Dienstag, 27. Dezember 2016
"Intelligenz ist chaotisch"
Ich habe mich beim Lesen dieses Artikels köstlich amüsiert!
Kurz gefasst ließe es sich also so sagen: "Die Chaoten, die gerne fluchen und nachts nicht in den Schlaf finden, die überall alles rumliegen lassen haben und deren Freunde an einer Hand abzählbar sind, das sind die eigentlich Intelligenten."
Ein wenig fühle ich mich an die E- und Gasherd-Geschichte erinnert, nach der ich zweifelsfrei befand: "Ich bin ein Kombigerät!"
Denn auch jetzt fühl ich mich irgendwie komplett dazwischen:
Die jeweiligen länger andauernden Phasen der durchwachten Nächte oder die des Murmeltierverhaltens wechseln zuverlässig einander ab. Ebenso wie die Phasen des absoluten Chaotentums (wo liegt was und wieso liegt das alles rum? Das aber fragt meist Herr Blau!) und der dann wiederum schon wieder fast peniblen Anwandlungen, in der mit der Zahnbürste Fugen ausgeschrubbt werden und der ganze Nippes von Herrn Blau nach und nach unauffällig in die große Truhe abwandert, weil es mich nervös macht, wenn Regale und Kommoden zugestellt werden.
Noch am Samstag wunderte ich mich latent über das Rowdyverhalten meiner Mama im Straßenverkehr und während ich mich gleich heute darüber wunderte, über welch zweifelhaften Wortschatz auch ich tatsächlich verfügen kann, lachten die Söhne: "Du bist genauso wie Oma!"
Ich kenne vielleicht recht viele Leute, aber befreundet bin ich tatsächlich nur mit ganz wenigen. Dazu reicht tatsächlich eine Hand.
Also ließe sich vermuten, dass mein eigener IQ im guten Mittelfeld liegen wird. Reicht vielleicht auch. Der EQ reißts wieder raus ;)
Danke, Hessen, für diesen äußert amüsanten Artikel. Mir ist natürlich klar, dass Du dabei vor allem an Dich selbst gedacht hast. Sind wir Chaoten also auch noch Egomanen, aber nu ja, es hätte uns ja auch schlimmer treffen können! ;)
Montag, 26. Dezember 2016
"Manchmal wissen alle was und wissens doch nicht." (Lilyhammer)
Bildquelle: http://weheartit.com/entry/271591376/explore?context_user=thainasep1914&page=11 |
Das Jahr neigt sich immer mehr dem Ende zu.
In den letzten Jahren, das muss ich gestehen, habe ich zum Ende hin aufgeatmet und gedacht: "Gut, dass es vorbei ist. Jetzt kommt ein neues Jahr und es wird ganz sicher ein besseres."
Ob es nun auch immer so war oder eher doch nicht, ob alles war wie immer oder auch nicht - das mag je nach Blickwinkel so oder so gewesen sein.
Für mein Empfinden habe ich nur einmal mehr das Kindsein vermisst.
Die Unbedarftheit.
Das Entdecken wollen.
Einfach das.. Mensch sein.
Wann macht man dem anderen eine Freude, so außerhalb Weihnachten, Geburtstag?
Wie oft denkt man "Ich lieb dich wie verrückt" - und wie oft sagt man es?
Wie oft begegnet man sich an einer Kasse und schaut sich kaum in die Augen?
Wie oft lässt man sich einen Kaffee servieren und schaut sich kaum in die Augen, wegen dem Handy in der Hand?
Wie oft ist man versucht, am Klofräulein vorbeizuhuschen in der Hoffnung, dass sie grad unaufmerksam genug war zu bemerken, dass man einen Groschen einsparen wollte?
Wie oft hat man Blumen geschenkt bekommen und sich einfach nur gefreut, ohne zu denken: "Hat er ein schlechtes Gewissen?"
Wie oft schaut man Passagiere an, die in den Flieger oder die U-Bahn mit einsteigen wollen, und fragt sich: "Muss ich seine Tasche für verdächtig halten? Komm ich hier wieder lebend raus?"
Gedanken entstehen im Kopf.
Ängste entstehen aus Gedanken.
Ich meide die Medien, wenn es mir zuviel wird, und mir ist bewusst, dass die Welt nicht besser wird allein in der Vermeidungstaktik. Aber ich will sie nicht, diese eingepflanzten Gedanken, die Angst schüren. Ich will mich nicht fragen, ob ich einen Weihnachtsmarkt besuchen oder in eine Bahn steigen kann. Angst in der Dunkelheit hatte ich schon immer, schon als Kind, seit morgens auf dem Weg zum Bus der Mann in der Dunkelheit neben dem Baum stand, als habe er nur auf mich gewartet. Als habe er gewusst, dass da um diese Zeit jemand kommen würde. Der wohl einzige Morgen, an dem ich ohne meine Brüder zum Bus wollte. Bis heute vermeide ich es, allein in der Dunkelheit unterwegs zu sein. Bis heute fürchte ich mich allein in einer dunklen Wohnung. Verbrechen hat es auch bei uns immer schon gegeben, auch wenn die Dimension heute eine andere ist.
In diesem Jahr habe ich mehr Weihnachtskarten versendet als noch im letzten Jahr. Handgeschrieben, auch wenn meine Schrift dank Zitterpartie etwas schlechter geworden ist. Und wenn auch nicht in der Seelenruhe wie gehofft. Aber ich liebe es, Handgeschriebenes zu verschicken. Auch weil ich diese Sammelbildchen zum Beispiel bei FB nicht mag. Oder diese Kettennachrichten bei whatsapp.
Das Persönliche geht mir einfach zu sehr verloren.
Aber ein Bildchen ist natürlich leichter ausgewählt, Personen markiert und verteilt, als passende Weihnachtskarten auszuwählen, Adressen hervorzukramen und etwas aufzuschreiben, Briefmarken zu besorgen und die Karten aufzugeben.
Wann immer ich einen Kaffee oder auch mehr bestelle, schaue ich den Menschen in ihr Gesicht, in ihre Augen, wir lächeln uns an. Sage "Bitte schön" und "Danke schön" und kann auch, wie wir es in der Kindheit gelernt haben, in ganzen Sätzen formulieren "Ich möchte gern einen Milchkaffee, bitte."
Es war ein Inder übrigens, der mal zu uns gesagt hatte, dass er es so schön, so wohlklingend findet, unser "Danke schön." Nicht einfach nur ein hingerotztes "Danke", nein, ein "Danke schön". Es klinge wesentlich freundlicher und ehrlicher.
Dem Klofräulein habe ich heute meine gesamte vermünzte Barschaft auf den Teller gekippt, so wie auch schon mal zuvor einem Bettler in seinen Geigenkasten, und ihr noch ein paar schöne Feiertage gewünscht in der Hoffnung, da möge noch mehr kommen als die zum Teil unaussprechlichen Hinterlassenschaften von Nutzern. Sie hat mich angelächelt, sie mit ihren blauen Augen in einem freundlichen Gesicht voller Runzeln.
In Bussen, in U-Bahnen betrachte ich Familien mit Kindern. Kinder sind noch so... echt.
Dann denke ich an Churu, an all die Kinder und die Frauen, sehe mich wieder von ihnen umringt, wie sie mich berühren, meine Hand halten wollen, wie sie lachen, wie sie mich ansehen, spüre wieder diesen unvergesslichen Zauber und dieses wunderbare Gefühl frei von jeglicher Berührungsangst. Wo doch grad ich jemand bin, der es gar nicht mag, wenn man ihn einfach berührt. Und dann auch noch Fremde!
Dann lächle ich, dann lächeln manchmal die Eltern, zaghaft noch, weil unsere Sprachen einander so anders sind - aber wen interessiert das schon, denn ein Lächeln versteht jeder und überall..
Ich liebe es, wenn Herr Blau heimkommt und sagt: "Das ist so schön, wie du dich immer freust, wenn ich da bin."
Manchmal schaue ich ihn an, auf sein Lächeln, das ich so liebe, in seine blauen Augen, in denen ich versinken kann, und dann sage ich: "Hab ich dir eigentlich schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?"
"Nö", blättert er in der Zeitschrift
"Na ja macht ja nüscht", zucke ich die Schultern.
Und dann lächeln wir.
Vermutlich hat Herr MiM recht und man muss zum Beispiel nur ein bisschen mehr auf die Kraft der (eigenen) Werte vertrauen.
Samstag, 24. Dezember 2016
Weihnachten in Familie!
Das Auto kommt mit so einem Zuck rückwärts aus der Garage förmlich geflogen, dass nur noch ein beherzter Sprung zur Seite mein Leben retten kann.
"Hast du es so eilig?"
"Wieso? Ich fahr doch ganz gemütlich? Ich schleich schon fast."
"Jetzt fahr doch mal, du Blödmann!"
"Drängeln kostet, Mama!"
An der Linksabbiegerampel dem geradeaus wollenden Gegenüber noch schnell die Vorfahrt genommen.
"Wenn ich warte, bis der fertig ist, hat der Laden inzwischen geschlossen!" werden die Schultern gezuckt.
Weihnachten mit der Mama - immer wieder eine Aufregung wert!
Eigentlich hatte ich mich in diesem Jahr mit einem Video über die Feiertage persönlich von Euch verabschieden wollen. Doch hatte ich dafür ein Gedicht von Loriot gewählt, das insbesondere angesichts von Berlin einfach nicht mehr passen mochte. Inzwischen sind die Söhne und ich auf die Insel gefahren und genießen das Miteinander, genießen das, was wir haben, dass wir soweit gesund sind und es uns gut geht - und das wünsche ich auch Euch von Herzen.
"Hast du es so eilig?"
"Wieso? Ich fahr doch ganz gemütlich? Ich schleich schon fast."
"Jetzt fahr doch mal, du Blödmann!"
"Drängeln kostet, Mama!"
An der Linksabbiegerampel dem geradeaus wollenden Gegenüber noch schnell die Vorfahrt genommen.
"Wenn ich warte, bis der fertig ist, hat der Laden inzwischen geschlossen!" werden die Schultern gezuckt.
Weihnachten mit der Mama - immer wieder eine Aufregung wert!
Eigentlich hatte ich mich in diesem Jahr mit einem Video über die Feiertage persönlich von Euch verabschieden wollen. Doch hatte ich dafür ein Gedicht von Loriot gewählt, das insbesondere angesichts von Berlin einfach nicht mehr passen mochte. Inzwischen sind die Söhne und ich auf die Insel gefahren und genießen das Miteinander, genießen das, was wir haben, dass wir soweit gesund sind und es uns gut geht - und das wünsche ich auch Euch von Herzen.
Bildquelle: http://previews.123rf.com/images/pauljune/pauljune1211/pauljune121100017/16477714-Eulenfamilie-Weihnachtsgru--Lizenzfreie-Bilder.jpg |
Donnerstag, 22. Dezember 2016
...
"How rare and beautiful it is to even exist."
Ich gebe zu, ein bisschen macht er mich ja schon wuschig, dieser emsige kleine Kerl. Aber ich liebe es, weil ich einfach.. die Aussage dahinter liebe.
Mittwoch, 21. Dezember 2016
Es liegt immer nur an uns. Aber wie nun weiter?
Schon den halben Abend sitze ich irgendwie ratlos vor dem Bildschirm, ohne etwas geschrieben zu haben, ohne etwas zu tun, die Musik läuft leise, im Raum hängt noch der Duft des Abendessens. Die Jungs liegen satt und irgendwie zufrieden auf ihren Betten, schauen fern oder hängen an ihrem Telefon.
Ich scrolle mich wahllos, rastlos durch die Posts der abonnierten Blogs, lese nicht, überfliege nur, finde nichts, das mich heut Abend irgendwie.. einfängt. Mitnimmt. Irgendwohin.
Ich scheue mich davor, Nachrichten zu schauen, Nachrichten zu lesen, ganz gleich wo.
Ich wurde geboren in einer Welt, in der den Menschen das Denken abgenommen, sie des Denkens entwöhnt wurden - oder es werden sollten. In einer Welt, in der wir auf die Schulbänke die Frage ritzten: "Wie soll man eine Weltanschauung haben, wenn man sich die Welt nicht anschauen darf?"
In einer Welt, in der Atlanten herausgegeben wurden mit - nun sagen wir - neu definierten Ländergrenzen, die eben nur in diesen Atlanten existierten. In einer Welt, in denen Eltern die Kinder genommen wurden, sobald sie den Mut aufbrachten, ihre Fragen laut zu stellen und zugleich auch Antworten zu bewerten, zu hinterfragen.
