Freitag, 30. September 2011

Schwester Helma eilt zur Stelle!


P.S. Cool ist nur der Anfang, leider hatte ich kein Progrämmchen zum Film-Kürzen :)
(Found on veoh.com)

Ihr Kenner unter uns - kennt Ihr sie noch - die Schwester Agnes Kraus? Hach - war die häääärrrlich!!
Ich meine, ich war schon ziemlich verdrießlich, dass ich für heute keine Mitfahrgelegenheit nach Posemuggel fand und mich nun selber auf die vier Reifen machen, die es leider nicht mehr lange machen - samt Wägelchen :( Überhaupt war diese Woche - wenn ich das jetzt mal so drastisch formulieren darf - eine ganz beschissene Woche; eine, die irgendwie alles hatte, was so ein sonniger Altweibersommer eigentlich nicht haben darf.

Irgendwie merke ich aber auch, dass ich (na endlich) einen allgemeinen Entwicklungsfortschritt mache: Wo ich früher den Kopf ins Kissen steckte und jämmerlich heulte, stell ich mich heut vor den Spiegel, mal mich an und geh hinaus in die Welt. Trotze allen, die mir auf den - mit Verlaub - Sack gehen und mache das, was MIR guttut. Wenn die Welt nämlich meint, sie sei nicht egoistisch, nur ich sei das - na dann BIN ich eben mal egoistisch und denke vor allem an meine schönen Seiten des Lebens.
Insofern habe ich diese Woche NICHT durchgehangen wie ein überdehntes altes Gummiband, sondern wie einst Gecko in "Falling Down" um mich gehauen - nur ganz ohne Schusswaffen (ich bin immer noch HARMONY-Mensch und verabscheue als solcher immer noch Gewalt - auch wenn zum Leben dazugehört, mal ordentlich auf den Tisch zu klopfen!) - und mich vor allem auch noch gut dabei gefühlt. Was Recht ist, muss schließlich Recht bleiben und wohl auch mal gesagt werden!

Doch nun ist Wochenende, die Stimmung wird versöhnlicher, die Sonne scheint immer noch - und Posemuggel vermeldet feindliche Angriffe aus Virenland. Prompt ertstand vor meinem inneren Auge Schwester Agnes - und so sehe ich mich jetzt mit frisch ondulierten Haaren von dannen ziehen!
Auf gehts!

Happy Weekend to all wünscht Schwester... äh... Helma!


Sonntag, 25. September 2011

Set Fire To The Rain



Nun bin ich wieder nach Hause gekehrt nach einem langen, sonnigen und irgendwie mit jedem Moment beeindruckenden Sonntag. Es gibt nicht viele Menschen, die tief in mir etwas berühren und damit eine Saite zum Erklingen bringen, die meist wunderschön und zuweilen auch beinah wehmütig aufspielt. Ich habe heute einmal mehr die Erfahrung gemacht, dass es nicht immer nur der Mann an meiner Seite ist, den ich liebe, den ich anschaue und in dem ich mich wiedererkenne. Sondern dass es ebenso auch ein Kind, eine Frau oder gar ein Gegenstand oder auch ein Song vermag, Empfindungen in mir wiederzuerwecken, die eigentlich ja doch in mir wohnen und dennoch im Alltag zuweilen unterzugehen drohen... Das Empfinden von Behutsamkeit, Achtsamkeit - insbesondere mit sich selbst! - das Empfinden von Sehnsucht und Glückseligkeit - und wie wir auch dazu neigen, etwas glauben zu wollen, weil alles andere unser Bewusstsein nicht ertragen könnte, zumindest für den Moment.
Ich bin heute zweiundvierzig Jahre alt, ich war vielleicht öfter mal verliebt, aber wirklich geliebt habe ich... dagegen sehr wenig - doch dafür sehr intensiv. Liebe, sofern sie tief und aufrichtig ist, macht immer verletzlich, macht immer angreifbar - und ist dennoch das Wunderbarste, das es gibt und für das es sich zu leben lohnt. Immer. Gleichwohl gebe ich zu, dass es in meinem Leben vergleichsweise viele Nächte gegeben hat, in denen ich ruhlos und schlaflos in meinem Bett lag, das Kissen umkrampfte, mich einsam und zurückgelassen fühlte, so wie ich die Glückseligkeit spürte, wenn ich nicht allein war. Und mich jedoch dann, so als könnte ich dem eigenen Glück nicht trauen, hin und wieder fragte: "Will ich es wissen, wann er mir nicht die Wahrheit sagt?"
Nur: Wie lange gelingt der Selbstbetrug?
Irgendwo las ich mal, dass einen Menschen nichts so sehr ergreift wie die Annahme des eigenen Edelmutes. Wenn Ihr mich fragt - das ist auch so. Seien wir doch ehrlich: Wir tun das, was wir tun wollen - und wenn wir einem anderen Menschen damit weh tun, verkaufen wir ihm unsere Beweggründe als die besten Absichten, die wir doch mit unserem Tun hatten. In unsere Wahrheit können wir uns dann so hineinsteigern, dass wir am Ende sogar selbst davon überzeugt sind, dass alles andere außer unsere Worte eine Lüge ist - und werden mitunter aggressiv, wenn man unseren (angeblichen) Edelmut enttarnt. Mir sind bis heute nicht viele Menschen begegnet, die statt dessen sagen: "Ich weiß nicht weiter, ich weiß keinen (anderen) Weg" und die dazu auch stehen.
Heute ist mir so jemand (wieder-) begegnet - und ich sage Dir: Die Zeit arbeitet nicht immer nur gegen Dich, manchmal arbeitet sie auch für Dich...

