Mittwoch, 21. Mai 2025

Emilio Piano ft. Lucie - Maison


"Seit wann hörst du solche Musik?" fragte der Mann verwundert. Ich legte den Kopf zurück und ließ meinen Blick auf ihm ruhen.
"Immer dann, wenn sie etwas in mir auslöst. Wenn sie etwas in mir berührt und mir Bilder in meinen Kopf zaubert."

Und dann schloss ich meine Augen.
Ich konnte es beinah sofort vor mir sehen...
...dieses Zimmer hoch über der Stadt, Paris vielleicht oder doch ganz woanders, mit den schmalen hohen Fenstern und dem kleinen Austritt davor. Die Morgensonne, die ins Zimmer scheint, durch die geöffneten Flügeltüren hindurch, an die ich gelehnt sitze, die Beine verschränkt, in den Händen die große Tasse Kaffee und mit viel Milch, so wie ich es liebe. Du würdest mir gegenüber sitzen, wir würden die Augen geschlossen haben, das Gesicht der Sonne zugewandt haben. Vielleicht würden wir miteinander sprechen, vielleicht auch nur den Augenblick genießen. Die Ruhe in unserem Kopf, in unserer Seele. 
Es ist faszinierend, was Musik auszulösen vermag.
Was streichelzarte Klavierklänge auszulösen vermögen.
Wir sollten noch sehr viel öfter Musik hören...

Dienstag, 20. Mai 2025

The Butterfly Effect



In letzter Zeit träume ich wieder mehr. Viel mehr als sonst - und auch öfter wieder in Farbe. Zuallermeist geht es um Vergangenes. Menschen, die längst nicht mehr da oder auch nicht mehr in meinem Leben sind. Die Begegnungen in den Träumen, die alles wieder aufleben lassen. Träume, die die Vergangenheit in die Gegenwart zurückbringen, miteinander vermischen, so dass ich morgens völlig verwirrt und irritiert erwache und mich mehr als einmal fragte: "Wo bin ich und welche Zeit haben wir?"

Inzwischen sind wir wieder zu Hause gelandet, haben den Camper zurückgegeben und uns in den Weiten des Internets weiter auf die Suche begeben nach etwas, das mehr unseren Vorstellungen entspricht. Im Grunde bin ich ja gar nicht der Mensch, der in einen Camper steigt und ein kleines Stück der Welt bereist. In einem Zelt zu übernachten, habe ich schon als Kind gehasst. Schlafen in einem Camper fühlt sich irgendwie ähnlich an, wenn auch deutlich komfortabler. Dennoch war es eigentlich nicht meine bevorzugte Art zu verreisen.

Doch dann entstanden vor meinem inneren Auge, in meinem Kopf Bilder, die ich nicht wieder loswurde. Ich sah Vans, gestaltet in einem wunderbaren, unaufdringlichen, aber wunderbar gemütlichen Boho-Chic; etwas, in dem ich mich so sehr wiederfinde. In meinem Kopf konnte ich uns sehen, wie wir der Sonne entgegenfahren würden, in hellen, bunten Sachen, das Haar zusammengesteckt, die Hand zum Fenster hinausgestreckt - und wir würden singen, während wir Grenzen überwinden würden.. Die von Deutschland über Südfrankreich bis nach Spanien oder Portugal. Ich war da noch nie - und ich stelle es mir wundervoll vor! In meinem Kopf, in meiner Vorstellung würden wir auf einer Reise dieser Art sehr viel mehr von dem Land erkunden und über die Menschen erfahren, als würde man einfach nur in einen Flieger steigen und sich von A nach B begeben. In meinem Kopf würden wir in Südfrankreich über Friedhöfe wandeln und wer weiß... Vielleicht würde ich es ja doch entdecken, das Grab meines Großvaters? Den, den wir niemals kennengelernt haben. Den, von dem mir als Kind erzählt wurde, er sei im Krieg gefallen. Den, von dem wir erst nach dem Tod meiner Großmutter erfuhren, dass er nach Kriegsende nochmal dagesessen war, um meine Großmutter zu finden, sie wiederzusehen. Den, von dem es heißt, mein großer Bruder sähe ihm so sehr ähnlich. 
Ich hab eine sehr lange Zeit jedes Jahr gerechnet, wie alt der Großvater jetzt sein möge und ob noch eine berechtigte Chance bestünde, ihm eines Tages in die Augen schauen zu können..
Und dann würden wir weiterfahren, wir würden irgendwo frischen Käse, frisches Baguette und etwas Wein naschen. 
Trauben, Kirschen in den Korb füllen und der kleine Van würde den Geruch nach frischen Äpfeln und die Erinnerung an den letzten Kaffee atmen..
Wir würden immer weiterfahren, bis wir irgendwann ans Meer kämen. Barfuß aus dem Auto springen und gleich so mit dem Kleid ins Wasser springen, ausgelassen darin tanzen und atemlos einander in die Arme fallen...

