Montag, 28. März 2011

Die jungen Wilden - oder: Olé!

Hatte ich mich heute mehr oder weniger erfolgreich durch den im allgemeinen ungeliebtesten Tag der Woche gekämpft, den einen oder anderen Schnitzer des hektischen Freitags beseitigt, neue Projekte in Angriff genommen, Freund Muskelkater zum Teufel gejagt, Freundin Müdigkeit tapfer mit magenfreundlichem Käffchen bekämpft und einen mehr oder minder pünktlichen Feierabend hingelegt, um auch noch rechtzeitig ans Postamt zu gelangen - so kehrte ich endlich heim in die gute Stube, von der nur wie gewohnt ein Zimmer nicht betreten werden durfte. Natürlich - die Jungenstube. Nicht umsonst sind die Schilder an die Tür genagelt: "Sperrgebiet - Betreten auf eigene Gefahr."
Genau ein solches schien mir heute Abend. Hereingerauscht ins Zimmer, guckten die Jungs mich mit einem Gesichtsausdruck an, der mich irgendwie an "mondsüchtig" erinnerte und lag trotz des Begrüßungsschmatzes eine derartig angespannte Energie in der Luft, dass Mutter Helmas Antennen schier vibrierten.
Aber nein.
Hatte ich mir unter anderem auch vorgenommen, nicht allzu tief in das Seelenleben meiner Söhne eindringen zu wollen - jedenfalls nicht tiefer als sie das selbst wollten - so hatte ich mir damit auch vorgenommen, mich aus den meisten ihrer Angelegenheiten tunlichst herauszuhalten, das nichts mit Schulnoten, Schulleistungen, Ordnung, Sauberkeit & Anstand zu tun hatte. Da bleibt nicht mehr viel, denkt Ihr? Oh doch, ne ganze Menge sogar.
Jedenfalls gönnte ich mir alsbald einen lecker Feierabendsnack aus Milchkaffee plus Joghurt und Bio-Heidelbeeren, gönnte ich mir einen ordentlichen Hörgenuss in Form von "Helmas Favourites" und schwupps - waren sie wieder wach, die Lebensgeister - und war ich aber auch zugleich derart entspannt, dass ich mich angesichts der gewittrigen Stimmung im Nebenzimmer lieber in meine Küche zurückzog, dort werkelte und ein Abendessen zubereitete, das schlussendlich auch die Jungens aus ihren Ecken zog.
Und während ich also völlig ahnungslos, arglos und vollkommen entspannt meine Söhne befragte: "Und? Gibts was Neues?", murrte erst der eine "Nö" und der andere "Nee". Wie geil. Fast wäre ich versucht gewesen zu sagen: Das Maulfaule haben sie aber nicht von mir - würde ich mich nicht gerade noch an das Hörbuch vom vergangenen Wochenende erinnern "Warum Männer lügen und Frauen ständig Schuhe kaufen", das mich wieder einmal dahingehend belehrte, dass ein Mann mit der Antwort "Ja" oder "Nein" auf seine Frage völlig zufrieden ist - weil sein Hirn mehr nicht verarbeiten kann. Ergo werden sie auch nur so antworten, kam es mir in den Sinn, und stellte schon die nächste Frage: "Und? Was habt ihr heute Schönes gemacht?"
Glaubte ich soeben noch, ein "Nüscht" oder "Gezockt natürlich" zur Antwort zu bekommen, brach mit einem Mal ein Sturm aus, dem ich zunächst erstaunt, mit weiterem Fortschreiten jedoch ausgesprochen amüsiert folgte, mich entspannt und grinsend zurücklehnte, die Hände auf der Brust verschränkte und nur ab und an den Einwand wagte: "Also 'nüscht' oder 'gezockt' hätte mir auch gereicht." Lebhaft wurde darüber gestritten, ob und wie viel der eine gezockt, der andere gechattet, nebenbei ferngesehen und Verabredungen via sms getroffen worden. So multitasking bin ja nicht mal ich, glaube ich, gleichwohl wurde sich über den Tisch hinweg angefaucht, schossen buchstäblich die Hörner aus beider Stirnlappen hervor, so dass ich am liebsten verzückt "Olé!" gerufen und dazu ein rotes Tuch geschwenkt hätte - würde meine schöngeistige Seele Stierkämpfe nicht zutiefst verabscheuen. Es dauerte auch gar nicht lang, da warf der eine die Tür, der andere die Fernbedienung, hatte der eine einen ordentlichen Schmiss am Hals und der andere eine Beule am Schädel - und  was tat ich?
Mutter Helma stand mittendrin im Gemetzel des Sperrgebiets und zog in aller Seelenruhe erst mal neue Bettwäsche auf. Noch vor zwei oder drei Jahren hätte ich mich leidenschaftlich dazwischen geworfen und die Kampfhähne getrennt. Aber eben - das ist des Pudels Kern: Hähne lassen sich immer noch ganz gut trennen - aber Stiere? Ich heiße schließlich immer noch Helma und nicht Popeye.
Das Gute an blutsverwandten Stieren jedenfalls ist, dass der Kampf so schnell versiegt als er auch ausgebrochen war - und wenn man(n) sich jetzt auch aus dem Wege geht - der Friede in Mutter Helmas vier Wänden ist wieder eingekehrt - und das ist doch die Hauptsache. Gute Nacht auch!

Quelle Bild: http://cache2.allpostersimages.com/p/LRG/20/2045/6SL4D00Z/poster/picasso-pablo-stierkampf-iii.jpg

Himbeereis zum Frühstück

...Rock 'n Roll im Faaaaahrstuhl - wer kennt ihn nicht, diesen Schlager längst vergangener Jahre. Und wer ihn nicht kennt, dem spiel ich das heute mal ein :-)


Also mir gehts ja eher um das Lebensgefühl an sich, das dieser Song widerspiegeln will. Und natürlich dem Rock 'n Roll im Fahrstuhl. Derart beschwingt nämlich fühlte ich mich heute Morgen, als ich die muskelkatergepeinigten Beine aus dem Bett hob, mich trotz dessen oder vielleicht gerade wegen dem zum Frühsport zwang und - wenn es denn einen Fahrstuhl in unserem Mietshaus gegeben hätte - ein flottes Tänzchen in eben diesem gewagt hätte, so pudelwohl fühlte ich mich...
Na ja... also sagen wir... MENTAL habe ich mich so pudelwohl gefühlt. Als ich heute Morgen aufstand, dachte ich so bei mir, dass das einzige, was sich mit todsicherer Gewissheit - zumindest bei mir - nach sportlichen Aktivitäten einstellt, Freund Muskelkater ist (wobei der wenigstens den Vorteil hat, dass der recht schnell wieder verschwindet, Ihr wisst ja sicher, wie das so ist mit Gästen: Sie sind wie Fische, nach drei Tagen fangen sie an zu... na ja gut :-)) und irgendwie plagten mich auch Rückenschmerzen und überhaupt und sowieso und ich fragte mein leidgeprüftes Spiegelbild, wie ich nur auf die wahnwitzige Idee kommen konnte, nunmehr wöchentliche Wiederholungen des gestrigen Inlineskate-Programms anstellen zu wollen.
Aber dann kramte ich doch die "alte-Frauen-und-Rheuma leb wohl"-Tube hervor, salbte und cremte hingebungsvoll die am allermeisten schmerzende Stelle am Rücken und muss nun sagen:
Ich fühl mich wie zwanzig - auch wenn ich nunmehr rieche wie siebzig.
Aber wenn ich schon nicht den Fahrstuhl rocken kann - das Mitsingen tuts auch!
In diesem Sinne - ich wünsch Euch einen sonnigen Tag!

Sonntag, 27. März 2011

Mama, hilf mir!

Man sagt ja immer, dass Menschen, die aus Narkosen erwachen, alle möglichen oder unmöglichen Dinge erzählen, solange sie noch nicht wieder richtig "irdisch" sind, wenn ich das mal so formulieren darf.
Mir fällt da eine OP vor über zehn Jahren ein, wo auch ich im Vorfeld entsprechendes befürchtete und die Oberschwester zu meinem einstigen Ehemann sprach: "Tut mir leid, aber ich hab genau aufgepasst: Ihre Frau hat immer nur 'Mama! Papa! Oma!' gerufen; SIE waren nicht dabei."
Also irgendwie fand ich schon peinlich, als erwachsene, verheiratete Frau mit bereits einem eigenen Kind in unkontrollierten Zuständen nach Mutter & Oma zu rufen.
Gleichwohl fielen mir am heutigen ausgesprochen sonnigen Morgen genau diese Worte wieder ein, als ich zum ersten Mal nach bestimmt über drei Jahren nicht nur auf Inlineskates stand, sondern auch noch auf dieser Sorte Schnellfahrfraktion, die ich einfach noch nie an meinen Füßen gehabt hatte. Einst hatte ich mir zum Superschnäppchenpreis ein Paar Skates für schlappe zwanzig Euro ergattert (ich weiß übrigens, dass dieser Versandhandel bereits vor einigen Jahren pleite ging), die aber auch genauso fuhren: Nur mit größtem Schwung und überhaupt war ein Fortkommen je möglich und wenn ich das mal vergaß, blieb ich auch prompt stehen. Ein Stürzen war also praktisch fast unmöglich, wenn man sich nicht gerade komplett bescheuert anstellte - aber was ich heute erlebte... War eben die ganz andere Seite.
Super soft Rollen, leichtgängig, gut geölt vermutlich und kein noch so modriger Keller hatte ihnen je etwas anhaben können. Zwar zwei Nummern zu groß, aber hey, gut geschnallt und bestrickt klebten sie förmlich an meinen Füßen, während ich aufpassen musste, dass ich in Momenten, in denen ich von der Hand gelassen wurde, nicht bestenfalls ins Gras und schlimmstenfalls in den angrenzenden Graben stürzte.
"Nach vorne beugen!", "Lenken!", "Denk an die Technik!" war die stets wiederkehrende Belehrung, aber hey, auch multitaskingfähige Frauen kommen ins Schwitzen, wenn sie gleichzeitig auf die Koordinierung ihrer Füße, ihrer Beinhaltung, ihrer Armhaltung und auch noch einer Fahrtechnik achten sollen, von der sie in ihrem Leben noch nie etwas gehört hatten. Ließ Mann mich also los, nur um die bereits zerquetschte und mit Fingernagelabdrücken gemusterte Hand auszuschütteln, rollte ich - erstarrt wie einst Hiobs Weib - weiter, Körperhaltung 1A mit gebeugten Knien, einem herausgestreckten Arsch - aber unfähig zu lenken oder gar zu stoppen oder irgendwas - nur um vor der gefährlichen Grenze zwischen Asphalt und Rasenkante wieder eingefangen zu werden.
"Mama hilf mir!" habe in diesen gefühlsmäßig völlig unkontrollierten Momenten vermutlich nicht nur einmal gerufen und mich hernach aber schon gewundert, wieso man auch nach nunmehr einundvierzig Jahren in brenzlichen Situationen immer noch als erstes nach der Mutter schreit.
Ich hoffe, meine Söhne machen sowas nicht, wenn ihnen zum ersten Mal das Kondom platzt oder solche Sachen.
Aber immerhin - der Weg um den See misst exakt elf Kilometer, hab ich gerade nachgelesen - und die habe ich auch durchgehalten. Stolz wie Oskar, aber erschöpft wie nach der Geburt von Drillingen ließ ich mich anschließend auf dem nächstbesten Sitzplatz nieder, um die Inliner gegen die Turnschuhe mit super soft Sohle einzutauschen und nach Hause an den Frühstückstisch zu schleichen.
Bedenklich fand ich lediglich die Tatsache, dass kein Schwein mir glauben wollte, dass ich es tatsächlich um den ganzen See geschafft hatte. Jeder will jetzt Posemuggel-Schatzis Telefonnummer haben, um sich von der Wahrhaftigkeit meiner Erzählungen zu überzeugen. Pah. Als hätte ich es nötig zu lügen.
Und selbst Posemuggel-Schatzi findet, dass allein die Tatsache, dass er während der elf Kilometer, die ich zeitweise - zugegeben - ziemlich staksig vorangekommen war, nicht ein einziges Mal an mir herumgenörgelt hätte und jetzt vermutlich mit bandagiertem Unterarm auf dem Kanapee ruht, des Lobes genügend sei.
Noch mal Pah.
Ich finde, ich habe das super hinbekommen. Ich finde, ich kann ruhig stolz auf mich sein. Und ich finde, das Schokoladenei neben mir habe ich mir redlich verdient. Bon Appetit!