Freitag, 23. September 2011

The First Time I Ever Saw Your Face

Hach ja... Liebe ist ja soooo romantisch... vor allem, wenn sie noch ganz jung und frisch ist... Dann sagt man sich so vieles Liebes, Nettes, Schönes, (Be)Rührendes...




Wenn dann aber ein paar Jahre ins Land gegangen sind... wird gerne an der falschen Stelle gespart. Dafür kriegst Du aber nachts auch gerne mal nen Ellenbogen in die Rippen, oder so, begleitet von dem Stoßseufzer: "Schnarch doch nicht so!"
Na ja. Aber wenn Er oder Sie trotzdem liegenbleibt und kein zweites Schlafzimmer einrichtet, dann... ist das eben immer noch Liebe. Auch ohne Worte. Vermutlich.

Mittwoch, 21. September 2011

Mittags um zwölf irgendwo in Deutschland

...obwohl... genau genommen... könnte ich ja... jede Stunde... oder so :)


Dienstag, 20. September 2011

Impressionen

Auf vielfachen Wunsch... ét voilá - hier hätte ich einige Impressionen aus der vergangenen Woche:


Sinnenpause...


SPRICH! MICH! BLOSS! NICHT! AN!
(aller Aufstieg ist schwer)
"Oh schau mal, wie geil, ich hab sowas noch nie so aus der Nähe gesehen!" -
"Ja verdammt - ich seh's! Die Sau hat mir grad fröhlich vor die Füße gekackt!"
"Äh... Du... Das is aber ne Gemse..."
Pffffff!!

"Oh Vadder oh Vadder, so hörest du nicht -
und siehst du das hämische Grinsen in seinem Gesicht?!"

Alles in allem... muss ich doch ein Fazit nach den gemeinsamen Bergtouren loswerden: So wie im Norden ein bisschen Klappern zum Handwerk gehört - so gehört auch ein bisschen Frozzeln und Knurren dazu - zumindest zu jemandem wie mir, der ungeübt und beinah noch mit ner Packung Antibiotika in der Tasche auf etwa 1600 m hochsteigt - und habe ich auch geschwitzt und in mich hinein gejammert, gemordet, geflucht, getobt - so muss ich jetzt doch sagen: Ich fühle mich wohl, ich fühle mich entspannt, es geht mir gut, der letzte Muskelkater zuckt noch, doch das Allgemeinbefinden könnte kaum besser sein. Auch denke ich mir, dass ich mich höchstens nur halb so gut fühlen würde, hätte ich die Woche schlafend und faulenzend in der Sonne verbracht.
Was mich jedoch am ehesten (an)treibt und womit ich mich neben all dem insgeheimen Fluchen, Stöhnen etc. immer wieder selbst anspornte und motivierte, das war der Gedanke, dass ich mit achtzig Jahren noch fit und froh im Cabrio auf dem Highway langdüsen will, das Seidentuch nonchalant um Haupt & Hals gewunden und im Winde flatternd, anstatt mit wohlondulierten, aber gebrechlichen Damen im Café nebenan zu hocken und eine Krankengeschichte nach der anderen auf den Bistrotisch zu legen, nur um alsdann gemäß dem Song "Aber bitte mit Sahne!" tot vom Stuhl zu kippen. Nein danke, so ein Leben im Alter habe ich mir vielleicht mal nicht gewünscht - und mir ist durchaus bewusst, dass wenns denn die Cabrio-Geschichte werden soll, dass ich dann schon jetzt ordentlichen Schwung in die Muskulatur bringen muss, damits dann eben auch entsprechend lange anhält.
Also Schatzi, nix für ungut, ein bisschen Augenzwinkern ist bei mir immer dabei, auch beim Fluchen - und die Woche war wirklich.. äh.. schweißtreibend schön :)

Schlaflose Nächte sind lang


„Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Und wenn wir das, was in uns liegt, hinaus in die Welt tragen, dann geschehen Wunder.“
Einst las ich diese Worte und habe sie bis heute nicht vergessen können. Wenn uns Schlimmes oder Schmerzhaftes widerfährt, glauben wir, dass niemand anderes je so getroffen und verwundet ist wie wir. Wenn uns Wundervolles geschieht, meinen wir gern, dass dieses Glücksgefühl einzigartig sei. Und es kaum mehr Worte gäbe, um zu beschreiben, wie wir uns fühlten.
Ich gebe zu, ich glaubte das eine wie das andere. Heute weiß ich: Deine Geschichte, meine Geschichte – es wiederholt sich alles, immer wieder, da wie dort. Und dennoch… So sehr sich manches wiederholt, so sehr sich unsere Geschichten ähneln, so bleiben sie in unserem Herzen einzigartig.
Heute Nacht liege ich hier, nicht ruhlos, vielmehr in meinem tiefen Inneren unsagbar entspannt - und dennoch schlaflos. Denn eigentlich will ich nicht hier sein, nicht hier an diesem Ort - eigentlich will ich ganz woanders sein und die Sehnsucht treibt mich um. Die Kerzen sind niedergebrannt, die letzte Tasse Tee ist geleert, die Musik perlt noch immer durch den Raum und ich wünschte, ich könnte atmen und schmecken, was ich gerade noch atmete und schmeckte. Wohl kaum etwas ist so wundervoll und schmerzhaft zugleich wie Sehnsucht. Zumindest fällt mir in diesem Moment nichts Vergleichbares ein. Und wohl kaum etwas, so meine ich, ist ein stärkerer Motor, der uns zum Weitergehen antreibt...