Immer öfter denke ich mich an einen anderen Ort, in eine andere Zeit. Vielleicht, weil ich die Realität hier ganz oft nicht mehr ertragen kann? Ich mag sie nicht anhören, die Nachrichten. Ich mag es nicht anhören, die stete Unzufriedenheit der Menschen mit allem und jedem. Ich mag es nicht mehr lesen, dieses ständige Kategorisieren von Menschen mit Meinungen und Auffassungen, die einem anderen nicht gefallen. Ich selbst mag mich manchmal nicht, und zwar in den Momenten, in denen ich feststelle, dass mir etwas von meiner Leichtigkeit abhanden gekommen ist. Von dem Wesen, das meine Freundin einst mit einem Schmetterling verglich, der von Blüte zu Blüte schwebt..

Ich hab sie schon deutlich reduziert, die Nachrichten. Meine Ohren verschlossen vor der Unzufriedenheit anderer. Scrolle Kommentare, Postings ohne zu lesen weiter,  bevor diese ihre langen Schatten auf die Blumenwiese in meinem Kopf werfen können. Und sobald ich mir die Ohren zustöpsle mit meiner Musik, kann ich innerhalb von wenigen Augenblicken ganz woanders sein.. 
"Du lebst immer mehr in deiner eigenen Welt", beklagt zuweilen der Mann.
Das tue ich nicht. Oder vielleicht doch? Vielleicht so ein bisschen? Vielleicht, weil ich es muss, um den Schmetterling in mir bewahren zu können?
"Irgendwann lässt du mich ganz draußen und dann vergisst du mich", sagt er dann.
Vermutlich kann er sich gar nicht vorstellen, dass genau das gar nicht geht. Das wiederum unterscheidet mich von einem Schmetterling.

Sonntag, 18. Mai 2025

Das Zusammenleben auf eigene Gefahr

Es ist schon etliche Jahre her, im Sommer 2014, da erzählte ich Euch von verbrannten Erden, die ich gelegentlich hinterlasse. Was mir auch erst in einem Gespräch bewusst geworden war:

Denn beim gestrigen Mittagessen mit den Kollegen und im Gespräch mit eben diesen fiel es mir wie Schuppen vor den Augen:
1. Der Kindergarten, in dem ich war - abgerissen.
2. Die Schule, die ich einst besuchte, gibt es nicht mehr. Dort herrscht Brachland, nur wenige Jahre, nachdem ich dort raus war.
3. Das Haus meiner Eltern, in dem ich aufwuchs, gibt es nicht mehr. Alles eingeebnet und begrast, kurz nachdem ich ausgezogen war.
4. Meine erste Arbeitsstätte auf der Insel, genauer gesagt: Die Abteilung, in der ich war, gibt es nicht mehr. Eingeebnet und begrast.
5. Die Schmerzklinik, in die ich 2008 geschickt wurde: Abgerissen - Brachland.
Als die Kollegin fragte, ob wenigstens das Krankenhaus noch stünde, in dem ich geboren wurde, stutzte ich kurz und vor Begeisterung kreischend und unter herrlichem Lachen gestand ich: "Scheiße, auch DAS steht nicht mehr! Die haben daneben ein neues gebaut und das alte abgerissen!"

Damals sinnierte ich darüber, ob ich dem Mann noch rechtzeitig davon erzählen und ihn warnen sollte, bevor der bestellte Umzugswagen heranrollte und das bisschen Hab & Gut von L zum Mann nach M bringen würde. Schlussendlich hatte ich ihm dann davon erzählt, freilich gespickt mit einer ordentlichen Prise Humor. Der Ärmste sollte ja wenigstens vorgewarnt, nicht aber auch gleich zu Tode erschrocken sein.

