Montag, 15. April 2024

B wie Berta

 Und da ist sie nun - die B-Reihe. Hatte dieser Tage überlegt, ob ich die noch aufschiebe, weil mir irgendwie nicht wirklich ein paar passende B-Worte einfallen wollten, zu denen ich mich auch auslassen könnte - aber ich versuchs trotzdem mal.

B wie Berta oder 

B wie berührt

Ich habe mich in all den Jahren, die ich mich kenne und die ich mich am Bruttosozialprodukt des Landes beteiligen darf, immer als einen Menschen in zweiter Reihe empfunden. Die, die im Hintergrund wirken (und würgen). Die, die zuarbeiten. Serviceorientiert, aber immer im Hintergrund eben. Insofern hat mich das wirklich sehr überrascht, als vor nunmehr genau einundzwanzig Jahren jemand, der es gar nicht wissen konnte, weil er MICH doch gar nicht kannte, über mich sagte: "Um die musst du dich nicht sorgen, die ist ein Macher. Die ist stark, die schafft das." Und das in einer Lebensphase, in der ich mich selbst als sehr zerbrechlich empfand - und auch ziemlich in Scherben am Boden lag. 
Man hat ja dann nur zwei Möglichkeiten: Entweder man bleibt liegen - oder man steht auf und geht los.
Ich hatte mich für das Losgehen entschieden. Auch wenn das anfänglich eher einem Humpeln glich - mit xfach verpflasterten Knien. Aber wenigstens ging ich los. Beruflich und privat. Letztlich gab es ja auch gar keine Alternative. Da saßen zu Hause zwei Minderjährige, die darauf vertrauten, dass immer zu essen, zu trinken und anzuziehen war. Und was zum Spielen. Und Schokolade.
Eine scheiß Zeit. Einfach war das nicht. 

Als es vor gut drei Jahren hieß, man habe diese und jene Pläne mit dem Unternehmen und welche Rolle ich selbst dabei einnehmen sollte, hielt ich das entsprechend schlichtweg für einen Witz. Das habe ich wirklich nicht ernst genommen. Doch dann war die Zeit des Umbruchs heran - und mir wurde tatsächlich diese Rolle zugeteilt. Ein Moment, in dem ich vor mir selber Angst bekam. Sollte ich das machen? Konnte ich das überhaupt? Glich das nicht einem Harakiri - oder wenigstens einer Idiotie?
Jetzt könnte man sich denken: Okay, man läuft ein paar Monate oder eben die vereinbarte Zeit von 1,5 Jahren mit, guckt sich was ab und dann schauen wir mal.
Die Realität war und ist aber eine ganz andere.
Stichwort Controlling: Controlling gestaltete sich bisher so, man nahm eine Rechnungskopie, heftete diese in Monat X ab und kontrollierte im Folgemonat, ob das Geld eingegangen war. Was es auch zu 99,9 % war. Ob Projekte im Plus oder Minus abgeschlossen wurden - who cares? Solange für den Inhaber des Ladens am Monats- und auch am Jahresende genug Geld über war, genügte das. Was das bedeutete, anfangs für 8, dann für 10, streckenweise für 35 und aktuell für ca. 25 Mitarbeiter zu sorgen bzw. dafür zu sorgen, dass am Monatsende immer Geld da war, um nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch alle entsprechenden Rechnungen zu bezahlen - das ist eine Verantwortung, von der ich immer dachte: DAS könnte ich nicht.
Und jetzt muss ich es. Ich muss ein Controlling aufbauen; dazu muss ich aber wissen, was ich brauche, wo ich hin will. Basics? Haha. Begleitung? Hahaha. Einarbeitung? *Kreisch!!*
Mir sind Begriffe um die Ohren geflogen, von denen ich noch niemals etwas gehört hatte.
Ich weiß gar nicht, wie viele Nächte ich schlaflos lag. Dieser Druck im Nacken, gemeinsam mit dem neuen jüngeren Geschäftsführer alles zu wuppen, für alles zu sorgen, für alles einen Plan - und ein offenes Ohr für die Mitarbeiter zu haben. Die Contenance zu wahren auch in Momenten, wo es Dir nicht so leicht gemacht wird. 

