Freitag, 31. Juli 2009

Der Frosch Auf Der Herdplatte

Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber... Ich glaube, ich hatte heut Abend das - philosophisch gesehen - beste Gespräch, das ich seit langem geführt habe.
Wahrscheinlich hatten die meisten Menschen heute zum Samstagabend den besten Sex ihres Lebens - ich hatte dafür ein Gespräch, das mir - nach einem gewissen Abstand - mindestens ebenso viel Befriedigung verschaffen konnte ;-)
Ein Gespräch, nach dem ich endlich so etwas wie Ruhe in mich zurückfließen spüre.
Eigentlich bin ich ja nun überhaupt kein Fan vom Telefonieren (und ich bin trotzdem eine Frau, ich meine, eine richtige Frau ;-)) und wenn ich auch die Annehmlichkeiten genieße, die heutzutage mit schnurlosem Telefon und Handy und was es da nicht alles gibt - so vernachlässige ich sie aber eben auch mal gern. Indem ich die Telefone auf stumm schalte, indem sie irgendwo in meiner Wohnung herumliegen lasse, nicht sehe, nicht höre - und einfach genieße, dass Ruhe ist. Ruhe abgesehen von der musikalischen Beschallung ;-)

Doch heut Abend, heut Abend habe ich beschlossen, die Telefone nicht auf stumm zu schalten. Und es klingelte in der Tat. Doch wirklich. Da gibt es immer noch Menschen, die ich mit meiner Phobie nicht verschreckt habe. Die es doch immer wieder versuchen, so ab und an :-) Und eines dieser Telefonate entwickelte sich über die üblichen Floskeln hinaus. Am Anfang noch die üblichen Späßchen: "Wie es mir geht? Du weißt doch, schlechten Menschen gehts immer gut." Um dann über das Skizzieren der einen wie den anderen Problematiken sich hineinzuvertiefen in die Dinge, um die sich unser Sein letztlich wirklich dreht.
An dieser Stelle möchte ich gerne unbedingt noch ein Zitat aus einem Buch über das Leben nach dem Tod - wenn es denn so sein solle - loswerden:

"Ich kam aus diesem NTE heraus und wusste eines ganz sicher, was ich mir seitdem immer wieder vor Augen führe: Die Liebe ist der innerste Kern unseres gesamten Seins, der Kern dessen, worum es im Leben wirklich geht."

Das Suchen und Finden nach dem Sinn unseres Lebens. Wie viele Generationen mag diese Frage wohl schon beschäftigt haben? Wie weit zurück müssen wir uns denken, wenn wir uns fragen, seit wann die Menschen nachts wach liegen, in den Sternenhimmel starren und sich fragen, wozu sie auf dieser Erde sind, wofür sie geboren und gemacht worden sind?
Worin steckt der Sinn, wenn wir unheilbar erkranken und sterben, bevor wir richtig begonnen haben zu leben?
Worin steckt der Sinn, wenn unsere Träume zerbrechen, der Traum von der Malerei, weil wir bei einem Unfall unser Augenlicht verloren haben?
Jedoch... Wenn wir unseren Blick abwenden von dem Schmerz, den wir über den Verlust des Augenlichts, des Partners, der Gesundheit empfinden, wenn wir ihn stattdessen richten auf die Möglichkeiten, die uns daneben noch bleiben? Wenn wir feststellen, dass die Träume nicht zerbrochen sind, sondern ein neues Gesicht bekommen haben?
Wie oft sagen wir: Ich kann nicht mehr! und meinen eigentlich... Ich will nicht mehr.
Und wenn wir nicht mehr wollen, warum tun wir dann?
Die Mama mit ihrem Kind, die das ganze Jahr vom Urlaub träumt und ihn doch nicht wahrnimmt, weil sich scheinbar nie die passende Möglichkeit ergibt.
Scheinbar...
Mag sein, dass der Papa keinen Tag frei genehmigt bekommt. Mag sein, dass andere Termine sich häufen. Doch wenn wir den Blick abschweifen lassen von den Dingen, die nicht möglich sind, und dafür betrachten, was an dieser Stelle machbar ist - dann ergeben sich so viele passende Möglichkeiten... Nur eben... mit einem anderen Gesicht.
Pläne... Ich habe niemals Pläne für mein Leben geschmiedet. Was in mir lebte, das war die Vorstellung von dem Leben, das ich führen wollte. Wie ich mir mein Nest zurechtbauen würde. Wie es aussehen würde, dieses kleine Wohlfühlnest aus Wärme und Behaglichkeit. Ja - auch trotz all der Dinge, die zur Zeit überall herumstehen oder liegen. Hier ein aufgeschlagenes Buch, dort die Jacke, die wie vergessen über der Lehne liegt. Auf dem Stuhl einige Schreiben, unerledigte Post. Auf dem anderen Stuhl die Einkaufstasche aus Seegras. Auf der Kommode ein kleiner Stapel CDs. Daneben die Figur aus Fettstein, ein Liebespaar, das sich sehnsüchtig zueinander neigt ("Nimm sie in die Hand, wann immer du an ihr vorübergehst. Und alles wird gut werden", hatte mir die Freundin einst gesagt.) Und der Teller mit dem Obst.
Ist es wirklich so zerrissen, so chaotisch, wie ich es selber noch heute Morgen empfand? Oder ist es nur... eine Anhäufung der Gedanken, die mich seit einiger Zeit bewegen?
Das Buch über die unerfüllte Liebe einer Frau, die weiß, dass sie niemals den wahren Platz an der Seite ihres Liebsten bekommen kann, wie sehr sie auch darum kämpft.
Die Jacke für die Wärme, die ich vermisse.
Die Schreiben vom Finanzamt, Ihr wisst schon - das muss ich nicht ständig im Blickfeld haben, aber vergessen darf ich es auch nicht. Also nicht auf den Tisch, sondern auf den Stuhl legen ;-)
Die Einkaufstasche aus Seegras, die mich an den Urlaub am geliebten Meer erinnert, als ich sie dort erwarb.
Die CDs... die Musik, die mich jeden Tag, jede Nacht begleitet und ohne die ich verloren wäre wie eine Sonnenblume ohne Licht...
Das Liebespaar, der Kuss, den sie sich schenken. Die Nähe, die Zuwendung, nach der mich so sehnt.
Der Teller mit dem Obst: nicht weniger essen. Sondern bewusster...
Also wirklich alles so chaotisch, wie es auf den ersten Blick wirkt? Oder... einfach nur eine Anreihung unendlich vieler Gedanken, die alle auf einmal Platz in meinem Kopf, in meinem Bauch finden? Mich zur selben Zeit beschäftigen? Beschäftigen müssen...

