Donnerstag, 29. März 2018

Spontanität vs. Planungsgenie

Der Mann ist ja immer so planungswütig. Ginge es nach ihm, weiß er nicht nur bereits im Januar, wo wir in diesem Jahr überall hinfahren und urlauben, sondern er hätte schon alles gebucht, angezahlt, die Urlaubstage bis ins Detail verplant, Checklisten angefertigt und spätestens im Februar alles abgehakt und sich den Rest der Wochen und Monate aufs Ereignis gefreut.
Das hat bestimmt auch sein Gutes! Ich selber aber denke ja immer, dass mich das eher unflexibel macht. Ich bin eher so, die - wie heute - über irgendwelche Angebote stolpert und begeistert denkt: "Au ja, das wäre auch mal was Feines, lass uns das doch mal machen!"

Andererseits bin ich aber auch diejenige, die nicht einfach nur einen Gutschein verschenkt, wo man mal drei schöne Tage verbringen könnte (sich was raussuchen und buchen muss der Beschenkte dann aber selber - ach das weiß doch nun JEDER inzwischen, dass solche Gutscheine im Nirvana verrotten), sondern die, die das alles dann aber auch gleich in Sack & Tüten packt. Ich sage nur - Musical in Hamburg zum runden Geburtstag des Mannes! Wie lange er sich das schon gewünscht hat, weiß ich nicht; aber der runde Geburtstag war doch der perfekte Anlass. Hotel gebucht, Flug gebucht, Musical-Karten gekauft (es hätte eben nur nix schiefgehen dürfen - die Karten waren nicht erstattungsfähig, aber arschteuer warn se). Für den ich mich sogar überwunden habe, nicht nur zum allerersten Mal in meinem Leben einen Flug online zu buchen (jahaaa - Ihr kennt Euch alle damit aus, das is ein Klacks - aber wer das so gar nicht kennt, so wie ich, der ist dann schon nervös: Passt alles? Stimmt alles? Komme ich damit wirklich dahin, wo ich hinwill? Sind das alle Kosten oder erschlägt mich da noch was von hintenrum), sondern auch IN ein Flugzeug zu STEIGEN. Ich bin ja ein bisschen bekloppt, aber rund 1600 Kilometer an nur einem Wochenende mit dem Auto zu vergurken - SO blöde bin ich dann doch nicht. (Und es war ein gutes Training für Indien, dachte ich damals. Wobei das irgendwie nicht so richtig hingehauen hatte: Der Flug nach Hamburg dauerte ja nur etwa ne Stunde; in dieser Stunde hatte er mich mega weichgequatscht - aber dieses Manöver hat ganz gut funktioniert. Für den stundenlangen Flug nach Indien aber wusste ich: DAS hält KEIN MANN durch - nicht mal ich, und besorgte mir entsprechende leck-mich-am-Arsch-Pillen in zweifacher Produktart. Doppelt hält schließlich besser und so wars ja dann auch. Zumindest auf dem Hinflug.)
Ich habe zwar immer noch tierische Angst vorm Fliegen (und da sagen die immer: Stelle dich deinen Ängsten, dann hast du keine mehr! Ja Scheißchen.), aber als ich eben heute über das Angebot für einen einwöchigen Urlaub in Santorin stolperte, der perfekt in die Osterwoche gepasst hätte, da wusste ich nicht, ob ich lachen oder ein bisschen schreiheulen sollte.
Denn der Mann in seiner Planungswut hatte bereits nach dem Weihnachtsfest beschlossen: Im April fahren wir noch mal zu dir nach Hause! Ich meine, ich freue mich ja immer - und der Optimist in mir hatte ja auch beschlossen, dass April keine gar so schlechte Wahl ist für dieses Ziel.

Aber nu ja.. Erst kam heute morgen das Foto von der Mama und dann schrieb sie noch drunter: "Ist von heute! Zieht Euch was Warmes an, wenn Ihr kommt!" - aus Freundeskreisen schallte mir auch so gar kein Mitleid entgegen und erst dann las ich von Santorin.. Sah herrlich kristallblaues Meer.. Sattgrüne Bäume.. Hübsche kleine Urlaubsdomizile.. Bunte Blumen an jeder Ecke..


Manchmal verfluche ich diesen Planungsgeist des Mannes doch ein kleines bisschen. Er lässt zu wenig Raum für Spontanität ;)


Mittwoch, 28. März 2018

Begegnungen für das Leben

Ich schreibe diese Zeilen, während Du in einem Raum liegst, um Dich herum ein Gewusel aus Operateuren, Schwestern - und mit Deinem Mann neben Dir, der Dir vielleicht ein wenig die Nervosität, die Angst nehmen kann. Was Dich erwartet, kennst Du schon. Du hast das alles schon mal durchlebt - und Du hast einen Job, der Dich alle Risiken wissen lässt, mehr als vielleicht jedem anderen, und dieses Wissen gepaart mit Deiner unfassbar sensiblen Seele lässt Dich mir schreiben, dass Du geweint hast heute Morgen vor Angst.
Liebe J., in Gedanken bin ich neben Dir, ich lege meine Hand auf Deine und erzähle Dir von irgendwelchen Dingen, auf die Du Dich gar nicht konzentrieren kannst, die an Dir vorbeiwabern.