Und dann dieser eine Moment, wo der Mitarbeiter sich bedankt für die Zuwendung zum x-ten Firmenjubiläum. Der sich Dir und dem neuen GF zuwendet und sagt: "Ich möchte das mal zum Anlass nehmen, Euch zu danken. Dafür, dass ihr das hier übernommen habt, dass ihr das macht. Und ich kann nur für mich sprechen, aber ich finde, ihr macht das beide richtig gut."

Das war dann dieser Moment, wo all der aufgestaute Druck, die schlaflosen Nächte, das Hin und Her mit den Wirtschaftsprüfern, denen Du manches dreimal erklären und belegen musst, die Enttäuschung und der Frust der letzten Wochen und Monate, genau genommen der letzten drei Jahre ihren Tribut forderten. Ich habe ihn angelächelt und dann bin ich gegangen. Es hat mich - ich kann es gar nicht sagen - wirklich sehr berührt. Dieses einfache Danke.
Ich bin in mein Büro gegangen, Tür zu - und dann hab ich geweint. Richtig geweint, so diese Rotz und Wasser-Geschichte. Als der jüngere GF dann zu mir kam, hatte ich mich schon wieder in der Fassung, aber er sah es mir wohl an. 
"Man muss ja auch mal einen schwachen Moment haben dürfen, oder?" 
"Darfst du", antwortete er und lächelte ebenfalls.

B wie Brüder

An dieses Thema habe ich mich sehr lange nicht herangewagt. So schwer es mir im Magen lag, so sehr hats auch weh getan.
Der Mann sagt ja heute immer noch öfter, dass wir wieder zurück nach M gehen sollten.
Ich antworte jedesmal gleich: dass ich froh bin, dass meine Jungen wieder miteinander sprechen inzwischen. Dass ich sehr froh und sehr dankbar bin, dass sie mittlerweile überhaupt wieder an einem Tisch sitzen, auch wenn das nur an unserem Tisch geht.
Was genau der Auslöser dafür war, kann ich nicht mal sagen. Aber dass ich darauf Einfluss hatte, ist wohl unbestritten. Und das macht sich aus der Nähe einfach besser als Hunderte Kilometer weit weg. 
Im ganzen letzten Jahr habe ich ja öfter Gespräche mit dem Älteren geführt. Sichtweisen angehört und aufgefordert, auch mal den Blickwinkel zu wechseln. Und wie oft ich gesagt hatte "Geht nicht in so einem Streit auseinander, man weiß nie, ob man sich wiedersieht." 

Vermutlich aber war es die eigene Erkrankung, die dazu führte, eine andere Haltung einzunehmen. Er hat Symptome an sich festgestellt gehabt, die nach und nach zunahmen und dann immer deutlicher wurden. Dass es so gut und dass es überhaupt behandelbar ist, wussten wir zu dem Zeitpunkt nicht - und das war eine wirklich schwierige Zeit für uns alle. Aber es war eben auch eine Zeit, die die beiden Jungen wieder näher zusammenbrachte. Es ist nicht "alles wieder gut" - aber heute ist es so, dass sie wieder miteinander sprechen, zum Geburtstag oder einem Grillabend an einem Tisch sitzen, dass sie über Game-Chats kommunizieren und der Ältere Geburtstagspräsente heute auspackt, anstatt sie ungesehen im Mülleimer entsorgen zu wollen. 

Die Jungen sind der Hauptgrund, warum wir wieder in L wohnen. Meine Jungen und seine Mama. Vielleicht ist nicht alles so (geworden), wie wir uns das vorgestellt haben. Aber ich bin immer noch sehr froh und sehr dankbar, dass wir das gemacht haben - und wir heute hier sind. 

B wie Bombardement

Vor kurzem habe ich auf Instagram einen Artikel geteilt. Es ging um die 7 Helfer aus allen möglichen Ländern, die im Gaza-Streifen durch Israels Luftangriff getötet wurden. Jemand auf Instagram hatte all diesen 7 Helfern "ihr Gesicht gegeben", hatte jeden einzelnen gezeigt sinngemäß mit den Worten "Vergesst nicht, dass im Krieg alle sterben, vor allem die Unschuldigen; egal woher sie kommen".
Ich habe diesen Beitrag geteilt, weil ich auch heute noch der Meinung bin, dass Israels Antwort auf das Massaker der Hamas mit nichts rechtzufertigen ist. Wie viele Tausende Kinder und Frauen vor allem dort durch das Bombardement Israels sterben. Es ist grausam, was dort geschieht - und ich frage mich: Darf ein Land wie unseres ein anderes so mit Kriegsmitteln unterstützen, wenn das so ein unfassbares, so ein unvorstellbares Leiden hervorruft? Wie lange soll das dort noch so gehen - und wer hilft den Menschen, die dort leben?