Donnerstag, 24. März 2011

Aber Großmutter, was hast Du nur für entsetzlich große Augen?

Kann ich Euch sagen! Seit ich für drei fuffzig den Aldi-Kaffee gekauft hatte und mein Blut mit mindestens soviel Kaffeebohnen angereichert ist wie Blutplättchen zum Beispiel darin schwimmen.
Na zumindest wusste ich bislang: Wenn sich ein bitterer Geschmack auf der Zunge einstellt, der partout nicht weichen will - dann habe ich einfach wieder zuviel oder auch zuviel falschen Kaffee getrunken. Und seit mein Azubi neuerdings die magenschonende Variante ins Haus gebracht hat, trink ich auch gern noch ein Tässchen mehr.

Soll nur keiner sagen, magenschonend schmecke nicht.
Nur mit dem Muntermachen... Irgendwie klappt das nicht so recht, selbst im größten Stress bin ich so müde, dass ich stehend schlafen könnte: am Kopierer, am Schreibtisch, an der Kaffeemaschine...
Vielleicht auch das letzte entscheidende Indiz dafür, dass der Frühling nicht nur dem Kalender nach eingekehrt ist?
Immerhin kann ich mein tägliches Bodyworkout, für das ich abends in letzter Zeit zu müde war und mich darum entschloss, es einfach zum Frühsport umzufunktionieren, inzwischen am offenen Fenster vollführen - und ich sag Euch: Das macht echt Laune! Du fühlst dich hinterher frisch, fit, munter und dann noch die Genussdusche hinterher... Was soll ich sagen - das hat was!
In den letzten Wochen bin ich kaum so voller Schwung und Elan zur Haustür hinausgekommen wie derzeit - und wenn dann noch die Sonne scheint, der Himmel sich strahlendblau über mir spannt, dann... muss ich zuweilen an die Textzeilen eines Buches denken, das ich vor vielen Jahren las, inzwischen vergessen habe, wie es hieß und von dem ich nur noch weiß, dass die Protagonistin denselben Namen trug wie ich und wie ich auch auf der Suche war nach ihrem eigenen Ich und - na klar - nach der wahren Liebe und diese Textzeilen waren:
"Ich bin aus den Nachtsorgen gekrochen wie ein Vogel aus dem Ei. Ich hab die Schale durchbrochen und spaziere nun frei."
Wenn der Tag anbricht und die Sonne in jeden Winkel meines Zimmers lugt, dann kann ich die meisten Sorgen der Nacht zur Seite schieben, mich durch diese Schale brechen und frei spazieren.
Und wenn ich dann morgens die frische Frühlingsluft und die Sonne zugleich in mein Zimmer hereinlasse, wenn ich meine Muskeln dehne, anspanne und wieder entspanne - dann fühl ich mich mindestens zehn Jahre jünger, ach was, fünfzehn Jahre; dann fühl ich mich fit, elastisch, durchtrainiert. Nur eins hab ich tunlichst beim Sport immer vermieden: Zuschauer - und den Blick in den Spiegel :-)

Copyright Foto: clubklapse2006.homepage24.de

Mittwoch, 23. März 2011

Bring mal wieder Blumen mit

Nachdem gestern die eine oder andere Resonanz zu meinem letzten Blogeintrag eintraf, die mir eine ganz frühlingsuntypische Traurigkeit bescheinigte, so hielt ich zum einen dagegen, dass das Leben ja nicht immer nur aus Jubel - Trubel - Heiterkeit bestehen kann (und irgendwie ja auch nicht darf, Ihr wisst schon, der Gewöhnungsfaktor und so) und es zum anderen ja immer auch einen Anlass gibt, wenn die Seele Traurigkeit trägt. Oder gestresst ist. Oder gestresst wird.
Wie auch immer - es ist immer noch Frühling und wenn ich gestern auch noch müde, verzagt und mit Magenkrämpfen am Boden lag, so bin ich heute schon wieder aufgesprungen, habe eine Blume von der Wiese mitgenommen und laufe mit wehendem Haar durch die Straßen.
Thats me, thats Helma und schon vor Jahren hatte ich nicht von ungefähr einen geklauten Satz in mein aller-allererstes Internetprofil geschrieben: "Wer kämpft, kann verlieren; wer nicht kämpft, hat schon verloren."
Genau so ist das.
An dieser Stelle verneige ich mich mal voller Dankbarkeit vor den Menschen, die irgendwie immer da sind, auch wenn ich sie nicht immer sehen kann; die mit mir was trinken gehen, um auch mal wieder andere Luft schnuppern zu können, die mit mir sporteln gehen, um wieder Bewegung in die frühjahrsmüde Muskulatur zu bringen und den Kopf freizubekommen und die sich auch zum fünfzehnten Mal geduldig meine Sorgen anhören, ohne dessen müde zu werden.
Und das mit den Blumen mitbringen üben wir auch noch mal.
Mein großes Kind nämlich muss da was missverstanden haben..
Frei nach dem Motto: "...ist doch auch ne Blume, oder?" brachte der mir statt meiner geliebten Tulpen ne Gürtelrose nach Hause. Kinder Kinder...

Dienstag, 22. März 2011

Begrüßen Sie den Frühling!

Eine solche E-Mail empfing mich heute Morgen in meinem Büro und ich musste unwillkürlich denken:
Stimmt - s is Frühling und seit gestern sogar offiziell.
Also heraus wieder mit den Blümchenkleidern, zwar noch immer in Kombination mit Stiefel & Tuch - aber immerhin, der Anfang ist gemacht.



Irgendwie... bin ich trotzdem müde.
Die Herumreiserei der letzten Wochen, der Kraftakt des produktiven Schaffens von Montag bis Freitag (wieso kommt mir eigentlich grad das Lieblingsshirt meines Sohnes in den Sinn? In munterer Folge steht fünfmal "Scheißtag" untereinander, dann kommen "Samstag" und "Sonntag" und dann eben wieder.. na Ihr wisst schon), die Katastrophe in Japan, der Krieg in Libyen, der "private kalte Krieg" der Menschen hier und wo auch immer untereinander, weil einer sich vom anderen benachteiligt fühlt oder auch benachteiligt wird und ich sitze hier in der ruhigen Minute, in der die anderen sich am Mittagstisch eingefunden haben, schaue versonnen zum Fenster hinaus, vor mir die halb geleerte Tasse Tee, den Kopf in die Hand gestützt, und ich frage mich: Was ist nur mit dieser Welt los?
Warum gibt es Menschen, die es einfach nicht schaffen, aufeinander zuzugehen, entspannter miteinander umzugehen, warum gehen diese Menschen gleich mit dem Messer auf einen anderen los, nur weil man einen falschen Wortlaut wähnte?
Warum gibt es Menschen, die glauben, sie könnten mit Geld alles kaufen und alles erreichen und warum setzen diese Menschen ihre fragwürdige Macht dazu ein, in das Leben des anderen einzugreifen, nur weil der andere die Stirn bietet, anstatt sich auszuziehen und hinzulegen?
Warum gibt es Menschen, die ihren Partner und im schlimmsten Fall auch ihre Kinder umbringen, nur weil der andere sich für einen neuen Weg entschieden hat?
Ich frage mich schon manches Mal: Was ist das für eine Welt (geworden), in der wir leben? Und warum sagen wir: "So ist das eben, mach mit oder du gehst unter", anstatt eben nicht genauso wie all die anderen zu sein und zu leben, weil wir doch eigentlich wissen, dass wir das zurückbekommen, was wir geben? Wo wir doch sehen, dass wir uns mehr und mehr selber zerstören, je mehr wir eben einfach nur mit dem Strom schwimmen? Weil wir satt sind und uns lieber bedauernd, aber selbstzufrieden den Bauch streicheln frei nach dem Motto: "Tja... So ist es eben, da können wir nix machen"?
Ich finde: Doch, wir können. Und das fängt nämlich schon zu Hause an.
Wie viele Eltern schlagen ihre Kinder, sperren sie ein, vergreifen sich im Ton und wundern sich dann, wenn genau dieses Kind alles daran setzt, um Hauptsache ganz anders zu sein - oder wenigstens zu rebellieren - und das eben leider oft auch auf negative Art und Weise.
Wie viele Eltern ignorieren ihre Kinder und beklagen sich dann, wenn genau diese Kinder versuchen, auf sich aufmerksam zu machen - und man weiß doch inzwischen, dass die Kinder es zumeist mit Negativem versuchen werden. Über Negatives spricht man schließlich länger.
Als mich heute eine Freundin anrief und meinte: "Hey, was hörst du denn grad für schöne Musik?" antwortete ich in bezeichnendem Ton: "Girl in the War" und ich sah vor mir ihr schiefes Grinsen, als sie sagte: "Hmm, passt ja genau auf mich, passt ja, dass ich gerade jetzt angerufen habe."
Wahrscheinlich stimmt das derzeit sogar. Andererseits... Was hilft es, darüber zu klagen? Es gilt doch eher, den Weg da raus zu finden. Und den gibt es immer, davon bin ich einfach überzeugt.
Ach Mensch. Wenn ich noch ein paar Minuten länger das Blütenmeer auf dem Foto betrachte, dann werde ich mich anziehen und hinausgehen, nach einem solchen Blumenmeer suchen, in das ich mich legen und in den Himmel schauen kann. Einfach mal für ein paar Minuten die Zeit und die Erde anhalten, nichts denken, nichts fühlen, den Geruch der Blumen atmen, den Käfern zuschauen, den Vögeln zuhören.
Es ist doch Frühling geworden, auch außerhalb der Biergärten...