Einmal mehr erinnere ich mich an den Moment, als ich Deine Anzeige fand - "Fahrten von Frauen für Frauen", meine letzte Chance an jenem Tag, eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. Wie froh ich war, als Deine Zusage kam. Wie herrlich wohl ich mich vom ersten Moment an neben Dir fühlte, vor allem, als Du mich fragtest: "Stört es dich, wenn ich was esse?" und ich lachte verwundert: "Hä? Ne! Ist doch dein Auto!" und dann packtest Du eine Butterbrotdose aus, wie wir sie alle noch von früher kennen, als wir in den Kindergarten gingen.
Von Anfang an hatten wir irgendwie einen Draht zueinander, wir konnten erzählen und uns im Erzählten des anderen eins zu eins wiederfinden. Irgendwie war selbstverständlich, dass wir uns nicht nur zum Pendeln trafen, sondern recht schnell auch zum Shoppen oder ins Kino gehen.
Deinen 30. Geburtstag wolltest Du mit mir irgendwo feiern - und wir entschieden uns für einen Trip an die Küste. Wie herrlich das war! So ungezwungen alles, so herrlich unperfekt. Keine wochenlange detaillierte Planung im Voraus, keine Zettel "Was nehme ich alles mit". Deine Buchung, Du steigst am Tag X zu mir ins Auto und irgendwann auf halbem Weg fragst DU MICH, wie wir eigentlich überhaupt in die Unterkunft kommen?
Wir sind uns so derart ähnlich, unser beider Leben ist derart ähnlich, nur zeitversetzt, dass ich so oft denke, wenn ich Dir zusehe, dann sehe ich mir selber zu, wie das bei mir vor rund 20 Jahren war.
"Ist das deine Schwester?" wurde ich öfter gefragt, wenn ich Bilder von uns zeigte.
"Ich habe doch gar keine Schwester."
Ähnlichkeiten in unserem Leben sind manchmal derart frappierend, dass ich eine Gänsehaut bekomme.
So wie gestern Abend, als mir erst durch Deinen Hinweis bewusst wurde, dass am 28.03.2001 das Herz meines Kindes in meinem Bauch aufhörte zu schlagen - und dass Du am 28.03.2018 Dein zweites Kind bekommen wirst.

Wahrscheinlich ist der Kleine jetzt inzwischen da, hat zum ersten Mal mit einem Schrei diese Welt begrüßt und man hat Dir gesagt, dass alles gut und der Kleine rundum gesund ist. Das wünsche ich Dir und Deiner kleinen Familie von ganzem Herzen. Ich wünsche Dir und Euch ein buntes, fröhliches Leben, vor allem ein einfacheres, ein entspannteres Leben - und ganz vor allem ein gutes Miteinander.

Wenns nix mehr zu mosern gäbe

Irgendwie kann man kein soziales Medium betreten, ohne von Klagen, Jammern, Aufregen etc. überrollt zu werden.
Inzwischen überfliege ich viele Statements nur noch, lese Kommentare seltener, weil ich mich immer öfter frage: Was würde der Mensch eigentlich tun, wenn er nix mehr zu meckern hätte?
Wie ist das bei so einem Menschen? Steht er morgens auf und fragt sich: "Mal gucken, worüber ich mich heute aufregen kann?"
Was sagt der Drang zum Meckern über den anderen aus - und was mein Gleichmut über mich selbst?
War die Meckerei schon immer so ausgeprägt oder nehme ich sie jetzt nur bewusster wahr?
Hin und wieder denke ich in letzter Zeit amüsiert an den Spaziergang mit dem Mann, dem dies und jenes ins Auge stach und ich wunderte mich: "Mir ist mal aufgefallen, je älter du wirst, desto nörgliger wirst du. Alles stört dich oder nervt dich."
"Ja ich weiß", knurrte er.
"Komisch, bei mir ist das genau andersrum. Je älter ich werde, desto gelassener werde ich", zuckte ich die Schultern.
"Ja ich weiß", schnarrte er mich an, "und das nervt mich auch!"

Ich persönlich denke.. Der Mensch sollte viel dankbarer sein für das, was er hat. Ich persönlich finde es schade, wenn der Fokus auf das gerichtet ist, was er nicht hat, statt auf das, was er alles Gutes in seinem Leben hat.
Und ich persönlich - das muss ich gestehen - habe in diesem Jahr die Zeitumstellung so gar nicht bemerkt. Also biologisch. Ich bin ja aber auch kein Kleinkind und auch kein Hund. Die, die sich in den sozialen Netzwerken mal eben wieder heißkochen, aber auch nicht - und auch nicht im Besitz eines solchen ;)

Donnerstag, 22. März 2018

Ja ist denn heut schon wieder Montag?