Eine Welt, die zugleich aber auch eine scheinbare Sicherheit suggierte. Eine Sicherheit, das einem nichts wirklich passieren konnte, wenn man nur den Mund hielt und nicht wirklich nachdachte.
Der Weg schien klar. Man wird geboren, geht zur Schule, geht arbeiten, geht in Rente, stirbt, das wars. Friedlich und unaufgeregt.
Doch dann öffneten sich die Grenzen.
Tausende verließen ihr Zuhause.
Weg, nur weg.
"Ich geh hier nicht weg. Was soll sonst hier werden, wenn wir alle abhauen?"
Mein damaliger Mann konnte mir diese Frage nicht beantworten, doch weil ich mich weigerte zu gehen, blieb auch er. Und wir schauten auf diese neue Welt, die sich uns eröffnete. Richteten uns darin ein. Uns war bewusst, wie viel Glück wir tatsächlich hatten..
Und irgendwann begann ich mich zu interessieren. Hörte genauer hin, genauer zu, schaute genauer hin. Weiß ich deshalb heute mehr? Nein, das tue ich nicht. Ich vermag vor allem.. inzwischen nicht mehr zu unterscheiden, was kann ich glauben, was ist ein Fakt, was ist ein Fake? Bin ich nun zu müde oder ist es zu schwierig geworden, Wahrheiten ausfindig zu machen? Die Welt ist voller Realisten, und jeder von ihnen geht davon aus, es sei so wie er es wahrnehme. Jeder von ihnen glaubt, er habe genug gelesen, sich genug interessiert.
Und hier steh ich. Und hab so viele Fragen. So viel Angst. Und immer noch.. Hoffnung.
Beinah möchte ich lachen über eines der ersten Statements aus der Politik zum gestrigen Abend, aber es wäre ein bitteres, ein zynisches Lachen - und eins, das mich selber glauben ließe, es gäbe ja doch keine Hoffnung mehr.
Und während die einen sich diesen Worten öffnen und Wählerstimmen "abwandern", wollen die anderen ausnahmslos ihre Arme öffnen.
Und hier steh ich. Und ich hab Angst. Vor dem, was kommt. Vielleicht. Ich frage längst nicht mehr, ob, ich frage mich, wann? Rund 23 Jahre existiert die EU, existieren offene Grenzen innerhalb Europas, innerhalb der Staaten, die in die Gemeinschaft aufgenommen wurden. Wir haben die Vorzüge gern angenommen und über anderes großzügig hinweggesehen. Wir haben die Kriege wahrgenommen, die in Jugoslawien, die im Irak, die in Afghanistan, wir haben gegen die Kriege demonstriert; es wurden Kerzen für Paris, für London, für New York, für Brüssel, München, Berlin und Frankreich angezündet. Profilbilder wurden farbig markiert, um "Flagge" zu zeigen.
"Ich mag solche Kettennachrichten nicht", schrieb ich erst heute via whatsapp, nachdem auch mir auf diese Weise so ein Bild zugeschickt worden war. "Ich glaube die Message dahinter nicht. Erschütternd ist das, was passiert ist, in jedem Fall. Das ganze Morden, diese grausame Brutalität, manchmal kann ich das kaum noch aushalten.. Dann will ich einfach nur noch ganz weit weg sein [...] Es ist soviel Hass unter den Menschen, ich frag mich, was ist mit der Liebe?"
Hier steh ich. Und frage mich: Was kommt wann? Was ist letztlich noch möglich, um aufzuhalten, dass wir uns alle gegenseitig an den Hals gehen? Wie viel kann ich bewegen, bis wohin kann ich mich bewegen?
Habe ich wirklich geholfen, indem ich Tausende Menschen aufnehme, die vor einem Krieg fliehen, den wir selber mit befüttern, ganz egal, auf welche Weise? Habe ich damit nicht eher nur mich selber beruhigt?
Seit 23 Jahren gibt es die EU, noch länger gab es Kriege - und nun kommen Millionen von Menschen? Tatsächlich mit einem Mal - oder doch schon lange angekündigt und nur zu lange ignoriert?
"Friedliche Zeiten sind eine Ausnahme. Nicht die Regel.
Aber es liegt an uns und wie wir uns einbringen werden, ob wir aus der Ausnahme eine Regel machen können."
Lese ich heute hier.
Nicht zum ersten Mal lese ich solche Aussagen.
Aber keiner sagt, WIE das geht. Keiner sagt, WIE kann ich mich einbringen? Nicht die AfD wählen - ja, aber das allein ist es ja nicht.
Nicht zum ersten Mal stelle ich solche Fragen.
Als ich mich gestern Vormittag auf den Weg nach L machte, habe ich entgegen der letzten Wochen kein Radio gehört, nur Musik aus meiner eigenen Playlist. Ich sah nichts "anderes", ich hörte nichts "anderes". Ich fühlte mich ganz gut, es ging mir ganz gut soweit, die Sonne schien, alles schien friedlich. Von Berlin erfahre erst am späteren Abend. Es ist, als käme ich aus der einen Welt in eine ganz andere.
Beinah ist es wie ganz früher.
Mittwoch, 14. Dezember 2016
Only Love Can Hurt Like This
Gerade bist Du gegangen.
Alles hier atmet noch den Duft des Tees, den Du nicht mehr ausgetrunken hast.
Geblieben sind auch die Gedanken, die seit Deinem Besuch hier im Raum zurück blieben.
Wenn nur Liebe so sehr weh tun kann, impliziert es dann, dass wir nicht mehr lieben, wenn es nicht mehr schmerzt?
Ich bin mir der Antwort gar nicht mehr sicher.
Was habe ich denn schon groß gemacht?
In verschiedenen Blogs kann ich derzeit lesen, wie der eine oder die andere sein Jahr 2016 zusammenfasst und oft klingt durch, dass es kein gutes Jahr war.
Was mich betrifft, ich glaube, ich möchte in diesem Jahr darauf verzichten, mein Jahr zu beschreiben. Auch kann ich, wenn ich so darüber nachdenke, ohnehin nicht in Worte fassen: War es nun ein gutes oder ein weniger gutes Jahr? Es war zumindest nicht ganz so bedrückend wie 2015. Vielleicht war es auch nicht so sonnig, wie ich es mir wohl gewünscht hatte. Hätte.
Was habe ich denn schon groß gemacht?
Ich habe gelacht und geweint, geliebt und verachtet, wieder länger geschlafen und viel mehr dabei geträumt als sonst, mich aber auch wieder öfter nachts durch die Programme gezappt, mir das Haar wieder abschneiden lassen (entweder ist das eine Marotte von mir oder aber ich habe einfach noch nicht gefunden, was wirklich zu mir passt), meine Musikdatenbank weiter aufgefüllt und dabei wesentlich lebendigere Musik hinzugefügt als noch im letzten Jahr; habe mich von einem Traum verabschiedet und einen Ring unwiderruflich tief in einer Holzkiste vergraben; ich habe in diesem Sommer Entscheidungen getroffen, die ich aller Voraussicht nach in den nächsten Monaten umsetzen werde. Umsetzen kann. Damit werde ich mir nicht nur Freunde machen und vermutlich den einen oder anderen Abschied hinnehmen müssen.
Sieht also so aus, als würde sich mein ganz persönliches 2016 in 2017 fortsetzen.
Aber seit ich aus Indien zurück bin, fühle ich wieder mehr Gelassenheit und auch mehr Zuversicht.
Und die Hoffnung, dass es ein guter Weg wird.
"Wie finde ich nur meinen Weg?" hat J. mich heute gefragt.
"Deinen Weg finden..", habe ich nachdenklich geantwortet. "Wenn du mich fragst.. Man geht immer seinen Weg, gestern wie heute.. Die Frage ist aber: Wo will ich ankommen? Wo will ich sein - und mit wem?"
Manchmal muss man sich einfach nur was zutrauen. Sich trauen. Ja, man kann viel verlieren - man kann aber auch viel gewinnen. Und manches geht nie, egal, ob es noch da ist oder nicht. Manches.. bleibt einem für immer. Für mich ganz persönlich ist das etwas Positives.
Ich glaube an das Gewinnen. Immer noch. Auch in 2017. Auch wenn es in 2016 nicht funktioniert hat. Auch wenn die Arbeit daran härter ist als gedacht.
Nur jetzt grad - jetzt bin ich müde. Die letzten Nächte waren irgendwie... so kurz.
Dienstag, 13. Dezember 2016
Reinste Kaffeesatzleserei!
Am Anfang hab ich es gar nicht soooo wahrgenommen. Aber nach der vierten, fünften Tasse Kaffee fiel mir auf, dass mir geheime Botschaften gesendet wurden... Und ab dann begann ich, sie zu fotografieren.
Sonntag Also ich finde schon, dass man es immer noch erkennen kann! Auch ohne schief gucken! |
Montag Hier fand ich es noch deutlicher. |
Dienstag Morgen Jetzt sogar ausgefüllt. Mit voller Inbrunst also, könnte man jetzt interpretieren. Ich begann mich zu fragen... WER IST DA? Und meint der wirklich mich? |
Montag, 12. Dezember 2016
Happyness Is A Piece Of Cake
Bildquelle: https://stocksnap.io/photo/0JMXZQPFL9 |
Bildquelle: https://stocksnap.io/photo/G5MY3MM6YE |
Ich bin ein Spätzünder, ich weiß.
Um Kritiken, irgendwelche Schreibereien kümmere ich mich nicht.
Ich will selber sehen, selber schmecken, tasten, ausprobieren.
Und dann sagen: Es war gut. Oder es war nicht gut.
Ich kann nicht sagen, dass "Fifty Shades of Grey" DER Knaller war.
Ich kann nicht sagen, was Zuschauer sich erhofften zu sehen.
Ich kann auch nicht sagen, dass der Film nicht.. typische irreale Kitschromantik an sich gehabt hätte.
...aber ich mochte den Film.
Mir haben die Bilder gefallen.
Mir hat die Verbindung zwischen Bild und Klang gefallen.
In jeden einzelnen Moment habe ich mich mitnehmen lassen, die langen Strümpfe über die Knie gezogen und meine Arme um die Beine geschlungen. Und beinah regungslos geschaut, während in meinem Kopf tausend Bilder durcheinanderstürzten.
Bevor wir nach Indien flogen, fühlte ich mich aufgebracht, aufgewühlt - und wusste zugleich, dass es das alles.. nicht wert ist vielleicht. Dass es anders auch geht. Dass man nur den Mut aufbringen muss. Dass man nur den Mut vermitteln können muss - und da ist, wenn einer springt.
Ich weiß nicht so genau, was in den Tagen passiert ist, in denen wir in Asien waren. Was genau in mir passiert ist. Ich glaube, ich möchte es mit einem Zitat von einer Frau ausdrücken, die ich sehr gern sehen mag - weil ich ihr jedes einzelne Wort, das sie sagt und das sie auch nicht sagt, glaube.
“Ich habe keine Geduld mehr für bestimmte Dinge.
Nicht weil ich arrogant geworden bin, sondern einfach nur, weil ich einen Punkt in meinem Leben erreicht habe, an dem ich keine Zeit mehr mit dem, was mir missfällt oder mir wehtut, verschwenden will.
Ich habe keine Geduld mehr für Zynismus, für übertriebene Kritik und Forderungen jeder Art.
Ich hab den Willen verloren, denen zu gefallen, die mich nicht mögen; die zu lieben, die mich nicht lieben; und die anzulächeln, die mich nicht anlachen wollen.
Ich verschwende keine einzige Minute mehr an die, die lügen und manipulieren. Ich habe mich entschlossen, nicht mehr mit Verstellung, Heuchelei, Unehrlichkeit und billigem Lob zu koexistieren.
Ich toleriere weder selektive Gelehrsamkeit noch akademische Arroganz.
Ich werde mich auch nie an den so beliebten Klatsch gewöhnen.
Ich hasse Konflikte und Vergleiche.
Ich glaube an eine Welt der Gegensätze und darum vermeide ich Menschen mit starren und unflexiblen Persönlichkeiten.
In Freundschaften mag ich Mangel an Loyalität und Verrat nicht. Ich komme nicht klar mit solchen, die keine Komplimente oder ein Wort der Ermutigung geben können.
Übertreibungen langweilen mich und ich habe Schwierigkeiten Menschen zu akzeptieren, die keine Tiere mögen.