Was ich sagen will.... Viel zu oft sind die Dinge anders, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
Sofern wir uns die Mühe für den zweiten Blick geben. Versuchen, uns auf das Positive an dem auf den ersten Blick scheinbar Negativen zu konzentrieren.
Ich glaube daran, dass man das erlernen kann. Dass man lernen kann, den Blick wegzurichten. Die Aufmerksamkeit wegzulenken von den Dingen, die uns nicht gut tun, mit denen wir uns nicht wohlfühlen.
Das versuche ich ja auch immer wieder mit Freund Schmerz - und wenn er nicht willig ist, dann werde ich es jetzt doch einmal mit Hypnose versuchen. Ein Weg findet sich immer, man muss eben nur den Mut finden, ihn auch zu gehen - und gerade ich selbst weiß, wie schwierig das werden kann.
Gerade in den vergangenen Jahren habe ich soviel über mich selbst gelernt, über mich erfahren, wie ich funktioniere, was ich brauche, was mich glücklich macht und was an mir zehrt. Die schwierigsten Jahre, die schwierigsten Momente waren wohl die wichtigsten. Weil ich gerade in dieser Zeit lernte, wer ich wirklich bin. Ich brauche es nicht, andere Menschen verbal zu zerstören, nur um mich selbst besser zu fühlen.
Ich brauche es nicht, überall und an jeder Stelle die erste zu sein.
Ich freue mich über jedes noch so kleine Geschenk - doch wirklich reich fühle ich mich, wenn ich etwas von mir geben kann.
Ich weiß, ich kann allein leben. Ich weiß, ich kann allein bestehen. Aber ich weiß auch, dass es nicht das ist, was mich glücklich macht. Dass es nicht das ist, was ich will. Heimkommen, den Duft von Familie, Geborgenheit schmecken, den Halt, den Rückhalt.
Du bist nicht allein - ich bin bei dir, komm, lehn dich an.
Wie lange können wir warten?
Wie lange können wir kompensieren?
Wo endet der Kompromiss, wo beginnt das Verbiegen, das Stillhalten?
Wie lange dauert es, bis wir uns an die Dinge gewöhnen, die wir so eigentlich nicht wollten?
Ab wann wird die Gewohnheit gefährlich? Wenn wir für unseren Partner zu einer Selbstverständlichkeit wurden? Zu einem Möbelstück, das immer da ist?

Und hier ein Zitat aus dem heutigen Telefonat:
"Wenn du einen Frosch in einen Topf setzt und heißes Wasser aufgießt, springt er heraus.
Wenn du einen Frosch in einen Topf setzt und kaltes Wasser aufgießt, beginnt er zu schwimmen.
Wenn du einen Frosch aber auf die Herdplatte setzt und diese langsam erwärmst, springt er nicht weg und beginnt auch nicht zu schwimmen. Aber wird er springen? Wird er wissen, wann der rechte Moment ist, um zu springen?"
Die schleichenden Prozesse, die wir oftmals gar nicht bemerken und die den eigentlichen Tod für Liebe, Nähe, Zuwendung, Erfüllung der Träume, Sehnsüchte bilden. Ein Sterben auf Raten, das wir nicht gleich bemerken, weil wir uns von einem wunderschönen Moment zum nächsten hangeln und uns in der Aneinanderreihung der wunderschönen Momente sagen, dass wir uns glücklich fühlen. Und was ist mit dem Dazwischen? Der Raum für das Dazwischen, am Anfang vielleicht noch recht klein, doch stetig wächst er. Langsam, aber stetig. Ob wir es bemerken? Wann werden wir es bemerken? Und werden wir springen? Werden wir den rechten Moment zum Springen finden oder langsam einschlafen, langsam auf der Herdplatte verenden? Weil wir uns an die Gegebenheiten gewöhnten und uns diesem Zustand ergaben?

Wollen wir das?
Will ich das?
Nein. Nein, ich will weg von dieser Herdplatte. Ich will schwimmen in diesem Wasser, mich laben an dem kühlen Nass. Eintauchen, auftauchen. Mir Flügel wachsen lassen. Aufsteigen. Das Oben und das Unten erkunden. Meinen Platz irgendwo dazwischen finden.
Grundgütiger, ich habe doch noch Träume, ich habe doch noch Sehnsüchte. Wünsche, Vorstellungen.
Und heute Abend - schon während dieses Telefonates - spürte ich sie wieder: diese Energie, diese Kraft in mir, die mich treibt. Die mich schon immer getrieben hat, bewusst und unbewusst. Was für ein wundervolles Gefühl in mir. Was für ein wundervoll starkes Gefühl in mir. Mich so kraftvoll und zugleich so feminin weich und nachgiebig fühlen zu können.

Helma, go for it. Spring! Aber tus verdammt noch mal auch.

Café Del Mar

"Manchmal frage ich mich, wie sieht sie morgens aus, wenn sie die halbe Nacht nicht schläft. Ich frage mich, wie schafft sie überhaupt das alles?"
An diese Worte musste ich heut Morgen denken, als ich meinem Spiegelbild begegnete und befand, dass ich dafür, dass ich die halbe Nacht wach lag, doch... recht... fit aussah.
Man sagt ja den Zwillinge-Geborenen nach, dass sie ihr jugendliches Aussehen bis ins hohe Alter bewahren würden.
Ich jedoch - und an dieser Stelle zwinkerte ich meinem Spiegelbild zu - bin mir der Tatsache völlig bewusst, dass seit der Erfindung der Sonne aus der Tube (und neuerdings auch in Form eines entsprechend getränkten Tuches für ein schnelles Zwischendurch) nicht nur ein paar Unebenheiten am Körper, sondern auch Spuren von Müdigkeit hinweggewischt werden können.

Was ich mich seit einiger Zeit frage ist: Woher nehmen Menschen die Energie, die sie zum Leben, für's Leben, im Leben brauchen? Was füllt die "Batterien" wieder auf, wenn man pausenlos Kraft aufwenden muss und das hauptsächliche Ziel im schieren "Überleben" besteht ? Gibt es Möglichkeiten, dies OHNE den Einsatz von Geld und OHNE "Beihilfe" anderer Personen zu erreichen?

