Samstag, 30. Dezember 2017

"May We All Have A Vision Now And Then"



Am Ende dieses Jahres möchte ich nichts resümieren, nicht zurückschauen und auch nicht in die Zukunft schauen, von der ich mir vielleicht das eine oder andere wünschte.
Stattdessen lese ich die Zusammenfassungen anderer, lächle, schmunzle, fühle mit oder fühle mich an Eigenes erinnert. Lehne mich hier zurück im fast dunklen Zimmer, die Gedanken treiben wie die zarten Schneeflocken heute Morgen hierhin, dahin, begleitet von der spärlichen Beleuchtung des Weihnachtssterns und der Musik auf den Ohren, während draußen der letzte klägliche Rest Schnee mit den Regentropfen ringt.


Die Ruhe der letzten Tage habe ich unendlich genossen. Am Ufer stehen, wunderbares Sonnenwetter und dieser Blick über das schier endlos wirkende Meer.. Kein Ende in Sicht, kein Limit, herrliche Weite, und einmal mehr fühle ich mich an jenen wunderbaren Moment erinnert, als ich nackt in das Meer sprang, mit weit geöffneten Augen durch das Wasser tauchte und vom Grund her nach oben schaute, wo sich die Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche brachen... Kaum zuvor und nie wieder danach habe ich mich so herrlich frei und losgelöst von allem gefühlt - und wann immer ich genau hier stehe, fühle ich mich daran erinnert. Wird die Seele frei, fallen alle Gedanken aus dem Kopf heraus, einer nach dem anderen zerbröseln sie und zerrieseln wie dieser feine Sand zwischen den Fingern...

Wenn ich einen Wunsch an das Jahr 2018 äußern darf, dann... wäre es das, mich wieder öfter genau so fühlen zu dürfen.. Und mir ist durchaus sehr bewusst, wie viel ich dem Jahr 2018 da abverlange..
Sei es drum.

Kommt gut in das neue Jahr, seid glücklich, seid fröhlich, genießt die erfüllten Momente, um all die anderen Augenblicke überstehen zu können.. Bleibt gesund, bleibt stark - ich versuche das auch :)
Denn wünschen darf man.

Montag, 18. Dezember 2017

Goodbye and Hello.






Ihr Lieben.
Ich weiß nicht, ob ich in diesem Jahr noch etwas schreiben werde oder möchte. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht - und bevor ich mich von diesem Jahr verabschiede, möchte ich Euch von Herzen eine gute Zeit wünschen.
Eine wunderbare Weihnachtszeit, erfüllt von glücklichen, vielleicht (hoffentlich) zärtlichen Momenten, mit Schneeflocken auf der Zunge, mit Tanzen im Schnee, mit glücklich erhitzten und zugleich rotgefrorenen Wangen, während die Hände in den Strickhandschuhen die heiße Teetasse oder mit heißer Schokolade umfassen, Blicke ineinander versinken, oder auch Blicke, die das Treiben um einen herum wahrnehmen, begleiten, Vorstellungen zaubern vom möglichen Leben der anderen (ja, ich mag das, Menschen interessieren mich, auch wenn sie mich heute eher erschrecken als faszinieren), mit Spaziergängen, die den Kopf befreien und die Seele mit etwas Leichtigkeit füllen.
Eine hoffentlich wunderbare Zeit auch zum Loslassen von Gewesenem, vom Abschied des Jahres 2017 mit all dem, das man nicht gebraucht hätte und.. der Vorfreude auf ein neues Jahr 2018, das uns Menschen hoffentlich wieder etwas ruhiger und glücklicher sein lässt, mit weniger Hass und Häme, dafür wieder mit mehr.. Gefühl, mit viel mehr Zugewandtheit, Zuhören und.. da sein.

Mittwoch, 13. Dezember 2017

"Lass Dich nicht ärgern!"


Ich hatte mal einen Vorgesetzten, bei dem man morgens niemals wusste, was einem an jedem einzelnen Tag so passieren würde. Er war einfach unberechenbar und wenn es besonders arg wurde, munkelte die Belegschaft hinter vorgehaltener Hand, dass es ganz offensichtlich mal wieder keinen Sex zu Hause gegeben hatte. Ob oder ob nicht, interessierte mich selber herzlich wenig - aber ich war regelmäßig die Erste, die die Auswirkungen zu spüren bekam: Als Assistenz ist man naturgemäß einfach die allererste, die in die Schusslinie gerät.
Back Office finde ich insofern eine Lüge - in Wahrheit ist es nämlich ein Front Office. Jegliche Stimmungsschwankungen, jegliches Darmkneifen, das nicht unentdeckt entweichen konnte, jegliches Essen, das auch nur 5 Minuten zu spät eingenommen wurde und so weiter und so weiter - man bekommt alles 1 zu 1 übergebügelt.
Insofern war mein zweiter Chef, ein waschechter Holländer, ein Geschenk des Himmels. Einer, der mir zuliebe eine Kollegin behielt, nur damit ich nicht an meiner Kündigung festhielt, die ich ausgesprochen hatte, als ich mein Leben noch in eine ganz andere Richtung geplant hatte, bevor alles völlig anders kam und ich der neu eingestellten Kollegin diesen Platz aber auch nicht wieder wegnehmen wollte.
"Du musst an dich denken, nicht an sie. Du hast zwei Kinder, sie hat noch keine."
"Aber das hier ist ihr erster fester Job seit Jahren, das mach ich nicht. Ich finde schon noch was anderes."
"Dann behalte ich euch eben alle beide", hatte er nach einer Stunde angestrengter Verhandlung entschieden - und damit das entspannteste Arbeiten aller Zeiten eingeläutet. Er vertraute mir mehr als ich mir selber, und regelmäßig durfte ich ihn in die Mittagspausen begleiten, weil "die Wände hier haben Ohren". Und es ging nicht selten um firmenpolitische Entscheidungen, zu denen er immer meine Einschätzung hören wollte - was auch immer er anschließend draus machte. Erst Jahre später, lange nach dem Ende der Zusammenarbeit, wurde mir zugetragen, dass er mir damit eher geschadet hatte: "Du und er, ihr hattet doch was miteinander. Alle haben das gesagt. Ihr wart ja fast jeden Mittag zusammen weg." 
Ich war nicht schockiert, dass Menschen tratschten. 
"Solange sie über dich reden, bist du interessant für sie", sagt meine Mama immer.
Aber ich war schockiert, dass sie mir zutrauten, dass ich, selber gerade kaum über dreißig, eine Affäre mit einem verheirateten Mann anfing, der überdies gute dreißig Jahre älter war als ich. Eine Singlefrau ist weder Freiwild noch notgeil und käuflich bin ich schon gar nicht. 
Aber ich mochte seinen Humor. 
Kaffee, den ich einst zu spät in die Sitzung brachte, entschuldigte ich charmant: "Ich entschuldige mich für das Personal, es gab Streik auf der Kaffeeplantage." Alles lachte, auch er.
Tage später trug er mir erneut auf, ihm Kaffee zu bringen. In die Arbeit vertieft, vergaß ich das natürlich, bis er - fix und fertig angezogen - vor meinem Schreibtisch stand.
"Willst du weg? Du kannst jetzt nicht weg, du hast gleich ein Meeting."
"Ahh.. ich weiß nicht.. ich wollte noch mal schnell zur Plantage gucken, ich glaube, die streiken da schon wieder."

Ich denke noch heute manchmal an ihn. Frage mich, wie es ihm wohl so geht, seit er nach Holland zurückgekehrt und zugleich in den Ruhestand gegangen ist. Eine Zeitlang mailten wir noch, irgendwann schlief es ein. Ich denke, wir mochten uns wirklich - und jedenfalls ich meine das rein asexuell. 
Mir fehlt seine entspannte Denk- und Lebensweise - neben dem herrlichen Holländerdeutsch. Damals wusste ich noch nicht, dass ich selber zu 25 Prozent Holländerin bin, dank der Wurzeln meiner Mama. Vor allem fehlt mir der respektvolle Umgang, auch dann, wenn irgendwo was schiefgelaufen war. Er hat sich vor anderen nie im Ton vergriffen, aber jeder konnte die leuchtendrote Zornesfalte auf der Stirn sehen. 

Einen guten Chef macht für mich nicht aus, dass er Feste veranstaltet und - wenn er gut drauf ist - Esprit versprüht. Dafür dann - wenn er mies drauf ist - jeden ebenso unbeherrscht daran teilhaben lässt. Einen guten Chef macht für mich ein Mensch mit Führungsqualität aus. Der es versteht, die Mitarbeiter zu motivieren und sie auch zu kritisieren, ohne sich in Ton und Wort zu vergreifen. Der dringend nötige Gespräche nicht xfach verschiebt und dann währenddessen nicht noch E-Mails checkt und sms liest. Der neben der positiven Bilanz am Jahresende auch immer noch den Mitarbeiter im Fokus hat - denn ohne einen guten Mitarbeiter gibt es auch keine gute Bilanz, auch dann nicht, wenn er glaubt, sowieso alles ganz allein gemacht zu haben. 

"Lass dich nicht ärgern!" wurde mir zu Beginn der Woche gleich von zwei Seiten gewünscht - und während ich für einen flüchtigen Augenblick unterstellte, beide Seiten mögen das wohl nicht wirklich ehrlich gemeint haben, begriff ich heute Abend, dass diese Wortwendung nicht impliziert, dass es eine gute Woche würde, sondern dass man gut durch diese Woche käme - egal, wie sie sich gestaltete.

Sie hat schon beschissen angefangen - und ich kann Euch sagen, sie ist heute zur Wochenmitte auch nicht besser geworden. Den privaten Flächenbrand ergänzte heute nun also auch noch der dienstliche Flächenbrand - und während ich beim heutigen Frontalangriff nur ein einziges Mal eine kurze, wenngleich auch heftige Zorneswallung verspürte, die ich auch ohne Schauspielkurs wirklich 1 A im Griff behielt, so weinte sich die Kollegin hernach beinah eine ganze Stunde lang die Augen aus. "Das ist so ungerecht, ich bin so scheiße wütend!"
"Er wird sich auf jeden Fall bei dir entschuldigen, morgen oder spätestens Freitag."
"Da scheiß ich aber drauf!"
"Ha ha, ich auch", amüsierte ich mich - und war tatsächlich auch ein wenig über mich erstaunt, dass ich es nicht nur so sagte, sondern auch genauso meinte und obendrein auch so empfand. 
Wir können die Menschen sowieso nicht ändern, wir werden auch nichts ändern - entweder finden wir uns damit ab oder wir nehmen unseren Hut. Zehn Jahre diplomatischer Einfluss haben zu wenig bewirkt, offensichtlich. 

"Wie war das Gespräch?" wurde ich heute Abend gefragt.
"Unfair und unbeherrscht wie immer. M. hat geweint, ich nicht. Keine einzige Träne."
Ich hatte mir anschließend einen Kaffee geholt und einfach weiter meine Arbeit gemacht, wie immer lange über Dienstschluss hinaus. Das interessiert nämlich auch niemanden, und hey, ich habe auch nur eine Teilzeitstelle. Ja also eigentlich! Das interessiert nämlich so lange niemanden, bis du mal zehn Minuten eher gehst - dann drehen alle durch.

"Maybe I'm defected or maybe I'm dumb" - den Song von gestern habe ich in Dauerschleife auf der halbstündigen Heimfahrt derart laut gehört, dass mein Brustkorb vibrierte. Er hat einfach gerade den haargenau richtigen Beat, den ich im Moment brauche. Und ich höre ihn jetzt grad rauf und runter, dass die Haarspitzen vibrieren. Ich werde demnächst wohl ein paar neue Lautsprecher benötigen und vielleicht auch noch einen Tinnitus bekommen, aber das ist mir jetzt irgendwie auch wurscht. 