Samstag, 17. September 2011

Von Umarmungen und Händeschütteln

Als ich noch zu Hause bei meinen Eltern wohnte, war das irgendwie so gar nicht üblich, sich zur Begrüßung zu küssen oder zu umarmen. Man sagte "Moin Moin" oder "Tach!" oder maximal "Käffchen fertig?" und alles war damit gesagt.
Als ich älter wurde und von zu Hause fortging, lernte ich es kennen, dieses "Bussi hier, Bussi da" und muss ehrlich sagen: Es ist mir bis heute suspekt. Und - wenn Ihr mich fragt - größtenteils auch unaufrichtig. Diese spitzen Münder und diese angedeuteten, aufgehauchten Küsschen rechts und links - weil mans eben so macht, weils eben alle so machen und damit eine (Wiedersehens)freude suggeriert, die man aber gar nicht (wirklich) empfindet. Könnt Ihr sowas? Ich nicht! Wenn ich nicht will, dann strecke ich nur die Hand entgegen, schön mit ausgestrecktem Arm, wo selbst jeder Nicht-Hobby-Psychologe spontan begreift: Die will mich auf Abstand halten.
Wenn ich aber will, dann spitze ich nicht den Mund und deute ein Küsschen an, nein, dann umarme ich herzlich und zupackend. Dem einen gefällts und der andere kriegt vielleicht keine Luft, aber so bin ich eben.
Was ich auch so gar nicht abkann, ist, wenn man mir beim Händedruck nur die Finger quetscht, nein, also wenn, dann nehmt doch bitt schön die ganze Hand. Und drückt sie vernünftig, ich meine, Ihr müsst mir nicht gleich die Hand brechen, aber so schlaffe, verweichlichte Hände sind mir ein Greuel. Wie wenn du das Gefühl hast, in den Händen einen Schwabbelpudding zu halten, der dir beim Zufassen gleich durch die Finger drückt. Igitt! Genauso empfinde ich diese eiskalten Schweißhände, von denen ich das Gefühl hab, dass mir eine Frostwelle gleichsam durch den Körper jagt. Brrrrr!
Ich meine, ist das eigentlich noch ein Relikt längst vergangener Zeiten oder gehört es auch heute noch zum guten Ton, einander die Hand zu reichen, insbesondere fremden Menschen? Gerade wenn so mehrere Menschen beieinander stehen, ist es dann wirklich (noch) angebracht, jedem einzelnen die Hand zu schütteln oder kann man sich nicht einfach dazu stellen und "Hallo" sagen? Ich meine, auf Parties ist man da ja fein raus, alles ist eh entspannter und außerdem hast du dort immer die Möglichkeit, dich an einem Glas Prosecco festzuhalten und mit der anderen rein zufällig immer und immer wieder eine imaginäre, widerspenstige Haarsträhne aus den Augen zu streichen (genau deswegen trag ich übrigens lange Haare :)) Doch im Alltag? Ich mein, ich kann ja nicht ständig mit nem Sektglas rumrennen, oder?
Die Frage bleibt also... Wie macht mans richtig? Andererseits... habe ich oft gern scherzhaft gemeint, dass ich kein Trendjäger bin, sondern höchstens meine eigenen setze. Womit ich ja nur zum Ausdruck bringen will, dass mir herzlich egal ist, was fremde Menschen von mir denken oder halten (ausgenommen natürlich die, die mir etwas oder sogar viel bedeuten). Also nehmts mir nicht übel, wenn ich Euch maximal den geraden Arm entgegenstrecke, um Euch die Hand zu schütteln oder aber mich auch einfach nur zu Euch geselle, das obligatorische Gläschen in der Hand - das ist immerhin ehrlicher als dieses "Küsschen Küsschen" und "schön, dich zu sehen, hey Süße sag mal, hast du vielleicht abgenommen, du siehst sooo gut aus!?", nur um mich abends beim Liebsten auf dem Sofa auszuschütten darüber, wie fett die eine oder andere geworden ist, wie primitiv ihr Lidstrich oder ordinär ihr Dekollete. Na oder?

