Mittwoch, 25. November 2009

Sag Einfach Nur Ja

Wie oft im Leben ist es uns schon passiert, dass wir glaubten, uns würde die Hand gereicht - und noch ehe wir richtig zufassen konnten, war sie schon wieder entzogen. Und wie oft bekamen wir statt dessen eine Hand gereicht, über die wir uns nie zuvor Gedanken machten, ob es sie überhaupt gab.
Wenn du Glück hast, passiert das sogar noch am selben Tag, oft aber auch... einfach nur etwas später.
Wenn Ihr mich fragt, ich habe so oft in meinem Leben erlebt, dass nichts umsonst passiert.
Glaube ich an Schicksal? Nein, das tue ich nicht.
Aber ich glaube daran, dass am Ende immer alles seinen Sinn macht. Auch wenn es erst mal weh tut. Seinen Sinn macht es - früher oder später...
Je mehr ich mir das verinnerlichen kann, umso weniger schnell werfen mich die Dinge aus der Bahn.
Natürlich bedeutet das nicht, dass es nicht schmerzt.
Natürlich bedeutet das, dass wir immer noch stolpern und stürzen.
Nur... verloren habe ich erst dann, wenn ich auch nicht mehr aufzustehen vermag.
Wie oft hab ich mir bei einem solchen Sturz die Knie aufgeschlagen.
Meine Knie sind vernarbt, aber nicht bewegungsunfähig.
Und so bin ich bis heute immer wieder aufgestanden - und das wird auch in Zukunft nicht anders sein.
Was mir dabei zuallererst neue Kraft schenkt, das ist die Musik. Sie ist noch niemals auf die Idee gekommen, mir die Hand zu entziehen. Das wäre ja auch noch schöner.
Und wenn Ihr mich noch mal fragt - ich finde diesen Song geil. Sowohl als auch.



Sonntag, 15. November 2009

Keine Macht Den Medien

Heute - an diesem Sonntag - hat die große BLÖD-Zeitung (sorry, ich übernehme diesen Begriff zwar von der Allgemeinheit, aber auch nur, weil ich genau so über diese Zeitschrift denke) zu einer Online-Trauerfeier für Robert Enke aufgerufen. Die BLÖD-Zeitung reiht sich damit ein in ich-weiß-nicht-wieviele-Institutionen, die hier etwas aufgreifen, das für sie - und das unterstelle ich ihnen jetzt einfach - nur das Mittel zum Zweck ist. Stimmung machen, etwas sagen wollen, mitreden wollen.
Dass alle diejenigen, die ihn aus dem TV oder woher auch immer kannten, bestürzt, betroffen waren über seinen Freitod, ist die eine Seite. Dass aber dieser, aus seiner Sicht letzte Ausweg so derart ausgeschlachtet wird, hat das wirklich noch etwas mit aufrichtigem Mitgefühl zu tun? Mit aufrichtigem Interesse an der persönlichen Qual eines Menschen, der nicht mehr weiter wusste und der - aus welchen wahren Gründen auch immer - nicht wagte, sich offen seinem Problem zu stellen?
Ich finde es immer ganz furchtbar und schlimm, wenn ein Mensch beschließt, nicht mehr leben zu wollen.
Es erinnert mich an eine Zeit in meinem Leben, in der ich am Fenster stand, die Stirn an das Glas lehnte und dachte... "Wenn du dich jetzt einfach nur runterfallen lässt, dann ist alles vorbei... bevor es ein anderer tut"
Ich habe es nicht getan, weil ich meine Kinder hatte.
Ich habe es nicht getan, weil ich wusste, dass es eines Tages auch wieder anders sein würde.
Ich habe es nicht getan, weil ich das Leben liebe.
Ich habe es nicht getan, weil ich niemals die Chance bekommen würde, zurückzukehren, die Entscheidung umzukehren. Es wäre vorbei, endgültig - und was auch immer danach käme, so es denn käme, könnte den Schmerz derer, die bleiben, nicht lindern, weil sie es nicht wüssten.