...frage ich mich, während ich mich zugleich vergewissere, dass wir heute Donnerstag, den 22. März schreiben.
Irgendwie fühlt sichs an wie Montag - weil für den typisch wäre, dass es von allen denkbaren Seiten Saures gibt für mich. Egal ob in Blogkommentaren (werde künftig wohl verstärkt darüber nachdenken, bevor ich etwas schreibe - oder ob ich überhaupt was sage ;)), egal ob privat ("Wir haben zu dritt versucht, das Bett wieder zusammenzuflicken. Na ja eigentlich zu zweit, denn [Sohn II] ist krank und dem gehts auch sichtlich schlecht." - "Pah, zu dritt, das habe ich damals ganz alleine geschafft!" Ich habe gewagt, darauf hinzuweisen, dass man ja trotzdem nicht so tun muss, als seien wir alle Deppen und nur einer da, der alles kann. Gut - ich war vielleicht etwas.. undiplomatisch. Etwas unwirsch. Immerhin hatte ich vier Stunden Fahrt hinter mir, eine kleine Aufräum- und Wäschewasch- und Einkaufsaktion, Essen zubereiten und Muffins backen - und dann eben das Bett, das blöde, störrische alte Ding) oder ob dienstlich: "Es kann doch nicht sein, dass man dich telefonisch nie erreichen kann, auch wenn du meinetwegen frei hattest! Man muss ja auch mal Wichtiges klären können, sonst kann ich dich entlassen, dann brauche ich dich nicht mehr!" Hach ja. Wie habe ich doch solche Töne glatt vermisst. "Ja dann machen wir das doch so", habe ich lakonisch geantwortet (da täte immerhin der Mann sich freuen, wenn sich diese Entscheidung etwas torpedieren ließe).
"Guten Morgen, kleiner Stinker", begrüßt mich der Mann am Telefon, ich lache nur amüsiert.
"Guten Morgen, Helmalein", scharwenzelt der Chef um mich herum. Ich lass ihn scharwenzeln - so kommt er mir heute nicht davon. Gibt mit Sicherheit Chefs, die noch cholerischer sind und vor allem noch tiefer zielsicher unterhalb der Gürtellinie treffen. Dennoch habe ich keine Lust drauf, mir bei jeder Gelegenheit sagen zu lassen, dass man mich entlassen wolle. Erinnert mich fast an meine Ehe. Da hat mein Ex immer gedroht "Ich lass mich scheiden, mit so ner Frau wie dir halte ich das nicht aus!" Er ist bis zum letzten Tag nur nicht auf die Idee gekommen, dass nicht er, sondern ich gehe.

Nu ja. Heemgehn, Käffchen, aus.

Dienstag, 20. März 2018

Was wir lieben, macht uns glücklich


Zwar habe ich diese Aussage in einem anderen Blog in einem ganz anderen Zusammenhang gelesen, gleichwohl bildet er für mich den Auftakt zu einem Post, der mir schon seit Tagen in meinem Kopf herumschwirrt, den ich aber irgendwie nicht zu Papier zu bringen vermochte.