Das alte Jahr, so lässt sichs vermuten, wills irgendwie anscheinend noch mal wissen, bevor es vorbei ist.

Dienstag, 12. Dezember 2017

Netz mit doppeltem Boden



Durchwachte Nächte, ruhloser Schlaf, wirre Träume, verworrene Situationen, nachts fernsehen, wenn der Schlaf nicht zurückkehren will. Worte in meinem Kopf, Worte in meinem Telefon, die mich in der Nacht anstarren, anschreien, und ich lege das Telefon wieder aus der Hand. Entsperre den Bildschirm gar nicht erst, ich hab auch so genug gelesen.
Ich verstehe die Gedanken, ich verstehe die Empfindungen, aber die Wortwahl trifft mich zielsicher. Macht mich stumm.
Gute Nacht.
Ja schlaf Du auch schön.
Spüre, wie ich in tausende kleine Stückchen zerfalle. Mühsames Auflesen und Wiederzusammensetzen. Stück für Stück, bis der Morgen graut.
Zappe mich durch die Programme, fühle meinen Herzschlag, gleich zerspringt der Kopf, vielleicht vom Denken, vielleicht habe ich aber auch nur wieder zu wenig getrunken. Stehe auf, fülle ein Glas Wasser, trinke gierig noch in der Küche, starre hinaus in die Nacht und frage mich...
Nein, ich frage mich nicht.
Es gibt kein "Was wäre gewesen, wenn?"
Es gibt kein Leben im Konjunktiv, nur eins im Hier und Jetzt. Das Leben, das man selbst gewählt hat.

Dieses Jahr 2017 zählt nur noch einige Tage, dann endet es - und ich werde aufatmen. Einmal mehr aufatmen. Vorbei, Gott sei Dank. Eine neue Hoffnung auf ein neues, vielleicht entspannteres Jahr. Wenigstens alle Behördenkämpfe gewonnen, Forderungen durchgesetzt und bekommen. Fühlbare Erleichterung in jedem Zentimeter von mir. Dankbarkeit für ein wenig Aufatmen für den Moment.
Die Begierde, länger von diesem Gefühl kosten zu können. Tanzen vor Freude und nicht tanzen für das Lockererwerden.

"Warum springst du nicht endlich einfach?"
Furcht kriecht mir den Rücken hoch, tastet sich über den Nacken, diese Linie bis zum Haaransatz, fühlen, wie sich jedes einzelne dieser winzigen Härchen aufstellt.
"Weil ich dann meine Beweglichkeit aufgebe. Meine Unabhängigkeit."
Und weil ich nicht weiß, ob das Netz mich hält. Schon gehabt. Schon gelebt. Schon zweimal ganz von vorn begonnen.
Und Du glaubst, ich lebte hier ein zweites Leben.

Donnerstag, 30. November 2017

Auf das Leben


„Ich bin noch nicht soweit“, sagt sie schließlich.
Sie steht vor dem Kleiderschrank, die Türen weit geöffnet, sie sieht auf die Hemden, auf die sorgfältig zusammengelegten Hosen, auf die Krawatten in der Schublade, eine Schublade tiefer die Socken.
„Aber du musst."
„Und wieso muss ich? Was glaubst du, wieso ich muss?“
„Weil es gut wäre für dich. Besser wäre für dich. Du wirst nicht jeden Tag daran erinnert, dass er nicht mehr da ist. Nicht jedesmal, wenn du den Schrank öffnest.“
„Du hast ja so gar keine Ahnung.“
Sie wendet sich dem Schrank wieder zu, ohne dass sie irgendetwas tut oder überhaupt etwas tun möchte.
Was weißt du schon davon, dass er überall ist.
Dass er jeden Morgen mit ihr erwacht und sie nur hinüberzublinzeln braucht, um ihn zu sehen. Die Hand nach ihm auszustrecken, so wie sie das nachts oft getan hat, nur um sich zu vergewissern, dass er da war, dass er bei ihr war und dass es nichts gab, wovor sie Angst haben musste. Die Hand auf seinen Bauch legen und wieder einschlafen mit dem wohligen Gefühl der Geborgenheit.
Dass er sie jeden Morgen ermahnt, wenn sie wieder zu lange duscht: „Ich werde eine Petition einreichen. An den Bundestag, weil meine Frau eine außergewöhnliche Belastung ist und das Finanzamt das nicht einsehen will.“
Dass er ihr das Frühstücksei kocht, weich, so wie sie es eigentlich mag, und meist doch viel zu weich, so dass sie dann beginnt zu lachen: „Ich wollte das Ei essen, nicht auspusten!“
Dass er abends Reportagen schaut, während sie liest oder schreibt, und ihr ab und ein einen Blick zuwirft, sie sich dann anlächeln und weitermachen mit dem, was sie gerade beschäftigt.
Es ist völlig egal, ob seine Kleider noch da sind oder nicht.
ER ist da.
Er ist immer da.
So wie es jeden einzelnen Morgen schmerzt, wenn sie erwacht und erkennt, dass er nicht mehr neben ihr liegt.
Sie hat kein Ei mehr gekocht, seit er fort ist. Bis in die Nacht hinein schaut sie Reportagen, Dokumentationen, irgendwelche Filmchen, weil sie Angst vor diesem Gefühl hat, abends mit dem intensiven Gefühl, er läge neben ihr, einzuschlafen, nur um morgens zu sehen, dass das Bett neben ihr leer geblieben war. Dass er einfach nicht da ist und auch nicht mehr wiederkommt."
+++

Wie oft hatte der Vater seiner Mutter vorgeworfen, sie benehme sich nicht ihrem Alter entsprechend, sie kleide sich nicht ihrem Alter entsprechend und dass es letztlich auch für ihn nicht gut war, wenn man über sie redete.

„Ich weiß gar nicht, was du von mir willst“, hatte seine Mutter vergnügt geantwortet, „ich habe fünfzig Jahre nur für euch gelebt und jetzt genieße ich die paar Jahre, die ich noch hab, auf meine Weise. Schlimm genug, dass ich überhaupt so lange gewartet habe.“
„Hast du denn nicht verstanden, dass es albern und nicht modern ist, wenn eine alte Frau auf Teufel komm raus noch jung sein will?“
„Du, mein Junge“, hatte die Großmutter gelächelt, „hast nicht verstanden, dass ich gar nicht versuche, jung zu sein, sondern dass ich es immer noch bin.“ 

Es gibt die anderen - und dann gibt es mich

Viel getan, aber nichts erreicht heute. Der Donnerstag dieser Woche zählt für mich zu den eher unproduktiven Tagen - und zu jenen Tagen, die ich weder schön noch ungut finde.

Ich glaube, es gibt kaum etwas, wo mir nicht die Musik hilft. Wenn sonst nichts mehr geht - die Musik bewirkt alles. Musik habe ich schon als Kind geliebt, wahnsinnig geliebt. Ich war verliebt in die Klaviermusik und hab mir sehnlichst gewünscht, dieses Instrument beherrschen zu können. Noch heute habe ich jenes Bild in meinem Kopf, wie die Singgruppe und ich für ein paar Tage in die Pampa gefahren sind, ein altes Gebäude, wir haben den ganzen Tag gesungen und geprobt und in den freien Momenten zog ich mich allein in jenem Raum zurück und habe gespielt, für mich ganz allein. Melodien aus dem Gedächtnis heraus versucht nachzuspielen, die richtigen Tasten gesucht, so lange gesucht und geübt, bis ich es heraus hatte...
Aber meistens höre ich nur Musik, ich höre sie, so laut ich kann, und hin und wieder tanze ich dazu völlig ausgelassen - nicht weil ich mich so fühle, sondern weil die Schwere der Gedanken aus dem Körper raus muss (ernsthaft: es wirkt). Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich ein gutes Körpergefühl hätte. Ein Tanzturnier wird man mit mir nicht gewinnen: Wenn ich schon sehe, wie die Tango tanzen, mit völlig verdrehtem Körper, steif gehaltenem Kopf - da bekomme ich allenfalls Nackensteife von und wäre demnach ein Fall für die Massagebank und mein Kopf, meine Brust wäre hernach kein bisschen leichter. Und überhaupt: Wo bleibt da das Lebensgefühl? Wenn überhaupt, dann würde ich gerne Rumba oder so etwas tanzen können. Etwas mit Leidenschaft, etwas mit Feuer im Arsch - auch wenn man mir nordisch Unterkühlter diese Leidenschaft auf den ersten Blick vermutlich nicht mal ansatzweise zutrauen würde. Nicht mal ich mir selber, denn ich kenne mich: Dazu bräuchte es mindestens drei Tequila und vier Weißwein. Aber ich glaube, dann bin ich nur die erste Stunde voller Esprit und Fröhlichkeit, den Rest des Abends würde ich heimlich im Badezimmer schlafen, bis ich nach Hause gehen könnte. Alles schon gehabt. Die Stimmung kippt bei mir dann tatsächlich von einer Sekunde auf die andere. Zack und aus. Das wars. Kann ich heimgehen, das wird nicht mehr besser.
Und ich habe so überhaupt gar kein Taktgefühl, was Tanzen betrifft. Wenn ich nur an die Zeiten denke, in denen ich noch zum Aerobic gegangen bin! Ich kann Euch Geschichten erzählen von mangelnder Koordination, Ausfallschritten zur falschen Seite und mit dem falschen Bein und überhaupt - und dass ich meist in den ausgestreckten Arm der anderen fiel, weil ich mich schon wieder zur falschen Seite gedreht hatte.
Seis drum.
Ich bin jedenfalls so gar kein Kandidat für Handarbeiten (ich rede hier von Stricken!), so gar kein Kandidat für Monopoly oder sonstige Strategiespiele. Mir liegt das einfach nicht. Da lieber spiele ich Canasta oder Mensch-ärgere-dich-nicht. Spiele, in denen wenigstens so ein bisschen Leben steckt.
Und vermutlich würde ich nicht mal Quizduell spielen, wenn hier nicht das "Feuer" brennen würde, dass man innerhalb weniger Sekunden die Antwort haben muss, ansonsten "Time out, meine Liebe, Pech gehabt, diese Punkte gehen jetzt an den anderen!" Jedenfalls bin ich nach den wenigen Tagen meines Duellierens überrascht, dass ich Dinge noch weiß, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie überhaupt weiß - und wiederum an Fragen scheitere, in denen ich fröhlich und mit hundertprozentiger Sicherheit auf Antwort C klicke - und ZONK - das war leider falsch!
Ich mag sogar die Begleitgeräusche (am liebsten die, wenn man drei Richtige hat ;)), während der Mann immer genervt die Augen rollt "Schalt doch BITTE mal deinen Ton aus!" Aber das fetzt nicht. Das ist wie Tanzen ohne Musik. Wie Sex ohne Orgasmus. Kann man so machen, ist dann halt aber nun auch nicht so.

Selbst die Tatsache, dass man sich sogar Nachrichten schicken kann, finde ich irgendwie witzig.
Sagen wir: meistens. Manchmal hat man so Vollhonks dabei, die einfach nicht verlieren können. Dann frage ich mich trotzdem, was die dann bei Quizduell wollen. Sollen erst mal erwachsen werden.

Und falls Ihr es bemerkt habt: Ja, es geht mir etwas besser als gestern Abend. Auch wenn sich zu gestern Abend nichts verändert hat. Aber ich habe neue Hoffnung geschöpft. Weiter gehts...