Vor zwei Tagen nun saßen wir abends bei meiner Mama in der Küche. Mit am Tisch ihr Bruder, dem im vergangenen Jahr die Frau gestorben war. Mit am Tisch auch eine der fünf Schwestern, deren Mann vor zwei Jahren verstorben war. Des Nächtens wieder zurück im Campermobil versuchte der Mann erneut zu sortieren, wie viel Geschwister meine Mama nun insgesamt hat und wer nun wer davon war. Ein wenig musste ich da korrigieren, also zählte ich auf:

1. Schwester A, das Nesthäkchen, deren große Liebe ist vor drei oder vier Jahren verstorben.

2. Schwester A, deren Mann ist vor zwei Jahren verstorben.

3. Schwester B, die lebt irgendwo in der brandenburgischen Pampa mit ihrem Mann; nähere Umstände sind mir nicht bekannt - und soweit ich weiß, dem Rest der inzwischen deutlich geschrumpften Familie auch nicht.

4. Schwester R, die vor etwa 9 Jahren verstorben ist.

5. Bruder K, dem die Frau vergangenes Jahr gestorben ist.

6. Schwester M, deren Mann schon vor etlichen Jahren gestorben ist.

7. Meine Mama mit meinem Papa, dessen Herzleistung trotz OP nicht mehr über 25 Prozent....

An dieser Stelle stockte ich und schaute den Mann an. Ob es jetzt mein Glück war, dass er sich mehr auf die Zuordnung konzentrierte? Weil ihm peinlich war, dass er Bruder K zweimal mit einem falschen Namen ansprach und Schwester A die Zweite mehrfach mit Schwester A dem Nesthäkchen verwechselte?

Der Mann hats ja grundsätzlich nicht so mit Komplimenten, er ist eher ein Mann der Tat. Was er aber doch hin und wieder mal sagt, ist, dass er dankbar ist dafür, dass wir uns begegnet sind und dass er es ist, den ich in meinem Leben haben möchte.

Er soll aber irgendwann mal nicht sagen, er sei nicht vorgewarnt gewesen - in jeglicher Hinsicht ;)

Donnerstag, 15. Mai 2025

Das Altern in Würde

Immer öfter lese ich in letzter Zeit von Promis, dass sie lieber in Würde altern als dass sie ihr Gesicht derart unterspritzen, glattziehen oder auch auffüllen lassen täten, bis sie entweder unfähig sind zu echter Mimik oder völlig verfremdet wurden. Betrachtet man sich im Vorher-Nachher-Vergleich Katie Price, Nicole Kidman oder auch Lindsay Lohan, stimmt man dem vermutlich vorbehaltlos zu, wobei insbesondere Katie Price ein trauriges Beispiel dafür ist, dass das Nachher-Foto kein Vorher-Foto mehr braucht. Lindsay Lohan hingegen sieht aktuell vermutlich besser aus als je zuvor - aber ich hätte sie tatsächlich nicht wiedererkannt. Schon irre, was alles so möglich ist. Das denke ich übrigens aktuell auch bei dem ganzen Hype um die Abnehmspritzen, die da so auf dem Markt kursieren. Erst gestern las ich, dass auch der Pocher mit einer dieser Spritzen ca. vierzehn Kilo abgenommen hat. Er meinte dazu: "Man hat einfach keinen Appetit mehr, das machts." Aber... Ich frage mich... Wenn das allein nur dadurch funktioniert, dass man weniger isst dank fehlendem Hunger, müsste dann die FDH-Variante nicht ebenso erfolgreich sein? Disziplin vorausgesetzt? 

Seit ich seit 2019 selbst gegen meine Grunderkrankung nicht nur spritzen, sondern auch zusätzlich Cortison supplementieren durfte, bin ich selbst auch - gefühlt - explodiert. Natürlich könnte ich manchmal heulen, wenn ich in den Spiegel schaue und denke "Scheiße... Das war doch letztens auch noch nicht so." Oder sich die Kleidergröße manifestiert da, wo sie sich  für mein Empfinden eigentlich nicht manifestieren sollte. Vor allem, wenn ich nur daran denke, was für einen scheiß Kraftakt es bedeutet, um jedes einzelne Kilo zu ringen, das nicht noch mehr dazukommen soll. Was bedeutet: Essen nur in der Zeit von 12  bis 18 Uhr, davor und danach nix mehr außer Wasser oder - freilich - Käffchen. Ohne Zucker, aber mit Milch. Veganer Milch übrigens. Was bedeutet: Jeden Tag mindestens sechstausend Schritte schaffen, Bewegungsziele erreichen (die Uhr erinnert mich daran) und mindestens jeden zweiten Tag dreißig Minuten hulern und mindestens fünfzehn Minuten rhythmische Sportgymnastik *kreisch* Anschließend lange genug dehnen dank Grunderkrankung, die verzeiht mir das sonst nicht. 