Gestern Abend haben wir die Nachricht gesehen von den etwa dreihundert Bombenangriffen des Irans auf Israel. Man kam an keiner Nachrichtensendung vorbei, die das nicht thematisierte. Ich schaute den Mann an und fragte: "Wenn Israel vor zwei Wochen Syrien bombardiert hat - warum haben wir davon nichts in den Nachrichten gesehen? Und wieso ist Israel berechtigt, ein anderes Land zu bombardieren? Und Scholz stellt sich hin und sagt, Deutschland steht bedingungslos zu Israel?"

Bei Instagram hat mir auf das Posting ein Follower postwendend die "virtuelle Freundschaft" gekündigt. Das ist auch so etwas, das ich in der heutigen Zeit nicht verstehe: Es gibt nur eine einzige richtige Meinung?
Es erinnert mich an eine Talkshow zwischen Maischberger und Nuhr, in der er - einst überzeugter Grüner - sagte, dass die Grünenkultur eine Verbotskultur geworden sei. Man habe eben nicht mehr eine andere Meinung, sondern man läge falsch.
So ähnlich hab ich es schon zu Corona-Zeiten empfunden. Wer Dinge und Entscheidungen kritisch (weil nicht logisch) hinterfragte, wurde automatisch zum Aluhutträger, zum Coronaleugner und was weiß ich nicht noch. Meine Furcht und meine Bedenken im Zusammenhang mit der Impfung habe ich heute noch. Und das aus guten Gründen - was MICH betrifft. Ich spreche bei solchen Dingen immer nur für mich, weil alles andere Anmaßung wäre.
Das hat mich eine Freundschaft gekostet. Vermisse ich sie? Nein. Wer so leicht auf mich scheißen kann, dem war ich eh nicht wichtig. 

Ich frag mich trotzdem immer öfter, was in dieser Welt los ist, was mit den Menschen los ist. 

B wie Börse

Es ist schon ein paar Jahre her, da hat der Mann mich überredet, Geld in ETF-Fonds anzulegen. Wird ja oft genug gesagt, dass wir immer weiter fleißig in die Rente einzahlen dürfen, aber immer weniger herausbekommen, weil nicht genügend Jugend da ist, die den Rententopf befüllt - oder eben die Jugend Work-Life-Balance praktizieren möchte und auf Instagram in die Kamera heult, weil ihr niemand gesagt hat, wie wenig Geld man verdient und wie wenig Zeit einem nach der Arbeit noch bleibt. 

Ich kann verstehen, was gemeint ist. Andererseits.. Von ner gut bezahlten Dreißigstundenwoche kam der heutige allgemeine Wohlstand sicherlich auch nicht her.

Aber egal, nicht mein Thema heute. Was mich persönlich wirklich aufregte und ich da nen Hass kriege, ist, dass mir zu Beginn des Jahres vorsorglich erstmal Geld abgeknöpft wurde, weil ich auf mein Depot ja soundsoviel Gewinne erzielen könnte, wenn ich denn verkaufen würde.
Bisschen viel Konjunktiv dafür, dass der Staat sich erstmal Geld einstreicht?
Sicherlich - das soll ja alles wieder erstattet werden, wenn man Verluste statt Gewinne realisiert. Aber ehrlich: Wer soll DAS noch nachvollziehen können? Der Mann hat immer gepredigt: Rühr das Geld nicht an, lass es liegen, irgendwann arbeitet es von allein. Angenommen, ich lasse es jetzt 20 Jahre liegen - und bezahle brav jedes Jahr unter dem Decknamen Vorabpauschale eine Steuer, die ich unter Umständen gar nicht zahlen müsste, weil Gewinne gar nicht realisiert - wer rechnet dann die 20 Jahre zurück und wer soll das noch nachvollziehen können? 
Wenn ich jetzt schon erlebe, dass der Wirtschaftsprüfer mit einem Jahresabschluss überfordert ist und ich ihm eine einzige Position in drei Anläufen erklären muss? Ey, da krieg ich den Hass, wirklich.
Das System sagt: "Sorge selber vor, wir ham irgendwann nix mehr für dich." Und dann sorgt man vor - mit seinem eigenen ersparten, bereits versteuerten Geld - und dann wird weiter und weiter die klebrige Hand aufgehalten, weil man keine Ahnung vom Sparen hat, das Geld millionenfach straffrei verschenkt (googelt mal Scholz und Warburg-Bank) oder auch versenkt (eine Sendung Extra Drei reicht schon für nen ordentlichen Grünstich im Gesicht; aber eigentlich hat man so ein Drama täglich in der eigenen Stadt vor Augen - so wie wir hier: Innerhalb von nur 1 Jahr ganze dreimal !! dieselbe Straße geöffnet, saniert und wieder geschlossen - und das für jeweils x lange Wochen. Da wirste wirklich blöde). 

