...ist eine Kunst, die niemand kann.
Kennt man ja, den Spruch. Auch ich kenne den seit meiner Jugend, weil das irgendwie so ein Leitspruch meines Vaters war. Dennoch muss ich zugeben: Ich habs trotzdem versucht. Viele Jahre. Weil ich es mag, wenn es anderen Menschen gut geht. Sicherlich auch, weil ich es mochte, selber gemocht zu werden. Etwas, das mir ziemlich lange ziemlich fremd war. Habe ich deshalb aber je mein Mäntelchen nach dem Wind gehangen? Nein.
Als eine Schulfreundin wiederholt in irgend so nen Klassenbeirat gewählt werden sollte, war ich die einzige, die sich selber fragte: "Was? Die schon wieder?" Damals hatte ich übrigens Phasen, wo ich die Dinge, die ich mich selber fragte, auch laut aussprach. Alle haben geguckt. Na und?
Ich sehe noch die gesamte Klasse vor mir, wie sie da vor mir standen, bereit, den Abflug zu machen, die letzte Stunde zu schwänzen. Und da stand ich nun, ich armer Tor, mit dem Rücken ganz am Tor.
Und dachte an meinen Vater: Wenn der mitkriegt, dass ich geschwänzt habe, ist Polen offen.
Habe ich denen aber nicht gesagt.
Habe nur gesagt: "Ihr könnt doch ruhig gehen, keine Sorge, ich verpetze niemanden. Ich komm nur nicht mit." Ich meinte das echt ehrlich. Gegangen sind sie dann nicht, weil "entweder alle oder keiner".
Der erste gemeinsame Geburtstag mit meiner damaligen noch-nicht-Schwägerin. Sie hatte ihre Freundinnen eingeladen, Essen eingekauft und alles vorbereitet. Nun war ich zu Besuch bei ihrem Bruder - alle wohnten ja noch in der elterlichen Wohnung - und der Bruder sagte: "Du feierst deinen Geburtstag? Cool, dann bleiben wir auch mit da." Hat ihr aber nicht gefallen und das hat sie auch mehrfach vor den anderen geäußert. "Ich würde wirklich gerne gehen", habe ich dann irgendwann heimlich und leise zu meinem heutigen Ex gesagt, "ist nicht böse gemeint, aber ich fühle mich nicht so willkommen." Man, hat das ein Theater gegeben, mit den Eltern, die dann einen Tag später wieder da waren. Und das wiederum widerstrebte mir: Man soll ja Dinge offen sagen (können), aber nicht einen anderen verbal verprügeln. Insofern stellte ich mich damals auf die Seite der noch-nicht-Schwägerin. Weil sie mir einfach leidtat.
Zu meinem gestrigen Post bekam ich übrigens per whatsapp die Anmerkung, ich möge doch nicht immer alles glauben und man habe keine Zeit, sich mit so einem Scheiß zu befassen. Da ich den Verfasser dieser Zeilen persönlich kenne, habe ich geschmunzelt und es dabei belassen. Auch wenn ich mich über die doch irgendwie.. andere Tonart, die da seit einiger Zeit anschlägt, etwas wundere. Und sicherlich zu besagtem Thema gerne einiges mehr gehört, gelesen, erfahren hätte, nen Austausch sozusagen. Wollte er aber nicht. Seine Meinung, meine Meinung - so isses. Das hier ist ja auch kein Politblog, sondern nur eine Darstellung meiner eigenen Gedanken.
Das mal so als... äh... Einleitung. Bisschen off topic, werdet Ihr gleich feststellen, aber egal. Der Zwilling spricht nun mal gern. Manchmal jedenfalls. (Ich kann durchaus sehr ruhig und still sein, seltsamerweise werde ich dann immer sofort gefragt, obs mir gut geht bzw. alles in Ordnung ist. Pff.)
Ein bisschen musste ich jedenfalls ja dieser Tage lachen, wenn man auf FB oder auch in manchen Blogs die Themen verfolgt. Bis vor kurzem gab es noch Texte und Bildchen über einen Sommer, der eben bislang... na wenigstens ein komischer Sommer war. Hatte ja selber erst vor kurzem was darüber geschrieben, was nun mit all den schönen Kleidchen wird, die ich in diesem Sommer zum ersten Mal pünktlich besaß und nun doch nicht ausführen konnte. Doch kaum kommt die Prognose: Demnächst gibbet überall 31 Grad - mindestens! Da wird gestöhnt, geächzt, geklagt. Und dabei isses noch nicht mal soweit. Is noch gar nicht viel passiert - trotzdem wird gebarmt und gejammert über ach so hohe Temperaturen, dass kein Auge trocken bleibt.
Also wenn Ihr mich fragt: ICH freu mich auf diese Zeit. Vermutlich werde ich wieder fünfmal am Tag duschen müssen, die Haare nur noch geflochten (ja, geht längst wieder) oder straffgezurrt tragen, dass mir keine noch so kleine Strähne im verschwitzten Nacken juckt. Endlich ausreichend Wasser trinken, dass es dem Liebsten eine Freude sein wird ("Hast du auch genug getrunken heute?" - "Ja, und zwar so viel, dass es unten gleich wieder rauslief!") und bereits nach der ersten Weinschorle sturzbetrunken über den Gehsteig tanzen. Aber hey - es ist Sommer! Der darf das! Morgen beginnt schon der Juli, genießen wir also doch lieber die wenigen Wochen, die uns da jetzt bevorstehen. Jetzt würde der eine oder andere vermutlich einwenden wollen: "Ja aber bedenke doch bitte dies.. und das.."
Nein! Scheiß doch der Hund drauf!
Ich liebe den Sommer, ich liebe die Leichtigkeit, die er mitbringt, ich liebe diese Zeit der Kirschen und Erdbeeren (selbstgepflückt vom Feld übrigens, die waren soooo süß, dass der Liebste mir schwören musste, diese nicht doch heimlich gezuckert zu haben) - und eigentlich geht es doch so vielen Menschen genauso. Na dann... auf ins Leben und auf in den Sommer! Ich bin dabei!
Dienstag, 30. Juni 2015
Montag, 29. Juni 2015
Die Freiheit für den Rundumblick
Ich bin ein visueller Mensch.
Ich liebe schöne Dinge. Dinge, die dem Auge und damit der Seele schmeicheln.
Ich mag schöne Postkarten. Ich mag schöne Fotobücher. Überhaupt mag ich schöne Fotografien.
Am liebsten mag ich Fotografien von Mohnblumen - und schmücke mit diesen gerne auch mein Titelbild bei FB. Meist sind das Fotografien von einer alten Schulfreundin. (Wenn ich "alt" schreibe, meine ich nicht, dass wir alt sind, sondern dass es eben.. ähm.. lange her ist, dass wir gemeinsam zur Schule gingen.) - und natürlich frage ich sie vorher, ob ich das verwenden darf. Immerhin hat sie sich, wie es aussieht, ihr Hobby zum (Neben-) Beruf gemacht und verdient sich damit ihr Geld. Ich liebe ihre Fotografien, weil sie sich auf das Schöne konzentrieren, es hervorheben - ein besonderer Blickwinkel, ein besonderes Licht.
Was letzte Woche bei mir eher nur in FB herumkursierte, hat ja nun mittlerweile auch die Nachrichten erreicht: Die EU will das Fotorecht verschärfen und nunmehr sowohl für Privatmenschen als auch professionelle Fotografen die Pflicht einführen, sich vor der Panoramaaufnahme UND Präsentation von festen, unbeweglichen Objekten, sei es privat bei FB oder auch kommerziell, die entsprechende Erlaubnis vom jeweiligen Eigentümer einzuholen.
Ich bin ja nun nicht der Mensch, der sich jeder Petition annimmt, und überhaupt bewerte ich Nachrichten und Mitteilungen nicht nur auf FB recht kritisch.
Dieser Petition jedoch habe ich mich angeschlossen und dort "unterschrieben", weil mir einfach nicht klar ist, wie man sich mit so einem - mit Verlaub - Schwachsinn die Zeit vertreiben kann, statt sich um wirklich wichtigere Dinge zu kümmern. Ob das verlorene Liebesmüh ist oder nicht, regungslos in Starre auf dem Sofa zu verharren bringt aber ganz sicher auch nicht weiter.
