Dienstag, 26. April 2022

"Wer heiraten will, muss lieben können"

 
 
Über diesen Artikel bin ich heut gestolpert, während ich nach der Arbeit einfach nur die Beine hochlegen und mich der Musik hingeben wollte. Draußen ist es schon längst dunkel geworden, vom eigentlich trüben Tag haben die kleinen Lampions draußen dennoch genügend Licht mitgenommen, das sie nun aufflammen ließ.. Ich liebe diese Stimmung so sehr.. Dieses Verträumte, die Stille, diese furchtlosen Momente, solange man an nichts denken muss..

Der Mann ist noch unterwegs, irgendeine Party, zu der er eigentlich gar nicht gehen wollte - und meistens sind genau die die besten. So will es das Gesetz. Insofern breite ich mich hier aus in diesem dunklen Raum, nur schwach beschienen vom Licht des Bildschirms, von den kleinen Lampions draußen vor dem Fenster, löse mich auf in tausende kleine, zart vibrierende Noten, verteile mich im Zimmer, bin überall und nirgends und doch hier.. So wie meine Gedanken.
Bis ich dann jenen Artikel las und in mich hinein fragte, wie ich jetzt und hier und ganz spontan auf diese fünf Fragen antworten würde?

Was erwartest Du vom Leben?
Nichts. Tatsächlich nichts. 
Irgendwann mal, vor vielen Jahren, da hat mich jemand, zu dem ich schon seit ein paar Jahren keinen Kontakt mehr habe, gelehrt, dass der Mensch keine Erwartungen haben dürfte. Weil er selbst dann zwangsläufig enttäuscht werden muss. Und weil sein Gegenüber zwangsläufig nur verlieren konnte.
Was kann ein anderer Mensch für das, was wir uns wünschen, wonach wir uns sehnen?
Vielleicht passt es gar nicht zu dem, was der andere Mensch gerade geben möchte oder kann?
Und warum sollte es die Aufgabe eines anderen Menschen sein, die eigenen Erwartungen zu erfüllen?
Vor noch mehr Jahren, in einem "anderen" Leben, da sagte jemand zu mir: "Ich will derjenige sein, der dich glücklich macht." Zu jener Zeit fand ich den Gedanken schön. Ich liebte das Gefühl für mich, das aus diesen Worten entsprang. Obschon wir vermutlich beide schon zu jener Zeit wussten, dass es so nicht werden würde. Nicht werden konnte. 
Der Schmerz danach blieb sehr lange. Und als mir dann jemand begegnete, der mir sagte, der Mensch dürfe keine Erwartungen haben, da fragte ich wütend, ob das dann eine Art Freifahrtschein sei, dass jeder machen könne, was er wolle, ganz gleich, was es für den anderen bedeutete?
Damals wusste ich nicht, dass ich mit dieser Empfindung vollkommen falsch lag. Aber irgendwann habe ich das verstanden. Begriffen. Mitgenommen. Und für mich umgesetzt. 
Heute mit dem Mann in meinem Leben, da schmunzle ich oft und denke, dass genau diese Erkenntnis mir hilft in meinem Leben. Mehr als ihm. Ich erwarte beispielsweise nicht, dass man mir die Tür aufhält oder in den Mantel hilft. Ich erwarte nicht, dass der Nachbar in seiner Wohnung raucht statt vor seiner Haustür, was dank der räumlichen Gegebenheiten dann unweigerlich durch unsere Wohnung zieht. Ich erwarte nicht, dass sich jemand um mich kümmert oder für mich einkauft, wenn ich krank im Bett liege.
Aber ich freu mich immer sehr, wenn genau das geschieht. Ich freu mich über jede einzelne Geste oder das Lächeln eines fremden Menschen im Vorbeigehen, in der U-Bahn, irgendwo in der Stadt, weil er nichts tun muss, aber es trotzdem tut. Für mich oder einfach so. 
Und ich bin sehr dankbar darüber, dass der Mann und ich ein gemeinsames Leben haben, weil wir es so wollen. Dass wir Mann & Frau werden wollen, nicht müssen. 

