Wenn ich bildlich beschreiben sollte, wie ich mich in den letzten Tagen fühlte, dann... würde ich sagen.. Jogginghosen, zerknittertes T-Shirt, wilde ungekämmte Haare, ungeschminkt, ein Raum voller leerer Flaschen, irgendwo ein Sofa, irgendwo in einer Ecke ich, die Beine nachlässig irgendwo runterhängend, der Blick müde, der Körper antriebslos - und der Geist wie gelähmt von all dem, das der Kopf sagt, was zu tun wäre und zu dem man sich dennoch einfach nicht aufraffen kann.
Nachts wälze ich mich ruhlos, schlaflos hin und her, überlege tausend Wege, lege mir abertausend Möglichkeiten zurecht, wäge ab, zwinge mich in den Schlaf, träume von längst Vergangenem.. und manchmal habe ich zwischendrin ein wenig Angst, dass mich alles überrollt, dass mir alles aus der Hand gleitet und dass ich ganz am Ende auch mich selbst verlier. Aber diese Angst fühle ich nur nachts zwischen den Träumen, wenn ich erwache und auf die weiße Wand starre, an der sich das schwache Licht des Radioweckers bricht.
Andere sagen über mich, ich sei so stark - und dann sehe ich mir selber zu und denke: Wenn ich stark wäre, wie kann es dann sein, dass Niederschläge mich so aus dem Tritt bringen?
In dieser einen Woche war ich froh, dass ich die wichtigsten Dinge erledigen konnte, zuallererst den Job. Und den Anruf bei einer meiner längsten Freundinnen. Das liebe ich so an ihr oder uns: Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht gesehen, genau genommen vor einem Jahr zu ihrem Geburtstag. Das war auch der Moment, in dem wir das letzte Mal miteinander gesprochen hatten.
Aber keiner ist sauer auf den anderen oder enttäuscht vom anderen. Jeder weiß um den anderen und dass es nur einen Anruf braucht, nur einer Zeile bedarf. Wenn man kann. Man ist selten beieinander und dennoch nie voneinander weg.
Und dann schickt sie mir einfach so eine Postkarte und dazu ein Tütchen Badesalz der Marke Schokolade und rosa Pfeffer. Dabei habe ich weder Geburtstag noch gab es sonst irgendeinen Anlass. Vor allem kam es in einem für mich genau richtigen Moment, um mich wenigstens - bildlich! - aus der Sofaecke zu erheben und den Blick wieder neugierig werden zu lassen.
Sie liest ab und an in meinem Blog, dennoch vergewisserte sie sich über das eine oder andere noch einmal und am Ende sagte sie: "Gibt es eigentlich auch etwas Positives zu berichten?" und ich antwortete ohne zu zögern: "JAA! Ich habe gestern Post bekommen mit einer herrlichen Postkarte drin und einem wunderbaren Badesalz!" und dann haben wir beide gelacht.
Vielleicht lag in genau diesem Moment neben wenigen anderen positiven Impulsen der Woche genau der Antrieb, der mir gefehlt hatte. Das Vermögen, wieder mit mehr Hoffnung und etwas mehr Zuversicht nach vorn zu schauen und vor allem dem Jungen wieder etwas mehr Standsicherheit einzuhauchen.
Die Entlassung der drei Mitarbeiter zieht tatsächlich doch etwas größere Kreise - und der Ausgang ist derzeit noch ungewiss. Er birgt jedoch eine winzige Hoffnung, an die sich der Junge klammert. Er, den nichts so sehr beflügelt wie ihm entgegengebrachter Respekt, Achtung - und Wertschätzung. Klingt so selbstverständlich - und ist es so wenig...
Dennoch haben wir beide uns wieder auf die Beine gestellt, online alle erforderlichen Anträge gestellt, Bewerbungen zusammengestellt und versendet. (Was bin ICH froh, dass heutzutage so vieles, wenn nicht gar alles online möglich ist...) Auch habe ich mein Haushaltsbuch wieder hervorgekramt, wiederbelebt, Zahlen geprüft, Ausgaben geprüft und festgestellt, dass vielleicht sogar beides möglich ist: dem Jungen helfen und parallel dennoch am eigenen Wunsch basteln. Erkannt, dass die eine oder andere Angst vielleicht doch nicht so begründet war.
Was am Ende bleibt, ist Hoffnung. Es ist immer vor allem immer nur die Hoffnung darauf, dass die Dinge sich zum Positiven wenden, so oder so.
Letzte Woche waren wir in der Oper. Ich hatte mich für ein taubenblaues, bodenlanges Kleid entschieden und als wir die Treppe hinaufstiegen, fragte ich mich urplötzlich, warum ich eigentlich nicht das bodenlange rote Kleid gewählt hatte. Es hätte definitiv besser gepasst.