Freitag, 30. April 2021

Anekdötchen zum Freitag

Auf dem Geschäftskonto befindet sich eine Abbuchung der Pinkfarbenen, die niemand wirklich zuordnen kann, weil die Rechnung dazu fehlt. (Stimmen meinen ja, der Chef hat sie bloß verbummelt, weil er der einzige ist, der sich erinnern kann, sie mal gesehen zu haben. Aber gut.)

Also nehme ich mir den Kontoauszug, hänge mich in die Leitung und bin nach sage und schreibe zwei Minuten am Bearbeiter dran. Von wegen Früher war alles besser! :)
Er prüft, wundert sich, verspricht mir eine Umstellung von Papier- auf PDF-Versand (der treue Leser erinnert sich vielleicht, was das vor Jahren für eine scheiß Verrenkung war, weil sich das online partout nie einrichten lassen wollte) und die Nachsendung einer entsprechenden Kopie.

Er: "Haben Sie sonst noch irgendwelche Wünsche zu dieser Rufnummer?"

Ich: "Nein, vielen Dank, sonst passt alles."

Er: "Weil, ich kann ja mal gucken... Warten Sie mal... Ach Gott, bloß ne Sechstausender Leitung... Das kann man doch optimieren."

Ich: "Ne, kann man nicht, das geht dort in dem Ortsteil nicht, das wird erst noch ausgebaut, das Netz."

Er: "Na ja, aber ehrlich, sechstausend.. Normal geht unter Minimum Sechzehn nix mehr."

Ich: "Ja das stimmt, mit Sechs fange ich auch gar nicht erst an."

Stille.

Er räuspert sich, ich kriege einen roten Kopf. Wenigstens sieht er den nicht!

Freitag, 23. April 2021

Stand By Me


Wisst Ihr, was das Geilste am heutigen Freitag war? Nicht nur, dass Wochenende ist. Nicht nur, dass ich wieder zu Hause mit dem Liebsten bin. Nicht nur, dass es allen, die ich liebe, gut geht - einschließlich meiner Eltern, die erst am Montag geimpft worden waren und bis auf eine schmerzende Einstichstelle zunächst keine weiteren "Blessuren" davongetragen hatten. Auch nicht nur deshalb, weil mein Vater mir unbedingt von einer gestrigen Erkenntnis berichten wollte: "Wusstest du eigentlich, dass ihr Frauen auch eine Prostata habt? Die liegt über der.. über der.. wie heißt die noch mal.. Kliotiris?" 
Ich habe so herzhaft lachen müssen, dass der Mann wortlos die Terrasse verließ und sich in das Innere der Wohnung zurückbegab, um dort in Ruhe ungestört weiter surfen zu können. 
Und ich dachte, ich schreib das jetzt lieber gleich mal auf, bevor ich seine neueste Wortschöpfung wieder vergesse :)

Aber nein: Das Geilste am heutigen Freitag war, in den drei komma fünf Stunden der Heimfahrt zu sehen und zu genießen, wie rechts und links des Highways die Natur komplett aufbricht, alles neu erblüht - und alles wieder genau so herrlich farbenfroh wird wie ich genau das am Frühling so wahnsinnig liebe.
Ja und dann noch dazu so eine Mucke, die ich seit der Zeit, als ich begann, in Diskotheken zu gehen, einfach liebe, weil sie mir ein so unglaublich beschwingtes Lebensgefühl vermittelt. 