Diese Zeilen las ich vor einiger Zeit in einem Forum - und seitdem fallen sie mir immer wieder mal ein, vor allem dann, wenn ich spüre, wie mir selbst die Energie ausgeht.
Die Antworten sind im Grunde relativ einfach: Konzentrier dich auf dich selbst. Was entspannt dich, was tut dir gut? Jeder hat ja da so seine... sagen wir mal... Tricks.
Bei mir selbst ist es zuallererst die Musik. Musik, Musik und nochmals Musik.
Zuweilen überkommt es mich und dann krame ich CDs hervor, deren Musik ich schon seit Jahren nicht mehr hörte.
Café Del Mar-Musik aus einer CD-Sammlung vom Frühling 2006 zum Beispiel.
Und mich dann bäuchlings auf meinem Teppich ausbreiten, alle viere von mir gestreckt - und die Augen schließen. Auf den Moment warten, dass ich nichts mehr denke, nichts mehr fühle, sondern völlig in mir selbst angekommen bin.
Jeder, der mich kennt, weiß, wie sehr ich das Meer liebe. Wie sehr ich es liebe, mit nackten Füßen am Ufer zu stehen, die Arme auszubreiten, die Augen zu schließen. Und einzuatmen. Einfach nur ganz tief einatmen und spüren, wie sich diese herrlich frische, salzige Luft in mir ausbreitet, wie sie schier in jeden Winkel meines Körpers zu fließen scheint. Dann kehrt auch die Ruhe in mir selbst zurück. Die Gelassenheit. Die Entspanntheit. Das Gefühl, angekommen zu sein. Da angekommen zu sein, wo ich immer hin wollte.
Da, wo ich heute lebe, gibt es leider kein Meer. Zuweilen genügt es, mir eine CD einzulegen, die mir die Klänge des Meeres zurückbringt. Wenn ich dann die Augen schließe und auf den Moment warte, dass ich nichts mehr bewusst denke oder fühle, dann kann ich es atmen, schmecken, spüren - das Meer. Und dann kehrt jene Ausgeglichenheit zu mir zurück, die mir das Gefühl schenkt, mit einer Gelassenheit in einem Schaukelstuhl zu schwingen, mir selbst mit einem nachsichtigen Lächeln zuzusehen und zu sagen: "Wird alles, Helma..."
Wie gesagt - jeder hat so seinen Weg, aber jeder weiß auch, dass dieser nicht immer funktioniert. Bei mir jedenfalls nicht. Es gibt Tage, es gibt Wochen, da geht nichts von alledem.
Nicht schlafen.
Nicht entspannen.
Und wenn ich dann meine Wohnung betrete, fallen mir noch mehr Worte ein:
"Du bist zwar nicht unordentlich, aber... deine Wohnung kommt mir im Moment ganz anders vor wie sonst. Wie wohl dein Inneres: total chaotisch... Kein Platz zum sich setzen, kein Platz zum etwas ablegen..."
Darüber muss ich jetzt noch schmunzeln. Ein eher nachdenkliches Schmunzeln. In der Tat fühle ich mich so. Wenn ich etwas brauche, weiß ich nicht sofort, wo ich es abgelegt habe. Die im Grunde klaren Strukturen, die ich sonst in meiner kleinen süßen Wohnung pflege, gibt es so momentan nicht.
Und irgendwie... sieht doch so auch mein Inneres derzeit aus.
Ist das nun eine handfeste Midlifecrisis?
Was schlimm wäre, dann würde ich ja nur 80 Jahre alt werden ;-)
Oder ist es einfach nur eine weitere Phase in meinem Leben, in der ich spüre, dass Dinge sich verändern, Einstellungen und Betrachtungsweisen sich verändern und ich noch nicht sehe, wie ich damit umgehen kann und sollte?
Wie mache ich was? Wie löse ich dieses und jenes?
Die Lösung für Problematiken ahnen, spüren - aber noch nicht sehen?
In solchen Phasen kann ich alle möglichen Dinge tun, die mich für gewöhnlich beruhigen - sie verlieren ihre Wirksamkeit. Und dann kommt es wieder, jenes Lebensgefühl, abends in die Anonymität einer Großstadt abtauchen zu wollen, im Spotlight der Autofahrer und dennoch ungesehen, unerkannt... Mit dem unruhigen Gefühl einer Sehnsucht durch die Straßen laufen, von der ich nicht wirklich zu sagen vermag, nach was ich mich eigentlich sehne.
Halt. Festhalten. Ankommen. Die Augen schließen. Ruhe finden. Einatmen. Geborgenheit atmen.

Die Cafe del Mar-Musik jedenfalls habe ich mir heut Morgen mit in mein kleines grünes Wägelchen genommen. Und mich auf dem Weg ins Büro berieseln lassen. So wie letzte Nacht auch. Keine Einflüsse von außen. Nur die Musik und ich. Die Musik, die mich umfängt wie eine wohltuende Umarmung.
Ehrlich Leute, manchmal brauche ich sonst einfach nichts mehr.
Auch aus Rückzugsphasen kann ich Kraft schöpfen.

Und darauf trinke ich jetzt ein Käffchen.
Prost.

Dienstag, 28. Juli 2009

Dunkel War's Der Mond Schien Helle...

...dachte ich so bei mir, als ich gegen Morgen, es war kurz nach vier Uhr, in meine Kissen und zu all den Krümeln kroch und endlich den ersehnten Anflug einer Müdigkeit in Armen und Beinen verspürte. Ich weiß nicht, wie Euch das geht, aber gerade nachts, wenn ich nicht schlafen kann, überkommt mich immer so ein Hunger, dass der Kühlschrank nach allen möglichen und unmöglichen Snacks durchforstet wird, die genüßlich im Bett eingenommen werden müssen.

