Mittwoch, 23. Juli 2025

Eine Frage des Vertrauens



Menschen denken gern von mir, dass die Dinge mir einfach zufielen. Sie schauen mich an, sie lächeln. Drehen sich weg und denken: "Klar hat die es einfach."
Aber so ist es nicht. Das ist nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist: Alles in meinem Leben ist erarbeitet. Erkämpft. Mit Herzblut. Mit Leidenschaft. Mit Trotz auch, zuweilen. 
Und bei all dem hab ich gelernt, zuzuhören. Auf Zwischentöne zu achten. Zwischen den Zeilen zu lesen. Mir ist nicht wichtig, was du hast und was du redest. Darauf gebe ich nichts.
Was mich überzeugt, ist, wer du bist. Wie du bist. Was du zeigst. Wofür du stehst. Wofür du lebst. 

Wenn Menschen dir erzählen, wie wertvoll du sein sollst mit dem, was du tust, dann hör ich vor allem... Dissonanzen. Du kannst nicht jemandem sagen, wie ach so groß die Wertschätzung ist, während du ihm im Gegenzug Dinge ersatzlos wegnehmen willst. Dinge, die einst Wertschätzung und Anerkennung ausdrückten. 
Dann stimmt etwas nicht, da stimmt etwas ganz sehr nicht. 
Und dann schauen sie dich an, erwartungsfroh, wie wenn man einem Hund ein Leckerli hinhält und auf nur die einzig mögliche Reaktion wartet. Jedoch ich wedle nicht mit dem Schwanz. Ich lehne mich zurück und schaue mein Gegenüber an. Etwas, von dem der Mann hin und wieder sagt: "Ich mag diesen Blick von dir nicht nicht. Dann fühl ich mich so durchbohrt."
An dieser Stelle kämpfe ich nicht. Reagiere nicht. Hier agiere ich. Lege schonungslos alles auf den Tisch, jeden einzelnen Aspekt, jeden einzelnen Gedanken, der "Ich.scheiß.auf.dein.Leckerli." verpackt. 

"Vermutlich hat er bisher noch keinen gehabt, der ihm so die Stirn geboten hat wie du", sagen Kritiker der Ereignisse. Doch darum geht es nicht - und das hilft mir auch nicht. 
Sie wollen dich ja nicht verlieren. Sie wollen dir halt nur das Bananenbrot geben, während die anderen die Torte zu fressen kriegen. Deinen Titel als Kirsche obendrauf. Und vermutlich die einen oder anderen Dinge von dir auch, weil die "bei dir in der Peripherie eigentlich nicht vorgesehenen sind". 
Du darfst halt nur weiter die ganze scheiß Arbeit machen, bis zu zwölf Stunden arbeiten, Verantwortung tragen.
Da kann ich nur noch müde lächeln. 
Doch was wirklich nach wie vor echt schmerzt, ist der Vertrauensbruch. Die Art und Weise, wie dabei vorgegangen worden war. Das lässt sich auch nicht mehr reparieren. Nicht in der aktuellen geplanten Konstellation.

Ein Gespräch hab ich inzwischen geführt. Ein anderes soll demnächst noch folgen. Dann fehlt nur noch meine Entscheidung.

Dazwischen jeden Tag hoffen, dass der Papa jeden neuen Morgen erlebt. Dass da noch etwas geht, auch wenn die Ärzte meinen, das wärs jetzt. Mit der Mama im warmen Sand am Meer sitzen, damit sie wenigstens für einen Moment lang etwas anderes sieht. Aufs Meer schauen und sich fragen: Was zählt am Ende eines Tages wirklich?
Wenn ich morgens aufstehe, fühl ich mich nicht gut. 
Wenn ich mich abends schlafen lege, fühl ich mich auch nicht gut. 
Wälze mich ruhelos hin und her, während der Mann neben mir einschläft. Beruhigendes, gleichmäßiges Atmen, während in meiner Brust ein wildes Vögelchen flattert und der Kopf nicht zur Ruhe kommt. 

Manchmal denk ich... Es ist genug. Mehr geht nicht mehr. Hör auf zu kämpfen. Lass dich fallen. Immer noch ein bisschen mehr. Doch dann.. steh ich eben doch wieder auf. Vielleicht gibt es nichts, auf das ich vertraue. Aber es gibt am Ende irgendwie immer noch etwas, an das ich glaube. 



Dienstag, 8. Juli 2025

So oder so

Die Stille war etwas länger. Die Gründe hierfür verschiedener Natur. Das Projekt, zwei Töchter miteinander zu verheiraten, lief auf Hochtouren, verlangte unfassbar viel ab; intellektuell und auch körperlich. Daneben das Alltagsgeschäft. Am Abend das eigene Leben. Das beinah zum Erliegen kam, weil die Energie verloren ging zwischen frisch gebrühtem Kaffee im Büro und den Deadlines, die sich zuweilen im Sekundentakt akustisch bemerkbar machten. Manchmal dachte ich: Das halte ich vielleicht nicht lange durch. Dann wieder dachte ich: Es ist ein spannendes Projekt. Eins, an das ich glaubte. Fast bis zum Schluss. 

Schon im vergangenen Jahr, mit dem Blick auf geplante Strukturen, überkam mich ein merkwürdiges Gefühl. Die Frage des eigenen Wertes. Das unsichere Balancieren auf Eis, immer auf der Hut, jederzeit wegrutschen zu können, vielleicht keinen Rückhalt mehr zu finden. 

Es war das Jahr 2003, das mich eins gelehrt hatte, keinen Worten mehr zu trauen, und seien sie auch noch so wohlgeformt. Es war das Jahr 2006, das mich schlussendlich mein komplettes Urvertrauen kostete. Und so habe ich auch nicht vertraut, nicht den Worten aus dem vergangenen Jahr und nicht aus diesem Jahr. Genau genommen habe ich es kommen sehen, was aktuell geschieht. Doch etwas kommen zu sehen, bedeutet nicht, dass es keinen Schmerz verursacht, sobald es eintritt. Das, was schmerzt, ist nicht die Veränderung, die mich betrifft. Das, was unfassbar schmerzt, ist die Art und Weise, wie vorgegangen worden ist. Offiziell erst in zwei Tagen. Inoffiziell.. schon länger. Die Unaufrichtigkeit. Die glatte Lüge, die mehrfach wiederholt worden war in den letzten Monaten. Scheinheiligkeit. Scheinsicherheit. Es gibt keine Sicherheit. Nirgends.

Was es mit mir gemacht hat, kann ich nur schwer in Worte fassen. "Betäubt" beschreibt meine letzten Tage und Wochen vermutlich am ehesten. Der tägliche Kampf, den Kopf oben zu behalten und professionell zu agieren, während ich mich am liebsten ganz unprofessionell nur in meinem Zuhause verkriechen, niemanden sehen und hören, nur Musik hören und malen wollte. Jedoch das Malen.. Nicht einmal hierzu kann ich mich derzeit aufraffen. Die Ideen sind versiegt, tief unten im Brunnen, dem das Zugseil riss. 

Ich fühl mich so leer.

Fühl mich so hintergangen. 

Aber am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder bleibst du liegen, pflegst deine Wunden und bedauerst dich selbst - oder aber du stehst auf und suchst nach Wegen. Ich habe mich für letzteres entschieden. Natürlich. Weil Aufgeben keine Option ist. Weil Aufgeben noch niemals eine Option für mich war.

Ich weiß nicht, was kommen wird. Wie es werden wird. Was werden wird. Ich weiß, dass die Zeit gegen mich arbeitet. Aber ich habe mich entschieden. Und diesmal endgültig.