Eigentlich dürfte ich genau DAS jetzt nicht so aufschreiben, weil es dann maximal nur drei Tage dauert, bis sich dieses Lebensgefühl wieder in das Gegenteil verkehrt. Und bei diesem Gedanken muss ich gleich wieder an meinen Jungen denken, der sich für heute in die Nachtschicht in der Klinik eintragen ließ und morgen aber auch für die Frühschicht. Eine Frühschicht mit Krankenfahrdienst über Land. Ich weiß, dass er dem Wesen nach eine Eule ist (das hat er von seiner Mutter, ganz klar), aber wenn ihm Nachtschichten damit auch nicht so viel ausmachen wie vielleicht anderen, so braucht auch eine Eule ihre Ruhephasen (...) - und die hat er sich ja nun selber genommen. Das bedeutet, er wird rund 18 Stunden am Stück arbeiten. Ärzte, Pfleger werden drüber lachen, für die sind das kleine Fische, die kennen sowas zur Genüge. Und wäre er nur am Klinikstandort, würde ich das evtl. genau so sehen. Immerhin schlief sein Kollege letzte Nacht ja auch den Schlaf der Gerechten im Pausenraum, während der Junge einen Auftrag nach dem anderen abarbeitete, weil man eben besagten Kollegen nicht erreichen konnte. Und in der Nachtschicht sind sie halt auch nur zu zweit. Und dass so ein Power-Nap kleine Wunder bewirken kann, habe ich selbst schon mehrfach erfolgreich getestet.
Aber die Tagschicht bedeutet: ständig mit dem Krankenfahrzeug unterwegs, keine Pause; wenn er Pech hat, nicht mal zum Essen - und dann irgendwann noch ca. 45 Minuten lang nach Hause fahren. Da mache ich mir schon so meine Gedanken. Ob er dann noch aufmerksam genug ist, auf den Straßenverkehr zu achten. Ob ihm hoffentlich nichts passiert. Ob er hoffentlich niemandem anderen schadet. Heute Morgen hab ich nur zum Abschied gesagt: "Kannst du die Schicht denn nicht noch tauschen?" 
"Ne, will ich so kurzfristig nicht, war ja mein Versehen."
"Ok. Aber pass bitte gut auf dich auf."
Ist ja nicht so, dass ich ihm nicht zutraue, er könnts nicht schaffen. Es ist nur, dass ich mich bei sowas um ihn sorge, grad weil er ja auch so ein Mensch ist, die Gedanken hier, die Gedanken da, nicht immer da, wo sie grad sein sollten (wieso nur kommt mir das auch so bekannt vor? ;)), na ja und dann passiert eben schnell auch mal was. 
Aber okay, ich habs jetzt hier aufgeschrieben, damit bekomm ich es ein Stück weit aus meinem Kopf raus und morgen Abend werde ich ja sehen, ob und dass er hoffentlich in seinem Bett liegt und sich ausschläft. Kann er wenigstens nicht rauchen in der Zeit, hat also auch sein Gutes. 

Eigentlich dachte ich, ich würde mich heut Abend wieder hersetzen und Steine bemalen. Aber erstens guckte der Mann schon etwas konsterniert, weil ich mich an den Schreibtisch statt zu ihm setzte (aber hey, wenn ER am iPad rumgurkelt, dann kann ich ja auch bloggen, oder? :)) und zweitens hat er mir den letzten Rosé eingeschenkt, der noch im Kühlschrank stand. Und jetzt? Hab ich ein Gesicht, als hättsch zu lange in der Sonne gelegen; ich fühl mich außerdem, als sei ich auf Speed und eigentlich.. hab ich heut fürs Malen, glaub ich, keine innere Ruhe mehr. Morgen. Vielleicht. Oder Sonntag. Sonntag dürfte auch ein guter Tag zum Steinebemalen werden. Immerhin hat erst gestern eine Kollegin den einen bewundert, den ich schon eine ganze Weile mit mir herumtrage, weil ich es einfach nicht schaffe, ihn der herzliebsten Freundin zu schicken - und sie fragte mich dann im dritten Anlauf, ob sie sich auch einen aussuchen dürfte. Natürlich darf sie das! Mich freut das wirklich richtig sehr, dass die Steine gefallen und dass die auch sogar jemand haben möchte, so von sich aus. 

So und jetzt geh ich zu meinem Mann und schaue mal nach, wo wir.. ach nun ja.. ;)

Mittwoch, 21. April 2021

Das Netz in Pink

Ich habs grad mal gegoogelt: Onlinedating gibt es schon seit 1995. Mich selbst gab es dort erstmals im Frühjahr 2003. Und das auch nur, weil mir meine damalige Freundin immer wieder und sehr eindringlich dazu riet: Nach dem schwierigen Ehe-Aus und einer schmerzhaften Trennung meinte sie, es sei unbedingt gut für mich, etwas Ablenkung zu finden. Ganz egal, was dabei rauskommen würde - Hauptsache, ich käme mal auf andere Gedanken. 
Also habe ich das irgendwann einfach gemacht. Von nix ne Ahnung gehabt, einfach gestartet und auf mich wirken lassen. Und klar hatte ich Zweifel. Ich glaubte ernsthaft, alle Männer in dem von mir bevorzugten Alter *kreisch* seien sowieso alle (glücklich) vergeben, mir bliebe jetzt nur noch ein Jungbrunnen oder ein Opa. 