Auf Krümeln zu schlafen hat übrigens so bisschen was von nem Ganzkörperpeeling - finde ich.
Ich meine, es gibt Leute, die geben dafür ein Schweinegeld aus - ich habe (zwar unfreiwillig) die Sparvariante gewählt und meine Haut sieht dafür aber genauso toll aus wie bei anderen, die den Wellnesstempel anbeten :-)

Voller entspannter Gedanken und zurechtgelegter wohlgeformter Sätze an die Damen vom Finanzamt wählte ich, endlich im Büro angekommen, jene Telefonnummer und wurde gleich im Gespräch mit der ersten Dame vom Schock gebeutelt: "Ihre Unterlagen sind nicht da!"
Bitte?
Das gabs doch gar nicht.
Dass mal etwas nicht ankommt oder zurückkommt oder auch ganz im Nirvana verschwindet, OK, das passiert. Vor allem, wenn ein Finanzhaus mehr wie eine Etage und mehr wie 2 Zimmer besitzt - also bei derart großflächigen Gebäuden kann schon mal etwas untergehen. Vor allem, wenn die Damen aus Zimmer A nicht mit den Damen aus Zimmer B sprechen (vermutlich liegen die Gründe in der täglichen Rangelei, wer von denen die Mahngebühr der miesepetrigen Bundesbürger unter sich aufteilen darf).
Aber zweimal? Zweimal?
Zweimal elektronisch übermittelt und der zweite Brief mit Einschreiben?
"Also sicherer gehts doch nicht mehr", beschwerte ich mich bei der Dame aus Zimmer C, nämlich die ist für die elektronische Post zuständig, "es sei denn, ich komme und bringe das Papier höchstpersönlich vorbei. Aber DAS ist ja nun nicht Sinn und Zweck der Übung."
Und angesichts der sowieso schon angefallenen 100 Euro Säumniszuschlag auch nicht bezahlbar.
"Das können Sie alles der Dame aus Zimmer A erklären", wurde ich kühl und reserviert zurechtgewiesen, "bei mir hier gehts nur um die elektronische Zustellung."
Die wir daraufhin zum 3. Mal exercierten - aber ne eTIN gabs trotz beamtlicher Anleitung nicht - hähä.
"Egal", resignierte die Dame am anderen Ende, "schicken Sie jetzt noch mal die Unterlagen in Papierform her, Adresse sowieso, Straße sowieso, Postleitzahl haben Sie auch richtig geschrieben?"
Ehrlich - mir lag eine derart deftige Bemerkung auf der Zunge, die ich nur deshalb zurückhielt, weil ich nicht riskieren wollte, ans schwarze Brett geheftet und nunmehr bis zum Sanktnimmerleinstag auf das bisschen restliche Geld zu warten, dass mir nach Abzug aller Gebühren noch verbleiben würde. Hatte ich mir vor zwei Monaten noch eine Milchkaffeeorgie ausgemalt, würde das verbleibende Guthaben vermutlich nur noch für einen Latte aus dem Automaten im Plastikbecher ausreichen.
Na denn man Prost, nich wahr?

Aber obs nun mein Papier ist oder nicht - ich weigere mich, zum dritten Mal Unterlagen zusammenzusuchen und zu kopieren, von denen ich nicht mal weiß, ob dies nun die finale Version sein wird oder ich das Ganze noch einmal und noch einmal wiederholen darf. Damits dann für die Erklärung für 2008 auch tadellos funktionierte.
Aber DIE, und das weiß ich genau, fülle ich dieses Mal nur noch mit Hand aus und pfeife auf die digitale Technik. Ist doch wahr: Wenn das System schreibt, dass du etwa 300 Euro zurückbekommst (und das sind immerhin über 300 Euro weniger, wie ich errechnet hatte :-)), Dir damit den Mund wässrig macht angesichts des Ausblickes auf eben jene Orgie - und am Ende machste nur den Deppen und guckst in die Röhre - dann bleib ich doch lieber bei der guten alten Variante wie eh und je. Da hats wenigstens funktioniert.

Heißt, heut Abend lege ich sämtliche Belege zu diesem Vorgang in meine "Unbearbeitetes"-Mappe und dann belagere ich die Außenstelle des Finanzamtes hier in dem Ort so lange, bis sie mir entweder Asyl gewähren oder endlich die Unterlagen ausfindig machen.
Auch wenn das Gebäude hier stattliche 3 Etagen hat.
Mir egal.
Ich hab Zeit.

Tag 3 der... Ach Scheiß Doch Drauf!

Na ja, genau genommen ist es eigentlich schon Tag 4 - doch an meiner Einstellung dazu ändert das nichts mehr. Nichts!
Hatte ich mich wenigstens dahingehend standhaft gezeigt, als dass ich süßen Schoko-Kuchen und noch mehr süßen Latte Macchiato bis spätestens 12.00 Uhr genüßlich verspeist hatte (frühmorgens bekomm ich einfach nix anderes wie Kaffee hinunter und bis Mittag darf man doch sündigen, hab ich jedenfalls mal gelesen), bekamen all die guten Vorsätze ihren Knacks, als ich die Erinnerungs-sms las:
"Na Dicke, wie siehts denn aus mit heute Abend?"
Allein für diesen Spruch hätte sich gehört, in der schlussendlich gewählten Tapas-Bar die Karte rauf und runter zu probieren, mir all die leckeren Häppchen in den verschiedensten Variationen kommen zu lassen, dazu den einen oder anderen Wein auszuprobieren, um das Ganze letztlich mit einem Käffchen abzuschließen: Natürlich zahlt der Herr. Leider Gottes wurde ich von den noch hinzu geladenen Tischgästen kommunikativ so in Beschlag genommen, dass die Pausen zwischen den Häppchen lang und länger wurden und ich mich somit schneller wie gewünscht gesättigt fühlte.
Ja - dumm gelaufen wohl, jedenfalls für mich.

Briefe des Finanzamtes übrigens werden in diesem Leben wohl auch keine Liebesbriefe werden. Jedenfalls nicht in meinem Leben. Statt der nun endlich mal erwarteten Gutschrift auf meinem Konto oder wenigstens eines entsprechenden Schreibens in meinem Postkasten erwartete mich heute nur eine weitere Mahnung, die geflissentlich meinen Widerspruch ignorierte, dass ich die Einkommenssteuer längst erklärt und übersendet hatte - und das inzwischen sogar zweifach. Und auf den ohnehin schon beträchtlichen Mahnbetrag hatten die durstigen Finanzbeamten noch einmal 5 Euro Mahngebühr aufgeschlagen.
Klar... In der Regel sitzen im Finanzbeamtenzimmer zwei Kolleginnen... Macht zweimal 2 Euro 50 für einen Milchkaffee am lauschigen Fensterplätzchen, wo sich bei einer Zigarette besser über die murrende Bevölkerung lachen lässt.
"Du hast mal wieder nicht bedacht, dass die Abteilung für die Bearbeitung und die Abteilung für die Rechnungen eben zwei verschiedene Institutionen in ein und demselben Haus sind", lachte der Gastgeber des heutigen Abends und auf diesen Spruch hin hätte ich gerne noch eine Order an die Bedienung ausgegeben, wenn nicht wenigstens ein Organ in meinem Körper tadellos funktionierte: der Schließmuskel des Magens.
Auch das Ausharren auf diesen doch recht hart geflochtenen Korbstühlen bereitete mir mehr wie Unbehagen, während der Gedanke daran, dass seit über vier Jahren weder eine Ursache noch eine Lösung für bzw. gegen Freund Schmerz gefunden werden konnte und ich mich viel zu oft wie in einem Labyrinth fühlte: Na wo isser denn, der richtige Ausweg? beinah noch Verzweiflung in mir aufsteigen lassen wollte.
Tausendmal gepiekst und es hat immer noch nicht Zoooom gemacht.