Und obendrein habe ich keine Geduld für alle, die meine Geduld nicht verdienen.“
Meryl Streep
(Urheber: José Micard Teixeira)
Mir wurde so oft gesagt "Lös dich von dem, das dir nicht gut tut" - und es ist ja nicht so, dass ich nicht weiß, was das ist. Es ist nur so, dass es oftmals an der Konsequenz mangelt, aus welchen Gründen auch immer.
Es ist auch nicht so, dass nicht auch ich dann und wann versucht hätte, jemand anderes zu sein. Überhaupt anders zu sein. Um wahrgenommen zu werden. Um gesehen zu werden.
Womöglich habe ich nicht über Dinge mitgelacht, die ich nicht lustig fand.
Ganz sicher habe ich nicht all das mitgemacht, das andere wollten.
Aber ich wollte womöglich.. zu vieles tun, um dazugehören.
Und am Ende, irgendwann mitten auf dem Weg, da bleibt man stehen und erkennt: Man ist immer der, der man war, und wenn man auch noch so sehr versucht, jemand anderes zu sein - das eigene Ich kommt wieder, wenn man es lässt. Oder man verbiegt sich so lange, bis man bricht.
Also lasse ich los. Also habe ich losgelassen. Mich freigemacht von den Gedanken und Erwartungen anderer. Was man über mich redet, will ich gar nicht wissen, es interessiert mich nicht. Was man von mir denkt, will ich auch nicht mehr wissen - weil ich nicht will, dass es mich beeinflusst. Dass es mich behindert. Ich will ich sein. Und das genießen, was ich bin. Wer ich bin.
In manchem zu schnell, in manchem zu langsam, manchmal zu früh, manchmal zu spät.
Das ist egal.
Solange ich mich selber dabei fühlen kann.
Tu Dir den Hass auf die anderen nicht an, kleine J. Du kannst sie nicht ändern und sollst das auch gar nicht. Aber sie sollen Dich auch nicht ändern. Mach das, was sie sagen, nicht zu Deinen Gedanken, und mach das, was ihr Problem ist, nicht zu Deinem. Wenn sich eine Tür nicht völlig schließen lässt, dann lass sie einen Spalt offen. Nur ein bisschen. Nicht zu weit, damit Du sie jederzeit für einen Moment wieder schließen kannst.
Für den Moment, in dem Du Luft holst. Atmest. DICH spürst. Egal ob Du gerade tanzen oder in den Boxsack schlagen willst. Tus doch einfach.
Und dann besinne Dich ganz auf Dich. Mach was nur für Dich.
Hier in der Wohnung gibt es überall kleine Dinge, Fotos, irgendwas, das mich an meine Träume und Ziele erinnert. Ganz bewusst hängen oder stehen sie hier und da, wie zufällig hingeordnet oder zwischen den Büchern, aber ich kann sie jeden einzelnen Tag sehen. Und inzwischen.. muss ich nur noch die Augen schließen - und dann bin ich da, wo ich sein will. In Millisekunden habe ich mich aufgelöst und bin irgendwo.. Und wenn ich die Augen wieder öffne, singe ich in der Küche, während ich mir einen heißen Kaffee aufgieße und daran denke, wie gut es ist, dass ich genau hier so stehen und genau das tun kann.
Dann rolle ich die langen Strümpfe wieder über die Knie, öffne das Hemd, stecke mir das Haar zusammen und fühle mich für einen Moment.. federleicht und wunderschön und.. ein bisschen shade of grey.
Du weißt, dass die Realität eine andere ist - und ich weiß das auch. Na und?
Jetzt und hier fühle ich mich so und ich fühle mich damit glücklich - und das wünsche ich mir für Dich auch.
Für mich ist es zu schade geworden um all die Zeit, die wir mit zu vielem anderen vergeuden.
Donnerstag, 8. Dezember 2016
Do I Smell Weekend?
Wir schreiben Donnerstag Mittag und mir ist schon jetzt nach Wochenende.
Nutze meine Mittagspause nicht für Essen, nicht fürs Post wegbringen, sondern für einen herrlichen aromatischen Kaffee in der eisigen Mittagssonne (wooaarrr what a feeling!!), wiege mich im Takt der wunderbaren Musik und denke daran, dass das Wochenende doch irgendwie schon sachte anklopft.
Jedenfalls fühle ich das so.
Und dabei.. war es diesmal eine Woche voller angenehmer Überraschungen.
Jedenfalls empfinde ich das so!
Montag:
Ich lese in anderen Blogs von einem Wochenstart, den ich mir so nicht unbedingt wünsche. Genieße meinen Kaffee und pfeife das Hohelied aufs Homeoffice falsch und laut und schräg durch die Zähne.
Und so entspannt, wie dieser Montag begann, endet er auch.
Dienstag:
Es ist Dezember. Abrechnungsmonat also. Was für mich bedeutet: Noch einmal schnell das Labor besuchen, mich freuen, dass diesmal nix mit Vene und so suchen ist - Nadel rein, Blut raus, Rezept genommen, zack weg. So liebe ich das! Entdecke erst später einen Monsterbluterguss an der Einstichstelle und bin froh, dass der distinguierte ältere Herr in der U-Bahn vermutlich nur Smalltalk betreiben wollte, als er mich ansprach: "Verzeihen Sie, wenn ich Sie die ganze Zeit angestarrt habe."
"Kein Problem", lächle ich freundlich.
"Aber erlauben Sie mir die Frage: Sie sind doch nicht die, die von der Kripo gesucht wird, oder?"
Ich sage nur: Rush Hour. Vollbesetzte U-Bahn. Jetzt starren mich ALLE an!
"Äh.. nein! Ganz sicher nicht!"
Bin froh, dass ich weder Hände noch Arme vorzuzeigen hatte. Die offensichtlichen Stichwunden hätten womöglich noch Schnuffi, den Drogenhund auf den Plan gerufen?
Er lacht, ich lache.
"Darf ich Sie auf einen Glühwein einladen?"
"Äh.. nein! Danke! Ich habe noch zu arbeiten."
Auf diesen Schreck einen... Schokoriegel!
Betrete also schwungvoll und fröhlich den Supermarkt umme Ecke und als ich an die Kasse trete und die Verkäuferin anstrahle, strahlt sie zurück: "Ich hab da was für Sie!" und legt mir ein eingewickeltes Schokoladenei hin. Der Chef der Filiale guckt ihr dabei zu, guckt mich an und legt mir eine Apfelsine dazu: "Ist doch Nikolaus heute!"
Mittwoch:
Hat jemand was schreien hören? Zalando war da!
"Schon wieder?" stöhnt Herr Blau.
"Ist dir eigentlich mal aufgefallen, dass ich nicht eine einzige Winterjacke habe?" frage ich pikiert. "Seit Jahren schon nicht mehr, kein Wunder also, dass ich jedes Jahr im Dezember krank wurde."
"Wie soll mir das auffallen? Draußen hängt alles voll von deinen Jacken!"
"Ja aber da ist keine einzige Winterjacke dabei. Und wenn wir mal einen Winterspaziergang machen wollen, können wir das nicht, weil ich dann erfrieren würde."
Ich weiß ja, dass ich einen Jackentick habe.
Also eigentlich einen Strickjackentick. Was für andere Frauen die Handtasche, die Schuhe usw. sind, sind für mich eindeutig die Strickjacken. Am liebsten grobgestrickt, weil, ich wirke dann so zart darin!
Am Abend legt mir Herr Blau die Briefpost auf den Tisch. Dabei: eine Weihnachtskarte einer Bloggerin!! Angekündigt zwar (wie solls sonst auch gehen, wenn sie meine Adresse nicht kennt?) - aber ich freue mich wie irre!! Handgeschriebene Karten und Briefe - da kommt nix ran, egal, wie gut es gemacht wurde!
Donnerstag:
Nun. Zum heutigen Donnerstag gibts ja noch nicht so viel zu sagen, außer dass ich den ganzen Vormittag meine Kreativität ausleben durfte hinsichtlich eines Abschiedsgeschenks für einen Kollegen. Habe nach viel zu langer Zeit also mal wieder die zum Geburtstag geschenkten Stifte und so ausgekramt. So würde ich öfter arbeiten wollen!
Und dass die Sonne immer noch wie verrückt scheint! Den vierten Tag in Folge! Könnteste doch glatt närrisch werden, oder?
Freue mich schon auf den Feierabend, wenn Herr Blau und ich uns auf ein Weinchen treffen (wir ertragen uns auch nüchtern, wir gehn hier nur was verkosten) und ich dazu erstmals meine neue Winterjacke ausführen darf.
Frauen sind echt so... simpel gestrickt, ich fasse das gar nicht. Kann gar nicht nachvollziehen, dass die Männer uns nie kapieren.
Egal. Bald ist Wochenende. Wie gesagt: Ich kanns schon riechen!
Mittwoch, 7. Dezember 2016
Ich will doch nur spiel'n!
Letztens las ich irgendwo, dass nicht Facebook, Twitter & Co. die schlimmsten Enthüllungsmonster seien - sondern Vierjährige im Kindergarten.
Einem Spontanprusten unterlegen, hätte ich beinah das köstlichste aller guten-Morgen-Getränke verschüttet - in Erinnerung an meinen Vater, der diesen Satz vermutlich nicht nur doppelt und dreifach unterstrichen, sondern auch mit tonaler Vehemenz (ausreichend bis zum Stadtrand, ach nee, da wohnense ja, als sagen wir: bis zur Stadtmitte) bekräftigt hätte.
Meine Mama - Zeit ihres Lebens Erzieherin - hat, glaube ich, zwei Kardinalsfehler in ihrem Leben begangen: eine redselige Tochter zu bekommen und diese dann auch noch mit in ihren Kindergarten zu nehmen. Dass sie mich nicht in ihrer, sondern in der Gruppe ihrer Kollegin unterbrachte, war möglicherweise ein dritter Kardinalsfehler. Ich weiß heute nicht mehr, wie oft diese Erzieherin zu meiner Mutter schritt: "Sag mal, was war denn bei euch los, Helma hat da sowas erzählt?!" Ich weiß demzufolge auch nicht mehr, wie oft meine Mutter puterrot nach Ausreden gesucht und mein Vater abends die Augen verdreht und entnervt ausgeatmet hat: "Man kann sich ja nirgendwo mehr blicken lassen!"
Und weil ich auch heute noch dann und wann ganz gerne erzähle (lustigerweise im Blog mehr als im Realen, nu ja, immerhin), war dies jetzt die - zugegeben etwas längere - Einleitung zu dem, was ich eigentlich erzählen wollte. Nämlich was über meine Eltern.
Meine Mama ist ein Spieljunkie. Also nicht für Geld, das hat sie nie gemacht, wird sie auch nie. Aber Spielen just for fun ist einfach ihr Ding. Unzählige Abende und mitunter auch halbe Nächte haben wir "Mensch ärgere dich nicht" oder Rommé oder Bridge gespielt. Dann - vor rund 15 Jahren - hielt bei Ziggenheimers sen. der erste Computer Einzug - und mit Solitär fing dann alles erst so richtig an. Sie hat sich auch übrigens geschätzte zehn Mal bei Günter Jauch beworben. Eine Antwort ist leider nie gekommen. Und Lotto - ach, von Lotto muss ich nix erzählen. Aber da sind sich beide auch einig: Lotto muss.
Sie waren sich überhaupt in der Hinsicht meist einig: Der Papa schaut Fußball oder Dokumentationen aus Fauna und Flora und die Mama sitzt am PC und zockt. Der Papa hatte vielleicht nur nicht bedacht, dass die Mama dann NUR noch zocken würde.
"Ja wo soll deine Mutter schon sein? Am PC natürlich!" hat er zu oft entnervt ins Telefon geschrien, "ich kann froh sein, wenn ich hier noch was zu essen kriege!"
Die Mama hat gnädig lächelnd abgewunken: "Was regst du dich so auf? Du spielst ja nicht mit mir."
(Ich glaube, ich bin Mamas Kind!)
"JA und du weißt auch ganz genau, wieso!" hat er sich dann erst recht in Rage geschäumt.
Und dann lacht die Mama nur noch - genauso wie ich am anderen Ende der Leitung.
Es muss um die 20 - 25 Jahre (ja tatsächlich!) her sein, da saßen die Mama und der Papa abends gemütlich beim "Mensch ärgere dich nicht". Der Papa brachte drei seiner Kegel ins Häuschen, während die Mama drei ihrer Kegel noch nicht mal ins Spiel bringen konnte. Der letzte Kegel vom Papa stand vorm Häuschen und was ihm zu seinem Sieg noch fehlte, war der Würfel mit ner Eins. Siegessicher hat er gezählt: "Das schaffst du nie! Du müsstest jetzt drei Sechser und einen Fünfer würfeln, um mich hier rauszuschmeißen, aber eh du da bist, bin ich schon drin!"