Freitag, 16. September 2011

Alles muss raus! Oder: Rache ist süß

Da war er nun angebrochen, der letzte Urlaubstag. Und der begann genauso, wie ich mir eigentlich den Urlaub überhaupt vorgestellt hatte: lang ausschlafen, in aller Seelenruhe frühstücken, in ebensolcher Ruhe zum Fachmann für Körperanwendungen (nämlich zum Masseur!) fahren und mir die letzten Qualen der gestrigen Bergbezwingung (ich sage nur: Ammergebirge; ich sage nur: Hochplatte; ich sage nur: scheißverficktes Tertiär, das diese blöden Gipfel zurückließ und in viel zu vielen Menschen eine ey-du-auf-dem-Gipfel-hat-man-einen-sooooo-geilen-Panorama-Blick-Euphorie hervorruft, die ich auch heute noch nicht nachvollziehen kann, aber jedesmal Höllenqualen leide, wenn es heißt: "Gleich hast du es geschafft, nur noch ein kleines Stück" und dann hieve ich mich mit allerletzter, aber auch wirklich allerletzter Kraft zu diesem Punkt X... nur um festzustellen: na a bisserl musst scho noch.
Ich habe alles verflucht, wirklich alles, das mir - sofern ich bei der immer dünner werdenden Sauerstoffversorgung überhaupt noch in der Lage war zu denken - in den Sinn kam:
Vater, Mutter, Oma, Opa, Hund, Schatzi, die Bergschuhe an meinen Füßen, die langen Haare, die - trotzdem zu Zöpfen gebunden - irgendwann  nervig in die Augen stachen oder an der Wange klebten, mir das Wasser trotz Funktionsunterwäsche über den Körper rann - ich hab einfach alles verflucht, Schatzis Motivationsküsse abgewehrt und auf seine Fragen "Gehts noch, schaffst du's?" lediglich hervorgestoßen: "LASS MICH!"
Oben am Gipfel jedenfalls begegneten uns zwei Ordensschwestern - völlig verschwitzt, aber immer noch frohen Mutes genug, jodelnd und singend hinab ins Tal zu steigen. Da habe ich fast so etwas wie ein schlechtes Gewissen entwickelt, dass ich da stand, einen mörderischen Plan nach dem anderen im Kopf entwickelte, anstatt mich zu freuen, aus nächster Nähe eine Gemse zu sehen, die mir fröhlich vor die Füße kackte. Und während Schatzi euphorisch solcherart Naturereignisse dokumentarisch festhielt, sehnte ich mich nur nach einem: Schatzi morden, mich anschließend ins Gras legen, ein Brot essen und mit einem lecker Käffchen nachspülen.
Aber na ja... Wie schnell sind solche Leiden vergessen, wenn man nur mit dem Abstieg beginnen kann. Auch wenn aus der erhofften halben Stunde Abstiegszeit (mir war so, als hätte Schatzi so etwas gesagt - aber na ja, ich will mich mal nicht drauf versteifen, Sauerstoffmangel und so, Ihr wisst schon ;)) mindestens zwei Stunden wurden und ich am Ziel tot auf den Beifahrersitz kippte - ich war einfach nur happy, wieder angekommen zu sein, holzbeinig in einen REWE zu staksen und mir mindestens zwei Tafeln lecker Schokolade zu erwerben, die mir wenigstens noch den Abend versüßen sollten.
Ja - so war der bittere Tag gestern und der heutige... ist sooo süß wie die Milka-Schokolade von gestern Marke "Vanillepudding" (nur für kurze Zeit zu haben übrigens).
Heute habe ich bis auf den Gang zum Masseur wirklich nichts, absolut gar nichts gemacht, fröne der Lebensfreude und der Entspannung, während Schatzi sich aufgemacht hat, seinen Kleiderschrank zu entrümpeln und mit meiner wertgeschätzten Meinung "Hau weg den Müll" zu sortieren, was noch übrigblieb.
"Hilfst du mir eigentlich noch?" fragte Schatzi gerade und mit einem Blick auf die Uhr, der mir sagt, dass wir in einer dreiviertel Stunde das Haus verlassen müssen, um rechtzeitig ins Kino zu kommen, ich mir noch das Haar fönen und mich ankleiden muss und blitzschnell errechne, wie viel Zeit mich das kostet, lächle breit und sage: "Aber natürlich helfe ich dir!"
Rache ist nämlich auch süß, fast wie Milka-Schokolade zum Sonderpreis :)