Mittwoch, 29. November 2017

Rise



"In the darkest times, 
hope is something you give yourself. 
That is the meaning of inner strength!" 
- Iroh -





Ich bin die, die der Böllerei zur Jahreswende nichts abgewinnen kann. Aber ich bin die, die eine einzelne Rakete in den Nachthimmel schickt. Eine einzige, begleitet mit stummen Worten, die hinter meiner Stirn wohnen. Tief in mir die Hoffnung auf ein gutes neues Jahr. Ich glaube daran, weil ich daran glauben möchte. Weil ich die Hoffnung haben möchte

Kann man lernen, ein hoffnungsvoller Mensch zu sein? Kann man es lernen, nach vorn zu denken, positiv zu denken und zu fühlen? Kann man es wirklich lernen, seinem Ich die Ruhe und die Gelassenheit zu geben, dass sich am Ende alles finden wird?
"Du bist der optimistischste Mensch, den ich kenne", hat mir vor Jahren mal jemand gesagt - und manchmal dachte ich: Das muss daran liegen, dass ich immer schon die Hoffnung hatte, dass alles gut würde. Als ich noch ein Kind war, da hatte ich Sehnsucht. Sehnsucht nach einem Leben voller Liebe. Möglicherweise habe ich deshalb geheiratet, kaum dass ich neunzehn Jahre alt war. Nur um irgendwann zu erkennen, dass es der falsche Weg war, die falsche Entscheidung, der falsche Mann.
Und die einzig richtige Entscheidung daraus zu treffen: lieber allein leben als mit dem falschen Mann.
"Um sie musst du dir keine Gedanken machen, die schafft das, sie ist eine Powerfrau."
"Ich bewundere dich, wie du das alles machst und durchstehst."
"So ein Leben ist wirklich nicht leicht. Ich ziehe da echt den Hut vor."
Worte der längst vergangenen Jahre. Wie viel davon stimmt, kann ich tatsächlich nicht einschätzen. Ich habe mich nie als eine Macherin empfunden. Eher war ich der Träumer, das Gänseliesel auf der bunten Wiese der großen weiten Welt, erstaunt über das, was sie alles sah und entdeckte - und ich war der Träumer, der noch immer die Hoffnung gleich der Zuversicht hegte, dass alles gut würde.
Rückschläge waren nie der Anlass, nach dem Sturz auch liegenzubleiben und sich zu ergeben.
Rückschläge trafen mich in den Kniekehlen, aber sie brachen mich nicht. 
Oft dachte ich: Ich weiß gar nicht, was die alle wollen - ich mache nur meinen Job, im Unternehmen, zu Hause bei den Kindern. Ich bin gesund (na ja gut, zumindest bin ich nicht todsterbenskrank, alles andere kriegt man irgendwie hin), meine Kinder sind weitestgehend gesund, ich habe ein Einkommen und damit mein Auskommen und alles wird irgendwie schon werden, da gehts anderen sehr viel schlechter, sind andere viel beschissener dran.
Aber die Wahrheit ist.. Man kann sich nicht permanent nur an denen messen, denen es eben noch beschissener geht. Man kann sich nicht nur erden - auch wenn mir das oft guttut.

Gerade die letzten zweieinhalb Jahre haben mich sehr oft an die Grenze meiner eigenen Belastbarkeit geführt. Dann denke ich an jenen Kollegen, der sich in seinem Auto totgefahren hat vor zehn Jahren. Tempo 200+ und ohne Sicherheitsgurt. Er kannte das Risiko, und heute denke ich manchmal: Er hat kompensiert.. Das, was zu viel war. Das, was er nicht geregelt bekam. Das, was ihm über den Kopf wuchs.
Daran denke ich, wenn ich mit etwa 200 kmh über den Highway fliege und mich frage: Wenn der da vorn jetzt rauszieht, ohne zu blinken, kann ICH dann noch bremsen?
Dann frage ich mich: Was wird vor allem aus meinen Söhnen? Wer ist dann für sie da? Wer kümmert sich um ihre Sorgen, ihre Gedanken, ihre Fragen? Wer schaut auf ihren Kontoauszug und sagt: "Warum sagst du denn nichts?" Wer hilft ihnen immer wieder auf die Beine, motiviert sie immer wieder neu auch nach der x-ten Niederlage? Wer hilft ihnen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten? Wer schaut nach ihnen und fragt sie, wie es ihnen geht?

Und dennoch... Als ich heute das Zuhause der Jungen erreichte und den Brief von gestern las "Versagungsbescheid", da musste ich mich dann doch erst mal setzen. Seit Wochen schlafe ich kaum, weil sich mir nicht die Frage stellt, WIE ich das alles schaffe, sondern OB. Ein Versagungsbescheid, weil der Ex-Arbeitgeber seiner Verpflichtung zur Arbeitsbescheinigung nicht nachkam und das Amt seine Post, die wir schickten, nicht liest. Widerspruch einlegen, ja natürlich. Haben wir prompt heute erledigt. Und ich bin auch zuversichtlich, dass dieser bürokratische Akt zugunsten des Jungen ausgehen wird. Aber wann...
Der Kühlschrank war leergefegt, also bin ich etwas für unser Abendessen einkaufen gegangen, habe Essen zubereitet und Wäsche sortiert. Ich mache das nicht, weil sie das wollen oder ich es muss. Sondern weil ich es will. Und weil es das Kopfchaos beruhigt.
Dennoch sitze ich jetzt hier in der Küche, schreibe auf dem Laptop und.. möchte am liebsten einfach nur noch weinen. Es ist tatsächlich nicht ganz so einfach, wenn alles immer nur an einem hängt und man auch nicht nur für sich selbst verantwortlich ist.
Warum kann nicht einmal etwas einfach gut ausgehen? Warum kann es nicht einmal ohne einen Kampf gut ausgehen?
Aber du lebst und es geht euch so schlecht nicht, pocht es hinter meiner Stirn, also mach da was draus. Das werde ich auch - denn eine Alternative gibt es nicht.
Nur ob ich zu diesem Jahreswechsel eine Glücksrakete in den Nachthimmel schicken möchte, weiß ich noch nicht. Es ist nicht, dass ich keine Hoffnung mehr hätte. Aber vielleicht sollte ich diese Hoffnung in realere Dinge kanalisieren.

Montag, 20. November 2017

Die Tage und Gedanken in Bildern

Irgendwie fließt es grad nicht so recht. In meinem Kopf geht so viel hin und her und hoch und runter, dass ich vermutlich ein zehnteiliges Buchwerk herausbringen könnte - aber momentan komme ich nicht wirklich dazu, diese Gedanken zu ordnen, zu sortieren, zu entwirren. Und dabei brauche ich eigentlich genau das Schreiben, um eben überhaupt so etwas wie eine Struktur herstellen zu können.

Erzählte ich nicht neulich auch von meinem Kalender? Der, den mir der Mann einst schenkte und der mir irgendwie beinah schon Angst macht, weil er einfach in jede einzelne Woche passt?
Noch am Montagmorgen, als ich das Kalenderblatt umwendete, atmete ich tief ein und dachte beim Lesen: "Na dann wappne dich mal! Zieh dir ein dickes Löwenfell über und kämpfe."


Und dabei ließ sich diese Woche doch zunächst gar nicht so übel an. Die Fahrt am Montag nach L war weit weniger beschwerlich - oder besser gesagt: beängstigend für mich - als ich es befürchtet hatte, im einst heimischen Bundesland schien nicht nur die Sonne, es waren auch wesentlich angenehmere Temperaturen. Ja, auch 4 Grad mehr können tatsächlich was ausmachen ;)
Dieser Montag bedeutete außerdem noch ein Pläuschchen bei Kaffee & Kuchen - und dann noch einem geschenkten Gutschein meines einstigen Lieblingslabels!
Möglicherweise war dieser Wochenstart ein wenig ZU gut - denn schon der folgende Tag bereitete mir ein wenig Bauchweh...


Da hatten wir uns das doch so einfach vorgestellt - Sohnemann und ich. Preisangebote für Winterreifen komplett sondieren, das Beste auswählen, Auto  in die Werkstatt bringen, abholen, fertig ist der Lack. Dachten wir! Nun ist das Wägelchen ja erst seit gut 5 Wochen im Besitz meines Jungen - also nutzen wir die Chance, indem ich zur Werkstatt meines halbwegs Vertrauens sprach: "Schaut euch das ruhig noch mal genauer an, er hats grad erst gekauft. Falls noch Mängel sind und so!"
Man sagt das - aber man hofft ja immer, dass da nix nachkommt. Immerhin hatten mein Ältester und ich bei unseren diversen Gebrauchtwagenkäufen immer Glück.
Und nun seht Euch das an. Schöner Mist. Dazu noch eine gebrochene Feder und ein vermuteter Defekt im Abgasrückführungsventil. Also bin ich postwendend an meinem freien Tag am Donnerstag beim Verkäufer vorbeigefahren, habe denen die Fotos gezeigt und gefordert, dass dies im Rahmen der Gebrauchtwagengarantie instandzusetzen sei. Freilich hielt man sich dort erst mal bedeckt. Man müsse sich den Schaden ja erst mal anschauen und außerdem sei das da ja nur die äußere Hülle.
Kommende Woche soll Sohnemann das Auto dort hinbringen und dann will man sich das anschauen. Mein Bauchgefühl grummelt. Es wird wohl noch ein wenig lustig werden mit denen.


Herbst oder schon Winter? Ich kann mich nicht recht entscheiden. Draußen ist es mit einem Mal arschkalt geworden - aber das Büro in L ist sehr gut geheizt. Sehr, sehr gut. Ich komme mir vor wie in den Wechseljahren, weil ich auch nach Ablegen von Schal und Jacke wahlweise Fenster aufreiße, nach 5 Minuten mit angefrorenen Fingern schließe, nach 10 Minuten schweißgebadet wieder aufreiße... und so weiter und so weiter.
Immerhin aber ist hier für fortwährenden Kaffeekonsum gesorgt, ohne dass ich mich kümmern muss. Denn ich fröne auch hier meinem Motto: Ohne Kraftstoff kein Motorbetrieb - und Arbeit gibt es schließlich mehr als genug.


Nach den Bürotagen nach Hause eilen, etwas zu essen einkaufen, Abendessen zubereiten, Nachrichten beantworten oder abhören oder einfach auch nur in Blogs und auf FB surfen und auf denkwürdige Sätze stoßen, die wie zumeist etwas länger in mir nachwirken...






In anderen Blogs habe ich schon öfter davon gelesen, mich aber nie wirklich dafür interessiert. Bis zum Dienstag, als der Mann abends schrieb: "Installier dir doch mal Quizduell, dann können wir gegeneinander spielen."
Eigentlich habe ich ja für sowas nicht wirklich Zeit, wenn ich in L weile, denke ich - aber nachdem ich doch gerade erst meine Liebe zum Kreuzworträtseln wieder ausgegraben habe (und dabei feststellte, was für immense Lücken sich inzwischen aufgetan hatten), da reizt mich das doch und so installiere ich mir die App, für die wiederum der Mann genau genommen gar keine Zeit hat. Ein einziges Spiel an einem Abend ist mir dann doch zu wenig und so fordere ich meine Mama zum Duell heraus. Aber entweder weiß sie nicht, wie sie das machen soll, oder aber sie hat schlichtweg keine Lust. Was ich mir wiederum aber auch nicht vorstellen kann - immerhin kreuzworträtselt sie mindestens genau so gern wie ich. (Überhaupt stelle ich mit den Jahren fest, wie sehr ich meiner Mama ähnele. Aber dazu ein anderes Mal.)


Musik & Hits. Essen & Trinken. Irgendwie logisch, dass ich hierin nicht die Allerschlechteste bin. Auch wenn sie nicht nach der artgerechten Konsistenz von Schoko-Keksen fragen. Dafür versage ich kläglich in sämtlichen anderen Kategorien. Meistens raten wir nur. Spaß machts trotzdem. Mir jedenfalls!