Und die Mama würfelte.
Die erste Sechs.
Die zweite Sechs. (Da wurde der Papa leicht nervös.)
Die dritte Sechs. (Ich vermute leichten Blasenschlag des Papa-Blutes in den Adern.)
Als die Fünf kam, packte der Papa das Brett und warf es in so hohem Bogen in die Zimmerecke, dass noch Jahre später Kegel wiedergefunden wurden.
"DAS IST BETRUG!!" hat er gebrüllt und noch so einiges anderes, das ich trotz aller Schwatzhaftigkeit hier gar nicht wiedergeben möchte.
Die Mama hat sich gelassen amüsiert: "Ich glaube, du hast den Sinn des Spiels nicht verstanden."
(Ich BIN ihre Tochter!)
Fakt ist: Er hat seither kein Brettspiel mehr angefasst.
Und wir haben der Mama vor zwei Jahren ein Tablet zu Weihnachten geschenkt und ihr erklärt, wie sie damit sowohl offline als auch online spielen kann. Sie muss ja schließlich mit der Zeit gehen - auch beim Spielen.
Und unabhängig sein. Ich habe es bewusst vermieden, mich zu fragen, wie oft der Vater wohl seine drei Kinder verflucht hat. Zu essen wird er wohl immer noch bekommen haben, er sieht zumindest ganz danach aus!
Einem Spontanprusten unterlegen, hätte ich beinah das köstlichste aller guten-Morgen-Getränke verschüttet - in Erinnerung an meinen Vater, der diesen Satz vermutlich nicht nur doppelt und dreifach unterstrichen, sondern auch mit tonaler Vehemenz (ausreichend bis zum Stadtrand, ach nee, da wohnense ja, als sagen wir: bis zur Stadtmitte) bekräftigt hätte.
Meine Mama - Zeit ihres Lebens Erzieherin - hat, glaube ich, zwei Kardinalsfehler in ihrem Leben begangen: eine redselige Tochter zu bekommen und diese dann auch noch mit in ihren Kindergarten zu nehmen. Dass sie mich nicht in ihrer, sondern in der Gruppe ihrer Kollegin unterbrachte, war möglicherweise ein dritter Kardinalsfehler. Ich weiß heute nicht mehr, wie oft diese Erzieherin zu meiner Mutter schritt: "Sag mal, was war denn bei euch los, Helma hat da sowas erzählt?!" Ich weiß demzufolge auch nicht mehr, wie oft meine Mutter puterrot nach Ausreden gesucht und mein Vater abends die Augen verdreht und entnervt ausgeatmet hat: "Man kann sich ja nirgendwo mehr blicken lassen!"
Und weil ich auch heute noch dann und wann ganz gerne erzähle (lustigerweise im Blog mehr als im Realen, nu ja, immerhin), war dies jetzt die - zugegeben etwas längere - Einleitung zu dem, was ich eigentlich erzählen wollte. Nämlich was über meine Eltern.
Meine Mama ist ein Spieljunkie. Also nicht für Geld, das hat sie nie gemacht, wird sie auch nie. Aber Spielen just for fun ist einfach ihr Ding. Unzählige Abende und mitunter auch halbe Nächte haben wir "Mensch ärgere dich nicht" oder Rommé oder Bridge gespielt. Dann - vor rund 15 Jahren - hielt bei Ziggenheimers sen. der erste Computer Einzug - und mit Solitär fing dann alles erst so richtig an. Sie hat sich auch übrigens geschätzte zehn Mal bei Günter Jauch beworben. Eine Antwort ist leider nie gekommen. Und Lotto - ach, von Lotto muss ich nix erzählen. Aber da sind sich beide auch einig: Lotto muss.
Sie waren sich überhaupt in der Hinsicht meist einig: Der Papa schaut Fußball oder Dokumentationen aus Fauna und Flora und die Mama sitzt am PC und zockt. Der Papa hatte vielleicht nur nicht bedacht, dass die Mama dann NUR noch zocken würde.
"Ja wo soll deine Mutter schon sein? Am PC natürlich!" hat er zu oft entnervt ins Telefon geschrien, "ich kann froh sein, wenn ich hier noch was zu essen kriege!"
Die Mama hat gnädig lächelnd abgewunken: "Was regst du dich so auf? Du spielst ja nicht mit mir."
(Ich glaube, ich bin Mamas Kind!)
"JA und du weißt auch ganz genau, wieso!" hat er sich dann erst recht in Rage geschäumt.
Und dann lacht die Mama nur noch - genauso wie ich am anderen Ende der Leitung.
Es muss um die 20 - 25 Jahre (ja tatsächlich!) her sein, da saßen die Mama und der Papa abends gemütlich beim "Mensch ärgere dich nicht". Der Papa brachte drei seiner Kegel ins Häuschen, während die Mama drei ihrer Kegel noch nicht mal ins Spiel bringen konnte. Der letzte Kegel vom Papa stand vorm Häuschen und was ihm zu seinem Sieg noch fehlte, war der Würfel mit ner Eins. Siegessicher hat er gezählt: "Das schaffst du nie! Du müsstest jetzt drei Sechser und einen Fünfer würfeln, um mich hier rauszuschmeißen, aber eh du da bist, bin ich schon drin!"
Und die Mama würfelte.
Die erste Sechs.
Die zweite Sechs. (Da wurde der Papa leicht nervös.)
Die dritte Sechs. (Ich vermute leichten Blasenschlag des Papa-Blutes in den Adern.)
Als die Fünf kam, packte der Papa das Brett und warf es in so hohem Bogen in die Zimmerecke, dass noch Jahre später Kegel wiedergefunden wurden.
"DAS IST BETRUG!!" hat er gebrüllt und noch so einiges anderes, das ich trotz aller Schwatzhaftigkeit hier gar nicht wiedergeben möchte.
Die Mama hat sich gelassen amüsiert: "Ich glaube, du hast den Sinn des Spiels nicht verstanden."
(Ich BIN ihre Tochter!)
Fakt ist: Er hat seither kein Brettspiel mehr angefasst.
Und wir haben der Mama vor zwei Jahren ein Tablet zu Weihnachten geschenkt und ihr erklärt, wie sie damit sowohl offline als auch online spielen kann. Sie muss ja schließlich mit der Zeit gehen - auch beim Spielen.
Und unabhängig sein. Ich habe es bewusst vermieden, mich zu fragen, wie oft der Vater wohl seine drei Kinder verflucht hat. Zu essen wird er wohl immer noch bekommen haben, er sieht zumindest ganz danach aus!
Montag, 5. Dezember 2016
Szenen einer Partnerschaft: Reine Auslegungssache!
Ich gestehe: Unser Haus bleibt trotz aller Liebe zur Vorweihnachtszeit weitestgehend befreit von Klimbim und sonstigem Gedöns. Selbst mir als bezeichnende Liebhaberin des IKEA-Styles ist an dieser Stelle Weniger einfach Mehr - und Lichterketten zum Beispiel, die ein rastloses Hin und Her spielen, machen mich regelrecht aggressiv.
Zu unserer Vorliebe gehört - wie kann es anders sein - ein gut gefüllter Adventskalender. Wir hatten sogar mal Marke Eigenbau, aber der hatte lediglich das 1. Jahr überstanden.. Im 2. Jahr hing er - zugegeben - eher nur noch als Deko an der Wand und ab dem 3. Jahr ward er nimmermehr gesehen.
Dafür schmückt in diesem Jahr der von Herrn Blau eigenhändig gekaufte, typisch bayrische Kalender, wo es leider keine Schokolade gibt, sondern Lose.
"YEAAAAAHH!!" ging ich schreiend in Siegerpose, nachdem ich mit dem 4. Los satte zehn Euro Gewinn eingefahren hatte. "Das sind ja mindestens ZWEEIII Latte!"
Herr Blau hat leicht merkwürdig geschaut und dann gemeint: "Ne, ich würde eher sagen, das ist knapp die Hälfte des Kalenders wieder rein."
Ups. Okay. Na gut.
Ups. Okay. Na gut.
Donnerstag, 1. Dezember 2016
Da wird man glatt e bissl wie verrückt!
Quelle: http://www.leipzig-leben.de/wp-content/uploads/2014/05/Hotel-Seeblick-Leipzig-e1470042820466.jpg |
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ein Mensch bis zu 7 Doppelgänger in der Welt hat. Ich fände es ja faszinierend, wirklich, wenn ich wenigstens mal einem von ihnen begegnen würde!
Ich fände es faszinierend, mich zu sehen - neben mir stehend, vor mir, agierend oder auch verweilend.
Ich fände es soooo spannend!
Leider hatte ich das Glück bislang nicht.
Und habe mich sehr amüsiert über einen Online-Suchtest, der mir bescheinigte: "Du bist leider mit niemandem vergleichbar." Kann man ja durchaus auch positiv sehen und erinnerte mich an den Dialog vor Jahren mit einem ehemaligen Kollegen, zu dem ich sagte: "Ich bin ein Unikat!" Er lachte und zwinkerte: "Ein Unikum, vielleicht!"
Heute Abend wollte ich ja aber eigentlich über etwas ganz anderes schreiben. Über die Begegnung mit meiner Freundin, die ich viel zu lange nicht mehr gesehen hatte.
Und weil ich auch nicht so der Freak bin, der stets und ständig und überall sein Essen oder Trinken fotografiert und via Facebook zum Beispiel in der Welt verteilt, habe ich es eher auch genossen, lediglich die Weißweinschorlen zu erheben, auf ihr Wohl anzustoßen - und ein Erinnerungsfoto glatt vergessen.
Also dachte ich, auch nicht schlimm, googel dir ein cooles Foto und schreib was dazu.
Und irgendwann blieb mir fast mein holperndes Herz stehen: "Bin das auf dem Foto da nicht ich??"
Ich meine, du guckst da so im Internet rum und dann fällst du buchstäblich über irgendein Foto aus dem Internet, das nicht ich da reingestellt habe - und das ich bis heute Abend auch nicht kannte!
Ich kenne nicht mal die Lokalität!
Natürlich habe ich diese erst mal gegoogelt, wo genau ist die, ist das überhaupt meine "Einflugschneise" und von wann ist dieses Foto?
Zumindest wurde es im Mai 2014 hochgeladen.
Zumindest ist es meine einstige Einflugschneise gewesen.
Aber ich kann mich nicht erinnern, je dort gewesen zu sein. Ich kann mich des Interieurs nicht erinnern! Zwar binde oder stecke ich das Haar oft zu einem Knoten zusammen, für gewöhnlich aber nicht auf die abgebildete Art & Weise. So'n Oma-Dutt - nääää - ich doch nicht! Außer... Doch... Warte mal, da war doch was... Diese komischen Haardonuts, Frauen kennen das, so ein Teil habe ich doch auch mal ausprobiert. Was weiß ich denn, ob das im Mai 2014 war?? Ich weiß ja nicht mal, was gestern alles los war! Ich weiß ja nicht mal mehr, was ich Sonntag zu Abend aß!
Trotzdem kann ich mich von diesem Foto nicht lösen... Diese Haltung, dieses Profil... So seh ich - meine ich zumindest - immer aus, wenn ich eine Speisekarte studiere!
Ich halbblindes, halbbetrunkenes Huhn habe das Bild nun auf satte vierhundert Prozent vergrößert - und ich würde in meiner Weißweinseligkeit beschwören: Ey, das bin doch ich?
Wer hat das fotografiert - wer hat mich da fotografiert - und wer stellt sowas ungefragt ins Internet!?
Was mache ich da und wieso bin ich da alleine?
Wie zum Teufel komm ich da hin??
Oder bin ich es am Ende doch nicht - und ich habe endlich eine von den 7 gefunden?
Weil - wichtigstes Indiz: Vor mir steht kein Kaffee, sondern offensichtlich Tee! Das kann also ja gar nicht ich sein! Oder?
Ich glaub, ich dreh durch :D
Mittwoch, 30. November 2016
Die Zigge, das Schaf?
Es ist Mittwoch morgen und im Zimmer nebenan steht die Reisetasche, geöffnet, aber noch leer.
Wozu mir in den vergangenen Tagen die Muße und manchmal einfach auch die Zeit fehlte, das versuche ich jetzt in die verbleibenden zwei Stunden bis zur Abreise zu pressen.
Die Wäsche waschen.