Mir ist klar, dass das Leben aller in jeder seiner Facetten weitergeht. Und während die eine Fraktion darüber berät, ob Flüchtlingspolitik allein damit betrieben ist, die Boote und Schiffe der Schlepper abzufangen und zu zerstören (als ich davon übrigens erstmals hörte, dachte ich wirklich, das sei eine Nachricht vom Postillon; musste mich dann aber späterhin davon überzeugen, dass das tatsächlich Ernst ist. Ich frage mich ehrlich besorgt, wie hoch nicht nur IQ, sondern auch EQ derjenigen sind, die diese Idee nicht nur auf den Tisch gelegt, sondern auch noch durchgesetzt haben. Und ich frage mich ernsthaft besorgt, wohin in dieser Welt das alles noch führt - und wann es richtig kracht. Denn dass es eines Tages kracht, dürfte wohl nun auch jeder verstanden haben, der irgendwie immer noch glaubte, es würde doch alles wieder gut.), unterhält sich die andere Fraktion darüber, wie man das Sommerloch füllt und stopft, wie man sich selbst und die Menschheit gleich mit noch mehr um die schönen Dinge im Leben bringen kann.
Das Thema "Griechenland" wage ich hier noch nicht mal wirklich anzufassen. Ein Land, das sich mit getürkten Bilanzen in die EU gemogelt hat, mit Austritt drohte, wenn man ihm die Kredite nicht gäbe und im Zuge dessen daran erinnerte, dass die Deutschen ja ohnehin noch eine -zig milliardenfache Reparationsschuld bei ihnen hätte. Sollen sie doch austreten aus der EU, ihre Schulden mitnehmen und zu den Russen gehen. Vermutlich bekommen wir dann gleich mal fünf Prozent Mehrwertsteuererhöhung, denn der Verlust der nicht zurückgezahlten Kredite muss ja schließlich auch wieder gedeckt werden.
Oder verhält sich alles doch etwas anders?
Ich kriege den Artikel einer Journalistin nicht mehr aus dem Kopf, die davon schrieb, dass selbst Terrorgruppen und -verbände erfunden wurden, ja wirklich erfunden wurden, um der Welt gegenüber plausibel zu machen, dass man ja in dieses Land einschreiten musste. Und in Wahrheit wollte man "nur" an die Erdölvorkommen, wollte man eigene Interessen durchsetzen.
Mir wurde mal gesagt, ich sei ein wenig... rosarot. Ich lebe in einer Traumwelt und sei zu Tode betrübt, wenn ich auf dem Boden der Realität ankäme. Ja vielleicht ist da sogar was dran. Wie ich ja unlängst erst schrieb: Oftmals betrachte ich mein Leben wie durch bunte Gläser, und ich will es oftmals auch genauso betrachten können, weil ich einfach nicht will, dass die Realität mich zerstört. Dass sie mich zynisch und verbittert macht und mich desillusioniert. Weil ich das Leben liebe und weil es immer noch so vieles Schönes gibt, um das wir uns mehr und mehr selber bringen.
Für mich symbolisiert der Verbot des freien Panormablicks irgendwie mehr als "nur" die Tatsache, dass niemand mehr etwas publizieren darf, für das er sich nicht vorher eine Genehmigung eingeholt hat - egal wie aufwendig und langwierig sich das in Zukunft gestalten dürfte (Ob wohl bei der Bildsuche im Internet dann aufploppt "Image coming soon - please try again 10 years later"?) Für mich hat es eher den Eindruck, dass jeder Mensch mehr und mehr an seinen DIN-gerechten Teller mit dem EU-standardisierten Löffel gedrängt wird - und wehe, Du wagst es, über diesen Tellerrand zu schauen! Das kostet dann aber, mein Lieber!
Ich liebe schöne Dinge. Dinge, die dem Auge und damit der Seele schmeicheln.
Ich mag schöne Postkarten. Ich mag schöne Fotobücher. Überhaupt mag ich schöne Fotografien.
Am liebsten mag ich Fotografien von Mohnblumen - und schmücke mit diesen gerne auch mein Titelbild bei FB. Meist sind das Fotografien von einer alten Schulfreundin. (Wenn ich "alt" schreibe, meine ich nicht, dass wir alt sind, sondern dass es eben.. ähm.. lange her ist, dass wir gemeinsam zur Schule gingen.) - und natürlich frage ich sie vorher, ob ich das verwenden darf. Immerhin hat sie sich, wie es aussieht, ihr Hobby zum (Neben-) Beruf gemacht und verdient sich damit ihr Geld. Ich liebe ihre Fotografien, weil sie sich auf das Schöne konzentrieren, es hervorheben - ein besonderer Blickwinkel, ein besonderes Licht.
Was letzte Woche bei mir eher nur in FB herumkursierte, hat ja nun mittlerweile auch die Nachrichten erreicht: Die EU will das Fotorecht verschärfen und nunmehr sowohl für Privatmenschen als auch professionelle Fotografen die Pflicht einführen, sich vor der Panoramaaufnahme UND Präsentation von festen, unbeweglichen Objekten, sei es privat bei FB oder auch kommerziell, die entsprechende Erlaubnis vom jeweiligen Eigentümer einzuholen.
Ich bin ja nun nicht der Mensch, der sich jeder Petition annimmt, und überhaupt bewerte ich Nachrichten und Mitteilungen nicht nur auf FB recht kritisch.
Dieser Petition jedoch habe ich mich angeschlossen und dort "unterschrieben", weil mir einfach nicht klar ist, wie man sich mit so einem - mit Verlaub - Schwachsinn die Zeit vertreiben kann, statt sich um wirklich wichtigere Dinge zu kümmern. Ob das verlorene Liebesmüh ist oder nicht, regungslos in Starre auf dem Sofa zu verharren bringt aber ganz sicher auch nicht weiter.
Mir ist klar, dass das Leben aller in jeder seiner Facetten weitergeht. Und während die eine Fraktion darüber berät, ob Flüchtlingspolitik allein damit betrieben ist, die Boote und Schiffe der Schlepper abzufangen und zu zerstören (als ich davon übrigens erstmals hörte, dachte ich wirklich, das sei eine Nachricht vom Postillon; musste mich dann aber späterhin davon überzeugen, dass das tatsächlich Ernst ist. Ich frage mich ehrlich besorgt, wie hoch nicht nur IQ, sondern auch EQ derjenigen sind, die diese Idee nicht nur auf den Tisch gelegt, sondern auch noch durchgesetzt haben. Und ich frage mich ernsthaft besorgt, wohin in dieser Welt das alles noch führt - und wann es richtig kracht. Denn dass es eines Tages kracht, dürfte wohl nun auch jeder verstanden haben, der irgendwie immer noch glaubte, es würde doch alles wieder gut.), unterhält sich die andere Fraktion darüber, wie man das Sommerloch füllt und stopft, wie man sich selbst und die Menschheit gleich mit noch mehr um die schönen Dinge im Leben bringen kann.
Das Thema "Griechenland" wage ich hier noch nicht mal wirklich anzufassen. Ein Land, das sich mit getürkten Bilanzen in die EU gemogelt hat, mit Austritt drohte, wenn man ihm die Kredite nicht gäbe und im Zuge dessen daran erinnerte, dass die Deutschen ja ohnehin noch eine -zig milliardenfache Reparationsschuld bei ihnen hätte. Sollen sie doch austreten aus der EU, ihre Schulden mitnehmen und zu den Russen gehen. Vermutlich bekommen wir dann gleich mal fünf Prozent Mehrwertsteuererhöhung, denn der Verlust der nicht zurückgezahlten Kredite muss ja schließlich auch wieder gedeckt werden.
Oder verhält sich alles doch etwas anders?
Ich kriege den Artikel einer Journalistin nicht mehr aus dem Kopf, die davon schrieb, dass selbst Terrorgruppen und -verbände erfunden wurden, ja wirklich erfunden wurden, um der Welt gegenüber plausibel zu machen, dass man ja in dieses Land einschreiten musste. Und in Wahrheit wollte man "nur" an die Erdölvorkommen, wollte man eigene Interessen durchsetzen.
