Kennst Du auch das Gefühl, dass man manchmal so vieles erzählen möchte, dass im Kopf all die bunten Gedanken herumkullern, so dass man sie gar nicht zu fassen bekommt? Wie man dann zu erzählen beginnt und der Kopf schon weiterstolpert und man irgendwie schon beim nächsten Gedanken ist, noch bevor man den einen überhaupt zum Ende gebracht hat? Wie man sich ausmalt, eine Flasche gut gekühlte Weißweinschorle mitzubringen, gerne auf Deinem Balkon die Füße hochlegt, in die Sonne blinzelt - und der Kopf mit einem Mal schlagartig leer ist und man einfach nur genießt, dass man da sitzt, wo man gerade sitzt? Und dass man dann irgendwie glücklich und zufrieden ist?
Natürlich könnte ich Dir jetzt so einiges erzählen. Wie unser Hochzeitstag war. Wie wir uns das ausgemalt hatten. Dass das eigentliche Kleid - mit kleinen bunten Blumen bestickter Tüll - also genau, was ich bin ;) - das ich für diesen Tag gerne gehabt hätte, viel zu spät geliefert wurde und ich stattdessen auf Plan B zurückgreifen musste. Dass ich in die Chucks, die ich eigentlich zu diesem Tag hatte anziehen wollen, nicht mal ansatzweise hineinkam, weil der rechte Fuß meinte, sich aufblasen zu müssen. Dass ausgerechnet an diesem Tag die Haare einfach nicht das machen wollten, was sie sollten. Dass mir dann irgendwie die Zeit weglief, weil wir für das Ja-Wort am Ufer meines geliebten Meeres noch ein gutes Stück Weg hatten.
Dass also irgendwie gar nichts gelang, wie ich mir das vorgestellt hatte - und es am Ende aber auch wieder völlig egal war, weil einzig der Moment zählte, an dem wir uns an die Hand nahmen und der Mann mich noch anzischte: "Du weinst jetzt aber nicht! Du! Weinst! Jetzt! Nicht! Du... ach Scheiße" und ihm dann selber die Tränen kamen.
Ich könnte Dir vom Fotografen erzählen, der uns am Kennenlerntermin fragte, warum ausgerechnet jetzt, nach all der Zeit? Und ich antwortete, dass manche Menschen heiraten der Steuer wegen oder weil sie eine Familie gründen wollen oder schon gegründet haben. Weil sie es für oder wegen der Kinder tun. Und dass für mich einzig und allein nur ein einziger Grund zählte: dass wir es einfach nur aus Liebe tun.
Und was soll ich Dir sagen... Es fühlt sich wirklich wundervoll an, wenn es der Mensch ist, neben dem Du morgens erwachen und des Nachts einschlafen möchtest. Es fühlt sich wundervoll an, wenn an der Wohnungstür nur noch ein Name steht. Wenn Du morgens erwachst, in die Augen des anderen blickst, der Dich schon die ganze Zeit betrachtet, und Du flüstern kannst: "Guten Morgen, Ehemann" und er zurücklächelt: "Guten Morgen, Ehefrau."
Ich könnte Dir aber auch von dem Behördenirrsinn erzählen, den ich mir so in dem Ausmaß nicht vorgestellt hatte. In digitalen Zeiten wie diesen denkt man doch, man braucht nur eine E-Mail zu schreiben, die Eheurkunde anzuhängen und schon hätte sich der Lack. Aber das wäre ja alles viel zu einfach, nicht wahr? Meine eine Bank zum Beispiel meinte, ich könnte das alles online einrichten. Aber wenn ich neue Kreditkarten und so bräuchte, dann müsste ich schon in die Filiale kommen. Da hab ich noch drüber geschmunzelt und es einfach gemacht. Blöd allerdings: In dem Moment, wo Du eine neue Karte beantragst, wird die alte wertlos. Sprich: in der Filiale zersägt. Was doppelt blöd ist, wenn Du in ein paar Tagen wieder nach L verreisen willst bzw. musst. Wie bezahlst Du dann unterwegs? Also erstmal nur die EC-Karte neu anmelden und für die neue Kreditkarte muss ich dann eben in vierzehn Tagen noch mal hin. Aber okay. Bewegung tut gut, findet ja auch mein Fitnesstracker. (Dieses blöde Ding, weißt Du, da steigste zum Beispiel mal ein einige Treppen hoch, wo Du denkst, hoffentlich kommste bald an, bevor Du auf den letzten Stufen noch das Zeitliche segnest - und in genau diesem Moment vibriert es am Handgelenk und das blöde Teil fragt Dich allen Ernstes, ob Du überhaupt noch trainierst oder es abgeschaltet werden kann. Kannste Dir so ne Frechheit vorstellen? Ja, kannste bestimmt, sowas würde ja normalerweise auch von Dir kommen :))
Meine andere Bank meinte, ich könnte das online erledigen, meinte aber mit Online: Sie können sich die PDF herunterladen, ausdrucken, unterschreiben, eine Kopie der Eheurkunde anhängen und postalisch von A nach B schicken. Eyesroll, kann ich Dir sagen - aber das war noch nicht das Beste.