In solchen Momenten wie dem, als Robert Enke entschied, sich vor einen Zug zu werfen, hat er sicherlich an alles mögliche gedacht. An seine Frau, seine Tochter, seine Familie. Aber ob er wohl auch an den Zugführer dachte, an die Menschen, die ihn bergen mussten? Diese Diskussion hatte ich vor einigen Tagen schon und musste mich belehren lassen, dass Zugführer regelmäßig belehrt und darauf vorbereitet werden, dass ihnen so etwas passieren kann - immerhin werfen sich pro Tag 3 Menschen in Deutschland vor einen Zug. Heißt: Wenn ich also Zugführer werden will und so was erlebe, muss ich stark genug sein, das auszuhalten oder aber einen anderen Job wählen...
Kann man sich das wirklich so einfach machen?
Bin ich also selber schuld, dass ich vor 3 Jahren diesen schweren Verkehrsunfall hatte, weil doch jeden Tag ich-weiß-nicht-wieviele-Menschen im Auto sterben und das Auto an sich mit zu den unsichersten Verkehrsmitteln gehört?
Ich weiß nicht recht.
Ebenso unschlüssig bin ich mir, ob Robert Enke wirklich gewollt hätte, dass die Medien sich auf seine private, persönliche Tragik stürzen und ausschlachten.
Wenn Ihr mich fragt - ich finde das alles ziemlich verlogen. Nicht umsonst schließlich hat Robert Enke sich zurückgehalten gefühlt, überhaupt in eine Klinik zu gehen und seine Depression behandeln zu lassen - eben aus der Angst heraus, von den Medien zerrissen zu werden.

Und mal Hand aufs Herz - könnt Ihr noch den Begriff "Vogelgrippe" oder "Schweinegrippe" hören? Schon wenn ich diese blondgelockte RTL-Moderatorin mit ihrer Lispelstimme das Wort aussprechen höre, schwillt mir der Hals in nullkommanix auf beinah das doppelte an. Was gab es nicht für ein Morden unter der geflügelten Bevölkerung - und hat das letztlich wirklich Sinn gemacht? Hat jemals eigentlich jemand über die Tragödie derjenigen Bauern gesprochen, die damit die Existenzgrundlage verloren? Aber Hauptsache, in den Kassen der Pharmaindustrie hats geklingelt und die Leute sind mal wieder so richtig schön verrückt gemacht worden.
Vor ein paar Tagen saß ich mit meinem Jungen in der Notaufnahme der Uni-Klinik und um uns rum Kinder, die herumsprangen oder gelangweilt mit den Beinen wippten (aus erster Hand weiß ich, dass Patienten und/ oder Besucher in den Kliniken klauen wie die Raben; seitdem gibts nur noch Spielzeug, das so groß ist, dass man es nicht unbehelligt forttragen kann - oder eben gar keins) , ihr "Mama, ich hab Durst" oder "ich muss mal" maulten, Mütter und Väter mit angestrengten, besorgten Gesichtern - und als wir nach über einer Stunde, in der das gelbgesichtige Kind sich unter heftigen Bauchkrämpfen und mit der Brechschale in der Hand auf dem Stuhl gequält hatte, aufgerufen wurden - erklärte mir die Schwester: "Das ist echt Wahnsinn. Seit man im Fernsehen nur noch Schweinegrippe hört, ist jedes zweite Kind hier, weil die Eltern denken, vielleicht hat mein Kind ja auch sowas..."
Ist das nicht verrückt?
Ist das nicht verrückt, dass Menschen zuweilen Schlange stehen, um sich eine Spritze setzen zu lassen, von der sie weder wissen, was sie bei ihnen bewirkt und von der auch nicht gesichert ist, ob sie überhaupt wirkt. Versicherungstechnisch weiß man: Man kann sich nicht gegen alles und jedes versichern.
Gesundheitstechnisch sehe ich es ebenso: Man kann sich nicht gegen alles und jedes impfen lassen, auch wenn die Damen und Herren Pharma noch so dringend Geld brauchen.
Wer braucht das nicht?
Wer fragt eigentlich die alleinerziehenden Eltern z. B. bei Aldi oder Lidl oder Putzkräfte, wie sie ihre Kinder durchbringen und sichern können, dass sie eine gute Ausbildung bekommen und es eines Tages besser haben wie sie selbst?
Wer fragt eigentlich Tausende Menschen in Deutschland nach ihren persönlichen Ängsten vor dem Versagen trotz Arbeit und Minijob ? Nach ihren Ängsten vor Erkrankungen, die ihnen kein gesichertes Einkommen mehr ermöglichen?
Man kann zu allem eine Meinung haben, jeder kann seine eigene persönliche Auffassung vertreten.
Man kann sich aber auch sinnlos verrückt machen lassen.
Oder glaubt wirklich einer von Euch, dass das Thema Depressionen nun einen anderen Stellenwert bekommt wie vorher? Wobei ich es auch ziemlich fatal finde, Depressionen allein mit "endloser Leere, Traurigkeit, Antriebslosigkeit" zu beschreiben. Depressionen hat "tausende Gesichter", hatte mir mal meine Ärztin auseinander gesetzt. Und wenn Robert Enke mit seinem Schicksal erreichen würde, dass dieses Thema kein Tabu-Thema mehr würde, dann wäre wirklich etwas erreicht. Aber glaubt Ihr das wirklich?
Vermutlich werden es am Ende die betroffenen Menschen selber sein, die dieses Tabu brechen - denn die Zahl der Depressionserkrankten steigt und steigt...

