Unlängst wurde in einem anderen (geschützten, deshalb nicht verlinkten) Blog über Pro und Contra der Ehe philosophiert.
Überhaupt scheint dies ja so ein "Frauending" zu sein. Keine Ahnung, warum es zumeist die Frauen sind, die verheiratet sein möchten. Sicherlich zuallererst "der Versorgung" wegen. Mich hat das immer gegraust. Zwar hätte ich nichts gegen einen Ehevertrag gehabt - aber eine Ehe eingehen reinweg aus wirtschaftlichen Gründen? Verheiratet sein, um abgesichert zu sein?Das wollte ich nie, das habe ich nie - und das werde ich auch nicht.
Das Geld des anderen hat mich nie interessiert, ich will es auch nicht haben. Das, woran ich mein Herz hänge, kann mir sowieso niemand mehr geben, wenn der andere nicht mehr da ist.
Wenn also der Liebste sein gesamtes Hab & Gut dem Sohn hinterlässt, gerne. Ich will davon nichts, außer die gemeinsamen Fotos und das eine oder andere Erinnerungsstück an eine gemeinsame Zeit.
Das gilt jedoch auch für meine Söhne: Wenn mir etwas passiert, sollen sie abgesichert sein, dann sollen sie das bekommen, was ich mir erschaffen habe.
Dass eine solche Teilung bzw. Sicherung auch ohne Trauschein machbar ist, erfahren wir derzeit mit verschiedenen Modellen, denn niemand weiß, was schon morgen passiert - und geregelt sein muss es. Das begriff ich spätestens 2007, als mein Lieblingskollege an jenem Samstag tödlich verunglückte und am darauffolgenden Sonntag die Ex-Frau vor der Tür der Lebensgefährtin stand: "Meine Tochter ist die alleinige Erbin, und ich will alles, was ihm gehört hat." Die noch völlig geschockte Lebensgefährtin musste sich also hinsetzen und belegen, was einst sie bzw. der Ex-Kollege gekauft hatten. Das wollte ich mir nie niemals antun. So wie ich es auch niemals haben würde wollen, mit einem getrennt lebenden, aber nicht geschiedenen Mann zusammen zu sein. Auch wenn diese keine minderjährigen Kinder mehr hätten - doch insbesondere nach dem Buch "Blinzle bitte einmal" wurde mir bewusst, dass Du als "nur Freundin" einfach nicht... zählst. Es gibt Dich nicht. Jedenfalls rechtlich nicht. Vor allem nicht, wenn Du zu Lebzeiten nichts geregelt hast. Du bist abhängig von anderen Menschen, abhängig davon, wie viel sie Dir zugestehen - und machtlos, wenn sie Dich völlig außen vor lassen. Dann hängst Du völlig in der Luft, quälst Dich Tag und Nacht, wie es dem Partner wohl gehen möge, quälst Dich mit Ungewissheit und der Ohnmacht, alles geschehen lassen zu müssen - ohne Dich.
Wenn ich mir je eines als eine Art "Absicherung" gewünscht habe, dann diese. Dass man mich bitte, bitte niemals in diese Situation kommen ließe. Und diese Aussage "Das würde mein Sohn nie zulassen" konnte ich nicht gelten lassen. Niemand kann die Zukunft vorhersagen. Niemand kann wissen, wie Menschen unter Belastungssituationen reagieren und auf wessen Einfluss sie reagieren.
Wenn ich mich je im Leben niemals von einem Partner abhängig machen wollte, dann erst recht nicht von Dritten. und schon gar nicht von Ex-Partnern.
Ich bin seit Januar 2006 geschieden. Drei Jahre nach dem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung und einem Scheidungskrieg, den ich mir nie niemals im Leben hätte träumen lassen. Wenn man sich einig ist, kann man sich nach spätestens einem Jahr scheiden lassen. Wenn einer dagegen ist, kann man sich erst nach drei Jahren offiziell voneinander trennen. Und so war das bei uns. Gleichwohl gebe ich zu: Ich war erst dann sehr erleichtert, als auch der zweite Sohn volljährig wurde. Zwar hätte mein Ex-Mann nicht über meine Person verfügen können, weder als Patient noch als Verstorbene. Aber als gleichermaßen Sorgeberechtigter hätte er wohl über das Erbe der Minderjährigen verfügen dürfen. Also über das, was ich meinen Jungen hinterlasse. Doch das ist seit gut 2 Jahren Geschichte. Ich lebe, mir geht es gut - und die Söhne sind erwachsen.
Heute lebe ich, wie ich im Großen und Ganzen leben wollte. Vielleicht nicht an dem Ort, wo ich sein möchte. Aber es muss sich ja auch nicht jeder Wunsch, nicht jeder Traum sofort erfüllen. Ich kann warten. Doch, manchmal kann ich das.
Meinen Söhnen geht es gut, mein Job macht mir Spaß - und ich teile momentan das Leben mit einem Mann, neben dem ich im Moment oft wach liege, auf sein Atmen lausche und wünsche, dass dies die nächsten fünfzig Jahre noch so sein möge. Neben ihm liegen. Bei ihm liegen. Ihn berühren und die Augen schließen, mich wohl fühlen, mich geborgen fühlen. Und zu wissen, dass ich genau hier liegen möchte und nur hier.
Warum das nicht die nächsten fünfzig Jahre genauso weiterleben?
Warum noch einmal Ja zu jemandem sagen, zu dem man doch.. auch so Ja gesagt hat?
Weil ich es liebe.
Weil ich es liebe, die Frau von jemandem zu sein.
Weil ich es liebe, verheiratet sein zu können - nur aus Liebe, und dies nicht zu "müssen" wegen Kind oder Finanzen oder was weiß ich.
Weil ich dieses Gefühl liebe, nach innen und nach außen zu jemandem zu gehören - auch wenn das dem Gefühl nach ohnehin so ist.
Als ich geheiratet habe, war ich gerade zwanzig Jahre alt und mein Brautkleid kostete 170 Ostmark. Fast die Hälfte des Monatseinkommens. Das andere Brautkleid kostete 400 Ostmark - ein Traum aus zartem Tüll - und meine Mama hat geweint, als sie mich in der Anprobe sah.
Gekauft haben wir es nicht, weil wir es nicht bezahlen konnten. Wir haben das andere genommen. Und diese typische Party mit Familie und Freunden gefeiert. Als ich so jung war, hatte ich keine Vorstellung davon, wie meine Hochzeit hätte aussehen sollen. Ich habe mitgemacht, was andere organisierten.
Heute würde ich so vieles anders haben wollen. Vielleicht ganz verrückt angezogen, vielleicht auch ganz schlicht, Hauptsache, barfuß und am Meer. Getraut vom Dorfpfarrer, der noch schnell vom Mittagstisch aufsprang und sein Hütchen zurechtrückte. Das Hütchen, das er festhalten muss, damits ihm nicht vom spärlichen Haar geweht wird, und unser JA VERDAMMT schreien wir begeistert in das Tosen der Wellen.
Bei Liebe, bei Ehe denke ich nicht an Ehevertrag, an Versorgung, an Absicherung und auch nicht an die Kosten einer Scheidung.
Wieso sollte ich auch.
Wir sind ja keine Zwanzig mehr.
Und laut Wissenschaft halten die "zweiten" Beziehungen länger, weil man einfach besser weiß, wer man selber ist - und wen man wirklich in seinem Leben haben möchte. Oder eben auch nicht.