Dienstag, 13. September 2011

Stadtkinder

Ich hab ja nie aufm Dorf gelebt, auch in Kindertagen nicht. Trotzdem hatten meine Eltern auf ihrem Gehöft am Stadtrand alles mögliche rumrennen, das man auch in der Pfanne braten kann: Hühner, Enten, Karnickel... Und in schöner Regelmäßigkeit hatten wir auch einen Haus- und Hofhund, der das liebe Vieh und auch deren Besitzer bewachen sollte. Die wurden übrigens nie gebraten, sondern verkauft! Nicht dass hier einer noch was Falsches denkt.
Schlachten konnte mein Vater das Viehzeug auch nie selbst, dazu kam immer die Tante vom Dorf. Gott, wie habe ich das gehasst: Ente, Huhn, Karnickel, ritsch-ratsch. Und was ich noch schlimmer fand: Wenn meine Mutter das gemordete Vieh ausweidete und mir noch auftrug: "Los, komm mit her und guck zu, dann weißt du, wie das geht!"
Nee Leute. Nicht mit mir. Schon damals war ich eigensinnig genug, durch alle Räume zu flitzen, bis ich in meinem Zimmer angekommen war und mindestens fünf Türen hinter mir zugeschlagen hatte.
MIT MIR NICHT!
Ich hasste den Anblick, ich hasste den Geruch - ich hasste überhaupt das alles und stieg dafür lieber auf den Kirschbaum oder zwischen die Rharbarber-Stangen.
Und heute? Heute kauf ich mit Vorliebe filetierten und tiefgefrorenen Fisch in der Form von Bauklötzchen. Hähnchen nur küchen- und bratfertig auf der Alu-Folie und niemals frisch, weil ich es einfach nicht hinbekomme, in den küchen- aber noch nicht bratfertigen Bauch zu fassen.
Ich bin halt ein echtes Stadtkind!
Daran musste ich am heutigen Nachmittag wieder denken, als ich mich nichtsahnend zu einer Fahrradtour überreden ließ und bereits kreuzlahm war, als ich nach 26 km bergauf, bergab an einer Forellenaufzucht angekommen war und dort einfach nur noch ins Gras fiel, Arme und Beine von mir gestreckt: "Habe fäddisch!" Nach einer Viertelstunde hatte ich knallrote Oberschenkel und ein brennendes Gesicht von der Sonne sowie ein paar nette Ameisenbisse. Egal. Ich MUSSTE ruhen.
Während Schatzi einkaufte. Ich sage nur: Regenbogenforelle.
"Bitte gleich ausgenommen und ohne Kopf!" hatte ich ihm aufgetragen.
"Wieso ohne Kopf?"
"Ich finde das eklig, wenn die vom Backen so weiße Augen kriegen."
Na ja. Mitgebracht hat er sie natürlich mit Kopf. War ja klar. "Ich schneid sie dann schon ab", beschwichtigte er mich, bevor ich mich entrüsten konnte.
Nun weiß man ja als Stadtkind mit Bauklötzchenfischen zwar, wie so ein frischer Fisch riecht; aber man weiß nicht mehr, wie der sich anfasst.
Eklig. Leute, ich sag Euch: eklig.
Da lagen sie nun vor mir, Schatzi inzwischen auf dem Sofa und - flupp - in meine Hand genommen, war der Fisch auch schon wieder weg. Zupacken - flupp - weg - zupacken - flupp...
Wie war das noch? Festhalten und mit Salz abreiben, damit der Schleim von der Haut ging und man die Biester bearbeiten konnte? Das Wissen war ja gerade noch so hängengeblieben, aber... ja was soll ich sagen... Blanke Theorie von Kindesbeinen an! Und wie geht das in der Praxis?
Und ich dachte: "Himmelarschundzwirn, wieso musste ICH mir diese Radtour antun, wo ich nicht mehr weiß, obs vorne oder hinten mehr weh tut, wo ich keinen Muskel mehr schmerzfrei bewegen kann, wo ich es mit ach und krach zurück an den heimischen Hof geschafft habe, unterwegs im Walde mich von Bären gemordet, von Wegelagerern gemeuchelt sah - und jetzt einen toten Fisch zu fassen versuche, nur damit Schatzi und ich ein leckeres, fettarmes und gesundes Essen auf dem Tisch hatten?"
Oh Mann. Hinbekommen hab ich es dann doch noch. Gott sei Dank. Ende gut, alles gut. Fast.
Denn eins ist fakt: Ich werde Schatzi knebeln und ans Bett fesseln und während er noch denkt, es gehe auf zum Liebesspiel - werde ich ihn sich selbst überlassen, mir im Nebenzimmer gepflegt ein Weinchen einschenken und endlich mit dem gottverdammten Urlaub anfangen!

