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Montag, 8. Februar 2010

Verdammt Lang' Her

...ist der Moment, an dem mein Großer auf die Welt kam. Um genau zu sein: Am heutigen Vormittag vor zwanzig Jahren war er endlich da, nach eineinhalb Tagen Wehen, und ich weiß noch, was mein allererster Gedanke war, als man mir das kleine Bündel Mensch in den Arm legte: Gott, der sieht ja aus wie mein Papa, nur in Miniatur :-)
Und was haben wir nicht alles mit ihm erlebt.
Ein nachtaktives Schreikind, das mit sieben Monaten die Kraft seiner nächtlichen Schreiattacken entdeckte und erst ein paar Tage vor seinem dritten Geburtstag schlagartig damit wieder aufhörte. Fragt mal meine damaligen Nachbarn, selbst die aus dem Haus gegenüber - die können Euch Lieder singen aus dieser Zeit - und das sind mit Sicherheit keine gute-Nacht-Lieder.
Ein Kleinkind, das Bugs Bunny abgöttisch liebte und mit knapp drei Jahren sämtliche Typen von Autos bereits an kleinen Details erkannte.
Ein Kind, das mit einer Komplettausstattung an Schal, Mütze & Co. von Hansa Rostock begeistert aus den Ferien von Oma und Opa wiederkehrte und dessen Briefe voll waren von neuesten Fußballergebnissen und -ereignissen, mit denen Mutter und Vater nun so gar nichts anzufangen wussten ;-)
Ein Schulkind, das schneller dachte als es sprechen konnte, das in der Feinmotorik völlig ungeschickt war, aber wunderschön zeichnen konnte. Von dem man uns sieben Jahre lang in dem Glauben ließ, es leide an Epilepsie, bis durch einen Zufall die Wahrheit ans Tageslicht kehrte, so wie wir der Psychologin den Rücken kehrten, die mit ihrem unübersehbaren Interesse für ondulierte gebleichte Locken, Perlenketten und Neckermann-Kataloge allen Ernstes vorschlug: "OK, keine Epilepsie, aber in die Sprachheilschule könnten Sie ihn doch wenigstens schicken."
Ein Teenie, der uns mit seinem fotografischen Gedächtnis begeisterte und bis heute ein Sozialverhalten entwickelte, von dem sich so einige ein Scheibchen abschneiden könnten.
Auf dieses Kind, das inzwischen längst kein Kind mehr ist, das gelassen auf mich herunterschaut, wenn ich mal wieder nervös werde; das mit aller Lässigkeit einen ganzen Wocheneinkauf auf Händen balanciert; das gerne eine Freundin hätte, sich aber nicht die Bohne für Dinge interessiert, die heute so angesagt sind; das noch mit dreizehn Jahren in die Klamotten des sechs Jahre jüngeren Bruders steigt, weil es glaubt, dass mitten im Februar Zeit für kurze Hosen ist ;-); das lieber auf sein erstes Mal verzichtet als es "nur so" und mit "irgendwem" zu tun - auf dieses und mit diesem goldigen Kind im Manne habe ich heute beim Italiener mit einem Kräutertee angestoßen, weil das Auspieseln jeglichen teuren Prickelwassers derart schmerzhaft ist, dass es das Wohlgefühl beim Hinuntergießen selbigen in die durstige Kehle nicht einmal annähernd kompensieren könnte.

Und so verabschiedet sich für heute eine müde, sich ausgelaugt und kränklich fühlende, in die Jahre gekommene Helma, die aber mächtig stolz ist auf das, was sie da in den zwanzig Jahren so hinbekommen hat. Und den Zweiten... kriegen wir auch noch so hin ;-)

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