Copyright Foto: Holger Dörnhoff
Quelle: http://naturfotografen-forum.de/o230285-Fr%C3%BChling+im+Buchenwald

Freitag, 18. März 2011

Mit den Augen der Leopardin

Dieses Buch von Ilona Maria Hilliges bekam ich vor einiger Zeit von meiner Mama geschenkt.
Nachdem ich das Vorwort gelesen hatte, überkam mich die Ahnung dessen, warum sie es mir geschenkt hatte:

"Vor einiger Zeit erlebte ich eine tiefe Krise, die durch eine schmerzhafte Erkrankung ausgelöst wurde. Ich suchte den Rat der Ärzte und bekam auf meine Fragen keine Antworten. Nächtelang lag ich wach und fragte mich, wo ich Hilfe finden könnte. Von den Stationen meines Lebens hat mich gewiss die Einweihung in einen geheimen Frauenbund in Nigeria am stärksten geprägt. Dort im Urwald war mir ein Tier begegnet, dem ich mich seither verbunden fühle. Rein äußerlich habe ich wenig von einer Leopardin, doch die Krankheit ließ mich empfinden wie sie: Ich hatte das Gefühl, von Schmerzen gejagt zu werden und suchte gleichzeitig einen Ausweg aus meinem Leiden. Mein Krafttier schien zu mir zu sprechen und mir Mut zu machen, nicht aufzugeben: Atme tief ein und aus. Entspann dich, vergiss deine menschlichen Sorgen..." (Auszug aus dem Vorwort)
Letztlich... ist es, so meine ich, insbesondere für chronisch Schmerzkranke schon zu einem Standard-Leitsatz geworden: Entspannung - Entspannung - Entspannung.
Na also rein äußerlich habe auch ich wenig von einer Leopardin, sieht man von den beginnenden (Alters-) Flecken auf  Handrücken und den Armen ab. (Oder sind es eher Randerscheinungen aus einer Zeit, als ich noch eifrig ins Sonnenstudio ging? Wer weiß.) Ich weiß jedenfalls gar nicht recht, woran das genau liegt, aber irgendwie... stelle ich fest, dass sich insgesamt mein Tempo verlangsamt hat: Wo ich früher noch - selbst mit dickem Babybauch - wie gehetzt durch die Gegend lief und versuchte, allem zu entsprechen und genügen, so ertappe ich mich öfter dabei, dass mir heute immer öfter ein norwegisches Sprichwort in den Sinn kommt "Wer's eilig hat, soll langsam gehen" und ich mich auch immer öfter selber zur Ruhe und zur Gelassenheit ermahne.
Ob das die Gelassenheit des Alter(n)s ist?
Ich kenne einige Menschen, die stets und ständig in Bewegung sind und manchmal befürchte ich dann schon, zu einer Schlaftablette zu mutieren. Andererseits... Sagte ich noch vor drei Jahren zu einem Klinikarzt "Ich muss doch" - so empfinde ich es heute genau anders herum: "Ich muss gar nichts."
Immer mehr lebe ich nach meinem eigenen Prinzip: "Das, was ich tue, tue ich aus Liebe und/ oder mit Herzblut." Und in den Dingen, die ich aus bzw. mit Liebe tue, haben Hektik, Hetze etc. überhaupt keinen Raum, keinen Platz. Und ich finde, dass dieses "Innehalten, Anhalten, für einen Moment lang" überhaupt nichts mit Stillstand zu tun hat. Im Gegenteil. Gerade in ruhigen, besonnenen Momenten finde ich zurück zu mir selbst, zurück zu den Dingen, die mir wichtig sind.
Ich glaube auch, dass vor allem darin die Begründung liegt, dass die Intensität meines Schmerzes im Körper nachgelassen hat. Oder es sogar schmerzfreie Momente gibt, selbst auch schon einen ganzen Tag lang. Wenig, findet Ihr? Ich finde nicht! Wer jahrelang damit leben und nachts deshalb nicht schlafen konnte, für den sind solche "Anfänge" beinah ein Gottesgeschenk.
Mir fällt gerade ein... Meine Steuererklärung für das vergangene Jahr muss ich ja noch machen.
Aber erst mal kauf ich mir ein Mikado. Habe ich heute Morgen unter meiner Genussdusche beschlossen.

Dienstag, 15. März 2011

Wie ein Lampion in der Nacht

Als ich noch ein junger Mensch war, war ich vor allem eines: impulsiv, (vor)laut und frech.
Als ich mit meinen Jahren wuchs, legte ich zumindest diese Impulsivität ab und auch Töne wurden leiser.
Ums mal klarzustellen: Ich lache immer noch gern, ich lache immer noch gern laut und gehe dazu auch nicht erst in den Keller, und wo der eine pikiert meint: "Musst du gleich so laut sein?", empfindet es der andere als das pure Leben und ich selber... kümmer mich immer noch nicht darum, was irgendwelche Leute von mir denken, egal, ob sie jeden Tag mit mir leben und arbeiten (müssen), Wand an Wand mit mir wohnen (müssen) oder man lediglich im Supermarkt aneinander vorbeiläuft.
Insofern musste ich schon grinsen, als mir irgendwann einmal jemand einen Auszug aus der Beschreibung zu den im Sternzeichen Zwillinge Geborene schickte:
"Die allergrößte Macke: Zwillinge müssen sich um jeden Preis unter scheiden. Sie halten sich für die Nonkonfirmisten unter den Sternzeichen, tragen aberwitzige Klamotten, fahren die abseitigsten Automarken, verletzen jedwede noch so sinnvolle Regel und widersetzen sich prinzipiell allen Behörden und Autoritäten, nur um ihre Individualität kundzutun. 90% aller Zwillinge sterben im Straßenverkehr, weil sie über rote Ampeln brettern, um ihr ganz persönliches Verhältnis zur Straßenverkehrsordnung zum Ausdruck zu bringen." (Quelle: Eichborn-Verlag, Quatsch-Horoskop)
Ich muss bei diesen Worten übrigens grad an meine rote-Ampel-grüner-Abbiegepfeil-Nummer denken, zu der ich bis dato noch zu nix aufgefordert wurde. Während mein falsch-eingeordnet-und-über-rote-Ampel-gebretterter Skorpion(!)-Papa lediglich zehn Euro Strafe zahlen muss - fürs Wechseln auf die falsche Spur. Schwein muss der Mensch haben...
Sei es wie es sei: Zwar bin ich in vielerlei Hinsicht kein typischer Zwilling (dem Waage-Aszendenten sei - vermutlich - Dank), aber in manchen eben doch. Meine Überzeugung von gestern werfe ich schon heute mal eben über den Haufen; nicht weil ich das Mäntelchen nach dem Wind hänge, sondern weil ich heute Informationen bekomme, die ich gestern eben noch nicht hatte und die es mir erlauben, Ansichten neu zu definieren.
Und damit hätte ich jetzt die Überleitung vom gestrigen Schlusswort zum heutigen Blogeintrag, in dem ich mich nun doch zu ein paar Gedanken zur Japan-Katastrophe entschlossen habe.
In irgendeiner Nachrichtensendung zur aktuellen Situation befragt, gaben sich die meisten Japaner eher... entspannt und damit weitaus weniger hysterisch als es vermutlich in Deutschland der Fall gewesen wäre: "Was können wir denn schon tun? Wo sollen wir denn hin?"
Das ist genau der Punkt: Wo sollten sie denn hin, wenn ihnen der ganze atomare Scheiß um die Ohren fliegt? Nach Russland, nach Europa, nach Amerika auswandern? Dahin, wo ihnen auch nur ein laues atomares Lüftchen um die Nase weht? Auf eine einsame Insel in die Karibik, wo die nächste Tsunami-Welle heranrollt, weil die Rampensau Mensch die Welt in Aufruhr gebracht hat?
Insofern will ich den gestrigen Worten von Angie einfach Glauben schenken, wenn sie sagt: "Wir kippen jetzt unsere Vereinbarung von gestern..." (ist sie eigentlich auch Zwilling?) ..."und setzen die Laufzeitverlängerung für die nächsten drei Monate aus." Zur Prüfung freilich, ob und welches Kernkraftwerk auch danach noch fleißig weiter produzieren darf in der Hoffnung, dass wir gegen jedwede Eventualitäten gewappnet und das Leben des bundesdeutschen Bürgers geschützt bleibt. Ich WILL es einfach glauben, ebenso wie dass es hier nicht um die nächsten bevorstehenden Wahlen geht und Angie wild auf genau die Stimmen spekuliert, die sie jüngst erst eingebüßt hatte.
Andererseits... Was mich schon seit den ersten Berichterstattungen zur Japan-Katastrophe beschäftigt: Was wissen wir eigentlich wirklich von all dem ganzen Scheiß, der jeden Tag überall passieren kann? Wie viel wird vor uns verborgen gehalten, bis Katastrophen ein solches Ausmaß erreichen, dass man es weder verschweigen noch vertuschen kann?
Wie kommt es auch, dass Bürger Japans bzw. in Japan Lebende erst das Ausland befragen müssen, um zu erfahren, was in ihrem eigenen Land wirklich passiert und wie schlimm es tatsächlich ist?
Wie kommt es, dass erst mit solchen Katastrophen Dinge ans Licht getragen werden, von denen wir bis dahin noch gar nichts wussten?
Nachzulesen zum Beispiel hier:


Oder haben wir diese und andere Beiträge nicht gesehen, weil wir zu bequem waren, ganz explizit danach zu suchen bzw. sie erst zu einer Uhrzeit im TV gesendet werden, zu der wir entweder schlafen & träumen oder gerade das Kamasutra rauf & runter ausprobieren?
Was ich meine: Jeden Tag kann überall in der Welt ein Unglück passieren bzw. passiert sein, von dem wir gar nicht erst erfahren. Ebenso wenig, wie wir wissen, was wir tatsächlich jeden Tag einatmen. Zu Zeiten Tschernobyls war ich noch Teenie und interessierte mich weniger für die Welt als vor allem für meine eigene Welt.  Gleichwohl kann ich mich erinnern, wie diese Thematik damals heruntergespielt wurde: keine Bedrohung für uns, die Ukraine ist weit genug weg. Und die Tatsache war aber doch eine andere...
Ab wann hat der Mensch eigentlich aufgehört, sorgsam mit dem ihm Gegebenen umzugehen?
Ab wann hört die Vorsicht auf und wo beginnt die Hysterie?
Wenn ich seit einiger Zeit einen metallischen Geschmack im Mund hab, sollte ich dann meine Schilddrüse untersuchen lassen oder habe ich hier einen Tropfen Japan-Frankreich-Amerika-Deutschland auf der Zunge?
Wenn ich strahle wie ein Lampion in der Nacht - ist es das dann (dem Zwilling) eigene Himmelhochjauchzende vor Glück & Freude - oder liegts doch eher am radioaktiven Zusatz in dem Lüftchen, ganz gleich, aus welcher Ecke er weht?
Behutsamkeit, Achtsamkeit sind Dinge, die ich mir insbesondere in einer Beziehung wünsche.
Behutsamkeit, Achtsamkeit sind Dinge, die ich mir auch in der Welt wünsche.
Nicht nur ich.
Dann los, Angie, pack es an. Noch vertrauen wir Dir. Und noch... ist es vielleicht nicht zu spät. Auch wenn ich es als schlimm empfinde, dass es immer erst Tragödien und Katastrophen bedarf, um nicht nur auf etwas aufmerksam zu machen, sondern auch etwas Entscheidendes zu bewegen, zu verändern.
Aber das... ist wohl eben der Mensch.

Montag, 14. März 2011

Von einer, die auszog, die Liebe zu suchen

Als mir mein Chef heute Morgen eine Trauerkarte in die Hand drückte mit den Worten: "Unterschrieben hab ich schon mal, mach du doch bitte mal den Rest", da begab ich mich in einer ruhigeren Schaffensminute zunächst auf die Suche nach passenden Aphorismen über das Ende eines Lebens und versank andererseits in tiefe Gedanken an das eigene Leben.
Welche Vorstellungen haben wir von Glück?
Welche Farbe hat unsere Liebe?
Wie viel ist es uns wert, auch morgen noch geliebt zu werden?


Welche Vorstellungen habe ich von Glück?
Welche Farbe hat meine Liebe?
Wie viel ist es mir wert, auch morgen noch geliebt zu werden?




"Wenn du sowas suchst, wirst du immer allein bleiben", bekam ich erst gestern Abend gesagt. Irgendwie... ich weiß nicht, erinnerten mich diese Worte an meinen einstigen Ehemann. Vor gut zehn Jahren hatte er fast auf das Wort einen ebensolchen Satz zu mir gesagt. Irgendwann hatte ich dennoch den Sprung gewagt - den Sprung hinaus aus einem goldenen Käfig, in dem es zwar keine materiellen Sorgen gab, in dem die Futterkrippe immer gut gefüllt, die Heizung immer warm war, wenn wir es wollten und wo all diese Wünsche ihre Erfüllung fanden, für die du nur die Kreditkarte zücken musstest. Aber ich frag Euch: Ist das echt alles, was ich von einem Leben erwarten durfte?
Ist ein Ehemann, der mich nicht schlägt und mich nicht betrügt, der nicht durch die Kneipen tourt oder das Familieneinkommen am Automaten verspielt, deshalb gleich ein guter Ehemann? Oder bedeutet es "Jammern auf höchstem Niveau", hätte ich mich stattdessen bis zum jüngsten Tag dankbar fühlen müssen?
Wollte ich zuviel?
Oder... Wollte ich eher... viel zu lange viel zu wenig? Und trau mir heute nichts Größeres mehr zu?
All die Ablehnung, Zurückweisung, das Demontieren einer Persönlichkeit der vergangenen Jahre - eines Tages wollte ich das nicht mehr. Habe mein Säckchen geschnürt und bin losgegangen. Auf der Suche nach dem Leben. Und auf der Suche nach der Liebe.
Wenn Ihr mich fragt... Nein. Nein, ich will mich gar nicht daran gewöhnen, ob oder dass jemand an meiner Seite ist. Ich will auch morgen noch das Gefühl genießen, das ich in mir fühlen kann, nachts beieinander zu liegen und die Hand auf den Bauch des anderen zu legen, den Geruch der Haut zu atmen und zu schmecken; ich will auch morgen noch das beflügelnde Gefühl in mir haben, morgens die Augen zu öffnen und in das Gesicht des geliebten Menschen zu schauen, dieses Gefühl, das mich dann durchrieselt.
Und dieses Leben sieht nicht vor, immer hinter dem anderen zu bleiben. Egal wann, egal wo, egal auf welche Weise.

 "...Light and guide me through, hold it high for me,
I'll do the same for you, hold it high for me.
I hold it high for you, cause I know you've got..."

Ich würde das jetzt nur noch gerne meinen Söhnen mit auf ihren Weg geben. Ohne das Lieben, ohne ein Wir sind wir doch... im Grunde... nichts.
Und sicherlich hätte ich heute auch über Japan schreiben können. Was dort passiert, ist nämlich wirklich eine Katastrophe. Gleichwohl... bin ich nicht die Tageszeitung. Ich bin einfach nur Helma. Und ich bin es verdammt gern.

Copyright Foto: nervus_opticus
Quelle: http://view.stern.de/de/picture/234847/Rot-Farben-Stilleben-schwarz-Farbe-Fotografie-Liebe-510x510.jpg

Donnerstag, 10. März 2011

(Be The Light Of My) Lantern

So geil... so berührend... so innig... so intensiv... Ich kann gar nicht aufhören, Gänsehaut zu haben...
Leben... Ich liebe Dich - aber sowas von...





                        We'll have to write it for ourselves
                        So come and lie beside me darling
                        And let's write it while we still got time



                        So if you got a light, hold it high for me
                        I need it bad tonight, hold it high for me
                        Cause I'm face to face, hold it high for me
                        In that lonesome place, hold it high for me
                        With all the hurt that I've done, hold it high for me
                        That can't be undone, hold it high for me
                        Light and guide me through, hold it high for me
                        And I'll do the same for you, hold it high for me

                        I'll hold it high for you, cause I know you've got
                        I'll hold it high for you, your own valley to walk
                        I'll hold it high for you, though it's dark as death
                        I'll hold it high for you, and then gets darker yet
                        I'll hold it high for you, though your path is blocked
                        I'll hold it high for you, through the thieves and rocks
                        I'll hold it high for you, keep you safe from harm
                        I'll hold it high for you, until you're back in my arms

D Wie Dheodor Oder: Der Wurm im Tage

Die letzten beiden Tage gehörten streng einer bevorstehenden Veranstaltung, zu der auch Chefchen verpflichtet worden war, einen Vortrag zu halten. Sprich: Unsere Arbeit präsentieren, natürlich hervorheben, wie hilfreich der Support des Kunden war und dennoch anmerken, ob es nicht doch hier und da - natürlich kleine - Verbesserungsmöglichkeiten gäbe.
Effizienz ist das Zauberwort.
Oder - allgemeinverständlich ausgedrückt: Money Money Money - aber zackig!
Nun gibt es ja so richtig coole Software, man kann in virtuellen Welten regelrecht die Sau rauslassen - aber Cheffe weigerte sich: Keine von rechts und links und oben und unten einfliegende Blumen oder ähnliche Späßchen, keinen Sound bitte (Motörhead als Hintergrund-Mucke zum Beispiel?), keine blinkenden Textpassagen - nix. Keinerlei Animation erwünscht.
Geschwitzt habe ich dennoch in den vergangenen Tagen, schlecht geschlafen sowieso und heute Morgen unter der Dusche fielen mir dann noch so einige Details ein, die ich ihm vermutlich mit hätte auf den Weg geben sollen. Was ich dann auch tat, aber Ihr wisst ja, wie das immer so ist zwischen Tür und Angel und überhaupt und sowieso. Vermutlich waren wir beide nervlich höchst angespannt in der Sorge: Klappt alles oder blamieren wir uns vor dem Rest der Welt? Als ich dann noch erfuhr, dass unser System mit der Vortragstechnik des Kunden nicht zu hundert Prozent kompatibel war und jegliche Versuche meinerseits, noch eine adäquate Lösung zu finden, erfolglos blieben (Kompatibilitätsprobleme: Wir haben auf folgenden Seiten Fehler gefunden: Seiten 1 bis 20. Wie geil. Bei 20 Gesamtseiten immerhin ein konsequenter Schnitt - ganz oder gar nicht), da erwog ich, statt der Tasse Kaffee erst mal einen ordentlichen Schluck Kognak einzugießen. Oder gleich einen halben Liter Absinth. Was Kind kann, kann ich schließlich ja schon lange, oder?
Da waren sie wieder, meine drei Probleme.
Stress. Angst. Frust.
Der Wurm im Tage. Oder so.
Jedenfalls bereite ich mich nunmehr seelisch & moralisch auf eine entsprechende Auswertung vor, man kann schon sagen: Sie ist von der Rolle.
Was als erstes die gute Dame im Restauranthotel zu spüren bekam, der ich den Namen eines Gastes buchstabieren sollte: "Gerd. Er heißt Gerd. Mit D wie Dheodor." Als mein Azubi zu lachen begann, sich die Brille von den Augen riss und unter den Tisch rutschte, schwante mir: Da stimmt was nicht...
Gemessen bereits am Stresstest vor zwei Tagen ist es wohl dringend an der Zeit, einen Urlaubsschein auszustellen oder wenigstens über ein verlängertes Wochenende nachzudenken.
Kann aber auch sein, es liegt am Kaffee, Kaffeewasser oder die Kekse sind einfach zu alt: Mein Azubi, der ich ein Fax mit den Worten überreichte: "Können Sie gleich in die Kiste Schmierpapier legen" registrierte dieses erst einmal gewissenhaft in unserem Posteingangsbuch ("Aha. Und auf wen wollen Sie das austragen? Auf Schnellablagesystem?" :-)) und einen anderen  Kollegen, der mir ein seinerseits sorgfältig unterzeichnetes Schriftstück brachte mit der Bitte, es vom Chef ebenfalls unterzeichnen zu lassen, schickte ich noch mal weg mit den Worten: "Wenn du dein Schreiben auf einen Briefbogen druckst statt auf blanko Papier, können wir gern noch mal drüber reden." ("Mensch du, ich dachte noch die ganze Zeit: Das sieht aber irgendwie komisch aus!")
Ich bin echt gespannt, wie dieser Tag heute zuende geht!