Irgendwann an diesem Abend überkam mich der Gedanke, dass ich zwar an meiner momentanen Situation nicht wirklich viel zu ändern vermochte. Aber an meiner Einstellung dazu! Das wissen wir doch eigentlich - wir denken nur nicht immer daran.

Was ist schon eine Ebbe in der Portokasse, was ist schon eine Flut der Fettzellen und überhaupt und sowieso!
Mir fiel der Song "Heavy Cross" von The Gossip wieder ein. Ein Prachtweib, das wahrscheinlich jede einzelne Fettrolle an sich liebte (jedenfalls, sobald eine Kamera draufhielt), ein Prachtweib, das schamlos und voller Lebensfreude die eigenen Massen um sich warf beim Abrocken auf der Bühne, dass es fast schon wieder genial war: Wieso eigentlich nicht?
Wieso befasse ich mich eigentlich so oft mit den Dingen, die ich sowieso nicht ändern kann?
Wenn ich schon nicht jemandes Prinzessin bin - dann bin ich eben meine eigene.
Wenn ich auch nicht Germany's Next Topmodel bin - dann bin ich eben mein eigenes.
Wenn Ebbe herrscht, muss ich eben für Flut sorgen.
Und bei allem immer schön geschmeidig bleiben: Wooohoooohoooooouuuuuu :-)

Schluss mit dem Diäten-Wahnsinn, den ich nicht mal drei Tage durchgehalten habe, Schluss mit den Tränen in der Nacht oder heimlich im Bad, Schluss mit allem, das mir Falten ins Gesicht und graue Strähnen in die inzwischen beträchtlich gekürzten Haare zaubert.
Kennt Ihr auch diesen Spruch, dass sich im Leben einer Frau etwas ändert, wenn sie die Form oder Farbe ihrer Haare komplett verändert?
Na dann bin ich jetzt mal auf die Änderungen gespannt!



Und so drehe ich jetzt den Gossip-Song so laut auf, so laut es jetzt um 2:08 Uhr noch möglich ist, ich genieße den Moment und all die guten neuen Ideen, die ich entwickelt habe. Ich müsste nur mal mit dem Umsetzen beginnen ;-)
Aber Leute... doch nicht mehr heute, oder? Wir wollens ja nicht gleich übertreiben.

P.S.: Das auf dem Bild bin NICHT! ICH!

Sonntag, 26. Juli 2009

Tag 2 der Anti-Mammut-Bewegung

Nun, das mit dem "ich ess heut nichts mehr" hat natürlich gestern so nicht geklappt. Wie auch, wenn jemand vor Deiner Nase leckere Bratwürste, diverse marinierte Fleischsorten und leckere Champignonköpfe auf den Grill sortiert und Dir neben dem ausgesprochen köstlichen Anblick auch ein entsprechender Duft in die Nase steigt.
Zwei Bratwürste, ein Stück Pide und einen Champignonkopf später war ich zunächst gesättigt, beteiligte mich mehr oder weniger angeregt an den Gesprächen, bis Freund Schmerz mich derart würgte, dass ich beschloss, den vorzeitigen Heimweg anzutreten und den Kampf mit dem Schmerz unbemerkt und allein in aller Härte auszufechten, um dann wenigstens den Rest des Abends genießen zu können.
Geglückt ist mir das allerdings nicht und so tat ich das, was ich meistens tue: mich in die Welt der Musik vertiefen. Ausgestattet mit einem neuen Laptop, lud ich mir flugs entsprechende Programme und tauchte ein. Suchte und fand. Lud und speicherte.

"Ich wollte auch mal ne Prinzessin sein" -
an diesen Spruch der berühmt-berüchtigten Cindy aus Marzahn dachte ich, als ich spätabends müde in die Kissen kroch und befand, dass ich mir diesen Abend doch etwas anders vorgestellt hatte.

Dafür söhnte mich der Blick in den Badspiegel heut Morgen mit so ziemlich allem aus, denn mir schien, als habe Tag 1 der Anti-Bewegung doch schon eine leichte Spur hinterlassen. Eine leichte positive Spur. Oder meinte es einfach nur der Spiegel gut mit mir? So wie das ALDI-Schaufenster? Ich meine, die Frauen unter uns kennen das doch sicher auch: Es gibt Spiegel, die schmeicheln einem - das sind die Lieblingsspiegel. Und es gibt Spiegel, die scheinen einen zu hassen und zeigen das auch ganz offen ;-)
Diesem Spiegel hier jedoch, den ich dem Besitzer am liebsten entwendet hätte, warf ich eine Kusshand zu, bevor ich in die Dusche stieg und mir alle Empfindungen, die nicht gerade sonniger Natur waren, von der Haut und aus den Haaren zu spülen. Und es funktionierte. Den Rest erledigte der Hausputz, eine entsprechende Mucke dazu, ein wunderschönes Sonnenwetter sowie der Duft einer bunt und lecker zusammengewürfelten Mittagspfanne, der unbedingt noch ein noch leckerer Tiramisu folgen musste. TUI - das hatte ich mir verdient und ich schwöre an dieser Stelle und angesichts der Tageszeit lieber nicht, dass ich heut nichts mehr essen werde. Ich werde nur... ich werde... nur... darauf achten, was ich esse.
Damit mein Badspiegel, in den ich erst morgen Abend wieder schauen kann, nicht zu mir sagt:
"Na Ellie, simmer ooch ma wieder daheim?"

