Montag, 28. Mai 2018

Verlieben leicht gemacht, sagt Annika

...und zwar beschreibt sie das hier.
Natürlich hab ich erst mal geschmunzelt beim Lesen. Einen Hund kaufe ich mir jetzt trotzdem nicht (aber ich habe überlegt, wer das eventuell stattdessen tun könnte!) und ein Gegenüber habe ich dieser Tage auch nicht. Also werde ich die eine oder andere Frage unter den Tisch fallen lassen müssen (da, wo man sich jetzt im Dunkeln nicht mehr füßelt oder sowas in der Art, sondern wegen der DSGVO - ja, ich kanns auch langsam nicht mehr hören ;) - die Visitenkarten zusteckt *haha*, hab ich gestern bei FB gelernt und mich sehr amüsiert), denn insgesamt dachte ich... Also mir gingen da so spontan Antworten durch den Kopf und ich dachte: Warum das nicht einfach als "Blog-Stöckchen" verwenden und dann auch gleich aufschreiben?
Es sind zumindest alles Antworten, die ich mir weder überlegt noch zurechtgelegt habe.

1. Wenn du zwischen allen Menschen auf der Welt wählen könntest, wen würdest du gerne zum Essen einladen?
Ganz klar: P. (Kennt Ihr nicht, höchstens von früher aus dem einen oder anderen Kommentar und manchmal schrieb ich, dass ich sie sehr, sehr vermisse.) Ich weiß schon jetzt, es würde der lustigste, emotionalste Abend ever werden. Vier Jahre sind vier Jahre!

2. Wärst du gerne berühmt? In welchem Bereich?
Ich würde gerne was schreiben, das ganz viele andere Leute kaufen. Am liebsten anonym - weil ich nicht berühmt sein möchte, aber es mir dann erlauben könnte, nur noch zu schreiben. Denn das ist meine Leidenschaft, wars schon immer. Noch mehr als das Malen.
Übrigens, die Blogs, die ich sonst noch betreibe, zählen nicht dazu. Sie beinhalten sehr viel Auto-/ Biografisches und sind lediglich die Verarbeitung von etwas. Ein Mix aus Vergangenem und Fiktion, weil... na eben aus Gründen.

3. Legst du dir manchmal die Worte zurecht, bevor du jemanden anrufst? Warum?
Das kommt ganz aufs Thema an. Wenn mir etwas schwer im Magen liegt oder ich mich missverstanden oder unfair behandelt fühle, dann hadere ich mitunter tagelang mit mir. Früher nicht! Früher hats sofort gekracht bzw. bin ich auf den anderen zu und habe geredet, wie mir halt der Schnabel gewachsen ist. Ne - war. Heute überlege ich mehr, insbesondere dann, wenn mir etwas sehr wichtig ist und ich es gelöst wissen möchte - für beide Seiten. Weil ich niemanden verletzen möchte, aber auch um meinen eigenen Seelenfrieden bemüht bin.

4. Was macht für dich einen "perfekten" Tag aus?
Über sowas denk ich nicht nach. Ich persönlich halte Perfektionismus für todsterbenslangweilig. Danach strebe ich nicht.

5. Wann hast du zuletzt für dich selbst gesungen? Und wann für jemand anderen?
Vor zehn Tagen im Auto.
Weihnachten 2008. Auf dem bordeauxfarbenen Ledersofa. Unvergessen.

6. Wenn du 90 Jahre alt werden könntest, was würdest du während der letzten 60 Jahre lieber haben: den Körper oder den Geist eines 30jährigen?
Ey, das ist nicht wirklich leicht - auch wenn man spontan denkt: den Geist, den Geist! Weil ich am Körper "arbeiten" kann - wenn der Geist aber hinüber is, dann hilft dir auch kein knackiger Körper mehr!
Allerdings.. Betrachte ich mich aktuell.. Dann bin ich ja schon 90 und mein Geist ist immer noch Anfang 30. Ist jetzt auch nicht so das Gelbe vom Ei. Und komplett zu verfallen bei wachem Verstand... Annika, ich muss nachdenken! :)

7. Hast du eine Vermutung, wie du sterben wirst?
2002 habe ich gesagt: "Ich werde eines Tages auf der Straße im Auto sterben."
2006 hätte ich das fast geschafft, aber wirklich unwahrscheinlich viel Glück gehabt.
2018 denke ich, dass ich lieber lebe, als darüber nachzudenken, wann und wo und wie.
Das einzige, worüber ich nachdenke, ist, ob ich lieber verbrannt und anschließend überm Meer vertreut werden möchte. Dieser Gedanke gefällt mir tausendmal besser als die Tatsache, doch nicht tot gewesen zu sein und dann in der Gruft zu erwachen und nicht wieder rauszukommen. Pooarrhh!!!