Dienstag, 8. März 2011

Stresserprobt und dennoch nicht stressresistent

Heut war wieder so ein typischer Büroalltag: gar nicht mal großartige Projekte in kürzester Zeit bewältigen, sondern die vielen kleinen tausend Dinge, wo ich gerne mal Gefahr laufe, die Konzentration schweifen zu lassen. Das ist ja immer so die Gefahr bei den anscheinenden Nichtigkeiten: Am Ende überrollt dich die Lawine ganz heimtückisch von hinten und schwupps, rollst du schon mit und musst aufpassen, dass du einen klaren Kopf behältst.
Irgendwie fühlte ich mich heute so, nachdem ich mindestens viele kleine 999 Dinge erledigt hatte und dieses Gefühl immer noch in mir blieb: Irgendwas haste vergessen.
Ach na klar!
Als der Chef am Nachmittag durch die Tür schritt, in der einen Hand den Aktenkoffer, in der anderen Hand - gleich einem Weihnachtsmann - zwei Säcke voll Geschenke für die weibliche Besatzung seines kleinen Unternehmerschiffes - da fiel es mir wieder ein: Es ist ja Internationaler Frauentag! :-)
Nicht dass ich auf geheuchelte Huldigungen gesteigerten Wert gelegt hätte, die Geste der Pfannkuchen jedoch nahmen wir natürlich alle gern.
Da blieb ich auch gerne noch weitaus nach dem Feierabend im Büro sitzen, nur um noch den einen oder anderen Handgriff zu erledigen, zu dem ich womöglich morgen gar nicht erst kommen (und in einer Woche spätestens genau dafür einen Anschiss kassierte) oder nicht in angemessener Ruhe und damit fehlerfrei (wofür man mir in spätestens einer Woche an die Gurgel greifen würde) erledigen könnte.
Irgendwann jedoch begannen die Buchstaben und Zahlen vor meinen Augen zu tanzen, selbst das Reiben brachte auch nix mehr, den schmerzenden Arm (irgendwie bleibt das komisch: du fliegst auf die Fresse - aber schmerzen tut dir am meisten der Arm, auf den du dich nicht mal abgestützt hast) konnte ich auch kaum noch über den Schreibtisch heben - da kam mir der Stresstest einer Freundin gerade recht, den ich anschließend auf das Chef'sche Blackberry schickte mit den Worten: "Chef, ich muss jetzt heim, unbedingt!"





Und die Antwort folgte prompt per E-Mail: "Alles klar - ich ruf dich dann eben heut abend mal an!" 

Sonntag, 6. März 2011

Überlebensträume

Der heutige Sonntag stand ganz im Zeichen eines großen E.
E wie "Entspannung".
Ich glaub, ich hab nix weiter gemacht außer Schlafen, Chillen, Essen, Trinken - na und ein bisschen Surfen im Internet. OK, die Wohnung geputzt, aber das ging heut irgendwie recht schnell von der Hand - und den Rest durfte die murrende Nachkommenschaft erledigen. Frühstück zubereiten, den Abwasch erledigen (ich kann ja nicht, mein Stützverband am Handgelenk sitzt dank der Arzthelferin, die sich damit auskennt), staubsaugen... "Was machst du eigentlich überhaupt noch?" wagte Ziggenheimer II einen derart frechen Einwand, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben die Maßnahme "Kopfnuss" erwog, mich dann aber doch damit begnügte, völlig entspannt zu grinsen und ebenso entspannt zu anworten: "Genug."
Ist ja auch nicht mal gelogen.
Und wenn die Jugend glaubt, nur sie dürfe ausgiebig auspennen, nachdem man am Tag zuvor ebenso ausgiebig feiern war (hab ich übrigens auch noch nie erlebt, dass der Sohn mich nachts oder besser gesagt: morgens wachrüttelt, nur um mir zu sagen: "Bin wieder da, musst dir also keine Sorgen machen." Angesichts der Fahne, die mir entgegenschlug, war ich höchstens versucht zu befürchten, dass er mir anschließend in mein Bett kotzen würde.) - dann belehrte ich sie heute eines Besseren. Schließlich war auch ich erst des Nachts heimgekommen von der Freundinnen-Faschings-Party, die schon bemerkenswerterweise damit begann, dass Frau Arzthelferin meinen mühsam angebrachten Stützverband vom Handgelenk entfernte, nur um mich anschließend mit einer Latschenkiefer-Arnika-Tinktur zu balsamieren, als sollte ich in zweihundert Jahren noch wenigstens am Handgelenk frisch & geschmeidig aussehen - und dabei gleich noch (aus Versehen natürlich) einen ordentlichen Schwapp in mein Tonic goss, was ich wiederum leider auch erst bemerkte, nachdem ich einen guten Schluck genommen hatte. (Als ich heute Morgen in den Spiegel schaute, glaubte ich zunächst, mir sei eine Latschenzirbelkiefer aus den Ohren direkt um den Kopf gewachsen - so wüst standen die Haare in alle Himmelsrichtungen. Aber bei den jüngsten Träumen um Tod, Krankheit, Verlassenwerden und so... erklärt sich das wohl von selbst.)
Jedenfalls ließ ich mich heut nach allen Regeln der Kunst verwöhnen und von der Hausarbeit entlasten (also ich meine, gemessen an der Tatsache, dass Bursche II nicht weiß, wie man abgewaschenes Geschirr positioniert, dass das Waschwasser ablaufen kann, und dass Bursche I nicht weiß, wo bei uns Töpfe, Kelle etc. verstaut werden, darf hier niemand glauben, ich würde die Jungens knechten - hätten sie es oft genug machen müssen, wüssten sie das schließlich), nur um mich am Abend in politische Diskussionen verwickeln zu lassen, die ganz harmlos beim ich-krieg-gleich-nen-Kotzkrampf-Thema "E 10" begannen.
Wenn Ihr mich fragt, war ich sowieso von Anfang an der Meinung, dass "E 10" nichts anderes bedeutete wie eine versteckte Steuererhöhung. Schließlich klingt "Wir müssen etwas gegen den Klimawandel tun!" wesentlich besser als "Leute, wir brauchen mehr Geld, unsere Diäten werden knapp".
Dass man sich da regelrecht reinsteigern und in null-komma-nix nen dicken Hals kriegen kann bei diesem Thema, das merkte ich eben wieder heute Abend, als ich bereits nach fünf Minuten befand: Eine einsame Insel in der Karibik schien allemal erholsamer, geruhsamer und auf Dauer entspannter als diese scheiß materielle Welt, in der das letzte, aber auch das allerletzte aus dir herausgeholt wird gleich einer Zitronenpresse. Und das alles, damit Leute, von denen du nie in deinem Leben etwas hören oder sehen wirst, die sich aber Abgeordnete nennen (von Schröder & Co. mal ganz zu schweigen, sonst kommt mir das Abendessen gleich wieder hoch - s wär doch schade um die schöne Suppe), eine Rente beziehen dürfen, von der du selber dein Rentenleben lang träumen darfst, es sei denn, du hast dir selber genug zusammen gespart? Na da wird man sich doch wohl mal aufregen dürfen!
Oder eben auswandern dürfen - auf jene einsame Insel in der Karibik. Ob mir das zu langweilig würde? Och... Ohne Laptop und Handy sicher nicht.. Auch wenn man erst aufm Fahrrad strampeln muss, um den Strom zu besorgen (erinnert mich grad an den Witz des heutigen Tages von meinem Sohn: "Meine Mutter ist übers WLAN gestolpert." Ach, oder der hier: "In 80 Tagen um deine Mutter." Nun ja. Über Humor lässt sich bekanntlich streiten. Zumal mich Junior insbesondere beim zweiten Witz prüfenden Blickes maß...)
Zumindest könnt ich auf so einer Insel nicht übern Bordstein stolpern ;-) Und wer unbedingt eine rauchen muss, verlegt sich aufs Selberdrehen aus Palmenblättern und in der Sonne getrockneten Scheißhaufen. Was wollt Ihr? Kann man wenigstens keine Teerlunge von kriegen :-) Man müsste nur aufpassen, dass sich das Dolce Vita nicht herumspräche - sonst würde aus der coolen, kleinen Karibikinsel ein zweites Deutschland - und eins davon in der Welt reicht mir. Echt mal.
Na ja... genug gesponnen... Genug Überlebensträume geträumt... Ich glaub, ich leg mich jetzt mal ins Bett und träume zur Abwechslung mal was Anständiges.

Samstag, 5. März 2011

Das bisschen Haushalt - Oder: Hotel Mama is closed

Unter genau diesem Zeichen begann im Hause Ziggenheimer das Wochenende nach einer mehr oder minder stressigen Woche.
Obschon 15 und 21 Jahre alt, glauben doch die Junioren noch heute allen Ernstes, dass der Service des Hotels allein darin besteht, Essen zu kochen und Wäsche zu waschen.