Feierliche Vereidigung am Freitag. Nun ist Sohn II offiziell angenommen. Als ich das Bild von ihm im entsprechenden Anzug und seiner Freundin im Arm versende, bekomme ich ein "Groß isser geworden! Bist stolz?" zurück und schreibe mit gefühlt Dreifach-F zurück "Aber sowas von!"
Aber auch auf meinen Ältesten bin ich nach wie vor stolz - auch wenn ihm das Glück nicht so hold war und ist, wie er es eigentlich verdient hat. Alles muss er sich erkämpfen, ihm wird nix geschenkt und schon gar nicht fallen ihm die Dinge in den Schoß wie bisweilen mir oder Sohn II dieses Glück hatten. Aber er beißt sich durch, steht immer wieder auf und macht weiter - und ich hoffe, er hört damit auch nicht auf.
"Der Junge muss doch mal was Richtiges kriegen", sagte erst am Sonntag mein Papa zu mir.
Dann denke ich an die Ereignisse in seinem letzten Job, die mittlerweile 5 Angestellten (ihn eingeschlossen) innerhalb von 4 Wochen den Job gekostet haben - und dass ein Mangel an Vitamin B mit keiner Pille aufzufüllen ist. Und Einsatz eben nicht immer zählt.


Nun ja. Die Massagen gehen weiter.
"Wir haben nur 3 Versuche", hatte sie vor der 1. Anwendung vor 3 Wochen gesagt. Letzten Samstag war der 3. Versuch.
"Fühlst du dich denn jetzt besser?" fragte mich am Samstagabend der Mann.
Eigentlich nicht - eigentlich geht es mir wie zuvor auch. Andererseits war ja aber auch recht viel Bewegung in den letzten Wochen, und wer weiß schon, wie viel Einfluss das alles zusätzlich nimmt?
Immerhin wurde mir zu guter Letzt noch am Freitagabend eine inoffizielle Missbilligung ausgesprochen. Für Dinge, vor denen ich schon vor einem Jahr mein Veto einlegte, auch gut begründete und argumentierte, zunächst einen Dank erhielt "Das ist eine sehr gute Idee!" und dann im Januar, ohne dass man vorher auch nur noch einmal ein Wort dazu gewechselt hätte, einen heftigen Tritt in den Magen "Das war nicht in Ordnung von dir!" Erst sehr viel später ist mir klar geworden, welche Knöpfe wo und durch wen gedreht worden waren - und ich beschloss für mich: Ohne mich in Zukunft.
Zu dieser meiner Aussage stehe ich auch offen - und kassierte eben am Freitagabend noch eben diese inoffizielle Missbilligung. Daran habe ich dann doch ziemlich schwer geschluckt am Wochenende. Letztendlich aber bestätigt es mich nur. In dem, was ich denke, und in dem, was ich tun möchte.
Dass mir Aufrichtigkeit mit am wichtigsten sind - und dass es mich immer noch schockieren kann, wie sehr Menschen sich verbiegen und verdrehen können nur zu ihrem eigenen Vorteil.




Heute Morgen jedenfalls habe ich den Kalender mit einigem Unbehagen umgewendet und als ich las "My best friends are snacks" - da musste ich grinsen. Manches kannst du auch einfach nur mit Schokoladenkeksen aushalten.

Dienstag, 14. November 2017

Wenn Du Angst hast, sing!


Letzte Nacht kam ich in die Wohnung zurück, es war schon lange dunkel geworden. Was hinter mir lag, wusste ich nicht mehr, ich war nur müde, ich wollte heimkommen, ich wollte Licht machen - also machte ich Licht. Und da war dieses Mädchen. Kleiner als ich, dunkle Haare wie ich, aber dunklere Augen als ich. Sie war so ernst, sie sprach kaum ein Wort, dafür sprach ich, leise, beruhigend, während sie mir ihre beiden Hände an die Kehle legte und fest zudrückte. Ohne dass sich ihre Mimik auch nur ein winziges Bisschen veränderte. Ohne dass sie auch nur irgendetwas sagte. 

"Nein!"
Habe ich im Traum gerufen oder in der Realität? Ich weiß es nicht, der Mann neben mir schläft.
Das Zimmer ist  dunkel, nur das schwache Licht des Radioweckers bricht sich an der halb offenen Tür. Ich kanns auf den Tod nicht haben, bei halb geöffneten Türen schlafen zu müssen. Ich kanns nicht. 
Dann werde ich das Gefühl nicht los, gleich würde jemand durch diese Tür kommen. Der nichts Gutes im Sinn hat. Niemand, der nachts fremde Wohnungen betritt, hat Gutes im Sinn. 
Das Mädchen aus dem Traum. Der Mann aus all den anderen Träumen, der, seit ich Kind bin, mit einem Messer nach mir wirft oder mich zu packen versucht oder auch sonstwie versucht, Schmerz zu verursachen oder gleich ganz das Lebenslicht auszulöschen. 
Nach diesem Traum der letzten Nacht war ich vollkommen durch, fühlte ich den pulsierenden Herzschlag bis kurz unter meinem Ohr und fand ich nur sehr schwer und auch nur noch sehr oberflächlich in den Schlaf.
"Ich kann nicht schlafen, wenn die Tür zu ist, dann fühle ich mich eingesperrt", klagt der Mann.
"Und ich kann nicht schlafen, wenn sie geöffnet ist, dann fühle ich mich so ausgeliefert", antworte ich.
"Ich beschütze dich."
Aber das kann er nicht. Weil er nicht da ist. Weil er nie da ist in den Träumen, in denen ich unterliege. Weil er nur da ist, wenn ich rechtzeitig erwache. Wenn ich erwache und sehe und fühle, dass er da ist, dass er neben mir liegt, dass er ganz ruhig liegt und auch ebenso ruhig atmet. Also alles gut. Alles gut, hör doch mal.
Und dann krieche ich zurück tief unter die Decke, ziehe sie mir bis an die Nasenspitze, beobachte argwöhnisch die halb geöffnete Tür und warte darauf, dass der wilde Herzschlag in meiner Brust wieder übergeht in den langsamen Takt. Warte darauf, dass die wilden Bilder in meinem Kopf aufhören zu kreiseln, die in meiner Vorstellung ermöglichen, dass Fremde sich in das Haus geschlichen haben. Dass Fremde sich in die zumeist menschenleere Tiefgarage geschlichen haben und nur darauf warten, dass... Wilde Bilder auch von wilden Fahrten auf den Autobahnen unter angekündigtem Schneefall - und allein schon der Gedanke an vermatschte, verschneite Autobahnen, verlängerte Bremswege, Ausrutschen, Weggleiten.. Alles schon gehabt. Nicht immer gut gegangen.
Es ist fast unglaublich, welch Blüten meine Phantasie um halb vier Uhr morgens treiben kann. Also stehe ich auf und hole mir einen Schluck kaltes, klares Wasser. Dieser Schluck, der mir ermöglicht, mich völlig von diesem letzten Traum und diesem komischen Mädchen und überhaupt all diesen dunkelgrauen Gedanken zu lösen. Die Augen zu schließen und einfach lieber nichts mehr zu träumen und vor allem nichts mehr zu denken. 

Es wird Morgen, der Mann neben mir regt sich verschlafen.
"Magst du auch einen Kaffee?"
"Oh ja bitte."
Es ist hell draußen, die Monster der letzten Nacht haben sich verflüchtigt, dankbar umfasse ich die Tasse Kaffee mit beiden Händen, genieße die ersten Schlucke und das entspannte Ankommen im Tag. 
Der Schnee der letzten Nacht ist getaut, doch der Morgen bringt neue Flocken. 
Ich gebe es zu: Ich fahre ausgesprochen ungern bei Schnee und Eis. 
Der Mann ist längst fort, als ich alles zusammengepackt habe, diesmal habe ich nichts vergessen, denke ich, als ich die Tür hinter mir zuziehe und den Schlüssel herumdrehe. Tief in mir ist alles ruhig, tief in mir fühle ich mich sicher, auch beim Betreten der Tiefgarage, beim Verlassen der Tiefgarage und dem Einfädeln in den grausamen Morgenverkehr einer lebendig gewordenen Großstadt. 
Ich spüre, wie ich mich verkrampfe. Und dann erinnere ich mich an früher.
Wie ich als Kind die Augen schloss, in der Ecke zwischen Wand und Schrank, in dem Glauben, wenn ich nichts sehe, dann sehen sie mich auch nicht. 
Wie ich als Kind sang, wenn ich den dunklen Weg allein zur Schule gehen musste oder abends nach Hause kam. Weil du dich nicht mehr so allein fühlst, wenn du dir selber etwas vorsingen kannst. Heute haben wir die Kopfhörer dafür - doch nein, es ist nicht dasselbe. 
Also beginne ich zu singen, während ich durch dieses Wetter fahre, durch Schnee, Schneeregen, Regen, Schneegraupel. Und so singe ich. Singe ich immer mehr. Und immer lauter. Und immer fröhlicher. Und erreiche nach einigen hundert Kilometer mein Ziel. Und kein Monster in Sicht.

Erst viel später fällt mir ein, dass ich das Wichtigste vergessen hab: Dir etwas an den Spiegel zu schreiben. 

Montag, 6. November 2017

22



Eigentlich wollte ich ja gar nicht mehr, aber Goldi meinte mal, ich könnte diese Tradition ruhig fortsetzen. Und in meinen Blog schaust Du, wenn überhaupt, nur zu den Geburtstagen - und dann liest Du und schmunzelst und sagst.. nix ;)

Im Sommer noch meintest Du, jetzt würdest Du schon 22 werden und dass Du Dich so furchtbar alt fühlst damit. 22 sei schon fast 30 und überhaupt! Ich lächelte und dachte an meinen 18. Geburtstag - da gings mir genauso wie Dir. Erwachsen - igitt! Nur noch Pflichten und Probleme, nahm ich an.
Ganz so ist es nicht, da kann ich Dich beruhigen.
Es ist Dein allererster Geburtstag, den wir nicht gemeinsam feiern. Vermutlich wird es ein Tag wie alle anderen auch - Du stehst irgendwas um 4.30 Uhr auf, es ist kalt und klamm draußen, dunkel sowieso; diesmal erwartet Dich kein Geburtstagstisch mit Kerzen drauf - auch so eine Tradition, die wir fortgesetzt haben, auch wenn Ihr aus diesem Alter genau genommen längst raus seid.
Aber ich sehs vor allem auch an Deinem großen Bruder: Es gibt nicht vieles, aber doch einiges aus der Zeit, als Ihr noch klein wart, als Eure Welt noch in Ordnung war - und an diesen Dingen hängt Ihr, die gebt Ihr auch nicht her und auch so ein Geburtstagstisch mit Kerzen zum Beispiel erinnert Euch an die Zeit, als wir noch zusammen wohnten und alles irgendwie noch leichter war.
Dann wirst Du abends irgendwann heimkommen, Dich auf Dein Bett werfen, vielleicht wird Dein Bruder etwas zum Abendessen zubereiten oder Ihr geht Euch wie so oft einen Döner holen, Du wirst entweder zocken oder fernsehen und dann einschlafen, bevor der nächste Tag kommt.
Das ist vielleicht ein Geburtstag wie bei vielen anderen auch - aber ich gebe zu, es ist nicht unbedingt ein Geburtstag, wie ich ihn Dir wünsche. Insbesondere die letzten Jahre haben mir immer bewusster gemacht, dass diese Tage einfach auch die besonderen Tage sind - eben weil es Dich und Deinen Bruder mit diesen Tagen gibt und das ist und bleibt einfach das Größte, das mir passiert ist. Und irgendwie.. möchte ich diesen Tag für den Menschen, den ich liebe, zu etwas Besonderem machen. Weil dieser Mensch etwas Besonderes für mich ist.
Darum habe ich entschieden: Ich schreibe diesen Post heute und hier - und nächste Woche zelebrieren wir das noch mal richtig :)