Draußen schneit es zarte Flocken trotz kalendarischem Frühlingsbeginn - aber in mir selbst ist schon länger Frühling. Das momentane Lieblingssommerkleid habe ich auf einem Bügel an den Schrank gehangen, ich sehe es jeden Morgen, jeden Abend und nehme somit jeden Tag dieses Gefühl mit und aus dem Bett. Ich freue mich darauf, es überzustreifen, in die Sandalen zu schlüpfen und hinaus in die Welt zu gehen. Den Tag zu begrüßen und ihn zu fragen, was er heute Schönes für mich bereithält. Vielleicht.
Und denke ich an meine Mädelsclique (böse Zungen könnten ja behaupten, das wäre - in Anlehnung an meine Lieblingsschriftstellerin - die Bauch-Beine-Po-Gruppe, weil wir alle ja irgendwie so bisschen mit uns hadern - Frauen halt, was solls; jedoch ich empfinde uns nach wie vor als Sex-and-the-City-Gespann, weil die Rollenverteilung kaum klarer sein könnte *harhar*) und den unlängst im Chat gewälzten Problematiken... Dann frage ich mich schon: Geht es mir auch gut, weil ich eben momentan keine Singlelin mehr bin? Geht es mir auch gut, weil nachts jemand neben mir liegt (meistens jedenfalls), der mir das Gefühl vermittelt, mich geborgen zu fühlen, mich angekommen zu fühlen (meistens jedenfalls, solange wir versuchen, unsere Reizthemen auszublenden, auch wenn man hin und wieder vom Runterschlucken Gefahr liefe, einen Elefantenhals zu bekommen)? Geht es mir auch gut, weil ich die Wahl hätte - gehen oder bleiben? Während ein Single diese Wahl nicht hat - allein ist allein? Geht es mir gut, weil ich mir - zumindest aktuell - nicht die Frage stellen muss, ob ich im Greisenalter noch die Miete aufbringen kann oder nicht? Ob ich dann in ein Zimmer ohne Bad und die Toilette ne halbe Treppe tiefer mieten muss, weil die Mieten bis dahin exorbitant explodiert sind?
Ehrlich gesagt.. Ich habe über diese Themen in all den Jahren - ob als Single oder innerhalb einer Beziehung - nicht wirklich nachgedacht. (Natürlich nicht. Das wäre ja ganz gegen meine Natur!)
Ich lehne mich zurück, schaue gedankenverloren auf die schneebedeckten Bäume vor dem Fenster und weiß, dass ich nichts aus all den Jahren, in denen ich allein war, vergessen habe. Nicht die durchwachten, sehnsuchtsvollen Nächte, weil ich mir vordergründig nicht Sex, aber in jedem Fall jemanden gewünscht hatte, der bei mir liegt, der mich berührt, der mich anschaut und anlächelt und ich weiß: Alles ist gut. Nicht die Tage, in denen mich irgendein Bakterium hinweggerafft hatte und ich selbst mit größter Willenskraft nicht in der Lage war, etwas anzuziehen, in den Supermarkt zu schlurfen und etwas zu essen zu kaufen. Solange die Kinder im Haus waren, konnte man ihnen Geld in die Hand drücken und sagen "Hier ist ein Einkaufszettel". Wenn sie aber im Urlaub oder beim Vater waren, dann bedeutete das für mich: kein Brot, kein Obst, kein gar nix im Haus - überleben mit Trinkwasser aus dem Hahn in der Küche. Nicht die Geburtstage, die ich ganz allein verbrachte, weil entweder grad keiner da war oder aber der Freundin just an diesem Tag eine Audienz bei der Fickbeziehung gewährt wurde ("Ich seh ihn doch sonst erst wieder in drei oder vier Wochen, ich hoffe, du verstehst mich.") und dieses "Wir ziehen um die Häuser, ich lass dich doch nicht alleine" so spontan gekippt wurde wie die Sektflasche, die ich anschließend allein zu Hause köpfte, bevor ich zu heulen begann. Nicht das Weihnachten ganz alleine zu Hause, wo ich mir die Flasche Rotwein mit ins Bett nahm (damals trank ich noch Rotwein, heute mag ich nur noch Weißen) und so lange auf das Leben anstieß, bis es nicht mehr wehtat. Nicht die Momente am Geldautomaten, wo ich 20 Euro abzuheben gedachte und das System meldete: "Sie haben noch einen Betrag von 14,75 Euro zur Verfügung" und daheim sitzen zwei Kinder und das Wochenende steht bevor. Während der Ex-Mann mir immer weiter böse Briefe mit immer neuen finanziellen Forderungen schicken ließ, bei denen meine Anwältin nur noch müde lächelnd abwinkte "Kann er vergessen" - aber mit dem Druck im Kopf lebste eben trotzdem erst einmal. Insbesondere dann, wenn Briefe schreiben abgewechselt wurde von Verbal-/Ausbrüchen vor der KiTa, vor der Haustür oder Treffpunkten, an denen ich die Jungs abholte - und er mich auslachte "Deine Anwältin kann mir tausend Briefe schreiben lassen von wegen 50 m Sicherheitsabstand, das ist mir doch egal."
Ich habe nicht vergessen, wie oft ich mir in dieser Zeit gewünscht hatte, nicht alles würde immer nur an meinen Schultern hängen. Nicht jede Entscheidung würde immer nur in meiner Verantwortung liegen. Würde ich meinen schweren Kopf auch mal auf den Bauch des anderen legen, die Augen schließen und für einen Moment alle Sorgen vergessen dürfen.