Mir wurde mal gesagt, ich sei ein wenig... rosarot. Ich lebe in einer Traumwelt und sei zu Tode betrübt, wenn ich auf dem Boden der Realität ankäme. Ja vielleicht ist da sogar was dran. Wie ich ja unlängst erst schrieb: Oftmals betrachte ich mein Leben wie durch bunte Gläser, und ich will es oftmals auch genauso betrachten können, weil ich einfach nicht will, dass die Realität mich zerstört. Dass sie mich zynisch und verbittert macht und mich desillusioniert. Weil ich das Leben liebe und weil es immer noch so vieles Schönes gibt, um das wir uns mehr und mehr selber bringen.
Für mich symbolisiert der Verbot des freien Panormablicks irgendwie mehr als "nur" die Tatsache, dass niemand mehr etwas publizieren darf, für das er sich nicht vorher eine Genehmigung eingeholt hat - egal wie aufwendig und langwierig sich das in Zukunft gestalten dürfte (Ob wohl bei der Bildsuche im Internet dann aufploppt "Image coming soon - please try again 10 years later"?) Für mich hat es eher den Eindruck, dass jeder Mensch mehr und mehr an seinen DIN-gerechten Teller mit dem EU-standardisierten Löffel gedrängt wird - und wehe, Du wagst es, über diesen Tellerrand zu schauen! Das kostet dann aber, mein Lieber!
Sonntag, 28. Juni 2015
Seelenfrieden
Menschen sind so: Wenn sie Druck auf jemanden ausüben, dann deshalb, weil sie ein bestimmtes Ziel verfolgen. Und weil sie sich vom Druck machen versprechen, dass der andere in die Richtung läuft, in die man ihn haben will.
Wenn ich auf die gerade vergangene Woche zurückschaue, bemerke ich einmal mehr, wie immens der Druck in mir angewachsen war. Der Wechsel von Weinkrämpfen, unter denen ich beinah befürchtete, jetzt würde ich völlig den Verstand verlieren, und den Momenten, in denen sich mein eigener Ruhepuls auf 93 einpendelte, der Kopf bis schier zum Zerplatzen schmerzte und kein Schlaf sich einstellen mochte, machte mich zusätzlich vollkommen matschig.
Als am Freitagabend der Liebste aus Stockholm zurückkehrte, nach drei Tagen, vor denen wir aus anderen Gründen in unseliger Stimmung auseinander gegangen waren, da war ich irgendwie.. ruhig. Still.
Zugleich unendlich dankbar, dass er wieder da war, heil, unversehrt - und ich war unendlich dankbar für die Ruhe, die er mitbrachte. Auch dafür liebe ich ihn: dass wir einander die Ruhe lassen können, die der andere gerade braucht. Und in den wenigen entspannten Gesprächen an diesem Wochenende war er mir.. irgendwie näher als je zuvor. Noch näher.
In dieser vergangenen Woche und überhaupt auch am Wochenende habe ich unendlich viel gegrübelt. Darüber nachgedacht, wie das damals war, als der Große zur Welt kam. Wie die Schwangerschaft war. Wie die Geburt war. Die Zeit, als er Kleinkind war. Schulkind. Ab wann etwas schiefgelaufen sein mochte. Natürlich ist mir bewusst, dass sich im Nachhinein nichts ändern lässt. Meine Überzeugung von jeher war aber immer: Verstehe die Ursache, begreife das Ursache-Wirkungs-Prinzip - wenn du das verstehst, kannst du auch entsprechend handeln und etwas verändern. Wohl wissend, dass es hier nicht um mich geht und auch nicht darum, dass ich es bin, die hier agieren muss. Ich habe mich vor noch keiner Verantwortung gedrückt, und das werde ich auch jetzt nicht tun.
Aber in mir sind Entschlüsse gereift. Ich habe für mich Entscheidungen getroffen, von denen ich jetzt noch nicht absehen kann, inwieweit sie sich umsetzen lassen. Wann ich zu ihnen fand? Interessanterweise in dem Moment, als ich heute Nachmittag meinen Kleiderschrank ordnete. Symbolische Ordnung für das Innen und Außen.
Menschen sind so: Wenn sie Druck auf jemanden ausüben, dann deshalb, weil sie ein bestimmtes Ziel verfolgen. Und weil sie sich vom Druck machen versprechen, dass der andere in die Richtung läuft, in die man ihn haben will.
Aber jeder Mensch ist sein eigenes Individuum: Du kannst nie vorhersagen, in welche Richtung der andere tatsächlich geht. Beziehungsweise, ob am Ende auch das rauskommt, was eigentlich herauskommen sollte.
Wenn ich auf die gerade vergangene Woche zurückschaue, bemerke ich einmal mehr, wie immens der Druck in mir angewachsen war. Der Wechsel von Weinkrämpfen, unter denen ich beinah befürchtete, jetzt würde ich völlig den Verstand verlieren, und den Momenten, in denen sich mein eigener Ruhepuls auf 93 einpendelte, der Kopf bis schier zum Zerplatzen schmerzte und kein Schlaf sich einstellen mochte, machte mich zusätzlich vollkommen matschig.
Als am Freitagabend der Liebste aus Stockholm zurückkehrte, nach drei Tagen, vor denen wir aus anderen Gründen in unseliger Stimmung auseinander gegangen waren, da war ich irgendwie.. ruhig. Still.
Zugleich unendlich dankbar, dass er wieder da war, heil, unversehrt - und ich war unendlich dankbar für die Ruhe, die er mitbrachte. Auch dafür liebe ich ihn: dass wir einander die Ruhe lassen können, die der andere gerade braucht. Und in den wenigen entspannten Gesprächen an diesem Wochenende war er mir.. irgendwie näher als je zuvor. Noch näher.
In dieser vergangenen Woche und überhaupt auch am Wochenende habe ich unendlich viel gegrübelt. Darüber nachgedacht, wie das damals war, als der Große zur Welt kam. Wie die Schwangerschaft war. Wie die Geburt war. Die Zeit, als er Kleinkind war. Schulkind. Ab wann etwas schiefgelaufen sein mochte. Natürlich ist mir bewusst, dass sich im Nachhinein nichts ändern lässt. Meine Überzeugung von jeher war aber immer: Verstehe die Ursache, begreife das Ursache-Wirkungs-Prinzip - wenn du das verstehst, kannst du auch entsprechend handeln und etwas verändern. Wohl wissend, dass es hier nicht um mich geht und auch nicht darum, dass ich es bin, die hier agieren muss. Ich habe mich vor noch keiner Verantwortung gedrückt, und das werde ich auch jetzt nicht tun.
Aber in mir sind Entschlüsse gereift. Ich habe für mich Entscheidungen getroffen, von denen ich jetzt noch nicht absehen kann, inwieweit sie sich umsetzen lassen. Wann ich zu ihnen fand? Interessanterweise in dem Moment, als ich heute Nachmittag meinen Kleiderschrank ordnete. Symbolische Ordnung für das Innen und Außen.
Menschen sind so: Wenn sie Druck auf jemanden ausüben, dann deshalb, weil sie ein bestimmtes Ziel verfolgen. Und weil sie sich vom Druck machen versprechen, dass der andere in die Richtung läuft, in die man ihn haben will.
Aber jeder Mensch ist sein eigenes Individuum: Du kannst nie vorhersagen, in welche Richtung der andere tatsächlich geht. Beziehungsweise, ob am Ende auch das rauskommt, was eigentlich herauskommen sollte.
Mittwoch, 24. Juni 2015
Guten Tag, mein Name ist Hashimoto, was kann ich für Sie tun?
Nichts, Sie verdammtes Arschloch. Sie haben genug angerichtet.
Die vergangenen Tage einschließlich heute Vormittag würde ich gern aus meinem Kopf streichen. Es ist so vieles auf mich eingeprasselt an Vorwürfen, sicherlich gut gemeinten Ratschlägen und auch Forderungen, dass ich gestern Abend in mein Bett kroch, mir den ganzen Abend lang nur noch kotzübel war und schier der Kopf zu platzen drohte. Ich habe mir die Kopfhörer aufgezogen, Klaviermusik gehört und so lange geweint, bis ich leer und mein ohnehin schon dickes Auge fast komplett zugeschwollen war. Es war zuviel.