Das Beste ist das hiesige Bürgeramt. Die bieten Termine bis maximal in drei Monaten, weil sie genau wissen, dass sie jeden Tag mehr als ausgebucht sind. Beim ersten Termin fragte mich die sehr nette Dame, warum ich zum Ummelden nicht gleich noch den Antrag auf den neuen Personalausweis mitgebucht hätte. Hä was? Ich dachte, deswegen bin ich hier? Nein, Sie haben sich nur zur Namensänderung angemeldet, Antrag auf Personalausweis muss extra gebucht werden. Obwohl der Wartebereich draußen proppenvoll war, meinte sie, wenn ich n Passbild dabei hätte, würde sie es jetzt einfach mit einschieben. Hatte ich aber leider nicht. Hätte ihr nur eins vom Mann oder wahlweise von den Söhnen anbieten können, aber na ja. Die sind sowieso (glaube ich) älter als 5 Jahre und DAS wusste ich schon, dass DAS auf dem Amt nicht akzeptiert wird. Dir könnte ja inzwischen ein drittes Auge auf der Stirn gewachsen sein!
Die war aber wirklich nett, der konnteste gar nicht böse sein. Die wollte noch meinen Führerschein sehen und wir haben dann beide ein bisschen herumgegackert. Das Foto is um die zwanzig Jahre alt, da war ich noch blond (gefärbt bitte sehr!) und wir amüsierten uns köstlich über die Friese von Anno Dunnemals.
(Wusstest Du eigentlich, dass man den Führerschein nicht ummelden muss, nur kann? Es sei denn, Du hast die gesetzliche Frist erreicht, ja, dann musste halt. Aber sonst nicht. Wusst ich auch nicht. Und DAS in Deutschland! :))
Jedenfalls: Ich bin dann einfach nach Hause geeilt, habe den Rest des Tages und den nächsten Morgen damit verbracht, einen neuen passenden Termin zu erhaschen. Und wähnte mich glücklich, tatsächlich für Freitag einen zu bekommen.
Habe Passbilder in der Tasche gehabt vom Antrag auf Ausweis im letzten Jahr, als ich noch nicht wusste, dass der Mann begehren würde zu ehelichen. Stimmst Du mir zu, dass man davon ausgeht, dass man die nehmen darf, weil noch nicht mal ein Jahr her?
"Nein, das geht nicht, wird von der Bundesdruckerei abgelehnt", sagte dieser schnöselige Fatzke. Weißt Du, so einer mit gegelten Haaren, der gerade ein Lob vom Vorgesetzten eingestrichen und diesem dafür fast bis zur Halskrause in den Allerwertesten gekrochen war. Die hab ich ja gerne! Vor allem, wenn die einen dann noch so von oben herab behandeln. Neben Ungerechtigkeit bringt mich nichts so schnell aus der Fassung wie Arroganz! Da vergesse sogar ich mal meine gute Kinderstube - und das hab ich an diesem Tag auch, aber eins nach m anderen. Will Dich ja nicht überfordern mit Deinen Cocktails, die Du da derzeit zu Dir nehmen musst.