Schaue ich heute auf all die Jahre zurück - ob Single oder innerhalb einer Beziehung: Hat der Status tatsächlich etwas daran verändert? Daran, für mein Leben und das meiner Söhne Verantwortung zu tragen und sie auch gern zu übernehmen, weil ich ja diese Kinder auf diese Welt gebracht habe und sie auch von Herzen liebe? Daran, Entscheidungen zu treffen, beruflich, privat? Macht es tatsächlich einen Unterschied, ob meine Entscheidungen vom Mann mitgetragen werden (wollen) oder nicht?
Wir leben zusammen und wir teilen uns die Kosten - aber wäre ein (Über)-Leben nicht auch allein für mich möglich, wenn ich meinen Lebensmittelpunkt von M wieder woanders hin verlegte?
Bin ich mit dem Mann zusammen, weil uns wirtschaftliche Gründe zusammenhalten? Ganz klar: Nein. Jetzt könnte man sagen: "Ja noch nicht, noch arbeitest du und verdienst - aber was ist dann, wenn du mal nicht mehr arbeitest? Schon mal in deinen Rentenbescheid geschaut?" Ja, habe ich - und der Betrag entspricht im Moment meinem Netto-Verdienst vor 12 Jahren. Was kommt, weiß ich nicht, wie es wird, weiß ich auch nicht - und ob das alles irgendwie reicht, weiß ich ebenso wenig.
Aber wären das für mich Gründe, in einer Beziehung zu bleiben, die mich nicht mehr erfüllen kann? In der das Miteinander von elementaren Auseinandersetzungen bestimmt wird, weil beide sich im Recht fühlen? In der man sich so weit zurücknehmen muss, dass man gar nicht mehr man selber ist, auf all die Dinge verzichtet, sich arrangiert, die einen selbst aber ausmachen, mit denen man die eigene Seele füttert? In den letzten Zügen meiner Ehe habe ich es so bezeichnet: "Ich habe mich all die Jahre so kleinhalten und so kleinmachen lassen, zusammengefaltet in einen bunten blumigen Karton mit der Aufschrift C., in dem aber nicht mehr C. (mein echter Name) drin ist". Die Trennung von meinem Ex-Mann habe ich nicht für einen anderen Mann entschieden, ganz gleich, ob es den gab oder nicht. Ich habe diese Entscheidung für mich ganz allein getroffen - unabhängig davon, was werden würde. Weil mir eines klargeworden war: "Lieber lebe ich allein, aber glücklich, als mit einem Mann, mit dem ich nicht glücklich sein kann." Und auch nur deshalb konnte ich all die Jahre nicht nur sehr gut mit dieser Entscheidung leben, sondern habe rückblickend nur eines zutiefst bedauert: dass ich nicht schon viel eher gegangen war.
Ich verstehe durchaus, was die beiden Singlefrauen in unserer Mädelsclique meinen, wenn sie sagen "Überlegt euch gut, was ihr tut. Seid glücklich und dankbar, dass ihr jemanden habt, denn ich selber weiß gar nicht mehr, wie sich das anfühlt, jemanden neben mir zu haben."
Ich denke, dass ich mir eine solche Entscheidung auch nie leicht gemacht habe, ob in einer Ehe mit Kindern oder innerhalb einer Beziehung ohne gemeinsame Kinder. In diesen Momenten habe ich niemals darüber nachgedacht, ob ich "mir das leisten kann zu gehen". Für mich zählte nur eins: Kann ich so weitermachen, kann mich das glücklich machen, ist es das, was ich in zehn, zwanzig Jahren immer noch sehen und fühlen möchte?" Und vor allem: Liebe ich, was ich tue? Macht mich immer noch glücklich, was ich liebe?
Und mir stellt sich oft auch die Frage der (überzogenen) Ansprüche: Habe ich die? Welchen Anspruch habe ich denn überhaupt eigentlich an mich, an das Leben, an das Leben mit einem anderen Menschen? Bin ich nur jemand innerhalb einer Beziehung - oder kann ich mein Leben genauso genießen, wenn ich allein lebe?
Gerade weil ich auch schon allein gelebt habe, weiß ich heute: Mein Leben als Single ist ein anderes (natürlich) - aber mein Leben ist deshalb noch lange nicht zuende. Ich habe eine ziemlich konkrete Vorstellung, wie dieses Leben aussehen würde. Wie mein Lebensraum aussehen würde. Wie die Abende und die Wochenenden aussehen würden.
Letztens waren der Mann und ich abends Sushi essen. Ein kleiner, unscheinbarer Laden - aber ein wirklich vorzügliches Essen! Bis auf die kleinen Geflügelspießchen.
"Ich hoffe, das war auch wirklich Hühnchen", sagte ich zum Mann.
"Was soll das sonst sein? Hahn?"
"Neeein! Die Winkääkaatze von näbenaaan! Nun winkt sie nicht määährrr!"
Er begann zu kichern und ich registrierte erst dann, dass die Bedienung hinter mir stand und eigentlich fragen wollte, ob alles zu unserer Zufriedenheit gewesen wäre :)
Später versumpften wir noch in einer Bar und als er mich am Arm zur U-Bahn führte, meinte er noch: "Du kriegst übrigens keinen Weißwein mehr!"
Das sind Momentaufnahmen, die ich so liebe; miteinander lachen, Spaß haben, sich unbeschwert fühlen. Sich loslösen von Alltag, Dissonanzen - und damit dieses Lebensgefühl aufsaugen: Alles ist gut, alles wird gut - solange man es sich nicht selbst sinnlos schwerer macht. Das sind die Momentaufnahmen, die mich stark machen für den Alltag. Und ich fragte mich: Würde ich mich auch so gefühlt haben, wenn ich solche Momentaufnahmen nicht mit dem Mann, sondern mit einer Freundin erlebt hätte? Würde nicht trotzdem etwas Entscheidendes gefehlt haben?
Ich bin mir nicht sicher, das muss ich gestehen. Aber in einem bin ich mir sicher: Ich werde keine Beziehung um jeden Preis führen - und wie hoch dieser Preis ist, das kann nur ich selbst entscheiden.
Wenn das, was ich liebe, mich nicht mehr glücklich fühlen lässt, dann ist - für mich - der Preis zu hoch.

Mittwoch, 14. März 2018

Kann ich nicht! Kannst du wohl!

Chef: "Wir müssen mal unsere Referenzen auf Englisch übersetzen."
Ich: "Hm. Ja. Aber ich kann das nicht. Technisches Englisch trau ich mir nicht mehr zu."
Chef: "Hast du doch aber früher auch gemacht."
Ich: "Chef, das ist zehn Jahre her! Und wenn ich dran denke, dass die im technischen Englisch immer so ihre eigenen Begriffe haben.. Das kann man nicht einfach so übersetzen."
Chef: "Zum Beispiel?"
Ich: "Na zum Beispiel... HDD!"
Chef: "Na aber das ist doch schon Englisch. Horizontal Directional.."
Ich: "Ja ja schon gut, sollte ja nur ein Beispiel sein. OK, war ein blödes. Also sowas wie.. wie.. Behördenengineering! Obwohl.. ne.. (er fängt an zu lachen).. gut, das kriege ich auch noch selber hin! Na dann sowas wie aus der HOAI, Projektmanagement zum Beispiel.. aaaarrrrhhhh neeee! auch ein scheiß Beispiel (er lacht lauter, ich stimme ein).. na gut, Chef, du hast gewonnen, wir können das auch selber machen!"