Ungeachtet dessen habe ich meinem Sohn die mir zugeschickten Kontaktdaten des Spezialisten weitergeleitet mit den Worten: "Bitte mach einen Termin, dringend." Dass er diesen auch wirklich gleich gestern noch vereinbarte, hat mich dann doch überrascht. Offenbar aber sind selbst ihm die Veränderungen an ihm und in ihm suspekt - oder mittlerweile so nachhaltig, dass er selber weiß: Ich muss was tun.
Und dieser Termin war gleich heute.
Nach den ersten Untersuchungen sagte der Arzt, dass die Diagnose vorläufig, aber doch recht sicher sei: Hashimoto-Thyreoiditis.
Die endgültigen Ergebnisse liefern die Laborwerte, und die gibt es am 13. Juli. Entweder wird ihn sein Vater begleiten ("Mutsch, du weißt doch, der macht das nur, wenn er das mit was anderem verbinden kann." - "Fragen kostet ja nichts, du bist doch sein Sohn; sag mir aber bitte bescheid.") oder ich werde einen Tag eher als geplant nach L fahren und ihn zu diesem Termin begleiten. Da hat eine Kollegin schon recht: Er hört, was gesagt wird, aber er erfasst es aktuell nicht - und er speichert es somit auch nicht. Und er selbst sagt: "Es wäre schön, wenn einer von euch dabei ist."
Also werde ich dafür sorgen, dass einer von uns auch bei ihm ist.
Wirklich gut getan haben mir aber heute auch die Worte jener Kollegin: "Du warst jahrelang für mich da, jetzt bin ich für dich da." Was bedeutet, dass Sohnemann keine Sonderbehandlung erfährt - das soll er auch nicht. Was aber bedeutet, dass sie ihn in der Firma stützen wird. Dass sie zum Beispiel darauf achtet, dass er vor der ersten Zigarette frühstückt. Dass er tagsüber kleine Dinge zu sich nimmt. Dass er das nicht auslässt, nur weil er glaubt, er dürfe dieses und jenes nicht oder er bringe sich damit in Misskredit vor Chef und Kollegen.
"Und jetzt wisch dir die Tränen aus den Augen."
"Ich heule nicht mehr. Ich zitter nur noch so wie Sohnemann grad."
Interessanterweise ist auch mein Auge fast wieder gut.
Die vergangenen Tage einschließlich heute Vormittag würde ich gern aus meinem Kopf streichen. Es ist so vieles auf mich eingeprasselt an Vorwürfen, sicherlich gut gemeinten Ratschlägen und auch Forderungen, dass ich gestern Abend in mein Bett kroch, mir den ganzen Abend lang nur noch kotzübel war und schier der Kopf zu platzen drohte. Ich habe mir die Kopfhörer aufgezogen, Klaviermusik gehört und so lange geweint, bis ich leer und mein ohnehin schon dickes Auge fast komplett zugeschwollen war. Es war zuviel.
Ungeachtet dessen habe ich meinem Sohn die mir zugeschickten Kontaktdaten des Spezialisten weitergeleitet mit den Worten: "Bitte mach einen Termin, dringend." Dass er diesen auch wirklich gleich gestern noch vereinbarte, hat mich dann doch überrascht. Offenbar aber sind selbst ihm die Veränderungen an ihm und in ihm suspekt - oder mittlerweile so nachhaltig, dass er selber weiß: Ich muss was tun.
Und dieser Termin war gleich heute.
Nach den ersten Untersuchungen sagte der Arzt, dass die Diagnose vorläufig, aber doch recht sicher sei: Hashimoto-Thyreoiditis.
Die endgültigen Ergebnisse liefern die Laborwerte, und die gibt es am 13. Juli. Entweder wird ihn sein Vater begleiten ("Mutsch, du weißt doch, der macht das nur, wenn er das mit was anderem verbinden kann." - "Fragen kostet ja nichts, du bist doch sein Sohn; sag mir aber bitte bescheid.") oder ich werde einen Tag eher als geplant nach L fahren und ihn zu diesem Termin begleiten. Da hat eine Kollegin schon recht: Er hört, was gesagt wird, aber er erfasst es aktuell nicht - und er speichert es somit auch nicht. Und er selbst sagt: "Es wäre schön, wenn einer von euch dabei ist."
Also werde ich dafür sorgen, dass einer von uns auch bei ihm ist.
Wirklich gut getan haben mir aber heute auch die Worte jener Kollegin: "Du warst jahrelang für mich da, jetzt bin ich für dich da." Was bedeutet, dass Sohnemann keine Sonderbehandlung erfährt - das soll er auch nicht. Was aber bedeutet, dass sie ihn in der Firma stützen wird. Dass sie zum Beispiel darauf achtet, dass er vor der ersten Zigarette frühstückt. Dass er tagsüber kleine Dinge zu sich nimmt. Dass er das nicht auslässt, nur weil er glaubt, er dürfe dieses und jenes nicht oder er bringe sich damit in Misskredit vor Chef und Kollegen.
"Und jetzt wisch dir die Tränen aus den Augen."
"Ich heule nicht mehr. Ich zitter nur noch so wie Sohnemann grad."
Interessanterweise ist auch mein Auge fast wieder gut.
Montag, 22. Juni 2015
Etwas ins Auge
Als ich heute Morgen erwachte, nach einem Wochenende, an dem ich lediglich aus Gründen der "Kopfgeschichte" nach Jahren doch wieder zu Schmerzmitteln griff, wohl wissend, dass ohnehin keine Wirkung eintreten würde, war mein linkes Auge geschwollen und schmerzte.
Der Schmerz im Körper selbst relativierte sich dann über den Tag - oder stimmt es, dass ein Gegenschmerz den primären zurücktreten lässt?
Ich muss zugeben: Heute Vormittag war ich alles andere als produktiv. Obwohl ich fast den gesamten Vormittag über Telefonate mit der Dienststelle führte. Das heißt, sie wurden mit mir geführt - denn eigentlich habe ich die ganze Zeit nur geweint.
Natürlich ist auch mir nicht verborgen geblieben, dass mein Junge mehr raucht als noch vor einem Jahr. Dass er in der Zeit des Callcenters unter immensem Druck stand: mehr, mehr, mehr, immer noch mehr. Dass er an sieben Wochentagen auch sieben Tage gearbeitet hat, weil die Ausgleichstage für Wochenendarbeiten fast ausschließlich auf die zwei Wochentage gelegt wurden, an denen er zu seinem Nebenjob musste.
Dass er schlecht schlief und ihm die Hände zitterten, so dachte ich, würde von all diesem herrühren. Und es hätte mich auch nicht gewundert. Mein Bitten, wenigstens das Rauchen aufzugeben, konnte oder wollte er auch nicht erfüllen: "Mutsch, ich steh grad so unter Druck, ich schaffe es nicht, jetzt das Rauchen aufzugeben." Ausreden hin oder her - ich habe nie geraucht, ich kanns nicht einschätzen, und höre ich den leidenschaftlichen Rauchern zu, ist es wohl auch nicht einfach. Selbst mein Vater, der zum Schluss zweieinhalb Schachteln am Tag (!!!) verrauchte, ließ es erst sein, nachdem er einen schweren Herzinfarkt erlitt und ihm ein fünffacher Bypass gesetzt wurde. Nachdem man ihm Arme und Beine aufgeschnitten hatte, weil sie fast vergeblich nach "brauchbaren" Blutgefäßen suchten.. Das war der Schock seines Raucherlebens, seither, und das ist jetzt immerhin acht Jahre her, hat er keine einzige Zigarette mehr angefasst.
Als ich vergangene Woche in L ankam, war ich schockiert, wie stark mein Junge inzwischen zittert. Als ich ihn umarmte, spürte ich, wie sein ganzer Körper bebte. Und als ich meine Hand auf seinen Brustkorb legte, war ich erschrocken, wie schnell sein Herz schlug. Sein Ruhepuls lag bei 97, der Arzt, zu dem ich ihn überreden konnte, bestätigte diesen. So wie auch eine ertastete Vergrößerung der Schilddrüse. Ins Labor soll er am 7. Juli kommen, "denn ab morgen haben wir leider schon Urlaub."
