Dienstag, 8. Juli 2025

So oder so

Die Stille war etwas länger. Die Gründe hierfür verschiedener Natur. Das Projekt, zwei Töchter miteinander zu verheiraten, lief auf Hochtouren, verlangte unfassbar viel ab; intellektuell und auch körperlich. Daneben das Alltagsgeschäft. Am Abend das eigene Leben. Das beinah zum Erliegen kam, weil die Energie verloren ging zwischen frisch gebrühtem Kaffee im Büro und den Deadlines, die sich zuweilen im Sekundentakt akustisch bemerkbar machten. Manchmal dachte ich: Das halte ich vielleicht nicht lange durch. Dann wieder dachte ich: Es ist ein spannendes Projekt. Eins, an das ich glaubte. Fast bis zum Schluss. 

Schon im vergangenen Jahr, mit dem Blick auf geplante Strukturen, überkam mich ein merkwürdiges Gefühl. Die Frage des eigenen Wertes. Das unsichere Balancieren auf Eis, immer auf der Hut, jederzeit wegrutschen zu können, vielleicht keinen Rückhalt mehr zu finden. 

Es war das Jahr 2003, das mich eins gelehrt hatte, keinen Worten mehr zu trauen, und seien sie auch noch so wohlgeformt. Es war das Jahr 2006, das mich schlussendlich mein komplettes Urvertrauen kostete. Und so habe ich auch nicht vertraut, nicht den Worten aus dem vergangenen Jahr und nicht aus diesem Jahr. Genau genommen habe ich es kommen sehen, was aktuell geschieht. Doch etwas kommen zu sehen, bedeutet nicht, dass es keinen Schmerz verursacht, sobald es eintritt. Das, was schmerzt, ist nicht die Veränderung, die mich betrifft. Das, was unfassbar schmerzt, ist die Art und Weise, wie vorgegangen worden ist. Offiziell erst in zwei Tagen. Inoffiziell.. schon länger. Die Unaufrichtigkeit. Die glatte Lüge, die mehrfach wiederholt worden war in den letzten Monaten. Scheinheiligkeit. Scheinsicherheit. Es gibt keine Sicherheit. Nirgends.

Was es mit mir gemacht hat, kann ich nur schwer in Worte fassen. "Betäubt" beschreibt meine letzten Tage und Wochen vermutlich am ehesten. Der tägliche Kampf, den Kopf oben zu behalten und professionell zu agieren, während ich mich am liebsten ganz unprofessionell nur in meinem Zuhause verkriechen, niemanden sehen und hören, nur Musik hören und malen wollte. Jedoch das Malen.. Nicht einmal hierzu kann ich mich derzeit aufraffen. Die Ideen sind versiegt, tief unten im Brunnen, dem das Zugseil riss. 

Ich fühl mich so leer.

Fühl mich so hintergangen. 

Aber am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder bleibst du liegen, pflegst deine Wunden und bedauerst dich selbst - oder aber du stehst auf und suchst nach Wegen. Ich habe mich für letzteres entschieden. Natürlich. Weil Aufgeben keine Option ist. Weil Aufgeben noch niemals eine Option für mich war.

Ich weiß nicht, was kommen wird. Wie es werden wird. Was werden wird. Ich weiß, dass die Zeit gegen mich arbeitet. Aber ich habe mich entschieden. Und diesmal endgültig. 

2 Kommentare:

Lutz hat gesagt…

Liebe Helma, nun ist Dein Geschriebenes ja leicht kryptisch, aber aufgrund früherer Äußerungen von Dir ahne ich, um was es gehen dürfte. Jetzt gilt es erstmal für Dich, runterzufahren, die Emotionen abklingen zu lassen und anschließend ganz sachlich zu analysieren: die jetzige Lage, Deine aktuell vorhandenen Optionen, aber auch Möglichkeiten, die Du selbst aktiv herbeiführen könntest. Also das, was ich schon damals angesprochen hatte. Aber das Wichtigste ist jetzt erstmal, dass Du Dich beruhigst, um in aller Ruhe die richtigen Gedanken und Ideen entwickeln zu können.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ich bin ruhig, Lutz. Die Analyse in meinem Kopf läuft seit letztem Herbst. Auch wenn die Zeit gegen mich arbeitet: Es gibt Optionen.