8. Nenne drei Dinge, von denen du glaubst, dass sie dein Gegenüber und du gemeinsam haben.
Nun... Wir sind beide sehr empfindsam. Wir lieben beide das Leben und verstehen es, es zu genießen. Wir werden beide älter und trotzdem nicht erwachsen ;)

9. Wofür bist du in deinem Leben am meisten dankbar?
Für die Menschen darin, an denen Herz und Seele hängen.

10. Wenn du irgendetwas daran ändern könntest, wie du erzogen wurdest, was wäre das?
no comment

11. Erzähle deinem Gegenüber deine Lebensgeschichte in vier Minuten, aber mit möglichst vielen Details.
Äh.... Vier Minuten UND Details? Ernsthaft jetzt?

12. Wenn du morgen mit einer zusätzlichen Eigenschaft oder Fähigkeit aufwachen könntest, welche wäre das?
Nähen können. Doch - das würde ich echt gerne können wollen. Und wenn ich das nicht erst mühsam erlernen müsste... Wär cool!

13. Wenn dir eine Zauberkugel die Wahrheit über dich, dein Leben, die Zukunft oder irgendwas anderes offenbaren könnten, was würdest du wissen wollen?
Nichts. Was mich selbst betrifft, bin ich, denke ich, reflektiert genug, da brauch ich keine Zauberkugel. Und die Zukunft will ich nicht wissen. Kommt was Schönes, genieße ich die Zeit bis dahin nicht mehr, weil ichs nicht mehr erwarten könnte. Kommt was Schlechtes, genieße ich die Zeit auch nicht mehr, weil ich denken würde "Ist eh alles umsonst."
Ich halte es wie bisher: Nehmen wie es kommt und versuchen, das Beste aus allem zu machen.

14. Gibt es etwas, von dem du schon lange träumst, es zu tun? Warum hast du es noch nicht getan?
Ja, gibt es. Weil dazu zwei gehören.

15. Was war bisher der größte Erfolg in deinem Leben?
Keine Ahnung. Ich seh mein Leben nicht in Erfolgen. Eher in Etappenzielen.

16. Was ist dir bei einer Freundschaft am wichtigsten?
Dass sie mich nicht missbraucht.

17. Was ist deine liebste Erinnerung?
Die Momente, in denen ich erfuhr: Ich war allein, aber nicht einsam.

18. Was ist deine schrecklichste Erinnerung?
Der Rosenkrieg

19. Wenn du wüsstest, dass du in einem Jahr sterben wirst, würdest du irgendetwas an deinem jetzigen Leben ändern? Warum?
Ich würde endlich wirklich mal nur an mich denken - und mich mit den Menschen umgeben, die ich von Herzen liebe. Ich würde aufhören, mich aus Loyalität zu etwas verpflichtet zu fühlen, das ich nicht muss.

20. Was bedeutet Freundschaft für dich?
Unbedingtes Zueinanderstehen, egal um welche Uhrzeit.

21. Welche Rolle spielen Liebe und Zuneigung in deinem Leben?
Die größte.

22. Nennt abwechselnd eine positive Charaktereigenschaft, von der ihr glaubt, dass sie euer Gegenüber besitzt. Macht dies fünf Mal. 
Tja nun. Das machen wir mal unter uns.

23. Wie eng und herzlich sind die Beziehungen in deiner Familie? Denkst du, dass deine Kindheit glücklicher war als die anderer Menschen?
no comment

24. Wie beurteilst du die Beziehung zu deiner Mutter?
no comment

25. Denkt euch beide drei wahre "Wir"-Aussagen aus. Zum Beispiel: "Wir sind beide in diesem Raum und fühlen uns..."
Ich frag ihn mal, wenn er wiederkommt.

26. Beende diesen Satz: "Ich wünschte, ich hätte jemanden, dem ich erzählen könnte..."
Wisst Ihr, was geil ist? Ich HABE so jemanden!