Wenn ich so darüber nachdenke, wie Ihr als Kinder wart, wie die Pubertätsphasen mit Euch waren, dann denke ich, dass ich richtig viel Glück mit Euch hatte. Ach klar, was haben wir uns gestritten, wenn es hieß "Räum dein Zimmer auf, überall trete ich auf irgendwas!"
"Das ist nicht von mir, das war [der Bruder]."
"Wer das war, ist mir ziemlich egal, ich will, dass es in Ordnung gebracht wird."
Das erinnert mich auch an so Aktionen, wenn Ihr vor dem Haus im Sandkasten gespielt habt. Es ging immer anschließend Streit los, wer was mitgenommen und also wieder mit hochzunehmen hatte. Irgendwann hatte ich das so satt, dass ich sagte "Okay, dann mach ich das jetzt - aber ich mach das mit dem Müllsack." Den ich anschließend im Kleiderschrank einschloss. Am Anfang hat Euch das noch auf die Beine gebracht, aber Ihr hattet schnell den Dreh raus "Wir kriegens ja eh bald wieder". Da warnte ich Euch: "Beim nächsten Mal fliegt alles in den Müll!"
Das habt Ihr mir nicht geglaubt und als ich es aber doch machte, drehte auch Euer Vater am Rad "Das kannst du doch nicht machen, weißt du, was das für Geld gekostet hat?"
Auch Dein Bruder war außer sich, doch im Gegensatz zu Dir stieg er in den Müllcontainer und versuchte zu retten, was zu retten war, bis ich ihn entdeckte und mit einem entschlossenen Griff an den Trägern seiner Latzhose und am Bein packte und aus dem Container hob.
Aber von da an hörten Eure Streitereien auf, ich hatte meine Ruhe und wenn ich sagte "Jungs, räumt eure Chaosbude auf", dann habt Ihr Euch beeilt zu sagen "Gleich!" oder "Nachher!"
Und auch später, als Du älter wurdest, habe ich lediglich zwei Anrufe bekommen.
Der eine vom Polizeirevier, die mir sagten, dass ich mein minderjähriges Kind abholen solle, man habe ihn erwischt, als er ein Videospiel mitgehen lassen wollte.
"Es wäre nicht mal aufgefallen", sagte der Beamte, "hätte er nicht mindestens eine halbe Stunde davor gestanden und überlegt, ob ers nun machen soll oder nicht."
Der andere Anruf kam von der Schule, da warst Du 15.
"Es gab einen Vorfall im Sportunterricht. Ihr Sohn und ein zweiter Schüler wurde mit dem Notarztwagen abgeholt. Wir vermuten Alkohol oder Drogen."
Da hats mich vom Stuhl gehauen. Drogen? Du? Wie soll das gehen? Das geht doch gar nicht!
Was Du damals konsumiert hast, wusstest Du nicht mal. "Es war grün und hat nach Lakritze geschmeckt. Und dann hats gebrannt in den Adern", sagtest Du später. Die Ärztin wusste sofort, worum es sich handelte und das Labor wies es auch nach. 500 ml Absinth, 1,7 Promille und ein anschließend bewusstloses Kind im Sportunterricht.
Offen gestanden, musste ich damals selber erst mal googeln, was Absinth genau eigentlich ist. Dein Kumpel hatte es mitgebracht in die Schule, umgefüllt in eine Plastikflasche.
"Ich hab gesehen, dass sie das getrunken haben", erklärte die schockierte Lehrerin, "aber ich dachte, das sei Waldmeister."
Dein Vater hat getobt: "Wieso ist der auch noch so blöd und säuft das Zeug in der Schule??"
"Wir können doch froh sein, dass es so war und nicht zu Hause oder sonstwo", entgegnete ich wütend, "stell dir vor, die liegen irgendwo bewusstlos, keiner merkt was und dann erstickt einer am Erbrochenen."
Drogen haben sich Gott sei Dank nicht bestätigt, mit so etwas habt Ihr glücklicherweise auch nie angefangen. Dass Du mir da die Wahrheit gesagt hast, haben ja auch diverse Bluttests bewiesen, die Du im Zuge Deiner Ausbildungsbewerbung und auch im Vorfeld beim Bund abgeben musstest ;) Zwar gehst Du heute gerne feiern und lässt es auch gerne mal krachen, aber Du weißt immer noch, dass Du betrunken kein Auto fahren darfst und selbst aus Rücksicht auf Restalkohol hast Du lieber einen Tag länger beim Kumpel gepennt als Deinen noch halbwegs frischen Führerschein zu riskieren.
Denn seit gut vier Wochen fährst Du nun auch Dein erstes eigenes Auto. Den Kauf haben wir gemeinsam abgewickelt, auch die erste Fahrt und ich war sehr erleichtert: Du fährst ruhig, entspannt und vorsichtig. Du hast Respekt, aber keine Panik. Und Du riskierst auch nichts: "Ich fahre diese Woche nicht, da zahl ich lieber die 20 Euro an den anderen", erklärtest Du mir gestern. "Mein Baby soll ganz bleiben."
"Meins auch!" antwortete ich und Du hast mir mit einem Herz geantwortet.
Der Mann verdreht immer die Augen, wenn er sowas sieht oder wenn Du mich "meine Seerose", "meine Seeanemone" oder so nennst - aber ich finde das schön. Andere küssen ihre Familie auch mit 50 noch auf den Mund, das zum Beispiel mag ich überhaupt gar nicht. Auf den Mund geküsst wird bei mir nur einer ;)

Diese Zeit mit Euch gerade genieße ich sehr. Gespräche über Gott und die Welt, Eure eigenen Gehversuche, Eure eigenen Ziele. Dennoch mischt sich dann und wann auch Wehmut bei mir in die Gedanken. Ich vermisse sie, die gemeinsame Zeit, das miteinander Abhängen, das Rumlümmeln nachmittags auf dem Sofa mit Keksen oder Kuchen, ich vermisse es, mit Euch zu sprechen, einfach beieinander zu sein. Ihr seid erwachsen, Ihr habt nun Euer eigenes Zuhause, das mal unser gemeinsames war, wovon aber nur noch wenig zu sehen ist, weil Ihr bis auf die Küche alles umgearbeitet habt. Es ist eben Eures. Aber ich wünschte doch, ich würde mehr in Eurer Nähe wohnen, mal auf ein Käffchen vorbeikommen können oder dass Ihr ab und zu vorbeischaut "War grad mal in der Nähe" oder so. Wahrscheinlich wäre die Realität sowieso eine andere. Nämlich dass Ihr vorbeikommt und einen Sack schmutziger Wäsche bringt ;) Oder weil Ihr irgendwas braucht. Oder weil eh grad nix anlag. Aber das ist mir egal. Ich rechne Euch nicht vor, wer wie oft anruft. Mir ist sowas wurscht. Wenn ich wissen will, wie es Euch geht, dann melde ich mich bei Euch. Und seit wir zu dritt diesen kleinen Familien-Chat gegründet haben, lasst Ihr mich auch so an dem einen oder anderen teilhaben. Dein Bruder nicht, der ruft lieber an, aber Du, Du bist wie ich - ich schreibe lieber. Telefonate liegen mir nicht wirklich, weil man dann auch wirklich nur telefonieren und sonst nichts anderes machen kann.
Du bist mir überhaupt in vielen Dingen ähnlich: Du hast es gerne ordentlich und gemütlich, aber to dos erledigst Du auf den wirklich allerletzten Pfiff. Ich erinnere mich noch an die Hausarbeit, die wir am Abend zusammenklamüstert haben, weil Du es so lange aufgeschoben hattest, bis der Termin ran war und Du bis auf eine Gliederung nix hattest. Bis in die Nacht rein haben wir gesessen und geschrieben, während Du irgendwann immer wieder einschliefst und dann, als wir fertig waren, noch sagtest: "Ich brauch das übrigens auch auf CD." Dein Glück, dass ich überhaupt noch 2 Rohlinge da hatte, von denen ich den ersten wutentbrannt durch das Zimmer schmiss, als das Gerät vermeldete "Dieser Datenträger kann nicht beschrieben werden" und um zwei Uhr morgens fauchte ich dich an: "Jetzt bete dafür, dass der letzte Rohling geht und wenn nicht, dann hast du eben Pech!"
Papierkram ist Deine Sache auch so gar nicht - ich erinnere mich noch, wie wir nach den 2 Jahren Ausbildung zum Sozialassistenten zwei Schubläden voller loser Blätter versucht haben zu sortieren, damit Du Dich auf die Prüfungen vorbereiten konntest. Von manchem wusstest Du nicht mal mehr, in welches Lernfeld die gehörten - und es gab acht davon ;)
Mit den ganzen Bescheinigungen seit Bund, Ausbildung und den Kontoauszügen handhabst Du das nicht viel anders, aber das sortierst Du seit zwei Jahren bittschön allein ;)
Da seid Ihr, Dein Bruder und Du, aus ein und demselben Holz und man fragt sich immer wieder, wieso Ihr am Ende trotzdem alles noch findet oder hinbekommt.
Du sagst offen Deine Meinung und vertrittst sie auch - oder hältst ganz einfach Deinen Mund. Du redest niemandem nach dem Mund, gräbst niemandem das Wasser ab und würdest Dich auch niemals auf Kosten anderer bereichern oder Dir ein schönes Leben machen. Das liebe ich an Dir. Auch das ;)

Manchmal wünschte ich, wir könnten noch mal von vorn anfangen. Ich würde so gern einiges anders machen, besser machen. Eine bessere Mama sein als ich es damals war - und ich würde Euch diesmal einen echten Papa aussuchen.

Aber nun bist Du 22 geworden, ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles Liebe und dass alles so kommt, wie Du es Dir schon so lange wünscht. Und nächste Woche wird gefeiert :)

Samstag, 4. November 2017

If somebody believes in you



"Deine Musik ist immer dasselbe", sagt der Mann zu meiner heutigen Entdeckung und ich zucke die Schultern. Mir ist das ziemlich wurscht, weil ich gerade jetzt Musik bevorzuge, die mich auf die Beine bringt. Da spielts für mich überhaupt keine Rolle, ob sich alles gleicht oder nicht.
Ich habe auch einen halben Tag darüber nachgedacht, ob ich auf die letzten Kommentare mit einem eigenen Kommentar antworten soll - oder ob es doch mehr zu sagen gibt. Und für mich gibt es da wohl doch mehr zu sagen.



Zuallererst möchte ich einfach nur ganz herzlich Danke sagen. Denn nein, Gwen, den Link kannte ich noch nicht - jedoch scheint genau das darin Beschriebene mein Thema zu sein. Mein Thema, an dem sich meine Masseuse derzeit die Finger wundknetet und nicht wirklich vorankommt. Dazu möchte ich gleich noch was erzählen. Jedenfalls habe ich es mir durchgelesen, mir zwei Adressen in meiner Nähe herausgesucht und rufe Montag früh dort an. Ich hoffe nur, sowas gibts auch auf Kassenleistung, denn was ich in den letzten Jahren an Mitteln für Rehasport, Osteopathie & Co. versenkt habe, reichte wohl tatsächlich bald für ein kleines eigenes Zimmerchen mit herrlichem Holzfußboden hautnah am Meer.

