Sonntag, 1. November 2009

Kindheitserinnerungen

Es war einmal...
So fingen einst nicht nur die Märchen an, so... fängt im Grunde... die Geschichte eines jeden von uns an.
...und ich - ich wollte schon immer ne Prinzessin sein ;-)

Gerade heut, im Gespräch mit einer Freundin, fielen mir so Begebenheiten wieder ein... bei deren Erinnerung ich immer wieder denke, wie viel man eigentlich über sich selbst noch weiß und wie vieles davon schon ins Vergessen geriet.


Im Grunde eigentlich ein lustig begonnenes Gespräch: "...ich hab früher viel mit Puppen gespielt!"
"...ich auch!"
"Ich hab meine Puppen immer gepierct mit Stecknadeln."
"Ich auch!"
"Echt? Ist ja cool."
"Ich weiß noch, einmal hab ich die Füße der Puppe in die Nähmaschine meiner Mutter gehalten, nur um zu sehen, was passiert. Die Puppe hab ich nicht mehr herausbekommen... und dafür Stress mit der Mutter..."
"Also sowas... habe ich nun nicht gemacht... was das wohl psychologisch zu bedeuten hatte?"
Gelacht haben wir alle beide.

Und schon tauchten sie wieder auf - Bilder aus der Kindheit. Bilder, die ich irgendwie... vergessen hatte. Bilder, von denen ich mich zuweilen auch frage, was sie bis heute in mir hinterlassen haben. Was von diesen Bildern mich geprägt hat, sowohl im Guten als auch im Schlechten.
Woher kommt die tiefe Angst, einen Menschen, den man liebt, zu verlieren?
Woher kommt es also, dass man sich immer wieder weh tun lässt, anstatt die Konsequenzen zu ziehen?
Wie viele Frauen lassen sich verprügeln und bleiben dennoch bei ihrem Mann?
Wie viele Kinder lassen sich von ihren Eltern quälen und hängen dennoch an ihnen?
Wie viele Menschen lassen sich emotional immer wieder von ihrem Partner zerstören - und gehen dennoch nicht?
Was ist es also, das uns formt?
Und wenn diese Formung bereits in der Kindheit geschieht - sind dann meine Kindheitserinnerungen gar nicht so schön wie ich es heute denke? Sind in den Jahren, an die ich mich entweder gar nicht oder nur wenig erinnern kann, Dinge passiert, die ich sorgsam verdrängt habe?
Es gibt Erinnerungen, die wie ein Spotlight aufblitzen und die so weit zurückgehen, dass ich noch weiß, dass meine Oma mich als Kind gewickelt und mit Babypuder eingestiebt hat.
Dass ich in ihrer Zinkwanne auf dem Küchentisch badete und sagte: "Oma, du machst meine Federn ganz nass", weil mir das Wort "Haare" nicht einfiel ;-)
Dass sie mich abends in das Gitterbett legte und ein Handtuch über das Gitter hängte, damit das Licht aus dem Wohnzimmer mich nicht weckte, wenn sie die Tür öffnete.
Und diese Erinnerung an meinen 6. Geburtstag, an dem mein Opa auf dem Sofa lag und wir Kinder alle rausgeschickt wurden. War es dieser Geburtstag, an dem er starb?
Aus der Zeit später, mit 8 Jahren, mit 10, Jahren, mit 12 Jahren, gibt es nur wenige Erinnerungen...

"Würden Sie mir die Hypnose empfehlen?" hatte ich diese Woche meine behandelnde Ärztin gefragt.
"Ich weiß es nicht", hatte sie ratlos entgegnet, "ich kenne mich auch nicht so gut damit aus. Doch... Ich hätte die Bedenken, dass Sie vielleicht etwas über sich erfahren, das Sie zu Ihrem Schutz verdrängten. Und womit Sie heute vielleicht nicht umgehen könnten, wenn Sie es wüssten."
Genau diese Bauchschmerzen habe ich nämlich auch, wenn ich daran denke. Aber was, wenn dieses Wissen mich vielleicht von diesem Schmerz erlöste, für den sich bis heute keine Erklärung finden lässt?

Doch insgesamt... empfinde ich meine Kindheit als unbeschwert. Bis auf die ewige Angst im Dunkeln, die ich schon früh entwickelt habe und die mich noch heute quält ;-)
Ich abends allein in den Keller gehen - ein no go :-)
Ich abends allein durch die City - nur im Renngang wie ein Schisshase ;-)
Noch als Erwachsene habe ich unters Bett geguckt, bevor ich das Licht löschte und mich hineinlegte ;-)
Und noch heute hab ich Angst, mich im Dunkeln durch meine eigene Wohnung zu bewegen.
Aber vielleicht... habe ich ja auch nur zuviele falsche Filme geguckt, in denen selbst das Unmöglichste möglich war :-)
Ich meine, ich selber glaube ja auch an viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die so... abgefuckt klingen - sorry -, dass sie schon wieder wahr sein könnten.

Doch vielleicht... sollte ich mich jetzt ganz irdischen Dingen - zum Beispiel dem Zubereiten des Abendessens - zuwenden. Denn wenn die Kinder hungrig werden, passieren auch zuweilen Dinge, die ich manchmal einfach nicht glauben kann ;-)

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