27. Wenn du mit deinem Gegenüber eine enge Freundschaft schließen würdest, was müsste er oder sie dann unbedingt von dir wissen?
Noch vor zehn Jahren fand ich es cool, möglichst viele Menschen kennenzulernen. Bis ich begriff, dass man nicht mit jedem befreundet sein kann und es darauf auch nicht ankommt. Was mir wichtig ist, ist Authentizität und Verlässlichkeit. Auch wenn man mal monatelang nichts voneinander hört.

28. Sage deinem Gegenüber, was du an ihm oder ihr magst; sei dabei ehrlich und sage Dinge, die du normalerweise einer Person, die du gerade erst kennen gelernt hast, nicht sagen würdest. 
Wie gesagt - s is keiner da.

29. Teile mit einem Gegenüber einen peinlichen Moment in deinem Leben.
Hm. Wenn ich so drüber nachdenke... Ich kann mich an keinen erinnern. Ernsthaft. Vielleicht ist mir auch nichts peinlich, weil ich dazu stehe, wie ich bin. In guten wie in schlechten Zeiten ;)

30. Wann hast du zum letzten Mal in Gegenwart einer anderen Person geweint? Und wann für dich allein?
Letzte Woche - Dienstagabend.
Letzte Woche - Freitagabend.
Hat absolut nix mit der Gesundheit und den Arztbesuchen zu tun - ich schwör, das ist Zufall.

31. Nenne eine Sache, die du bereits jetzt an deinem Gegenüber magst. 
S is keiner da-ha!

32. Worüber macht man keine Witze, sofern es so etwas gibt? 
Womit die Würde eines Menschen verletzt wird.
Und wisst Ihr, was ich so gar nicht mehr vertrage? Es gibt keine Comedy-Show mehr, die nicht ohne eine nicht enden wollende Reihe von Fäkalausdrücke auskommt oder ohne dass auf Kosten anderer fragwürdige Kalauer gebracht werden. Ich vermisse Menschen mit Stil, Menschen wie Hape Kerkeling, die sich selbst aufs Korn nehmen. Ich habe ganz sicher keinen Stock im Allerwertesten - aber für mich hat der heutige Humor nicht viel mit Humor zu tun.
Wer lustig sein will, der ist nicht lustig.

33. Wenn du heute Abend sterben würdest, ohne die Möglichkeit, mit jemandem zu sprechen, was würdest du bereuen, jemandem nicht gesagt zu haben? Warum hast du es noch nicht gesagt?
Orrrrr!!!!
Mit Sterben habt Ihrs aber, Leute!
Wo bleibt das LEBEN?

34. Dein Haus mit all deinem Besitz fängt an zu brennen. Nachdem du deine Liebsten und deine Haustiere gerettet hast, kannst du ein letztes Mal ins Feuer laufen und einen Gegenstand retten. Welcher wäre das? Warum?
Isch 'abe ga kein Haustier!
Kann ich dafür mehrere Gegenstände mitnehmen? Ich besitze nämlich vier Gegenstände - Geschenke meiner Söhne. Von denen kann ich mich nicht trennen und sie zu verlieren, das würde mir richtig, richtig wehtun.

35. Der Tod welches Familienmitglieds würde dich am meisten mitnehmen? Warum?
mannomann....
Eins meiner Kinder. Das würde mich komplett zerbrechen.

36. Berichte von einem persönlichen Problem und frage dein Gegenüber nach Rat, wie er oder sie die Sache handhaben würde. Bitte dein Gegenüber außerdem zu beurteilen, wie du selbst vermutlich über das ausgewählte Problem denkst.
Hm, das finde ich schon irgendwie spannend. Aber wie gesagt - s is kana da!


Und weil keiner da ist, können wir uns jetzt auch keine vier Minuten lang in die Augen sehen und dann heiraten. C'est la vie.

Samstag, 26. Mai 2018

♥️



Everything is sudden
Everything is suddenly alive
All these situations
Panic into such sweet calm
I will turn the light on
I will turn the light on everywhere
And I watch you lift your head up
Higher than it was before

Nowhere don't know how it ends
For both of us
But why would you need to know the end, my dear?
So don't crash into everything
To make your point
Let's get, get out of the way of us

I woke the lion
You woke the tiger
Inside, inside
Don't want to be this far
Don't want to be so far from you

Now everything's forgiven
Everything's forgotten, just look at you
You're shining like a falling
Shining like a falling sword


Nowhere don't know how it ends
For both of us
But why would you need to know the end, my dear?
So don't crash into everything
To make your point
Let's get, get out of the way of us