So ist das eben, wenn Denglisch zum allgemeinen Sprachgebrauch geworden ist.

Dienstag, 13. März 2018

Rot - Gelb - Grün










Mein Lieblingsplatz ist momentan der hinter dem Fensterglas, insbesondere, wenn die Sonne scheint und die Vibration der Musik über den Holzfußboden bis hin zu mir kriecht. So könnte ich derzeit Stunden verbringen, müsste ich nicht am Schreibtisch sitzen.
Ich schaue auf aufgerissene Wolkenbänder, auf den Schwarm Vögel, wie sie im vergangenen Herbst erst in den Süden flogen und nun genauso wieder zurückkehren.
Schaue den roten und schwarzen Eichhörnchen zu, wie sie das Futter holen, das eigentlich für die Vögel bestimmt gewesen war, als die Eiseskälte noch so um sich griff.
Schaue den ersten Insekten zu, wie sie bereits nach den Blumen suchen, die wir für gewöhnlich jedes Jahr vor dem Fenster haben.
Ich schaue, lächle versonnen und versuche.. an nichts zu denken. All das der letzten Monate von mir zu streifen wie ein zu eng gewordenes Kleid. Versuche, nicht an die Momente zu denken, die mich in die Knie zwangen, sondern vielmehr an all die hoffnungsvollen Momente, die es hier und da immer noch gegeben hat - und gibt.

Gerade lösen sich Knoten, löst sich zugleich die Anspannung in mir. Die unerwartete neue, andere Chance für Sohn I - und das Gefühl, dass sich hier alles richtig für ihn anfühlt. Die zarte Hoffnung auf etwas wirklich Gutes. Die zugleich aber auch noch zittrige Befangenheit ob der Erfahrungen der letzten vergangenen Jahre. Der unerwartet gute Verlauf der Ausbildung von Sohn II, die trotz aller anfänglichen Anstrengung und Anspannung in ihre richtige Bahn gekommen scheint. Mühen und angespannte Nächte bereiten lediglich hier und da Probleme mit dem neuen alten Fahrzeug, das er erst im Oktober kaufte und wo wir aktuell zum zweiten Mal die Gebrauchtwagengarantie in Anspruch nehmen müssen. Ich wünsche mir, dass es auch dieses Mal so entspannt und zuverlässig abläuft wie beim ersten Mal. "Bei so einem Wald- und Wiesenhändler würde ich niemals kaufen", hatte der Mann noch im Oktober gesagt. Aber wer weiß - manchmal trügt eben doch der äußere Eindruck.
Der Mann und ich... Wir schweigen unsere Probleme nicht tot, thematisieren sie aber derzeit auch nicht. Grundsätzlich bin ich ohnehin davon überzeugt, dass es für alles eine Lösung gibt, sofern man nicht nur an eigenen Vorstellungen festhalten und diese auch genauso umsetzen möchte, ganz gleich, wie es dem anderen dabei ginge. Wie gut es uns auch jetzt schon mit allem im Grunde geht, wird für mein Empfinden ohnehin viel zu oft und zu sehr aus den Augen gelassen.
Ich lehne mich zurück, schließe für einen Moment die Augen und denke an all den Behördenkram der letzten Monate, die privat und beruflich geführten Auseinandersetzungen, die schlaflosen Nächte und meine Bereitschaft, noch einmal meine Sachen zu packen und ganz woanders hinzugehen, noch einmal ganz von vorn zu beginnen. Noch gestern habe ich vor Freude hier getanzt, als Sohn I anrief und sagte "Der Vertrag ist unterschrieben". Und jetzt sitze ich hier und fühle... wie all die Anspannung von mir herabrieselt und zugleich eine wohlige Müdigkeit in mir aufsteigt.
Geschafft. Ein weiteres Ziel erreicht. Erst jetzt fühle ich diese Müdigkeit und mag sie auch zulassen. Und ich glaube, ich darf das.
Das Rot der Ampel vor einigen Wochen hat sich auf Gelb gestellt  - und nun mag ich zuschauen und warten auf das Grün.. Hier an meinem perfekten Platz.

Mittwoch, 7. März 2018

Die Nacht gehört mir


In der Nacht ist alles still und ruhig - und ich genieße es sehr, zu Hause zu sein, in die Musik vertieft.
Längst müsste ich mich schlafen gelegt haben, doch noch fühle ich nicht genug Müdigkeit in mir.
Gerade frage ich mich, ob ich mir vielleicht noch einen Kaffee zubereiten wollte, so mit viel Milch und ohne Zucker, wie ich ihn am liebsten habe. Zuzusehen, wie das Weiß der Milch sich gemächlich im schwarzen Kaffee ausbreitet, die Tasse mit beiden Händen zu umfassen, mich nichts mehr zu fragen, an nichts mehr zu denken, dafür Schluck für Schluck genießen..
"Ich kann nie loslassen, ich kann mich nicht so fallenlassen wie du", sagen Menschen um mich herum. Menschen, die immer planen, immer organisieren, immer aktiv sind, immer perfektionieren wollen - weil sie glauben, dass sie das müssten. "Ich hätte so gerne deine Gelassenheit, deinen Optimismus", höre ich öfter hier und da. Aber ich kann da nicht wirklich etwas raten oder sagen; wir Menschen sind mitunter so verschieden, laufen unsere Uhren so ganz anders. Ich glaube aber, dass man es lernen kann, jeder auf seine Weise, jeder für sich. Wenn er es will und wirklich damit anfängt und aufhört, ständig Ausreden dafür zu finden, warum etwas gerade nicht geht.