Worauf ich damals schon nicht eingestellt war (Stichwort: von nix ne Ahnung!), war die Tatsache, dass solche Art Plattformen eben auch ideale Plattformen waren und sind für all diese verkrachten Menschen: Männer geben sich als Frauen aus, Frauen sich als Männer, Ehepartner geben sich als Singles aus oder als getrennt (wovon die bessere Hälfte übrigens gar nix wusste) - kurz, man kann im Netz sein, wer man will, die Anonymität machts leicht. (Man kann das in der Realität natürlich genauso, also jedenfalls Single sein; der Rest würde freilich schwierig ;)) 

Was die Anonymität im Netz genauso einfach macht, erlebe ich seit 2008, seit ich zum Beispiel auch bei FB herumschwirre, immer wieder - und trotz allem Wissens erschüttert es mich auch immer wieder: Die Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen, und je anonymer Du Dich selbst dort hältst, desto rauher wird der Ton. Zumindest war es vor wenigen Jahren noch so. Zwischenzeitlich gehen die Leute "offen" auf andere los, beschimpfen, beschmutzen, was das Zeug hält - und man muss sich mittlerweile wirklich gut überlegen, ob man sich überhaupt noch an einer Diskussion beteiligt oder es besser lässt. So für den eigenen Seelenfrieden und die eigenen Nerven und so. 
Aber ist es nicht auch wirklich erschütternd, dass es kaum noch ein Thema gibt, bei dem es sowas wie eine Diskussionskultur gibt? Ich habs schon öfter gefragt, aber ich frage mich das in der Tat auch immer öfter selbst: Was ist nur mit uns Menschen los?