Hallo? Ich fragte sie: "Wo lebt ihr eigentlich, dass ihr nicht seht, dass da noch ein ganzer Zacken mehr dazu gehört, dafür zu sorgen, ein gemütliches, warmes Heim zu haben, in dem der Kühlschrank gut gefüllt sowie Wasser und Strom mit einem Dreh aus der Wand kommen?" Und nicht zum ersten Mal grummelte es in meinem Magen: Viel zu vieles ist eine Selbstverständlichkeit, das man erst zu schätzen weiß, wenn es eben nicht mehr da ist.
Oder hätte ich meine Söhne stattdessen fragen sollen, in welchem Jahrhundert sie lebten? Hatte ich mich zwar vor Jahren bereits erfolgreich aus einer Verbindung gelöst, die mich in ähnlich steinzeitliche Pflichten (der Mann bringts Geld nach Hause, die Frau kümmert sich um Haushalt, Kinder und Garten - zum Beispiel) gezwungen hatte, so sah ich mich heute zwei höchst erstaunten Nachkommen gegenüber, die höchstwahrscheinlich Papas Ansichten mitgenommen hatten. Klar, was eigene Bequemlichkeiten unterstützt, nimmt man doch gerne mit. Tja - da hatten sie die Rechnung ohne die Mama gemacht. Wenn die Jungs allen Ernstes glaubten, sich von beiden Seiten die Schokoladenseiten herauszupicken und sich ein schönes Leben zu machen, so werde ich bis heute nicht müde, meine Jungs von ihrem Sofa zu holen und sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie sicherlich ihre Rechte, aber genau so gut auch ihre Pflichten hatten. Dabei lasse ich den Einwand "du bist die Mutter, du musst dich um uns kümmern" genauso wenig gelten wie "wir sind doch nicht deine Sklaven". Da bin ich dann immer versucht, mal eben einen auf Lebenskünstler zu machen, mich ein Jahr lang in der Welt herumzutreiben, nur um wieder heimzukehren und nicht ganz frei von Schadenfreude zu fragen: "Na wie wars?" Vermutlich aber... müsste ich dazu auch nicht gleich ein ganzes Jahr fortbleiben ;-)

Lachen musste ich jedenfalls heute am Frühstückstisch, als Junior I zu Junior II meinte: "Hier hat immer noch die Mutti das Sagen" und ich warf prompt die Anmerkung dazwischen: "Genau so, und diesen Satz vergiss bitte nicht."
Der normale Fortgang des Samstags (Frühstück zubereiten, Zimmer aufräumen) wurde heute mal eben erweitert darum, den Müll runterzubringen, Behördendinge, die Junior I immer ganz chillig vor sich herschiebt, endlich zu erledigen und die Post auch gleich zum Briefkasten zu bringen und dann noch Mutter Helma ein bisschen Salbe mitzubringen, um nun doch die schmerzenden Gelenke zu balsamieren und mit einer Bandage zu stützen.
"Muss denn alles immer gleich sofort erledigt werden?" versuchte sich Ziggenheimer in einem mauligen Einwand, den ich aber mit der gesunden Hand ungerührt vom Tisch wedelte: "Ja, das muss. Weil ich weiß, dass ich sonst wieder vier Stunden darauf warte, dass ihr was tut, und es am Ende trotzdem nur wieder liegenbleibt."
Außerdem... Es ist kurz nach zwei, wir haben einen herrlich strahlend blauen Himmel und allerschönsten Sonnenschein, heißt, der Tag ist lang noch nicht vorbei, die Arbeit aber bereits erledigt - und wenn die Zeit bis heute Nacht nicht ausreicht, um sich ausgiebig zu erholen, dann sollten sie wohl eher an ihrem Organisationsgeist feilen. Finde ich.
Außerdem finde ich, dass ich bereits viel Mutti-und-Hotel-Arbeit geleistet hab, um jetzt auch mal selber dran zu sein mit dem Chillen und Verwöhnt-, na oder wenigstens unterstützt werden. Obendrein muss ich mich auch erholen, muss ich meine geschundene und äußerst schmerzhaft verkrampfte Muskulatur entspannen. Schließlich muss ich fit sein, wenn ich heute Abend meine Freundin besuche, die auch noch die Idee hatte, bisschen einen auf Fasching zu machen. Zwar kam diese Idee von ihr erst mit sms am gestrigen Abend zu mir, glücklicherweise mangelts mir zumindest auf gewissen Gebieten nicht an Spontanität und Einfallsreichtum: freche Zöpfe, ein zerrissenes T-Shirt, eine zerrissene Jeans, einen schwarz gemalten Zahn und aufgemalte Sommersprossen - dann noch ein Herz ausschneiden und auf die Arschbacke heften "Mamas und Papas Liebling". Zum Beispiel. Dieses Outfit jedoch... werde ich mir vorsichtigerweise erst mal nur in eine Tasche packen und mitnehmen. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass Frau J. und ich die einzigen spontanen Gäste des heutigen Abends sind - nicht dass ich in meinem Outfit dann auch der einzige Drops des Abends bin!


Quelle Video: http://www.youtube.com/watch?v=mUNbzeLei1o
Quelle Foto: http://www.heldenherz.de/images/tueranhaenger-hotel-mama-45668.jpg

Freitag, 4. März 2011

Wer den Schaden hat...

...braucht für den Spott nicht zu sorgen - Ihr kennt das ja sicher.
Als ich heute Morgen ins Büro geschlichen kam, um mich unbemerkt an den aufmerksamen Kollegen vorbeizuschleichen, wurde mein leicht gramgebeugter Rücken und die nicht ganz einwandfreie Gangart natürlich bemerkt (ich glaub, das ist auch so ein Murphy'sches Gesetz: Je unauffälliger du dich verhalten willst, umso auffälliger wirst du) und nachdem ich meinen gestrigen Kniefall bei einer Tasse Kaffee zum Besten gegeben hatte, wurde ich zunächst darüber belehrt, dass dies nicht zum "Arbeitsunfall" zählt (im Falle einer Krankschreibung über sechs Wochen hätte das immerhin einhundert Prozent Lohnfortzahlung bedeutet, aber OK, wer will denn hier schon wieder so lange Pause machen? Das hätte ja schon fast was von Drückebergerei ;-)), anschließend wurde mir unter wohlwollendem Spott ein Schokoladenkeks angeboten.
Schon mein Papa hatte mich gefragt: "Wie konnte das denn wieder passieren?" - "Na ich hab den Bordstein nicht gesehen." - "Brauchst du vielleicht eine Brille?" - "Nein, ich hatte nur grad das Handy in der Hand."
"Oh Mann", hatte er geseufzt, "wenn man dir Handy und Laptop wegnimmt, dann stirbst du vermutlich."
Ja. Vielleicht. Vielleicht auch nicht - sofern ich einen adäquaten Ersatz angeboten bekomme :-)
Nun ja, und die Menschheit ist im allgemeinen so gestrickt, dass sich Witze auf Kosten anderer immer am besten machen. (Ich will mich da gar nicht ausnehmen, auch wenn ich schon in jungen Jahren lernte, mich selbst aufs Korn zu nehmen.)
Solche Sätze wie "..was musste auch auf der straße am handy rumdrücken...tstststs...man könnt ja was verpassen..." und "..meinst du..das hätte nicht bis zu hause zeit gehabt? wie hast du nur die zeit, bevor es handies gab...überlebt? und..war das..den sturz und die schmerzen wert?"  sowie "du hast dir die linke seite gezerrt...da helfen keine schmerztabletten... sondern du mußt die zerrung behandeln..dann geht der schmerz von allein...wird aber ne weile dauern...sei tapfer.. - sehr austrainiert scheint deine muskulatur aber nicht zu sein.." und was da sonst noch so an Erquickendem rübergeschwappt kam von wegen "geprelltes Hirn" und so, da... steht dieser heutige Tag wohl eher unter dem Zeichen: "Halte durch Helma und halte vor allem die Klappe" und mein heutiges Tageshoroskop scheint genau das auch zu bestätigen:
"Derzeit sollten Sie impulsives, heftiges Handeln vermeiden, weil Sie sich damit nur Feinde schaffen und auf lange Sicht den eigenen Interessen schaden. Es kann aber auch sein, daß Sie selbst unter einem anderen Menschen zu leiden haben, der sich Ihnen gegenüber so verhält. Dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als lange Geduld zu üben und nur dann zurückzuschlagen, wenn ganz ernste Dinge auf dem Spiele stehen..."
Na dann... Ruhig Blut Helma, trink noch einen Tee und lass mal den Feierabend herankommen - dann können dich alle mal kreuzweise und du kannst in aller Seelenruhe am Wochenende deine Wunden pflegen ;-)

Donnerstag, 3. März 2011

Wenn das Glück mit den Dummen ist

...bin ich dann eine von den Schlauen?
Ich meine, mir passieren ständig irgendwelche Sachen, wo die meisten meiner Freunde inzwischen sagen: Mensch Helma, bei dir ist aber auch immer was los, wann kehrt endlich Ruhe ein?
Ja, das wüsste ich zuweilen auch ganz gern, aber andererseits... Hat das auch was Positives. Finde ich.
Zum einen wirds dann niemals langweilig in Helmas bunter Welt, zum anderen halten mich ständig neue Ereignisse auch beweglich in Geist & Körper - weil ich ständig (Aus)Wege überlegen und sie anschließend auch gehen muss. Aber selbst das Gehen... will ja auch gelernt sein...
Dachte ich mir jedenfalls heute am späten Nachmittag, als ich ein bisschen eher meinen Feierabend einläutete, nur um beim Bürgeramt meinen funkelniegelnagelneuen Personalausweis abzuholen - und das ganz ohne irgendein Bußgeld! (Ihr wisst ja vielleicht noch - elf Monate lang kein gültiger Personalausweis - und das im bürokratischsten aller Staaten, das ist ja beinah ein zwölftes Weltwunder, dass ich da so ganz ohne Bußgeld rauskam ;-)) Und in der Eile und beim Checken meiner sms-Mailbox passierte es: Abgesenkten Bordstein nicht gesehen, nach vorn umgeknickt und auf die Knie gestürzt.

Und jetzt, zwei Stunden später, liege ich hier auf meiner Wohlfühloase, hab die zweite Packung Tiefkühlkost aufgelegt und wunder mich, wieso neben dem Knöchel vor allem die linke Seite meines Rückens, die Schulter und das Handgelenk schmerzen und zu allem Überfluss auch die Finger kribbeln und die Hand beginnt, sich wie ne Gummihand anzufühlen.
"Du hast dich beim Stürzen gezerrt, weil du instinktiv alles angespannt hast", war die lakonische, vollkommen ungerührte Feststellung eines befreundeten Klinikmitarbeiters, "Nerv oder Muskel oder beides verzerrt und wenn du gleich nen ganzen Strang erwischt hast..."
Super. Wieso kann ich nicht auch mal mit nem ganz simplen, ganz normalen Sturz auskommen? Warum muss ich immer noch ein i-Tüpfelchen obendrauf setzen?
Ne Schramme auf der Kniescheibe oder wenigstens ne zerrissene Jeans hätten doch auch völlig genügt, meine ich. Aber nee...
"Hast du auch Zahnschmerzen?" - "Hä? Nee! Wieso?"
"Na vom Zähne zusammenbeißen. Machen viele Leute vor Schreck und zerbeißen sich dann die Zunge oder nen Dreiangel in die Wange." - "Ach so. Nee. Ich war so erschrocken, dass ich den Mund aufgerissen hab, um *ach Scheiße verdammt* zu schreien." - "OK, gut so. Wir hatten hier schon Fälle unter der Nadel, wo bisschen was zusammengeflickt werden musste."
Glück im Unglück also für mich. Und wenn ich also doch Glück hatte, wie war das dann noch mal mit der Intelligenz?