Woher soll man auch wissen, dass man dasselbe Passfoto nicht nochmal nehmen darf, auch wenn der vorherige noch nicht mal ein Jahr alt ist? Warum das nicht geht, wollte ich wissen. Du kennst mich, ich will ja die Dinge oft auch verstehen. (Manches is mir ja auch vollkommen wurscht, aber weißt Du, wenn man da extra noch ein zweites Mal hinstiefeln muss, nur um endlich diesen blöden Ausweis beantragen zu können, dann wird man ja noch mal fragen dürfen?)
"Das ist nicht gestattet, das ist eben so!" wurde ich abgebügelt.
"Sie können schnell zum Automaten gehen, der ist einen Wartebereich weiter. Und achten Sie bitte darauf, dass keine Haare in den Augen sind. Auch nicht an der Seite. Wenn die Haare Schatten werfen, muss ich das Foto ablehnen."
Da hab ich schon mal dezent tief Luft geholt, aber nix gesagt. Is ja nich so, als hätte ich noch nie Fotos machen lassen und wäre dieser scheißblöde Automat dort nicht quasi schon mein bester Freund.
Also Fotos machen lassen, alle Haare aus der Stirn gezwirbelt, damit das Cortison-Mond-Gesicht so richtig schön aufgehen konnte, aber scheiß drauf, wen interessiert schon ein Foto im Personalausweis?
Wieder zurück, gewartet, wieder Platz genommen... nur um dann den herablassenden Auswurf des Gegenübers wahrzunehmen: "Ich habe Ihnen doch EXTRA gesagt: Die Haare NICHT in die Augen! Ich muss das Foto ablehnen!"
Kurz vermutete ich sowas wie "Versteckte Kamera", aber ne, der meinte das völlig ernst!
Ich erbat mir das Foto, ums mir selber anzuschauen, aber ich sah.. NIX! Kramte die Brille aus der Tasche und sah wieder.. NIX! Gut.. Der Mann rügt ja immer, wieso ich nicht eine von diesen drölfzig Brillenetuis nehme. Meine Brillen seien wahlweise entweder immer mit klassischem Fingerabdruck direkt im Sichtfeld oder hätten Kratzspuren. Dazu muss man sagen, war der Kabuff dort tatsächlich beschissen beleuchtet. Sowas wie n Keller mit drei Funzeln. Fazit: Ich habe wirklich ehrlich KEIN Haar in der Suppe überm Auge gesehen, scherzte noch: "Meinen Sie das da? Das is ne Falte, kein Haar."
Er meinte dann, ich hätte ja wohl keine Falten im Auge (*kreisch*), und dann sprang der auf und riss die Arme hoch. Ob ich ihm sagen wolle, dass er lüge oder was ich ihm unterstellen wolle?! Hä? Was war denn mit dem los? Ich hab nur eben dieses verkackte Haar nicht gesehen und ich WOLLTE ENDLICH DIESEN BLÖDEN AUSWEIS BEANTRAGEN!
Kannst Du Dich mir da vorstellen, wie mir DA die Haare zu Berge standen?
Im Nachhinein könntsch ja drüber lachen:
"Da ist ein Haar!"
"Ich seh aber kein Haar!"
"Da ist aber ein Haar!"
"Tut mir echt leid, ich seh da kein Haar!"
Aber dort im Termin war mir tatsächlich nicht nach Lachen - und mir ging auch erst später auf, was genau mich eigentlich so wütend gemacht hatte: Das war seine herablassende Art und Weise und vor allem der Tonfall, wie er mit mir sprach. Das kann ich echt auf den Tod nicht ab, wenn Menschen sich so geben.
Wäre ich an seiner Stelle gewesen, ich hätte einfach gesagt "Ach huch, schauense mal, da hat sich doch noch ein Haar übers Auge gelegt, gehen Sie schnell nochmal, ich nehm derweile den nächsten dran, und dann kommense einfach nochmal her."
Wäre das nicht das Einfachste gewesen? Bei seinen Kolleginnen geht sowas nämlich durchaus. ER konnte das nicht. Oder wollte es nicht. Er riss noch mal die Arme hoch (solche Gesten habsch ja auch gerne, weißte) und wollte wissen: "Wollen Sie vielleicht, dass sichs noch ein anderer anguckt, oder was?"
Und DA hatte er mich und ich antwortete: "Ja, das möchte ich bitte!"
Der guckte mich so fassungslos ob meiner Antwort an wie ich ihn wütend anstarrte ob seines Habitus.