Ich weiß aber auch, dass es nicht allein die Grunderkrankung ist, die mir diesen Kampf erschwert. Ein gewisses Alter bei Frauen bedeutet nicht nur "Juhu - ab jetzt Sex wann immer wir jetzt wollen!", sondern auch, dass sich Prozesse im Körper verändern: Die einen werden schneller, die anderen langsamer - und das leider nicht zu unserem Vorteil. Das gilt nicht für alle Frauen, aber ich habe diesen besonderen Preis gleich doppelt gewonnen. 

Versteht mich nicht falsch: Für mich muss ein Mensch nicht gertenschlank sein, um schön zu sein. Ich kenne etliche Frauen, die deutlich mehr Kilos und entsprechende Rundungen haben - und das sind wirklich schöne Frauen! Einigen folge ich auf Instagram, und das auch, weil ich mir immer anschaue: Wie toll ziehen die sich an und wieso sieht bei denen alles immer so klasse aus und wieso kriege ich das nicht hin? Und dann denke ich wieder: Weil bei denen alles anders verteilt ist am Körper. Bei mir stimmt irgendwie die ganze Symmetrie nicht. Na ja, was solls, ich kanns nicht ändern. Nicht alles jedenfalls. Zu einer Abnehmspritze kann ich mich trotzdem nicht durchringen. Einerseits hat mein Körper schon genug mit sich zu tun, Grunderkrankung plus eine entgleiste Schilddrüse. Was das kleinste Organ im Körper anrichten kann, wenn das aus der Bahn kommt, hätte ich mir auch mal nicht so vorgestellt. Ist schon irre. Was das für den Körper bedeutet inklusive der ganzen Medikation, das reicht schon, um nach meinem Ableben auf dem Sondermüll zu landen. Ich leuchte im Dunkeln! :) Und bei all dem Hype frage ich mich andererseits auch immer: Was bedeutet es für den Körper, so derart in das System einzugreifen, dass Stoffwechsel-/ Prozesse anders laufen? Was wird das mit ihm machen, so auf Dauer? Und was macht es mit einem selbst, wenn man seine Ernährung nicht umstellt, eines Tages aber aufhört zu spritzen und dann wieder auseinandergeht wie ein süßer Brei? Oder wenn man erfolgreich umstellen konnte, der Körper dann aber mit anderen Dingen kämpft und man trotzdem wieder zunimmt? Also auf Lebenszeit spritzen? Was wird das erst für den Körper bedeuten? Ich für mich denke: Es ist sehr verlockend zu wissen, man spritzt sich was, futtert weniger, genießt die Komplimente und dass man ein oder zwei Kleidergrößen reduzieren kann. Ob das den Preis um die eigene Gesundheit wert ist, wage ich jedoch noch immer zu bezweifeln. Ich sehe das etwas ähnlich wie bei der Corona-Impfung: Was die Spritze wirklich im Körper bewirkt, werden wir frühestens in ein paar Jahren sehen. So wirklich sehen. Das ist aber nur meine ganz persönliche Meinung. Meine Freundin zum Beispiel sagt: "Vielleicht schadet die mir irgendwann. Aber dann hab ich bis dahin zehn Jahre toll ausgesehen." Sie meinte es wirklich so, weil sie schockiert und frustriert war, als sie von der betriebsärztlichen  Untersuchung einschließlich Wiegen und Messen zurückkehrte und niemand sie mehr ansprechen durfte. Uns trennen circa zwanzig Kilo. Vielleicht denke ich anders, wenn ich diese zwanzig Kilo mehr drauf haben täte? Ich glaube schon, dass diese Spritzen dank ihrer Auswirkung ein guter Anfang für Adipositas-Patienten sind, die unter ihrem Gewicht körperlich und auch seelisch leiden. Für mich persönlich kommt sie trotzdem nicht in Frage, und das aus rein gesundheitlichen Aspekten heraus. 