Ich würde eher sagen: Behaltet Euren eigenen Sinn und Verstand, Eure eigene Auffassung - das Herz auf dem rechten Fleck. Dann haben BLÖD & Co. auch nicht mehr die Macht, die sie jetzt genießen.
Das wäre zumindest aus meiner Sicht wünschenswert.

Samstag, 14. November 2009

"Lights Will Guide You Home"

...ich habs ja letztens schon zitiert... "Es geht immer nur ums Licht"... Wundervoller Song...


Life Is Beautiful

...das ist es wirklich, jeden Tag und mit jedem Schluck aus dem Glas des Lebens... Wenn es nur nicht manchmal so schwierig wäre, durchzuatmen... Aber wenn wir dann jemanden neben uns wissen, der uns das Gefühl zurückschenkt, dass jeden Tag irgendwie die Sonne scheint, dann... wirds auch wieder...




Ich glaube, dass Menschen nicht dafür gemacht sind, allein zu sein und auch nicht allein zu leben. Es eine Zeitlang genießen zu können - das ist unbestritten. Aber auf Dauer... tut uns das nicht gut.

Und auch deswegen liebe ich diese Serie... Weil es neben der einen oder anderen Katastrophe vor allem um eines geht - die Liebe. Mit ihr sind wir alles - aber ohne sie ist alles nichts...

Montag, 9. November 2009

Was Männer Von Frauen Wollen

So oder so ähnlich heißt das neue Buch von Helmut Karasek.
Und er - als Vertreter seiner Gattung - (heißt, er muss es ja wissen) stellt klar:
"Männer wissen nicht, was sie von Frauen wollen."
Diesen Satz kundgetan in einer Runde von Frauen, die begeistert und zustimmend in die Hände klatschten - und ich, die vom Bett aus mit dem Mund voller Apfelsinenscheiben mit heftigem Kopfnicken ebenfalls Zustimmung sendete.
"Es ist doch so", fügt Karasek hinzu, "jeder Mann wünscht sich eine starke Frau, aber wenn sie so eine haben, macht ihnen das Angst."
Also wenn Ihr mich fragt - das ist auch das Ergebnis meiner jahrelangen Fallstudien an lebenden Objekten. Wobei aus meiner Sicht noch etwas hinzugefügt werden muss: Schwach sein darf die Frau aber auch nicht; sie muss ebenso immer weiter wissen, sie muss am besten alles ganz allein bewältigen, sie muss ebenso eine starke Schulter zum Anlehnen besitzen und... und... und...
Denn dieses sheepworld-Klischee "Wie kann man einen Mann glücklich machen? Komm nackt, bring Essen mit!" ist so einfach nämlich auch schon lange nicht mehr. Also zumindest dann nicht, wenn der Mann die Frau geehelicht hat oder wenigstens sowas wie ne langfristige Partnerschaft mit ihr eingegangen ist.
Nun könnte man sich ja auch hinstellen und sagen:
"Dadurch, dass ich dir nicht alles abnehme, fordere ich dich auch und du lernst, Dinge zu tun, die du sonst nicht gemacht hättest und an denen du dann auch nicht gewachsen wärst."
Auch wieder wahr.
Aber weiß man auch, wo die Grenze ist?
Die Grenze zwischen "den anderen fordern" und "den anderen sich selbst überlassen"?
Ich finde nämlich, dass das gar nicht so einfach ist und dass ich mich viel zu oft in meinem Leben allein- bzw. zurückgelassen fühlte. Sicherlich hat mich das stark gemacht... Oder... Mir gezeigt, wie viel Kraft ich wirklich besitze. Aber es hat mich auch - und das muss ich so sagen - irgendwie müde gemacht. Und wenn ich mich immer nur auf mich selbst stützen kann - wozu brauche ich dann einen Mann? Nur für den Sex? Na das kann ich dann vielleicht auch noch alleine ;-)