Provokation hin oder her - JETZT wollte ich das. Ich sah nämlich immer noch kein Haar und näherte mich obendrein gefährlich meiner eigentlich hoch angesetzten Hutschnur. Also drückte er das Foto seiner Kollegin in die Hand und die meinte nach nem kurzen Moment: "Ja, ich seh da auch ein Haar."
Er meinte noch, ich könne ja nächsten Freitag nochmal kommen. Obwohl ich grad erst gesagt hatte, dass ich kommenden Freitag nicht da bin.
Weißt Du, P., mir ist das wirklich zum allerersten Mal passiert, dass ich mir die Fotos und den alten Ausweis mit einem Griff genommen und ihn stehenlassen habe. Eigentlich hasse ich sowas. Das ist genauso wie mitten im Telefonat den Hörer frustriert auf die Gabel zu schmeißen (hach! manchmal vermisse ich ja so ne Möglichkeit). Macht man nicht, gehört sich nicht! Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Typen an der Strippe, der mich tatsächlich beleidigte, nur weil ich mich meiner Aufgabe entsprechend quer vor die Tür zum Chef gelegt hatte und niemanden durchließ. Bildlich gesprochen natürlich, was denkst Du denn?
Ich hab ihm die ganze Zeit zugehört und den labern und ausufern lassen und als er dann fragte, ob ich noch was dazu zu sagen hätte, antwortete ich: "Ja, habe ich: Ein Gespräch auf dieser Ebene ist mir zu dumm. Schönen Tag noch."
Schönen Tag noch - hab ich wirklich gewünscht.
Hättsch am Freitag also wenigstens auch machen können. Erziehung und so! Haltung bewahren! Aber kennst Du auch so Situationen, wo einem das einfach nicht mehr gelingt? Wo man zum einen so dermaßen wütend ist, dass man gleich wie ein Flummi aus dem Raum springt - und zum anderen so sprachlos und irgendwie auch überfordert ist?
Kennst Du eigentlich auch diesen Spruch, dass man einer wütenden Frau von weitem ein Stück Schokolade zuwerfen soll? Müsste ich dem Mann vielleicht noch mal zur Erinnerung schicken, denn nach seinem Spruch "Geh erstmal nach Hause und kühl dich ab" wäre ich am liebsten stante pede ins Bürgeramt zurückgestiefelt und hätte die Scheidung beantragen wollen!
"Entschuldige, ich wollte doch nur was Liebes sagen!" schmollte der noch.
Ey was? WAS LIEBES? Was is n an DEM Spruch LIEB???
Ich war so aufgebracht, dass ich mir keine U-Bahn-Rückfahrkarte kaufte, sondern den ganzen Weg nach Hause gegangen bin. Ach, was heißt gegangen.... mit fliegenden Haaren und wehenden Schrittes nach Hause geflogen - oder so :)
Na ja, was soll ich Dir erzählen... Zwei Kaffeepötte und eine Kirschschnitte später hatte sich der Puls spürbar gesenkt. Bei Tageslicht draußen habe dann endlich auch ich dieses verschissene Haar überm Auge gesehen. Ich habe mir dann am Abend in der Stadt beim Fotografen Passfotos anfertigen lassen, biometrische natürlich. Und DIE Bedienung dort war wiederum so herrlich sympathisch, dass mir da schon wieder s Herz aufging. Und nachdem der Geheiratete mir einen lecker Milchkaffee ausgab, um die Wartezeit bis zur Abholung der Passfotos zu überbrücken, und ich Beine baumelnd dem ordentlichen Gewitterguss vor der Tür zusah, da war meine Welt dann auch wieder völlig in Ordnung.
Muss ich jetzt also nur nochmal am kommenden Montag noch vor meiner eigentlichen Aufstehzeit und vor allem vor Reiseantritt zum dritten Mal ins Bürgeramt - wegen einem einzigen Ausweis.