Ich spüre aber auch an anderen Dingen, dass ich eben keine zwanzig mehr bin. Meine Haut zum Beispiel, die reagiert mittlerweile deutlich empfindlicher. Haut & Haar waren bei mir immer Dinge, die ich problemlos "belasten" konnte. Mit ständig wechselnden Haarfarben, allen möglichen Cremes, Lacken, Sprays. Das Haar wuchs bei mir gefühlt rasant, mit ihm die Nägel. Das hat sich verändert. Die Haare wachsen immer noch ganz gut, die Nägel deutlich langsamer und sie sind auch deutlich brüchiger geworden. Im letzten Sommer machte mich meine Nichte auf eine Marke aufmerksam, mit der man Puder auf den Nagel auftrug und diesen dank spezieller Tinkturen haltbar machte. (Ich schreibe hier bewusst nicht, von wem und so, weil ich keinen Bock auf diese "Mach die Werbung kenntlich"-Kacke hab.) Jedenfalls war ich anfangs ganz begeistert davon. Nachteil ist jedoch, dass man diesen Belag nicht so ohne weiteres wieder abbekommt und allermeistens nachfeilen muss. Da leidet aber der natürliche Nagel. War mir irgendwie zu umständlich. Dann las ich irgendwann von den Gelen, die man selber auftragen, modellieren und unter UV-Licht aushärten kann. Hab ich auch probiert. Is ne ziemliche Sauerei, dauert gute zwei Stunden und dann reißt in der Regel am zweiten oder dritten Tag schon der erste Nagel ein. Wobei ich sagen muss: Ich bevorzuge ja immer den natürlichen Look und dazu gehört auch eine natürliche Länge, die nur knapp über die Fingerkuppe hinausragt. Trotzdem. Die andere Sorte, die ich testete, war zwar widerstandsfähiger, aber ne noch größere Sauerei dank cremiger Konsistenz vor dem Aushärten. Ach neeeee. Der letzte Versuch waren jetzt Folien, die man aufklebt, aushärten lässt und dann zurechtschneidet und feilt. Mein Fazit: Diese Folien halten wirklich sehr gut und auch deutlich länger als diese Polygele. Aber ich vertrage sie nicht. Beim ersten Versuch habe ich das noch gar nicht gecheckt und nicht in Verbindung gesehen - aber meine Hände juckten wie der Teufel. Ich bin beinah wahnsinnig geworden davon. Runtergemacht hatte ich die Folien, weil mir die dunkelblaue Farbe nicht mehr gefiel. Ein paar Tage lang trug ich dann nur meinen Naturnagel spazieren. Vor unserem Kurzurlaub dachte ich, ich mach jetzt mal helle, natürlicher wirkende drauf und ab dem zweiten Tag dieselbe Scheiße: Die Finger juckten bis zum Irre-Werden, aber auch sämtliche Nagelbetten entzündeten sich. Heute morgen habe ich mir alle Nägel wieder abgerissen und in die Tonne geworfen. Das war mein letzter Versuch. Der Juckreiz hat sich schon jetzt wieder etwas beruhigt, die Entzündung der Nagelbetten auch. Wenn es ein was Positives an dem Ganzen gibt, dann das, dass mein Naturnagel seitdem wieder deutlich gesünder und stabiler aussieht, auch wenn das vermutlich ziemlich paradox klingt. Ich werde jetzt jegliche Irritationen in Ruhe ausklingen und abheilen lassen und dann kommt da wie früher maximal nur noch n schöner Lack drauf und Ende. 

Die dritte Erkenntnis des Alterns: Meine Augen werden nicht besser. Sie sind sogar ziemlich schlecht geworden. Darüber hab ich, glaub ich, schon mal geschrieben. Könntsch jetzt nachgucken, habsch aber keine Lust. Wenn ich also bei anderen lese, dass die Freundinnen im Halbdunkel putzen und so, dann erinnert mich das an früher, als eine Kollegin mal sagte: "Wenn ich keine Lust auf Staubwischen hab, lass ich einfach die Jalousien runter." Es ist ja aber auch wirklich irgendwie gemein: Du saugst und wischt Staub und wenn die Sonne um die Ecke kommt, siehts so aus, als hättste drei Tage nix gemacht. Was brauchen also meine müden trüben Augen? Genau, Licht. Und offenbar inzwischen mehr Licht als Licht. Im Badezimmer jedenfalls, da putzte ich bis vor kurzem immer mit normaler Beleuchtung. Nun haben wir dort ja auch noch eine sehr helle Deckenbeleuchtung. Die ich für gewöhnlich nie nutze, weil ich mich zu keiner Tageszeit anschreien lassen möchte - auch nicht von einer Deckenbeleuchtung. Unlängst aber - ich weiß nicht mehr, warum - habe ich dieses Licht eingeschaltet. Und war entsetzt. Ich dachte immer, ich sei ordentlich und (in gewissen Bereichen meiner Wohnung) auch penibel. Es war das Licht, das mir sagte: "Vergiss es, Frollein. Setz deine Brille auf oder mach mich an. Die Zeiten von 'oben ohne' sind vorbei." 