Quelle Foto: http://www.ippel-rs.ch/sportmedizin/l%C3%A4ufertypische-verletzungen/verstauchung-im-fussgelenk/

Vielen Dank, Sie Pissnelke!

Eigentlich zähle ich mich schon zu den Menschen, die sich zu benehmen wissen, die vor allem auch Wert darauf legen, dass Menschen überhaupt sich zu benehmen wissen. Dazu muss man meiner Meinung nach nicht großartig bewandert sein im Knigge 2011 (ich halte zum Beispiel mein Besteck grundsätzlich andersherum) und auch keinen Stock im Arsch haben vor lauter Gestelztheit.
Aber gewisse Umgangsformen schätze ich einfach - und kann echt pissig werden, wenn es da zu wünschen übrig lässt. So zum Beispiel finde ich es schade, wenn man auf Grüße zu jedweder Gelegenheit via sms,  E-Mail oder auch in Postkartenform nicht mal wenigstens mit dem Wort "Cool, dass du an mich gedacht hast!" reagieren kann. Eine Selbstverständlichkeit finde ich das nämlich nicht, insbesondere im Hinblick auf mein eigenes löcheriges Gedächtnis.
Ebenso finde ich es unschön, wenn Dir die Tür vor der Nase zugeschlagen wird, weil Dein Vordermann sich nicht dafür interessiert, ob da wer hinter ihm geht und dieser jemand vielleicht auch noch mit durch die Tür wollte.
Genauso unschön ist es auch, wenn man in ruhigem, entspanntem Ton eine Frage stellt und die Antwort ein Blaffen darstellt, das eher an einen räudigen Dorfköter erinnert. Was kann schließlich ich dafür, dass es lange keinen Sex mehr gegeben hatte?
Was mich heute aber echt aufregt, ist die Tatsache, dass es Elternvertreter gibt, die sich feierlich zu einem solchen ernennen lassen und sich im Glanze dieser Beifallsstürme bereit erklären, sich zum Beispiel um die Organisation einer Feierstunde anlässlich der Jugendweihe zu kümmern. Da werden also großspurig schon vor Wochen Listen verteilt mit genauen Instruktionen, was man wie auszufüllen hat, einschließlich der Angabe eines Kontaktes, der leider nur aus einer E-Mail-Adresse und keiner Rufnummer besteht. OK, verstehen konnte ich das, denn bei vier Schulklassen á cirka 25 Schülern... Wenn da nur jede zweite Familie anrufen würde, wäre ich schon ein Fall für die Nervenklinik. Glaube ich zumindest.
Aber dann sollte man vielleicht auch seine E-Mails regelmäßig abrufen?
Kleiner Check-in wenigstens einmal in zwei oder von mir aus drei Tagen?
Das kann doch wohl nicht so schwer sein!
Jedenfalls ich renne seit Ende Januar der guten Dame hinterher und erflehe Auskünfte zur Kartenbestellung. Ich meine, bis Mitte Februar sollten die Karten bezahlt sein und abgesehen davon: Meine Familie ist territorial weit versprengt, und wenn die nun erwartungsvoll anreisen - dann könnte ich wortlos nur noch ein Schild hochhalten...

Und wer ist schuld? Na ich NICHT!
Im Gegenteil - alles ist wie immer: Wenn Mutter Helma die Dinge nicht selber in die Hand nimmt, läuft auch nix (das ist ja fast wie mit meiner Waschmaschine, und die läuft jetzt wieder richtig rund und auslauffrei ;-)).
Jedenfalls, ob es um die Anmeldung, die Bildungsreise und nunmehr auch die Eintrittskarten zur Feierstunde geht - alles durften Ziggenheimers selber organisieren. Da frage ich mich doch allen Ernstes, wofür wir dann gemeinschaftlich eine Dame gehuldigt haben, die alles macht, aber nicht das, was sie soll?
Denn heute mal nachgefragt beim Jugendweiheverband, erklärte mir der nette Herr: "Tut mir leid, Sie stehen nicht auf der Liste."
Klasse.
Wozu wurde überhaupt erst eine Liste rumgereicht?
Wozu schreibe ich eigentlich diverse E-Mails, weil Frau Pissnelke sich nicht anders erreichen lässt und ihr Nachkomme in der Parallelklasse meines Sohnes keine Auskunft geben kann oder darf? In meinem von jetzt auf gleich aufwallenden Zorn war ich versucht zu sagen: Gut - dann bekommt mein Kind eben keine Jugendweihe, groß wird er auch so! - aber da beschwichtigte mich erneut dieser nette Mensch, indem er mich auf kommende Woche Dienstag vertröstete mit den Worten:
"Sechs Karten bekommen Sie in jedem Fall", und für den Moment war ich irritiert. Sex-Karten?
Ach sooooo! Sechs Karten - mei - das ist ja beinah wie in der Moderation einer TV-Sprecherin: "Das schwarze Loch können wir Ihnen heute leider nicht zeigen. Dafür zeigen wir Ihnen Mainz, wie es singt und lacht!" Na jedenfalls ist die Teilnahme der Eltern und Großeltern an der Feierstunde gesichert, ob wir die "wir brauchen ein paar mehr"-Karten auch noch bekommen und damit Brüder etc. beglücken können, erfahre ich dann am Dienstag - und schon ward Mutter Helma entsprechend besänftigt.
Und ich habe lediglich cirka zwei Stunden darüber nachgedacht, der netten Dame von nebenan eine entsprechende E-Mail, gespickt mit ein paar Fäkalausdrücken, an den Kopf zu knallen.
Aber wie gesagt - mit oder ohne Knigge-Wissen: Ich weiß mich schließlich zu benehmen.

Quelle Foto: http://image.spreadshirt.net/image-server/image/composition/7198951/view/1/type/png/width/178/height/178/langarm-shirt-wir-muessen-leider-draussen-bleiben_design.png

Mittwoch, 2. März 2011

Heute schon gelacht?

Nicht?
Nun, mich haben jüngste Berichte über Kalle Guttenberg bzw. insbesondere die Kommentierungen des gemeinen Volkes königlich amüsiert.
Einige meiner Leser haben über meinen jüngsten Waschmaschinenbeitrag geschmunzelt.
Köstlich wiederum finde ich den Umstand, dass die erneut schlaffen Bayern, diesmal im Spiel gegen Schalke 04, die Fernsehsesselkicker unter Euch derart in Rage bringen, dass diese sogar stehenden Fußes und in Pantoffeln eingewechselt werden wollen, nur um mit 120 %igem Einsatz bis zur letzten Minute van Gaals Trainerehre noch zu retten.
Wem das alles nicht genug ist... Der könnte ja auch mal einen Blick in seine Stasi-Akte werfen, sofern er denn eine hätte.

Ich meine, selbst mittlerweile über 21 Jahre nach dem Fall der Mauer kann das eine durchaus spannende oder eben auch amüsante Lektüre sein.
Zumindest ließ ich mich eines solchen belehren, als ich vor einigen Tagen erfuhr, dass sich eine inzwischen etwas hochbetagtere Dame, gesegnet mit einem höchst eigenwilligen, unangepassten, aufrührerischen und freche Reden schwingendem Sohn (die Worte habe ich mal eben seiner Eigenbeschreibung entnommen; nicht, dass mich hier jemand eines Plagiats bezichtigte ;-)) doch noch dazu entschlossen hatte, einen Blick in eine Akte zu werfen, von der man nicht wusste, ob man hinterher als derselbe Mensch den Lesesaal verlassen würde als der, der man vorher hereingekommen war.
Wenn ich ehrlich sein soll, ich hatte mir schon so meine Gedanken gemacht, wie diese alte Dame wohl vielleicht auch sehr schmerzhafte Erkenntnisse aufnehmen würde. Ich meine, stellt Euch mal vor, es gibt ne Akte über Euch, von der Du vorher nicht mal wusstest, dass es die überhaupt gibt, und die zeigt Dir möglicherweise auf, dass vielleicht nicht nur Menschen, von denen Du bis dato glaubtest, es seien Deine Freunde, sondern auch Mitglieder Deiner Familie oder sogar Dein eigener (Ehe-) Partner Dich jahrelang bespitzelt hat - nur weil man weniger ans Regime als vielmehr an die Annehmlichkeiten glaubte, die einem dadurch hätten ermöglicht werden können? Ich meine, wer schon zu Ost-Zeiten mehr als einmal ins feindliche Ausland fuhr, wer schon als kleine Tippse mit einem monatlichen Einkommen von ca. vierhundert Ostmark regelmäßig im "Exquisit" oder "Delikat" shoppen ging oder nicht derart lange auf einen Telefonanschluss warten musste, dass man in der Zwischenzeit in aller Seelenruhe versterben konnte - also da wurde das Arbeiter- und Bauernvolk völlig zu Recht misstrauisch, das kann man ganz klar sagen. Gleichwohl gibt es mindestens ebenso viele Berichte über die Stasi-Spitzel, die erst mit bzw. nach der Wende aufgeflogen sind. Ich denke da nur an die Bärbel Bohley, die von ihrem eigenen Ehemann jahrelang bespitzelt wurde, und man sagt, der Krebs, an dem sie schließlich zugrunde ging, sei Ausdruck ihres Schocks & ihrer Erschütterung gewesen. Vorstellbar ist das für mich schon.
Jedenfalls - da machte ich mir - so meine ich - mit Fug & Recht Sorgen um jene alte Dame, ging mir den ganzen Tag lang im Kopf herum, was sie möglicherweise in der einen oder anderen Minute gerade erfuhr und fragte mich, inwieweit ihr wohl noch heute aufmüpfiger Sohn sie auffangen könnte?
Nun ja, was soll ich sagen... Ich habe mir - mal wieder - viel zu viele Gedanken gemacht. Höchstwahrscheinlich sollte ich wesentlich entspannter werden, dazu entweder auch mal einen Joint ausprobieren und entspannt den kunstvollen Rauchkringeln nachschauen oder mir einfach mal wieder die Klangschale auf die Hand setzen - oooohhhhhhhmmmmmm... Denn jene betagte Dame scheint noch wesentlich frischer und beherzter und vor allem entspannter zu sein als unsereiner, der glaubte, die innere Freiheit und Gelassenheit gehörte nur der Jugend. Pah.
"Meine Mutter rief nach vier Stunden an: Ich soll sie wieder abholen bei der Stasi-Behörde; sie könne nicht mehr - ihr täte der Bauch weh vor Lachen, weil sie seitenweise Telefongespräche lesen musste, die die Stasi aufgezeichnet hatte ... aber sie hatte auch nur die Hälfte richtig gelesen, weil sie wieder den Frauen dort ihre Leidensgeschichte ... erzählen musste. Aber sie lässt sich alles kopieren und dann machen wir zu Hause eine fröhliche Leserunde."
Cool, oder? Ich werde morgen auch mal an die Gauck-Behörde schreiben!