Bei meinen Online-Shopping-Konten übrigens konnte ich fast überall problemlos meinen Namen ändern. Bis auf einen, der mir jetzt schrieb, dass sie eine Personalausweiskopie haben wollen. (Ob ich DAS will, weiß ich noch nicht. Bin eher geneigt, das Konto dann eben zu löschen.) Aber welchen wollen die jetzt eigentlich - den alten oder den neuen? *kreisch*
Hach P., ich vermisse Dich. Du würdest gar nicht versucht haben, mich runterzubringen. Du hättest vermutlich so lange mit in meine Kerbe geschlagen, so dass ich dann selber hätte lachen müssen. Wir hätten uns mit Käffchen bis zur Halskrause zugeschüttet und über meine romantische Vorstellung, die mit dem Ehelichen eines geliebten Menschen verbunden ist, kaputtgelacht, weil die offensichtlich ziemlich dolle an der behördlichen Realität vorbeischrammt.
Aber egal. Jetzt hab ich J wie JA gesagt - jetzt kann ich das B wie Behörde auch noch singen :)
Was ich in der letzten Nacht träumte, weiß ich nicht mehr. Hab ich überhaupt etwas geträumt? Immerhin war die Nacht recht kurz. Der Junge rief mich gestern an und fragte, wann ich eigentlich wieder in L sei - und hieraus entwickelte sich wie schon vor einigen Tagen ein Telefonat von gut eineinhalb Stunden. Und wie schon vor einigen Tagen beschränkte ich mich fast ausschließlich auf das Zuhören. "Mein Auskotz-Stream", benannte der Junge unser Telefonat und ich dachte, was für ein Glück, dass er das überhaupt tut. Viel zu vieles frisst er in sich hinein, macht er mit sich selbst aus. Was grundsätzlich vielleicht positiv sein mag, kann einen aber auch irgendwann von innen heraus zerfressen. Ich hatte das Gefühl, dass er so sehr wie lange nicht darauf wartet, dass ich wiederkomme - und ich musste daran denken, wie der Mann und ich aktuell Wohnungsinserate rauf und runter suchen, um lang gehegte Pläne nun endlich in die Realität umsetzen zu können.. Wie gut das hoffentlich auch für meinen Jungen werden könnte. Bis 3.30 Uhr lag ich auf dem Sofa, ließ mich berieseln vom Nachtprogramm und der Kopf war so hellwach, die Gedanken drehten so derart im Kreis, dass ich einfach nicht in die Schlafruhe fand. Dass ich mich dann irgendwann doch ins Badezimmer aufraffte, war eher der Vernunft geschuldet und der Tatsache, dass ja heute wieder ein Arbeitstag ist.
"Guten Morgen Geburtstagskind" flüsterte der Mann mir heute Morgen in aller Herrgottsfrühe zum Abschied zärtlich in das Ohr, "wir sehen uns dann heut Nachmittag". Ich lächelte, mummelte mich tiefer in die Decke, dehnte und streckte mich wie ein Kätzchen - und schlief noch einmal ein. Nicht ohne daran zu denken, wie eigentlich mein Leben früher war. Wie wenig erfüllt. Wie zerfressen von der Sehnsucht nach einem Leben, in dem ich mich wohl und glücklich fühlte. Ich wusste nicht, was es bedeutete, "angekommen" zu sein, weil ich es noch niemals vorher erlebt hatte. Das Leben vor dem Mann war eher eins, das immer vom Wunsch dominiert wurde, nicht nur die Randfigur zu sein. Nicht nur zusehen zu müssen. Nicht das zur Gewohnheit gewordene Möbelstück und aber auch nicht nur der Ersatzspieler zu sein. Sondern einfach... ich. Mit all dem, das mich ausmacht. Dass das jemand genau so haben wollte - und dass mir mit diesem Menschen auch keine Wünsche mehr offen bleiben würden. Und jetzt.. Heute Morgen, in dem Halbdunkel unseres Schlafzimmers, in dem Bett, das ich so liebe, weil ich darin so gut wie kaum sonst irgendwo schlafe, da fühlte ich mich einmal mehr angekommen. Einmal mehr glücklich mit dem Leben, das ich hier führen kann und mit dem Mann, der mir pünktlich zur Aufstehzeit noch einen Screenshot seiner heutigen Terminerinnerung schickte.