Die Bügelwäsche sortieren.
Ein bisschen Ordnung hier und da.
Die Arbeitsunterlagen sortieren, damit ich nichts vergesse für die beiden Tage im Büro.
Und obschon ich eigentlich damit genug zu erledigen hätte, sitze ich hier und... außer dass die Waschmaschine grummelt, passiert hier in genau diesem Moment... nichts.
Manchmal ärgert man sich über so kleine Dinge. Winzigkeiten. Eigentlich nicht der Rede wert.
Über das Geburtstagspaket, das eine Woche unterwegs war - und zu spät kam.
Über eine Schneiderei, bei denen man im August einen Übergangsmantel bestellte, bezahlte - und dass nach über drei Monaten Wartezeit der Verkäufer die Kommunikation inzwischen vollständig einstellte - und seinen Shop leerräumte.
Man ärgert sich über unberechtigte Abbuchungen, unberechtigte Mahnungen, unberechtigtes Vogel-zeigen auf der Straße und und und.
Dann sitzt man daheim, vergrießgnaddelt, stumm wie ein Fisch und geht zeitig zu Bett, weil einen die ganze Welt anödet und sowieso und überhaupt irgendwie alles scheiße ist.
Aber... Ich weiß manchmal nicht so genau... Was bin ich eigentlich, wenn mich solche Sachen weder ärgern noch runterziehen? Wenn ich einfach nur gucke, dass ich den PipiFax hinter mir lassen kann? Dafür geduldig auch mal ein paar Tage warte? Dass ich in den meisten Fällen schon darauf vertraue, dass sich eine Lösung finden lässt? Und entsprechend gelassen bleibe?
Bin ich dann ein naives Schaf oder Dummchen oder was-weiß-ich?
Ich sag ja nicht, dass mir immer nur die Sonne aus dem Allerwertesten scheint, dass nicht auch ich mal genervt und gereizt wäre oder mich Dinge auf die Palme bringen, über die ich an anderen Tagen einfach nur lachen würde.
Doch oft, so im Alltag und im allgemeinen, frage ich mich schon immer wieder, worüber der Mensch sich alles so aufregen kann, wovon der Mensch alles so genervt sein kann - und frage mich, ob das manchmal nicht einfach.. unnötig war? Dass man sich selbst den Tag, den Abend oder auch zwei davon verdarb, obwohl man eigentlich was ganz anderes vorhatte?
Über das Geburtstagspaket hat der Papa sich richtig gefreut - und das ist doch dann die Hauptsache, oder?
Wenn der Verkäufer nicht mehr reagiert und auch den bestellten Mantel nicht schneidert und schickt, ja dann bedient man eben den Käuferschutz von paypal (nie wieder im Internet in Shops, die man nicht kennt, ohne paypal bezahlen - das war jetzt das zweite Mal - zu meinem Glück im "Unglück"). Da nimmt man auch eine weitere Frist von rund 14 Tagen in Kauf, in denen paypal mit dem Verkäufer nach einer Einigung sucht - und an dessen Ende letztlich das Geld erst mal zurückgebucht wurde.
Das ist doch dann auch die Hauptsache, oder? Dass man es überhaupt zurückbekommt... Ist ja auch nicht so, dass man keine Wäsche für den Übergang vom Herbst zum Winter hätte!
Fürs nächste Mal weiß mans besser - und dann gibt es ja auch immer noch die Möglichkeit des Bewertens. Die ich auch genutzt habe ;)
Unberechtigte Mahnungen kann man innerhalb von Minuten telefonisch klären - und als Entschädigung einen Gutschein entgegennehmen.
Unberechtigte Abbuchungen kann man auch telefonisch klären - aber das kommt ja tatsächlich seltener vor.
Unberechtigtes Vogel-zeigen - ach Gottchen, da lach ich doch drüber. Was kann ich dafür, dass andere die StVO nicht beherrschen und nicht wissen, dass man vor einem Spurwechsel erst mal blinkt UND schaut, ob da jemand neben mir ist?
Empfinde ich das nur so oder ist es tatsächlich unsere Gesellschaft, die immer anspruchsvoller wird, diese Ansprüche nicht erfüllt bekommt oder sieht - und an allem und jedem nur noch rumnörgelt und rummeckert? Dass wir nicht mehr allein zufrieden mit Erreichtem sind, dass gleich immer noch mehr sein muss - und das bitte nach unseren Vorstellungen und Werten?
Na klar gibt es Arschlochmenschen - hat es immer gegeben und wird es auch immer geben.
Aber ich muss mich ja nicht mit jedem davon befassen oder mich damit auseinandersetzen. Ich kann ja trotzdem freundlich lächeln und denken "Fick dich, Arschfotzenkopf!"
(Ja, ich habe das jetzt ganz bewusst ausformuliert und nicht in beep-Zeichen gesetzt.)
Ich muss ja auch nicht alles und jedes an mich heranlassen - und zu oft nimmt man doch persönlich, das gar nicht so gemeint war. (Ich gebe aber zu, dass dies eine Kunst ist, in der ich immer noch lernfähig bin ;))
Manchmal wünschte ich mir einfach ein bisschen mehr Gelassenheit.
Damit man nicht nachdenklich den Lippenstift in der Hand betrachtet und sich fragt, ob man jetzt noch eine Nachricht auf dem Spiegel hinterlassen möchte.
Dienstag, 29. November 2016
In Wortlosigkeit
Vielleicht wollte ich hiermit etwas sagen.
Vielleicht gäbe es ja so vieles zu sagen.
Doch gibt es noch mehr zu fühlen.
So sehr, dass die Worte fehlen.
Die Augen sich mit Tränen füllen, wo ich eben noch gelacht hab.
Ich beinah spüren kann,
wie jedes einzelne Härchen sich aufrichtet.
wie jedes einzelne Härchen sich aufrichtet.
Am Ende bleibe ich wortlos, weil doch nicht alles in Worte gekleidet werden kann.
Und lasse einfach nur.. wirken.
Und lasse einfach nur.. wirken.
Danke Annika.
Sonntag, 27. November 2016
Anspruch und Wirklichkeit
Ich hatte nicht nur nie einen Plan. Ich hatte auch nie eine wirkliche Vorstellung von dem, was es bedeuten würde: Kinder haben. Familie haben. Einen eigenen Haushalt haben.
Damals, glaube ich, wollte ich einfach nur weg und völlig neu beginnen. Damals meint 1988 und ich war neunzehn Jahre alt.
Weder hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt gelernt, wie man einen Haushalt führt, wie man kocht und backt noch wie das überhaupt so funktioniert mit dem Leben und dem Lieben.
Zu Beginn der Ehe und damit dem ersten eigenen Hausstand bekam ich ein Kochbuch geschenkt und Rezepte zugesteckt. Dieses Learning by Doing, man kennt das.
Als ich mein erstes Kind bekam, habe ich mir weder im Vorfeld ein Buch über Schwangerschaft und so gekauft und mich auch nicht allumfänglich über dieses körpereigene Mysterium informiert - und später, als der Junge auf der Welt war, auch kein Buch über Erziehung oder dergleichen erworben.
Im Grunde habe ich mich nie wirklich darum gekümmert, was man wie tun sollte oder auch nicht - ich hab einfach immer alles auf mich zukommen lassen und das gemacht, von dem ich meinte, dass es für genau diesen Moment das Richtige wäre.
Sicherlich kannte ich die Indien-Fotos von Herrn Blau's früheren Reisen - aber was mich dort wirklich erwarten würde... Ich wollte es nicht wissen! Mir war es viel wichtiger, völlig unbelastet, völlig unvoreingenommen in diese fremde Welt einzutauchen.
Gestern Abend haben wir im Lokal gesessen, meine Freundin, Herr Blau und ich.
Sie und Herr Blau haben im Vorfeld gegoogelt, was das für ein Lokal sein würde.
Nur ich nicht - warum auch? Sie besaß den Gutschein, wir hätten ohnehin zunächst nichts anderes tun können, als es uns erst einmal anzuschauen.
Sie hatte schon Bauchschmerzen, bevor der Abend überhaupt da war, sie entschuldigte sich bereits zwei Tage zuvor für die Wahl dieses Lokals.
Herr Blau hatte bereits einen Plan B in der Tasche respektive eine Alternativunternehmung für sich geplant.
Und während beide mit ihren eigenen Bauchschmerzen auf dem Weg in der S-Bahn saßen, schaute ich sie an: "Hört auf jetzt. Ihr werdet sehen, das Lokal ist viel schöner als ihr denkt und es wird ein schöner Abend werden."
Und sie schaute mich an: "Ich hätte so gerne deinen Optimismus."
Vielleicht ist das gewählte Lokal keines, das wir wieder besuchen würden.
Vielleicht ist das gewählte Lokal auch keines, das wir unbedingt weiterempfehlen würden.
Aber es war ein gutes Lokal, es war ein gutes Essen - und es war ein fröhliches Zusammensein.
Bis hin zu den ernsteren Themen.
Bis hin zu der Frage, ob man als Mama vom Kind genervt sein darf; ob man so denken und so fühlen, ob man das dann überhaupt auch sagen darf.
"Ich bin gerade so genervt. Und dann tut es mir wieder leid, weil es so ungerecht ist."
"Warum denkst du, dass es nicht okay ist, auch mal genervt zu sein?"
"Weil sie nichts dafür kann."
"Warum findest du es falsch zu sagen: Lass mir mal zehn Minuten für mich, ich kann gerade nicht zuhören, mitmachen, ich brauch mal eine Pause?"
"Weil ich sowieso schon viel zu wenig Zeit habe."
Ich frage mich... Ist es entscheidend, wie viel Zeit wir miteinander verbringen? Oder ist es nicht eher entscheidend, wie wir sie miteinander verbringen? Warum glauben wir, dass wir immer positiv, zuversichtlich, höflich, rücksichtsvoll, verständnisvoll und freundlich sein müssen - und warum glauben wir, dass wir uns die negativen Gefühle nicht erlauben dürfen, auch wenn es um die Menschen geht, die wir am meisten lieben?
Weil uns zu oft gesagt wird, wie wir sein dürfen und wie nicht?
Weil uns zu oft in Werbespots oder Foren gezeigt wird, wie eine Mama zu sein hat? Wie gut sie alles jongliert und dabei stets gut drauf ist oder sich maximal eine Haarsträhne aus der Stirn pustet, wenn keiner hinschaut? Weil mit dem richtigen Joghurt, der Milchschnitte oder dem guten Mixdrink für einen intakten Darm auch Mum's World wieder ausbalanciert ist? Und es Tena Lady gibt, falls Du Dir doch irgendwann mal in die Hosen machst? Weil wir alle unsere Schwächen haben - und es aber zu peinlich ist, darüber zu sprechen, es zuzugeben?
So wie kaum eine Mama zugibt, dass sie vom Schreien ihres süßen Babys restlos genervt ist; dass sie wochenlang nicht aus den Schlabberklamotten rauskommt, solange sie nicht muss; dass sie mit Bastel- und Handarbeitskursen nichts anfangen kann, weil sie viel lieber mal wieder abends ausgehen und die Blicke auf sich ruhen lassen möchte; dass sie eben gerade jetzt nicht tanzen, Plätzchen backen oder mit dem Kind aufs Klo gehen möchte, nur weil das Kind nur mit der Mama ("Papa, du nicht!") machen will - einfach nur, weil gerade die Stimmung nicht passt.
Es gibt sie ja immer noch, die anderen Momente, in denen wir geduldig zuhören, die Gutenachtgeschichte zum zwölfunddrölfzigsten Male vorlesen, die ewigen "Und warum?"-Fragen beantworten, aufgeschlagene Knie verarzten und bei Streitereien trösten, mit ihnen lachen, staunen, träumen.
Ich glaube, das Wichtigste für ein Kind ist, dass es sich geliebt fühlt und dass es darauf vertrauen kann, dass Mama da ist, dass Papa da ist - oder einer von beiden.
Zeit miteinander finde auch ich unglaublich wichtig - aber genau wichtig empfinde ich auch Zeit für sich selbst. In denen wir etwas nur für uns tun. Was können wir schon geben, wenn wir selber leer sind?
Ich persönlich glaube, dass man unbeschwerter leben kann, wenn man nicht alles verplant, Erwartungen aufbaut und damit einen Hang zum Perfektionismus entwickelt, der einen eher starr und unflexibel macht, weil das Leben am Ende... sowieso meist anders kommt als gedacht - und dann steht man da und hadert mit sich und allem und zerfrisst sich in dem unermüdlichen Ehrgeiz..