Selbiges dachte ich auch beim Thema der pinkfarbenen Handschuhe für die Entsorgung der monatlich benötigten Hygieneartikel der Frau. Wirklich rein zufällig haben der Mann und ich diesen Abschnitt der Sendung mit den Löwen gesehen. Ich weiß noch, dass der Mann zu mir meinte: "Na ja, aber da kannste auch deine kleinen Tütchen für nehmen, brauchste nicht extra nen Handschuh." Gemeinschaftlich befanden wir außerdem: Drei Euro für zehn Torpedos und zehn pinkfarbene Handschuhe zum Entsorgen sind zu teuer. Und überhaupt schon wieder Plastikmüll, ach na ja ne.
Und irgendwie war das Thema für uns dann auch erledigt.
Umso überraschter war ich, was im Anschluss an diese Sendung im Netz lostobte. 
Vor allem nach der Kritik der beiden Erfinderinnen der Periodenunterwäsche. Zwei Frauen, die vor zwei Jahren auch bei den Löwen waren - und ohne einen Deal wieder von dannen ziehen mussten. 
Und jetzt mokieren sie sich und empfinden es als einen Angriff auf die Frau, weil ein Mann etwas erfindet und dafür auch noch belohnt wird, während die Frau etwas für sich selbst erfindet und nix bekommt?
Ich sags mal so: Neu ist diese Erfindung des Handschuhs an sich sicherlich nicht - und ob der Handschuh nun pink sein musste oder nicht, ach Gottchen, na ja, also wisster. Mir persönlich isses scheißegal, ob nun blau oder grün oder pink oder schwarz. Und vielleicht ist das Ganze auch nach vier Jahren Nachdenkzeit noch nicht ausgereift gewesen, wenn zwar der Handschuh recyclingfähig ist, aber er ja zusammen mit einem Torpedo im Müll landet - und dann sieht die Recyclingfähigkeit schon wieder etwas diffiziler aus. 
Den Grundgedanken an sich aber fand ich persönlich jetzt trotzdem nicht so verkehrt: Je nach Intensität einer Erdbeerwoche kann ja auch das Entfernen in eine Sauerei ausarten. Wenn man dann das Ganze gleich noch in eine Hülle auffangen kann - wieso nicht? Und ich bin auch eine Frau, die sich für ihre Erdbeerwoche nicht schämt oder so n Scheiß, ich hab da auch keine Komplexe und der Mann auch kein Problem - aber ich hab es trotzdem gerne sauber und diskret und will obendrein auch nicht irgendwelche durchgesibschten Teile in meinem Müll wiedersehen, wann immer ich den Deckel öffne. An guten Tagen können da gerne auch mal zehn Stück zusammenkommen. Was ist mit Euch Frauen los, die der Meinung sind, sowas muss man nicht tabuisieren, das gehört nun mal zur Frau dazu und soll ruhig jeder sehen? Na klar gehört das dazu - aber deswegen ist das trotzdem immer noch nix Schönes, das ich mir immer wieder angucken muss?! Ihr kackt doch auch nicht anderen vor die Tür und hebt dann die Schultern "Ja sorry, konntsch nicht mehr halten, aber is ja auch was ganz Natürliches und mit der Zeit sogar biologisch abbaubar!"
Und ja, auch die Frauenartikel können riechen - und wenns um Gerüche geht, gleich welcher Art, da bin ich empfindlich. Ich muss das nicht haben und bin da für jede Idee, jede Lösung offen.
Und ich bin eine Frau, die im Gegenzug mit so nem Erdbeerschlüpper nix anfangen kann und auch nicht will. Mir persönlich ist das viel zu unhygienisch, ähnlich wie das Tragen von Binden - auch wenn die Schlüpper vermutlich das ökologisch Nachhaltigste sind. 
Ich mags trotzdem nicht haben. 
Meiner Meinung nach reguliert sowas einfach auch der Markt: Entweder wird ein Produkt angenommen - oder es wird nicht angenommen. Und mir persönlich ist das sowas von egal, ob da ein Mann für die Frau erfunden hat oder die Frau für die Frau. Das Produkt muss gut sein - der Rest ist doch wurscht!? Die Pille hat übrigens auch ein Mann erfunden - sollen die Frauen die jetzt auch nicht nehmen, bloß weil da ein Mann seine Griffel im Spiel hatte? Und die Pillen, wenn ich mich recht erinnere, waren früher auch pink bis  rosa. Hat auch bloß niemanden interessiert und das beste ist: An der Farbe is auch niemand kaputtgegangen, die hat doch tatsächlich niemandem geschadet.

Beim Anschauen des Kritikvideos der Schlüppershopgründerinnen auf Instagram jedoch überkam mich vor allem ein Gedanke: Ey, eure Kritik klingt vor allem nach Neid, nur weil die zwei Typen nen Deal bekommen haben und ihr nicht. Vielleicht war Euer Produkt aber auch einfach nicht so der Brüller?
Mit über 3 Millionen Klicks haben sie außerdem nebenbei gleich noch n bisschen Werbung für sich und ihr Produkt gemacht, kann ja auch nicht schaden, nicht wahr? Man macht ja genau genommen schon Werbung in der Löwen-Sendung, ganz egal, ob man mit nem Deal da rausspaziert oder nicht. Wenn was wirklich gut ist, setzt sichs auch anschließend durch. Ob die zwei Schnaken genau davor möglicherweise Angst hatten?

Wirklich erschüttert aber war ich dann heute Abend, als ich las, wie es den beiden Männern und ihrem Handschuh inzwischen ergangen ist: 

"Die Gründer schreiben in ihrem Statement auch über das Ausmaß der Kritik: 'Was uns nachhaltig sehr trifft, ist die Tatsache, dass wir einer heftigen Welle an Hass, Mobbing und Gewaltandrohungen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt sind. Wir werden auf offener Straße attackiert und beschimpft.'“ 

Echt jetzt? So weit ist das Ganze gegangen? Wegen nem Handschuh in Pink?? So sehr haben sich die Frauen im Netz gegenseitig selber hochgeschaukelt, teils anonym und dann ganz in echt auf offener Straße?? Seid Ihr noch zu retten?? Ob das auch so ausgeartet wäre, hätten da nicht zwei Männer, sondern zwei Frauen gestanden? Man darf es tatsächlich bezweifeln.
Da möchte man doch sagen: Schämt Euch, Ihr zwei Weiber von Instagram, für das, was Ihr da losgetreten habt und Euch vermutlich immer noch im Recht damit fühlt. Ob das dem Feminismus wirklich gutgetan hat oder Ihr beide genau den Grund dafür liefert, warum Feministinnen bis heute so belächelt und so wenig ernst genommen werden, da bin ich mir echt auch nicht mehr sicher. 
Und ich bin wirklich eine Frau, manche von Euch konnten sich davon auch schon live überzeugen.