"Was wünscht man denn jemandem, der schon alles hat?" fragte mich der Chef heute Morgen und ich lächelte, antwortete darauf aber nicht. Es sind sehr persönliche Dinge, die ich mir wünsche: Dass es meinen Jungen gut geht. Dass der eine nicht zu sehr vereinnahmt wird, so dass alles komplett hinten runterfällt - und der andere aus seinem Tief wieder herausfindet und endlich auch mal so etwas wie ein bisschen Glück hat. Es gibt so viele Menschen, die so wenig Glück im Leben haben, obwohl sie es einfach verdienen - und er gehört absolut dazu. "Ach was solls, ich hab mich damit arrangiert", hat er gestern gesagt. "Wenn das so wäre, würde es dir ja nicht so weh tun", hab ich leise widersprochen.
Liebes Universum, wenn Du mich also hörst.. Ich wünsche mir einfach nur ein bisschen Glück für meine Jungen. Denn wenn es ihnen gut geht, dann kommt alles andere ganz von selbst.
Dieser Spruch "Erst auflegen, dann Arschloch sagen" wird für mich heute zur peinlichen Realität. Aber ist mir an der Stelle tatsächlich nur ein ganz klein wenig peinlich. Sorry Guy, aber kam von Herzen :)
Nr. 2
Sich Rhabarberkompott in der Mittagspause kochen zu wollen, ist eine nette, aber schlichtweg dumme Idee. Stichwort: Telefonterror. Stichwort: Rauchmelder im Arbeitszimmer ;)
Nr. 3
Bin ich eigentlich der einzige Depp, der trotz intermittierenden Fastens (6/18) eher zu- statt abnimmt? Zum Kotzen ist das. Ungerechte, blöde Welt. Und nein, ich nehme in den 6 Stunden nicht mehr Kalorien als "erlaubt" zu mir, viel zu oft sogar weit unterm erlaubten Schwellenwert. Und ja, ich mache auch immer noch Sport (muss ich auch, sonst rächt sich das bitter auf der Schmerzskala). Und nein, ich stelle kein Muskelwachstum an mir fest. Und nein, die Klamotten passen jetzt auch nicht viel besser als sonst. (Aber wenigstens auch nicht schlechter ;))
Nr. 4
Menschen, die ihr Leistungslevel schon vor Jahren von hundert auf schätzungsweise maximal fünfzig Prozent runtergefahren haben, beklagen sich noch immer, dass sie zuviel arbeiten und es ihnen keiner dankt. Das sind übrigens die, die aus Lust & Laune heraus Immobilien und Luxusschlitten kaufen, dich rund um die Uhr anrufen, wochentags, an Wochenenden und Feiertagen - und das meistens wegen ihrem Privatkram, egal ob du beispielsweise grad mit eigenem Kummer oder zum Beispiel auch unter Magenkrämpfen auf der Porzellanschüssel um dein Leben kämpfst *harhar*, während du beinah täglich bis in den Abend hinein damit beschäftigt bist, deren berufliches und auch privates Chaos zu ordnen.
Nr. 5
Wer billig kauft, kauft zweimal? Pfff. Ich kenne einen, der fährt nen hunderttausend-Euro-Schlitten - und ruft mich regelmäßig auf seinen langen Fahrstrecken an, weil sein Navi ihn wahlweise unbegründet von der Schnellstraße leiten oder ihn blindlings in nen kilometerlangen Stau reinfahren lässt. S gibt da so ne Webseite, nennt sich verkehrslage.de - super zuverlässig - fast so gut wies Google-Navi ;) Und mindestens für letzteres brauchste keine teure Kutsche mit super modern eingelassenem Navi, das auch bloß Quark erzählt, wenns denn überhaupt was erzählt.
Nr. 6
Der Empfindlichkeitssensor bei Menschen ist schon recht erstaunlich ausgeprägt. Stichwort: Das Gleiche ist nicht dasselbe.
Nr. 7
Was ich immer wieder feststelle: Kaum etwas ergreift Menschen mehr als der Gedanke an ihren eigenen Edelmut 😉
Was lerne ich aus allem? Nicht aufregen, nur wundern. Und: Ein Käffchen löst keine Probleme. Schmeckt aber tausendmal besser als ein blöder Grüntee - und das entspannt - jedenfalls bei mir - markant den Blutdruck. In diesem Sinne: Holladiarrhö - es ist langes Pfingstwochenende, zelebrierts oder lasst es bleiben, aber egal wie: Lassts Euch gut gehen :)