Dass er nachts nicht zur Ruhe findet, ist nach wie vor so. Er atmet im Schlaf zeitweise doppelt so schnell wie ich - oder der Atem stockt ganz. Am Freitagmorgen war er begreiflicherweise so müde, dass er sich nach dem Duschen und dem Frühstück, das ich ihm hingestellt hatte, noch mal hinlegte. Würde ich nicht gesagt haben "Junge, wir müssen ins Büro!", er hätte verschlafen.
Ein Szenario, das sich heute Morgen offenbar wiederholte.
"Er kann sich ja überhaupt nicht konzentrieren, er schläft mitten im Gespräch ein und mit diesem Zittern macht er mich ganz verrückt."
Ich wurde an meine Verantwortung erinnert. Meine Verantwortung als Mutter, so dass "du eben nicht Freitag nach der Arbeit nach M fahren kannst und den Jungen alleine lässt! Du musst was tun!"
Und was soll ich tun? Ich bin nicht sicher - und eine Antwort habe ich auch nicht wirklich bekommen.
Gestern Abend hatte ich mit meinem Sohn telefoniert. Er klang traurig, weil er irgendwie grad Stress mit Freunden hat, aber er klang ruhig - und aufnahmefähig. Es war ein gutes Telefonat, fand ich.
"Bitte denk dran, dass du dir morgen was zum Frühstücken mitnimmst", erinnerte ich ihn, so wie auch daran, dass man in unserer Firma durchaus die Möglichkeit hat, morgens etwas zu essen. Oder über den Tag hinweg. Natürlich hat er heute Morgen nicht mehr daran gedacht, und die Kollegin, die zu ihm sagte: "Wir sind alle Mütter, wir sehen sowas!" schickte ihn zum Supermarkt: "Jetzt reichts! Ab mit dir, hol dir was zu essen! Das geht so nicht, dass du erst zu spät kommst, dann noch eine rauchst und nichts isst!"
Natürlich bin ich schon froh, dass solche Aussagen auch "mal von anderen kommen". Alle Mamas oder Papas wissen, dass die eigenen Kinder ab einem gewissen Alter eher auf andere denn die eigenen Eltern hören. Es hat einfach ein anderes Gewicht. Aber ruhe ich mich damit darauf aus, dass andere Leute die Erziehung übernehmen, die ich in 25 Jahren verpasst habe? Gehe ich jetzt davon aus, dass andere Leute "hinbekommen", was ich selber so nicht erreicht habe? Bin ich nachlässig und verantwortungslos, weil ich nach 25 Jahren mit ihm entschieden hatte, meinen Lebensmittelpunkt woanders hinzuverlegen? Es quält mich so. Alte Wunden, alte Schuldgefühle, alles kommt wieder hoch und es zerfrisst mich. So wie die Sorge um ihn. Ich erkenne ihn nicht mehr wieder, weil er einfach nicht mehr er ist. Er, die treueste und loyalste Seele, die ich kenne, der seine Familie liebt wie kein anderer und der einzige, der immer an jeden Geburtstag denkt, hat meinen vergessen. Etwas, das ihm normal nie passiert.
Es ist so offensichtlich, dass etwas nicht stimmt.
"Warum geht er nicht zu einem anderen Arzt?" wurde ich heute gefragt - und diese Frage hatte mir auch am Wochenende der Liebste gestellt. Ich war verwundert darüber, denn aus eigener Erfahrung kenne ich: Ist der Hausarzt nur mal zwei Wochen im Urlaub, behandelt dich kein anderer, es sei denn, man hat Husten und Schnupfen. Hätte ich ihn trotzdem dazu bringen sollen, es woanders zu versuchen? Hätte ich nicht zurück nach M fahren sollen, um bei ihm zu bleiben und darauf zu achten, dass er auf sich achtet? Wenigstens so lange, bis seine Laborwerte medikamentös korrigiert werden? Und er vor allem wieder schlafen kann, zur Ruhe findet? Also mindestens die nächsten vier oder sechs Wochen? Und sich anschließend um die Seele kümmert, weil da noch viel mehr Narben und Wunden sein dürften als bei mir?
Ich frage mich... Wie machen das andere Eltern, deren Kinder nicht in der Nähe leben? Der Junge ist 25, auch wenn er dem Wesen nach noch nicht 25 ist. Wie viel ist zuviel und wie wenig ist zu wenig?
Mein Auge schmerzt noch immer, da bildet sich wohl das erste Korn meines Lebens.
Oder aber es erinnert mich, etwas im Auge zu behalten..
Der Schmerz im Körper selbst relativierte sich dann über den Tag - oder stimmt es, dass ein Gegenschmerz den primären zurücktreten lässt?
Ich muss zugeben: Heute Vormittag war ich alles andere als produktiv. Obwohl ich fast den gesamten Vormittag über Telefonate mit der Dienststelle führte. Das heißt, sie wurden mit mir geführt - denn eigentlich habe ich die ganze Zeit nur geweint.
Natürlich ist auch mir nicht verborgen geblieben, dass mein Junge mehr raucht als noch vor einem Jahr. Dass er in der Zeit des Callcenters unter immensem Druck stand: mehr, mehr, mehr, immer noch mehr. Dass er an sieben Wochentagen auch sieben Tage gearbeitet hat, weil die Ausgleichstage für Wochenendarbeiten fast ausschließlich auf die zwei Wochentage gelegt wurden, an denen er zu seinem Nebenjob musste.
Dass er schlecht schlief und ihm die Hände zitterten, so dachte ich, würde von all diesem herrühren. Und es hätte mich auch nicht gewundert. Mein Bitten, wenigstens das Rauchen aufzugeben, konnte oder wollte er auch nicht erfüllen: "Mutsch, ich steh grad so unter Druck, ich schaffe es nicht, jetzt das Rauchen aufzugeben." Ausreden hin oder her - ich habe nie geraucht, ich kanns nicht einschätzen, und höre ich den leidenschaftlichen Rauchern zu, ist es wohl auch nicht einfach. Selbst mein Vater, der zum Schluss zweieinhalb Schachteln am Tag (!!!) verrauchte, ließ es erst sein, nachdem er einen schweren Herzinfarkt erlitt und ihm ein fünffacher Bypass gesetzt wurde. Nachdem man ihm Arme und Beine aufgeschnitten hatte, weil sie fast vergeblich nach "brauchbaren" Blutgefäßen suchten.. Das war der Schock seines Raucherlebens, seither, und das ist jetzt immerhin acht Jahre her, hat er keine einzige Zigarette mehr angefasst.
Als ich vergangene Woche in L ankam, war ich schockiert, wie stark mein Junge inzwischen zittert. Als ich ihn umarmte, spürte ich, wie sein ganzer Körper bebte. Und als ich meine Hand auf seinen Brustkorb legte, war ich erschrocken, wie schnell sein Herz schlug. Sein Ruhepuls lag bei 97, der Arzt, zu dem ich ihn überreden konnte, bestätigte diesen. So wie auch eine ertastete Vergrößerung der Schilddrüse. Ins Labor soll er am 7. Juli kommen, "denn ab morgen haben wir leider schon Urlaub."
Dass er nachts nicht zur Ruhe findet, ist nach wie vor so. Er atmet im Schlaf zeitweise doppelt so schnell wie ich - oder der Atem stockt ganz. Am Freitagmorgen war er begreiflicherweise so müde, dass er sich nach dem Duschen und dem Frühstück, das ich ihm hingestellt hatte, noch mal hinlegte. Würde ich nicht gesagt haben "Junge, wir müssen ins Büro!", er hätte verschlafen.
Ein Szenario, das sich heute Morgen offenbar wiederholte.
"Er kann sich ja überhaupt nicht konzentrieren, er schläft mitten im Gespräch ein und mit diesem Zittern macht er mich ganz verrückt."
Ich wurde an meine Verantwortung erinnert. Meine Verantwortung als Mutter, so dass "du eben nicht Freitag nach der Arbeit nach M fahren kannst und den Jungen alleine lässt! Du musst was tun!"