I woke the lion
You woke the tiger
Inside, inside
Don't want to be this far
Don't want to be so far from you

Freitag, 25. Mai 2018

Irritationen

Interessiert bleiben, sich mit Themen beschäftigen - klar! Aber momentan frage ich mich grad... Wenn die Medien das Thema DSGVO nicht so hochhalten würden - ob dann überhaupt aktuell so viel Verunsicherung entstanden wäre? Ich meine, diese Verordnung gibts schon mindestens seit 2015, auch wennse da jetzt noch nachgebessert haben.
Und jetzt lieste an jeder Ecke was von Bußgeldern bis zu 20 Millionen Euro - Leute!
Medial gesehen ist das für mich Panikmache wie mit jedem aktuellen Thema. Haben wir eigentlich schon Sommerloch? Ham die nix anderes? Kriegt nicht ne C-Promi n Kind mit 58?
Aber hey, ich verkaufe Euch nix, schicke Euch keine Newsletter, will nix von Euch - ich erzähl Euch nur von mir, was ich Euch auch live und in Farbe bei jedem Käffchen erzählen würde.
Vielleicht.
Dem einen oder anderen ;)
Der Streitwert meines Blogs also? Null Euro!

Aber nicht nur die DSGVO sorgte für ein wenig Irritation im Hause Ziggenheimer.
Dienstag beim Hausarzt. Ich war müde. Ich war ehrlich müde. Schlafe immer noch sehr viel und sobald ich nur n bisschen was mache, brauch ich gleich wieder n Stündchen Schlaf. Schlafe im Auto (als Beifahrer!), auf der Bank im Wald nach nur 200 m, na ja und eben so halt.
Sagt der zu mir: "Also Ihre Stimmung wirkt ja schon recht gedrückt, vielleicht ist das ja das Problem." Zack - schreibt er das erste Rezept: pflanzliche Stimmungsaufheller.
WTF??
"Herr Doktor, ich bin doch nur MÜDE! Bloß MÜDE!"
Am liebsten hätte ich meine Worte begleitet mit ein bisschen Handauflegen um seinen Hals, so bisschen würgen mit Nachdruck - aber ich war ehrlich müde und entsprechend kraftlos hingen meine Arme runter. Hat er Glück gehabt, der Sack!
"Das ist nur gegen die Müdigkeit!"
Ja ne is klar. Lesen kann ich schon noch. Ich habs vielleicht im Kopp, aber nicht mit den Augen!
Ich bereue jetzt noch, dass ich für den Scheiß Geld gelassen habe. Will die wer haben? Packung unangebrochen. Versende kostenlos! Ach ne! Nicht melden! Bitte nicht melden!! Sonst hat mich die DSGVO am Arsch, weil ich Daten empfange!
EKG war übrigens in Ordnung (wunder mich ja immer, dass zehn Sekunden EKG so aussagekräftig sein sollen, aber ich sage nüscht, nachher heißt es noch, der Patient WILL unbedingt was haben. Alles schon mal bei anderen Patienten gehört. Pfff), Blutdruck wie immer, nur stehen und laufen war verdammt zittrig und leicht unkoordiniert. (Wenn ich mich arg konzentriere, isses nich ganz so deutlich. Manche draußen auf der Straße mustern mich so... so... wie: Ach Gott, tagsüber schon voll, ja klar, die muss es nötig haben.)
In meinen Ohren is auch nix, alles okay. (Konnte der Mann nicht verstehen. "Du hörst doch nie auf das, was ich dir sage.")
Die Praxis verließ ich dann mit ner Krankschreibung und dem Termin eine Etage höher: "Das ist ein eindeutig neurologisches Problem."
Gestern erstmal die Auswertung des Bluts: Eisenwert irgendwo im Keller, zwischen 10 und 12 seit mindestens einem Jahr (hat aber letztes Jahr auch keine Sau interessiert), soll wohl nicht unter 30 sinken und normal bei 70 liegen. Von wegen Stimmungsaufheller! Ich geb Euch gleich Eure Stimmungsaufheller! Habt Ihr nur Schwein, dass ich grad echt müde bin!
"Haben Sie sehr starke Menstruationsblutungen?"
"Ne, habe ich nicht. Und aktuell auch gar keine."
"Sind Sie Veganer?"
"Leider gar nicht."
"Dann müssen wir uns ernsthaft mit der Ursache befassen!"
Da hätte ich kichern mögen: Erst interessierts keinen, dann soll ich Stimmungsbooster nehmen - und jetzt werden se nervös wegen so bisschen Eisenmangel. Pfff. Und: Ich war zu müde zum Kichern, Tatsache. Fragte nur matt, obs nicht eher auch an der Schilddrüse liegen könnte. Habsch irgendwo mal gelesen.
"Nein, auf keinen Fall. Ihre ist gut eingestellt mit dem Medikament, dann liegt es daran nicht."