Summa summarum... Mein Internetprofil habe ich wieder gelöscht.
Irgendwie fehlte mir einfach der Schwung, der Pepp - aber kann auch gut sein, dass ich selbst zu wenig "Macher" war und im Gegenzug zu viel erwartet hab von den Männern, die eh nicht wissen, was sie von uns wollen... :-)
Vielleicht versuche ich es ja später noch mal, schreibe einen kleinen, bescheidenen Wunschzettel (damit Ihr Herren nicht gleich wieder Angst bekommt) und dann klappts vielleicht doch noch mit dem Weihnachtsmann ;-)

Dienstag, 3. November 2009

November Rain

Drei Tage November haben wir jetzt und seit zwei Tagen macht dieser Monat seinem Namen alle Ehre: Den ganzen Tag lang Sprühregen, der einen schon beim Zusehen frieren, das goldene Laub von den Bäumen fallen lässt und die Straßen glitschig glatt macht.
Gehts nun doch langsam, aber sicher auf den Winter zu. Auf nasskalte Tage, Frost, Scheiben kratzen, Schneeberge... Umso gemütlicher wird es daheim, wenn ich die gestrickten Socken der Mama, den herrlich aromatischen Masala-Chai-Tee (diese ausgesprochen leckere Mischung gibt es übrigens derzeit bei Nanu-Nana - ist das jetzt eigentlich Schleichwerbung? was solls, ich bin ja kein Promi) trinke - jeder Schluck ein besonderer Genuss ;-) - da und dort ein paar Kerzen brennen und dann noch die Musik dazu, dann brauche ich wirklich fast nichts mehr. Sowieso auch nicht die Online-Helden der Nation, die sofort bei der Frage "was machst du eigentlich so?" ... "ich schreibe!" ... "aha... wie... was schreibst du denn?" ... "zum Beispiel Kolumnen" - zack - verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Nun könnte man ja beim zweiten oder spätestens dritten Ereignis dieser Art dazu übergeben, schnöde zu antworten: "Ich bin Tippse, ich habe lange blonde Haare, große blaue Puppenaugen, einen Schmollmund wie die japanischen Zeichentrickmädchen, mein Busen ist größer als deine Hand fassen kann und meine Hausschuhe sind ausschließlich von Louboutin und Manolo Blahnik."
Pah!
Als hätte ich so einen Quark nötig!
Also schreibe ich auch beim vierten Mal: "...ich schreibe..."
Was nützt mir ein künstlich aufgeblasenes Traumbild, das zerplatzt wie eine Seifenblase, weil man eines Tages - spätestens jedoch beim ersten Date - feststellen muss, dass man sich gegenseitig so viele Bären aufgebunden hat, dass es zwar keinen Erfolg in der Liebe gibt, dafür aber einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde unter der Rubrik "die Bärenfängerin vom Bodensee". Oder so ähnlich jedenfalls.