Mir vergeht da immer öfter die Lust - und am liebsten würde ich mich auf irgendeine Insel verziehen, wo mich alle mal an die Füße fassen könnten. Aber ohne meine Kinder? In einer immer bekloppteren Welt wie dieser?

B wie Bäume

Endlich ist es soweit und vor und hinter unserem Haus stehen die Bäume wieder in ihrer vollen grünen Pracht! Wie ich DAS liebe! Aber am geilsten finde ich, dass jetzt niemand mehr gucken kann, wie ich  nackt und ratlos vor dem Kleiderschrank stehen und grübeln kann :)

Den ganzen Winter über haben wir auch "Spaß" gehabt mit den Raben in all den Bäumen vor und hinterm Haus. Man kann sich das gar nicht vorstellen! Wenn wir mal nachts heimkamen und der Mann mal ordentlich in die Hände klatschte, dann flogen da um die 20 - 30 Raben aus den Bäumen. Obwohl wir so nah an einem Park wohnen, dass man denkt, da hamse doch genug Platz? Aber womöglich ist es denen da zu luftig und entsprechend zu kalt, so dass sie die Wärme zwischen den Häusern bevorzugen. Aber fragt mal nicht, was die für einen Krach machen! Morgens gegen fünf spätestens geht das los - in einer Lautstärke... vom Feinsten.
Kaum ist der Frühling da, sind sie tatsächlich alle weg. Dafür sitzen da jetzt Amseln und so und singen uns was :)

B wie bunt

Es gab eine lange Zeit, da hab ich bevorzugt schwarze Klamotten getragen. Getreu dem Motto von Jennifer Rush "Schwarz macht schlank und sieht geil aus."
Das stimmt zwar - aber es liegt nicht nur am Frühling, dass meine Kleidung immer farbenfroher wird. Vermutlich liegt es doch am Gemüt. Wie ich mich kleide, so fühl ich mich. Meistens jedenfalls. Oder so. Die Grundtendenz dürfte also passen. 

B wie Bauchgefühl

Ich war nie ein Fan von den Ärzten. Das ist einfach nicht meine Musik - bis auf ein, zwei Ausnahmen. Seit neuestem machen die sich ja nun auch stark für die Demokratie. Was ich grundsätzlich immer begrüße.
Aber bei den Ärzten habe ich da ein ganz mieses Bauchgefühl. Weil ich immer an das Konzert denken muss, das damals in Chemnitz gegeben wurde, nachdem ein Chemnitzer dort niedergestochen und tödlich verletzt worden war. Es hieß, es habe einen rassistischen Hintergrund gehabt, weil jener Chemnitzer die "falsche" Hautfarbe gehabt hätte. Spätere Berichte besagten eigentlich etwas anderes - aber ich war nicht dabei, ich weiß es nicht.
Was mich nur echt aufbrachte, war, dass zu einem Konzert, das extra gegeben wurde, um eben genau gegen Hass und Gewalt ein Statement abzugeben - da treten die mit ihrem Song "Bullenschwein" auf. 
Und da hats bei mir aufgehört. 