Der Neurologe heute war auch sichtlich irritiert über meine Verfassung. Zum Ausschluss einiger nicht so schöner Sachen gibt es nächste Woche das MRT und dann einen Tag Spezialklinik.
"So schlimm wirds bestimmt nicht werden", meinte er zum Abschied, "wenn Sie Ihr Gangbild auch nur ein bisschen beeinflussen können, kanns eigentlich nichts Schlimmes sein. Denn wärs so, könnten Sies nicht steuern."
Und darauf ein Milchkaffee!! "Klein oder groß?" "Groß natürlich!"
Auch versuchte ich den Mann anzurufen, der ging aber nicht ran. ("Rufst du mich bitte gleich an, wenn du raus bist? Damit ich bescheid weiß?" Tzzz. S is doch immer dasselbe.)
Dann schrieb ich meiner Freundin. Stehe mitten auf dem sonnenüberfluteten Platz, den Kaffeeduft des nächstgelegenen Bäckers schon in der Nase, ich schreibe langsam und konzentriert, da stellt sich ein junger Mann vor mich. Lächelt breit und freundlich.
Hübsche Zähne, denke ich spontan.
"Hey! Ich musste dich jetzt unbedingt ansprechen. Weil du mir sehr gefällst!"
Äh...
"Äh..."
Er streckt mir die Hand entgegen, lächelt immer noch breit."
"Guten Tag! Ich musste dich jetzt unbedingt ansprechen. Weil du mir wirklich sehr gefällst!"
Ich schaue auf seine Hand. Mich durchzucken Nachrichten (scheiß Medien!), wonach man ja nie einem Fremden die Hand geben soll, man könnte sie gleich darauf auf dem eigenen Rücken wiederfinden und zeitgleich der Tasche oder wahlweise mindestens des iPhones beraubt werden. Und das wär schlecht. Echt schlecht! Ich meine, jeder hat doch so.. so.. Fotos und so ;)
Ich nehme seine Hand also nicht, aber ich lächle freundlich.
"Äh... Danke schön. Aber ich habe schon einen Mann."
Zack - das Lächeln ist weg.
"Ach so. Tschüss."
Dreht sich rum und weg sind die hübschen Zähne.

Sachen gibts!
Kann man schon mal von irritiert sein.

Donnerstag, 17. Mai 2018

Am Ende

...bemisst Dich jeder lediglich an der Befriedigung der eigenen Erwartungen und Vorstellungen, nicht daran, was Du alles an Gutem hervorbringst.
Das ist so ermüdend.
Vor allem aber schmerzt es. Ganz sehr.