Montag, 5. März 2018

...would you lie with me an just forget the world?

Ich bin die, die nie großartig plant, zurechtlegt oder schon drei Wochen im Voraus weiß, was sie wann wie machen will. Was sie machen wird. Was sie heute anziehen wird. 
Vieles lasse ich auf mich zukommen, in vielem improvisiere ich - und in den allermeisten Dingen verlasse ich mich auf den Moment und auf mein Bauchgefühl.
Mit Details halte ich mich kaum auf, das dauert mir viel zu lange; ich besitze zwar eine Menge Ruhe und Gelassenheit in mir, jedoch Ausdauer besitze ich nur in den allerwenigsten Situationen.
Unlängst musste ich lachen, als ich las, dass Junigeborene wie ich immer irgendwie ein wenig Inspiration brauchen. Dass man sie kaum auf einer Bowlingbahn antreffen wird, lieber in Ausstellungen und Vernissagen. (Ich habe von Kunst aber sowas von gar keine Ahnung, mir gefällt, was mir eben gefällt.) Dass man mit mir nie ein Haus bauen wird, weil es mir zu langweilig ist, das von A bis Z durchzuziehen - viel eher hebe ich lieber eine Baugrube nach der anderen aus. Ist ja auch viel aufregender, man könnte schließlich einen Schatz finden oder wenigstens ein paar antike Tonscherben.
Am Sonntag zog ich mich ein wenig in mich selbst zurück und in die Musik, legte mir den Skizzenblock auf die Knie und nahm die Stifte in die Hand. Nach der ersten Skizze verlor ich ein wenig die Geduld, weil ich viel zu lange nicht mehr gemalt hatte und so ein wenig aus der Übung gekommen war. Nach der dritten Skizze legte ich das Malzeug endgültig zurück in das Fach, weil mir die Idee und die Energie ausgegangen waren.
Jedes Jahr hingegen werde ich schon Ende Januar latent hibbelig, wenn ich die Eisblumen am Fenster sehe. Werde ich im Februar unruhig ob der geschlossenen Schneedecke und kaufe mir Anfang März trotzig einen Strauß Tulpen und ein Sommerkleid. Liege in der Märzsonne hinter dem Fensterglas auf dem Holzfußboden, schließe die Augen und träume mich ganz weit fort.
Für einen Moment die Welt und alles um mich herum vergessen, nur auf den Klang tief in mir zu lauschen, auf das zarte Ping und mich zu erinnern, wahrzunehmen.. Zu sagen, was man sagen möchte. Zu zeigen, was man fühlen kann. Auszukosten, was man Schönes in seinem Leben hat. Auszublenden, was sich in diesem Leben nicht gut angefühlt hat, wenigstens für diesen einen Moment..
In diesem Jahr ist das.. irgendwie anders.
Natürlich träume ich schon seit Wochen sehnsüchtig vom Frühjahr, von sattgrünen Bäumen, lausche ich frühmorgens auf das Vogelgezwitscher, lege dem schlafenden Mann meine Hand auf seinen Bauch und schließe wieder die Augen, genieße die Ruhe, die Stille, die Behaglichkeit und stelle mir vor, wie es wäre, wenn man nach dem Frühstück hinausgehen und in das Meer springen könnte..
Dennoch.. ist es in diesem Jahr irgendwie anders.. Immer noch ist tief in mir alles ruhig.. Ein Gefühl wie.. auf einer Schaukel zu sitzen, mich sacht hin und her zu bewegen, gedankenverloren, jedoch nicht verloren, ohne ein Wort, jedoch nicht wortlos, nicht in Eile, jedoch bereit, jederzeit von der Schaukel zu springen, wenn der Moment gekommen ist.. Ob ich gelernt habe zu warten?
Es ist ja nur gar nicht mal so, dass ich tatsächlich auf etwas warten würde. Es fühlt sich eher an wie die Gewissheit, dass etwas kommen wird. Eine wunderbare Zuversicht, die an nichts Bestimmtes geknüpft ist. Und sie ist dennoch da. Ähnlich der Gewissheit, dass es mit jedem Tag ein wenig mehr Frühling wird..

Im Himmel trägt man hohe Schuhe - "Miss You Already"


...ein wahnsinnig berührender Film mit einer Drew Barrymore, die ich in dieser Rolle okay finde, und mit einer Toni Collette, die ich in ihrer Rolle irrsinnig gut und um ein zigfaches besser finde.
Ein Film, den ich aktuell vielleicht.. nicht "gebraucht" hätte. Aber wer braucht das schon.. Und irgendwie.. gehörts ja doch auch zum Leben dazu.
Wohl dem, der eine solche Freundschaft haben darf.

