Sonntag, 6. März 2011

Überlebensträume

Der heutige Sonntag stand ganz im Zeichen eines großen E.
E wie "Entspannung".
Ich glaub, ich hab nix weiter gemacht außer Schlafen, Chillen, Essen, Trinken - na und ein bisschen Surfen im Internet. OK, die Wohnung geputzt, aber das ging heut irgendwie recht schnell von der Hand - und den Rest durfte die murrende Nachkommenschaft erledigen. Frühstück zubereiten, den Abwasch erledigen (ich kann ja nicht, mein Stützverband am Handgelenk sitzt dank der Arzthelferin, die sich damit auskennt), staubsaugen... "Was machst du eigentlich überhaupt noch?" wagte Ziggenheimer II einen derart frechen Einwand, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben die Maßnahme "Kopfnuss" erwog, mich dann aber doch damit begnügte, völlig entspannt zu grinsen und ebenso entspannt zu anworten: "Genug."
Ist ja auch nicht mal gelogen.
Und wenn die Jugend glaubt, nur sie dürfe ausgiebig auspennen, nachdem man am Tag zuvor ebenso ausgiebig feiern war (hab ich übrigens auch noch nie erlebt, dass der Sohn mich nachts oder besser gesagt: morgens wachrüttelt, nur um mir zu sagen: "Bin wieder da, musst dir also keine Sorgen machen." Angesichts der Fahne, die mir entgegenschlug, war ich höchstens versucht zu befürchten, dass er mir anschließend in mein Bett kotzen würde.) - dann belehrte ich sie heute eines Besseren. Schließlich war auch ich erst des Nachts heimgekommen von der Freundinnen-Faschings-Party, die schon bemerkenswerterweise damit begann, dass Frau Arzthelferin meinen mühsam angebrachten Stützverband vom Handgelenk entfernte, nur um mich anschließend mit einer Latschenkiefer-Arnika-Tinktur zu balsamieren, als sollte ich in zweihundert Jahren noch wenigstens am Handgelenk frisch & geschmeidig aussehen - und dabei gleich noch (aus Versehen natürlich) einen ordentlichen Schwapp in mein Tonic goss, was ich wiederum leider auch erst bemerkte, nachdem ich einen guten Schluck genommen hatte. (Als ich heute Morgen in den Spiegel schaute, glaubte ich zunächst, mir sei eine Latschenzirbelkiefer aus den Ohren direkt um den Kopf gewachsen - so wüst standen die Haare in alle Himmelsrichtungen. Aber bei den jüngsten Träumen um Tod, Krankheit, Verlassenwerden und so... erklärt sich das wohl von selbst.)
Jedenfalls ließ ich mich heut nach allen Regeln der Kunst verwöhnen und von der Hausarbeit entlasten (also ich meine, gemessen an der Tatsache, dass Bursche II nicht weiß, wie man abgewaschenes Geschirr positioniert, dass das Waschwasser ablaufen kann, und dass Bursche I nicht weiß, wo bei uns Töpfe, Kelle etc. verstaut werden, darf hier niemand glauben, ich würde die Jungens knechten - hätten sie es oft genug machen müssen, wüssten sie das schließlich), nur um mich am Abend in politische Diskussionen verwickeln zu lassen, die ganz harmlos beim ich-krieg-gleich-nen-Kotzkrampf-Thema "E 10" begannen.
Wenn Ihr mich fragt, war ich sowieso von Anfang an der Meinung, dass "E 10" nichts anderes bedeutete wie eine versteckte Steuererhöhung. Schließlich klingt "Wir müssen etwas gegen den Klimawandel tun!" wesentlich besser als "Leute, wir brauchen mehr Geld, unsere Diäten werden knapp".
Dass man sich da regelrecht reinsteigern und in null-komma-nix nen dicken Hals kriegen kann bei diesem Thema, das merkte ich eben wieder heute Abend, als ich bereits nach fünf Minuten befand: Eine einsame Insel in der Karibik schien allemal erholsamer, geruhsamer und auf Dauer entspannter als diese scheiß materielle Welt, in der das letzte, aber auch das allerletzte aus dir herausgeholt wird gleich einer Zitronenpresse. Und das alles, damit Leute, von denen du nie in deinem Leben etwas hören oder sehen wirst, die sich aber Abgeordnete nennen (von Schröder & Co. mal ganz zu schweigen, sonst kommt mir das Abendessen gleich wieder hoch - s wär doch schade um die schöne Suppe), eine Rente beziehen dürfen, von der du selber dein Rentenleben lang träumen darfst, es sei denn, du hast dir selber genug zusammen gespart? Na da wird man sich doch wohl mal aufregen dürfen!
Oder eben auswandern dürfen - auf jene einsame Insel in der Karibik. Ob mir das zu langweilig würde? Och... Ohne Laptop und Handy sicher nicht.. Auch wenn man erst aufm Fahrrad strampeln muss, um den Strom zu besorgen (erinnert mich grad an den Witz des heutigen Tages von meinem Sohn: "Meine Mutter ist übers WLAN gestolpert." Ach, oder der hier: "In 80 Tagen um deine Mutter." Nun ja. Über Humor lässt sich bekanntlich streiten. Zumal mich Junior insbesondere beim zweiten Witz prüfenden Blickes maß...)
Zumindest könnt ich auf so einer Insel nicht übern Bordstein stolpern ;-) Und wer unbedingt eine rauchen muss, verlegt sich aufs Selberdrehen aus Palmenblättern und in der Sonne getrockneten Scheißhaufen. Was wollt Ihr? Kann man wenigstens keine Teerlunge von kriegen :-) Man müsste nur aufpassen, dass sich das Dolce Vita nicht herumspräche - sonst würde aus der coolen, kleinen Karibikinsel ein zweites Deutschland - und eins davon in der Welt reicht mir. Echt mal.
Na ja... genug gesponnen... Genug Überlebensträume geträumt... Ich glaub, ich leg mich jetzt mal ins Bett und träume zur Abwechslung mal was Anständiges.

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