Vor kurzem las ich folgenden Satz: "Mein Wunsch, politisch informiert zu bleiben und mein Wunsch nach mentaler Gesundheit lassen sich dieser Tage nur schwer vereinbaren."
Gibt auch andere Sprüche, die durchaus auf mich zutreffen. Solche wie, dass man die Nachrichten abschaltet und zur Entspannung des Kopfes eine Serienmörderdoku schaut.
Vor zwei Tagen, der Mann hatte sich schon schlafen gelegt, da schaute ich noch eine Talkshow mit dem "Bayernkönig". Die Gäste, die noch dazu geladen waren, kannte ich bis dato nicht. Das war.. in Summe eine Runde, die mir von Beginn an ein Unbehagen vermittelte, ohne dass ich hätte begründen können, warum.
Am Ende der Sendung jedenfalls.. da dachte ich, ich muss noch irgendetwas anderes sehen oder hören, Musik oder irgendetwas, das die Sinne wieder beruhigen könnte. Selten war ich innerlich so aufgewühlt wie nach dieser Sendung. Ich habe bislang kaum etwas gesehen oder gehört, das die Bedrohung durch einen Krieg mit Deutschland so nahe brachte wie diese. Für mein Empfinden wurde mit jedem Satz ausgedrückt, dass wir uns nicht auf die Amerikaner verlassen können, dass wir jetzt und sofort aufrüsten müssen und dass wir jetzt und sofort die Wehrpflicht wieder einführen müssen, damit wir, wenn es denn dann soweit wäre, auch genügend Soldaten zur Verteidigung hätten. Eine Verteidigung vor dem Russen, weil der seit Jahren nichts anderes täte, als "den Westen" zu testen. Wie weit er wirklich gehen könne. Der erste Versuch sei die Krim gewesen, der zweite die Ukraine, der dritte könne Estland treffen - und dann über Polen auch Deutschland. Der Älteste in dieser Runde, ich habe seinen Namen vergessen, der bei beinah jedem Satz den Blick nach oben richtete, anstatt seinen Gesprächspartnern ins Gesicht zu schauen (etwas, das ich persönlich als sehr befremdlich empfand), erwähnte eine Umfrage, nach der 60 Prozent der Deutschen im Verteidigungsfall unser Land nicht verteidigen wollen würden. In dem Maße, wie er sich darüber erboste, brachte es mir einen Spruch aus meiner Jugend wieder in Erinnerung: "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin."
Ich habe mich in den letzten Wochen immer öfter gefragt, ob die Menschen, die in Talkshows oder geheimen Runden oder sonstwo sitzen, ob die wirklich das alles glauben, was versucht wird, den Menschen offiziell beizubringen - oder ob es jetzt nur darum geht, dem Wählervolk beizubringen, dass man nur einen einzigen Tag nach den Wahlen eine völlig entgegen gerichtete Position einnehmen konnte - und dieses Volk jetzt diese Entscheidungen auch mitzutragen hätte. Fünfhundert Milliarden Sondervermögen, auf deutsch: fünfhundert Milliarden neue Schulden, weil man jetzt neben all dem grundsätzlichen Bedarf in Deutschland ja nun auch aufrüsten müsse - das sei nun mal alles so teuer und man reagiere nur auf die veränderte Weltpolitik, weil die Amerikaner ihre Unterstützung für die Ukraine versagt hätten und jetzt Europa, insbesondere Deutschland gefordert sei.
Was ich persönlich von all dem denken oder halten soll, weiß ich nicht. Ich frage mich, wie Deutschland seit dem Kriegsende 1945 so entspannt mit den Russen leben konnte, ohne sich je bedroht fühlen zu müssen, in diesen Zeiten sogar Abrüstung vereinbart worden war - und wann genau das eigentlich begonnen hatte, sich wieder zu verändern. Ich frage mich schon länger, ob auch nur irgendjemand ernsthaft glauben kann, alle Gefahr ginge allein vom Russen aus. Ob wirklich jemand ernsthaft glaube, der Russe könne seine Finger nach Deutschland ausstrecken. Obwohl jedem klar sein müsste, dass, sobald er ein Nato-Gebiet militärisch betrete, sofort der Bündnisfall einträte. Und ob der Amerikaner sich wirklich komplett aus allem raushielte? Kann er doch gar nicht.. Müsste er dann nicht auch sämtliche Stationierungen aus sämtlichen NATO-Ländern zurückziehen? Hatte er das nicht auch mit Deutschland vor? Und ist genau das bis heute passiert?