Montag, 12. September 2011

Gipfelstürmer

An meinem letzten Arbeitstag und mit dem Vertilgen der "kleinen Urlaubsrunde" (Pfannkuchen, ich fand das adäquat für eine lumpige Woche frei haben) meinte der Kollege noch mit einem denkwürdigen Blick zu mir: "Helma, ich wünsche dir viel Spaß im Urlaub und DAS Wetter, das du haben willst."
Na ja, wir grinsten uns an, verstanden einander wortlos und während ich noch Hometown verließ in Stiefeln, Lederjacke und Tuch um den Hals (doch, das Wetter war wirklich entsprechend), entledigte ich mich bereits auf der Fahrt nach Posemuggel scheibchenweise meiner Herbstmode, bevor ich Gefahr lief, schätzungsweise zwölf Liter Wasser in den Sitz zu schwitzen.
Selbst am Abend zeigte das Thermometer noch sage und schreibe 28 Grad an und bis heute hat sich das auch gehalten. Was nichts anderes bedeutete, als dass ich heute tatsächlich mit in die Berge zu steigen hatte.
Mir hat auch nicht geholfen, dass ich Aufstehen, Frühstücken und Zurechtmachen mit typisch nordischer Gelassenheit in die maximal mögliche Länge zog, die zwar Schatzis Unwillen hervorrufen mochte, vielleicht sogar das Vorhaben abblasen ließ, ohne dabei wirklich sauer zu werden, vielleicht sogar statt dessen neue Tagespläne zu entwerfen und bei all dem in ihm auch noch das Gefühl zu sichern, dass das alles ja ganz allein nur seine Ideen war.
Hmm.
Was soll ich sagen.
Hat nicht so geklappt, egal wie lange ich mich zurechtmachte.
"Musst du dich denn schminken? Wir wollen doch nur in den Bergen wandern."
"Jaaaaaaaaa.... Aber wenn ich schon tot überm Gipfelkreuz hänge, will ich wenigstens gut dabei aussehen!"
Na ja, also sind wir dann doch noch los, hinauf auf den Berg, ich hab geschnauft, gejappst, nicht nur erstaunt festgestellt, wieviel Muskeln auch ich besitze, sondern wie viel Poren ich auch hab, aus denen blankes Wasser fließen konnte - und heimlich habe ich Schatzi ...zigmal verflucht und verteufelt. Mindestens.
Die extra für dieses Vorhaben erworbene Regenschutzjacke mit allem möglichen Pi-Pa-Po ("Die wirst du brauchen, wirst du sehen!") konnte getrost zu Hause liegen bleiben, die noch mal extra für dieses Vorhaben erworbenen Stiefel (laut Hersteller wie geschaffen für das Wandern im Mittelgebirge oder Voralpenland) hätte ich am Ende der Wanderung trotz alledem am liebsten weit von mir geworfen und spätestens jetzt Schatzi erwürgt, nachdem er mich am Gipfel angrinste: "Jetzt kann ichs dir ja sagen: Von den drei Aufstiegmöglichkeiten war dies die schwerste. Aber auch die kürzeste."
Man, hatte DER ein Schwein, dass ich da stand, gebeutelt wie eine junge sturmgepeitschte Birke nach einem schweren Unwetter, bereit, völlig umzuknicken und viel zu schwach, auch nur die Hand zu heben, um sie zu seiner Gurgel zu führen - aber prompt versöhnt, nachdem ä legger Käffsche und ein lecker sahniges Stück Käsekuchen serviert wurden. Erst damit bekam ich auch endlich einen Blick für den Blick über Berg & Tal und dachte dennoch die ganze Zeit:
"Ich weiß schon, warum meine Leidenschaft dem Meer gehört!"

Mittwoch, 7. September 2011

Gabi Köster - oder: Ab wann habe ich ein Luxusproblem?

Wenn ich ehrlich sein soll, hab ich ihre Sendungen wirklich nie geguckt. Deutsche Comedy geht ja wirklich auch gut (ich denke da nur an den Nuhr ;) oder an Freund Hape) und die Köster ist ja doch das lebende Gegenteil dieser Herren: laut, schrill, bunt.
Aber irgendwie, so nach einer Weile, hab ich dann auch da und dort mal gegoogelt, wenn es hieß: "Sie hat jetzt das!" - oder: "Sie ist leider verstorben." (Medienfreiheit hin oder her, manches werde ich niemals verstehen - und will es auch gar nicht versuchen.)
Heute nun habe ich ein Interview mit ihr GESEHEN, ich hab ihr zugehört und die ganze Zeit irgendwie gedacht: "Ich bewundere diese Frau." Ich meine, na klar, weil sie prominent ist, wird über sie berichtet, wo der eine oder andere denkt: "Was sie durchmacht, machen Tausende andere auch durch, und keiner spricht darüber." Stimmt zwar. Ändert aber nichts daran, dass auch ein Promi wie Gabi Köster aus eigener Kraft versuchen muss, wieder auf die Beine zu kommen, überhaupt über den Berg zu steigen, neu sprechen, laufen und sich bewegen lernen. Und sie hat mit Sicherheit genauso wie wir Normalos Phasen gehabt, in denen sie jammerte, weinte oder Gott & die Welt verfluchte...


Und auch wenn heute noch nicht alles wieder so ist wie es sein soll und wie sie es selber haben möchte - sie lässt sich eben nicht unterkriegen. Sie macht aus dem, was sie hat, das Beste - oder versucht es eben. Und hangelt sich über Untiefen gerne auch mal mit Galgenhumor.
Eigentlich... mach ich das doch ganz genauso. Zumindest versuche ich das.
Und frage mich trotzdem grad: Habe ich grad wirklich Probleme - oder habe ich eher nur ein Luxusproblem? Wenn ich mich gegen Ungerechtigkeit nicht mehr wehren kann, so dass ich mir überlege, möglichst gestern noch meine Fahrtrichtung zu ändern; wenn ich nach fast fünf Wochen Erkrankung nur zehn Tage später wieder in der Praxis stehen muss, nur um neunzehn Uhr müde und erschöpft nach Hause zu kommen und dann noch beim Einparken den Anruf entgegennehme, der mir sagt, du darfst dein Kind, das - vermutlich - dabei war, sich auszuprobieren oder Mutproben zu bestehen und nun auf dem Polizeirevier auf dich wartet - ja... ist das dann nicht doch eher ein Luxusproblem? Ich meine, anderswo verhungern Kinder, sterben Menschen an Krebs oder Aids, völlig allein und zurückgelassen.
Andererseits... Kann man sich und seinen eigenen Kummer immer nur an anderem messen, der noch größer ist? Hilft mir das denn wirklich, auch wenns mich für den Moment vielleicht erdet? Hilft mir das auf Dauer?
(Mal abgesehen davon... mochte ich es nie, an anderen gemessen zu werden, ganz gleich, ob im Positiven oder Negativen. Ich wollte immer als Ich gesehen und erlebt werden.)
Doch mal wirklich: Wenn ich stürze und mir das Knie blutig schlage, ich heulend von Mama oder Papa getröstet werden will - hilft mir dann wirklich, wenn Mama oder Papa die Schultern zuckten und sagten: "Sei froh, dass es dir nicht wie Peppi geht, der hat sich grad das Bein gebrochen"?
Jedenfalls befinde ich zur Wochenmitte: Diese Woche war mal wieder so richtig schön sch** - aber noch ist sie ja nicht um und dann fasse ich mir eben - wie so oft - ein Herz und setze alles daran, dass dann eben der Rest der Woche sonnig wird.
Wie Gabi Köster sagt: "Es gibt keine Niederlagen, es gibt nur Herausforderungen."
Und zwischendurch darf ruhig auch mal geheult oder ins Kissen gebissen werden. An der Stelle, wo der Galgenhumor ins Untiefe gefallen ist. Aber das ist auch OK. Ich bin ja schließlich nicht der Papst.