Ich persönlich finde es jedenfalls einfach nur noch traurig, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft mit jedem Jahr weiterentwickelt. 

Ich bin übrigens auch eine Frau mit mehr Freundinnen als Freunden - und als solche zeigte ich gestern bei FB dieses Foto mit der Frage, die ich dem Mann zuvor gestellt hatte: "Sach ma... schlägst du mich manchmal nachts heimlich?"
Denn dieser blaue Fleck war am Abend zuvor noch nicht da, gestoßen hatte ich mich auch nicht - aber nachdem ich mich morgens am Schreibtisch niedergelassen hatte, stellte ich eine leichte Verfärbung fest, die im Laufe des Tages immer deutlicher wurde. 
Was soll ich sagen... Kommentiert hatten nur Freundinnen - und alle waren für den Mann und alle gegen mich. Pffff. Sind wahrscheinlich alles keine Feministinnen ;) 

Dienstag, 13. April 2021

Still ruht der See

 


Als ich dieses Video zufällig bei FB fand, konnte ich einfach nicht aufhören zu lachen: Nicht nur, dass ich rein optisch vom Hals abwärts der linken Protagonistin sehr ähnlich bin, nein, auch die Mimik (köstlich!!!) und diese Erkenntnis: Einmal hingucken reicht, um zu verstehen, dass die eigene Grenze bereits vor dem allerersten Versuch erreicht war - und stattdessen dem Dolce Vita zu frönen... Herrlichst!!!

Der Mann hat zwar auch gelacht, noch mehr aber freilich die rechte Protagonistin bewundert - und natürlich durftsch mir gleich wieder n Vortrag anhören über Disziplin, Kontinuität und so weiter. Kenn ich alles, habe ich mindestens schon hundertfünfzig Mal gehört, so dass ich spätestens ab dem dritten Satz abschalte und intuitiv nur noch an den richtigen Stellen verstehend nicke, während ich gedanklich längst schon wieder sonstwohin abgeschweift bin. 

Nicht falsch verstehen: Natürlich steckt auch in meinem Fleisch ein Stachel Eitelkeit, aber gefallen will ich in allererster Linie vor allem mir selbst. Weder bin ich besessen von Idealen, die andere für sich selber stecken, noch bin ich erfüllt von einem falschen Ehrgeiz, der mich nur dann zufrieden sein lässt, wenn alles ganz nach Plan abgearbeitet ist und läuft. Ich bin einfach nicht dafür gemacht, unrealistischen Zielen nachzulaufen und mir selber das kleine bisschen Leben zu vermiesen.

Überhaupt auch frage ich mich manchmal, ob irgendwas mit mir nicht (mehr) stimmt. Ob ich irgendwo vielleicht doch ne Überproduktion von Serotonin oder Oxytocin oder was weiß ich hab? Vor gut zehn Jahren vermutete ja die Schmerzärztin schon mal sowas in der Art, allerdings im Hinblick einer negativen Auswirkung auf meinen Körper, und als ich fragte, ob man das denn nicht messen könne, antwortete sie spontan: "Ja, aber erst, wenn Sie tot sind." Nun ja. E bissl kontraproduktiv, wenn Ihr mich fragt. 
Aber.. Es ist ja nun nicht so, dass mich nichts mehr berührt oder Negatives mich nicht mehr tangiert oder nicht auch verrückt machen würde. Aber wie ich letztens schon erzählte, stelle ich doch immer öfter an mir fest, wie gelassen ich auf vieles reagiere. Ich erinnerte mich auch an eine Schmerztherapeutin, die mich fragte, wie ich Frust und Ärger rausließe. Und ich erklärte, dass ich immer Musik hören würde, wenn mir was zuviel würde. Und sie meinte, das sei ja gut und schön, aber ich müsse es doch auch mal rauslassen. Mach ich doch! Zwar singe ich nicht mit, wenn ich frustriert bin, und abtanzen tu ich dann auch nicht - aber wenn alle vier Wände erzittern ob der Klänge (okay, meist sind es nicht die vier Wände zu Hause, sondern eher der kleine Schwarze auf dem Highway), dann dauert es meist auch nicht lange, bis der Bass auch den allerletzten Funken Frust aus meinen Körper rausgedrumt hat. 