Was erwartest Du von der Liebe?
Nichts mehr. 
Ich empfinde es ähnlich wie mit dem Leben: Ich habe keine Erwartungen mehr. 
Bevor der Mann und ich zusammenzogen, da hatte ich mir schon etwas beklommen die Frage gestellt, wie dieses Leben werden würde. Ob das überhaupt passt, wenn er als Frühaufsteher den Tag mit unfassbar viel Leben füllen möchte, während ich Wochenenden geradezu zelebrieren kann in all ihrer Herrlichkeit. Puzzeln, Malen, Musik hören, vielleicht ein bisschen Wäsche bügeln, das Zuhause gemütlich machen. Im Moment backe ich total gern und ich liebe diesen Geruch nach Vanille und Orange, diese warme Behaglichkeit. 
Ich liebe es, dass der Mann sich überraschen lässt und mit mir gemeinsam die Beine ausstrecken kann. Auch allein zum Beispiel wie ein Irrer auf dem Fahrrad durch die Gegend hechtet und es liebt, wieder nach Hause zu kommen. Da, wo ich bin. Meistens jedenfalls :)
Ich liebe den Gedanken, dass er sich an jedem einzelnen Tag darauf freut, zu mir nach Hause zu kommen. Wie er mich dann anschaut. Wie er dann lächelt, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle und meine Arme um seinen Hals lege. 
Ich liebe es, dass wir Abende lang Musik hören, mitsingen oder auch einander aus unserer Kindheit erzählen. Von Dingen, die uns bewegt haben, die wir geliebt haben. Wie wir waren. 
Ich liebe es, wenn wir nebeneinander liegen, uns etwas vorlesen und unsere Gedanken dazu mitteilen.
Und ich liebe es sehr, wenn wir das Buch, das Handy, den Beitrag dann aus der Hand legen...

Kannst Du mit Realitäten umgehen?
Heute ja.
Ich gebe zu, meine Vorstellung von Leben und Liebe war schon ein bisschen Disney-World, ohne Disney je gekannt zu haben. DDR halt. Da gabs sowas nicht. Trotzdem - und warum auch immer - war mein Blick auf das Leben und die Liebe ein völlig verklärter, verträumter. 
Wenn ich heute so manche DDR-Filme gucke, dann wundere ich mich immer, wie hysterisch die Frauen teils waren. Wie schnell die sich über irgendwas aufgeregt und dann losgeschimpft haben.
Als junges Mädchen ist mir das gar nicht so aufgefallen, heute aber schon. 
Und je mehr mich die Realität einholte, desto klarer wurde der Blick, so dass ich zwar denke, ich hab heut schon noch immer ein Faible für das Romantische. Aber die Dimension hat sich verschoben. Vieles, das ich früher romantisch fand, empfinde ich heut als Kitsch. 
Es darf nicht zu dolle sein, sonst werde ich misstrauisch. Und fühl mich unwohl :)
 
Bist Du bereit zu scheitern?
Ja. Ganz klar: Ja.
Irgendwann in meiner Singlezeit las ich von irgendwem den Satz: "Wer in der Liebe eine Garantie haben will, soll sich einen Kühlschrank kaufen, da gibts zwei Jahre drauf."
Ich für mich lebe den Gedanken, dass ich niemandem gehöre - und auch mir niemand gehört. Kein Mensch ist der Besitz eines anderen. 
Dass man sich auch verlieren kann, wenn man sich liebt. 
Dass man auch aufhören kann, einander zu lieben. 
Heute weiß ich, dass ich daran nicht zerbrechen werde. Dass mein Leben auch dann immer noch lebenswert ist - und liebenswert. Ich weiß auch sehr genau, wie dieses Leben dann aussehen würde.
Heute weiß ich, dass ich auch allein bestehen kann. 
Und nie mehr mit einem Mann zusammenziehen werde. Vielleicht hätte ich dann Katzen. Vielleicht auch einen Hund. Ich hätte Freundinnen und vielleicht auch einen Liebhaber. Viele Bücher und genug Platz für mein Malzeug und meine Musik. 
Es wäre auch ein schönes Leben. 
So wie es mit dem Mann jetzt und hier auch ein schönes Leben ist :)