Und auch Dir, Bohli: DANKE. Die Frau im roten Kleid wird sicherlich bald wieder tanzen. Ein bisschen zumindest ;)

Liebe Marietta, ich weiß schon, wie Du es meinst - und es ist ja letztlich eine Frage, die ich mir selbst auch schon stellte. Nur - ganz so einfach wie "ich liebe Eier, Milch und Fisch zu sehr, also versuch ichs gar nicht erst" ist es für mich eben auch nicht. Die vegane Lebensweise ist eine doch sehr.. wie soll ich sagen.. asketische Lebensform, deren positiven Aspekte ich gar nicht bestreiten möchte.
Wenn ich schrieb "bei Schmerzen wie meinen", dann meine ich Schmerzen, die ähnlich beschrieben werden, aber bereits diagnostisch katalogisiert worden sind - und bei mir sind sie das nach 13 Jahren immer noch nicht. Niemand kann mir sagen, warum, wieso, weshalb, woher und wie entsprechend die Lösung aussehen könnte. Anfängliche Verdachtsdiagnosen haben sich nicht bestätigt - und irgendwann hat man einfach aufgehört - und ich ebenso. Wobei ich für mich keine Diagnose brauchte, um meinen Frieden zu finden, sondern weil ich mir von einer konkreten Diagnose auch eine konkrete Lösung versprach. Inzwischen habe ich gelernt, dass es auch bei konkreten Diagnosen nicht immer eine konkrete Lösung gibt, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Der andere, für mich gewichtigere Punkt ist: Die Wissenschaft ist sich uneinig darüber, inwieweit die negativen Aspekte die positiven überwiegen. Mineralstoffmangel, Vitaminmangel, Mangel an Enzymen etc. - und man weiß, dass Mangelerscheinungen sich nicht von heute auf morgen einstellen so wie sich auch die Folgen daraus nicht von heute auf morgen einstellen. Und ich frage mich: Tue ich mir am Ende wirklich Gutes oder füge ich mir letztlich nicht nur noch mehr Schaden zu, an dessen Folgen ich dann nur noch mehr herumzuknabbern habe? Erst vor zwei Tagen las ich über Pro & Contra der veganen Lebensform - und darin wurde mein eigener Gedanke, mein eigenes Gefühl bestätigt: Vegan produzierte Lebensmittel, seien es Tofu-Wurst, Tofu-Schnitzel und was weiß ich, sind zumeist derart industriell "bearbeitet" und "gefertigt", dass in dem, was sich letztlich auf dem Teller findet, kaum noch Nährstoffe enthalten sind. Wenn da überhaupt noch was drin ist. Nicht umsonst benötigen viele Veganer künstlich erzeugte Zusatzstoffe, Vitamine etc. Soll das wirklich gesund sein? Ich habe da ebenso meine Zweifel.
Womit ich eher zurecht käme, ist die vegetarische Lebensform. Als mein Doktor vor einem halben Jahr meinte, ich hätte alle klassischen, eindeutigen Zeichen einer rheumatischen Erkrankung, aber das Labor wäre dahingehend einfach unauffällig, belas ich mich zu diesem Thema. Seitdem meide ich Schweinefleischerzeugnisse, ich hatte auch meinen Kaffeekonsum ein halbes Jahr lang fast auf Null geschraubt (und jeder, der mich kennt, kann sich vorstellen, dass ich da tatsächlich an Entzugserscheinungen litt ;)), ich esse Fisch auch der Omega-3-Fettsäuren wegen (ja ich weiß, da gibts auch Kapseln, hatte ich auch), in meiner Küche verwende ich für mich selbst statt herkömmlichem Fett das Kokosöl..
Um nur einige Beispiele zu nennen. Meine Ernährung ist - unabhängig von dem Einfluss auf den Schmerz - schon seit einigen Jahren wesentlich gesünder als es zuvor der Fall war.
Ganz so einfach, denke ich, mache ich mir das alles schon nicht ;) Ich versuche nur, das Richtige für mich zu finden, ohne mir dabei selber vielleicht noch mehr zu schaden.

Liebe Frau Vau, diesen Hinweis habe ich schon mal bekommen - nur in Form von Keksen ;) Und ich sagte, ich würde auch darauf zurückkommen, wenn ich es gar nicht mehr aushielte. Der Knackpunkt allerdings: die Frage der Fahrtüchtigkeit... Darf man? Kann man? Diese Frage fand ich auch auf den dort verlinkten Seiten nicht beantwortet, wäre aber ein entscheidendes Kriterium für mich. Kannst Du mir darüber was Genaueres sagen?? Aktuell ist auch nur die 3 %ige Variante verfügbar - die geringste Dosierung, aber für den Anfang sollte mir das ja vielleicht reichen.

Insgesamt muss ich sagen: Die letzten sechs Tage seit der letzten Massage waren echt.. beschissen. Ich spürte regelrecht, wie der Körper sich mehr und mehr verkrampfte und irgendwie in die Schieflage geriet. Heute Morgen, nach dem Duschen und Haarewaschen und dem Versuch, mir den letzten Schmerz aus dem Gesicht zu schminken, da kam ich ziemlich nah an den Spiegel heran, betrachtete mich argwöhnisch - und dann musste ich ein bisschen lachen "Schöne Scheiße! Wenn du nach außen immer so tust, als fehle dir nix, kann dich auch gar keiner ernst nehmen oder dir glauben, dass es dir beschissen geht." Immerhin hatte schon vor Jahren eine Mit-Patientin in der Schmerzklinik mich angegiftet: "Was willst du eigentlich hier, du nimmst anderen echten Kranken den Platz weg, den sie dringender brauchen als du. Andere Leben hängen am seidenen Faden, und so, wie du aussiehst, deins nicht."
Selbst zur aktuell wiederbelebten Leidenschaft, dem Kreuzworträtseln (eindeutige Schwachpunkte: Geografie und Geschichte! Ich weiß ja gar nix mehr! :D) mangelte es mir an Energie. Das Anheben von Teller und Tassen funktionierte nur noch mit zwei Händen statt einer. Und überhaupt. Da war ich wirklich unsicher: Heute trotzdem wieder zur Massage gehen oder doch lieber mal eine Woche Pause einlegen?
"Noch können wir absagen", meinte der Mann zum Frühstück, aber dann rang ich mich durch: Was, wenn wir vielleicht doch gerade am entscheidenden Punkt angekommen waren? Auch wenn es mir grad den Atem genommen hatte?
Was soll ich sagen... Ich hatte heute Chefinnen-Behandlung. Ihr war aufgefallen, dass ich seit einiger Zeit jede Woche in ihren Laden komme - und wir aber nicht wirklich weiterkommen. Sie meinte, sie würde heute etwas anderes versuchen und dass wir insgesamt drei Versuche hätten. Wenn auch das nicht helfen würde, dann wäre es ratsamer, einen Arzt aufzusuchen. (Ich war übrigens überrascht, wie gut wir beide trotz Sprachbarrieren miteinander kommunizieren konnten.)
Was sie dann mit mir veranstaltete, kann ich kaum beschreiben. Muskel-/ Faszienbehandlung auf thailändisch, holla die Waldfee! Ich konnte es kaum aushalten und weil man da ja nicht herumheult oder sowas, habe ich in das Kissen unter mir gebissen, die Hände in die Matte verkrampft - und der Körper zitterte, als sei ich auf Entzug. Holy Shit! Ich war wirklich, wirklich ganz knapp davor, in Tränen auszubrechen. Statt der geplanten 30 Minuten quälten wir uns ganze 50 Minuten, die sie mir nicht berechnen wollte und für die sie auch nicht mehr Trinkgeld als sonst wollte.
Jetzt fühlt sich mein Körper an wie innerlich wundgerissen, aber was soll ich sagen: Der schlimmste Schmerz ist ausgestanden. Der Pik der Woche sozusagen erreicht, jetzt scheint die Kurve wieder nach unten zu gehen. So fühlt es sich zumindest an - und ich wünsche mir das jetzt einfach mal. Immerhin habe ich heute Abend beim Entspannungskäffchen in der Stadt obiges Schildchen gelesen und mich doppelt motiviert gefühlt. (Kurz war ich sehr erschrocken, als der Mann entgeistert meinte, der Kaffee würde hier 5 Euro 90 kosten - aber glücklicherweise stellte sich das als Lesefehler heraus. Mit Brille wär das nicht passiert!)

Freitag, 3. November 2017

Old ways won't open new doors



"Letzte Nacht bist du gestorben", sagt der Mann. "Und die Nacht davor auch."
Er hat es geträumt, er erzählt davon, während ich den Frühstückskaffee zubereite, mich mit der Tasse Kaffee in beiden Händen auf das Sofa kuschle und die letzten ruhigen Minuten genieße, bevor das Tagwerk beginnt.
Und ich bin sehr froh, dass heute schon wieder Freitag ist, dass ich nächste Woche auch nicht verreisen muss und mir noch ein paar Tage bleiben, an denen ich hoffentlich etwas durchatmen kann. Auch wenn ich dem Chef in die Hand versprach, am Wochenende erreichbar zu sein und nach ihm ein paar Dokumente durchsehen würde. Termine drücken, das tun sie ja immer - aber einmal mehr denke ich, dass ich tatsächlich froh sein kann um dieses Home Office Modell. Kein morgens-aus-dem-Haus-hetzen mehr, die Tasche hastig über die Schulter geworfen, der Mantel noch offen, das Haar zu einem flüchtigen Knoten gewunden, ohne Frühstück, weil ich morgens unter Druck nichts hinunterbekommen kann.
Ich muss abwägen, was auch insbesondere jetzt gut für mich ist - ICH muss es MICH fragen, und ICH muss diese Entscheidungen treffen, auch wenn der Mann es bedauert: "Ich habe das Gefühl, du beziehst mich in deine Entscheidungen gar nicht mehr ein. Ich muss es nehmen, wie es kommt."
Nicht ganz.
Die Themen sind nicht neu.
Die Gedanken sind nicht neu.
Die Gründe sind auch nicht neu.
Ich mag mich nur nicht immer und immer wiederholen müssen - das ist vielleicht neu.
Am Ende ist es nämlich immer noch mein Körper, der mir schmerzt und schmerzt und schmerzt. Womit ich morgens aufstehe, das mich den ganzen Tag begleitet und mit dem ich mich nachts wieder in mein Bett lege.

Ja Gretel, das ist richtig, man hört vermutlich niemals auf, nach Lösungen zu suchen. Auch wenn ich mir im Mai schwor: "Ich versuche es nicht mehr, dreizehn Jahre sind genug."
Man beweint vielleicht still und kurz die Situation, man hadert, und doch.. beginnt man irgendwie immer wieder von vorn. Weil man sich nicht abfinden will mit Situationen, die sich vielleicht doch noch ändern lassen können.
Gestern schnappte ich mir den letzten Rest einer Sendung über Schmerz, fand anschließend eine weitere Sendung frei nach dem Motto "Wenn keiner mehr weiterweiß, dann komm zu Doktor Fred Feuerstein". Natürlich hieß der nicht so, aber wenige Minuten Sendezeit hinterließen doch eher das schale Gefühl einer nicht wirklich seriösen Sendung. RTL II-Niveau, sage ich nur.
Ich kann nicht mal sagen, dass ich nicht sogar diesen Weg versucht hätte, würde diese Sendung nicht in eben diesem Niveau herumgedümpelt haben.

Die vegane Lebensweise soll vielen Schmerzpatienten deutlich geholfen haben. Nicht jedem, aber immerhin vielen. Ich bin ehrlich: Diese konsequente Art zu leben und sich zu ernähren halte ich nicht durch. Ich mag Milch, Joghurt, Eier und Fisch. Bin ich also selber schuld, wenn ich blödes Weichei lieber Schmerzen beklage, anstatt einfach mal einen eisernen Willen zu entwickeln? Zumal die Wissenschaft noch darüber uneins ist, ob diese Form der Askese dem Körper letztlich aufgrund der Mangelerscheinungen nicht mehr schadet als dass man sich Gutes tut. Schwieriges Thema. Komplexes Thema.
Der Sport federt das Allerschlimmste ein wenig ab, also zwinge ich mich dazu, immer wieder.
Die Schmerztabletten habe ich wieder in den Karton zurückgelegt, zwei Tage nach intensiven Versuchen. Es hat dann doch nicht funktioniert.
Die Musik entführt mich und tut mir gut und für wenige Sekunden bin ich weggelenkt vom schmerzhaften Pochen. Ähnlich dem von Zahnschmerzen - nur eben nicht in den Zähnen, sondern im Körper. Irgendwann wird man irre davon, irgendwann muss man zwangsläufig irre davon werden - oder nicht? Ich ertappe mich immer wieder, dass ich mich an anderen messe, denen es noch sehr viel schlechter geht als mir - und dass ich mich dann zur Contenance mahne. Weitermachen wie bisher, weil es ohnehin keine andere Möglichkeit gibt. Nicht jetzt, nicht hier.
Aber vielleicht.. doch noch eines Tages? Trotz der Theorie über das Schmerzgedächtnis?
Der Mensch ist ein Mysterium, eins, das noch lange nicht bis zuende erforscht werden konnte.
Eine irgendwie komische Lebensphase gerade. Die Ernüchterung breitet sich immer weiter aus, aber die Hoffnung hält am Ende dann doch wieder dagegen... dass es immer noch Möglichkeiten gibt. Wege, die man gehen kann, auch wenns vielleicht ganz andere als je zuvor sind.