Oder funktioniert das mit der Malerei doch besser als ich dachte? Dass ich noch besser dabei abschalten und runterfahren kann, so dass es einiges mehr bräuchte, um mich aus dem Meer der Glückseligkeit wieder rauszuziehen? 

Wat weet ick. 

Vielleicht ist es ja auch die Gelassenheit des Alters, die mehr und mehr nach mir greift. Wobei.. Gelassenheit des Alters... Der Mann is ja noch n Stück älter als ich und von Gelassenheit kann man bei ihm eigentlich nicht sprechen. Ich meine, wir wissen beide, dass er.. nun sagen wir.. zum Beispiel kein einfacher Beifahrer ist. 
Warum fährst du immer so weit links?
Warum fährst du immer so weit rechts?
Fahr nicht so dicht auf!
Du hast aber schon gesehen, dass hier nur 120 sind?
Wieviel fahrn mer denn... aaaaaah ja....
Du kannst hier gleich links abbiegen.. Links! LINKS! (Mein Navi meinte ja geradeaus, aber was weiß die schon!)

Sein Lieblingsspruch ist dann oft: "Lass mich hier raus, da lauf ich lieber heim!"
Das hat er auch schon auf der Autobahn gebracht, wo ich dann abbremste und fragte: "Jetzt gleich? Hier?" und wir dann natürlich doch gemeinsam weiter nach Hause gefahren sind.
Außer letzten Freitag.
Da waren wir zwar nicht auf der Autobahn, aber mitten im besten Feierabendverkehr mitten in M.
Als sein Blut in Nullkommanix hochwallte und er begehrte, aussteigen zu wollen, hielt ich auch sofort an, er sprang raus, knallte die Tür zu und ich fuhr zackig weiter, ohne mich auch nur einmal umzudrehen, drehte dafür meine Musik auf Wohlfühllautstärke hoch und hangelte mich durch besagten Berufsverkehr nach Hause. Weder ließ ich mich von seiner Laune noch von seinem Spontanfrust runterziehen, ach iwo, die Sonne schien, die Mucke stimmte, ich sang vergnügt mit und war natürlich noch vor ihm daheim. Ob er tatsächlich heimlaufen musste, weil er eventuell die Bahncard nicht dabei hatte, das habe ich auch später nicht gefragt. Gut möglich, dass er laufen musste, denn als er daheim ankam, war seine explosive Stimmung wieder verraucht (Sport macht den Kopf frei, hab ich mir mal sagen lassen) und es konnte die allererste Bratwurst vom niegelnagelneuen Grill in beiderseitiger friedlicher Abend-Stimmung verspeist werden. 

Manchmal denke ich ja, dass wir uns beide sehr, sehr ähnlich sind und genau unsere Eigenheiten uns am anderen nerven. Aber worans auch immer liegen mag - an der nordischen Herkunft, an der Malerei, am Alter oder auch der Kombi aus allem... Ist es nicht doch irgendwie auch eigenartig, dass ich mich überhaupt frage, ob mit mir was nicht stimmt, nur weil ich genüßlich in meinem inneren stillen See ruhe? Denn genau genommen ist es doch eigentlich nix Negatives, wenn man weiß, wo die eigenen Grenzen liegen, man nicht von falschem Ehrgeiz zerfressen wird und auch nicht ständig danach strebt, irgendwas zu sein, das man gar nicht ist? Dass ich zwar meine Ziele habe, aber auch genießen kann, was ich schon erreicht hab, ohne mich ständig neu anzutreiben und nie wirklich zur Ruhe zu finden. Ich mach mir ja wirklich nicht viel aus Alkohol - aber lieber greife ich dann doch zum Weinchen als dass ich mich stressen ließe. 
Wie heißt es doch so schön? "Das Leben ist viel zu kurz für Knäckebrot." Eben! ;)