Mir persönlich ist es immer noch völlig wurscht, wie es andere machen, ob man einen Plan haben muss, ob man weniger träumen und mehr leben muss, ob alles in einen Rahmen passen oder man auch mal aus diesem fallen darf.
"Ich wünschte, ich hätte deinen Optimismus", sagt sie.
"Ich wünschte, ich hätte deine Gelassenheit", sagt er.
Ich wünschte, ich hätte ihre Disziplin.
Ich wünschte, ich hätte seinen Ehrgeiz.
Am Ende aber... sind wir immer nur wir selbst - und ich finde, dass man sich ja durchaus auch ergänzen kann. Wenn wir alle planlos wären, wäre es vermutlich das Ende der Welt.
Aber wenn wir alle nur noch planen und perfektionieren, dann... wäre es vermutlich das Ende der verträumten Seele. Und das wäre für mich persönlich... eben auch nichts.
Damals, glaube ich, wollte ich einfach nur weg und völlig neu beginnen. Damals meint 1988 und ich war neunzehn Jahre alt.
Weder hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt gelernt, wie man einen Haushalt führt, wie man kocht und backt noch wie das überhaupt so funktioniert mit dem Leben und dem Lieben.
Zu Beginn der Ehe und damit dem ersten eigenen Hausstand bekam ich ein Kochbuch geschenkt und Rezepte zugesteckt. Dieses Learning by Doing, man kennt das.
Als ich mein erstes Kind bekam, habe ich mir weder im Vorfeld ein Buch über Schwangerschaft und so gekauft und mich auch nicht allumfänglich über dieses körpereigene Mysterium informiert - und später, als der Junge auf der Welt war, auch kein Buch über Erziehung oder dergleichen erworben.
Im Grunde habe ich mich nie wirklich darum gekümmert, was man wie tun sollte oder auch nicht - ich hab einfach immer alles auf mich zukommen lassen und das gemacht, von dem ich meinte, dass es für genau diesen Moment das Richtige wäre.
Sicherlich kannte ich die Indien-Fotos von Herrn Blau's früheren Reisen - aber was mich dort wirklich erwarten würde... Ich wollte es nicht wissen! Mir war es viel wichtiger, völlig unbelastet, völlig unvoreingenommen in diese fremde Welt einzutauchen.
Gestern Abend haben wir im Lokal gesessen, meine Freundin, Herr Blau und ich.
Sie und Herr Blau haben im Vorfeld gegoogelt, was das für ein Lokal sein würde.
Nur ich nicht - warum auch? Sie besaß den Gutschein, wir hätten ohnehin zunächst nichts anderes tun können, als es uns erst einmal anzuschauen.
Sie hatte schon Bauchschmerzen, bevor der Abend überhaupt da war, sie entschuldigte sich bereits zwei Tage zuvor für die Wahl dieses Lokals.
Herr Blau hatte bereits einen Plan B in der Tasche respektive eine Alternativunternehmung für sich geplant.
Und während beide mit ihren eigenen Bauchschmerzen auf dem Weg in der S-Bahn saßen, schaute ich sie an: "Hört auf jetzt. Ihr werdet sehen, das Lokal ist viel schöner als ihr denkt und es wird ein schöner Abend werden."
Und sie schaute mich an: "Ich hätte so gerne deinen Optimismus."
Vielleicht ist das gewählte Lokal keines, das wir wieder besuchen würden.
Vielleicht ist das gewählte Lokal auch keines, das wir unbedingt weiterempfehlen würden.
Aber es war ein gutes Lokal, es war ein gutes Essen - und es war ein fröhliches Zusammensein.
Bis hin zu den ernsteren Themen.
Bis hin zu der Frage, ob man als Mama vom Kind genervt sein darf; ob man so denken und so fühlen, ob man das dann überhaupt auch sagen darf.
"Ich bin gerade so genervt. Und dann tut es mir wieder leid, weil es so ungerecht ist."
"Warum denkst du, dass es nicht okay ist, auch mal genervt zu sein?"
"Weil sie nichts dafür kann."
"Warum findest du es falsch zu sagen: Lass mir mal zehn Minuten für mich, ich kann gerade nicht zuhören, mitmachen, ich brauch mal eine Pause?"
"Weil ich sowieso schon viel zu wenig Zeit habe."
Ich frage mich... Ist es entscheidend, wie viel Zeit wir miteinander verbringen? Oder ist es nicht eher entscheidend, wie wir sie miteinander verbringen? Warum glauben wir, dass wir immer positiv, zuversichtlich, höflich, rücksichtsvoll, verständnisvoll und freundlich sein müssen - und warum glauben wir, dass wir uns die negativen Gefühle nicht erlauben dürfen, auch wenn es um die Menschen geht, die wir am meisten lieben?
Weil uns zu oft gesagt wird, wie wir sein dürfen und wie nicht?
Weil uns zu oft in Werbespots oder Foren gezeigt wird, wie eine Mama zu sein hat? Wie gut sie alles jongliert und dabei stets gut drauf ist oder sich maximal eine Haarsträhne aus der Stirn pustet, wenn keiner hinschaut? Weil mit dem richtigen Joghurt, der Milchschnitte oder dem guten Mixdrink für einen intakten Darm auch Mum's World wieder ausbalanciert ist? Und es Tena Lady gibt, falls Du Dir doch irgendwann mal in die Hosen machst? Weil wir alle unsere Schwächen haben - und es aber zu peinlich ist, darüber zu sprechen, es zuzugeben?
So wie kaum eine Mama zugibt, dass sie vom Schreien ihres süßen Babys restlos genervt ist; dass sie wochenlang nicht aus den Schlabberklamotten rauskommt, solange sie nicht muss; dass sie mit Bastel- und Handarbeitskursen nichts anfangen kann, weil sie viel lieber mal wieder abends ausgehen und die Blicke auf sich ruhen lassen möchte; dass sie eben gerade jetzt nicht tanzen, Plätzchen backen oder mit dem Kind aufs Klo gehen möchte, nur weil das Kind nur mit der Mama ("Papa, du nicht!") machen will - einfach nur, weil gerade die Stimmung nicht passt.
Es gibt sie ja immer noch, die anderen Momente, in denen wir geduldig zuhören, die Gutenachtgeschichte zum zwölfunddrölfzigsten Male vorlesen, die ewigen "Und warum?"-Fragen beantworten, aufgeschlagene Knie verarzten und bei Streitereien trösten, mit ihnen lachen, staunen, träumen.
Ich glaube, das Wichtigste für ein Kind ist, dass es sich geliebt fühlt und dass es darauf vertrauen kann, dass Mama da ist, dass Papa da ist - oder einer von beiden.
Zeit miteinander finde auch ich unglaublich wichtig - aber genau wichtig empfinde ich auch Zeit für sich selbst. In denen wir etwas nur für uns tun. Was können wir schon geben, wenn wir selber leer sind?
Ich persönlich glaube, dass man unbeschwerter leben kann, wenn man nicht alles verplant, Erwartungen aufbaut und damit einen Hang zum Perfektionismus entwickelt, der einen eher starr und unflexibel macht, weil das Leben am Ende... sowieso meist anders kommt als gedacht - und dann steht man da und hadert mit sich und allem und zerfrisst sich in dem unermüdlichen Ehrgeiz..
Mir persönlich ist es immer noch völlig wurscht, wie es andere machen, ob man einen Plan haben muss, ob man weniger träumen und mehr leben muss, ob alles in einen Rahmen passen oder man auch mal aus diesem fallen darf.
"Ich wünschte, ich hätte deinen Optimismus", sagt sie.
"Ich wünschte, ich hätte deine Gelassenheit", sagt er.
Ich wünschte, ich hätte ihre Disziplin.
Ich wünschte, ich hätte seinen Ehrgeiz.
Am Ende aber... sind wir immer nur wir selbst - und ich finde, dass man sich ja durchaus auch ergänzen kann. Wenn wir alle planlos wären, wäre es vermutlich das Ende der Welt.
Aber wenn wir alle nur noch planen und perfektionieren, dann... wäre es vermutlich das Ende der verträumten Seele. Und das wäre für mich persönlich... eben auch nichts.
Not my Copyright - aber ich weiß leider die Quelle nicht :) |
Freitag, 25. November 2016
Wenn ich will, kann ich...
...geduldig sein.
...ausdauernd sein.
...kreativ sein.
...schöpferisch sein.
...fürsorglich sein.
Die Realität ist jedoch oft eine andere. Typisch Zwillinge, wohnen - ach - zwei Seelen in meiner Brust: Trotz meiner nordischen Mentalität (meint freilich Arschruhe) in vielen Dingen bin ich ein unglaublich ungeduldiger Mensch geworden. Gehen die Dinge nicht schnell genug, verliere ich Lust und Interesse. Nicht immer - aber oft genug.
Vor Jahren erschuf ich mit Geduld und Ausdauer tollkühnste Backwerke, mit denen meine Kinder in der Vorweihnachtszeit ihre Spielfreunde im Kindergarten oder in der Grundschule glücklich machten. Ganz kreativ entwarf ich Plätzchen in geeigneten Formen und bemalte sie hingebungsvoll in allen möglichen Farben von tatsächlich vorhandenen Verkehrsschildern.
"Wow", hatte die Kindergärtnerin gesagt, "sowas hab ich noch nie gesehen, das hat noch keiner gemacht."
Hätte ich ja auch nicht - würde ich im Vorfeld geahnt haben, was für eine Schweinearbeit es macht, rund achtzig Verkehrsschildplätzchen handgeschöpft anzufertigen. Backen für andere, um die, die nichts hatten, glücklich zu machen - wenigstens für 5 Minuten Futtergenuss.
Ich gestehe, dass ich heute bei Rezepten für zum Beispiel tollkühnste Backwerke nur noch müde abwinke. Entweder es geht zackig - oder ich verliere schon vorher die Lust. Oder erwerbe mir Gutes im Bäcker zum Beispiel bei uns im Haus, von dem ich weiß, dass der noch selber backt.
Denn eins verlor ich noch nie: die Lust am Vernaschen. Allerdings bin ich mir gerade nicht sicher, ob ich DAS nicht vielleicht doch noch einmal überdenken sollte (wir reden hier von Keksen und so, ja?)!
...in diesem Sinne: ein schönes 1. Adventswochenende!
You better meet me at the Glühwein-Stand :)
...ausdauernd sein.
...kreativ sein.
...schöpferisch sein.
...fürsorglich sein.
Die Realität ist jedoch oft eine andere. Typisch Zwillinge, wohnen - ach - zwei Seelen in meiner Brust: Trotz meiner nordischen Mentalität (meint freilich Arschruhe) in vielen Dingen bin ich ein unglaublich ungeduldiger Mensch geworden. Gehen die Dinge nicht schnell genug, verliere ich Lust und Interesse. Nicht immer - aber oft genug.
Vor Jahren erschuf ich mit Geduld und Ausdauer tollkühnste Backwerke, mit denen meine Kinder in der Vorweihnachtszeit ihre Spielfreunde im Kindergarten oder in der Grundschule glücklich machten. Ganz kreativ entwarf ich Plätzchen in geeigneten Formen und bemalte sie hingebungsvoll in allen möglichen Farben von tatsächlich vorhandenen Verkehrsschildern.
"Wow", hatte die Kindergärtnerin gesagt, "sowas hab ich noch nie gesehen, das hat noch keiner gemacht."
Hätte ich ja auch nicht - würde ich im Vorfeld geahnt haben, was für eine Schweinearbeit es macht, rund achtzig Verkehrsschildplätzchen handgeschöpft anzufertigen. Backen für andere, um die, die nichts hatten, glücklich zu machen - wenigstens für 5 Minuten Futtergenuss.
Ich gestehe, dass ich heute bei Rezepten für zum Beispiel tollkühnste Backwerke nur noch müde abwinke. Entweder es geht zackig - oder ich verliere schon vorher die Lust. Oder erwerbe mir Gutes im Bäcker zum Beispiel bei uns im Haus, von dem ich weiß, dass der noch selber backt.
Denn eins verlor ich noch nie: die Lust am Vernaschen. Allerdings bin ich mir gerade nicht sicher, ob ich DAS nicht vielleicht doch noch einmal überdenken sollte (wir reden hier von Keksen und so, ja?)!
...in diesem Sinne: ein schönes 1. Adventswochenende!