Also ich muss Euch sagen - B ist irgendwie ein schwieriger Buchstabe ;) Mir fällt da grad nicht wirklich viel dazu ein - aber zumindest hab ich die Themen untergebracht, die mir aktuell bisschen schwer im Magen liegen. Und die Erfahrung sagt ja: Isses raus (ausm Bauch), isses weg. 
Dann freu ich mich doch schon mal auf das C - bei dem ich aktuell noch weniger Ideen habe als beim B :)

Ach doch - ein was fällt mir noch ein:

B wie Bilder

Der Mann liebt ja die Bilder, die ich male. Ihm gefallen sie viel besser als mir. Über Frauengesichter  zu den Bären und zu Hasen und anschließend wieder zu Frauen-/Kindergesichter angekommen, denke ich ja immer öfter: Jeder Mensch hat was, das er gut kann. Der eine singt, der andere tanzt, der eine schreibt, der andere fotografiert... Oder malt. Und irgendwie.. Meine Überzeugung ist, dass man bei allem, das man tut, irgendwie immer ein Stück von sich selbst herzeigt..

Und da es bei mir aktuell eher Kindergesichter/ Kinderfiguren sind... Unlängst las ich dazu mal, dass Menschen immer jemanden suchen, mit dem sie alt werden können - aber eigentlich sollten sie sich
jemanden suchen, mit dem sie Kind bleiben können.

Wenn Ihr mich fragt, finde ich diese Intention weitaus schöner. Lebensfroher. Und vermutlich male ich sie aktuell deshalb so gern. Vor allem, wenn sie lachen. 



Mittwoch, 3. April 2024

A wie Anton

 Oh my Goodness... Schon wieder ist ein ganzer Monat rum, in dem ich nix geschrieben hab, keine einzige Zeile. Und dabei schreibe ich ständig - in Gedanken. Ist fast so wie wenn wir abends auf dem Sofa lümmeln, einen Film schauen und meine Füße in einem Takt wackeln und der Mann missmutig anmerkt: "Da spielt doch gar keine Musik" und ich sage dann: "Doch! In meinem Kopf."

So ähnlich gehts mir mit dem Bloggen. Eigentlich habe ich - gefühlt - jeden Tag Gedanken, die ich noch während des Denkens in das geschriebene Wort "umbaue". Nur tue ich das nicht, weil mir in der Realität entweder die Zeit oder die Muße fehlen. Oder beides. 

So ähnlich geht es mir aktuell auch mit dem Malen. Gerade wenn ich dolle beschäftigt bin, habe ich oft Ideen, von denen ich denke: "Festhalten! Und dann aufmalen, wenn du Zeit hast!" Die Realität ist dann aber, dass ich entweder wie ein toter Frosch am Sofa klebe - ermüdet und ermattet - oder ich besuche jemanden oder ich muss mit dem Mann Gassi gehen, weil der vor lauter Home Officerei rammeldösig wird. Der braucht Auslauf! Aktuell sind wir grad so ein bisschen wie dieses Wetterpärchen: Sie geht rein ins Haus, er geht raus. Bei meinem aktuellen Pensum bin ich echt froh und dankbar, wenn ich mal nüscht machen muss. Einfach nur heimkommen, Schuhe aus, Beine hoch - fertsch. Manchmal brauche ich sogar nicht mal Musik. Einfach nur da sitzen oder da liegen, die Arme ausbreiten, nix denken, nix reden - Stille. Himmlische Stille! Aber nur, solange der Mann noch im Arbeitszimmer vorm PC hockt und Meetings abhält. Kaum sind die zu Ende, geht die Tür auf und dann werde ich gnadenlos zugetextet. Musste heute echt ein bisschen in mich hineinlachen, weil ich so die Vorstellung hatte: Der Mann is wie so n gefüllter Wasserballon - einmal angepiekst, kommen tausende Wörter raus. Nur... Ey... Ich wollte eigentlich ein bisschen Ruhe. Ein BISSCHEN. 

"Bist du grad woanders mit deinen Gedanken?"

"Äh.. ja!"

"Na dann mach erst mal zu Ende, dann reden wir."

Sagt er, geht die zwei Schritte hinüber in den Küchenbereich - und quasselt dann munter weiter. Hm. Öhm. Und wie war das grad noch mit "mach erstmal zu Ende"?

Manchmal denke ich ja, ich bin eigentlich gar keine Frau! Ich meine, ich hasse telefonieren, ich verabscheue Quasselstrippen. Ich bin gerne maulfaul. Aber gut. Mein Schuhschrank und die kleine bescheidene Sammlung meiner Strickjacken und Strohtaschen retten mich dann wiederum vor der Dreibeinigkeit.