Wie ist das jetzt also mit dem Altern in Würde? Sich nehmen wie man ist? Spontan hättsch gerufen "Ja na klar!" Die Realität ist ja aber auch so, dass ich schon öfter mal vor dem Spiegel steh und denke "Wenn der Mann DAS geahnt hätte vor zwanzig Jahren, ob er mich dann immer noch gewollt hätte?" Wäre ja auch nix Ungewöhnliches, dass man gegen ein zwanzig Jahre jüngeres Modell eingetauscht wird. Is ja auch keine Neuigkeit, dass ein Mann besser sehen als denken kann *kreisch* Hab ich gelegentlich Angst davor? Nein, hab ich nicht. Tatsächlich nicht. Mein Leben endet damit nicht. Es wird dann nur ein anderes. Und würde ich einen jüngeren Mann haben wollen? Nein, auch nicht. Ich hätte gar nicht mehr genug Energie, mit ihm mithalten zu können. Er würde mit mir das Leben verpassen, das ich schon hatte. 

Und genau dieser Punkt ist es, der mir das Altern in Würde wiederum schmackhaft macht: Ich war früher gar nicht ich selbst, sondern das Ergebnis meines Umfelds und meines Bedürfnisses, wirklich ehrlich geliebt zu werden. Früher dachte ich immer, dass das das Lebensziel wäre. Heute weiß ich, dass es das nicht ist. Auch wenn ich es sehr genieße und ich auch sehr dankbar dafür bin, dass es im Moment  so ist.

Mittwoch, 14. Mai 2025

Jan und Tini auf Reisen

Diese Kindersendung wird vermutlich eher nur uns Ossis bekannt sein - aber als ich just heute Nachmittag erwog, mal wieder bloggen zu wollen, da fiel mir genau dieser Titel wieder ein. Und warum? Weil der Mann und ich aktuell auf Reisen sind. Zwar nur für wenige Tage - aber ich glaube, das genügt mir auch fürs erste so. 

Seit einiger Zeit denkt der Mann darüber nach, einen Camper kaufen zu wollen. Vor einigen Jahren sind wir ja mal für vierzehn Tage durch Italien gereist - in einer Light-Version eines Campers. Meine bevorzugte Art zu verreisen ist ein Camper nun nicht gerade, aber ich dachte, ich lasse das mal auf mich zukommen und probiere es einfach mal aus. Die Light-Variante bedeutet, Du kannst zwar während der Reise darin schlafen, musst aber immer einen Umbau vornehmen: Das Bett wegräumen, wenn man Essen zubereiten will bzw. das Bett wieder aufbauen, wenn man darin schlafen oder so will. Light-Version bedeutet auch, es gibt keine Dusche und auch keine Toilette an Bord. Und DAS wiederum war dann im Nachhinein der Casus Knacktus: Öffentliche Toiletten oder gar Duschen sind mir ein Graus - und je älter ich wurde, desto mehr kultivierte ich diese Aversion. Solange ich nicht wirklich muss und es nicht wirklich pressiert, so lange halte ich lieber an und aus und warte, bis ich das heimische Badezimmer erreicht habe. Was freilich im Urlaub eher schwierig würde. Hotelzimmer ist ja noch okay - für die Zeit, die ich dort bin, bin ja dann auch nur ich dort. Natürlich ist mir bewusst, dass wir alle kein Rosenwasser ablassen (würde ich aber gerne!) - aber ich habe immer, wirklich IMMER das Pech, dass vor mir jemand seine Notdurft verrichtete, der entweder nicht weiß, wie man eine Örtlichkeit auch wieder ordentlich verlässt - oder der seinen Torpedo im Steingut platzierte, die den olfaktorischen Ausdünstungen nach mindestens drei Tage im Gedärm vor sich hingesäuert hat. Und diese - im wahrsten Sinne des Wortes - scheiß Wand steht dann auch! Und ich, wirklich, mich trifft das IMMER, renne dann genau gegen diese Wand. Und ich will das nicht mehr. Weder will ich bei anderen Leuten übernachten und gegebenenfalls das Badezimmer zur Sperrzone erklären, noch möchte ich selber gegen Wände laufen. Ich bin da sehr eigen geworden: Ich brauche mein eigenes Bett, mein eigenes Badezimmer und Punkt. 