You better meet me at the Glühwein-Stand :)
Mittwoch, 23. November 2016
TukTuk heißt: Brüste gut festhalten! - Jaisalmer, Tag 7
TukTuks sind in Indien diese kleinen motorbetriebenen Stinker, die wie ein Mittelding zwischen Moped und Auto aussehen und für gewöhnlich Platz für etwa 4 Personen bietet. In Indien aber ist dieser Platz gewöhnlich mit bis zu 10 Personen besetzt; wer keinen Sitzplatz mehr findet, der stellt sich eben außen auf eine Art Stoßstange, seitlich oder hinterrücks. Oft gesehen auch bei Bussen.
Ob mit Sport-BH ausgestattet (nein, den hatte ich nicht dabei, ich war doch im Urlaub!) oder nicht - die Straßen und Wege sind überwiegend grottenschlecht, nein, schon unterirdisch schlecht. Frauen, die nicht gerade Körbchen A besitzen, kennen das: Wenns nicht unangenehm werden soll, dann die Brüste gut festhalten! Ich habe mich damit begnügt, die Arme vor der Brust zu verschränken - das vermeidet zumindest schiefe Blicke. Auch wenn die Mehrheit Hindus und nur die Minderheit Moslems sind, auch wenn die Frauen in ihren Saris den nackten Bauch zeigen (ein dicker Bauch zählt übrigens zum guten Ton, weil der Wohlstand zeigt) - ich habe es in Indien vermieden, kurze Röcke oder kurze Hosen anzuziehen und man erzählte uns, dass das wohl auch gut so war.
Jaisalmer ist eine sehr alte Stadt aus dem 12. Jahrhundert in der Wüste, nicht so groß wie andere, bisher gesehene Städte, aber irgendwie schöner. Für mein Empfinden ist die riesige Fläche für die Armee vor den Toren der Stadt genauso groß wie die Stadt selbst. In Indien genießt der Soldat ein verhältnismäßig hohes Ansehen, allein ob der Position selbst, aber auch, weil Soldat zu sein nicht zuletzt auch ein geregeltes Einkommen bedeutet. Ich denke an meinen Jungen, der sich freiwillig zum Wehrdienst verpflichtete, sich wohler fühlt als gedacht und auch wesentlich besser zurechtkommt als er selber annahm. Noch immer wünsche ich mir aber, dass derzeit laufende Eignungstests erfolgreich verlaufen und er dann im kommenden Jahr aus dem Wehrdienst entlassen werden kann. Ich weiß, dass Sicherheit längst nicht mehr das ist, was es mal schien, egal wo man arbeitet - aber ich will ihn einfach nicht in einem sinnlosen Krieg verlieren...
Wir erfuhren erst später, nachdem wir die Stadt verlassen hatten, dass deren Abwassersystem noch aus dem Mittelalter stammt, die zum Beispiel in diesem Frühjahr erst massiv aufgetretenen Regenfälle als auch alles sonstige Schmutz- und Abwasser in die Fundamente dringen und alles von unten nach oben aufweichen. Ein Inder erzählte uns, dass es demzufolge nur noch eine Frage der Zeit sei, wann die Festung wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiele... Manches weiß man tatsächlich besser vorher nicht, so schläft man ruhiger.
Ob mit Sport-BH ausgestattet (nein, den hatte ich nicht dabei, ich war doch im Urlaub!) oder nicht - die Straßen und Wege sind überwiegend grottenschlecht, nein, schon unterirdisch schlecht. Frauen, die nicht gerade Körbchen A besitzen, kennen das: Wenns nicht unangenehm werden soll, dann die Brüste gut festhalten! Ich habe mich damit begnügt, die Arme vor der Brust zu verschränken - das vermeidet zumindest schiefe Blicke. Auch wenn die Mehrheit Hindus und nur die Minderheit Moslems sind, auch wenn die Frauen in ihren Saris den nackten Bauch zeigen (ein dicker Bauch zählt übrigens zum guten Ton, weil der Wohlstand zeigt) - ich habe es in Indien vermieden, kurze Röcke oder kurze Hosen anzuziehen und man erzählte uns, dass das wohl auch gut so war.
Jaisalmer ist eine sehr alte Stadt aus dem 12. Jahrhundert in der Wüste, nicht so groß wie andere, bisher gesehene Städte, aber irgendwie schöner. Für mein Empfinden ist die riesige Fläche für die Armee vor den Toren der Stadt genauso groß wie die Stadt selbst. In Indien genießt der Soldat ein verhältnismäßig hohes Ansehen, allein ob der Position selbst, aber auch, weil Soldat zu sein nicht zuletzt auch ein geregeltes Einkommen bedeutet. Ich denke an meinen Jungen, der sich freiwillig zum Wehrdienst verpflichtete, sich wohler fühlt als gedacht und auch wesentlich besser zurechtkommt als er selber annahm. Noch immer wünsche ich mir aber, dass derzeit laufende Eignungstests erfolgreich verlaufen und er dann im kommenden Jahr aus dem Wehrdienst entlassen werden kann. Ich weiß, dass Sicherheit längst nicht mehr das ist, was es mal schien, egal wo man arbeitet - aber ich will ihn einfach nicht in einem sinnlosen Krieg verlieren...
In dem Türmchen unter der großen Taube war unser Zimmer - sehr goldig!! Eines der schönsten Zimmer auf unserer Reise. |
Glaubt man zwar nicht - aber in einer indischen Wechselstube entdeckte ich das da :) |
Kleine verschwommene Angelegenheit, ich finde grad kein schärferes Foto ;) |
Wir erfuhren erst später, nachdem wir die Stadt verlassen hatten, dass deren Abwassersystem noch aus dem Mittelalter stammt, die zum Beispiel in diesem Frühjahr erst massiv aufgetretenen Regenfälle als auch alles sonstige Schmutz- und Abwasser in die Fundamente dringen und alles von unten nach oben aufweichen. Ein Inder erzählte uns, dass es demzufolge nur noch eine Frage der Zeit sei, wann die Festung wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiele... Manches weiß man tatsächlich besser vorher nicht, so schläft man ruhiger.
Jaisalmer bei Nacht... Morgens zwischen 2 und 3 Uhr...
Bis auf die Musik ist das die übliche Geräuschkulisse.
Etwas, das mir nach gut 3 Wochen tatsächlich ordentlich auf die Nerven ging :)
Montag, 21. November 2016
Kategorie: Web-Fundstücke
...manchmal, wenn ich Zeit und Lust habe, fülle ich irgendwelche Online-Fragebogen aus und rede mir ein, dass ich das ja nur mache, um zu sehen, wie gut die sind. Weil, man kennt sich selbst ja schließlich am besten, nicht wahr?
Und jetzt mal ungeachtet der Tatsache, dass die Testergebnisse ohnehin so angelegt sind, dass die meisten Zielpersonen sich mindestens zu 50 % darin wiederkennen werden ;)
Ja, weeß ich ooch, tatsächlich sind würzige, schokoladige bzw. entsprechende Düfte aber wirklich voll mein Ding - und das vor allem jetzt, wo die Vorweihnachtszeit langsam, aber nachhaltig beginnt.
Oder begonnen hat? Egal.
Als Herr Blau mir am Freitag schrieb "Kannst du bitte noch ein paar Teelichter mitbringen, wenn du einkaufen gehst?", da dachte ER vermutlich an diese Tüte mit den 50 oder 100 Stück, farblos und geruchslos. Die gabs aber nicht, das schwöre ich! Mitgenommen habe ich dafür 2 Päckchen mit jeweils 10 Stück und genau DEM Vanilleduft, den ich so liebe. Da gibt es ja gravierende Unterschiede, glaubt man gar nicht. Die meisten nämlich, finde ich, riechen eher nach Klostein als Vanille.
Und gestern Abend kapitulierte der Herr: "Ich würde mal kurz die Terrassentür aufmachen, mir wirds grad e bissl zu viel Vanille." Ist ja aber auch nicht meine Schuld, dass er gleich 12 Teelichter auf einmal anzündet.
Und Overknees... Na freilich habe ich die. In schwarz und in braun beispielsweise, und Herr Blau verdrehte unlängst die Augen, als wir die Frühjahr-/Sommer-Kollektion gegen die Herbst-/Winter-Kollektion wechselten, er feststellte, dass er noch weniger Platz auf dem Schuhregal eingeräumt bekam ("Kann ich doch jetzt nix für, dass die Winterstiefel mehr Platz brauchen als die Sandalen, mehr Schuhe sinds jedenfalls nicht geworden.") und außerdem anmerken musste: "Was sind das für Stiefel? Die kenne ich ja noch gar nicht. Die sind doch neu!"
"Ach i wo, wo denkst du hin? Da kannst du eher mal sehen, wie genau du mich anschaust!" Ha ha!
Wobei... Stiefelwetter war ja irgendwie - trotz des heutigen 21. Novembers - immer noch nicht so richtig; die paar Tage zwischendurch zählen ja eigentlich noch gar nicht. Insofern war ich Samstag Vormittag auf dem Heimweg nach M nur ein klein wenig irritiert, als es im Radio hieß "...in den kommenden Tagen bis zu 18 Grad." Hoi? Hatte ich da was verwechselt und versehentlich Antenne Mallorca eingestellt? Nein nein. Tatsächlich vermeldet auch der Wetterfrosch in meiner App, dass da ein paar bessere Tage auf uns warten - und wenn ich jetzt so den Kopf wende Richtung Fenster, ja, da lachen Herz und jegliche Sinne um die Wette!
Was für mich just in diesem Moment bedeutet: Ich müsste arbeiten, gieße mir aber lieber noch eine Tasse Kaffee auf, entscheide mich dazu, die Mittagspause schon auf 10 Uhr zu verlegen, blättere in Onlinegazetten und erfahre Dinge über mich, die ich aber eigentlich auch schon wusste. So wie das mit dem Kindskopf, dass ich mir die Kirschen (inzwischen) lieber selber hole (und dann auch gerne mal - huch - von Ast oder Leiter stürze, ja, alles schon passiert; bildlich gesprochen und aber auch tatsächlich ;)) - und dass ich karrieremäßig vermutlich wo ganz anders stehen könnte - aber trotzdem sagen kann, dass mein Leben zumindest wesentlich erfüllter ist als noch vor ein paar Jahren. Aber das hatten wir ja gestern erst ;)
Sonntag, 20. November 2016
Head Full Of Dreams
Ich ging noch in den Kindergarten, als man über mich sagte, ich hätte eine sehr ausgeprägte Phantasie. All die Dinge, die Sehnsucht, Liebe, einfach Gutes versprachen oder zu versprechen schienen, zogen mich magisch an.
"Bist du sicher, dass du das Kind deiner Eltern bist? Du bist ganz anders als deine Familie."
In den ersten Jahren habe ich viel allein zu Hause gesessen, gemalt, gelesen, geschrieben, irgendwas, irgendwelche ausgedachten Geschichten. Ich hatte auch nicht viele Freundinnen. Nie mehrere gleichzeitig. Manchmal auch gar keine Freundin.
Das erste Mal verliebt habe ich mich mit fünfzehn.
Den ersten richtigen Freund hatte ich mit sechzehn.
Geheiratet habe ich mit neunzehn und meinen ersten Sohn mit zwanzig bekommen.
Irgendwie war das ganze Leben, das ganze Lieben gar nicht so wie ich mir das erträumt hatte.
Zuviel Zwang, zuviel Pflicht.
Zu wenig Freiraum. Zu wenig Freiheit. Zu wenig ich.
Zu wenig Raum für das Träumen, für die Sehnsucht.
"Das, was du willst, gibt es nur im Film."
Irgendwann stellte ich fest, dass ich viel zu lange nicht mehr gemalt, nicht mehr geschrieben habe.
Zeit verloren, aufgegeben.
Was mir immer blieb, war die Musik.
Zu Weihnachten 2001 bekam ich eine CD geschenkt.
Von diesem Moment an begann ich Musik zu sammeln.
Musik, die meine Träume erwachen ließ.
Musik, die meine Träume immer deutlicher werden ließ.
Es war das letzte Jahr meiner Ehe.
Nach neun Jahren innerem Kampf - Gehen oder Bleiben? Innerer Kampf der Kinder wegen.
Kann man einfach aufhören und weggehen, wenn man Kinder hat?
Darf man an sich denken?
Muss man an sich denken?
"Es ist auch Verantwortung, die Kinder glücklich zu machen. Aber ich kann das nicht. Ich kann überhaupt niemanden mehr glücklich machen, weil ich es selbst nicht bin."
Ich habe mich für das Gehen entschieden, nach einer Begegnung, die mir deutlich gemacht hatte:
Das, was ich möchte, das, wie ich mir mein Leben und das Lieben vorstelle, das gibt es nicht nur im Film - ich bin nur nicht am richtigen Platz.