Und manchmal, wenn ich Zeit UND Muße zum Schreiben hab, dann ist der Kopf wieder irgendwie total leer. Leergefegt wie die Klopapierregale zu Beginn der Corona-Ära. Heute auf dem Heimweg vom Büro, da dachte ich so bei mir... Geh doch einfach mal s Alphabet durch. Nimm dir immer einen Buchstaben - am besten immer der Reihe nach, sonst verlier ich mich wieder - und denk dir Worte dazu aus, wo du vielleicht was sagen könntest. Hab zwar keine Ahnung, ob und wie das so funktioniert - denn Schreiben auf Bestellung hat ja irgendwie auch noch nie wirklich bei mir geklappt. Aber hey, einen Versuch ist es wert - was kann schon passieren? Im worst case bleibt das Postingblatt halt leer und Ihr hab umsonst hier hergeguckt ;)

A wie Anton oder besser.... A wie:

Aufgegessen

Oh man, heute im Büro gabs Kuchen. Hat keiner bestellt, wollte keiner - gab ihn aber trotzdem. Früher dachte ich immer: Home Office - DAS is gefährlich! Den ganzen Tag lang guckt dir niemand zu, ob du oft in die Küche oder in den Fresskorb guckst. Keiner, der irgendwie mahnend die Augenbrauen hebt und sagt: "Wir müssen aufhören, soviel Süßes zu essen, wir werden zu dick!" und ich bin dann immer leicht konsterniert: "Wen meinste denn mit WIR?" 

Und weils also heute schon wieder unbestellten, aber dafür scheiße leckeren Kuchen gab (Office, Leute, Office is gefährlich! Nicht Home Office - näää, DA gibts Disziplin! Aber im Office, da gibt es immer jemanden, der unbestellt was anschleppt - und unhöflich willste ja auch nicht sein!), hab ich nicht nur meinen eigenen, sondern auch den von der Kollegin aufgegessen, die ihren nicht wollte. Also wird morgen schönes Wetter - und das wäre ja auch mal nicht das Verkehrteste. Ist es nicht herrlich, wie gerade überall um einen rum die Natur "aufplatzt"? Daran liegts, dass ich morgens und abends auf dem Weg ins Büro bzw. auf dem Heimweg meine Lieblings-Playlist abspiele und leidenschaftlich mitsinge. Fast so wie live on stage :)

Aufgehört

Kennt Ihr auch jemanden, den Ihr mal (sehr) bewundert habt? Für das, was jemand auf die Beine gestellt hat, was er bewegt hat, was er erreicht hat - aus eigener Kraft. Ein Mensch, dem der Enthusiasmus quasi aus den Augen sprang? Menschen verändern sich mit ihrem Partner - doch, is leider ganz oft so - und noch tragischer ist es, wenn Menschen sich dadurch nicht zu ihrem Vorteil verändern. Versteht mich da nicht falsch: Man muss nicht immer der Macher sein. Nicht immer der, der weiterweiß. Der den Takt vorgibt. Aber wenn du demjenigen in seine Augen schaust, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr - und du erkennst: Das Licht, das da mal war, ist erloschen, da ist es nur noch düster und jammerig, dann.. ist das echt wirklich  traurig. Drei Jahre lang hab ich geredet, gekämpft, beschworen, auf die Beine gezogen. Es war letztes Jahr im Sommer, als ich damit aufgehört hab. Komplett. Ich wollte nicht mehr. Kein "Ich kann nicht mehr" - nein, ich wollte nicht mehr. Für Konsequenz bin ich ja nicht unbedingt bekannt - aber hier ziehe ich das seither durch. 

Auch hab ich aufgehört, täglich Nachrichten zu konsumieren. Es macht mir Angst, es wühlt mich auf - und es macht mich rasend wütend. Es verändert mich - aber so will ich nicht sein. 

Angehört

Im Auto meine Lieblingsplaylist. 

Beim Malen meine "Zum Malen"-Playlist.

Mit dem Mann die "Lovely with you"-Playlist. Oder die 80er-Playlist - und dann tanzen wir wie die Bekloppten oder wir singen, wie uns der Schnabel gewachsen ist. 

Die Lebensgeschichten anderer Menschen. Manche davon machten mich sehr betroffen - vor allem die Reaktionen aus deren Umfeld. Manche Menschen haben Abgründe, das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen. Oder will sich das nicht vorstellen.