Deshalb nun also diese Campervariante mit Dusche und WC. Die kosten nicht gerade kleines Geld, also haben wir uns gesagt, wir testen erstmal den einen oder anderen und entscheiden dann, welchen wir nehmen. Gesagt, getan. 

Und so sind wir jetzt den dritten Tag unterwegs, bereisen das Inland bis hoch an die Küste und dann wieder nach Hause. Eine FIAT-Variante, bei der ich, als ich auf den Beifahrersitz kletterte, begeistert rief: "Huch! Hier sitzt man aber hoch!" Was ich mir auch zur Bedingung gemacht hatte, bevor wir uns so ein Teil mieteten: "Ich wünsch mir so eins, wo man nicht jeden Tag das Bett zusammenbauen und wieder auseinanderbauen muss. Wenn mir oder uns danach ist, möchte ich eine Pause machen und mich hinlegen können." Es gibt auch eine Miniküche und einen kleinen Kühlschrank. Das passt für Frühstück und vielleicht ein belegtes Brot zum Abendessen. Eingedenk der Tatsache jedoch, dass hinter mir gerade wirklich extrem anstrengende Wochen im Job liegen und wir auch nur sehr wenige Tage verreisen wollten, wünschte ich mir, für diesen knapp bemessenen Zeitraum nicht auch noch selber am Herd stehen zu müssen. "Lass uns abends ausgehen, wenn uns nicht nach Stulle ist", schlug ich vor. "Jeden Monat legen wir uns Geld fürs Verreisen zur Seite, dann lass uns das auch nutzen und uns nicht noch im Urlaub irgendwelchen Stress mit Kochen und Abwaschen und so n Schiet haben." Der Mann war einverstanden. Und so ließ sich der Reisebeginn auch erstmal ganz entspannt an. Das erste Ziel: Schwerin. Ich war während meiner Schulzeit zum letzten Mal dort. Ist also schon etwas her ;) Und ich war begeistert - vom Schloss, von den Parks und von den Menschen. Vor allem denen in der Suppenstube. Die macht vielleicht von außen nicht so viel her, vielleicht übersieht man die auch schnell. Aber dann verpasst man auch was: Erstklassiges Essen, wie wir das noch von Oma kennen - und ein wirklich sehr sympathisches Duo. Okay, die Instagram-Seite ist schon etwas älter und wird vermutlich auch nicht mehr gepflegt. Die Preise für eine Suppe liegen inzwischen bei 9 Euro - aber das sind sie auch wert und man wird vor allem auch satt. Wer mal in Schwerin in der Altstadt unterwegs ist, dem empfehle ich die Einkehr. Wir waren gestern und heute zum Mittagessen dort inklusive selbstgebackenem Zitronenkuchen zum Nachtisch. Heute Nachmittag sind wir schon wieder weitergefahren und als der Mann am Abend begehrte zu essen, da war ich eigentlich noch immer satt vom Mittag in der Suppenstube. 

Ansonsten muss ich sagen, komm ich in diesem Camper auch ein bisschen an meine Grenzen. Die sich vor allem - wer hätte DAS gedacht - auf das Badezimmer beziehen. Dass die Schaumstoffmatratze was zum Angewöhnen ist, das Schlafen im Schlafsack auch erst wieder trainiert und die ganzen Räumlichkeiten natürlich ziemlich begrenzt sind - geschenkt. Damit kann ich leben. Aber das Badezimmer... Wir haben ja nun einige Videos angeschaut (also der Mann mehr als ich, ich bin da eher nicht so ausdauernd), aber zumindest weiß ich, dass es Badezimmer gibt, wo sich das WC in der Wand verstauen lässt, wenn man es nicht braucht. Und ich sag Euch: Das muss auch so. Der Raum is ja schon so klein. Und dann stehste da mit Deinen gut entwickelten Einen Meter Siebenundsiebzig, musst um Dich rum noch nen Duschvorhang ziehen, der Dir am Arsch klebt, sobald Du die Luke über Dir öffnest - und auch mit angewinkelten Armen stößt Du immer, echt IMMER irgendwo an. Entweder isses der Kopf oder der Ellenbogen - einen triffts immer. Weil das scheiß Klo einfach immer im Weg ist. Es gibt keine Beinfreiheit, es gibt überhaupt keine Freiheit. 