Montag, 5. September 2011

Vollzeit, 3 freie Stellen

Guten Freunden gibt man einen Fehler im Bild....




...oder auch zwei ;)

Wer sie findet, darf sie behalten!
War übrigens mein zweiter echter Lacher heute :)

Der Vierzigste von Toyota

Manchmal, wenn es ganz dicke kommt, hat man immer mehrere Möglichkeiten:
Man schreit.
Man heult.
Man zuckt die Schultern.
Man lacht - jetzt erst recht.

Boah, ich hab es so satt, dass Menschen einander erniedrigen, jeglichen Stil und Respekt vermissen lassen und auch noch glauben, sie dürften das. Ich verachte Menschen, die glauben, ohne sie sei der Rest der Welt ein verkommener Haufen.
Zugegeben, tagsüber war ich ruhig und habe kein Lächeln hinaus in die Welt getragen. Also zumindest kein echtes. Keins von innen. Dennoch war ich in meinem Inneren ausgesprochen entspannt und gelassen. Warum wohl...

Und habe heut Abend beim Betrachten dieses Videos echten Spaß gehabt:



Wenn Ihr mich fragt - ich find den Eisbären cool - bestimmt des Dialekts wegen ;)

Und um die Frage eines Freundes zu beantworten, der mich die Tage fragte: "Womit haben Menschen wie du und ich das verdient?" sage ich Euch: "Jemand, der dich schlecht behandelt, ist genauso daran schuld wie du selbst, solange du es zulässt."
Wenn Dir also einer Dein Lachen nimmt, dann darfst Du Dich auch trösten lassen - aber bemüh Dich um einen Weg da raus. Menschen kann man nicht ändern, aber Du kannst Deinen Weg ändern, Deine Richtung. In sechzehn Jahren hatte man mir meinen Selbstwert genommen, mein Ich-Gefühl. Und es hat ungefähr acht Jahre und ungezählte Stunden am Telefon, seitenweise E-Mails und etlicher Begegnungen bedurft, um dieses Selbstwertgefühl einigermaßen wieder aufbauen zu können.
Heute aber nimmt mir das niemand mehr. Niemand.
Heute bin ich mir meines Wertes bewusst. Und wende mich denen zu, die das zu schätzen wissen. Na klar - und mich damit von denen ab, die es eben nicht wissen. Ihr glaubt gar nicht, wie gut das tut!

Ach... Ähm... Seht Ihr mich grad wie den Eisbären übern Boden schubbern? Uijuijuiiiiiiiii :)