Aufgemacht + Aufgehangen

Vor etwa zwei Wochen war ich bei meinem Ältesten zu Gast. Wenn nichts anderes dazwischen kommt, bin ich jede Woche mindestens einen ganzen Nachmittag dort. Dann schnattern wir über alles Mögliche, schauen wir, ob es was zu erledigen gibt - abgesehen von Geschirr spülen, Wäsche waschen und ein bisschen Ordnung machen, damit die vielflügligen Freunde gar nicht erst wieder auf die Idee kommen, sich bei ihm einzunisten. War DAS ein Kampf letztes Jahr! Inklusive Schlupfwespen für satte hundert Euro - und was hats gebracht? Nüscht. Der Zauber war erst vorbei, als wir das Nest gefunden und ausgehoben hatten: die Keksdose vom letzten Weihnachten von der Oma. Die mit den selbstgebackenen Plätzchen. Dose aufgemacht und umgefallen. Das ist nicht nur super eklig, das stinkt auch wie Hubbatz. Hätte am liebsten die Keksdose mit entsorgt - aber das brachte der Große mit dem noch größeren Herzen nicht über eben dieses. Haben also den Inhalt im Hof in den Container entsorgt, die Blechdose geschrubbt und dann nochmal in den Spüler gestellt. Jetzt sind da die Feuerzeuge drin, die er nicht mehr braucht, weil er - HEUREKA - seit dem 5. September 2022 nicht mehr raucht. Dafür nutze ich die jetzt, wenn ich mal wieder ne Duftkerze aufstelle. Ab und zu muss das sein in dieser reinen Männerbutze. 

Jedenfalls hatte ich vor zwei Wochen seine Lieblings-Sweatshirts gewaschen und ob des schönen Wetters auf den Trockner gehangen. Und leider vergessen, dem Sohnemann Bescheid zu geben, die Wäsche nach spätestens zwei Tagen wieder reinzuholen. War ja wundervoll mildes Wetter. Aber eben.. Ich hatte es vergessen - und natürlich hingen die da immer noch, als ich jetzt am Montag bei ihm einkehrte. Und was soll ich sagen: Alle Sweatshirts waren versaut - außer die hellgrauen. Schön ausgeblichen von der Sonne. Schöne Scheiße. 

Aufgestockt

Als wir noch in M wohnten, hat der Mann beklagt: "Schon wieder ein neues Kleid? Du hast doch schon genug. Und außerdem brauchst du im Home Office doch keine Kleider." Als dann irgendwann mal ein Regalboden wegknickte, weil ich  mich etwas zu beherzt aufgestützt hatte, da durftsch mir vielleicht was anhören von wegen "viel zu viel" und so. Stimmt übrigens nicht, aber das verstehen jetzt vermutlich auch nur Frauen.

Hier in L hat er mir nach meinen Vorstellungen ja nun einen Maltisch gebaut. War ja so meine Idee: Arbeitsplatte aus Vollholz kaufen, Beine drunterschrauben - fertig is der Lack. Hat nicht nur den Vorteil, dass er schön lang ist und damit viel Platz für Malzeug bietet, sondern gleich noch ne Ecke mit abfällt für den Laptop und den extra Bildschirm für die Tage, wo ich auch hier im Home Office bin. Als ich mich unlängst wieder mit meiner Kollegin auf ein Date im Künstlerbedarf verabredete, verdrehte der Mann die Augen und mahnte: "Auch DER Platz ist begrenzt!" Öhm. Farben kann man ja irgendwie nie genug haben. Irgendwie braucht man sie alle - je nachdem, was man gerade so vorhat. Bin ja irgendwie ein Fan davon geworden, wie man Materialien so miteinander kombinieren kann - Ölkreiden mit Gouache-Farben, Kreide und Acryl. Zum Beispiel. 

Als ich dann aber so den Maltisch in seiner ganzen aufgestockten Herrlichkeit betrachtete, da dachte ich so bei mir: Nun ja... S wird schon einen Grund haben, dass ich mich auf Postkarten eingeschossen habe und mir größere Bildflächen nicht so liegen ;)

Aufhören

Mir fallen jetzt irgendwie keine Worte mit A mehr ein, woraus ich noch was basteln könnte. Deshalb hör ich jetzt an dieser Stelle auf und wünsche Euch einen schönen Restabend :)