Donnerstag, 10. Mai 2018

Sound and Pulse and Volume



Am Anfang dachte ich, es läge am Wetterwechsel. Neunzehn Grad in M und tags drauf an der Küste Null Grad und Schneesturm - da muss man ja matschig im Kopf werden.
Wieder daheim dachte ich, es läge an den harten Betten dort. Dass ich nur verspannt sei.
Dann nahm ich so simple Dinge an wie: falsche eingestellte Brille. Eine Entzündung des Gehörgangs, von der ich nur noch nix gemerkt hatte. Bis hin zum Lagerschwindel. Oder dass ich mittlerweile in dem Alter angekommen bin, wo einem eben auch mal blümerant sein darf.
Ich witzelte darüber, ich scherzte darüber, doch je länger der Kreisel in meinem Kopf anhielt, desto ernsthafter wurden meine eigenen Gedanken. Mittlerweile fühlt sich mein ganzes Ich so an, als sei ich permanent extrem unterzuckert.
All die neurologischen Spielchen von früher - ich beherrsche keins mehr davon.
Kann nicht auf einer geraden Linie laufen - nicht mit offenen Augen, mit geschlossenen schaffe ich nicht mal einen einzigen Schritt, ohne aus dem Gleichgewicht zu kommen.
Mein Zeigefinger trifft meine Nasenspitze nicht mehr, sondern den Hals oder bestenfalls das Kinn.
Meine Zeigefinger treffen auch nicht mehr aufeinander, statt dessen umarme ich mich eher praktisch selbst.
Nicht gut, weiß ich.
Kramte Unterlagen hervor, um nachzusehen, wann der letzte Scan vom Kopf gemacht wurde.
Belas mich nächtelang über alle möglichen Dinge, obschon ich weiß, dass man das nicht soll.
Zugleich aber immer auch die Stimme von damals im Ohr: "Sie werden es merken, wenn Sprache und Motorik nicht mehr stimmen. Oder eins von beidem. Wenn sich das plötzlich verändert, melden Sie sich bitte umgehend."
Nun. Umgehend. Das ist ja so dehnbar, finde ich. Also in meiner Auslegung.
Der "Zustand" hat sich plötzlich verändert, okay, aber es gibt auch so viele andere Möglichkeiten. Harmlose Möglichkeiten.
"Und? Schon einen Termin geholt?" fragte der Mann ein paar Abende lang zur Begrüßung, wenn er heimkam.
Ihm entgeht nicht, dass ich immer unsicherer werde, im Gehen, im Schauen.
Ihm entgeht (natürlich) nicht, dass ich sehr viel mehr schlafe als noch vor wenigen Wochen und trotz zwölf Stunden Nachtschlaf (ja, den kann ich gut grad) von fünfzehn Minuten Fußweg so müde werde, dass ich anschließend mindestens ein, zwei Stunden schlafen könnte.
Noch bis vor kurzem konnte man mir Briefe, Protokolle oder sowas via Telefon diktieren - das Mitschreiben war kein Problem. Meine Fähigkeit, bis zu 600 Zeichen in der Minute zu tippen, dürfte sich deutlich reduziert haben - auch deshalb, weil ich mich ständig verschreibe und korrigieren muss. Auch jetzt grad, hier beim Blogpost. 'S nervt e bissl.
"Lass mich das besser stenografieren", bat ich den Chef - aber auch hier versage ich, weil ich oft zu lange überlegen muss, wie man was schreibt. Ist ja nicht so, dass es für jedes Wort ein Steno-Kürzel gibt. Man lernt ein Alphabet, man lernt viele Kürzel - aber viele Wörter muss man sich in dem Moment überlegen, wenn man sie diktiert bekommt und aufschreiben soll. Das ist normal und war bislang auch kein Problem. Bislang eben.
Was hingegen super funktioniert, ist mein Gedächtnis. Wo mir früher vieles entfiel, habe ich heute so ziemlich alles fehlerlos im Kopf. Bis auf die Preise der zuletzt gekauften Badezimmerartikel ;)

Inzwischen habe ich einen Termin beim Hausarzt, nachdem auch die früher betreuende Neurologie in L vermeldete "Tut mir leid, Termine erst im September."
Inzwischen nehme ich mich selber ernst, nehme jeden Abend diese Gedanken mit in mein Bett, während ich den Kopf auf das Kissen bette und in die Nacht starre, bis mir kurz darauf die Augen zufallen. Derzeit träume ich ziemlich wild, chaotisch - und beängstigend. Von Ziegen, denen im Akkord die Kehle durchgeschnitten wird, begleitet von einer komischen Melodie, in der sich das Geschrei der Ziegen verliert.. Von Menschen, die getötet werden. Von Begegnungen mit Menschen, die ich zwar aus meinem früheren Leben kenne, jedoch so niemals begegnet bin. Da gehts um Schuld, um Verzeihung, um das Aussprechen.
Ich schlafe derzeit jeden Abend allein ein und ich erwache allein jeden Morgen mit den Gedanken, von denen ich nicht einmal sagen würde, dass sie mich ängstigen. Aber sie hängen an mir, an meinen Armen, an meinen Beinen, sie beschweren mich und heute Morgen, als ich die Augen öffnete und das Zimmer sich etwas um mich drehte, da ertappte ich mich bei dem Gedanken, das Universum darum zu bitten: Was auch immer du dir jetzt wieder für mich ausgedacht hast - lass es wenigstens noch zwei Jahre gutgehen, bitte.
In zwei Jahren dürfte Sohn I sich im aktuellen Job bitte hoffentlich gefestigt haben.
In zwei Jahren dürfte Sohn II seine aktuelle Ausbildung bitte hoffentlich gut abgeschlossen haben.
Ich wünsch mir zwar natürlich auch für danach nix Schlechtes, nur dann.. braucht mich niemand mehr so wirklich, dann kann auch jeder ohne mich weitermachen. Sollte ich dann vielleicht irgendwo in einem fahrbaren Stuhl sitzen und das Zählen von Raben auf dem Dachfirst zur Tagesaufgabe haben.
Weiß man ja nicht.