In diesem Sinne - Eure Helma :-)

Samstag, 25. Juli 2009

Tag 1 Der Anti-Mammut-Bewegung

Als ich heute Morgen erwachte - nach einigen Stunden des absoluten Tiefschlafes (und das ist bei mir eine absolute Seltenheit und umso mehr willkommen), wusste ich zwar nicht sofort, wo ich war - aber schlagartig war es wieder da: das Mammut-Gefühl. Alleine das sich noch einmal Umdrehen des Riesenkörpers im Bett, langsam, behäbig, das Hinübertappen in das Badezimmer. Ach was sag ich da: von wegen Tappen...
Tappen klingt schon wieder nach leichtfüßig, geschmeidig, anmutig...
Mit keinem dieser Attribute jedoch konnte ich mich heute Morgen in Erinnerung an jene zwei Fotos vom gestrigen Abend identifizieren.
Das nächste Problem stellte das Outfit des heutigen Tages dar. Hatte ich zwar für lächerliche zwei Tage meinen halben Kleiderschrank eingepackt (Frauen sind manchmal so unentschlossen!), hatte ich zwar alle möglichen Shirts in allen möglichen Varianten eingepackt, jedoch alle mit dem einen entscheidenden Nachteil, dass sie nicht lang und nicht weit genug waren, um die eine oder andere Problemzone gekonnt zu kaschieren.
Da saß ich nun. Und da waren sie wieder, meine drei Probleme:

1. nichts anzuziehen
2. Verzweiflung, die sich langsam, aber stetig ausbreitet
3. In einem Mammut-Körper ist übrigens viiiieeel Platz, um ausbreiten zu lassen...

An Punkt Numero Drei dachte ich ebenfalls, als es an die Zubereitung des Frühstücks ging. Nur noch Grünes und Wasser, das hatte ich mir noch vor wenigen Stunden geschworen. Gleichwohl war mir heut Morgen wieder eingefallen, dass das Schlimmste und Verkehrteste, was man tun kann, ein Komplett-Verzicht sein soll. Denn die darauf folgenden Heißhungerattacken machten jeglichen Erfolg zunichte, kaum dass man ihn bewundern lassen konnte.
"Genau", sprach ich mir selbst Mut zu, belegte auch das dritte halbe Brötchen ordentlich, rührte den Vanille-Joghurt unter die frischen Heidelbeeren und goss mir dazu einen Cappuccino auf, von dem ich mir schwor, dass dieser aber für die nächste Zeit mein letzter Cappu sei. Ihr wisst ja sicher selber: einen Haufen Zucker und irgendwelches ungutes Zeug - nein, das geht einfach nicht mehr.
Sei standhaft, Helma.
Sei diszipliniert, Helma.
Nur - auch diese Eigenschaften treffen im realen Leben nicht wirklich auf mich zu...

Als ich dann noch das Telefon einschaltete und den ersten Kommentar zum gestrigen Blogeintrag las
"...ja, dein kleiner Po ist wirklich etwas gewachsen - aber du wolltest ja nie auf mich hören!..."
da dachte ich: Ja klasse, super, genau DAS habe ich jetzt gebraucht!
Von wegen "...ich brauch noch ne attraktive Begleitung für Montag Abend und da dachte ich an dich!"...
Ha! Attraktiv. Wahrscheinlich sollte ich bloß benutzt werden. Ich meine, es ist leicht, sich wie eine Gazelle zu fühlen, wenn man neben einem Mammut-Weibchen steht. Und schon hat man innerhalb von Sekunden eigene Unzulänglichkeiten ausradiert. Na suuuper!

Erst der Einkauf bei ALDI söhnte mich mit mir selbst und der Welt wieder aus. Seit heute liiieebe ich ALDI-Schaufenster! Ja! Einen einzigen Blick hinein wagte ich, natürlich völlig unauffällig - und was ich da sah, ließ sämtliche Gedanken an Mammuts & Co. wieder vernichten. Sooo schlimm war es ja dann doch nicht, der Typ von letztens hatte wahrscheinlich einfach nur keine Ahnung vom Fotografieren. Oder ich hatte mich wirklich schlicht und einfach nur dämlich positioniert.
Andererseits... Man sagt ja immer: Wer wenigstens schlank aussehen will, der sollte sich die Klamotten ruhig ein - zwei Nummern größer kaufen. Nun, zu den Zeiten, als ich noch die Größe 36 trug und mit der 38/40 liebäugelte, war das ja noch... nun ja... annehmbar. Aber wenn ich jetzt mit ner 44/46 oder... nein, ich sags nicht... liebäugeln soll... Also das gibt mir dann schon zu denken. Und lässt mich jeden Gedanken an diese Anti-Mammut-Bewegung aufrechterhalten. Auch wenn das ALDI-Schaufenster sagt: "Pah, hast du gar nicht nötig, mein Mammütchen!"

Anyway... Drei halbe belegte Brötchen, eine Riesenschüssel Joghurt mit besagten knackigen Heidelbeeren und einen Cappu später - da beging ich Todsünde Numero Zwei und statt nunmehr drei Runden um das Haus zu sprinten, legte ich mich ins Bett und versuchte mich in Vorbereitung auf die am Nachmittag steigende Party mit einem sicherlich open end in einem Schläfchen. Und hier liege ich nun immer noch, draußen beginnt ein herrlich romantisches Gewitter (ich weiß gar nicht mehr, das wievielte in den letzten Wochen) und da ich mich ja nun aufgrund des erfrischenden Regens weiterhin nicht sportlich betätigen kann, betreibe ich wenigstens ordentlichen Fingersport und schreibe diesen Blogeintrag :-)

Ich hoffe, Ihr lasst es Euch gut gehen, wo auch immer Ihr seid und was auch immer Ihr gerade tut.
Ich jedenfalls esse heute nix mehr und wenn ich das in der Tat bis Morgen durchhalten sollte, dann... ist das doch auch ein guter Schritt in Richtung "Vom Mammut zur Gazelle in zehn Tagen" - oder?