Liebst Du Dich selbst?
Ja, ich denke schon.
Ich weiß noch, als mein geschiedener Mann und ich meinen Eltern gemeinsam sagten, dass ich mich trennen möchte. Der allererste Satz meines Vaters war: "Wie könnt ihr das nur tun, in der heutigen wirtschaftlichen Lage." Und nach einer Weile kam der zweite Satz: "Komm mir bloß nicht mit 'ich muss mich selbst finden' und so'n Scheiß!"
Das habe ich zu jenem Zeitpunkt weder gesagt noch gedacht. 
Aber heute weiß ich, dass genau diese einsamen Jahre, die ich so oft verflucht habe, das Beste waren, das mir passieren konnte. 
Ich musste lernen, allein zu leben. 
Ich musste lernen, allein zu bestehen.
Allerdings lernte ich auch, niemandem so zu vertrauen, dass es mich abhängig macht. Ich lernte, nicht alles auf eine einzige Karte zu setzen und darauf zu vertrauen, dass schon alles gut würde. 
Heute gibt es in meinem Leben immer ein Netz mit doppeltem Boden.
In meinem heutigen Leben habe ich mir alles so angelegt, dass ich jederzeit und überall neu beginnen könnte. 
Das ist Selbstfürsorge, denke ich, und die gehört auch dazu, sich selbst anzunehmen und zu lieben. 
Nein zu sagen, wenn ich etwas nicht möchte. 
Aber ich gestehe, dieser Punkt ist ein Punkt, an dem ich noch etwas konsequenter arbeiten muss.

Wenn ich meinen eigenen Text so überfliege, noch bevor ich ihn veröffentlicht hab, dann denke ich, dass mir vermutlich doch einiges an Romantik und Leichtigkeit abgegangen ist in den letzten Jahren.
Aber dann lausche ich wieder auf den Klang der Musik, dann löse ich mich wieder auf in all die abertausend kleinen vibrierenden Noten, verliere mich in der Nacht draußen vor meinem Fenster. Erinnere mich an ganz vieles, das ich mag und das ich liebe - und dann wird tief in mir alles wieder.. ganz weich und anschmiegsam. Und sehnsuchtsvoll. Und überhaupt.

Mittwoch, 20. April 2022

Achterbahnen


Als Kind bin ich auf Bäume geklettert, in Kettenkarussells gestiegen, auf Bohlen in einigen Metern Höhe balanciert - und nichts davon hat mir Angst gemacht. Vielleicht, weil in meinem Kopf, in meiner Phantasie zwar alle möglichen Dinge möglich waren, die eher nicht real waren. Aber die Angst kam mit den Jahren. Vielleicht, weil Dinge real wurden, die eigentlich nur in der Phantasie möglich sind. 

"Was wollen wir an unseren freien Tagen machen?" hatte der Mann mich zu Beginn der letzten Woche gefragt. Ideen hatten wir einige. Die Überlegung, für ein paar Tage irgendwohin zu fahren, hatten wir verworfen. Nach den letzten angespannten Wochen würde uns eine Pause von allem guttun. Eine Pause, in der wir durch nichts und niemanden gefordert sein würden. 

