Mittwoch, 23. November 2016

TukTuk heißt: Brüste gut festhalten! - Jaisalmer, Tag 7

TukTuks sind in Indien diese kleinen motorbetriebenen Stinker, die wie ein Mittelding zwischen Moped und Auto aussehen und für gewöhnlich Platz für etwa 4 Personen bietet. In Indien aber ist dieser Platz gewöhnlich mit bis zu 10 Personen besetzt; wer keinen Sitzplatz mehr findet, der stellt sich eben außen auf eine Art Stoßstange, seitlich oder hinterrücks. Oft gesehen auch bei Bussen.
Ob mit Sport-BH ausgestattet (nein, den hatte ich nicht dabei, ich war doch im Urlaub!) oder nicht - die Straßen und Wege sind überwiegend grottenschlecht, nein, schon unterirdisch schlecht. Frauen, die nicht gerade Körbchen A besitzen, kennen das: Wenns nicht unangenehm werden soll, dann die Brüste gut festhalten! Ich habe mich damit begnügt, die Arme vor der Brust zu verschränken - das vermeidet zumindest schiefe Blicke. Auch wenn die Mehrheit Hindus und nur die Minderheit Moslems sind, auch wenn die Frauen in ihren Saris den nackten Bauch zeigen (ein dicker Bauch zählt übrigens zum guten Ton, weil der Wohlstand zeigt) - ich habe es in Indien vermieden, kurze Röcke oder kurze Hosen anzuziehen und man erzählte uns, dass das wohl auch gut so war.

Jaisalmer ist eine sehr alte Stadt aus dem 12. Jahrhundert in der Wüste, nicht so groß wie andere, bisher gesehene Städte, aber irgendwie schöner. Für mein Empfinden ist die riesige Fläche für die Armee vor den Toren der Stadt genauso groß wie die Stadt selbst. In Indien genießt der Soldat ein verhältnismäßig hohes Ansehen, allein ob der Position selbst, aber auch, weil Soldat zu sein nicht zuletzt auch ein geregeltes Einkommen bedeutet. Ich denke an meinen Jungen, der sich freiwillig zum Wehrdienst verpflichtete, sich wohler fühlt als gedacht und auch wesentlich besser zurechtkommt als er selber annahm. Noch immer wünsche ich mir aber, dass derzeit laufende Eignungstests erfolgreich verlaufen und er dann im kommenden Jahr aus dem Wehrdienst entlassen werden kann. Ich weiß, dass Sicherheit längst nicht mehr das ist, was es mal schien, egal wo man arbeitet - aber ich will ihn einfach nicht in einem sinnlosen Krieg verlieren...



In dem Türmchen unter der großen Taube war unser Zimmer - sehr goldig!!
Eines der schönsten Zimmer auf unserer Reise.

Glaubt man zwar nicht -
aber in einer indischen Wechselstube entdeckte ich das da :)



Sie baten mich, ob ich sie denn nicht fotografieren könne.
Wer kann SO einem Lachen schon widerstehen??
Entgegen den indischen Gebräuchen wollten sie auch kein Geld - sie wollten einfach nur aufs Foto :)

Kleine verschwommene Angelegenheit, ich finde grad kein schärferes Foto ;)



Wir erfuhren erst später, nachdem wir die Stadt verlassen hatten, dass deren Abwassersystem noch aus dem Mittelalter stammt, die zum Beispiel in diesem Frühjahr erst massiv aufgetretenen Regenfälle als auch alles sonstige Schmutz- und Abwasser in die Fundamente dringen und alles von unten nach oben aufweichen. Ein Inder erzählte uns, dass es demzufolge nur noch eine Frage der Zeit sei, wann die Festung wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiele... Manches weiß man tatsächlich besser vorher nicht, so schläft man ruhiger.



Jaisalmer bei Nacht... Morgens zwischen 2 und 3 Uhr...

Bis auf die Musik ist das die übliche Geräuschkulisse.
Etwas, das mir nach gut 3 Wochen tatsächlich ordentlich auf die Nerven ging :)


5 Kommentare:

ganga hat gesagt…

Ich lese, sehe und staune. So erstaunliche Eindrücke von Indien, ich lebe richtig mit.