Eure Helma,
die seit heute Fan von ALDI-Schaufenstern ist

Woolly Mammoth Called Ellie

Ich bin bestürzt.
Nein - ich bin außer mir.
Und dennoch bestürzt.
Also beides.
Dabei sitze ich hier ganz still und ruhig auf dem Sofa, höre noch immer die Musik, die eigentlich bis dato nur eines vor meinem inneren Auge hervorrief: mich tanzend, swingend, die Hüften schaukelnd im Takt, die Beine hochgeworfen, so gut es nur ging.
DAS jedoch ist mir bei weitem gegangen.
Oder habt Ihr schon mal ein Mammutweibchen sich spielerisch tänzelnd durch schätzungsweise fünfzig Quadratmeter Wohnfläche bewegen sehen? Für jeden, der vergaß, wie sich überhaupt ein Mammut fortbewegt, der schaue sich zum Beispiel Ice Age an. Ice Age in der aktuellen Version - ein Schenkelklopfer, ein Must-Have - finde ich.
Aber...
Spielerisch tänzelnd?
Dass ich nicht lache...
Stampfend vielleicht, dass die Teelichter mahnend klirrten.
Heut Abend hab ich zum ersten Mal ein paar Fotos gesehen.
Kinder, ich muss mich umtaufen lassen.
Ab heute heiße ich nicht mehr Helma Ziggenheimer, nein, ab heute heiße ich Ellie Ziggenheimer. Ellie - die Mammutfrau aus dem Film... na Ihr wisst schon.
Die Fotos... Ich wollte echt nicht glauben, was ich da sah.
DAS sollte ICH sein?
Wieviel Arsch passt eigentlich auf ein Foto?
Grundgütiger...
Eigentlich wollte ich mich ja - auf den Geschmack gekommen dank der bildlichen Beschreibung einer Ramschkisten-Autorin - mit einem sahnigen Stück Käsetorte anfreunden.
Sahnig? Torte?
In DIESEM LEBEN NICHT MEHR!
Ein VERDAMMT!! auf die beiden belegten Brötchen, die ich mir gerade noch um 23 Uhr 30 zu Gemüte geführt hatte - nebst einem Becher heißer Zitrone mit lecker viel Zucker.
Zucker...
Ich könnte heulen.
Ich könnte wirklich heulen.
Ab morgen wird alles anders.
Ab morgen muss alles anders werden.
Bloß gut, dass das Kind vor einigen Tagen in die Ferien zu Oma gefahren ist.
Da gibt es jetzt, bis es wiederkommt, bei Helma nur noch Schmalspuressen. Grünes. Viiieeel Grünes. Wasser dazu - literweise meinetwegen. Mehr nicht. Meeehrr nicht!!!
Aber diese Fotos... Großer Gott, den Anblick kann ich nicht vergessen.
Jeder hat ja so sein Schlüsselerlebnis - und vielleicht war das ja meins.
"Soll das wirklich ich sein? Seh ich wirklich sooo aus?" stellte ich die verzweifelte Frage in der Hoffnung, der Liebste nähme mich beschwichtigend in die Arme, lachte und sagte: "Ist in Wirklichkeit vieeel schöner!"
Und was sagt der Pimpf? Hebt die Schultern und meint entschuldigend: "Na ja!" So wie: Ist eben so, finde dich damit ab.
Nee. Neeeeeee!!!
Und ich weiß, Wein ist ober-gefährlich für die Hüften. Und dieser trockene Rotwein hier schmeckt mir auch nicht wirklich. Aber im Moment interessiert mich weder das eine noch das andere: Auf DEN Schreck muss ich jetzt erst mal einen trinken.
Prost!
Und dann geh ich schlafen.
Wer schläft, der sündigt nicht. Und isst nicht. Und trinkt nicht. Und überhaupt.

Na dann - gute Nacht!

Donnerstag, 23. Juli 2009

"Essen Ist Der Sex Des Alters"

...oder: Helma ist zurück. Ich meine, richtig RICHTIG zurück.
Den Spruch der heutigen Betreffzeile las ich heut Nachmittag im neu erworbenen Buch - was für mich ja schon eine halbe Sensation ist: Hatte ich seit gut drei Jahren in kaum ein Buch geschaut, so hatte ich mir die Tage beim Bummel mit der Frau Mama in der City sogar eines gekauft.
Als erstes war mir der Titel ins Auge gefallen.
"Anleitung zum Entlieben"
Aha. Sie liebt ihn, er sie nicht. Eine ganz modische on-and-off-Beziehung.
Hmm. Kennen wir alle irgendwie.
Dann der Name der Autorin. Genau wie meiner. Also... wie mein realer Name ;-)
Und vor allem - genau so geschrieben!
Der Himmel gab mir ein Zeichen?! :-)
Daraufhin der Neugier nachgegeben, schlug ich es auf und las in der Einleitung, dass jene Autorin ursprünglich einen - und jetzt haltet Euch fest - Internetblog schrieb, mit dem sie, nach all dem Berichten über die Sünden und Schmerzen, aber auch die Sinnenfreuden der Liebe quasi "über Nacht" zum Star wurde.
Na ja, wenn man denn auch ein Star ist, wenn die unter Schmerz und Herzblut geschriebene Leidensliebesgeschichte für den Schrammelpreis von 2 Euro 95 in der Wühlkiste mit dem Lock-Fähnchen "Sale" zu finden ist.
Aber selbst bis dahin zu kommen, das ist ja schon einen Autorenoscar wert.
Ich meine, ich will ja nicht meckern und auch nicht mosern, aber zweistellige Leserzahlen an nur einem Tag... Da könnte man ja beinah neidisch werden. Ich selbst bin ja schon froh, dass ich diese zweistellige Leser-Zahl in einem guten halben Jahr geschafft habe (wenn man die Zeiten der Klinik abzieht). Seien wir doch mal ehrlich: So bisschen... Anerkennung - da leben wir doch alle auf, oder etwa nicht?
So ein bisschen ins Grübeln komme ich nämlich schon ab und an, wenn die eigene Leserzahl stagniert. Und dann fallen mir immer die Worte einer Therapeutin ein: "Sie kommen mir sehr kontrolliert vor." Ha. Ich und kontrolliert! Wobei... Na ja... Also früher war ich schon ganz anders. Munter drauflos. Freunde hab ich mir damit aber auch nicht immer gemacht...
Und - zurückgeblickt auf vierzig Jahre bewegtes und bewegendes Leben - bin ich heut... sicherlich vorsichtiger. Zurückhaltender. Aus Altersweisheitsgründen womöglich.
Tendenziell, so heißt es, entwickelt man sich ja jenseits der Lebensmitte wieder zurück zu einem Kind. Zu dem Kind in sich. (Schlecht natürlich für den, der sich das nicht bewahrt hat - es bleibt die Frage, zu was sich jene Menschen dann entwickeln.) Vielleicht sollte ich ja meine unrühmliche Ungeduld zu Wort kommen lassen und die mentale Phase der Lebensmitte gekonnt mit ein paar Sprüngen überwinden, diese zurück-zu-dem-Kind-in-mir-Phase vorziehen und einfach so wieder drauflos reden (und schreiben) wie dazumal. Ohne Punkt und Komma, ohne vorher drüber nachzudenken. Zumindest war das... ehrlicher. Direkter - aber ehrlicher.
Ich meine, seien wir doch mal ehrlich: Werden wir heute - im schlimmsten Fall von einer Freundin - in der Umkleidekabine gefragt: "Wie seh ich aus?" oder "Steht mir das Shirt?" - dann lassen wir in unserem Kopf erst Diplomatie, Aufrichtigkeit und Direktheit miteinander streiten, bevor wir nach der hoffentlich unbemerkten Pause antworten: "Ach weißt du, die Farbe finde ich ehrlich gesagt nicht so toll. Wir müssen ja nicht jede Mode mitmachen, oder?" und umschiffen damit ganz diskret die Aussage: "Glückwunsch! Wann ist es denn soweit?"
Ich meine, wer auch meine früheren Blogeinträge gelesen hat, dem habe ich oft genug betont, dass auch ich mittlerweile hunderte Kilometer weit entfernt von einem bulimieähnlichen BMI bin, genau das aber auch an mir schätze - solange es nicht... sagen wir mal... noch üppiger wird ;-) Und dass ich genau diese fraulichen Rundungen, die ich in der Tat an mir liebe, gerne mal aufs Korn nehme. DAS aber - und darauf bestehe ich - soll aber auch mir vorbehalten bleiben. Alles andere täte mich dann doch empfindlich treffen ;-)
Nur - wenn ich direkter, unkontrollierter, frecher meine Blogeinträge verfassen würde so wie jene Autorin, die da wirklich recht schamlos den Racheakt (oder wars eher eine Verzweiflungstat?) an ihrem Liebsten beschrieb, die sich auf den eigentlichen Akt mit dem Genuss von rohen Zwiebeln vorbereitete, wohl wissend, was diese in ihren Därmen verursachen würden... Dann müsste ich mir vielleicht schon morgen keine Gedanken mehr über stagnierende Leserzahlen und düstere Zukunftsaussichten machen ;-)
Aber eigentlich... ist es mir doch am wichtigsten, ich selber sein und bleiben zu können. "Bei mir" bleiben zu können, wie es so schön heißt.
Also doch lieber bei dem bleiben, das auch ICH bin ;-)
Und vielleicht - auch das ist mir in den letzten Wochen auch aufgegangen - mache ich mir ohnehin viel zuviele Gedanken. Einfach mal wieder "passieren lassen", so wie früher. Die Dinge auf mich zukommen lassen und genießen, dass es ist wie es ist.
Würde ich ja gerne. Wenn man mich auch ließe :-o