Stellt Euch nur mal vor, Europa käme in Verhandlungen mit Russland - und käme zu einer diplomatischen Lösung. Stellt Euch nur mal vor, Europa und Russland näherten einander wieder an - nur mal hypothetisch. Was wäre die Folge? Würde damit nicht genau das eintreten, was den Amerikaner von seinem Thron der Weltmacht holte? Glaubt jemand wirklich, dass die Amerikaner dies zuließen?
Warum verlassen wir uns auf einen Partner, auf ein Land, das mehr als einen Krieg anzettelte? Ich denke da nur an den Irak und an den Vietnam-Krieg. Im Irak wollte man an das Öl, in Vietnam die Ausbreitung des Kommunismus verhindern, damit andere diesem nicht folgen würden.
Heute verlangt die amerikanische Fönfrisur von der Ukraine Bodenschätze im Gegenwert von 500 Milliarden Dollar - als Wiedergutmachung für geleistete Kriegshilfe. Im Übrigen deutlich mehr als tatsächlich an Hilfe geleistet worden ist, sei es als Finanzhilfe oder in Form von Kriegsmitteln. Da habe ich noch zum Mann gesagt "Na endlich zeigen sie mal offen, worums hier eigentlich wirklich von Anfang an ging."
Heute hat die Fönwelle den Golf von Mexico in Golf von Amerika umbenannt. Darf der das? Der darf das - auch wenn dieser Bezeichnung außerhalb von Amerika niemand folgen muss. Allein den Schritt jedoch empfinde ich als sehr bezeichnend..
Heute streckt die gelbe Fönfrisur die gierigen, klebrigen Finger nach Grönland aus - und sagt ganz offen: "Wir werden es bekommen. Auf die eine oder andere Weise werden wir es bekommen." Das mag Säbelrasseln bedeuten, ähnlich wie die Ankündigung der Zollerhebungen, die nur einen Tag nach Erhebung wieder relativiert worden sind. Und seine Rhetorik mag Kindergartenniveau sein. Und: Angeblich brauche Amerika dieses Land aus Sicherheitsgründen. Fakt ist: Wie in der Ukraine lagern auch hier seltene Bodenschätze. Wird also auch hier ein Konflikt zu erwarten sein, der eines Tages militärisch "gelöst" werden muss? Wird dann genauso gelogen wie vor zwanzig Jahren beim Irak, um einen Krieg begründen zu können?
Wenn man all dies sieht, hört, liest, ganz ehrlich... Warum soll ich meine Kinder, meine Brüder, meinen Mann in einem Krieg sehen müssen, den alte weiße gierige Machthaber führen, die sich währenddessen in ihre sicheren Bunker zurückziehen und die ganze Scheiße aussitzen, während Menschen für ihre Spielchen und ihre Gier und ihre Machtansprüche sterben? Die alles und jeden über die Klinge springen lassen, solange es ihren eigenen Interessen dient?
Und jetzt stelle man sich doch - angelehnt an den Spruch aus meiner Schulzeit - vor, es wäre Krieg und niemand, wirklich niemand ginge hin... Von keiner Seite... Wie machtlos wären da die Machthaber?
Das ist ein Wunschtraum, ich weiß. Leider Gottes ist das ein frommer Wunschtraum und wird auch einer bleiben. Trotzdem frage ich mich immer öfter, warum Europa weiterhin Seite an Seite mit den Amis steht - und zulässt, dass mit der anderen Seite erst gar keine Diplomatie möglich, sondern stattdessen ernsthaft eine Beteiligung Deutschlands durch Lieferung von Taurus erwogen wird. So oft wie nie zuvor denke ich in diesen Tagen an die Kuba-Krise - und das Blumenmädchen in mir hofft noch immer, dass es noch rechtzeitig möglich ist, diesen Krieg zu beenden und die Lage zu deeskalieren, bevor es ganz böse für alle wird.
1 Kommentar:
Über 90 %, was an Politik veröffentlicht wird, weigere ich mich, ernsthaft darüber nachzudenken. Und das wirklich von mir lustig empfundene Wort war "Fönfrisur" aber ohne ihn gäbe es weniger Probleme. - Nachtgruß zu dir
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