Schon kurios, dass man, wenn man weiß, da sind ein paar freie Tage, bis dahin auch irgendwie alles erledigt haben und wissen möchte. Obwohl ja eigentlich egal ist, ob davor oder danach, denn was sind schon vier freie Tage?
Nichtsdestotrotz stattete ich dem Rheumadoc noch fix meinen Besuch ab. Nicht ganz so erfolgreich, aber das hatte ich schon geahnt. Wenn man nachts erwacht, weil man sich aufgedeckt hatte und nun die Decke wieder bis an den Hals ziehen wollte, aber nicht kann, dann weiß man schon, was einen erwartet. Und dass die Spritzen allein nicht reichen. 
Vergangenen Mittwoch dann wollten wir hier in M anmelden, dass der Mann und ich nun Mann & Frau werden wollen. Schon kurios: Du lebst in A, möchtest aber in B heiraten. Dazu musst Du erstmal eine beglaubigte Abschrift aus dem Geburtenregister beistellen. Und wenn Du schon mal verheiratet warst, musst Du eine beglaubigte Abschrift Deiner Eheurkunde mit Trennungsvermerk beistellen. Alternativ könntest Du auch Dein Scheidungsurteil vorlegen. Und wenn Du das alles hast, musst Du in A Deinen Willen zur Ehe anmelden, prüfen lassen und die sagen dann in B bescheid, dass alles rechtens ist und Du das so machen darfst. 
Nur dass hier in M das Scheidungsurteil nicht ausreicht. Die wollen die beglaubigte Abschrift der Eheurkunde mit Trennungsvermerk. 
Dem Mann verging beinah schon wieder alles, während ich behutsam meine Hand auf sein Knie legte und in meinem Kopf ein leises Ommmmm erklang.
"Was meinen Sie, ist dann anders?" fragte er latent genervt. "Hier ist mein Ausweis, ein amtlich beglaubigtes Dokument. Und hier ist mein Scheidungsurteil mit original Unterschrift und Stempel."
Ja. Aber ne. In M (also A :D) reicht das nicht. In B schon, wie die Standesbeamtin vermeldete. Aber da wohnen wir ja eben nicht. 
"Wenn das hier alles nichts wird", sagte der Mann später zu mir, "dann lassen wir das alles sein, fahren nach Dänemark und heiraten dort. Da brauchen wir nur unsere Ausweise und sonst nichts. Und dank EU ist die Ehe dann auch hier rechtskräftig. Und dann können die mich alle mal am Arsch lecken."
Ich bin da friedfertiger: Wir können es sowieso nicht ändern, wir sind abhängig von den Beamten, ob einem das nun gefällt oder nicht. Und als Alternative hätten wir ja dann eben noch Dänemark. Da wollte ich sowieso mal hin :)

