass Dich niemals beirren, lass Dich niemals zerreden, lass Dich niemals zerbrechen. Vertraue Dir, denn Du hast ein wahnsinnig gutes Gespür für Menschen und Situationen. Ich weiß, dass Du Deinen Weg finden wirst. Alles in Deinem Leben hat etwas länger gedauert, um zu werden. Aber es ist geworden. Lass Dir nie niemals einreden, dass etwas nicht geht. Wende Dich den Menschen zu, die an Dich glauben und die Dir sagen "Was willst du tun, was willst du erreichen? Was kann ich dazu tun?"
Weil jeder Mensch jemanden braucht, der bedingungslos an einen glaubt..

Ich liebe an Dir, dass Du Dich nie beklagst, niemals jammerst und Dich auch nicht verbiegst. Wenn Du Unrecht spürst, lässt Du Dich nicht darauf ein - und Unrecht ist das, was Dich richtig wütend machen kann. Dann vergisst Du alles - aber niemals Deine Loyalität. Wer Dich zum Freund hat, der hat Dich sein ganzes Leben lang, egal, was andere sagen. Ob das immer so gut ist, weiß ich allerdings nicht so genau ;) Wer Dich hingegen enttäuscht, das vergisst Du niemals. Du kannst verzeihen, aber nicht vergessen.
Du besitzt ein fotografisches Gedächtnis, aber Dinge, die Dich nicht interessieren, entfallen Dir hingegen sofort. Ich habe längst aufgehört zu zählen, wie oft wir alles mögliche gesucht haben: Schlüssel, Portemonnaie, selbst die EC-Karte etc. Erst gestern Abend wieder und ich verstand Deine Seelenruhe nicht, mit der Du Dich entspannt aufs Bett warfst "Ach ich suche jetzt nicht."
"Du musst doch wenigstens nachgucken, wo dein Schlüssel ist?? Du hast schon mal einen verloren."
"Ich bin ja reingekommen, also muss er mindestens in der Wohnung sein."
So sehr ich Entspanntheit liebe - manchmal machste mich auch irre damit ;)
Vielleicht hätte ich Dir doch zum Geburtstag das T-Shirt kaufen sollen, auf dem steht "Ich bin nichts für schwache Nerven"?
Dann lachst Du - und ich liebe Dein wundervolles Lachen, das meine Seele zum Klingen bringt und das so wunderbar herzlich sein kann mit diesen tiefen Grübchen rechts und links.
Ich wünsche Dir ein Jahr, in dem wir wieder sehr viel öfter dieses Lachen sehen können.
Ich wünsche Dir DEIN Jahr.
Greif nach Deinen Sternen!

Alles Liebe zum Geburtstag.
Von Herzen, Deine Mama