Und was soll ich tun? Ich bin nicht sicher - und eine Antwort habe ich auch nicht wirklich bekommen.
Gestern Abend hatte ich mit meinem Sohn telefoniert. Er klang traurig, weil er irgendwie grad Stress mit Freunden hat, aber er klang ruhig - und aufnahmefähig. Es war ein gutes Telefonat, fand ich.
"Bitte denk dran, dass du dir morgen was zum Frühstücken mitnimmst", erinnerte ich ihn, so wie auch daran, dass man in unserer Firma durchaus die Möglichkeit hat, morgens etwas zu essen. Oder über den Tag hinweg. Natürlich hat er heute Morgen nicht mehr daran gedacht, und die Kollegin, die zu ihm sagte: "Wir sind alle Mütter, wir sehen sowas!" schickte ihn zum Supermarkt: "Jetzt reichts! Ab mit dir, hol dir was zu essen! Das geht so nicht, dass du erst zu spät kommst, dann noch eine rauchst und nichts isst!"
Natürlich bin ich schon froh, dass solche Aussagen auch "mal von anderen kommen". Alle Mamas oder Papas wissen, dass die eigenen Kinder ab einem gewissen Alter eher auf andere denn die eigenen Eltern hören. Es hat einfach ein anderes Gewicht. Aber ruhe ich mich damit darauf aus, dass andere Leute die Erziehung übernehmen, die ich in 25 Jahren verpasst habe? Gehe ich jetzt davon aus, dass andere Leute "hinbekommen", was ich selber so nicht erreicht habe? Bin ich nachlässig und verantwortungslos, weil ich nach 25 Jahren mit ihm entschieden hatte, meinen Lebensmittelpunkt woanders hinzuverlegen? Es quält mich so. Alte Wunden, alte Schuldgefühle, alles kommt wieder hoch und es zerfrisst mich. So wie die Sorge um ihn. Ich erkenne ihn nicht mehr wieder, weil er einfach nicht mehr er ist. Er, die treueste und loyalste Seele, die ich kenne, der seine Familie liebt wie kein anderer und der einzige, der immer an jeden Geburtstag denkt, hat meinen vergessen. Etwas, das ihm normal nie passiert.
Es ist so offensichtlich, dass etwas nicht stimmt.
"Warum geht er nicht zu einem anderen Arzt?" wurde ich heute gefragt - und diese Frage hatte mir auch am Wochenende der Liebste gestellt. Ich war verwundert darüber, denn aus eigener Erfahrung kenne ich: Ist der Hausarzt nur mal zwei Wochen im Urlaub, behandelt dich kein anderer, es sei denn, man hat Husten und Schnupfen. Hätte ich ihn trotzdem dazu bringen sollen, es woanders zu versuchen? Hätte ich nicht zurück nach M fahren sollen, um bei ihm zu bleiben und darauf zu achten, dass er auf sich achtet? Wenigstens so lange, bis seine Laborwerte medikamentös korrigiert werden? Und er vor allem wieder schlafen kann, zur Ruhe findet? Also mindestens die nächsten vier oder sechs Wochen? Und sich anschließend um die Seele kümmert, weil da noch viel mehr Narben und Wunden sein dürften als bei mir?
Ich frage mich... Wie machen das andere Eltern, deren Kinder nicht in der Nähe leben? Der Junge ist 25, auch wenn er dem Wesen nach noch nicht 25 ist. Wie viel ist zuviel und wie wenig ist zu wenig?
Mein Auge schmerzt noch immer, da bildet sich wohl das erste Korn meines Lebens.
Oder aber es erinnert mich, etwas im Auge zu behalten..
Sonntag, 14. Juni 2015
Ten Headed Beast
Musik verbindet.
Zumindest ist das meine Überzeugung.
Ich glaube, dass es die Menschen verbindet, die die Welt durch dasselbe Glas betrachten, buntes Glas zu bunten Gläsern, kaltes Glas zu kalten Gläsern...
Wir sind zurückgekehrt und ich fühle mich übervoll von Eindrücken. Übervoll von nur einer einzigen Woche, von sieben Tagen. Sieben Tage können unendlich viel sein, so wie man auch nach schon sechs gemeinsamen Wochen weiß, dass man nicht mehr ohne den anderen sein möchte.
["Ich verstehe nicht, dass du so daran hängst. Es waren doch nur sechs Wochen." - "Du hast keine Vorstellung davon, was es für sechs Wochen waren."]
Wir sind wieder hier und haben kaum etwas von dem gemacht, das wir eigentlich planten.
Wir sind nicht mit dem Sportboot gefahren.
Wir sind nicht mit dem Rad gefahren.
Stattdessen haben wir in der Gluthitze des sonnigen Mittags auf einem Platz mitten in einer fremden Stadt versucht, das Auto zu reparieren.
Stattdessen sind wir kopfüber in den Bergsee gesprungen und haben uns gefühlt wie damals, als wir zwanzig waren.
Nicht ein einziges Mal habe ich mich gefragt, ob man das alles nicht auch hätte zu Hause tun können? Ob man dafür erst in ein anderes Land fahren musste?
Haben wir etwas verschenkt? Hätten wir es einfacher haben können? Hätten wir stattdessen etwas anderes haben können?
Nein, all das habe ich mich nicht gefragt. Ich habe diese Tage unendlich genossen, zwischen Muscheln, Garnelen und Olivenbrot, langen Abenden und Ausschlafen am Morgen. Vielleicht habe ich nicht wirklich Neues gesehen, nicht Dinge entdeckt, die ich bis dahin noch nicht kannte. Aber das muss es für mich auch nicht. Ich mag es überall dort, wo ich zur Ruhe finde, von innen und außen, wo ich nachts nicht von toten Menschen träume und von Häusern, unendlich groß, aber leer und ohne Türen, nur Vorhänge..
Ich liege hier und denke an die letzten Tage zurück. An den unendlich heißen Sonnentag, den er mich unbedingt mit in die Berge nehmen wollte. Er, dessen Leidenschaft ihn immer weiter treibt, der auf dem Gipfel ankommen und die gefühlte Weite, den Blick über alles erhaschen und sich daran berauschen möchte. Während ich auf dem winzigen Dorffriedhof ein Kindergrab entdeckte. Ein elfjähriges Mädchen, gestorben am 1. Januar 2015. Vor einem halben Jahr. Zwei Fotos von ihr, ihr Lachen darauf zu sehen, Zähne, die beginnen, die Milchzähne zu ersetzen, lange dunkle Locken. Unsagbar viel Spielzeug um den kleinen Hügel herum. Ob sie krank war? Sie sieht doch aber so gesund aus, auf dem Foto nicht viel jünger als elf Jahre..
Und dann kehrt er wieder: "Ich konnte nicht bis ganz hoch. Privatbesitz, alles abgesperrt, nur ein kleiner Trampelpfad. Und eine Tafel hängt da. Da ist ein Mädchen abgestürzt."
Irgendwie... erfasse ich es sofort.
"Emilia?"
"Ja so hieß sie."
"Geboren 2003?"
"Ja, das stand auf dem Kreuz."
Und dann erinnere ich mich. An den Urlaub, den mein Jüngster mit seinem Vater ganz in der Nähe verbrachte. Im Sommer 2009. Ich erinnere mich an sein zerrissenes, blutiges Shirt und seine Worte: "Ich bin von einem Felsen gestürzt. Gerettet hat mich nur der Dornenbusch, in den ich gefallen bin. An dem habe ich mich festgehalten."
Als ich 2006 schwer verunglückte, hatte der Sanitäter gesagt: "Schauen Sie nicht hin, seien Sie froh, Sie hätten tot sein können" - und mein Vater sagte vier Tage später zu mir: "Deine Zeit war noch nicht gekommen."
Niemand weiß, was ihm bevorsteht - und das ist auch gut so.
Doch tief in mir habe ich verankert, dass ich dankbar bleiben möchte für die Möglichkeiten, für die Richtungen, die hinter jeder Ecke warteten. Tief in mir habe ich mir in mein Bewusstsein vergraben, dass meine Sehnsucht, meine Träume meine bunten Gläser sind, durch die ich das Leben betrachte - und ich möchte es genau so betrachten. Vielleicht kann ich mir nicht alles in meinem Leben erfüllen, vielleicht wird es Träume geben, die niemals sterben und dennoch immer Träume bleiben.