Sonntag, 4. März 2018

Szenen einer Partnerschaft oder: Fatimas Hand

"Ich versteh das nicht. Drei Titel hab ich geladen, zwei davon hab ich aufs iPhone geschoben bekommen - wieso klappt das mit dem dritten nicht?" frage ich den Mann, der gerade dabei ist, auf seinem Mac eine Windows-Oberfläche mit einzubasteln (alte Windows-Spiele ließen grüßen).
"Woher soll ich das wissen?"
"Na wer ist denn hier vom Fach?"
"Na hör mal, du haust mir hier was um die Ohren, ich weiß nicht mal, was du eigentlich von mir willst. Oder weißt du vielleicht, warum das Windows hier nicht geht?"
"Weils ein Mac ist!"
Ich bekomme nur einen bitterbösen Blick zur Antwort.
Auf einmal steht er neben mir: "Da ist er doch, in deinem iPhone Ordner."
"Ja aber ausgeblendet. Ich kann den weder starten noch sonstwas."
"Da läuft doch noch ne Uhr, der ist noch gar nicht fertig. Wahrscheinlich ist noch ein anderes Fenster offen, wo der dich was fragt?"
Ich schaue angestrengt zur Terrasse: "Äh nee, alle Fenster zu! Hättsch ooch gemerkt - bei DER Kälte draußen!"
"Du kannst mich mal!" sagt er mit diesem bitterbösen Blick. Überlege, mir doch vielleicht noch so eine Kette mit Fatimas Hand zu kaufen. Besser ist das vielleicht?

Heute gab es Indisch, zubereitet mit viel Liebe vom Mann.
"Oooarrr!" rufe ich beim Öffnen der Küchentür überrascht in den Rücken des Mannes ob der vielen Dämpfe und Gerüche in der kleinen Küche, während er mit einem Satz und Ausruf zur Seite springt.
"Mensch! Hör doch mal auf, mich so zu erschrecken!"
"Wieso erschrecken? Erschrecken tun sich nur Menschen, die was Heimliches machen. Chattest du vielleicht grad nebenbei? Mit der mit den Riesenbrüsten?"
Während ich mich amüsiere, überlege ich rasch, in welchen Einkaufswagen ich eigentlich vor Wochen Fatimas Kette gelegt hatte.

"Ist mit Kurkuma, musst du aufpassen, dass du nix verkleckerst."
"Äh.. Ist Kurkuma nicht das indische Würzmittel, das auch gut gegen Schmerzen ist?"
"Ja. Und das, was aus den Sachen nicht rausgeht."
"Aber... äh... war Kurkuma denn das Gelbe? War das nicht was anderes?"
Er antwortet nicht.
Ich höre nur ein tiefes Ein- und Ausatmen. Und ein zwischen den Zähnen herausgepresstes: "Iss einfach!".
Die Entscheidung zum Kauf der Kette ist gefallen.

Freitag, 2. März 2018

"Jetzt kann ich es ja sagen: Ich vermisse Dich."

Als Du gestern Morgen dieses Bild postetes und etwas dazu schriebst, wurde mir ganz klamm und ich fragte Dich. "Nicht er, oder?"
"Doch", hast Du mir geantwortet und ich musste mir ob der spontanen Tränen die Lesebrille absetzen, weil die mir beschlug.
Ich kenne nur Dich, ihn habe ich nicht kennengelernt. Oder soll ich sagen: Doch, ich habe ihn kennengelernt, mit jedem Deiner einstigen Worte.
Von all Deinem Erlebten war er für mich der Eindrucksvollste. IHR wart für mich das Eindrucksvollste - und ich denke, das war so, weil es so sehr eigenes Erlebtes berührte.
Ich lese die Zeilen, die Du schriebst, nachdem Du von seinem überraschenden Tod erfahren hast.
"Jetzt kann ich es ja sagen: Ich vermisse Dich."
Diese Worte gehen mir sehr, sehr unter die Haut.
So sehr, wie ich auch diesen Verlust mit Dir fühle.
Ich glaube aufrichtig an Bindungen, die immer bleiben. Immer. Ganz gleich, wohin wir gegangen sind.
..und vielleicht auch hast Du deshalb zuletzt so intensiv geträumt.

Donnerstag, 1. März 2018

Ja oder Nein?


Mit der Reportage "Lebenslinien" (schaue ich echt gerne) und dem hier porträtierten Sänger der Band Bananafishbones wurde der Mann daran erinnert, dass er von diesen ja auch noch etliche Musik in seinem Fundus eingestaubt hatte, und er fühlte sich inspiriert, nicht nur ein weiteres Album zu ordern, sondern auch nach deren nächsten Konzerten zu schauen.
"Würdest du mich begleiten?" fragte er und ich war - offen gestanden - unschlüssig. Ich kenne deren Musik kaum, mir gefiel damals lediglich "Falling".
Also stand der gestrige Abend ganz im Zeichen des Albums, das der Mann frisch geladen hatte.
Szenerie: Kerzen auf dem Tisch, draußen ist es stockdunkel, ein wenig Schnee frieselt, der eine liegt links, der andere rechts der Sofalandschaft - und irgendwann schlafen beide über der Musik ein.
Hm.
Was soll mir das jetzt sagen?
Gehen oder nicht? :)