Alles gute für deinen Jungen, dieser Job gibt auch eine klare Struktur vor, was nicht das schlechteste sein kann.

GlG
Ganga

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Ganga, ja, das mit der Struktur finde ich auch gut :) Es gibt auf youtube jetzt so eine Filmfolge (ich hab leider den Namen vergessen), wo Rekruten vom ersten Tag an videotagebuchmäßig begleitet werden. Soll wohl der Anwerbung dienen. Sohn II und ich haben uns das mal gemeinsam angeschaut. Er sagt, das meiste ist schon so wie dargestellt - aber der Ton ist im allgemeinen etwas lauter und rauher ;) Ich musste echt lachen, als irgend so ein Vorgesetzter morgens an die Tür klopfte, reinging und beinah papamäßig flötete: "Aufste-hen!"
Sohn lachte und meinte: "Bei uns kommt da keiner, da wird gebrüllt."
Natürlich ist uns klar, dass der Drill früher ein ganz anderer war, aber das, was mein Sohn seit April dort erlebt, empfinde ich tatsächlich als positiv. Es ist nicht nur die Struktur. Es ist auch der Sport, das Körperliche. Seine Werte (Blutdruck z. B., da ist er wohl vom Vater erblich vorbelastet) haben sich seither deutlich gebessert so wie auch seine Kondition - was für die aktuellen Eignungstests ausgesprochen positiv ist (deswegen ist er nämlich beim letzten im Januar durchgefallen, also wegen Blutdruck-/Pulswerte).

Was Indien betrifft: Mittlerweile kann ich die Fotos wieder betrachten, ohne sofort ganz nachdrücklich den indientypischen Geruch in der Nase zu haben. Mittlerweile ist es eher so, dass ich auf die Bilder schaue und denke: Und DA war ich jetzt wirklich?? :)

Pyrgus hat gesagt…

Wieder so eine schöne Schilderung deiner Erlebnisse! Ich glaube, ich muss auch mal nach Indien, nur, um meinen Bauch mal stolz herzeigen zu können! Aber Spaß beiseite, ich finde es toll, dass du nicht nur die Fotos zeigst, sondern auch an den Erlebnissen teilhaben lässt.

Eine klare Richtungsvorgabe, zumindest auf Zeit, ist bestimmt nicht das Schlechteste für deinen Sohn. Bin gespannt, wie es sich entwickelt.

Lieben Gruß
Gabi

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ich muss echt lachen, Gabi :) "Zeigt her eure Bäuche, zeigt her eure Schuh'.." :D
Wenn ich ehrlich sein soll, schreibe ich nicht so detailliert die Erlebnisse auf wie das andere (Reiseblogs) machen. Herr Blau hatte ja die Befürchtung, dass ich unser Tagebuch online stellen würde ;)
Mir gehts aber eher nur darum, meine Eindrücke zu vermitteln, wie ich es erlebt habe - und es freut mich total, dass es trotzdem gefällt.

Was Sohn II betrifft: Ich bin echt auch gespannt!! Die ersten beiden Runden hat er bestanden, zwei stehen noch aus. Um die 3. mache ich mir weniger Gedanken, das packt er schon, das sind Einzel- und Gruppengespräch. Aber die 4. ist die einzige, die er nicht wirklich beeinflussen kann: der Arztcheck. Da zittern wir beide ;)

A. hat gesagt…

Sehr interessant, dein Reisebericht in Wort und Bild. Zeigt mir mal wieder, wie verklärt das Indien-Bild doch ist, das gerne in "esoterisch angehauchten" (nicht nur Yoga)Büchern vermittelt wird. Das Land fasziniert mich schon einerseits. Andererseits habe ich vor Monaten "Indien - Gewalt im Lande Ghandis" gesehen und diese Doku hängt mir immer noch nach. So viel Ungerechtigkeit und die Art und Weise, wie mit den Ärmsten der Armen umgegangen wird... der Kulturschock wäre wahrscheinlich riesig. Und ich gehöre nicht zu denen, die das gut wegstecken... :/