Vielleicht werde ich niemals die Welt entdecken.
Vielleicht werde ich niemals in ein Haus am Meer zurückkehren, in dem die alten Holzdielen knarren und wo es nach eingekochten Johannisbeeren duftet.
Vielleicht werde ich die Gelegenheit verpassen, Menschen zu sagen, dass ich sie liebe und es mir genügt, sie bei mir zu wissen, ganz gleich, wo auch immer sie sein mögen.
Vielleicht werde ich nie wieder Ja zu jemandem sagen, aber vielleicht werde ich das tun, wenn ich über siebzig Jahre alt bin - nur um mir dann ein Kleid anzuziehen, das ich mir immer gewünscht habe, aber nie bezahlen konnte. Doch mit siebzig besitze ich vielleicht ein paar Extra-Groschen und dann lade ich nur Freunde und Freundinnen ein, keine Paare, weil sich alle Singles auf so einer Hochzeit richtig scheiße einsam und unbeachtet fühlen - und bei mir soll sich verdammt noch mal niemand einsam fühlen müssen. Es gäbe süßen Kuchen und Weißwein, ganz viel Musik und die Luft wäre erfüllt von Lachen, Stimmengewirr, ein bisschen Tratsch und hier oder dort findet sich, was sich finden soll - und selbst wenn nicht, geht man am Abend beschwingt auseinander mit dem Gefühl, einen wundervollen Abend verbracht zu haben...
Ja wie gesagt... Vielleicht wird es so sein, vielleicht wird es nie so sein. Vielleicht erreiche ich mein Ziel, einhundertvier Jahre alt zu werden, vielleicht stürze ich schon morgen von der Treppe und breche mir dieses Mal nicht den Arsch, sondern den Hals. Und dann?Wie viel von dem habe ich dann vom Leben gekostet, wenn ich brav jeden Groschen sparte und nicht verschenkte? Wie viel Genuss ist mir dann geblieben, wenn ich jeden Schritt in meinem Leben verplane? Mich an Pläne halte, während ich mein Leben verpasse?
Vorgesorgt? Ja, habe ich. Vielleicht kann ich mir davon kein Schlösschen bauen - aber was wissen wir schon, was schon morgen ist?
Ich fühle mich tatsächlich wie ein zehnköpfiges Wesen, in jedem Kopf ein Traum, ein Wunsch, eine Vorstellung, ein Ziel. Doch vom Ehrgeiz zerfressen bin ich nicht - und das war ich auch nie. Ich bin niemand, der höher, schneller, weiter muss. Ich bin jemand, der gemächlich, aber trotzdem sein Etappenziel erreicht, gemütlich ein Buch aufschlägt und eine Tasse Kaffee dazu trinkt, bevor er sich entschließt, noch ein Stück weiterzugehen oder die Richtung auch ganz zu ändern.
Etwas anderes kann man aus mir auch nicht machen. Das wäre dann nicht mehr ich.
Aber ich verstehe, dass es nicht einfach ist und es auch nicht einfach macht mit mir, wenn man einen anderen Rhythmus hat.
Samstag, 13. Juni 2015
Der letzte Tag - La Dolce Vita
Jetzt könnte ich ja erzählen von Bergseen, in denen wir gebadet haben.
Von Bergdörfern, bei denen er auf den Gipfel wollte, während ich den hiesigen kleinen, wie verwunschen wirkenden Friedhof besuchte.
Von Begegnungen mit Riesenheuschrecken.
Vom leckersten Milchkaffee ever.
Von sonnenprallen Tagen mit bis zu 31 Grad und Nächten, in denen herrlichste Gewitter tobten.
Von 35 Jahre alten Autos, die Dich mitten in der Stadt und in der Gluthitze im Stich lassen.
Von runzligen, alten, teils zahnlosen Schraubern, die Dich wissend anlächeln, obwohl sie Dich kaum verstehen, Dir umgehend helfen, auch wenn es das Urlaubsbudget ordentlich schrumpft.
Wie gesagt: Ich könnte.
Aber ich genieße grad den letzten zauberhaften Abend, blicke unendlich dankbar auf die letzten Tage zurück und lese im geliehenen Buch "Der Sommer der Blaubeeren", auf dessen Rücken ein beinah nachdenklich machender Satz geschrieben steht:
"Manchmal muss man alles aufgeben, um seine Träume zu leben."
Nur beinah nachdenklich machender - denn im Moment fühle ich mich unsagbar wohl und entspannt, auf positive Art beinah träge...
Sonntag, 7. Juni 2015
Ein Jahr weiter, aber kein bisschen älter
...und zu diesem Anlass schenkt der Mann mir Schuhe. Ähm... Schuhe? Er? Mir? Er, der von mir sagt, ich sei ein Schuhmonster? (Mal unter uns: Ich besitze maximal dreißig Paar. Na gut, vielleicht einunddreißig. Winterstiefel nicht eingerechnet, die sind nicht Genuss, die sind rein zweckbestimmt, das zählt nicht.) Das ist jetzt nicht soooo wenig, aber sooooi viel finde ich das nun auch wieder nicht.
Aber der Mann wäre nicht der Mann, würde er dieses Geschenk nicht auch optimiert haben: Wenns zuviel wird, essen wir den Schuh einfach auf :)
Donnerstag, 4. Juni 2015
Szenen einer Partnerschaft
Gestern Abend beim Film.
Er: "Orrrr! Stört dich nicht die ständige Werbung?"
Sie: "Äh... Nö!"
Er: "Wieso nicht?"
Sie: "Weil ich ganz entspannt hier liege und den Abend genieße."
Er: "Wieso bist du entspannt?"
Sie: "Weil das Leben schön ist. Und wir uns nicht streiten."
Nach seinem kurzen Moment in der Küche:
Er: "Und ob wir streiten: Du hast vielleicht mal meinen letzten Fitnessriegel gegessen!"
Er: "Orrrr! Stört dich nicht die ständige Werbung?"
Sie: "Äh... Nö!"
Er: "Wieso nicht?"
Sie: "Weil ich ganz entspannt hier liege und den Abend genieße."
Er: "Wieso bist du entspannt?"
Sie: "Weil das Leben schön ist. Und wir uns nicht streiten."
Nach seinem kurzen Moment in der Küche:
Er: "Und ob wir streiten: Du hast vielleicht mal meinen letzten Fitnessriegel gegessen!"
Reif für die Insel
Wie oft ich heute schon meine Brille gesucht hab, kann ich gar nicht mehr zählen. Genau genommen suche ich jeden Tag irgendwas. Ich weiß, dass ich es in der Hand hatte, aber viel zu oft ist mir entfallen, wo es das letzte Mal war.
Als der Liebste mich heut am Spätnachmittag leicht konsterniert anschaute und meinte, wieso ich jetzt zwei Brillen tragen würde, ging mir zumindest das Licht auf: "Aaaah!! DA ist sie! Hab sie schon beetweise gesucht!"
Wie nennt man das?
Nein, nicht Demenz.
Nein, auch nicht Alzheimer.
Genau - man nennt das urlaubsreif. Gott sei Dank ist DER auch nicht mehr weit.
Als der Liebste mich heut am Spätnachmittag leicht konsterniert anschaute und meinte, wieso ich jetzt zwei Brillen tragen würde, ging mir zumindest das Licht auf: "Aaaah!! DA ist sie! Hab sie schon beetweise gesucht!"
Wie nennt man das?
Nein, nicht Demenz.
Nein, auch nicht Alzheimer.
Genau - man nennt das urlaubsreif. Gott sei Dank ist DER auch nicht mehr weit.
Mittwoch, 3. Juni 2015
Pläne sind dazu da, um über den Haufen geworfen zu werden
Zum Beispiel hatte ich gestern morgen den Plan: Arbeiten von 8 bis vielleicht 17 Uhr, dann bisschen was einkaufen und Abendessen zubereiten, vielleicht ein Glas Weißwein dazu und den Abend entspannt ausklingen lassen...