Das einzige, was ich im Moment brauche, ist ein bisschen Rückhalt oder Zuspruch (für meine kleine bescheidene Seele) und ansonsten einen Arzt, der mich von Freund Schmerz befreit bzw. mir dabei hilft (so anspruchsvoll bin ich schon, dass ich nicht mal mehr den einzigen treuen Freund behalten will, den ich überhaupt habe ;-)). Und da ich keinen Zuspruch bekomme, habe ich mir wenigstens neue Bettwäsche gekauft, super weich dank Fleecebezug und dann auch noch im Sparangebot. Winter, du kannst kommen! Gestern Abend rollte ich mich zum ersten Mal in diese herrliche Wäsche ein und fühlte mich in der Tat wie umarmt.
Solcherart gesinnt, schritt ich erwartungsvoll zur nächsten Arztsitzung, verweilte einen Augenblick im Vorzimmer des Doktors, bei dem mich einem Wortwechsel zwischen beiden Schwestern mittleren Alters nicht entziehen hätte können, ohne mir demonstrativ die Ohren zuzuhalten.
"Karla... ich brauch eine Überweisung in die Psychiatrie."
"Waaaas? Wieso das denn?"
"Na, ich wollte gestern zu meiner Gynäkologin und statt der Chipkarte holte ich meine EC-Karte hervor. Und das Schlimmste ist, als ich danach zur Bank ging, wollte ich mit der Chipkarte Geld abheben."
"Ach so, na wenns nur das ist", meinte die andere mit wegwerfender Handbewegung, "ich wollte letztens ne Gurke aus'm Kühlschrank holen und was lag da? Mein Knirps! Wo ich die Gurke schließlich gefunden hab, kannst du dir ja denken!"
Während beide herzhaft zu lachen begannen, verkrampften sich in leichter Panik meine Finger um das Tütchen mit den Ampullen, die ich eigens mitgebracht hatte, drückte ich das Beutelchen an mich in der Gewissheit, es nie - niemals aus der Hand zu geben und nach dem Spritzen wieder mitzunehmen... Bei den soeben gehörten Ereignissen im Alltag beider Damen war ich mir nicht mehr sicher, ob sie meinem Doktor die rechte Mischung zureichten, die er mir jedesmal mit Wonne in die Muskulatur jagte. Nicht dass mir eines Tages noch zusätzliche Körperteile wuchsen oder ich einen Ganzkörper-Bart bekäme oder... oder... ein drittes Auge vielleicht. Dann käme ich zwar auch ins Guiness-Buch der Rekorde, aber das Vorhaben mit dem Liebsten fürs Leben hätte sich damit dann endgültig zerschlagen. Mein Waage-Aszendent lässt mich derzeit auch ziemlich schwanken: Will ich - will ich nicht - will ich - will ich lieber doch nicht... Diese typische Unentschlossenheit spürt man vermutlich auch in meinem Online-Profil und wenn jeder halbwegs normale Mann mit halbwegs Schmackes im Kopf das spürt, dann... muss ich mich ja nicht wundern angesichts der spärlichen Besucherzahlen und der noch dürftigeren Schreiberzahlen. Aber vielleicht... sollte ich ja doch einfach nur ein Foto reinstellen. Irgendwie... beweisen sie mir jeden Tag das Klischee, dass sie einfach besser gucken wie lesen können ;-)

So, und jetzt schäle ich mal die Kartoffeln, bevor sie schrumplig und ungenießbar werden. 'S Kind hat Appetit auf Spinat und ich - ich irgendwie auch. Na dann... mal ran an das völlig reale Leben.

Sonntag, 1. November 2009

Kindheitserinnerungen

Es war einmal...
So fingen einst nicht nur die Märchen an, so... fängt im Grunde... die Geschichte eines jeden von uns an.
...und ich - ich wollte schon immer ne Prinzessin sein ;-)

Gerade heut, im Gespräch mit einer Freundin, fielen mir so Begebenheiten wieder ein... bei deren Erinnerung ich immer wieder denke, wie viel man eigentlich über sich selbst noch weiß und wie vieles davon schon ins Vergessen geriet.


Im Grunde eigentlich ein lustig begonnenes Gespräch: "...ich hab früher viel mit Puppen gespielt!"
"...ich auch!"
"Ich hab meine Puppen immer gepierct mit Stecknadeln."
"Ich auch!"
"Echt? Ist ja cool."
"Ich weiß noch, einmal hab ich die Füße der Puppe in die Nähmaschine meiner Mutter gehalten, nur um zu sehen, was passiert. Die Puppe hab ich nicht mehr herausbekommen... und dafür Stress mit der Mutter..."
"Also sowas... habe ich nun nicht gemacht... was das wohl psychologisch zu bedeuten hatte?"
Gelacht haben wir alle beide.