Also nahm ich - wieder draußen vor der Tür - vergnügt seine Hand, bis ich die Nachricht las. 
Die Nachricht von meinem Jungen, dass er in die Klinik muss, weil sein Gesicht linksseitig gelähmt ist. Und sein linkes Auge nicht mehr schließt. 
Wie fühlt man sich, wenn man gerade noch ein Hoch erlebt, von wegen Wir werden wirklich Mann & Frau und Ich muss in die Klinik, Verdacht auf Schlaganfall?
Von einem Jungen mit 26 Jahren? Sportlich, fit, gesund?
Zwar blieb ich ruhig am Telefon und auch für den Rest des Tages - aber ich konnte nicht aufhören zu zittern. Bis zwanzig Uhr arbeitete ich alles ab, das noch auf meiner Liste stand. Was auch zum Streit mit dem Mann führte, weil er es nicht verstehen konnte: "Dein Kind liegt in der Klinik und du hast nichts Besseres zu tun als zu arbeiten!"
Womit er grundlegend recht hat, aber: Für den Moment lenkte die Arbeit mich ab, sie musste ohnehin erledigt werden - dafür hatte ich mir den Tag drauf freigenommen und wir waren am Nachmittag pünktlich in der Klinik. Die Besuchszeiten gaben ja ohnehin auch nichts anderes her: 1 Besucher pro Tag - ab 15.00 Uhr für maximal 30 Minuten. Ob wir also noch Mittwochabend gefahren wären oder eben Donnerstag früh - es hätte mir nichts geholfen, denn eher hätte ich nicht zu ihm gedurft. 
Sie haben ihn komplett durchgecheckt, inklusive Nervenwasseruntersuchung. Alles in Ordnung, es fehlt nur noch die Detailauswertung vom MRT. Zumindest am Hirnstamm ist alles in Ordnung, keine Entzündung, keine Raumforderung zu sehen. Medikamentenmäßig wird er in Richtung Schlaganfall behandelt, also mit Blutverdünner und Cortison. Aber inzwischen ist er wieder zu Hause, das ist erstmal das Wichtigste. 
Am Abend haben wir zusammen gesessen, meine beiden Jungen, die Freundin vom Jüngeren und ich. 
Wenn er spricht, geht es eigentlich. Es klingt ein bisschen nuschelig, auch weil die Zunge linksseitig nicht richtig funktioniert. Aber wenn er lacht, muss ich wegschauen, weil sich dann Herz & Magen in mir komplett verkrampfen. Für mich als Mama ist es emotional schwierig, ihn so zu sehen. 
Es ist beim Essen passiert, erzählt er. Erst krampfte es im Hals, dass er nicht mehr schlucken konnte. Dann hing der Mundwinkel und dann ließ sich das Auge nicht mehr schließen. Wo sie gerade noch gelacht hatten von wegen Quasimodo, wussten sie dann: "Okay, jetzt ist es nicht mehr lustig."
Wie geht er selbst damit um... Seit er ein Baby war, ist er ein Mensch, der absolut tiefenentspannt ist und in sich ruht. Als Baby, als Kind und jetzt als Erwachsener. Von mir hat er das in der Ausprägung nicht, von seinem Vater erst recht nicht - aber ich liebe ihn auch dafür und ich habe das Gefühl, dass ihm das aktuell auch hilft, mit der Situation umzugehen. 
Natürlich frag ich mich, wie konnte es passieren?
Jeder einzelne behandelnde Arzt hat ihn nach der Covid-Impfung gefragt und sich Notizen gemacht. 
"Das war dann schon irgendwie auffällig", sagt der Junge. 
"Offiziell darfs ja nicht gesagt werden", hat ihm die Klinik-Logopädin gesagt, "aber wir beobachten das schon vermehrt derzeit."
Natürlich bin ich bestürzt über die Situation, aber das vor allem, weil ich mir Sorgen um meinen Jungen mache. Zugleich bin ich dankbar, dass er wieder daheim ist und dass es ihn nicht noch schwerer getroffen hat. Und ich hoffe und vertraue auf die Kraft seiner Jugend. Darauf, dass er eben so jung und durchtrainiert ist. Er übt jetzt jeden Tag und nachts muss er eine Art Uhrenglas über dem Auge tragen, damit das Auge, das nicht schließt, nicht austrocknet. 
Und was mich schon auch betroffen macht, ist dieses (allgemein bekannte) "Offiziell darfs ja nicht gesagt werden". Ich für mich denke, dass alle Ergebnisse gesammelt und auch betrachtet bzw. ausgewertet werden sollten, und zwar seriös. "Kein zeitlicher/kausaler Zusammenhang" klingt für mich beispielsweise nicht nachvollziehbar, wenn man das selbst bei Reaktionen sagt, die innerhalb von 2 bis 7 Tagen eintreten. Mich erschüttert, dass Patienten so wenig ernst genommen werden, so wie Ken Schneider zum Beispiel. Mich erschüttert die Untererfassung, die ganz offensichtlich ist, aber nur sehr wenig bis gar nicht offen kommuniziert wird. Und wenn man beginnt, nachzulesen, dann findet man immer mehr Betroffene, die von Nebenwirkungen berichten, die einander unfassbar ähneln. Zu dem Zeitpunkt, als ich auf diese Sendung und Seite kam, gab es 964 Kommentare. Ich habe sie alle gelesen, wirklich jeden einzelnen. Bis morgens 4.30 Uhr. Und was mich nachhaltig erschüttert(e), war zum einen, wie sehr sich alle Geschichten ähneln, und zum anderen die Umgangsweise mit diesen Patienten. Das Abwiegeln. Das Schieben in die Psychoschublade. Das Abblocken, sobald man die Frage nach der Impfung stellte. 
Wie oft habe ich das selbst erlebt in den 17 Jahren. Ich habe immer noch Furcht vor dieser Impfung, nicht mehr als vor der Zeit, bevor das auch meinem Jungen passierte. Aber auch nicht weniger - und am meisten Furcht habe ich davor, mit dem, was auch immer dann käme, wieder allein gelassen zu werden. 
Da halte ich es mit Ken Schneider, der da sagte: "Ich halte den ehrlichen Umgang nicht nur moralisch für angebracht. Es ist auch klug, so zu kommunizieren. Die offensichtliche Vertuschung, wie sie hierzulande passiert, soll wohl Impfskeptiker von der Entscheidung gegen die Spritze abhalten. Unterm Strich dürfte die Skepsis so aber nur größer werden." 
Auf mich persönlich passt dieser Satz in jedem Fall.