Und natürlich begehrt der Optimist in mir gerade auf: "Würdste mal deine Ohren nicht immer so derbe mit Musik vollknallen, würds dir jetzt auch viel besser gehen. Bei DER Lautstärke tät mich jedenfalls nicht wundern, wenn sich da deine Sinneshärchen biegen!"

Wahrscheinlich wirds darauf hinauslaufen.

Donnerstag, 3. Mai 2018

One More Light: Für S.



Erst am vergangenen Freitag habe ich von Dir erzählt.
Davon, wie sehr Du das Leben liebst.
Davon, wie sehr Du um dieses Leben kämpfst.
Davon, wie sehr Du Dir Kinder gewünscht hast.
Davon, wie groß die Hoffnung auf die Alternativtherapie war, an der auch ich mich beteiligt hatte.
"Warum du?" hatte der Mann mich gefragt. "Du kennst sie doch gar nicht wirklich."
"Aber ich nehme ganz sehr Anteil an ihrem Leben", habe ich geantwortet, "und ich kann dir nicht sagen, warum. Aber ich tus."
Und ich habe Dir so sehr gewünscht, dass.. irgendwie.. wider besseren Wissens.. eine Hoffnung besteht.
Ich wusste nie wirklich, was ich Dir wünschen sollte.
Du wolltest so sehr leben und Dein Körper konnte es immer weniger.
Am vergangenen Freitag erzählte ich jemandem von Dir - und erfuhr einige Stunden später, dass Du an diesem Freitag frühmorgens eingeschlafen bist. Nun für immer.
In diesem Moment lebt keine Vernunft, lebt kein Verstand, lebt auch kein Wissen.
In diesem Moment knickt es mir einfach nur die Beine weg, füllen sich die Augen mit Tränen.
Ich will mich nicht fragen, ob es ein Danach gibt und wie das aussieht.
Ich will mich nicht mit emotionsloser Wissenschaft befassen, aber mich auch nicht in etwas verlieren.
Ich möchte nur weiterhin daran glauben, dass es sehr viel mehr Dinge zwischen Himmel & Erde gibt, die sich nicht logisch erklären lassen - und sie geschehen trotzdem.
Und ich möchte an die Worte des Inders glauben, der mich vor zwei Jahren so anlächelte und zu mir sagte: "Wir sind auch nicht weg. Wir bleiben da."

Ich glaube, was mich mit Dir so verbunden hat, war diese Liebe zum Leben.
Da sein. Glücklich sein. Und glücklich machen. So lange, wie man das kann.
Seit 9 Tagen hadere ich mit mir und meiner Entscheidung, eine Tür hinter mir verschlossen zu haben.
Seit 9 Tagen frage ich mich, ob all die gemachten Erfahrungen es wert sind, diese Tür verschlossen zu haben, wenn man den Schlüssel ja doch immer noch in der Hand hält.
Vor 9 Tagen lese ich die Anfrage in meinem Mailpostfach "..möchte mit Dir befreundet sein", die nur wenige Stunden später wieder zurückgezogen wurde - aber die Mail ist da. In meinem Postfach. So wie die Zeile "Ich vermisse dich auch". Halte ratlos die mir neu übermittelte Telefonnummer in den Händen. Sehe freigegebene Erinnerungsstücke in dem anderen Profil, die auch nur wenige Stunden danach wieder auf privat gesetzt werden. Ich lese in diesen Erinnerungsstücken, ich lache und ich lache unter Tränen. Gerade weil dieses Muster wieder durchzubrechen scheint: Kommen und gleich wieder gehen.
Das wollte ich doch alles so nicht mehr.
Und dann stirbst Du, S., und die Fragen in mir vertiefen sich.
Noch kann ich Türen wieder öffnen..

Warum ist es eigentlich immer der Tod eines anderen Menschen, der uns vor die Frage nach der Sinnhaftigkeit unserer Entscheidungen und Wege stellt?
Weil er der einzige ist, dessen "Entscheidung" niemals mehr umkehrbar ist?