Doch dann wurde der Tag so wunderbar sonnig und warm, dass ich mir sagte: "Frechheit siegt" und den Chef um die Erlaubnis bat, am Nachmittag zu pausieren und "in der Stadt mal was erledigen zu müssen". Das war auch nicht gelogen, eigentlich sogar tatsächlich notwendig, denn nach Dienstschluss noch mal in die Stadt zu gondeln, wäre zwar machbar, aber dann hätte ich zumindest bei der Bank vor verschlossenen Türen gestanden. Und wenn man dort mal mehr will als nur Geld abheben oder so, ja, dann wär das eben blöd."Ich bin eh nicht da", meinte Chef, "dann mach du dein Ding."
Ja und dann war ich in der Stadt und stellte fest: "Ey... Das Wetter ist ja noch geiler als ich dachte!" Kein Bock darauf, zurück an den Schreibtisch zu kehren. Also noch mal frech sein und den Chef anrufen: "S dauert bisschen länger, das Wetter ist einfach zuuuuu schöönnn!!!" Er hat gelacht und gemeint: "Die Minusstunden werden aber aufgeschrieben!" - "Na aber freilich!"
Und dann ließ ich mich nieder in so nem Straßencafe, orderte einen Kaffee und als Chef dann noch mal anrief, um zwei Informationen durchzugeben, da fragte er: "Sach ma, sitzt du etwa immer noch beim Kaffee?" - "Chef, das Tässchen kostet drei Euro sechzig, den kann man nicht hinterstürzen, da muss man Schluck für Schluck genießen!"
Ich glaube auch, dass ich das Thema "Gipfelbesteigung" zumindest für den kommenden Urlaub erfolgreich vom Tisch gewedelt habe. Angesichts der Wettervorhersage einigten wir uns dafür auf das Ausleihen einen Sportboots: Den Gedanken fand ich ja mal richtig genial! Acht Stunden lang über einen Riesensee gondeln, mal hier anhalten, mal dort anhalten für ein Käffchen oder Eis oder baden gehen... Aber nu ja - siehe Postthema: Die Wettervorhersage ändert sich gefühlt minütlich - und inzwischen sind aus einer Woche Sonne satt bei 31 Grad nur noch 25 Grad bei jeden Tag Regen geworden. Örks. Also nix mit Baden und Eis und Bootstour? Stattdessen eine Woche im Bett bleiben und Oliven im Bauchnabel verstecken? Hm. Na gut, Sind ja noch paar Tage bis dahin, das kann sich auch noch mal zurück in Sonne ändern. Sprach der Optimist und glaubte sein eigenes Gesülz.
Der zweite Kompromiss, den ich für die entthronte Gipfelbesteigung eingehen musste, besteht in einer Radtour. Ob ich mir allerdings damit einen Gefallen getan habe, weiß ich auch noch nicht genau. Fährt man immer entlang des Sees, könnte ich Glück haben. Aber wer will schon immer auf ner Hauptstraße langgondeln, wo genervte Touris oder rücksichtslose Einheimische langdüsen? Das Problem ist nur: Alles nach der Straße wird mehr als kurvig und bergig... Auch hier befürchte ich Arges, gleichwohl siegt auch jetzt wieder die Stimmung des Optimisten, der da spricht: "Gemach, gemach - erst mal rankommen lassen, wird alles nich so heiß gegessen wies gekocht wird."
Ja und der letzte Plan, der hier soeben stirbt, ist der, dass ich mir heute an noch so einem wunderbaren Sommersonnentag auch nur einen entspannten Arbeitstag gönnen wollte. Zwischendurch mal arbeiten auf dem Balkon zwischen all dem Grünen und mit nem Glas kühlen leckeren Getränks neben mir.. Doch die Nachbarin, mit der ich aus Gründen ein nicht aus meiner Welt zu schaffendes Problem habe, öffnet wirklich jeden Tag all ihre Türen und Fenster (echt, auch die Wohnungseingangstür, ich weiß immer nicht, wat soll dat?), damit auch jeder was vom Gegreine ihres Kleinkindes hat (und der hat Stimme, das kann ich Euch sagen) - und wenn der mal still ist, dann schmeißt die auf ihrem Balkon ne Säge an....
Aber gut... Für jeden Plan, der stirbt, kommt ein neuer. Mal gucken, wie der neue aussieht!
Montag, 1. Juni 2015
Es gibt nix Gutes, außer man tut es
Home Office kann auch einsam machen, hat mir schon vor Jahren mal jemand gesagt, der sich damit auskennt.
Heute, ein dreiviertel Jahr nach meinem Umzug, kann ich das schon in gewisser Hinsicht bestätigen - und genieße insofern die Tage in L.
Heute, ein dreiviertel Jahr nach meinem Umzug, kann ich aber auch guten Gewissens behaupten, dass es durchaus seine Vorzüge hat. Oder wer kann schon behaupten, dass er so wie ich seine Pause verbringt? In der Mittagshitze, nackte Beine, ein lecker Käffchen auf dem Schoß und das Telefon mal für ein paar Minuten weit weg.
Auch der Liebste signalisierte über whatsapp ein völlig neidfreies "Daumen hoch" - und schickte alsdann die Wetteraussichten für unseren baldigen Kurzurlaub hinterher.
Waaahhhh!!!!
Bis zu 31 Grad sollns werden - und da will ER in die Berge? Auf nen Gipfel? Ich glaub, es hackt!
Da ist mir viel, viel mehr nach "in den See springen" (darf man in Italien eigentlich auch nackt?), nach Eisschokolade trinken oder ein Eis schlecken. Also nach allem möglichen, das nach Genuss schreit - und nicht nach Anstrengung, Frust und runtergeschluckte Mordgelüste auf schätzungsweise tausendzweihundert Meter übern Meeresspiegel.
Heute, ein dreiviertel Jahr nach meinem Umzug, kann ich das schon in gewisser Hinsicht bestätigen - und genieße insofern die Tage in L.
Heute, ein dreiviertel Jahr nach meinem Umzug, kann ich aber auch guten Gewissens behaupten, dass es durchaus seine Vorzüge hat. Oder wer kann schon behaupten, dass er so wie ich seine Pause verbringt? In der Mittagshitze, nackte Beine, ein lecker Käffchen auf dem Schoß und das Telefon mal für ein paar Minuten weit weg.
Auch der Liebste signalisierte über whatsapp ein völlig neidfreies "Daumen hoch" - und schickte alsdann die Wetteraussichten für unseren baldigen Kurzurlaub hinterher.
Waaahhhh!!!!
Bis zu 31 Grad sollns werden - und da will ER in die Berge? Auf nen Gipfel? Ich glaub, es hackt!
Da ist mir viel, viel mehr nach "in den See springen" (darf man in Italien eigentlich auch nackt?), nach Eisschokolade trinken oder ein Eis schlecken. Also nach allem möglichen, das nach Genuss schreit - und nicht nach Anstrengung, Frust und runtergeschluckte Mordgelüste auf schätzungsweise tausendzweihundert Meter übern Meeresspiegel.
Wie ich ihm diese Art der Besteigung also ausrede, weiß ich noch nicht genau.
Ich meine, wir hatten das alles schon mal - und wieso soll ich mir DAS im Urlaub freiwillig antun?!
Urlaub ist zum Entspannen da, zum Genießen - und das wird ja noch schöner, wenn mir erst jemand sagt, WIE ich entspannen soll? Das weiß ich vielleicht mal auch selber :)
Ich sitze nun also hier und sinniere, wie ich aus dieser.. äh.. Nummer rauskomme - und neben dem "Huch, sowas Blödes, ich hab die Wanderschuhe vergessen!" fällt mir momentan nur ein Comic ein, das mir unlängst bei FB begegnete.
Was mich übrigens sehr amüsierte, weil es mich an eigene Statements erinnerte, die ich schon mal anderswo zum Besten gab ;)
Ich bin ja ohnehin der Meinung, dass gewisse Dinge tatsächlich überbewertet werden. Lassen wir also den Mann in Ruhe seine Berge erklimmen, ihn schwitzen in irgendwelchen Studios - und genießen wir derweil das Leben! :D
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