Was ich aber sagen muss: Das Duschwasser heizt tatsächlich schnell auf. Heute Morgen, der Mann hatte mich nun schon einige Male genötigt, mich doch bitte endlich fertigzumachen, damit wir in die Suppenküche könnten, da fragte ich ihn: "Hast du eigentlich das Duschwasser schon aufgeheizt?" Hatte er nicht - und ich hab am Ende maximal zwanzig Minuten oder so gewartet und dann hatte das Wasser auch schon eine angenehme Temperatur. Und: Trotz - freilich - mangelndem Wasserdruck konnte ich bequem die Haare waschen und ausspülen. Bei mittellangem Haar durchaus keine Selbstverständlichkeit. Bei den kurzen Zwirsen des Mannes ja kein Thema. Allerdings, ne lange Mähne wird dann wiederum vielleicht auch etwas schwierig. Aber die haben wir ja beide nicht. 

Der Mann hätte ja auch gerne Wasser und so gespart und meinte, ich könne ja auch mal die hiesigen Duschräume aufsuchen. "Das ist wirklich sauber dort!" Ja. Aber ne. Wozu mieten wir uns extra so ein Teil zum Testen, wenn ich dann doch in die öffentlichen Räume soll? "Du bist echt so stur manchmal!" grummelte er. Jo. Stur kann ich. Bin ja auch ausm Norden. "Wenn du nicht willst, dann willst du eben nicht", grummelte er weiter. Joar. Stimmt auch. War er es nicht eigentlich, der mich vor vielen Jahren dazu bringen wollte, mehr auf mich und meine eigenen Bedürfnisse zu achten? Jetzt mach ich das und es is auch wieder nicht recht ;)

Und was eben auch angenehm ist: Letzte Nacht musste ich dann doch noch zweimal aus meinem Schlafsack kriechen. Dem letzten Käffchen um ein Uhr zwounddreißig sei Dank. Jetzt muss ich aber nicht mehr den Mann bemühen, mich im Dunkeln zu begleiten, muss auch nicht raus in die aktuellen fünf Grad Nachttemperaturen, sondern kann ganz entspannt in dem Kabinchen verschwinden und genauso schlafmüde, wie ich aus dem Bettchen raus bin, auch wieder da hineinkrabbeln. Der Mann schwört ja auf die Variante der Längsschläfer. Ich selber bin mir da noch nicht so sicher, ob die Querschläfervariante nicht doch die bessere wäre. Allein aus Platzgründen. Allerdings dürfte es dann vermutlich nach zwanzig Uhr kein Käffchen mehr geben. Ob ich das will? ;)

Jedenfalls mein Fazit am Ende des dritten Tages unserer Reise: Für mich ist es okay, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Einen Camper wie diesen würden wir aber wohl nicht kaufen wollen. Dem Mann fehlt das Offroad und der Unterfahrschutz, mir ein bisschen Platz im Badezimmer. Es gibt mittlerweile auch Toiletten, wo sämtliche Ausscheidungen in einer Art Plastiktüte aufgefangen, auf Knopfdruck abgelöst und verschlossen werden und man diese nur noch entsorgt wie halt die Hundekacktüten. Inwieweit das ökologisch durchdacht ist, muss ich mal noch nachlesen. Vermutlich aber ökologischer als diese Chemietoiletten? Ein Raumwunder ist der Camper ansonsten; unterbringen kann man tatsächlich ausreichend viel,  auch wenn das auf den ersten Blick nicht so wirkt. Und wenn ich als Frau das sage, dann muss das stimmen. Bis vielleicht auf Kochgeschirr: Wer sich das im Urlaub antun will, der muss dann wirklich sparsam denken und mit Bedacht einpacken. 

Im Moment sind wir jedenfalls an der Küste angekommen - und als wir aus dem Auto gesprungen und an das Ufer gelaufen waren, da breitete ich die Arme aus und rief "Juhuuuu, ich bin zu Hause!" Und dieses Gefühl genieße ich gerade sehr, sehr, sehr! Scheiß auf alle Badezimmer der Welt! :D