Donnerstag, 2. November 2017

Sometimes we forget to liv ... cause it hurts to liv



Als ich Freitag Nacht nach Hause zurückkehrte, erschienen mir die anschließenden fünf freien Tage als ein unermesslicher Reichtum, ein Reichtum an unendlich vielen Möglichkeiten, was man an diesen freien Tagen alles tun könnte..
Malen. Musik hören. Schreiben. In der Sonne spazieren. In Cafes eine Tasse Kaffee trinken. Menschen zusehen. Erzählen.
Die Wahrheit ist, dass ich nichts von all dem gemacht habe. Weil ich nichts von all dem tun konnte.
Jeden Samstag besuche ich inzwischen die kleinen, freundlichen Thai-Frauen, die kaum mehr als "Wenn weh tut, sagen" sagen können und mir eher mit Händen und Füßen erklären, was ihre kleinen, zarten, aber unfassbar kraftvollen Finger ertasten.
"Ihr Problem die Sehne!"
Sie bestätigt damit etwas, das ich schon sehr lange im Gefühl habe - ob der Schmerz"bahn" in meinem Körper.
Jeden Samstag verließ ich diese kleinen freundlichen Thai-Frauen - und zumeist fühlte ich mich besser. Beweglicher. Gelöster.
Bis zum letzten Samstag.
Schon die Behandlung selbst empfand ich dieses Mal als sehr, sehr schmerzhaft - und ich fühlte auf den Punkt genau, wo eine weitere Blockade festhing und sich partout auch nicht lösen ließ.
In der darauffolgenden Nacht quälte mich der Schmerz derart, dass ich in meiner Verzweiflung entgegen meiner Gewohnheit Schmerztabletten nahm, mich in das aufgewärmte Bett legte - und heimlich weinte wie ein Kind. Zusammengerollt wie ein Kind, mutlos auch, denn auch wenn der Kopf weiß, dass man zumindest nicht daran kaputtgehen kann, so fragt man sich, wie man (über)leben kann, wenn es so sehr weh tun kann zu leben..
Bis heute ist das Schmerzlevel wieder auf ein halbwegs erträgliches Maß gerutscht, hat der Mann heute auch die Blockade mit einem beherzten Griff gelöst, schüttelt besorgt den Kopf ob der Menge an Schmerzmitteln, die ich derzeit nun doch mit etwas Verwunderung darüber wähle, dass sie zum allerersten Mal seit dreizehn Jahren tatsächlich eine Linderung bewirken.

Am Wochenende, das ich eigentlich mit malen, Kaffee trinken in der Sonne und überhaupt einfach nur Genießen verbringen wollte, lese ich vieles über diese Form von Schmerz, mögliche Ursachen, mögliche Behandlungsmethoden, Verhaltensweisen, die einem den Alltag leichter machen sollen - und lese, dass diese Form von Schmerz meist für immer bleibt...
Dann lasse ich das iPad sinken und starre vor mich hin. Es werden schmerzlose Phasen beschrieben, die ich aber nicht habe. Die ich nie hatte in all den dreizehn Jahren.
Und so soll es jetzt bleiben.. Tatsächlich?
Früher war mein erklärtes Ziel, einhundertundvier Jahre alt zu werden.
Jedoch wenn es so weh tut zu leben... dann weiß ich nicht, ob ich das wirklich immer noch möchte. Wie lange ich das aushalten möchte, so zu leben.
Mein Leben hindert mich nicht, optimistisch zu sein.
Aber es hindert mich auch nicht, realistisch zu sein.

Mittwoch, 1. November 2017

In meinen Schuhen

Vermutlich hat sie es längst bereut, dass sie mir davon erzählte. Und vermutlich hat sie es eher auch nur beiläufig erwähnen wollen und im Traum nicht daran gedacht, dass und wie nachhaltig es mich beschäftigen würde. Oder dass ich auch überhaupt so eindringlich darauf reagieren würde.
"Ich glaube, du interpretierst da zuviel rein", hat sie geantwortet.

Ich erinnere mich an einen gemeinsamen Abend vor vielleicht sieben, acht Jahren. Zu viert haben wir an einem Tisch gesessen, Erzählungen kommen nur schleppend in Gang, eigentlich unterhält sich eher der Mann mit ihr, während mein Jüngster und ich meistens schweigen oder nur wenige Worte miteinander wechseln. Irgendwann fragt sie meinen Jungen etwas und weil er nicht sofort antwortet, tue ich es. Völlig gedankenlos, gestehe ich mir später ein.
"Lass ihn doch selber antworten", sagt sie, "er ist doch alt genug."
Damals hat sie noch keine Kinder, ich nippe an meinem Glas, lächle verlegen und denke, dass sie es eines Tages sehr viel besser machen wird als ich das je tat.

Manchmal schaue ich auf meinen Ältesten und frage mich: Wie viel seiner Persönlichkeit liegt in ihm selbst begründet, und wie viel oder wie wenig hat er durch mich mit auf den Weg bekommen?
"Er könnte es besser, wenn seine Mama ihm nicht immer alles abnehmen würde", höre ich die Erzieherin nachsichtig mahnen, als er ungefähr zwei oder drei Jahre alt gewesen sein mochte.
"Er kann es selbst", entschuldigte ich mich, "aber ich habe keine Zeit zu warten."
Sie weiß nicht, wie mir jeden Morgen die Zeit im Nacken sitzt, wenn ich unmittelbar nach sechs Uhr morgens abgehetzt im Kindergarten durch die Tür trete, ausziehen, umziehen, Hausschuhe anziehen, erst dann dürfen sie den Spielraum betreten. Erst dann kann ich ihn in die Obhut der Erzieherin geben und zusehen, dass ich es noch bis sechs Uhr dreißig an meinen Schreibtisch im Nachbarort schaffe.
Sie weiß nicht, wie manchmal der Chef vor mir steht, wenn ich das Büro betrete, abgehetzt um sechs Uhr fünfunddreißig, und er schaut demonstrativ auf seine Armbanduhr, verdreht demonstrativ die Augen und lässt die Tür zu seinem Büro hinter sich ins Schloss fallen.
Gleitzeit. Wir haben Gleitzeit. Eigentlich.
Er schaut niemals demonstrativ auf seine Armbanduhr, wenn ich irgendwann zwischen fünf und sechs oft fluchtartig das Büro verlasse, um rechtzeitig daheim zu sein, vorher einkaufen, Besorgungen erledigen, Post wegbringen, das Kind bei der Oma einsammeln, Essen zubereiten, Haushalt, immer die Uhr im Nacken, weil ich mich auch in meinem Zuhause einem fragwürdigen Zeitplan zu beugen habe, der keinen Widerspruch duldet oder zulässt.
Ich muss funktionieren - also muss es das Kind möglichst auch, es darf mir nichts passieren.
Und weil ein Kind ein Kind ist und sich eben keinem Zeitplan unterwirft, mache ich lieber schnell selbst... Es ermöglicht mir das Ausweichen vor noch mehr Konflikten, noch mehr Diskussionen und noch mehr Streit, wofür mir mit den Jahren und dann dem zweiten Kind beinah vollständig die Energie fehlt. Morgens vier Uhr dreißig aufstehen, Frühstück zubereiten, Brote für den Ehemann, der beklagt, dass in seinem Verpflegungspaket für den Tag keine liebevollen Überraschungen bei sind wie das die Frau seines Kollegen immer macht; Brote für die Kinder, die Kinder essen, während ich mich für das Büro zurechtmache, die Kinder anziehen, unter den Arm packen, zum Hort, zum Kindergarten, denn sechs Uhr dreißig beginnt der Job bis in die Abendstunden, Besorgungen oder einkaufen, Post wegbringen, Abendessen zubereiten, Kinder versorgen, Haushalt - ein ewiger Kreislauf.
Wenn ich mir all das vor Augen führe, dann nicht, um mir gegenüber zu rechtfertigen, dass ich gar nicht anders gekonnt hatte. Doch, kann man, das kann man immer - aber in diesem Stadium meiner eigenen Persönlichkeit war es zumindest mir nicht möglich. Nicht ohne Unterstützung von außen, die mit dem Tod der Mutter des Ehemannes ein halbes Jahr nach dem vierten Geburtstag meines Ältesten vollständig wegbrach.

Manchmal frage ich mich, welche Art Mama ich eigentlich damals war. Nicht so liberal wie heute, denke ich. Eher eine gestresste Mama mit einem genau getakteten Zeitplan und immer der Sorge im Nacken, was mir widerfahren würde, wenn auch nur irgendwas diesen Zeitplan durcheinander brachte.
Ich glaube, ich war früher eine wesentlich autoritärere Mama als ich es heute bin. Meine Kinder durften nicht alles und sie bekamen auch nicht immer alles. Dinge wurden erklärt, aber auch nicht alles gnadenlos ausdiskutiert, sondern festgelegt: "So ist es jetzt." Es gab niemals einen Zweifel: Die Mama bin ich - das letzte Wort den Kindern gegenüber hatte ich.
Ich weiß noch heute, wie schockiert ich war, als meine Freundin ihrem damals Dreijährigen eine Ohrfeige gab.
Ich weiß noch heute, wie unvermittelt meine Mutter mir hin und wieder eine Ohrfeige gegeben hatte.
Ich weiß noch heute, wie unvermittelt mir mein Ex-Mann eine Ohrfeige gab. Oder mir die Schulter verdrehte.
Ich weiß noch heute, wie der Älteste zurückzuckte bei einer schnellen Bewegung von mir - obwohl ich nie niemals auf die Idee gekommen wäre, ihn in sein Gesichtchen zu hauen.
Ich hasse es. Ich hasse und verabscheue es zutiefst. Gewalt kann ich nicht aushalten, nicht ertragen, weder verbale noch körperliche.
In Streitgefechten kann ich flammend werden, leidenschaftlich - auch ironisch oder gar zynisch, wenn ich mich provoziert fühle - aber Gewalt verabscheue ich damals wie heute.
Bis heute reagiere ich sehr empfindlich auf jegliche Form von Gewalt.
Keinem meiner Söhne wäre je in den Sinn gekommen, mich zu hauen oder zu treten. Nicht mit drei Jahren, nicht mit dreizehn Jahren und erst recht nicht jetzt. Umso verdutzter reagiere ich auf Begründungen wie "Zahnungsprobleme" oder "Persönlichkeitsentwicklungen". Zahnungsprobleme bei einem Fünfjährigen?
"Das ist jetzt aber wirklich sehr weit hergeholt."
"Es ist kein Schlägerkind, so ist es nicht."
"Das sagte ich gar nicht. Aber es macht nach, was ihr ihm vormacht. Und dass es keine Konsequenzen hat, wenn einer den anderen schlägt."
"Ich glaube, du interpretierst da gerade zu viel rein."
Ich weiß, dass Kinder sich austesten. Dass sie ihre Grenzen ausloten. Das tun auch wir Erwachsenen, immer wieder neu. Und ich weiß, dass das bis zu einem gewissen Grad auch gesund so ist. Dennoch frage ich mich: Kann und muss man alles und jedes verstehen, analysieren wollen, begründen wollen und ein Pseudo-Verständnis aufbringen, das uns daran hindert, Grenzen auch aufzuzeigen? Unmissverständliche Grenzen? Dem Kind? Und dem Partner?