Donnerstag, 1. September 2011

Die Nacht der Erkenntnis

So. Der Schmerz im Fuß ist gewichen, mit ihm leider auch wieder meine Stimme. Ich weiß zwar, dass dies nichts miteinander zu tun hat, aber irgendwie frage ich mich schon, ob irgendwelche Organe heimliche Joint Ventures miteinander abgeschlossen haben oder ob es sich jetzt um einen kleinen Racheakt handelt, nachdem ich meinem Immunsystem ja, wie der treue Leser von Euch vielleicht noch weiß, die schriftliche Kündigung erteilt hatte. Oder aber - und diese (eigentlich naheliegende) Erkenntnis traf mich heute mit voller Wucht: keine spirituellen, keine esoterischen, keine witzigen Auslegungen oder Begründungen - sondern eine ganz handfeste Erklärung in Gestalt mikrofeiner Größen an Wänden, unter Tapeten, in der Luft: der ganz gemeine Schimmelpilz.
Ich weiß ja, dass unser Bürohaus einst ein Opfer der Flut gewesen war, dass es anschließend zu einem Spottpreis erworben wurde und zu einer beachtlichen Summe saniert und ausgebaut, es aber augenscheinlich dennoch nicht gelungen war, eine gewisse Nässe zumindest aus dem Kellergewölbe zu verbannen. Und wie es der Zufall will... Im Gespräch heute mit Kollegen wird mir bewusst, dass dieses Haus offenbar nicht nur von innen heraus modert, sondern bereits derart offen zutage tritt, als dass der muffige Geruch, sobald man von draußen durch die Tür hereintrat, einfach nicht zu über"riechen" ist. Natürlich habe ich das immer zur Kenntnis genommen, doch wie bei vielen Dingen, die ich registriere und wahrnehme, setze ich deren Bedeutung nicht (gleich) um (na ja, wie will ich auch gegen meine nordische Mentalität anstinken, es braucht eben alles seine Zeit ;)). Grad muss ich lachen, weil mir der Kommentar meiner Mathematiklehrerin einfällt, die einst sagte: "Helma lernt schnell und gut, aber sie weiß nichts damit anzufangen. Sie kann es in der Realität nicht anwenden." Ich sage nur... Logik. Das hatte sich mir in der Tat nie erschlossen. Na ja - bis heute, wo mich quasi die Logik des Lebens zugleich auch ein Stück weit die Mathematik lehrte und mir nunmehr nicht in den Kopf will, dass ich das eine oder andere damals einfach nicht begriff.
Jedenfalls habe ich heute Abend die Internet-Gazetten aufgeschlagen und Beiträge über Schimmelpilze, deren Wirkungsweisen, den Symptomen gelesen, dass mir doch irgendwie... Angst und Bange wurde, mir aber gleichzeitig auch die (vermutliche) Wahrheit wie Schuppen vor Augen fiel. Warum hatte ich das nie gesehen? Warum habe ich das nie begriffen? Warum habe ich den Zusammenhang nicht gesehen? Seit fast fünf Jahren arbeite ich in dieser Firma und kann seitdem einen ganz persönlichen Krankenstand verzeichnen wie zusammengerechnet in all den Jahren zuvor nicht.

Eigentlich hatte ich mir ja geschworen: Ich begebe mich in keine Hand eines Weißkittels mehr, wenn es nicht wirklich auch ausdrücklich sein muss. Nicht nur, weil ich zu oft das Gefühl hatte, nicht ernst genommen zu werden. Ich meine, wenn du als mehr oder weniger junge Frau zum Arzt kommst und der aufgrund der Anamnese weiß, dass du
A) eine scheiß Ehe und eine schwere Scheidung hattest, dass du
B) zwei Kinder großziehst,
C) einen Vollzeitjob oft auch über die vereinbarte Arbeitszeit hinaus betreibst und
D) eine Beziehung zwischen Posemuggel und Ziggenheimer-Town betreibst,
dann hast du spätestens hier deinen Stempel als "Burn-Out-Opfer von morgen" oder "(manischen) Depressionskandidaten" oder "klassisches Fallbeispiel der Auswirkungen des Ungleichgewichtes von Körper und Seele" weg und es ist ganz egal, ob der dir mehrfach untergeschobene und deinerseits arglos ausgefüllte Fragebogen eine 4 (quasi Bestnote, aber das erfährst du ja im Grunde nie!) auf einer Skala von "bis 12 ist alles normal, ab 13 beginnen depressive Verstimmungen" ausweist, du deinen Haushalt spielend allein bewältigst und eher der lange Mädelsabend inklusive Weißwein zum Beispiel schuld war, dass du zuweilen morgens eher nicht aus dem Bett finden magst (oder du eben auch schlichtweg von TV & Internet nicht wegkamst), dass du zwar bei Ärger frustriert im Kreis springst oder verzweifelt heulend auf der Toilette hockst (manchmal auch drei Tage lang) und dich aber immer noch über den ersten Tulpenstrauß des Jahres freust und bei Sonnenschein die Arme ausbreitest, die Augen schließt und ein wunderbares Lebensgefühl genießt. 
Menschlich, oder?
Im Grunde kannst du sowieso sagen oder tun, was du willst - du wirst immer Anhaltspunkte liefern, um in die Schublade zu passen, die dir aus Unvermögen, Unwissen, Unwillen oder Überheblichkeit zugeteilt worden ist. Wenn du gegenargumentierst, wird man nachsichtig den Kopf wiegen, mit dem Finger auf deine Biografie zeigen und sagen: "Ja ist schon in Ordnung. Übrigens ein Alkoholiker ist auch der Meinung, dass es nicht schlimm ist, sich ab und zu ein Gläschen zu genehmigen und übersieht, dass das 'ab und zu' längst zur Regel geworden ist."
Ich bin ja nun nicht ganz so verpeilt, dass ich mich allem verschließe, das mir nicht in den Kram passt, nein, ich lass mir schon so einiges sagen. Ich lass mir aber nicht Pille XY in den Rachen schieben, bloß damit Ruhe ist und Behandlungsgebühren kassiert werden können. Und ich war immer der Meinung: "Ja die Seele hat einen irrsinnigen Einfluss auf meinen Körper. Aber das ist nur eine Wahrheit. Da gibt es noch eine andere."


Bleibt am Ende nur die Frage: Meine bunte Kuh, und was machst du nun? Wenn du herausgefunden hast, dass du recht hast?


Ich weiß zumindest schon mal, was ich jetzt mache: Ich geh schlafen. Die Fülle an heutigen Erkenntnissen hat mich doch glatt müde gemacht.