Und schon tauchten sie wieder auf - Bilder aus der Kindheit. Bilder, die ich irgendwie... vergessen hatte. Bilder, von denen ich mich zuweilen auch frage, was sie bis heute in mir hinterlassen haben. Was von diesen Bildern mich geprägt hat, sowohl im Guten als auch im Schlechten.
Woher kommt die tiefe Angst, einen Menschen, den man liebt, zu verlieren?
Woher kommt es also, dass man sich immer wieder weh tun lässt, anstatt die Konsequenzen zu ziehen?
Wie viele Frauen lassen sich verprügeln und bleiben dennoch bei ihrem Mann?
Wie viele Kinder lassen sich von ihren Eltern quälen und hängen dennoch an ihnen?
Wie viele Menschen lassen sich emotional immer wieder von ihrem Partner zerstören - und gehen dennoch nicht?
Was ist es also, das uns formt?
Und wenn diese Formung bereits in der Kindheit geschieht - sind dann meine Kindheitserinnerungen gar nicht so schön wie ich es heute denke? Sind in den Jahren, an die ich mich entweder gar nicht oder nur wenig erinnern kann, Dinge passiert, die ich sorgsam verdrängt habe?
Es gibt Erinnerungen, die wie ein Spotlight aufblitzen und die so weit zurückgehen, dass ich noch weiß, dass meine Oma mich als Kind gewickelt und mit Babypuder eingestiebt hat.
Dass ich in ihrer Zinkwanne auf dem Küchentisch badete und sagte: "Oma, du machst meine Federn ganz nass", weil mir das Wort "Haare" nicht einfiel ;-)
Dass sie mich abends in das Gitterbett legte und ein Handtuch über das Gitter hängte, damit das Licht aus dem Wohnzimmer mich nicht weckte, wenn sie die Tür öffnete.
Und diese Erinnerung an meinen 6. Geburtstag, an dem mein Opa auf dem Sofa lag und wir Kinder alle rausgeschickt wurden. War es dieser Geburtstag, an dem er starb?
Aus der Zeit später, mit 8 Jahren, mit 10, Jahren, mit 12 Jahren, gibt es nur wenige Erinnerungen...

"Würden Sie mir die Hypnose empfehlen?" hatte ich diese Woche meine behandelnde Ärztin gefragt.
"Ich weiß es nicht", hatte sie ratlos entgegnet, "ich kenne mich auch nicht so gut damit aus. Doch... Ich hätte die Bedenken, dass Sie vielleicht etwas über sich erfahren, das Sie zu Ihrem Schutz verdrängten. Und womit Sie heute vielleicht nicht umgehen könnten, wenn Sie es wüssten."
Genau diese Bauchschmerzen habe ich nämlich auch, wenn ich daran denke. Aber was, wenn dieses Wissen mich vielleicht von diesem Schmerz erlöste, für den sich bis heute keine Erklärung finden lässt?

Doch insgesamt... empfinde ich meine Kindheit als unbeschwert. Bis auf die ewige Angst im Dunkeln, die ich schon früh entwickelt habe und die mich noch heute quält ;-)
Ich abends allein in den Keller gehen - ein no go :-)
Ich abends allein durch die City - nur im Renngang wie ein Schisshase ;-)
Noch als Erwachsene habe ich unters Bett geguckt, bevor ich das Licht löschte und mich hineinlegte ;-)
Und noch heute hab ich Angst, mich im Dunkeln durch meine eigene Wohnung zu bewegen.
Aber vielleicht... habe ich ja auch nur zuviele falsche Filme geguckt, in denen selbst das Unmöglichste möglich war :-)
Ich meine, ich selber glaube ja auch an viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die so... abgefuckt klingen - sorry -, dass sie schon wieder wahr sein könnten.

Doch vielleicht... sollte ich mich jetzt ganz irdischen Dingen - zum Beispiel dem Zubereiten des Abendessens - zuwenden. Denn wenn die Kinder hungrig werden, passieren auch zuweilen Dinge, die ich manchmal einfach nicht glauben kann ;-)