Quelle Foto: http://www.wdr3.de/fileadmin/user_upload/Sendungen/Resonanzen_weltweit/2010/Beitragsbilder/Juli/KW_30/Stasi-Akten.jpg

Dienstag, 1. März 2011

Verbo(r)gene Schätze oder: Handauflegen der ganz besonderen Art

Heute Abend endlich, nach einem sage und schreibe zweistündigen Kampf mit dem Innenleben meiner guten alten Waschmaschine ist es mir endlich gelungen, "Schätze" zutage zu fördern, von denen der eine oder andere vermutlich seit Jahren keine Sonne mehr gesehen hatte. Ich hatte Euch ja bereits erzählt, dass mein einäugiger Riese seit Sonntag einen unguten Krach verbreitete und dahinter eigentlich nur... ein BH-Bügel stecken konnte. Zumindest hatte ich das gedacht. Nachdem ich bereits gestern recht schnell daran gescheitert war, bloß mal die Rückwand abzuschrauen und so zwischen die Trommel greifen zu können, um das Teil zu entfernen, hatte ich mir heute während der Mittagspause die Zeit genommen, ein wenig in Internetforen zu recherchieren, bevor ich mich erneut versuchen würde. Also lachen musste ich ja schon ein bisschen: Ich hatte kaum die Worte "Bügel in der Waschmaschine" eingegeben - wohlgemerkt, meine Suchmaschine fand bereits die richtigen Worte, kaum dass ich überhaupt getippt hatte - da wurden seitenweise Foren aufgeschlagen, dass die Browserschwarte nur so krachte. Als ich dann las, wie mans denn überhaupt anstellt und dass ein Mädel sich bedankte mit den Worten: "Hat super geklappt, danke für den Tipp, ging ganz easy", da ging auch ich heute Abend guten Mutes ans Werk. Dieser Mut hielt, wenn ich genau drüber nachdenke, wohl so um die fünf Minuten an. Sobald ich begriff: "Helma, sooo einfach ist das aber gar nicht", da begann mich als erstes meine Strumpfhose zu nerven, die mir ob ihrer Musterung schmerzhaft in die Knie drückte - und unschöne Dellen noch dazu verpasste. Leicht gereizt riss ich mir also die Strumpfhose von den Beinen, suchte mit leiser Steigerung der Gereiztheit nach immer neuerem, passenderem Werkzeug und hatte zwar erneut die Rückwand, anschließend auch den Abflussschlauch demontiert, ertastete sogar recht schnell den Bügel - aber bevor sich auch nur der Anflug eines Hochgefühls einstellen konnte, musste ich feststellen: Das nervige Geräusch war immer noch da!
Das konnte ja nur bedeuten... dass da noch ein Bügel sein musste, den ich bis dato aber noch gar nicht vermisst hatte. So hockte ich an meiner Waschmaschine, zwischen ihr und mir passte keine Briefmarke, ich klebte förmlich an der Rückwand, während meine Hand versuchte, den maximal zwei Zentimeter großen Raum zwischen beiden Trommelwänden zu ertasten und alles ans Tageslicht zu befördern, das mir dort in die Finger fallen würde. Irgendwann ertastete ich mit inzwischen blutig geschlitzten Fingern ein Teil, das mich eben an diese Plastikdinger erinnerte, die wir uns früher in die Fahrradspeichen klemmten. Ich wollte schon aufjubeln: Wenn ich DAS Ding richtig zu fassen kriegte, wenn DAS Ding erfolgreich entfernen könnte - DANN!!!! sollte es das auch gewesen sein. Nun ja, was soll ich sagen. Natürlich: Wieder falsch gedacht.
Das Geräusch blieb. Und weder ich mit den - wenn auch schmalen - Erwachsenenhänden als auch das Kind mit den noch schmaleren Teenie-Händen waren in der Lage, auch nur ansatzweise irgendetwas zu ertasten, das an einen BH-Bügel erinnerte. Zwar ließ sich allein durchs Handauflegen im Inneren der Trommel recht gut lokalisieren, wo dieser stecken musste - aber finden konnten wir ihn partout nicht.
Was dann folgte, kann ich Euch zwar beschreiben, aber ich bin auch sowas von froh, dass das Kind nicht auf die Idee kam, genau das zu filmen und ins Internet zu stellen:
Mutter Helma kroch ins Bullauge. Mit vorgestrecktem Arm, an dessen Ende ich krampfhaft eine Taschenlampe hielt und an diesen Arm gepresst den Kopf, kroch ich, soweit es ging, in das Innere meiner Waschmaschine. Bin ich froh, dass ich mich nicht gesehen hab - aber anders wusste ich mir einfach nicht mehr zu helfen. Und endlich - endlich fand ich ihn. Festgefangen zwischen den Heizstäben, klemmte der Bügel an der Rückwand der Trommel und mir war klar: Keine geringste Chance, mit der Hand überhaupt in die Nähe des Bügels zu kommen - es sei denn, man sei ein knochenfreier Gummimensch. Nach einigen erfolglosen Versuchen, das Teil zu lösen - ich widerstand außerdem dem intensiven Bedürfnis, die komplette Waschmaschine mal eben über die Balkonbrüstung zu entsorgen - kam mir endlich die zündende Idee: einen stabilen dünnen Draht an den Bügel legen und die Trommel so drehen, dass endlich ENDLICH der Bügel aus den Heizstäben gelöst wurde, sich jetzt zwar irgendwo an der Seitenwand befand, aber nach einigem Hin & Her folgte das erlösende Klicken, das eben ein Metallbügel macht, wenn er durch die Öffnung auf den Fußboden fällt. Gott im Himmel - was war ich erleichtert!! Wenigstens zwei Minuten lang. Denn nun musste noch der Abflussschlauch wieder befestigt werden - und bei all dem Innenleben einer Waschmaschine, das ich mich nicht zu lösen gewagt hatte, und dem damit quasi nicht vorhandenen "Handlungsspielraum" gestaltete sich hier nun ein Unterfangen, das mich kurz an den Rand des Aufgebens und Hinschmeißens brachte. Aber Helma wäre ja schließlich nicht Helma!
Zwar sehen meine Hände und Arme nun endgültig so aus, als habe nicht ein Prinz, sondern ich versucht, den Weg durch eine Dornenhecke zum Dornröschen zu finden - aber der Schlauch sitzt, angeschraubt habe ich ihn auch - nur ob er auch noch ganz dicht ist, das... mag ich heute nicht mehr testen... Bei meinem Glück kann ich mir nämlich gut vorstellen, dass ich dann heut Abend noch mal mit dem  Wischeimer ran darf. Nö. Was genug ist, ist einwandfrei genug. Mit mir heute nicht mehr. Ich mach das morgen. So wie ich auch morgen mal ein Wörtchen mit meinem Bruder reden muss. Der hat mir nämlich diese Waschmaschine einst vermacht - und der zweite Bügel als auch die Telefonkarte stammen einwandfrei NICHT von mir!

So long, Gutti - Wir sehen uns im nächsten Amt

http://news.de.msn.com/panorama/bilder.aspx?cp-documentid=156192616
Haben sie es also nun geschafft, der Karl Theodor hat heute seinen Rücktritt von allen Ämtern bekanntgegeben. Irgendwie hatte ich mir das dann ja doch gedacht, nachdem einfach so gar keine Ruhe einkehren wollte in der ach so unbescholtenen Medienwelt. Vermutlich wurde die sogenannte Doktorarbeit in den letzten Wochen derart auseinandergenommen wie nicht einmal vor und während der Verteidigung. Und da frage ich mich schon, wieso sich jetzt sogar der Doktorvater abwendet, der einst das Streitwerk für Gut befunden und den Doktortitel zu Recht verleihen ließ?! So wie ich mich frage, wieso überhaupt niemand von denen festgestellt hatte, dass allein etwa 270 Seiten Plagiate sein sollen? Ob sie die Arbeit überhaupt lasen oder nur die Kaffeetasse drauf abgestellt hatten?
Wenn wir nicht unsere sensationsgeile Medienwelt hätten, na Mensch du, da wäre Gutti vermutlich sogar noch unser nächster Kanzler geworden? Na das musste man doch zu verhindern wissen...
Da war sie wieder, die Macht der Medien, die Macht der Neider, die Macht auch derer, die nur von sich selbst ablenken wollen. Man kann ja nun über Amt und vor allem Würden geteilter Meinung sein - und Beschiss bleibt am Ende eben auch ein Beschiss. Was mich dennoch immer wieder fast erschreckt, ist die Tatsache, dass jemand, der (mehr oder minder) erfolgreich ist, schon allein damit zwangsläufig provoziert, dass selbst im Abfall so lange herumgestochert wird, bis man einen Aufreger der Woche ausgebuddelt hat.
Also ich hab mich schon so manches Mal gefragt: Helma - was würden sie wohl bei dir alles ausgraben?
Vermutlich nicht die mehr oder minder glorreiche Erziehung meiner Nachkommen zu den nächsten Bucklern für das Bruttosozialprodukt.
Vermutlich nicht den mehr oder minder glorreichen Kampf zum Erhalt meiner Arbeitskraft, um weder Staats- noch sonstigen Säcken aufzuliegen.
Vermutlich nicht mein Einser in Staatsbürgerkunde - auch wenn sich mir bis heute nicht erschlossen hat, wofür ich den bekam ;-)
Vermutlich nicht meine blütenweiße Stasi-Akte (ich frag mich grad, ob ich überhaupt eine hab?)
Wahrscheinlich eher Playboy & Co., die ich jüngst erst in den Hausmüll verabschiedet hatte.
Wahrscheinlich eher Scheidungs- und sonstige Kämpfe oder persönliche Verfehlungen, sowas interessiert die Leute kurioserweise mehr als alles andere.
Nun ja. Schon good old Franz Josef bewies nach dem Rauswurf von Adenauer, dass man quietschvergnügt im nächsten Amt auferstehen kann. Dann auf - Gutti - ran ans Werk, 's wird sich schon noch ein warmes Plätzchen für Dich finden. Wenn Du wissen willst wie und wo - frag die Parteifreunde. Abgucken ist besser als Abschreiben - das kann Dir so schnell keiner nachweisen oder durch 'nen Scanner ziehen!

http://news.de.msn.com/politik/bilder.aspx?cp-documentid=156313133&page=7