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Mittwoch, 16. September 2015
Wie geht es uns denn jetzt eigentlich?
Junior ist vermutlich sehr gut gemeint mit Schilddrüsenhormonen versorgt worden, denn die letzte Blutuntersuchung trug einige rote Zahlen:
"Was bedeuteten die?"
"Die passen irgendwie nicht zueinander, sagt der Hausarzt."
"Inwiefern?"
"Das weiß ich nicht mehr."
"Und was heißt das jetzt für dich?"
"Dass ich ein anderes Medikament bekomme."
Letzte Woche war er dann wieder beim Spezialisten und der eröffnete ihm dann, dass sich die gravierende Überfunktion nun in Richtung Unterfunktion bewegt. Äußerlich sichtbar ist derzeit vor allem, dass der Tremor weitestgehend verschwunden ist. Er wirkt ruhig, wesentlich ruhiger als noch vor wenigen Wochen, und er sagt: "Ich bin immer noch nur müde."
Symptom der Krankheit, aber sicherlich vor allem auch ein typisches Stress-Symptom: Den Zweitjob hat er während seiner Krankschreibung im Juli gekündigt, Bus-und-Bahn-Terror unterliegt er nicht mehr, auch er fährt inzwischen wieder ein eigenes Auto. Im Job bei uns entsteht Stress vor allem in seinem Kopf durch den Druck, den er sich auch selber macht. Aber es ist, was das Arbeitsklima betrifft, bei uns wesentlich ruhiger und entspannter als es im Callcenter war. Kein permanenter Zeitdruck von früh bis spät, kein Zielerreichen mehr, das mit den Worten abgetan wird: "Wir haben jetzt ein neues Ziel: 4 Minuten 58." Kein Gehetze von einem Job zum anderen, keine Wochenendschichten mehr. Mit anderen Worten: So langsam kommt er endlich zur Ruhe, innerlich und äußerlich - und nun macht sich der Stress der letzten 24 Monate bemerkbar. Die Existenzangst, die Angst vor dem Versagen, die Angst vor der Abwertung durch den Vater, der Druck im letzten Job.
"Wenn ich abends heimkomm", sagte er gestern, "dann lauf ich meist noch bisschen um den See, esse mit [dem Bruder] was und dann schlafe ich oft auch schon ein. Nicht mal mehr auf das Zocken habe ich manchmal noch Lust oder die Energie dafür. Ich rauche sogar weniger, weil mir das manchmal zu anstrengend ist."
Ich finde das alles nicht beängstigend - ich finde das normal. Eine normale Entwicklung, und ich sagte dazu, dass ich davon ausgehe, dass dies noch einige Wochen so weitergehen, es dann aber besser werden würde. Dass ich ihm wünsche, dass er sich auch wirklich die Zeit und Ruhe nähme, die er im Moment brauche.
Kommende Woche steht das Telefonat mit der Schmerzärztin an, die auch mich vor Jahren "behandelte". Die sich auf Verhaltenstherapie spezialisierte. Ich wünsche ihm, dass die Besuche bei ihr ihm genauso gut tun werden wie mir damals, 2009, wenn auch in anderer Hinsicht. Dass er gezielt seine Seele entmüllt und sich von Lasten befreien kann.
Und mir? Seit der Behandlung der Unterfunktion habe ich drei Kilo abgenommen. War das mein Ziel? Jein: Es sollte nur nicht (unkontrolliert) noch mehr werden - und offenbar ist dieser Prozess gestoppt.
Nun beginnt der Herbst - eigentlich der Beginn der "kalten" Jahreszeit, in der sich der Schmerz im linken Körper deutlicher bemerkbar macht. Es gibt Tage, da ist das so; es gibt Tage, die deutlich entspannter sind. Insgesamt ist es im Moment ruhiger als sonst, und manchmal denke ich: Wer weiß schon, wie alles miteinander zusammenhängt? Einfach mal schauen, was in den nächsten Monaten passiert.
Doch Fazit zunächst: Es geht uns gut. Es geht uns besser als noch vor wenigen Wochen. Und das genießen wir.
10 Kommentare:
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Danke für das Update! Wollte gestern schon off topic in einem Kommentar fragen, wie es dem Junior geht und dann dachte ich, lass mal. Wenn sie was darüber schreiben möchte, dann wird sie das tun. ;)
AntwortenLöschenSchön zu lesen, dein Fazit. Ich drück euch die Daumen, dass es gut bleibt und noch viel besser wird.
Danke, Frl. K. :) Danke auch dafür, dass Du überhaupt danach fragen wolltest!
AntwortenLöschenAch weißte, auch wenn ich diese ganze Schilddrüsensache nur als stille Leserin mitverfolgt habe, so ging mir das doch nahe. Weil ich zu wissen glaube, was für eine Löwenmutter du bist (das kam zwischen den Zeilen so rüber *g*) und es unheimlich schwer sein muss, in so einer Situation nicht vor Ort sein zu können, um den Junior auch einfach mal in den Arm zu nehmen. Wenn er das denn noch mit sich machen lässt. ;) Und irgendwie frage ich mich auch, ob man jemals aufhört, sich Gedanken zu machen. Aber wahrscheinlich sind die Jungs noch Jungs, wenn sie 50 oder 60 sind. Meiner zumindest wird das sein und er wird es hassen. ;D
AntwortenLöschenDoch - sie lassen sich beide immer noch gerne in den Arm nehmen, zumindest zu Hause :D
AntwortenLöschenDie Monate Juni und Juli waren die schlimmsten, da hatte ich das Gefühl, kaum atmen zu können :( Insofern genieße ich die Erleichterung doppelt.
Und nein, ich glaub nicht, dass man aufhört, sich Gedanken zu machen. Ich glaube nur, dass es ein anderes Gewicht bekommt, wenn beide ihr Leben mit jemandem teilen, man sich umeinander sorgt und kümmert. Das ist ja bei beiden Brüdern untereinander aktuell weniger der Fall. Kerle halt ;) Es ist auch jetzt nicht so, dass ich ständig um sie herumschwirre und frage. Oder ständig an ihnen dran hänge. Aber ich weiß immer, wie es ihnen geht. Weil ich mich dafür interessiere - ganz im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten.
Ts... natürlich schwirrst du nicht ständig um sie herum. Du bist ja keine Helikopter-Mum, sondern eine Löwenmutter. ;))
AntwortenLöschenNa ich dachte, ich sags besser, bevor hier falsche Annahmen aufkommen oder so :D
AntwortenLöschenFein danke für die Info, aber da fehlt noch was -Nadel-??????
AntwortenLöschenSchön, dass es euch gut geht!
AntwortenLöschenLG Niggelo ;-)
Stimmt! Was ist mit der Nadel im "Heuhaufen"?
AntwortenLöschenDie Nadel kommt übernächste Woche zur Sprache, wenn der Doc aus seinem dreiwöchigen Urlaub zurückgekehrt ist :) Dann schauen wir mal, wann mir - oder ihr - zu Leibe gerückt wird!
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