Für den Traum in meinem Kopf, für diese Sehnsucht in jedem Zentimeter von mir habe ich mich herausgelöst aus einer scheinbar sicheren Ehe. Maximal ein finanziell sicherer Hafen.
Aber was ist das schon - dieser finanziell sichere Hafen, wenn das Ich erstickt?
Für den Traum in meinem Kopf, für diese Sehnsucht in mir habe ich in Kauf genommen, ganz von vorn zu beginnen. Bin in eine Wohnung gezogen, lediglich mit ein paar Kartons voller Sachen, einem Bett und einem Kleiderschrank. Und meiner Musikanlage!
Diese erste Wohnung, dieser erste Weg in die Freiheit.
Mein erstes Keramikgeschirr, das ich mir in den Sonnenfarben gekauft habe. Abgezählt wie alles andere auch, weil das Geld nicht reichte. Nur das Allernotwendigste - aber das auch genau so, wie ICH mir das wünschte und vorstellte. Das Klappsofa der Freundin. Das Bild von IKEA - über einen Meter groß in rotem Rahmen und einem bunt gemalten Herz. Eigentlich zu teuer - aber das habe ich mir gegönnt - und stellte es auf den Fußboden gleich neben der Tür. Damit ich nie mehr vergessen würde, was das Ziel war.
Nachts habe ich so oft wach gelegen, das Album "Come away with me" gehört und mein Herz bis in die Schläfen pochen spüren.
Ich war frei. Scheinbar frei. Die Fesseln abgerissen, die Spuren noch zu sichtbar auf der Haut - und tief unter der Haut.
Der neue Weg fühlbar, nur noch nicht sichtbar. Nur einem war ich mir sicher: Alles, nur nicht mehr zurück. Nie mehr. Lieber allein als noch einmal so leben zu müssen.
Vor einigen Tagen las ich in einem Kommentar die bittere Frage, wozu schmerzhafte Erfahrungen gut seien.
Ich denke, das kann nur jeder für sich selbst herausfinden. Ich würde lügen, würde ich behaupten, mir nicht auch oft genug gewünscht zu haben, die eine oder andere Erfahrung nicht gemacht haben zu müssen. Vor allem in all diesen schlaflosen Nächten mit dem Kissen zwischen den Zähnen, damit die Kinder das Weinen nicht hörten. Und ich wüsste auch nicht zu sagen, ob all diese schmerzhaften Erfahrungen einen besseren Menschen aus mir gemacht haben. Vermutlich nicht, und das denke ich tatsächlich. Jedoch eines haben sie mich gelehrt: Jede einzelne Begegnung ist dafür gemacht, etwas in uns zu bewegen. Damit wir uns bewegen. Wenn wir nur zuhören, wenn wir auch annehmen.
Jede einzelne Begegnung ist dafür gemacht, etwas in uns auszulösen, aber es liegt ganz allein in uns selbst, was wir daraus machen, was wir für uns mitnehmen.
Für mich hat es bewirkt, die Richtung meines Lebens völlig zu ändern, ganz von vorn zu beginnen - und ich kann es beschwören: Nicht eine einzelne Sekunde seit jener Entscheidung habe ich je diesen Schritt bereut. Ganz gleich, was danach noch kam. Ganz gleich, wie es kam.
Schaue ich heute, beinah vierzehn Jahre zurück, dann sehe ich: Jene Begegnung und die Musik-CD waren dafür gemacht, endlich meine Entscheidung zu treffen. Sie war aber nicht dafür gemacht, meinen weiteren Weg zu teilen - und inzwischen ist mir klar geworden, dass das alles auch gut so war. Wir wären nicht glücklich geworden damit.
Nicht jede Begegnung, die tief geht, ist dafür gemacht, für immer zu bleiben. Aber das.. muss sie im Grunde eben auch nicht.
Es ist aber auch so, dass wir am ehesten über uns lernen, wenn es schwierig wird. Es ist so leicht, in sonnigen Zeiten miteinander zu sein. Die Liebe zu leben und zu schwören. Darauf gebe ich heute nichts mehr. Für mich hat heute nur noch Bedeutung, was in dem Moment geblieben ist, als es schwierig wurde.
Habe ich mein halbes Leben lang an mir gezweifelt und mir erfolgreich einreden lassen, dass ich allein nichts tun, nichts bewegen, nichts erreichen, einfach nichts wert sein würde, so weiß ich heute umso mehr, dass dem so gar nicht ist. Ganz im Gegenteil.
Ich kann nicht fliegen. Doch wenn ich meine Augen schließe, dann kann ich es!
Für mich bedeutet diese Erkenntnis sehr viel mehr, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
Für mich bedeutet diese Erkenntnis, dass nicht alles in meinen Händen liegt. Aber das, was für mich wichtig ist, das liegt in meinen Händen - und nur dort.
Gestern las ich in einem Blog über den zarten Beginn einer Beziehung, die für einen Anfang ziemlich viele Fragen stellt. Fragen aus dem Kopf, keine Fragen aus dem Bauch heraus. Oder doch?
Was ist es, das uns treibt? Vorantreibt? Weitertreibt?
So individuell, wie wir Menschen sind, sind auch die Farben unserer Träume, Wünsche, Vorstellungen und Ziele. Jeder einzelne hat seine eigene Richtung.
Dennoch: Ich habe mich das nie gefragt und ich möchte mich auch niemals fragen, ob und wer meine Träume und Wünsche bezahlt. Ob ich jemanden neben mir habe, der den Preis meiner Träume und Wünsche mitbezahlen kann. In meinem Kopf sind noch immer so unendlich viele Phantasien, dass unerfüllbare Träume nicht sterben müssen, sondern einfach nur... ihre Farbe, ihre Form ändern.
Viel wichtiger als der materielle Traum ist für mich... der Reichtum in der Seele. Die unfassbare Fülle, die die Realität nicht nehmen darf. Und wenn ich mir eines im Leben wünsche, dann einen Menschen, der meine Seele füttert. Für diesen Reichtum ist nicht wichtig, ob ich in Paris auf dem Eiffelturm stand, in Australien mit Nemo schwamm oder in New York Carrys Spuren folgte. Für mich sind das lediglich... Meilensteine. Aber das... kann natürlich nur jeder für sich selbst entscheiden. Es ist nur so, dass es mich zuweilen nachdenklich macht.
Und ich bin dankbar, dass ich es offenbar Herrn Blau wert war, dass er einige Farben und Formen seiner Träume.. für mich änderte.
Mittwoch, 16. November 2016
Okay, dann drück ich da einfach mal drauf!
Herr Blau ist ziemlich technikaffin (wie vermutlich jeder Mann). Schon als Kind unterlag er dem Hang, alles Mögliche in seine Einzelteile zu zerlegen und anschließend wieder zusammenzubauen, nur um mal gesehen zu haben, wie das Teil von innen aussieht, wie alles funktioniert und überhaupt. Stolz ist er darauf, dass auch nach dem Zusammenbau alles wieder funktionierte. Nun, das meiste zumindest, glaube ich.
Ich als Frau habe auch vor vielen Jahren fast im Alleingang gelernt, wie man einen Autoreifen wechselt (damals am Trabi), wie man von der schnöden Schreibmaschine auf den Computer wechselt oder vom Telefon mit der Drehscheibe auf ein Smart- und später iPhone wechselt und halte mich insofern zumindest nicht für komplett technisch unbegabt. Es ist ja heutzutage schon fast eines Technikstudiums würdig, wenn man nur mal eine Waschmaschine bedienen will.
Ich kann mich noch an meine allererste erinnern: ein ausgedienter Kochtopf für die Windeln und für den.. äh.. Schleudervorgang dienten meine - zugegeben schmale, aber nicht ganz unkräftigen - Hände. Später besaß ich dann eine Waschmaschine Marke Schwarzenberg. Null Elektronik - aber dafür haltbar bis zum Sanktnimmerleinstag. Und heute? Wir hatten vor 2 Jahren eine Waschmaschinen-Trockner-Kombi gekauft und ich bin ja da eh immer bissl vorsichtig: je mehr elektronische Komponente, desto anfälliger das Teil und leider auch desto teurer. Zu Hause bei den Jungs halten wir das noch immer hübsch getrennt: die Waschmaschine im Bad, der Trockner in der Küchenzeile mit untergebaut.
Jetzt kurz vor Ablauf der Garantie fiel Herrn Blau auf, dass die Innenbeleuchtung der Waschmaschine nicht mehr ging. "Na und?" hatte ich die Schultern gezuckt. "Ich brauch die eh nicht."
"Das schon. Aber wenn die schon jetzt nicht mehr geht, was kommt dann als nächstes?"
Im Gegensatz zu der Maschine davor verzichtete er eben aus Garantiegründen auf das vollständige Zerlegen, stellte einen Garantieantrag und letzte Woche wurde uns die neue in das Badezimmer gestellt. Hach! Soooo viel neue Knöpfe, Programme, ja das musste dann schon mal ausgetestet werden. Da sind wir doch gerne wieder wie Kinder vor den ausgepackten Weihnachtsgeschenken.
Zurückhaltender mit allem Neuen zeigt Herr Blau sich aber beispielsweise beim iPhone. Zu Zeiten, als Steve Jobs noch lebte, empfand er den Service auch rund um die Updates wesentlich kundenfreundlicher. Hatte man ein Update geladen und zeigte sich damit unzufrieden - kein Problem, konvertierte man eben auf das ursprüngliche zurück. Das geht nun schon lange nicht mehr.
Und Herr Blau ist genervt nach Updates, die die persönliche Einstellungen komplett zurücksetzen, die eigene Einstellungen vornehmen und beispielsweise allen möglichen Apps erlauben, sich der mobilen Daten zu bedienen. Das kostet nicht nur Akku.
In der Praxis bedeutet das: Er lebt so lange mit der "alten" Version, bis sein iPhone entweder nicht mehr so ganz das macht, was es soll (auch ganz deutlich bei iTunes zu beobachten) - oder aber es sind im neuen Update Tools bzw. Gimmicks enthalten, die wiederum den Besitzanspruch von Herrn Blau herauskitzeln: haben wollen!
So kam es also, dass wir vor wenigen Tagen beide das neueste Update zogen.
"Und? Läuft alles noch wie vorher?"
"Äh.. Joa! Warte mal, da ist was Neues! Muss ich mir mal angucken."
Meine Freundin hatte doch vor kurzem Geburtstag und da ich weiß, dass sie sich auch immer dann zu diesem Anlass auf meine Insel zurückzieht (ich persönlich finde diese Idee ja ausgesprochen klasse!) und auch das Handy ausgeschalten bleibt (finde ich auch sehr klasse, aber dazu ist mein eigener Wille dann doch zu schwach. Abgeschnitten von der Welt für ein paar Tage ist okay, aber SO abgeschnitten? Och na ja nee.), begnügte ich mich zunächst damit, ihr eine sms zu schreiben. Sie würde sie ja spätestens beim Einschalten ihres Handys lesen und zumindest wissen: Ich habe dran gedacht! (Wer mich kennt, weiß ja, dass das nicht selbstverständlich, aber wirklich nicht böse gemeint ist!)
Nach dem Update jedenfalls entdeckte ich, dass man den Textnachrichten etwas hinzufügen konnte.
"Was passiert, wenn ich 'HaHa' drücke?"
"Weiß ich doch nicht."
"Hört man es dann lachen?"
"Woher soll ich das wissen?"
"Okay, dann drück ich da einfach mal drauf."
Und so hab ich ein bisschen hier und ein bisschen da rumgedrückt und rumgespielt.
Fazit:
Gestern Abend bekam ich eine E-Mail meiner Freundin.
"[...] Als ich mein Handy anschaltete, gingen zwei sms von Dir ein. Beide mit dem Wortlaut Deiner Geburtstags sms, allerdings begann die erste mit 'Hat', dann kam Dein Text und die zweite mit 'Lachen' und anschließend Dein Text. Ist ziemlich komisch, oder? Hoffentlich hast Du Dir keinen Virus eingefangen! [...]"
Erkenntnis des Tages:
Bei diesem neuen Gimmick handelt es sich lediglich um eine Art Kommentarfunktion bei Textnachrichten, ähnlich wie bei FB. Nu ja. Fällt für mich in die Kategorie "Kann man haben, muss man aber nicht" - denn sms versende ich zu selten.
Ich hoffe nur, die Beleuchtung hält, denn die Garantie läuft in rund 3 Monaten aus!
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