Ich hab einiges versäumt und falsch gemacht in der Erziehung meiner Söhne. Aber über eines bin ich sehr, sehr froh: dass sie niemals jemanden geschlagen haben. Erst recht nicht jemanden, den sie lieben.

Manchmal betrachte ich die Kinder in der U-Bahn, in der Stadt, in den Straßen, in den Cafes. Die meisten lassen mich lächeln. Und manche lassen mich unendlich dankbar sein, dass meine Kinder inzwischen erwachsen sind. Ich liebe Kinder, aber ich finde sie nicht alle niedlich und drollig. Und diese gnadenlos Verzogenen, diese Prinzen und Prinzessinnen, die "heiligen Kühe" mancher Eltern, die, die alles dürfen und am lautesten plärren, wenn nicht alles nach ihrem Kopf geht und dann ist das Geheule auch noch okay, weil, "dafür sinds ja Kinder", die habe ich besonders "gern". Auch wenn ich eigentlich eher wütend auf deren Eltern bin.

Dienstag, 24. Oktober 2017

Lady (not) in Red



Wenn ich bildlich beschreiben sollte, wie ich mich in den letzten Tagen fühlte, dann... würde ich sagen.. Jogginghosen, zerknittertes T-Shirt, wilde ungekämmte Haare, ungeschminkt, ein Raum voller leerer Flaschen, irgendwo ein Sofa, irgendwo in einer Ecke ich, die Beine nachlässig irgendwo runterhängend, der Blick müde, der Körper antriebslos - und der Geist wie gelähmt von all dem, das der Kopf sagt, was zu tun wäre und zu dem man sich dennoch einfach nicht aufraffen kann.
Nachts wälze ich mich ruhlos, schlaflos hin und her, überlege tausend Wege, lege mir abertausend Möglichkeiten zurecht, wäge ab, zwinge mich in den Schlaf, träume von längst Vergangenem.. und manchmal habe ich zwischendrin ein wenig Angst, dass mich alles überrollt, dass mir alles aus der Hand gleitet und dass ich ganz am Ende auch mich selbst verlier. Aber diese Angst fühle ich nur nachts zwischen den Träumen, wenn ich erwache und auf die weiße Wand starre, an der sich das schwache Licht des Radioweckers bricht.

Andere sagen über mich, ich sei so stark - und dann sehe ich mir selber zu und denke: Wenn ich stark wäre, wie kann es dann sein, dass Niederschläge mich so aus dem Tritt bringen?
In dieser einen Woche war ich froh, dass ich die wichtigsten Dinge erledigen konnte, zuallererst den Job. Und den Anruf bei einer meiner längsten Freundinnen. Das liebe ich so an ihr oder uns: Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht gesehen, genau genommen vor einem Jahr zu ihrem Geburtstag. Das war auch der Moment, in dem wir das letzte Mal miteinander gesprochen hatten.
Aber keiner ist sauer auf den anderen oder enttäuscht vom anderen. Jeder weiß um den anderen und dass es nur einen Anruf braucht, nur einer Zeile bedarf. Wenn man kann. Man ist selten beieinander und dennoch nie voneinander weg.
Und dann schickt sie mir einfach so eine Postkarte und dazu ein Tütchen Badesalz der Marke Schokolade und rosa Pfeffer. Dabei habe ich weder Geburtstag noch gab es sonst irgendeinen Anlass. Vor allem kam es in einem für mich genau richtigen Moment, um mich wenigstens - bildlich! - aus der Sofaecke zu erheben und den Blick wieder neugierig werden zu lassen.
Sie liest ab und an in meinem Blog, dennoch vergewisserte sie sich über das eine oder andere noch einmal und am Ende sagte sie: "Gibt es eigentlich auch etwas Positives zu berichten?" und ich antwortete ohne zu zögern: "JAA! Ich habe gestern Post bekommen mit einer herrlichen Postkarte drin und einem wunderbaren Badesalz!" und dann haben wir beide gelacht.
Vielleicht lag in genau diesem Moment neben wenigen anderen positiven Impulsen der Woche genau der Antrieb, der mir gefehlt hatte. Das Vermögen, wieder mit mehr Hoffnung und etwas mehr Zuversicht nach vorn zu schauen und vor allem dem Jungen wieder etwas mehr Standsicherheit einzuhauchen.
Die Entlassung der drei Mitarbeiter zieht tatsächlich doch etwas größere Kreise - und der Ausgang ist derzeit noch ungewiss. Er birgt jedoch eine winzige Hoffnung, an die sich der Junge klammert. Er, den nichts so sehr beflügelt wie ihm entgegengebrachter Respekt, Achtung - und Wertschätzung. Klingt so selbstverständlich - und ist es so wenig...
Dennoch haben wir beide uns wieder auf die Beine gestellt, online alle erforderlichen Anträge gestellt, Bewerbungen zusammengestellt und versendet. (Was bin ICH froh, dass heutzutage so vieles, wenn nicht gar alles online möglich ist...) Auch habe ich mein Haushaltsbuch wieder hervorgekramt, wiederbelebt, Zahlen geprüft, Ausgaben geprüft und festgestellt, dass vielleicht sogar beides möglich ist: dem Jungen helfen und parallel dennoch am eigenen Wunsch basteln. Erkannt, dass die eine oder andere Angst vielleicht doch nicht so begründet war.
Was am Ende bleibt, ist Hoffnung. Es ist immer vor allem immer nur die Hoffnung darauf, dass die Dinge sich zum Positiven wenden, so oder so.
Letzte Woche waren wir in der Oper. Ich hatte mich für ein taubenblaues, bodenlanges Kleid entschieden und als wir die Treppe hinaufstiegen, fragte ich mich urplötzlich, warum ich eigentlich nicht das bodenlange rote Kleid gewählt hatte. Es hätte definitiv besser gepasst.

Sonntag, 15. Oktober 2017

Ampel auf Rot



Freitagnacht nach M zurückkehren, die Tür aufschließen, die Tasche abstellen, im Badezimmer klares kaltes Wasser über die Handgelenke laufen lassen und nach der Zahnbürste greifen. Ich weiß nicht mehr, wie lange es her ist, dass ich mich so unendlich müde fühlte.
Kaum mehr nachvollziehbar noch jene Erleichterung, mit der ich Anfang August noch glaubte, von nun an würde das Leben.. einfach nur ein wenig leichter. Kaum mehr nachvollziehbar noch jene ungläubige Freude.
Nur um nach diesen Wochen seither nachts in den Spiegel zu starren und mich zu fragen, wieso einfach niemals wirklich was "nach Plan" laufen kann. Wieso man immer und immer wieder über irgendwas stolpert, strauchelt und wenn man sich gefangen hat und weiterlaufen möchte, begegnet einem das nächste Hindernis.
Die letzten Wochen, die letzten Auseinandersetzungen, die irgendwie nahezu alles Bisherige in eine einzige große Frage stellten. Bereit zur Konfrontation, bereit zur Konsequenz werden Kämpfe ohne eine einzige Träne ausgefochten und in den schlaflosen Nächten Pläne geändert, neu aufgestellt und die Frage nach einem möglichen neuen Lebensmittelpunkt endet zunächst mit einer Suche im Netz, während man tagsüber den Menschen und den Söhnen begegnet, als sei alles wie immer.
"Mut steht am Anfang des Handelns. Glück am Ende."
Das steht in dieser Woche auf meinem Kalenderblatt. Ein Kalender, der mir so langsam etwas Angst macht. Ein Kalender, der mir jeden Montagmorgen eine neue Weisheit bringt. Eine Weisheit, die irgendwie in genau in jede einzelne Woche passt, so verschieden sich diese Wahrheiten auch anfühlen mögen.
Es ist nicht, dass mir der Mut fehlte.
Nur...
Noch vor einigen Wochen fühlte ich den älteren Sohn angekommen.
Noch vor wenigen Wochen begann ich gemeinsam mit dem jüngeren Sohn, die veränderten Bedingungen zu akzeptieren und eine Lösung zu schaffen, die uns drei voneinander unabhängig machen sollte, ohne uns voneinander zu trennen.
Noch vor wenigen Wochen glaubte ich, auch in meinem eigenen Leben auf einem guten Weg zu sein.
Diese drei Säulen meines Lebens, für die ich bereit war, alles zu geben.
Und kaum denke ich, dass wenigstens zwei Säulen stabil sind und ich mir die dritte neu errichten muss, bröckelt auch die zweite.
Dass sich der Weg meines eigenen Lebens in Frage stellte, dass die Richtung noch offen blieb - damit konnte ich umgehen. Jedoch die Söhne... Sie sind der Punkt, der mich am verwundbarsten macht. Für mich selbst.. werde ich immer einen Weg, eine Lösung finden - auch wenn das manchmal länger dauert als ich es wünschte. Für mich selber kann ich stark sein. Aber die Jungs... Wenn es ihnen nicht gut geht, stürze ich sofort ab. InnerlichGefühlt.
Die bisherige berufliche Reise des Älteren ist zuende, bevor sie richtig begonnen hat. Für ihn und für zwei weitere Mitarbeiter. Das Warum und die Zusammenhänge bleiben unter Verschluss, zumindest so lange, wie noch unklar ist, welche Kreise es da noch ziehen wird. Aber es ist eine Information, die mir am Freitag in die Kniekehlen tritt, die mich innerlich einknicken lässt - und die mich von einem Moment auf den anderen ermüdet. Leert. Erst jetzt steigen mir die Tränen in die Augen.
"Ja was soll ich dir sagen... Du weißt, wenn ich dir helfen kann..."
Ich nicke, aber ich meine es nicht so. Ich will sie nicht, die Hilfe. Ich will mich nicht auf einen anderen Menschen verlassen, weil ich mich auf keinen anderen Menschen verlassen kann. Denn am Ende hat kaum jemand etwas von sich abgegeben, ohne damit einen Zweck zu verfolgen. Ohne damit im Gegenzug auch etwas zu erwarten. Kaum jemand tut etwas einfach nur, weil er es tun kann. Jedenfalls nicht meiner bisherigen Erfahrung nach.

Heute Nachmittag bin ich in der Sonne spaziert. Eine so wunderbare Herbstsonne, es sind über zwanzig Grad, die Sonne streichelt meine Haut und meine Seele. Ich sammle rotgoldene Blätter, lese die letzten Kastanien auf. Für einen Moment denke ich an nichts, fühle ich nichts Bedrückendes, fühle ich mich wieder wie als ich sechs Jahre alt war. Sehe mich in den weißen Kniestrümpfen und den neuen gelben Lederschuhen und den viel zu dünnen Beinen, wie ich begeistert durch das Laub wusele und mich freue, während die Mama die Augenbrauen hochzieht, weil die Schuhe noch neu sind und Ersatz nicht so einfach beschafft werden kann.
Und dann sehe und höre ich einen Rettungswagen, so einen, wie der Ältere ihn bis zuletzt fuhr, und alles in mir krampft sich erneut zusammen, überkommen mich einmal mehr die Sorgen und die Gedanken, die Ungewissheit.

"Alle Ampeln auf Rot", antwortete ich dieser Tage auf die Frage, wie es mir ginge.
Aber ich will mich nicht so fühlen. Ich will nicht, dass wir uns unterkriegen lassen. Und überhaupt... Auf jedes Rot folgt doch auch immer noch ein Grün.
Daran ziehe ich mich hoch - denn Rot lasse ich nur als Kampfansage gelten. Nicht als Stoppschild.