Essen ist also der Sex des Alters.
Hmm. Nee, also heute esse ich nüscht mehr :-)

Viel eher werde ich mir noch einen ordentlichen Kaffee zubereiten und mich an die Beantwortung einiger E-Mails machen, die - mit Lesezeichen versehen, damit ich sie ja nicht vergesse - in meinem Postfach schlummern und mich auch sonst wieder bei den mir liebgewonnenen Menschen in Erinnerung bringen in der Hoffnung, dass sie mir nicht die Tür vor der Nase zuschlagen: "Wir kaufen nichts!"

Na dann...
schönen Abend noch, Eure Helma

Montag, 6. Juli 2009

Proof Of Life

Liebe Jungs und Mädchen, irgendwie ist es verdammt lange her, seit ich das letzte Mal hier einen Eintrag schrieb. Und bis heute habe ich noch immer nicht die Kraft gefunden, mich bei all den Menschen, denen ich hoffentlich so ein bisschen wichtig bin, zu melden; geschweige denn, einen weiteren Blogeintrag zu schreiben.
Mir fehlt es trotz aller Inspirationen, die jeder Tag mit sich bringt, an der Kraft, mir fehlt es an der Energie, zu schreiben oder gar zu telefonieren.
In meiner freien Zeit schlafe ich lieber, ziehe mich zurück auf meine kleine Insel irgendwo im Nimmerland.
Aus dem Krankenhaus bin ich wieder entlassen; mir fehlt nunmehr ein bisschen Hirnwasser (bitte nicht verwechseln mit Hirnmasse - dieser Hinweis sei mir erlaubt), mir fehlt vor allem eine ganze Menge Blut (das wiederum hab ich gemerkt :-)); ich habe keine Multiple Sklerose, keine Leukämie, auch keine Entzündung im Hirn und bin wohl auch sonst frei von allen möglichen ansteckenden Krankheiten. Was mir sonst noch fehlt, wird eines löblichen Tages die serologische Auswertung aller möglichen und unmöglichen Tests ergeben - nach meinem letzten Wiedervorstellungstermin lagen diese noch nicht vor.
Heißt: Helma bekommt ein neues Medikament ("Bei Ihnen können wir jetzt wirklich nur noch ausprobieren!") und wartet. Und wartet. Und wartet. The same procedure as every year. Leider.
Für das Ziggenheimer'sche Sportprogramm habe ich gestern eine Iso-Matte erstanden (damit die 40 Jahre alten Knochen nicht mehr ganz so auf dem harten Laminatboden drücken ;-)), die Gummibänder sind auch noch nicht gerissen (ich meine die aus dem Laden!!), ja... und der Kaffee schmeckt nach wie vor.
Als mir ein Arzt sagte, dass es zur Regeneration des Hirn-/Nervenwassers günstig sei, Kaffee zu trinken, schnippte ich mit den Fingern und sprach: "Dann hätt ich gern gleich mal zwei Latte Macciato!" Die Studenten haben gelacht und wenn ich schon nichts zu ihrer Bildung beitragen konnte, indem ich darauf bestand, dass mir im Anschluss an die erfolgreiche Hirnwasserpunktion nur noch die Nerven dafür blieben, das Blut vom Arzt abgenommen zu bekommen (auf ein wildes Suchen und Finden der entsprechenden Vene hatte ich echt keinen Bock mehr), so habe ich ihnen für ein paar Minuten mit meinem letzten bisschen Galgenhumor den Tag vielleicht so ein mimi-bisschen versüßt.
Warum ich das alles hier so schreibe? Damit Ihr wisst: Jaaaaa - sie lebt noch! Und ja, sie redet nach wie vor, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Sorgen sollt Ihr Euch nämlich nicht - könnte ja sein, dass Ihr Euch so ein mimi-bisschen Gedanken gemacht habt.
Nur wie gesagt, zum Telefonieren, Simsen, Mailen - was es da nicht alles gibt - fehlt mir im Moment einfach noch... die Kraft.

Die jedoch wünsche ich Euch für jeden neuen Tag, den Ihr beginnt.
Es gibt so vieles zu entdecken, das gelebt werden will.
Und auch ich komm eines Tages wieder. Verlasst Euch drauf :-)

Eure Helma